Nr. 241.
Soldat auf Urlaub.
Von Justus Brauer.
Sonntag, 12. Oktober 1980.
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Sette 5.
Der Soldat zuckte mit den Achseln. Zu hoff- Ja das war sein Wunsch, als er aufsprin nungsvoll, um erbitter: zu sein. Für unsere gend weiterschlenderte. Einmal Dein befter Freund kam ihm die Heimat für unseren Herd für Weib und Erinnerung an seine verstorbene Frau. Er blickte braucht Deine Hilfe. Er tritt vor Dich und bittet Kind" tröstete er sich. Aber hatte er denn Haus in sich hinein. ,, Nein sie würde mich verstehen" um Deine Mitarbeit. Wirst Du ihm gleichgültig Dieser Soldat, der gegen Mittag den Bahn- und Herd? Sein Weib war gestorben, vor lächelte er. Wieder musterte er die Entgegenkom- gegenüberstehen? Ihm Deine Kräfte versagen? hof der fleinen, heiteren Stadt verließ und mit Monaten bereits und es war gut, daß sie tot menden. Immer gebrach es ihm an Wut, eine der reichst Du ihm nicht vielmehr freudig die jchleppenden Schritten durch die sauberen, ionnen- war. Auch Vater und Mutter hatte unser Soldat der Frauen, eines der Mädchen anzusprechen. Sand, rufft ihm ein freudiges Ja! Ja!? überschüt eten Straßen ging, sah auf irgendeine nicht mehr so allein war er auf dieser großen Bis er eine sah dürftig angezogen, mit einem Art besonders aus. Das lag vielleicht an der Erde, so furch bar verlassen und allein. Deshalb gutmütigen, freundlichen, wenn auch reizlosen Dein bester Freund? Form seines Kopfes. Es war ein gleichsam fleisch mußte er sich wohl damit abfinden, daß er keine und etwas blatternarbigen Geficht. Da faßte cr lofer Stopf. Die grane, pergamentene Haut wies Antwor: gab auf seine quälende Frage. Er dachte fich ein Herz.„ Dies Mädchen ficht gut aus" Ja, Dein bester Freund! Die Bartet iſt es, zivar fast keine Runzeln und Falten auf, doch an seine Kameraden.„ Ja- wir, wir sind wahr dachte er.„ Sie wird nicht nein sagen." die für Dich wirbt und schafft Die Partei, so eng spannte sie sich über Wangen , Schläfe und haft Brüder" flüsterte er. Und das machte ihn Jochbein, daß man die Form des Schädels der ſtill und friedlich. Der Soldat hatte Hunger- ansprach, blieb freundlich lächelnd ſtehen. Faſt Enkel Zukunft anvertraut haft Die sozial. Das Mädchen, das er mit stodenden Worten der Du die Bessergestaltung Deines Lebens, Deine, Deiner Angehörigen, Deiner Kinder unb Mnter zu erkennen meinte. Ja, wie ein Toten seit vielen Stunden hatte er nichts gegeffen. schädel jah der Stopf aus, auf dem die Soldaten Gern wäre er in eines dieser leuchtenden, faube- lännern angehalten zu werden. Aber dann hob fämpfer, braucht noch weit mehr Mitstreiter, als schien es, als sei fie gewohnt, auf der Straße von demokratische Partei braucht neue Mit müße wie etwas nicht dazu Gehöriges hing. Wie ren Restaurants gegangen, hätte sich an einen der sie plötzlich den Kopf, fah den Totenschädel Ses fie schon hat. Solche sollst Du in der Roten ettvas Grotestes, beinahe Grauenerregendes. blütenweiß gedeckten Tische gesetz: und ein schönes, Soldaten, sah die tiefen, brennenden Augen, den Woche werben! Weißt Du, was das heißt?! Um Dieser Eindruck wurde verstärkt durch die von warmes Essen zu sich genommen. Aber diesem Sunger nach Liebe und dahinter auch den einen hohen, wertvollen Dienst, lieber Genoffe, starkem Bartwuchs trotz fürzlichem Rasieren Mann, der durch Monate und Jahre draußen im Schmerz, die Trauer, das Grauen um alles Er liebe Genoffin, bittet Dich die Partei: Ent bläulich schimmernde Haut, durch die schmalen, Felde mit Hunderttausenden anderer gekämpft lebte und Erlittene. Es witterte den Totengeruch, täusche sie nicht! Tu Dir alle erdenkliche Mühe blutleeren, zusammengekniffenen Lippen und hatte, ohne zu wissen warum, diesem Manne ge- den der Soldat mit sich schleifte, und es erschrat. an! Jst und bleibt doch die Vartei
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Händen.
