Nr. 194.

Von der deutschen   Einzelstaaterei. Daß die

Dienstag, 19. August 1930.

Einzelſtaterei der Deutſchen Republik bem poft Ein schweres gefeßwidriges Unrecht an den Lehrer- Altpensionisten

tischen und wirtschaftlichen Vorwärtskommen

cite 5..

züge nach dem VII. Teil des Gesetzes Nr. 103/20 ( Beamtenbesoldungsgesetz) bezw. Abschnitt V, 1. Teil des Gesetzes Nr. 104/26( Lehrergesetz)... festge setzte Ausmaß nicht übersteigt."

Diefer Sermächtigt", d. h. wohl im Zusam schriften der§§ 1 und 2 dieses Gesetzes beauf menhang mit der imperativen Fassung der Vor­Sinne der Vorschriften der Gefeße Nr. 103/26 und tragt die Regierung, die Pensionsgrundlage int Nr. 104/26 für die Ueberleitung der Bezüge nach diesen Gesetzen festzusetzen, und zwar so, daß fic das nach diesen Gesetzen gebührende Ausmaß nicht

übersteigen.

Nur dann also, wenn die Bezüge bei Durch­

allerhand Hemmungen bereitet, ist ein häufiges Das Gesetz Nr. 70/30 hat den Altpensionisten punktes der Pensionierung bewirkt worden ist, auf Thema dieser Zeit. Einige Fortschritte sind unter den Staatsangestellten die volle Gleichstellung gehoben werden. Mit dieser klar und oft betonten immerhin gegen die vormärzliche Zeit erzielt mit jenen ihrer Kollegen gebracht, die unter der Tendenz des Gesetzes steht es aber in unlösbarem worden, wenn man Rückschau hält auf Vor- Geltungsbauer des neuen Beamtenbesoldungsge. Widerspruch, wenn die vor dem 1. 1. 1926 pen gänge, die jetzt als Kuriosa anmuten. Reuß seyes Nr. 103/26 in den Ruhestand versetzt worden fionierten leitenden Lehrer, bei Durchführung des fungerer Linie, das 826 Quadratkilometer groß sind. In der ganz gleichen Weise sind auch die Gleichstellungsgesetzes eine um Hunderte von Kronen war und 40.000 Einwohner zählte, stand mit Lehrer der staatlichen Anstalten( Mittel und Fach geringere Funktionszulage( jetzt heißt sie Direktor feinem nachbarlichen Großstaat Reuß anderer schulen) behandelt worden und es erhielten auch bezw. Leitergulage) erhalten, wie jene, die auf Linie nicht auf bestem Fuße. In den Kirchen die Direktoren dieser Schulen die besondere Zulage, Grund des Gesetzes Nr. 104/26 in den Ruhestand des Landes Heinrich des Zweiundsiebzigsten die sie für die Besorgung der Leitungsgeschäfte versetzt worden sind. betete man bantals: während der Dauer ihrer Afivität( die Funktions- Aber auch für den Juristen ist klar, daß Schlacht der Schönheitsmittter. Zu einem wil zulage, jetzt im Geset Nr. 103/26) als Funktions- hier eine vollständig irrige Deutung gesetzlicher führung des Gesetzes Nr. 70/30 höher wären, als den Handgemenge kam es in Madrid   zwischen den gehalt bezeichnet erscheint, in der Höhe bemessen, Anordnungen vorliegt. Müttern mehrerer Schönheitskönigin Aspirantinnen, wie sie durch das neue Gefes festgesetzt ist. Die im§ 51, Abs. 2 enthaltene Bestimmung, wie sie einem unter der Geltungsdauer des Ges. von denen nur eine naturgemäß als Schönheits- Den Lehrern aber, die im Zeitpunkte ihrer die die Ursache der Benachteiligung der Lehrer- Alt- Nr. 101/26 nach diesem Gesetze pensionierten, leiten­fönigin gewählt war. Die Polizei hatte größte Versehung in den Ruhestand sich in leitender Stel- pensionisten, soweit sie in leitender Stellung ge- den Lehrer gebührten, wäre das Ministerium be­Mühe, die Kampfhennen auseinander zu treiben. lung befunden hatten, d. f. Schulleiter( an ein- wefen sind und deren Witwen bei Durchführung rechtigt, eine Kürzung der Funktionszulage vorzu­Das Postamt Prag 2 wird wegen Maler- lassigen Volksschulen), Oberlehrer( an mehrklassi des neuen Gefetes bildet, nimmt auf teine be nehmen. Da diese Voraussetzung aber bei tei. arbeiten am 20. und 21. August nicht amtieren, gen Volksschulen) und Bürgerschuldirektoren, er stimmte Anordnung des Gesetzes selbst bezug und nem einzigen Leiter der Volks- oder Bürger­und zwar werden an diesen beiden Tagen die Kaffa hielten die Funktionszulage lediglich im so ist man bei Prüfung ihrer Gefeymäßigkeit lebig- schule eintritt bezw. eingetreten ist und dies auch und die Räumlichkeiten für Erlagschein- und Post­lich auf Vermutungen angewiesen. gar nicht behauptet wird, so ist auch die Belassung Diese peinliche Ueberraschung, die in Wahr­sionisten bedeutet, ist darauf zurückzuführen, daß die Durchführungsverordnung der Regierung zu die ſem Gesez, die unter Nr. 96 in der offiziellen Sammlung erschienen ist, im§ 51 folgendes aus

