Nr. 218.

Dienstag, 16. September 1980.

Beite 5.

Ein schweres Verkehrsunglück ereignete sich toff fürzlich die Frage an seine Hörerschaft höfe" gestellt. Was geht uns die Niedertracht licher Tag, sonnenbeschienen liegt in der Tiefe Sonntag bei Cuenca ( Spanien ). Dort stießen richtete: zwei Automobile zusammen. Sechs Per­eines Hochstaplers und die Sensation" einer in das Maintal . Nach furzem Flug ist der Ort jonen tamen dabei uns Leben. Soll ich Ihnen etwas von meis das Hochzeitsbett steigenden Kaiserschwester an? erreicht, die Maschine senkt sich herab, der Be­ner Hochzeitsnacht mit ber Prin Amerila doppelt entdeckt? Nach einem Bortrag sessin istoria erzählen?" hat man anders gewesen sein wie jede andere, wie das zes und in einer eleganten Steilfurve zieht das Bermutlich wird die Liebesnacht auch nicht gleiter macht sich bereit zum Abwurf des Kran des spanischen Gelehrten Ulloa auf dem zurzeit in nicht aufgejauchst ob der bevorstehenden Sen Abenteuer einer alternden Dame mit irgend Flugzeug über das Denkmal hinweg. Aber ber Hamburg tagenden Amerikanisten- Kongreß soll es fation. Nein. Man hat ihm mit einem ohrenbe- einem degenerierten Gigolo. feststehen, daß Columbus schon vor der eigenttäubenden Lärm den Abscheu dafür be­Stranz, was ist mit dem Kranz. Man müßte lichen Entdeckung Amerikas den Seeweg nach der zeugt, daß so ein Lump es wagt, mit seiner Der Pilot ruft dem Begleiter zu, was denn ihn doch gesehen haben, wie er sich hinabsenkte. neuen Welt gefunden habe. Columbus, der selbst Hochzeitsnacht das Parkett eines Kabaretts auf­mit dem Kranz sei. Der zudt die Achseln, catalonischer Seeräuber war. soll dänische Korjaren über Irland , Grönland , Labrador und Neufundland bis nach Florida begleitet haben. Für blidt zurüd und deutet dann mit dem Finger die genuesische Herkunft des Columbus foll es gegen das Leittverk. Da hängt er nun, ber leinerlei ernsthaften Beweis geben. Eichenkranz mit der flatternden Schleife, vont Luftdruck gegen die Höhenflosse gepreßt. Seine Zweckbestimmung hat er zunächst verfehlt. Am Leitwerk fann er nur Unheil anrichten. Also Tanden: Auf einer Wiese geht die Maschine nieder. Der Begleiter nimmt den Krang auf und mit Trudelbecher und Combination, den

Die Hochzeitsnacht.

lin" und" Fürstentöchter" ist endgültig vorbei. Die Zeit der Senfationen um Prinzgemah Das Hochzeitsbett aus der Zeit Ludwigs XIV. zieht nicht mehr. Es ist aus und vorbei mit dem ausgezeichnet au den Geheimnissen der Fürsten - fürstlichen Schlafzimmer- Sensation. Das Publikum hat sich hier einmal ganz Geschäft der Schlüsselloch- Reporter und der H. Sch.

pulvern zu wollen.

Notlandungen.

Cin Kapitel aus der Fliegerei.

Empfang mit Bierflasche und Stulle.