burch die Augen, die so tief in ihren Höhlen brach es an Wut, eine der spiegelnden Drehtüren So heftig erschrak es, daß es ohne ein einziges ein befter Freund! lagen, daß man nicht sehen konnte, wie fiebrig, zu öffnen. Er, dem alle Menschen hier verdankten, Wort davonlief und entvich. wie frankhaft fie brannten. daß sie leben durften, wie sie lebten, hatte die Der Soldat blieb stehen. Allein. Blickte Durchaus mit Recht wanderte der Soldat Vorstellung, man fönne ihn hinausweisen, ihn ins Leere.„ Ich bin ein Gezeichneter", durch die freundlichen hellen Straßen dieser hinauswerfen wie einen armen, herrenlosen stöhnte er, und bedeckte sein Antlitz mit den Stadt, die er nicht fannte. Er hatte seinen Straßenhund. ordnungsmäßig ausgestellten Urlaubsschein in der Der Soldat begnügte sich deshalb damit, in Er fam fünf Tage früher zurück, zur Front. Tasche und war für eine Woche hierher geschickt einem Bäckerladen ein paar Semmeln zu kaufen Es ist alles wieder gut" fagte er mit einem Verworden, um ihm eine kleine Atempause, eine Er- die er auf einer Bank in den Anlagen verzehrte. such zu lächeln, als er sich meldete. holungspause zu geben. Weil man hoffte, er Das trodene Gebäck würgte ihn im Halse und In der Nacht, nach seiner Rüdkehr, da es würde durch diese geringfügige Ausspannung die er fühlte sich elend und verzweifelt. galt, einen sehr gefährlichen Horchposten am Ende Herrschaft über seine Nerven zurückgewinnen. Traurig und verbissent blieb er auf seiner einer halb verschütteten Sappe zu beziehen, melDenn der Soldat war nicht verwundet. Etwas Bank jiben, müde zum Umfallen und dennoch dete er sich freiwillig. Drei Stunden später begann anderes war ihm geschehen. Zwei lange Tage und von einer heimlichen Gier besessen, dies friedliche, das Trommelfeuer von drüben. Als die Schlacht vei längere Nächte hindurch hatte er, abge- dies so lange entbehrte Leben bis zum letzten ihren Höhepunkt erreicht hatte, als die Nacht hell schnitten vom ersten Laufgraben, in der toten, Rest auszufosten. war von dem Widerschein der roten, gelben und falten, aufgeweichten Erde des Schlach.feldes ge Einmal, bei finfender Dämmerung, strich ein grünen Leuchtrafeten, sprang der Soldat plöglich legen, unterm Sperrfeuer. Und während rechts Liebespärchen an ihm vorbei. Dieser Aublid aus seiner dürftigen Dedung heraus. Alle fonn und links, über, neben und unter ihm die Kugeln, wedte feine tiefste, geheimste Sehnsucht. Jeßten seine dunkle Silhouette fehen. Wit weit aus die Granaten, die Minen einschlugen und explo- nur einen Menschen" dachte er. Ein Mädchen, gebreiteten Armen stand er unter der zuckenden dierten, während Blut und Leichenfeßen und der das ein bißchen nett zu mir ist, feine Arme un Simmelsglocke. Wenige Sekunden nur wenige furchtbare Rauch der Verwesung über ihn hin meinen als legt und mich streichelt, mir über die Sekunden. Dann brach er zusammen, von hundert wegwehten, war ihm das Unfaßbare geschehen, lange, finstere Nacht hinweghilft." Kugeln durchsiebt. daß er nicht zermalmt, nicht verwundet, nicht vernichtet wurde.