22. und 23. d. M. feine eingeschriebenen Briefe und feine Postpakete angenommen werden. Der übrige Dienst des Postamtes, insbesondere der Telephon­und Telegraphendienst, wird in vollem Umfange auch während der obenangeführten Tage aufrecht

erhalten werden.

Ueberstunden mit Orchefter.

bisherigen Ausmaße angewiesen.

spricht

anweisungsaufgabe geschlossen sein, während am beit eine bittere Enttäuschung der Lehrer- Altpen- gerade im§ 51 getroffen wird die Eingliederung maße unmöglich. Vielleicht vermeinen die Ser­Der Umstand, daß die besprochene Anordnung der Funktionszulage im früheren geringeren Aus­der leitenden Volks- und Bürgerschullehrer in der ren Verfasser der Regierungsverordnung ihre Be gleichen Gruppe, wie die Gendarmen, Sicherheitsrechtigung zur Erlassung der Anordnung des§ 51, wachleute und Grenzer" ist für die Einstellung des Abs. 2 dieser Verordnung auch daraus ableiten zu Verfassers der Verordnung gegenüber dem Volts fönnen, daß der eben erwähnte§ 5 des Gesetzes und Bürgerschullehrerstand schon an sich sympto fich sympto Nr. 70/30 der Regierung die Ermächtigung gibt, " Die Pensionsgrundlage erhöht sich bei den matisch läßt erkennen, daß dieser Herr vermeint, Teuerungs- und Kinderzulagen, sowie andere Gendarmeriepersonen um die Gendarmeriezulage, die Vorschrift des§ 6, 2bf. 1, 2. Sab des Ge 3ulagen zum Zwede der Ueberleitung in die Bolfswirtschaft und Sozialpolitit. eingehörigen der Sicherheitswache um bei Angehörigen der Sicherheitswache um die fetes, die von den genannten Wacheorganen han neuen Bezüge nach dem im Zeitpunkt der Been­Wachezulage, bei Angehörigen der Finanzgrenz- delt, beziehe sich auch auf die Leiter ber Volks- und digung des aktiven Dienstes bestandenen Dienst­wache um die Grenzerzulage, und zwar in der Bürgerschulen, bezw. auf deren Funktions( Leiter-)- verhältnisse" festzusetzen. Soweit hier die Funkti­Söhe, wie sie sie bei der Beendigung zulage! Das ist aber ganz falsch. onszulage der leitenden Lehrpersonen in Betracht des aktiven Dienstes bezogen hatten. Die eben angeführte Bestimmung lautet: Die kommt, kann unter den im Zeitpunkte des Ab­Zulagen gemäߧ 66, 75 und 85 des Gesetzes" Nr. ganges aus dem aktiven Dienste bestandenen Ver­76/22 und der analogen Bestimmungen des Gebältnisse natürlich nur die Klaſſenzahl, nach der fetes Nr. 153/13, sowie die Bulagen gemäߧ§ 35 sich ja die Höhe der Funktionszulage richtet, nicht bis 46, 90 bis 98 des Gesetzes Nr. 158/75 bleiben aber das damals bestandene Ausmaß unberührt." Die Zulagen also, die durch das neue in Betracht kommen. Das hat man bei den Gesetz unberührt" bleiben, d. h., also nicht erhöht Mittel und Fachschuldirektoren so­werden, sind im§ 6, Abs. 1 des neuen Benjiofort eingesehen und die Funktionszulage- nistengefeßes erschöpfend aufgezählt. Es sind das sie heißt jest im Gesetz Nr. 103/26 Funktions­jene, die durch die 3 obzitierten Gesetze festgesetzt gehalt" in dem im§ 75 dieses Gejebes festge erscheinen, also die Gendarmerie  - die festen höheren Betrage angewiesen und Wache und Grenzerzulagen. Auf nicht in dem bei ihrer Pensionierung bezogenen andere zulagen kann sich also die Bestimmung geringerem Ausmaße. des§ 6, Abs. 1, Satz 2, nicht beziehen und wenn die Durchführungsverordnung dies dennoch zu tun versucht, steht diese ihre Anordnung mit dem Ge­setz im offenen Widerspruch.