Ein origineller Diebstrid. Als vor einigen Tagen der Nachtzug nach London im Bahnhof des Städtchens Dartford in der Grafschaft Kent hielt, begann eine aufgeregte, offenbar hysterische Frau ihren männlichen Begleiter unflätig zu be schimpfen. Dieser hörte ihr mit philosophischer Ruhe zu und wagte nur bie und da ein Wort, um sie zu Grauen gebettet, es flingt etwas mit von Ge- heftige Worte ausgetauscht und dann ist eine Am Denkmal trifft er noch zwei Ehrenjung­Um das Wort Notlandung liegt ein leichtes, sich nicht verscheuchen lassen. Erst werden einige Stranz am Arm, marschiert er dem Ort zu. besänftigen. Die schrille Stimme der lärmenden Frau loďte bald alle Leute, die sich im Bahnhof fahr, von Bruch und Verlegung. Hin und Steilerei in vollstem Gange. Nachdem sich die frauen, die ihn begeistert zum Festlokal beglei befanden; herbei. Der Bahnhofvorstand und etliche wieder hat so eine Notlandung wohl auch mehr Kräfte etwas ausgetobt haben, fehrt wieder der ten. Freudige Begrüßung. Schaffner eilten hinzu, und die Postbeamten, die oder weniger üble Folgen, meist läuft fie aber Friede ein und gemeinsam schaffen wir nun die wird ausgeschickt, den Piloten zu holen Freudige Begrüßung. Ein Straftwagen gerade einige Boſtbeutel in den Zug laden wollten, harmlos und glücklich ab und manchmal nimmt Waschine an den Feldrain. Nachdem die Ma- dann werden die beiden Fliegersleute einge­ließen alles stehen und liegen und liefen hin, um fie ein unerwartet heiteres und humorvolles schine vertäut ist, wandert mein Begleiter in laden, an dem Fest teilzunehmen. Bei dem auch ihrerseits die Szene zu genießen. Sie tamen Ende. Der Flugplay- Bummler,- eine durch den Ort, um den Heimathafen zu verständigen. herrlichen Wetter haben sie sich begnügt, mit fast schon zu spät, denn als sie erschienen, begann die Frau sich zu beruhigen; man fonnte gerade, noch aus moderne Type- der sich hin und wieder Whittlerweile ist die Ortspolizei eingetroffen Sose und Sporthemd in die Combination zu fehen, wie sie sich die Tränen aus den Augen das Vergnügen gestattet, mit Piloten ein Stünd und der Gendarm nimmt mich ins Verhör. Die schlüpfen. Hier ist aber alles im feierlichen wischte, ihren Begleiter unter dem Arm faßte und chen zu verplaudern, tann da die reizvollsten Frage nach der Zulassung für Waschine und Gehrod, deshalb lehnen fie bescheiden ab. Hilft mit ihm den Zug wieder beſtieg. Die Postbeamten Geschichten von derartig fröhlich endenden Not Führer, sowie nach dem Flugzeughalter zeigt nichts, nun find sie einmal da und sollen auch lehrten daher auch wieder zu ihrer Arbeit zurüd, landungen zu hören bekommen. Hier eine leine mir, daß der Polizeigewaltige sein Luftfahrgeses bleiben. Na, schön. So fiven sie im Sport­warfen ihre Säde in den Bostwagen, und der Zug Auswahl von Erlebnissen, die auf einem Flug- sehr genau fennt. Wenn er nicht versett wird, hemd in der Festgemeinde und der Festredner fuhr ab. In London ſtellte sich heraus, daß ein Bost- plak fad mit Wertbriefen fehlte, der in Dartford hätte plak vor dem Start mehrerer Flugzeuge nach habe ich ihm vielleicht die erste und letzte Wög- läßt es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, abgefchickt werden sollen. Während die feifende Berlin zum Internationalen Rundflug erzählt lichkeit geboten, diese Kenntnisse anzuwenden. daß die beiden Flieger unter Aufbietung von Frau durch ihr Gefchrei die Postbeamten von ihrer wurden. Arbeit wedlockte, hatte einer ihrer Diebskollegen Die Nacht ist hereingebrochen. Da taucht aus Lebensgefahr" ihre Mission erfüllt haben. Die unbemerkt den wertvollen Bostbeutel an sich genom dem Dunkel eine riesengroße Gestalt auf, der nachfolgenden Stunden haben dann für Lebens­men, den er dann wahrscheinlich privat nach Lon Nach einem Uebungsflug im Donaugebiet sich um die meine und dann meint er: na, jept Kleiner Mann, nun schwindeln Sie mal nicht! Bürgermeister. Seine fräftige hand schließt gefahr und böswilligen Eichenkranz entschädigt. don transportierte. So vermutet wenigstens die starte ich mit meinem Begleiter frühzeitig zum werden Sie vor allem Hunger und Durst Bolizei, die sich bisher vergeblich bemüht, eine Spur Flug nach dem Heimathafen, den ich noch vor haben. Und es zeigte sich, daß er vorgesorgt beschieden, lange Zeit recht schön brav im Ge­Als Anfänger ist einem die große Freude des verschwundenen Postfaces zu finden. Einbruch der Dunkelheit erreichen will. Als hat. Aus der einen Rocktasche zieht er eine schwader zu fliegen. Daß dadurch der Drang nach wir abhauen, steht im Westen eine schwarze Literflasche Bier, aus der anderen riesige Stul - Selbständigkeit, bie Luft nach Abenteuern unter Wand. In mächtiger Breite dehnt sich die len mit Schinken, Braten und Wurst. Nachdem