Durch mehr als achtundvierzig Stunden hatte er, ein kleines, zitterndes, bebendes Häufchen Elend, ganz allein auf diesem ungeheuren Schlachtfeld gelegen. Bis er dann doch, da das Trommelfeuer für ein paar Stunden aussette, zurüdfand zu den Seinen. Nur: als dieses ge schehen war, da hatte er geschrieen, der Soldatimmerzu hatte er geschrien. So wild, fo furchtbar, wie verwundete Pferde zu schreien pflegen. Stun denlang bis zur schweißtriefenden Erschöpfung. Und immer, wenn das Feuer längs der. Front wieder einsetzte, ja schon vorher, in der beängstigenden und drohenden Stille vorher, begann er aufs Neue mit seinem herzzerreißenden Geschrei. Das war eine Gefahr für ihn und seine Kameraden. Sein Gebrüll gellte über das Schlachtfeld und verriet die Lage der Stellungen. Darum hatte man ihn hierhergeschickt, hinter die Front. Für acht Tage, für eine furze Woche. Um die Erinnerung an jene achtundvierzig Stunden allein auf dem Schlachtfeld zu verlieren. Um zu sich selbst zurückzufinden.
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Der Soldat drückte sich an den Wänden der Häuser entlang. Wände, solide, feste, steinerne Wände sind gut. Sind ein wertvoller Schutz gegen alles, was aus der Luft, Verderben speiend, angeflogen fommt. Gegen Kugeln, Schrapnells, Granaten. Gewiß einen Augenblid fam es ihn in den Sinn, daß er hier, hundert Stilometer beinahe hinter der Front, eines solchen Schutzes nicht bedürfe, und er lächelte. Aber dies Lächeln war nur ein Grinsen. Es erstarb sofort, als er das gellende Heulen einer Fabriksfirene hörte. Er duckte den Kopf in die Schultern hinein und nicht viel hätte gefehlt, so hätte er sich flach zu Boden geworfen. Denn dies Pfeifen erinnerte ihn an gewisse Geschosse, über deren Wirkung er grauenhafte Einzelheiten in seinem Gedächtnis bewahrte.
Biftyan.
Die Hoffnung der Schmerzensreichen.
Von Victor Road.
Stunden Schnellzug von Berlin , fünf vor Budapest Nasen. In der tschechoslowakischen Republik, zwölf eigenartig sinnenden schwarzen Augen und gebogenen und anderthalb Stunden vor Bratislava ( Breßburg) liegt Bistyan. Zwischen weißen Karpathen und Inovechygebirge im Tal der Waag , 160 Meter über dem Meeresspiegel.
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Städtchen, das eigentlich aus zwei Gemeinden Teplitz An die 14.000 Einwohner hauſen in diesem und Pistyan besteht. Sie haben sich aus praktischen Gründen vereinigt und den Namen Teplis da es deren gar zu viele schon im Lande gibt fallen laffen. Die Bevölkerung ist überwiegend slowakisch. Was an Ungarn dort lebt, ist zumeist jüdisch. Pistyan trägt den Stempel der Armut, aber man spürt an den vielen, modernen Hotel- Neubauten den starken Willen, emporzuſteigen. Den Antrieb verdankt die Gemeinde der heilkräftigen schwefel- und radiumhaltigen Quelle, der großen Hoffnung schmerzgepeinigter Schwerst- Rheumatifer.
Die drei Badehäuser liegen auf einer Insel, die vor etwa 45 Jahren, dadurch entstand, daß der Waagfluß sich spaltete, sich ein tieferes und nod) zerflüfteteres Bett wählte.
Im alten Flußbett, ganz nahe den Badehäusern sprudeln zahlreiche Durchbrüche der Heilquelle, die 67 Grad Celsius heiß aus dem Urgestein springt. Der Dampf schwebt nebelud über dem schwefelgelben Wasserspiegel und dem, bei flachem Wasserstande an der Oberfläche liegenden, grauschwarzen Schlamm.
Das jenseitige Ufer gehört der Gemeinde Banka , anderen Rande ſich Zigeuner angesiedelt haben. Ein schmaler Pfad führt über einen Hügel zu dieser eigenartigen Siedlung. In einer Erdvertiefung stehen hüttenartige Häuschen, aus deren dunklen Deffnungen den Fremden eine ganze Horde von Zigeunerfindern anfällt. Sie sind in Lumpen ge
fleidet. Ihre Haare find wild zerzauft, aber die Natur hat manchem eine überraschende Schönheit verlichen, und natürliche Anmut unterstützt erfolg reich die Gebärde der ausgestreckten hohlen Hände.
