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10. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Butschvorbereitungen der Heimwehren?

Wien  , 21. Oktober.  ( Eigenbericht.) Heute

Mittwoch, 22. Oltober 1930.

Fürchterliche Dynamitexplosion in einem westdeutschen Schacht.

Bezugs Bedingungen: Bei Juftellung ins Haus oder bei Bezug durch die Veft:

monatlich.... Kė 16.­elerteljährlich

halbjährig

ganzjährig.

48.­

96. 192.­

Rudftellung von Manu­tripten erfolgt nur bei Cin fendung der Retourmarten

Erigeint mit Ausnahme bes Montag täglich frith.

Nr. 249.

Ein Schritt vorwärts.

ift der Ständige Ausschuß zusammengetreten, um über einen Nachtragskredit von 300.000 Schilling Bisher 60 Zote.- 150 Mann noch eingeschlossen.- Widersprechende Ziffern. wirtschaft und der Gemeindeautonomie durá)

für die Kosten der Wahlen zu beraten. Dabei brachte namens der Sozialdemokraten Otto Bauer   die Konfiskationspragis der Regierung zur Sprache, der sozialdemokratische Wahlplakate und Wahlflugblätter zum Opfer fallen. Er brachte einige solcher Flugblätter und Plakate zur Ber­lesung, die damit immunisiert sind.

Dann tam er auf die Putschtreibe reien der Heimwehr zu sprechen und teilte mit, daß im Gebiet der Alpinen Montane in Steiermart eine Musterung der heim­wehren durchgeführt wird, wobei die alten Heimwehrlente ausgeschieden und aus den jun. gen Sturmtrupps gebildet werden, die Uebungen mit Gewehren vornehmen. Diese Leute wurden mit Rudfäden, Konserven, Dolchmessern und Re­bolbern ausgerüstet und es wurde ihnen mitge teilt, daß sie an einem der nächsten Tage nach Wien   und Niederösterreich   abgehen jollen. Den Verheirateten wird dabei auch gesagt, fie seien versichert worden, damit ihre Frauen, wenn ihnen etwas geschehe, cine Rente bes tommen. Aachen  

, 21. Oktober. Der Wilhelmsschacht der Grube Anna II" bei Alsdorf   wurde heute früh durch Explosion eines Dynamitlagers auf der 200 Meter Sohle zerstört. Die Explosion verschüttete mehrere hundert Bergleute. Der Förderturm wurde umgelegt und mehrere Häuser in Alsdorf   zer­stört. In der Grube tam ein Sprengstoffmagazin zur Explosion, wodurch die gesamte Grubenanlage zerstört wurde. Der Förderturm ist eingestürzt. Jede Verbindung nach außen ist abgeschnitten. An den umliegenden Siedlungsbauten sind zahllose Fensterschei ben zertrümmert und Dächer abgedeckt worden. Sanitätsfolonnen und Feuerwehr aus dem ganzen Landkreis Aachen   eilten sofort zur Unglüdsstelle. Man schäßt die Zahl der Toten und Verunglüdten auf 200. Vorläufig wird versucht, von der Grube Anna II" aus, die mit dem Wilhelmsschacht durch einen unterirdischen Gang in Verbindung steht, zur Unglüds­ftelle zu gelangen. Man ist zunächst damit beschäftigt, die über Tage befindlichen Berun glidten fortzuschaffen. Die Detonation war in einem Umkreis von vielen Kilometern ver­nehmbar.

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Das Oberbergamt Bonn   teilte Dienstag 14 Uhr 15 Min. mit: Die Zahl der Toten hat sich bis jest auf 40 erhöht. Die genaue Feststellung der Zahl der Verunglüdten ist deswegen besonders schwierig, weil die Warfenfontrolle übertage zerstört ist. Das Schachtförderhaus und die benachbarten Tagesanlagen bilden einen wilden Trümmerhaufen. Die Ursache des Unglüds ist noch nicht genau ermittelt. Anzunehmen ist jedoch die Explosion eines Sprengstofflagers, da man Nach­schwaden von Sprengstoffen hat riechen fönnen. Die Untertagebelegschaft der Grube ,, Anna II" in der heutigen Frühschicht belief sich auf 660 Mann, davon hatte der weitaus größte Teil die Grube bereits verlassen.