bunden wird, ist jedem Verständigen Klar. An men; wollten wir fie umfliegen, so verloren wir zwei Feuerwehrleute, die in voller Uniform einmal im Geschwader vom Heimathafen los Gewitterfront. Reine Aussicht, herumgutom er mich so großzügig versorgt hat, zeigt er auf einem heißen Sommertag zogen wir wieder viel zu viel Zeit und fämen in die Nacht. Also mit ihm gekommen sind und nun die Maschine und auch unser Kleinster war mit von der durch. Nach furzer Zeit praffelt der Regen auf bewachen wollen. Obwohl bas Flugzeug gut ver- Partie. Der Ausflug ließ sich gut an, bis wir die Tragflächen, die Brille beschlägt sich. Su täut ist, lassen sich die guten Leute nicht ab mit einemmal entdeckten, daß es uns gegangen allem Unglüd macht der Motor nicht mehr mit. bringen, die Nacht auf dem Feld zu verbringen. war, wie den 10 kleinen Negerlein, die über Er knallt. Die Bescherung ist fertig: Notlan- Ich nehme die Sislissen heraus und mit diesen den Rhein gezogen sind. Kurz, unser Kleinster bung. Im letzten Augenblid entdeckte ich zwifchen lassen sie sich unter der Tragfläche nieder. Mit hatte abgehaut und war auf eigene Fauft los Bappeln und Heustadeln ein kleines Feld. Der dem riesigen Bürgermeister siehe ich dann ab gezogen. Quietschvergnügt genoß er die Frei­Raum ist zwar knapp, aber schließlich bleibt in das Dorf, in dem ich mit meinem Begleiter heit und er flog, flog immerzu, bis ihm der feine Wahl, es wird schon gehen. Nun, es ist noch recht vergnügte Stunden verbracht habe. Propeller stehen blieb. Nun mußte er wohl gegangen. Raum ist auf der fleinsten Fläche", Am nächsten Tag wird die Maschine demon- landen. Auf einer Wiese, um die eine Hoch­wenn es eben gehen muß. Wir schnallen uns tiert und zurüdtransportiert, da an einen pannungsleitnug lief, ging er nieder. Und er Das muß zu seinem bitteren Schmer; der los und flettern aus der Stifte. Der Regen Start hier nicht zu denken ist. Als bescheidene landete glücklich. Wie, das ist heute noch ein Brinzgemahl der Kaiser- Schyvester, Prinzessin hat nicht eine Spur nachgelassen, er nimmt uns Bahufahrer sind wir beide dann nach unserem Rätsel. Glüd muß der Mensch eben haben. Biftoria von Hohenzollern , der saubere berr für eine Rutschbahn und gleitet in Strömen an Seimathafen gefahren. Das war meine Not- Als er nun mit seiner Maschine fröhlich auf Zoubkoff erfahren, der immer noch in uns hinab. Mit besonderer Wucht flatschen Landung in X- felden, nach der mich der der Biese faz , kam auch schon ber Ortegewaltige Frankreich und Luxemburg , nach feiner Aus- die schweren Tropfen auf die Tragflächen. Die Bürgermeister mit der Maß und den Stullen und fragte nach dem Flugzeugführer. Unfer weifung aus Deutschland , Kapital aus seinen Bewohner des etwa 2 Kilometer entfernten labte. Sleiner: Das bin ich." Der Ortsgewaltige: Liebesnächten als Prinzgemahl zu schlagen sucht. Dorfes haben unsere Landung beobachtet und Kleiner Mann, nun schwindeln Sie mal Herr Zoubloff, der kleine Schwindler und trop des Unwetters ist schon ein Trupp Junger nicht!" Das war dem Kleinen Mann zuviel. Schuft, der eine alternde Frau zu sich ins Elend und Aelterer im Ansturm. Als sie herange­Mit großer Geste südte er seine Papiere und und in den Schmus heruntergezogen hat, ver- lommen sind, bitten wir sie, nicht um die Ma­nun mußte ihm wohl oder übel geglaubt werden, jucht allabendlich auf dem Podium einer Lugem- schine herumzulaufen, wegen des Flurschadens. In einem Orte am Main sollte ein Dent- daß er wirklich der Flugzeugführer war. Der burger Schaubühne das Publikum zu reizen mit Durch die Landung entsteht ja kaum nennens mal enthüllt werden und bei dieser Gelegenheit Heimathafen wurde verständigt. Bis zur De­seiner zweifelhaften Persönlichkeit. Nach der Bewerter Schaden, aber so viele Füße vermögen follte ein damals noch unbekannter, aber heute montage der Maschine blieb der Ausreißer nun rechnung eines geldgierigen Unternehmers ist schon mehr auszurichten. Troß unserer Bitte sehr bekannter Kunstflieger einen Eichenkranz im Ort und hat dort ein Schlaraffenleben ge er geeignet, zwischen einem Löwenmenschen und will jeder die Maschine von allen Seiten be- abwerfen, um die Festesfreude und Feierstim führt. Der fleine Mann mit dem großen ciner Startenschlägerin dem aufhorchenden Stlein sehen. Eiligen Laufes kommt da der Besizer mung zu erhöhen. Der Kranz wird beim Be- Mut war der Gegenstand allseitiger Huldigung bürger das Geld aus der Tasche zu loden. Er der Wiese angeschnauft und treibt die Schar gleiter heute österreichischer Verkehrsflieger und der Mittelpunkt verschiedener Einladungen hat sich aber schwer getäuscht. Als Herr Zoub- auseinander. Ein paar Uebereifrige wollen verstaut und dann wird gestartet. Ein herr- und Gelage.