In den bekannten Putilowwerken in Lenin­ grad   wurden die Arbeiter Ende Juni zu der Dasselbe gilt für Leiter von Schulen denkbar weitgehendsten Ueberarbeit angehalten:( Schulleiter, Oberlehrer und Bürgerschuldirektoren) Der Gipfelpunkt wurde am 30. Juni erreicht. bezüglich der Leitungszulage und für Lehrer An diesem Tage mußte jeder Arbeiter zwei und an staatlichen Uebungsschulen bezüglich der Dienst­mehr Schichten in der Traktorenwerkstatt durch zulagen." arbeiten, um den Produktionsplan zu erfüllen. An diese Bestimmungen halten sich die Lan­Durchschnittlich arbeitete jeder Arbeiter über desschulräte und weisen den in leitender Stel­vierzehn Stunden. Um die Arbeiter in der Nacht lung gewesenen Lehrer- Alt- Ruheständler nur zu ermuntern, spielte in der Werkstatt ein Musif die Funktionszulage" so hich bis 1. 1. 1926 orchester. Der Enthusiasmus war groß." So be- die" Leiterzulage" bei den Volks- und Bürger richtet das Zentralblatt des Obersten Volkswirtſchullehrern bis zum Inkrafttreten des Gesetzes schaftsblatts, Sa Industrialisatiju"( Nr. 153), Nr. 104/26- in dem bisher bezogenen Ausmaße in Fettdruck über diese eberarbeit, bei der er an. schöpfte Arbeiter durch Musik zur äußersten Straftanspannung angehalten wurden. Dieser Bericht trägt die bezeichnende Ueberschrift: Die Butilowarbeiter haben ein herorisches Beispiel gezeigt." Anderswo nennt man so was Raub- bau an der menschlichen Arbeitskraft und Um gehung des Arbeiterschutzes.

Durch diesen Vorgang find die betroffenen Lehrer um Beträge bis zu mehr als 1000 Kronen jährlich gefchädigt, die Witwen bei.

läufig um die Hälfte dieses Betrages. Die Zahl der so geschädigten Lehrer- Altpensionisten einschließlich der Witwen beläuft sich auf beiläufig 8-10.000.

Der atute Eisenmangel, die allgemeine Roh Für den Nicht juristen muß es vorweg stoffknappheit und die äußerst unpünktliche Be- als ausgeschlossen erscheinen, daß der eben geschil lieferung der Werke verursachten häufige Pro- derte Vorgang zulässig wäre, denn nach den wie buftionsstörungen in den Sowjetbetrieben. Um derholten Versicherungen des Finanzministers und die hochspannenden Produktionspläne trot un- den Erklärungen der Vertreter der Regierung bei regelmäßiger Belieferung zu erfüllen, wird am den Beratungen über die Vorlage in ben Aus­Monatsende Ueberarbeit ganz allgeschüffen, wie im Parlamente selbst, sollte durch das mein praktiziert, Daß die Arbeiter dabei gro- Gesetz jede Unterscheidung in den Bezügen der sen Enthusiasmus" empfinden, wird man dem Ruheständler, die durch die Verschiedenheit des Zeitschriften für die Ueberleitung in die neuen Be­amtlichen Sowjetblatt schwerlich glauben.