Die erften Zoten.

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Bauer sagte dann: Diese Leute glauben, Luft flog und das ganze Gebäude mitriß. Zur Abenteuer vorbereiten zu fönnen, offensichts Zeit der Explosion waren in dem Gebäude efiva lich im Hinblick darauf, daß jest die wichtigsten Aachen, 21. Oftober.( Vom Sonderbericht 30 Beamte tätig. Bis zur Stunde sind Staatsämter unter der obersten Leitung eines erstatter des Wolffbüros.) Von der Bergbehörde zwei Tote geborgen. Die übrigen Beam dieser Abenteurer steht. Aber wir fönnen erllä erfahren wir noch, daß Art und Ort der Explo ten sind mehr oder weniger schwer verlett. ren, daß jeder Bersuch, den Wahlen fion auf eine Sprengstoffentzündung schließen unterirdischen Betriebe war die ganze Früh juvorkommen oder sich gegen das laffen. Soweit festgestellt werden konnte, ist die schicht und noch ein Teil der Nachtschicht tätig, Ergebnis der Wahlen aufzulehnen, etterführung in Ordnung. Rettungsmannschaf so daß 300 bis 400 Bergleute einge leicht und sicher niedergeworfen ten und die Silfsmannschaften der Feuerwehren schlossen sind. Wian versucht, von den Nach werden wird. der Nachbarschaft waren schon sehr früh zur bargruben. ,, Adolf". Streiffeld" und Anna 1" Der Bundeskanzler erklärte ausweichend, er Stelle. Die Einfahrt ist aber zur Zeit immer in Alsdorf   an den Unglüdsherd heranzukommen. werde die Wahlen vollkommen verfassungsgemäß noch auf die benachbarten Gruben ,, Anna I" m oberirdischen Betriebe ist die ganze Stätte durchführen; die in das Ausland gedrungenen und Adolf" beschränkt. Auf diesen Gruben sind ein wüstcs Trümmerfeld. Gerüchte entbehren angeblich jeder Grundlage. vorsichtshalber die Belegschaften zurückgezogen worden. Unterdessen sahren hier auch schon Wiener  

Anschlußkundgebung

mit Paul Löbe   als Redner.

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Unter den vielen schweren Wunden, die der Bürgerblock der Bevölkerung schlug, haben wir immer die Zerstörung der Gemeinde­das Gesetz über die Neuregelung der Selbst­verwaltungsfinanzen ganz besonders schwer empfunden. Denn mit diesem Geseze traf dic politische Reaktion und die antisoziale Wirk­jamkeit des Bürgerblocks nicht nur die Sozial­politif, sondern auch die Autonomie, an der empfindlichsten Stelle. Nach dem Umsturz haben die neu in die Gemeindeſtube eingezo genen Vertreter der Arbeiterklasie große ful­turelle und soziale Leistungen vollbracht. In­dem das Gemeindefinanzgesetz diese Tätigkeit unterband, hat es der Bevölkerung nicht nur schweren materiellen Schaden zugefügt, son­dern auch der Demokratic ein Stüd ihres lebendigen Inhalts geraubt. Darum war es seit ihrem Regierungseintritt das heiße Be­mühen der Sozialdemokratic, hier Bresche zu schlagen. Die Steuervorlagen, die heute auf den Bänken der Abgeordnetent liegen, bewei­sen, daß es gelungen ist.