Die„ Bankanesen" haben am Ufer der Waag einen wilden Badebetrieb entfaltet. Sie wälzen sich tief hinein in den warmen Schlamm oder belegen ihre schmerzhaften Glieder damit, um seine Seilkraft wirten zu laffen. Am Ufer gräbi man fich Löcher in ben Sand, die sich sofort mit schwefeligen Wasser füllen, so heiß, daß man lein Glied hineinstecken kann, ohne sich zu verbrühen. Man leitet deswegen durch Stanäle- wie Stinder sie am Strande bauen - das fühlere Wasser der Waag hinein, um es baberecht zu bekommen.
Die Menschen, denen er begegnete, musterten ihn gleichgültig. Man war den Anblick von Soldaten ja genugsam gewöhnt man wünschte nich, mehr als nötig daran erinnert zu werden, daß Krieg war. Ja, einige zeigten beinahe eine gewiffe Berachtung. Denn er fah nicht gut aus, unser Soldat. Sein offenstehender, feldgrauer Mantel war zwar mit viel Fleiß sorgfältig gebürstet und gereinigt worden, doch die Spuren des Laufgrabens ließen sich nicht völlig ver wischen. Schäbig war der Man el und fledig und schien noch den Geruch nasser: Erde und fremden, über ihn hinweggeflossenen Blutes in sich zu tragen. In seiner Seele wallte Empörung auf. Wofür leiden wir für was sterben wir?" So baden die Aermsten unter freiem Himmel, fragte er sich im Namen all seiner Kameraden unter den heißen Strahlen der Sonne. Im Anblid fragte er sich das. Für den?" dachte er, da er der dunkel bewaldeten, vulkanischen Bergkette der einen biden, feisten, aufgeschwemmten Herrn mit weißen Karpathen. aufgeworfenen Lippen fah, der hochmütig durch ihn hindurchblickte. ,, Nein für den wohl nicht." Und bei vielen anderen, die ihm en gegenkamen, wiederholte er sich seine Frage, wiederholte er sein Nein. Bis ihm cm Wädchen, eine junge Frau vielleicht, begegnete: blond, zart, mit einem füßen, rührenden Lächeln auf dem feingefchwungenen Mund. Für die und ihresgleichen dachte er. Für die Frauen für die Kinder." Und ein zärtliches Gefühl blühte aus seinem erzen auf, ein warmes, lange schon nicht mehr verspürtes Gefühl. Aber in diesem Augenblick streifte er die junge Frau mit seinem bredigen, speckigen Mantel. Sie erschauerte leise, rümpfte das Näs chen und beeilte sich, vorbei zu kommen.
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Drüben aber auf der Insel in den drei Badeund Sturhäusern suchen Menschen aller sozialen Schichten und vieler Nationen Heilung von ihren schmerzhaften Leiden. Alle Erdteile scheinen vertreten zu sein. Wan hört überwiegend slawische Sprachen und ungarisch. Man hört viel nordisch, schwedisch und dänisch, auch englisch und deutsch . seltener fran zösisch sprechen. Man sieht Menschen aller Haut farben, auch Inder und Neger. In Gruppen bei einander sigen die Ostjuben; alttestamentarische Ge stalten, mit tellerartig eingedrückten Hüten über dem Sammettäppi auf den schwarzen, roten oder grauen, an der Schläfe vor den Ohren in Ringelloden herab hängenden Haar. Patriarchen mit großen Bärten, tiefdurchfurchten, verwitterten, braunen Gesichtern,
Quellwasser als auch in heißem Schlammt. Das Man badet in Biſthan sowohl in spiegeltlarem Quellwasser wurde bis 1929 in einem Brunnen gefaßt, der bereits 1732 in der Geschichte Pisthan's physitus der Stadt Preßburg , namens Torkos, angeerwähnt ist. Er wurde von dem damaligen Stadtlegt. Nur 4.60 Meter tief, versorgte er doch das Bad hinreichend mit heißem Quellwasser.
tief und fördert dennoch für die Versorgung der Der 1929 angelegte neue Brunnen ist 7 Meter Bäder ausreichende Mengen des heilkräftigen Quell. wassers in einer Temperatur von 67 Grad Celsins zutage.