Und wie man mit den Traktoren umgeht, die die Putilowarbeiter durch gesundheitsschä digende Üeberarbeit herstellen, schildert eine Meldung der Sowjetpresse vom 20. Juli, betitelt Obdachlose Trattoren", wie folgt:

,, Schon über ein Monat liegen auf der Eisenbahnstation Lowstscha unter freiem Himmel dreißig Traktoren der Roten Butilowwerke". Die nicht zugedeckten Traktoren, die dem Regen ausgesetzt sind, rosten. Die kommunistische Plan wirtschaft auf Kosten der Arbeiter und Bauern entpuppt sich immer mehr als polnische Wirtschaft".

Warum soll bei den Leitern der Volks- und Bürgerschulen nicht der gleiche Vorgang eingeschlagen wer den? Oder glauben die Herren, die die Bestim Oder will man etwa die Berechtigung zu der mung des§ 51, Abs. 2 der Verordnung stilisiert fraglichen Anordnung der Durchführungverord-| haben, etwa gar, daß sie die Pensionsgrundlage nung vielleicht aus der Vorschrift des§ 5 des Ge- der Lehrer und die dazu gehörigen Zulagen auf setzes Nr. 70/30 ableiten, welche bejagt: Die Me Grund der im§ 5 des Ges. der Regierung erteil gierung wird ermächtigt, die Vorschriften für die ten Ermächtigung" überhaupt nach freiem Ermes Bestimmung der Pensionsgrundlage, der entspresen festsetzen, also bei ihrer Bemessung eventuell chenden Kinderzulage und der Ergänzungszulage auch unter die geseklich festgelegte der Verheirateten für die Person, auf die sich dieses öhe herabgehen fönnen? Diefe Gefeß bezieht, nach dem Dienstverhältnis faffung wäre natürlich rechtlich unmöglich, denn die der Bediensteten( Lehrer) am Tage der im§ 5 erteilte Ermächtigung bedeutet verfassungs. Beendigung des aktiven Dienstes in technisch nichts anderes, als einen Auftrag an die einer Weise zu bestimmen, die das durch die Vor Regierung, bei der Ueberleitung der bisherigen Ruhegenüsse in jene nach dem Gejet Nr. 70/30 eben nach den Bestimmungen des VII. Teiles des Gesetzes Nr. 103/26 für die Staatsangestellten und des V. Teiles des Gesetzes Nr. 104/26 für die Lehrer, welche Teile die Ueberleitung in die neuen Bezüge betreffen, vorzugeben. Diese Ermächtigung fann aber wie aus dem ganzen Aufbau des Gesetzes, insbesondere aus der imperativen Fas­sung der SS! und 2 des Gesetzes Nr. 70/30 her­vorgeht nur im Rahmen der Vorschriften dieses Gefeßes ausgeübt werden und dieses bietet für ein freies Ermessen feinen Raum. Daß das Gesetz 70/30 die Pensionisten der Willfür der Regierung ausliefern wollte, ist doch vor­weg ausgeschlossen. ( Schluß folgt.)

2 Ratschläge

für die Schönheitspflege auf der Reise

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los aus allen Begleitumständen ein zutreffendes Bild| dem Absatz herumdreht und, nicht ohne Mühe,[ in einsamere, abgelegenere, wenn auch nicht gänz

Die Flucht des Banttajßerers. Bermögen mit sich herumschleppi, hat nicht nötig Ausgang zustrebt, zum Erstaunen des Kontrolleurs, breite, schöne Brücke, an deren Rampe er stehen

Von Amel Hasmussen.

