Nr. 245.

GCC

Freitag, 17. Oftober 1930.

GENOSSINNEN UND GENOSSEN!

Seite 7.

DIE KONSUMGENOSSENSCHAFTEN UND IHRE ZENTRALEN STREBEN DURCH IHRE EIGENPRODUKTION DIE VERGE­SELLSCHAFTUNG DER PRODUKTIONSMITTEL AN. SIE SIND VEREINIGUNGEN HÖCHSTER WIRTSCHAFTLICHKEIT.

WENN ALLE ARBEITENDEN VERBRAUCHER IHRE KRAFT ALS KÄUFER UND DIE AUFBAUENDE ARBEIT DER GENOSSEN­SCHAFTEN VOLL ERKANNT HABEN, DANN WIRD KEINE MACHT DER WELT DEN AUFSTIEG DER SOZIALISTISCHEN PLANWIRTSCHAFT   VERHINDERN KÖNNEN!

St. Bürokratius.

Fingerseige.

WERBET NEUE MITGLIEDER

FÜR DIE KONSUMGENOSSENSCHAFT!

wird, die dann längere Zeit unbewacht sind. Die Reinmachefrau ift jest cingehend belehrt und unter wiesen worden, so daß sich Derartiges zukünftig

feiner ein), als du glaubst, denn es verschafft mir! den Genuß, deine liebe Stimme su hören, es lenft meine Augen von der Betrachtung langweiliger und zückenden Körper, es...

Sie:( leise, indem jie ihn von unten her lächelnd ansicht) Wirklich?

Sie:( spättisch) Blond, schwarz, brünett? Er:( gelangweilt) Selbstverständlich nich: blond. Das genieße ich in meinem sogenannten ohne fett zu sein, mit einer Stimme. die fein Lout sprecher ist und einem Geiste, der sich nicht aus­schließlich zwischen Kölnischwasser. Courts Wiabler und Seidenstrümpfen beroegt.

Der Reichsanzeiger" macht auf eine neue Bro. nicht wiederholen wird. Da die leichtfertige Be höchst überflüffiger Gegenständ: auf deinen ent- Familienleben zur Genüge. Schwarz, janft, üppig schüre aufmerksam, die im Reichsverlagsamt in Ber- handlung dieses Streichholz- Ersayes sich aber auch anderen Dienststellen zeigen kann, würden wir lin erschienen ist: Fingerzeige für die Gesetzes und empfehlen, auch die übrigen Dienststellen auf die Amtssprache. Herausgegeben vom Reichsmint Gefährlichkeit der oberflächlichen Benugung und ſterium des Innern in Verbindung mit dem Reichs. Sandhabung solcher Generübertragungsmittel hin. arbeitsministeriumt und unter Mitwirkung des Deutschen Sprachpereins." Die Ankündigung ine zuweisen." ,, Reichsanzeiger" sagt dazu:

Die Fingerzeige dienen dem Zwed, eine mög lichst reine und gute Amtssprache im Schriftver­fehr der Behörden einzuführen und zu erhalten. Das Heft gehört in die Hand eines jeden Beamten, der mit der Absehung von Schriftsägen befaßt ist." Ein löbliches Beginnen. Wir möchten nur hof fen, daß die Fingerzeige beffer feien als die Ankün­digung. Absehung von Schriftsätzen" das geht nicht. Es handelt sich ja nicht um das Seßen, son dern um das Schreiben. Es müßte also doch wohl Abfassung von Schriftsäßen heißen. Noch besser wäre es freilich, auf das Substantivum zu verzich ten und zu sagen:... eines jeden Beamten, der Schriftfäge abzufassen hat". Aber das wäre wahr­scheinlich schon zu viel verlangt.

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Gefängnis nach der Stoppuhr. dm Amtlichen Anzeiger", Beiblatt zum Sam burgischen Gesey- und Verordnungsblatt Nr. 302 vom 23. Dezember 1929 steht:

Beldeinigt.

Die Oberrechnungskammer verlangt von den Behörden genaue Abrechnung über jede noch so Kleine Ausgabe. Nun hatte das Rammergericht eitt mal wohl über die Anschaffung, aber nicht über den Berbleib von vier Rollen Klosettpapier berichtet. Alsbald fragte die Oberrechnungskammer an und erhielt folgenden Bescheid:

" Die vorschriftsmäßige Verwendung besagten Papiers bescheinigt, gea. der Kammergerichtspräsident."