In Trentschin - Teplis mußte man 800 Meter tief bohren, um an das Quellwasser zu gelangen. Dabei hat man in Pisthan nicht etwa die Hauptader der Quelle, sondern nur einen der zahlreichen Quell durchbrüche durch das Urgestein gefaßt. Der Wasserspiegel im Brunnen und die Temperatur des acför derten Waffers steigen und fallen in gleichem Maße wie der Spiegel des toten Waagarmes draußen.
1813 wurde das Napoleonsbad in Pistyan gebaut. 76 Jahre lang hat man sich mit diesem ersten Badehause begnügt. Erst 1889 wurde von einem Privatunternehmen das sogenannte Franz- Josefs Bad( Fürstenbad) und einige Kurhotels und weitere 24 Jahre später das Irma- Bad"- benannt nach der Gräfin Irma Erdödy - und das räumlich mit diesem verbundene Kurhotel Thermia- Palace" gebaut.
Als Gegenleistung hat die Gemeinde dem Unternehmer das Nugungsrecht auf 90 Jahre vertraglich zugesichert.
1916 wurde das„ Pro Patria"-Gebäude errichtet, das vorwiegend von der öffentlichen Wohlfahrtspflege und den Sozialversicherungen, insbesondere von den Strankenfassen in Anspruch genommen wird.
ca. 56 Betten in 4 Reihen breitfeitig nebeneinander, In der großen Halle der„ Pro Patria" stehen - ca. 14 Betten in jeder Reihe. Zwei Reihen dienen der Schlammpadung und zwei der Trocknung und weiteren Behandlung. Die Betten haben laufende Nummern, die mit der Nummer des Badebuches übereinstimmen, das jeder Patient bei Beginn der Kur vom Arzt bekommt. Eine Tafel am Stopfende jedes Bettes enthält persönliche Behandlungsvor schriften. Die Bade- und Behandlungsräume bilden baulich das Zentrum des" Pro Patria" Hauses. Von hier strahlen zehn Gebäudeflügel aus, die Verwal tungsräume und 70 Sturgaftzimmer mit etwa 450 Betten enthalten, die im Laufe der Saison von 3000 bis 3500 überwiegend Strankenfaffen Patienten benutzt werden. Man unterscheidet zwei Stlaffen. In der 1. Klasse sind Zimmer mit je 2 Betten, in der 2. Klasse Zimmer bis zu 5 Beuen. Die 1. Klajj: ist für Selbstzahler und für solche Stlassenpatienten, die zur Kassenleistung etwas zuſtenern. Die 2. Stlasse ist zum Teil auch mit Militärpersonen belegt.
Pistyan, die legte Hoffnung der Schmerzensreichen, selbst derer, die ihren siechen Körper auf Krücken durch Jahre des Jammers geschleppt haben. Sie hoffen von Jahr zu Jahr auf den Tag, an dem sie die treuen Wanderstäbe mit einem Widmungsvers'chen oder einem Dankschreiben in einem der ehrenvollen Ruhe jeten könnten. Glasschreine des Pismaner Strüdenmuseums" jur
Inzwischen genießen auch diese, so gut sie es eben können, die bescheidenen Freuden der Kurstadt. Man wagt vielleicht eine Fahrt mit einem Pferdegespann oder mit dem Gesellschaftsauto ins Land hinaus. Man bewundert- freilich von unten die Ruinen der drei Raubritterburgen, deren Befizer Die Burg Beckov, deren älteste Teile schon in V. in mittelalterlichen Zeiten das Land beherrschten. Jahrhundert bestanden, worin schon Niclas Bertcsenyi, Oberfeldherr der Radocyschen Truppen gehauſt hat,
die im XI. Jahrhundert schon von dem ungarischen König Sigmund dem Raubritter Stibor geschenkt wurde, von deren Turmzinne ſein Schaltsnarr in die schreckliche Tiefe springen mußte, nur um seinem grausamen Herrn einen Spaß zu bereiten. Der Sage nach hat schließlich, in gerechter Vergeltung seiner Grausamkeit, Stibor selbst ein ähnliches Ende sefunden.