im Freien zu fampieren, auch wenn es Frühling der die Einlaßkarte bereits entwertet hatte. Draußen auf der Straße, atmet er auf. Die Heinrich Meike geht planlos, mit seinen fleinen, ist und die Nächte lau und milde sind, wie eben hente. abendliche Luft, durch einen aufkommenden Wind behenden, trippelnden Schritten durch die Straßen. Aber Heinrich Meite schiebt mit einem erfrischend belebt, beruhigt ihn. Ja, er kann sogar Er weiß ganz genau, daß in diesem Augenblick der Draht überall hin die Nachricht tragen wird, daß energischen Rud seines Kopfes alle diese Gedanken schon wieder lächeln ein etwas dünnes, etwas Draht überall hin die Nachricht tragen wird, daß weit von sich. Noch ist ja Zeit, noch braucht man gequältes Lächeln freilich. Er wirft einen Blick auf er, der Bankkassier Heinrich Meike aus Uhlbusch, achtundzwanzig Jahre alt, schlank, mittelgroß, besich um diese Dinge nicht zu kümmern. Es ist eben die Lichtreflame. Ja, natürlich, das Stück trug den sondere Stennzeichen keine, nach Unterschlagung von erst acht und bis zwölf Uhr kann man sich ruhig Titel Der Defraudant". Und vielleicht wäre es siebzigtausend Mark flüchtig geworden ist, aber er draußen aufhalten, ohne aufzufallen. Vielleicht, ganz lehrreich gewesen, es sic; anzusehen. Aber er ist gar nicht sehr besorgt, solange er auf diese Art, wenn man mit einem Mädchen bekannt würde, wenn hat ja das Programm, trägt es noch immer fest­das Lederlöfferchen fest in der Faust, durch die man in Begleitung eines weiblichen Wesens ein geballt in der einen Hand-- die andere hat ja Straßen der großen, fremden Stadt wandert. Er Botel aufsuchte, wäre die Sache leichter. Solchen genug damit zu tun, den ledernen Handkoffer zu weiß, daß er aussieht, wie tausend, wie hundert- Bärchen gegenüber pflegen die Hotelbediensteten umschließen, um dessentwillen er diesen kühnen viel diskreter zu sein. Meife hatte zwar feine Strich durch sein ganzes bisheriges Leben gemacht tausend andere, und daß es niemanden einfallen wird, ihn festzuhalten und zu verdächtigen. Sicher eigentlichen Erfahrungen auf diesem Gebiet wie hat. Und er wird das Programm lesen, in irgend bermutet man ihn in einer der Hafenstädte, um von fäme er auch zu solchen Erfahrungen in Uhlbusch, einer ruhigen Straße oft ist ja der Inhalt des wo die Menschen alle einander kennen, wo sie sich Stückes darin angegeben. Und es könnte für ihn dort auf irgendeine Art nach dem Ausland zu gegenseitig in die Fenster sehen aber er war doch von größter Wichtigkeit sein. Von großer Wichtig entkommen. Aber er ist nicht dumm; er weiß: hier, bei der Leihbibliothek abonniert und hatte viel ge- keit, wie er sich mit heiserem Flüstern wiederholt. fast im Herzen des Landes, ist er sicher, hier ver­schwindet er in der ungeheuren Menschenmasse, die der Puls der Weltstadt durch die steingebauten Adern treibt.

lesen. Da kennt man das Leben!

Hat er sich anfangs im Zentrum des Verkehrs, in den Hauptstraßen herumgetrieben von dem Wunsch gelenkt, in dieser ungeheuren Menge unter zutauchen und zu verschwinden, so scheint es ihm plöblich zweckmäßiger, möglichst abgelegene Stadt­teile aufzusuchen. Es ist doch immerhin wahrschein licher, daß er dort jemanden begegnet, der ihn kennt, der um ſeine Tat weiß. Im Zentrum ist man nicht ganz so sicher, dort pflegen seine Direktoren und Vorgesezten zu wohnen, wenn sie einmal ge schäftlich oder privat herkommen. Und die Summe, die er, Heinrich Meite, entwendet hat, war wohl groß genug, um einen der verantwortlichen Leiter der Bank zu veranlassen, hierher zu kommen.