Wandlung.

Von Nhebo.

Geräumiges Zimmer mit gut bürgerlicher Ein­richtung, die eine Atmosphäre von Wohlhabenheit verbreitet, aber vollständig neu ist. Es riecht ge­wissermaßen nach Tischlerwerkstatt. In der einen Ece Bücherregale, in der anderen eine Vitrine mit Steckbrief. Gegen den Alfred Ernst Seedt, geb. Glas und einer Sammlung Mottatassen. Perser usw. soll eine Restgefängnisstrafe von 691 Tagen, teppiche, Selubfauteuls, Divan. Es ist Frühling, das 2 Stunden und 22 Minuten vollstreckt werden. breite Fenster steht ossen, man sieht blühende U. a. das Amtsgericht Abt. 12 f. Straff." Die Sekunden sind nicht mit angeführt. Man wird doch wohl nach oben abgerundet haben, damit der Mann nicht etwa einige Sekunden zu wenig sibt?

Entflammtes Papier. Eines Tages geriet in den Räumen einer Ber­ liner   Behörde ein Papierkorb in Brand. Der Bureauleiter, deutschnationaler Bezirksverordneter, meldete das Vorkommnis der vorgesepten Dienst ftelle mit folgendem Bericht:

Bäume.

Bersonen: Er und Sie, seit zwei Tagen verheiratet. Er: etwa 30jährig, sitt in einem Lehnstuhl, mit dem Rüden gegen das Fenster, liest die Zeitung und raucht eine Zigarette.

Sie: blond, zart, hübsch, Rudolf Herzog   würde sagen, Blondmädchen, liegt auf dem Divan, die Arme unter dem Stopf gefreuzt und träumt lächelnd. Neben dem Divan steht ein Serviertischchen mit einem Glas Wasser, welches vom Divan aus be­quem erreicht werden lann, ohne daß der Liegenbe fich zu erheben braucht.

Sic:( zärtlich) Schazi.

Die Notwendigkeit der äußersten Sparsamfett Im Verbrauch aller Waterialien erstreckt sich auch auf die Verwendung der Streichhöljer. Die Näume Gr:( läßt die Zeitung jinfen, zärtlich) Liebe im hiesigen Amte sind infolge ihrer nach Norden ling? gelegenen Lage und infolge des hohen Baumbestan.

Sie:( besorgt) D, mein Gott, perzeih. Ich ver­

bes vor ben Fenstern relativ bunkel. Alus Sparjam gaß gans, daß du beschäftigt bist. feitsgründen ist nun die Reinmachefrau auf die

r: Aber gar nicht, Liebling. Ich lese ja bloß

Idee gekommen, mit einem Streichholz Feuer zu die Zeitung. Ste: Doch. Und ich habe dich wieder gestört. entfachen und nun alle Lampen bezio. alle Defen burch zusammengebrehte Stüdchen Wlakulatur- Pa. Ich bin doch elite schlechte Frau. pier übertragend zu entzünden. Dieses Verfahren r:( legt die Zeitung endgültig weg) Aber fpart naturgemäß Streichhölzer und ist so lange Kindchen, Liebling. was fällt dir denn ein. unbedenklich, solange fämtliche Zimmer mit Perso- fannst mich überhaupt nie stören. Höchstens unter nen besetzt sind. Gefährlich wird dieses Verfahren brechen. Und von dir unterbrochen zu werden, ist aber mit dem Augenblick, wo diese Art von einer ein Vergnügen und bedeutet mir mehr, als( er sucht einzelnen Person in mehreren Räumen angewandt nach einem passenden Vergleich), aber es fällt ihm

Gr: Aber gewiß, mein Serzenstind( legt die Sigarette in den Aschenbecher, erheb: sich und geht zu ihr).

Sie:( läßt das Buch jinken, böse) Du bist ein ganz gemeiner Sterl Abgesehen davon, lese im ganz gemeiner Sterl übrigens nich: Mahler, sondern Eschtruth, wie du dich überzeugen fannesi( wirf: das Buch auf den Divan).