Es gibt Zeitungsverleger und Reporter, die haben in den lezten Jahrzehnten sich ein Ver­mögen mit den Geheimnissen der Fürstenhöfe" gemacht. Besonders nach der Revolution hat in Berlin , Wien , Paris und London förmlich eine Sausse von Enthüllungen" über die wunderbare Welt der soeben frisch ge­stürzten Potentaten und ihrer Weiblichfeilen eingesetzt. Die Hochflut der fürstlichen Schlaf­zimmerſenſation iſt aber offensichtlich schon vor bei. Man weiß zuviel, und man interessiert sich

nicht mehr.

Bater, Mutter und Sohn.

Von F. X. Svoboda. ( Schluß.)

Berwirrt, ohne zu begreifen, was geschehen war und was mit Liduschka vorging, blieb er mit bebenden Herzen bei der geschlossenen Türe stehen.

Den ganzen Tag war er aufgeregt. Er fonnte nicht den Abend erwarten. Er war ent­schlossen, ihr alles zu sagen, was er sich dachte.

Abends rannte er auf den Fußweg und ging unruhig längs des Stachelbeerzaunes auf und nieder. Am Himmel brannten Sterne. Der Gar ten lag ganz in Dunkel gehüllt. Nur die Stroh­hütte, die in der Nähe des alten Birnbaumes inmitten des Gartens stand, leuchtete weiß.