Doch wie gesagt, das alles wird sich finden. Einstweilen läßt Seinrich Meike sich treiben, und Nur freilich vor der hereinbrechenden Nacht da er gerade vor einem großen, hellerleuchteten Stino hat er Angst. Angst vor dem Augenblic, wo er einen Augenblid stehen bleibt, läßt er sich auch, genötigt sein wirb, sich ein Obdach zu suchen. Es einem plötzlichen Entschluß folgend, durch die gibt da immer so neugierige Portiers in den Hotels, gläserne Drehtür mit hundert anderen Menschen die hundert Fragen stellen nach woher und wohin, hineinspülen. Er bedenti, daß er da zwei Stunden nach Namen und Ort. Fünfzig Prozent aller Flüch im Dunkeln fißen wird, vor der erleuchteten Lein tigen und Verfolgten werden in ihrem Hotel er mand. Er hat, seit einiger Zeit eine gewisse Vorliebe wischt das hat er mal irgendwo gelesen. Und das für Dunkelheit. Löst deshalb ein Billet, läßt sich ein andere ich fast ebenso schlimm das Uebernächtigen Programm in die Hand drücken und ist schon im draußen auf irgendeiner Bank in den öffentlichen Begriff seinen Play aufzusuchen, als sein Blick auf Anlagen oder unter einem Brüdenbogen. Wenn's eben dieses Programm fällt. Der Defraudant" steht Unglüd will, fommt ein Schupo, der seine Per da in großen Blocklettern, und da Meike dieses Der Kassier entfernte sich also mit seinen sonalien erfragt oder gar ihn ins Polizeigefängnis Wort liest, dasselbe Wort, das seit Stunden, seit nervösen Schritten, die noch immer kein Zeichen bringt, wegen Obdachlosigkeit. Und dann ist das Tagen in seinem Hirn hämmerte und in seinem von Ermüdung erkennen lassen, vom Mittelpunkt Unglüd schon da- man wird, das Geld bei ihm Ohr summt, wird er plößlich matt. Ja, die Angst der Stadt und kommt, nach nicht zu langer Zeit, finden und die falschen Papiere und wird sich mühe- überfällt ihn mit solcher Gewalt, daß er sich auf von dem Zufall und von seinem Instinkt gelenkt,

bleibt, und das Programm, das ihn so heftig interessiert, im Licht eines Kandelabers mit halb wegiger Muße lesen zu können. Aber in diesem Augenblick entführt ein Windstoß das eben entfaltete Blatt Papier   und reißt dem Raffierer gleichzeitig den Sut vom Kopf- den Hut, ohne den er auf­fallen wird, auffallen muß, weil zu dieser frühen Jahreszeit, zu dieser apaten Stunde kein Mensch in der Stadt ohne Hut zu gehen pflegt.

Meife läßt vor Schreck den Lederkoffer fallen. Aber er hat Glüd; es gelingt ihm, mit beiden zugreifen­den Händen, den Hut fast noch im Fallen aufzu­fangen. Nur das Programm, bas jagt der Wind spielend und boshaft über den asphaltierten, spiegelglatten Fahrdamm.

Meike besinnt sich keinen Augenblid. Er hezt dem tanzenden Blatt Papier   nach, ja, erreicht es auch und wirft sich darüber wie eine Beute in den­selben Augenblid, da ein Auto, ein paar vom Wind erdrückte Hupentöne ausstoßend, elastisch aus einer Querstraße herausschießt und den Mann zu Boden wirft, che noch der Chauffeur die Bremse in Tätig feit zu setzen vermag....

Im Krankenhaus, auftauchend für einen Augen­blid aus purpurner Finsternis, von furchtbaren Schmerzen zerwühlt, sieht Meike das zertnautschte, beschmußte Stüd Papier in seiner trampfig ge­schlossenen Hand und lächelt leiſe, ſelig wie ein Knabe beinahe. Aber dann kommt auch schon der Arzt mit der barmherzigen Morphiumspriße, und Weite versinkt aufs neue in eine abgrundtiese Be­wußtlosigkeit, aus der er nie, nie wieder erwachen

wird.

Während im selben Augenblick ein fragwürdiges Individium in der dunkelſten Ecke einer Vorstadt­fncipe einen ledernen Handkoffer öffnet und mit glänzenden Augen den Inhalt überprüft bare siebzigtausend Mart.

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