Vor allem wird die Umlagendrosselung fühlbar gelodert. Die normale Höchstgrenze der Gemeindezuschläge wird von 200 Prozent auf 250 Prozent erhöht, wobei Zuschläge bis 150 Prozent, früher nur bis 100 Prozent, überhaupt feiner Genehmigung bedürfen. Während bisher eine leberschreifung dieser Grenze bis zu höchstens 300 Prozent nur möglich war, wenn der volle Ertrag der Um lagen nicht einmal zur Dedung des Schul­dendienstes ausreichte, wobei nur auf die bis Ende 1927 abgeschlossenen Darlehen Rücksicht genommen wurde und die Erhöhung nur so­weit zulässig war, daß die Verzinsung und Tilgung der Darlehen durch die Zuschläge gerade noch gededt wurde, können jetzt Höchst zuschläge bis 300 Prozent eingehoben werden, wenn der Schuldendienst ohne Rüdsicht auf den Zeitpunkt der Abschließung des Dar

Mannschaften der vom Unglück betroffenen Alsdorf  , 21. Oktober. Bis 20 Uhr sind Grube zutage, die schon die Verbindung der im ganzen etwa 60 Tote geborgen. Noch Gruben untereinander erreichen fonnten. Viele etwa 150 Mann sind in der Grube ein Wien  , 21. Oktober. Der Wiener   Vorstand der davon haben sich sogleich nach Hause begeben, geschlossen. Nach Meinungen der Steiger lehens- mehr als die Hälfte der Zuschläge Sefterreichischen sozialdemokratischen Partei hat so daß zur Stunde eine Uebersicht über die Zahl follen sich darunter auch noch Tote befinden. In erfordert, aber auch ohne Rücksicht auf die für Sonntag, den 26, d. M. eine Anschlußlund der Geretteten und der noch Eingeschlossenen Krankenhäusern find bis jetzt 75 Mann unter Verschuldung, wenn es die Gemeindevertre gebung vor dem Wiener   Rathause einberufen, in fehlt. Es ist anzunehmen, daß die Hauptstätte gebracht. Es wird versucht, eine Behelfsförder- tung mit Dreiviertel- Mehrheit beschließt. Zu welcher der Präsident des deutschen Reichstages, des Unglücks das in der Nähe des Verwaltungsanlage in einem Blindſchacht einzurichten, um an schläge bis 350 Prozent fönnen eingehoben Paul Löbe   und andere deutsche Sozialdemokraten gebäudes liegende Sprengstofflager war, dessen die abgeschlossenen Rebiere zu gelangen. Die werden, wenn der Schuldendienst für die bis Entzündung die ganze Anlage des Wilhelm- Verwaltung der Grube fann immer noch nicht

sprechen werden.

Neue Verhandlungen im Berliner Metallarbeiterstreif. Berlin  , 21. Oktober( Eigenbericht.) Der Reichsarbeitsminister hat jetzt die Organisationen der unternehmer und der Arbeiter zu neuen Berhandlungen über den Kampf in der Berliner   Metallindustrie eingeladen. Es ist anzu­nehmen, daß er den Bersuch unternehmen wird, die Entscheidung auf einige Zeit hinauszuschic ben. Ein Teil der Unternehmer ist dazu bereit, allerdings nur bis Anfang Dezember, weil sie bis dahin ihre Weihnachtsaufträge fertigstellen wollen. Die Gewertschaften verlangen dagegen die Bertagung mindestens auf Jänner.

Die Streillage hat sich bisher nicht geän= dert; die Gewerkschaften haben die Führung fest in der Hand. Da der Algemeine deutsche Ge­wertschaftsbund den beteiligten Gewerkschaften bie Unterstüßung bei einer längeren Dauer des Streifs zugesagt hat, ist die Bewegung auch finanziell gesichert.