,, Nein", sprach sie und wandte sich um, als| ob sie gehen wollte. ,, Du quälst mich. Du willst, daß wir aus­einandergehen."

" Ja," sprach sie leise ,,, ich will es, es ist nicht anders möglich."

Josef verstummte. Er wurde ganz rot. Er zudte mit der Achsel und lachte laut vor sich hin. Ich muß gehen", sagte sie ein bißchen fühl und ernst. Er sah ihr scharf ins Auge, aber sagte nichts.

Sie ging wortlos fort. Und er mudste sich nicht einmal."

Am nächsten Tage traf er Liduschka am Feldwege. Sie ging mit zwei Garbenbinderinnen und er fonnte mit ihr taum ein Wort sprechen. Er ging aufs Feld, ohne sich überhaupt nach ihr umzudrehen. Er bebte. Er kam fich erniedrigt

bor.

Liduschka war nicht gekommen. Sie jaß ein Weilchen daheim und sie hatte keine Lust, herauszugehen. Sie wußte, daß Josef wartete, aber nichts Abends schloß er sich in seinem Zimmer ein. lodte sie heraus. Um zehn Uhr löschte sie die Er wollte ihr etwas schreiben, aber er fonnte Lampe aus und legte sich nieder. es nicht. Er blidte zum Fenster hinaus, tehrte Josef merkte, daß im Hause das Licht er- zum Tische zurück, setzte sich nieder, stüßte den losch. Er ging noch eine ganze Stunde lang hin Kopf in die Hände und blieb so eine Weile in und her, immer aufgeregter, aber er wartete ver- tiefem Nachdenken versunken siyen. Plöblich aber geblich. Beschämt und wild schlich er dann sprang er, wie ein Gehegter, auf, nahmi den zwischen den stillen Fußwegen heimwärts. Sut und wollte irgendwohin laufen, hinter den Dolejschetschen Garten, doch legte er den Hut wieder beiseite und blieb wieder stumpf beim Fenster stehen. Er dachte, daß er diese furchtbare Erregung nicht mehr ertragen fönne.

Sonntag begegnete er Liduschka bei der Kirche. Er sah, daß sie ihm auswich und er trat an sie heran.

Weshalb bist du nicht in den Garten ge­tommen?", fragte er sie, sie mit Augen betrach tend, von denen man sagt, daß uns ein der­. artiger Blick nicht gefalle.

ch fonnte nicht."

So komm henic."

Er setzte sich zum Tisch und blätterte in einem fleinen Taschenkalender. Er fand Aufzeich nungen der einzelnen Tage, wenn er mit Liduschka ein Zusammentreffen gehabt hatte. Er marf das Buch weit in die Ede und dann erit nahm er aus einer Schublade des Tisches seinen entnahm dem Magazin vorsichtig die Patronen, aber unwillkürlich lud er den Revolver wieder.

Stein heute geht es nicht." Und ihre Revolver, dessen verzierten Griff er bejah. Er Augen blickten erschreckt auf ihn. Warum?"

-

Ach ich weiß nicht. Ich habe keine Zeit. Ich bin lieber daheim."

Also hast du wohl meiner bereits ver­Geifen."

Er legte sich nieder, aber er vermochte nicht zu schlafen. Quälende Gedanken ängstigten ihn und verwirrten ihm alle Sinne. Früh sandte ihn der Vater in die Stadt, um eine Dampfdresch

Der boshafte Eichenkranz und die Denkmal­enthüllung.

-

maschine für die zweite Hälfte Oktobers zu be­stellen. Er fam mittags zurüd.

Am Abend, als er vom Felde heimkehrte, erblickte er Liduschka. Sie floh vor ihm, als ob sie ihm entrinnen müßte. Er rief sie zweimal, doch sie wandte sich nicht um. Vielleicht wollte sie es nicht.