Von Beckov aus, sieht man drüben von den violett schimmernden Höhenzügen jenseits der Waag die Burgruine Cachtice, die 1614 von der grausamen Elisabeth Bathory beherrscht ward, die ihre jungen Dienerinnen in einem unterirdischen Gang zu Tode peinigte und sich dann in deren Blute badete; und wiederum auf dem jenseitigen Ufer der Waag grüßt die Ruine der Burg Tematyn.
Waag heißt ungefähr der„ Irrende." Ueberblick: man den Lauf des Flusses von einer der Burgruinen aus, so sieht man wie er über das fruchtbare Land hinirrt, immer und immer vom geraden Wege abweicht, in tiefen Strümmungen und Windungen vorwärts stürmt. Er ist ein wilder, unberechenbarer Patron, der auf der hohen Tatra zerklüftetem Urgestein entspringt und teilweise mit unerhörtem Gefälle ins Tal stürzt.
In den Badehäusern befinden sich je 2 Bassins: Die Geschichte berichtet, daß er 1813 gewaltig das Schlammbad und das sogenannte Spiegelbad. über seine Ufer trat und das weite Land überDas Schlammbad hat als Grund den natürlichen schwemmte. 287 Menschen und 15.000 Stück Vieh hat heißen Schlammeboden, deſſen Temperatur von 67 er damals verschlungen. Der Schaden wurde auf Grad Celsius auf 32 Grad Celsius abgekühlt ist. 4,700.000 Gulden berechnet. Eine halbhohe Wand trennt die Männer von den Man nennt den Fluß die schwarze Waag" Sein Frauen. Es ist drückend warm und feucht, wie in Wasser erscheint über den Untiesen schwarz wie Tinte. einem Treibhause, vom Dampf des schwefeligen Er ist voller Tücken, sein Grund ist durchklüftet. Waffers und minder widerstandsfähige Patienten Steingeröll und Sand und Schlamm, was alles er erhalten deshalb statt der Schlammbäder Schlamm- mit sich reißt, türmt sich zu Gebirgen auf seinem padungen. Grunde, die wieder Schluchten bilden. Er hat Tiefen von 17 Wietern und mehr. Und Welse beherrschen diese Tiefen, die schwerer als anderhalb Zentner wiegen und Boote mit ihren kräftigen Rücken anheben.
Auch diese Schlammpackungen sind nicht einfach zu ertragen. Sie werden im Irma- Bade in Einzelfabinen, in den anderen Badehäusern jedoch in großen Hallen verabfolgt. Feldbettartige mit brannen LeinenTalen bedeckte Einzellager. werden mit einer etwa Aus dem vulkanischen Grunde des Flusses stoßen 2-3 Sentimeter starten und ca. 39 Grad Celsius Wirbel, die Menschen und Vich um so gefährlicher warmen Schlammschicht belegt, in welche sich der werden, als sie oft an der Oberfläche nicht zu be Patient hineindrückt. Dann wird der Körper mit merken sind. Was der Wirbel packt, das hält er fest ebenso warmen Schlammschicht bedeckt und schließlich und zerrt er, wie mit mächtigen Polypenarmen in in das Leinen bis unter das Stinn fest eingewickelt. die Tiefe seines Trichters. Kaum eine Woche vergeht, So hat er etwa 20-25 Minuten auszuharren. Zur in der die Waag nicht Menschenopser fordert. Aber dabei ist sie doch die große Segenspenderin. Beruhigung des Herzens wird ihm( erforderlichen Falles) ein Stühler auf das Her; gelegt. Nach der Das Tal der Waag ist einer der fruchtbarsten LandBefreiung wird er mit dem warmen Quellwasser striche der Slowakei , und auch Pistyan blüht auf abgetuscht und daraufhin auf einem mit weißent an ihren Ufern, und die heilsame heiße Quelle, die Laken bedeckten Lager getrodnet. Nach einer Erho- ihr Bett durchadert, und ihr heilfräftiger schwarzer lungspause von einigen Stunden, während derer der Schlamm spenden alljährlich Menschen aller Erdteile, Schweiß aus allen Boren der Haut fließt, folgen elektr. aller Nationen, reichen und armen Menschen Heilung Massage, Behandlung im Zandersaal oder andere oder doch Linderung oder doch wenigstens tröstende Hoffnung. quälende aber heilsame Spezialbehandlungen.