Sie: Ach Gott  . jest bist du gar aufgestanden. Ev:( großartig) Du weißt, Liebling, für dich ist mir nichts zu viel. Also sage mir, was du willst. Sic: Ach nein, ich fann ja schließlich selbst... Er;( entschieden) Nein, das sollst du nicht, das werde ich niemals zugeben. Erinnere dich nur das, was der Medizinalrat jagte. Du bist zari, jede wenn ich dir nicht gefalle? Anstrengung ist Gift für dich!

gähnt.

Er wehri gelangweilt mit der Hand ab und Sic: Warum hast du mich denn geheiratet, Er: Weil du mir gefichlft, als ich dich hei

Sie:( in überströmender Zärtlichfeit) Tu ratete. guter!( hebt die Arme zu ihm empor). Süsse mich. Sie:( böje) Du brauchst dich durchaus nicht für Er:( lüßt sie. Es vergeben fünf Minuten. Dann erhebt er sich mit gerötetem Gesicht und gebunden halten.( hönisch) Gebe ruhig zu der faivar streicht sich die Haare mit der Hand zurecht, särtsen, janften, mit der Stimme, die tein Lautsprecher ist, heirate jie, mache was du willst, ich lege dir lich). Ja, sich mal, darüber haben wir ganz ver feine Hindernisse in den Weg. gessen, was du wolltest.

Sie: Ach nein. es ist wirklich nur eine Slei­nigkeit und schließlich fann ich ja auch selbst... Er:( entschieden) Das lasse ich auf feinen Fall.

zu

Sie: Ich wollte dich nur bitten, mir das Glas reichen. Ich bin so schrecklich durstig. Er: Aber selbstverständlich, Liebling.( Reicht ihr das Glas, fie trinkt.)

5 Jahre später. Dasselbe Zimmer. Der Eindruck von Neuheit ist gewichen, die Einrichtung sieht gebraucht, zum Teil recht angegriffen aus. Es ist Frühling, das breite Fenster steht offen, man steht blühende Bäume.

Sie sist im Lehnstuhl, liest ein Buch und raucht eine Zigarette.

Er liegt auf dem Divan, die Arme unter dem Stopf gefrenzt, starrt zur Dede und träumt. Ste:( ohne von ihrem Buche auszusehen.) Ernst: Er:( reagiert nicht.)

Sie:( lauter) Ernst!

Er:( tut, als ob er nicht gehört hätte). Ste:( ohne von ihrem Buche aufzusehen, laut und gedehnt.) Ernst!

Gr:( ärgerlich) Was ist denn schon wieder los! Sie:( blidt schräg zu ihm hinüber.) Schon wieder? Du vergißt. daß du eine Dame por bir haft.

Er:( ironisch Ich bitte um Verzeihung, and. dige Frau, daß meine Gedanken sich erlaubten, fünf Minuten lang abwesend zu sein.

Sle:( gelangtweilt) Mein Gott, versuche doch nicht geistreich zu sein, es steht dir schlecht zu: Ge­sicht. Als ob ich nicht wüßte, in welchen Regionen fich deine Gedanken herumitreiben.

Er:( gelangweilt) Regionen!

Ex:( nach wie vor unendlich gelangweilt) Wo­zu Illusionen zerstören. Gebrannte Stinder fürchten das Feuer.

Sie( springt auf, hysterisch) Das ist zu viel! Glaubst du denn, ich lasse mir von dir alles bieten. ( ihre Stimme überschlägt sich) Ich verlasse noch heute die Wohnung!

Er:( gelassen) Tu, was du nicht lassen fannst, mein Schatz.

Sie:( einen Augenblick sprachlos, brid): in ein frampshaftes Schluchzen aus) O Mutter, Mutter, wenn du sehen würdest, wie dein Kind leidet.

Er:( ironisch) Gott ja, wie es leidet, das zuckersüße Kindchen mit den Nerven aus Seiden­papier.( böse) Wenn du dir lieber angewöhner wolltest, dich wenigstens nach dem Essen fünf Mi­nuten lang ruhig zu verhalten.( springt auf) Gehe zu deiner Mutter, zu deinem Vater. zu deinen versammelten Tanten, gehe wohin du willst, meinet­wegen zum Teufel( wütend ab).

Sie:( schluchzend) Und ich... woll wollte... doch nur... ein Glas Wasser. Der Vertrauensmann

fleat te

Tribüne

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für Arbeiterpolitik und Arbeiterkultur.

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