Noch während der Dunkelheit der Nacht, lange vor Sonnenaufgange, den Revolver in der Tasche bergend, ging er auf den Dorfplaß hinaus. Es war hier vollkommen still. Ein lichter Nebel hüllte alles ein, nicht einmal ein Hahn frähte.

Endlich dämmerte es, der Fußweg war mit Näffe durchtränft.

Er sprang über den Stachelbeerzaun und schritt durch den Garten zur Strohhütte. Die mit Obst überladenen Bäume waren mit Feuchtig feit voll. Er froch in die Hütte, die leer war und legte sich in dem zerdrückten. duftenden Stroh

nieder.

Binnen turzem vernahm er, daß die Leute im Hause wachgeworden und aufgestanden waren. Die Türe knarrte, die Schritte des Gesindes wurden vernehmbar. Und dann eilte Liduschka, unangezogen, ungefämmt, nur mit einem leichtem Unterrode, einem Tüchel und einem Struge in der Hand, zur Pumpe, die sich am Rande des Gartens befand, um Wasser zu holen.

Josef verschlug es den Alem. Er duckte sich wie eine Staße zusammen. Und noch che Liduschla das Wasser gepumpt hatte, schlich er sich an sie heran.

Liduschka, guten Tag", rief er dann doll einer schweren Beklemmung und eisiglalt, mit hervortretenden Augen,

Sie erftarrte vor Schred.

Sie vermochte nicht einmal zu atmen.

Sie hüllte sich ängstlich in ihr Tuch. Ihre blauen Augen schienen zu wachsen. Die unge­tämmten, Suntien, verwirrten, trodenen Haare fielen ihr über die Stirne. Sie stredte gegen ihm die rechte Hand aus. Stimme verfagte.

" Ich bin so erschrocken", sagte sie und die Er wollte in ein Weinen ausbrechen.

" Ich lasse mich nicht von dir quälen", rief er heftig.

In diesem Augenblice lief Liduschka zum Hause, um ihm zu entrinnen. Ihr leichtes Röck chen wehte im Winde.

Josef lief hinter ihr her.

Ein grenzenloser Haß hatte ihn gepackt. Er hätte sie mit den Augen verbrennen tönnen. Es knallte ein Schuß durch die morgendliche Nebelluft. Er hatte gefeuert.

Liduschka rannte über das nasse Gras, schrie auf, griff sich auf die Hüfte und eilte in unsicherem Schritte rasch weiter.

Zwei weitere Schüsse tuallten. Sie fiel zu Boden, doch erhob sie sich wieder und begann wie wahnsinnig zu schreien. Ihre erschrecien Augen und weißen Zähne brannten sich Josef wie für ewig ins Gedächtnis ein.

Jemand rannte quer über den Hof herüber. Josef eilte zur Strohhütte und sprang hinein.

Die träftige Magd lief gan; entsegt in den Garten. Sie faßte Liduschka an, die mehr er schrocken als verwundet war.

Da erschollen aus dem Garten, wo zwischen den mit Obst beladenen Baumkronen nod) immer dichter Nebel angesammelt war, zwei weitere Schüsse.

Die Magd rief: Dort, dort!

Ein halbangezogener Pflüger stürzte herbei. Er rannte hin und her, als ob er helfen wollte, aber er wußte nicht, was geschehen war.

,, Dort schauen Sie hin", schrie Liduschta, in den Garten weisend. Dort hat sich jemand crschoffen."

Der Pflüger rannte zum Zaune. Aber er tonnte niemanden sehen.

Einen Augenblid später schrie er von der Hütte her: Dier. Sier." Und schon schleppte er den erfaltenden Leichnam Josefs aufs Gras. Das Gesicht des Selbstmörders war mit Blut be­sprint, der Mund ganz zerfest.

Er fam nicht mehr zum Bewußtsein. Und ehe die Leute aus dem Dorfe ver­sammelt waren, war Josef bereits eine Leiche. Autorisierte Uebersetzung von 3. Reismann, Prag .