schachtes zerstörte. Der Förderturm Inidte in genau angeben, wo sich die eingeschlossenen Leute 1. Jänner 1931 abgeschlossenen Darlehen, sich zusammen und fiel auf einen Teil des befinden, da das Unglüd über die Belegschaft bei Beschlußfassung mit Zweidrittel- Majori Berwaltungsgebäudes. Hier wurden hereinbrach, als sie sich vom Förderschacht vor tät auch ohne diese zeitliche Beschränkung, den auch die ersten Toten geborgen, und zwar Orts begeben wollte. Bis zu den Arbeitsstellen Ertrag aus Zuschlägen übersteigt. Die Bedin ein Betriebsführer, ein Waschinen- find dabei Wege bis zu 45 Minuten zurückzulegen. gungen für die Zufäffigfeit von 350 Prozent fahrsteiger und eine im Verwaltungsge- Die Ursache des Unglüds ist immer noch nicht find also weit weniger streng, als sie bisher geklärt. Auch auf der 250- Meter- Sohle soll das für die Zulässigkeit von 300 Prozent gewesen bäude beschäftigte Frau. sind. Die Bezirke dürfen unter den Bedingun Die Rettungsfolonnen suchten vou den Sprengstofflager in Ordnung sein. Vor der Verwaltung der Grube stauen sich Nachbargruben Adolf"," Streiffeld" und Anna 1" aus zu der Unglückstelle vorzu- feit Stunden unentwegt die Angehörigen der noch gen, unter denen 300 Prozent Gemeindez bringen. Sie famen aber nur sehr langsam vermißten Bergleute, um Nachrichten zu belom schläge zulässig sind, zuschläge bis 150 Bro­borwärts, da die Stollen feiweise men. Auch bei einbrechender Dunkelheit war die sent einheben. So wird den Gemeinden und eingestürzt waren. Gegen 5 Uhr nach Unglüdsstelle von vielen Besuchern beseßt. Die wenn auch in geringerem Maße auch mittag waren noch etwa 200 Bergleute auf Aufräumungsarbeiten über Tage und die Ver- den Bezirfen eine immerhin start ins Gewicht der 460- Meter- Sohle eingeschlossen. suche, zu den Eingeschlossenen vorzudringen, wer- fallende Mehreinnahme verschafft, die beson­ders in den größeren Städten durch die gleich­Von den früh eingefahrenen 667 Bergleuten den nach wie vor fortgefeßt. zeitige Erhöhung der besonderen Erwerbs­find rund 400 auf benachbarten Schächten steuer noch gesteigert wird. ausgefahren worden. Am Rettungswert be teiligten fich 200 Mann. Nach Aussagen von Geretteten soll ein Revier bren= nen. Die Vorstöße von den benachbarten Gruben aus wurden unter Leitung des Bergrats Verse unternommen.

300 bis 400 Bergleute eingeschloffen?

Tote und schwerverleẞte Beamte.

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Keine Gefahr für die Eingeschloſſenen?

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Das unselige Institut des Ausgleichs: fonds wird abgeschafft. Die bisherigen Zu Berlin  , 21. Oftober. Wie vom Gruben- weisungen an den Ausgleichsfonds, vermehrt sicherheitsamt beim preußischen Handelsministes um das Erträgnis der Biersteuererhöhung, rium verlautet, war der Hergang der Explosions- werden nun den Ländern zugewiesen, welche tatastrophe auf dem Wilhelmschacht der Grube diese Mittel einheitlich verwalten. Die erhöhte Anna 11" bei Alsdorf   derart, daß die bei der Biersteuerzuweisung hat vor allem den Zweck, Es geht wieder bergab. Ratastrophe gebildeten Gase zum größten Teil die Defizite der Länder zu decken, die so Aachen  , 21. Oftober.( Vom Sonderbericht übertage geschlagen find. Nach menschlichem Er- dringend notwendige Sanierung der Landes­Am Sonntag fanden im hamburgischen Landgebiet Gemeinde, Stadtvertre- erstatter des Wolffbüros.) Die Explosion erfolgte messen besteht für die Leute, die noch untertage finanzen in die Wege zu leiten; da aber die tungs- und Landes ausschußwahlen um 7 Uhr 20 Minuten. Allem Anschein nach find, keinerlei Gefahr mehr. Daß die untertage Gemeinden infolge der Erhöhung ihrer eige­ftatt. Das Ergebnis dieser Wahlen ist insofern handelt es sich um eine Dynamitexplosion. Der befindlichen Leute nicht längst an das Tageslicht interessant, als es insbesondere die natio- gesamte Schachtbau und der darauf stehende gebracht worden sind, erklärt sich daraus, daß nen Einnahmen weniger als bisher auf Zu­nalsozialistische Bewegung nicht Fördertum mit den in der näheren und weite- ber Haupteinfahrschacht nicht mehr paffierbar ist. schüsse angewiesen sein werden, werden die mehr auf einer aufwärtsstreben ren Umgebung befindlichen Maschinenhäusern Die Leute müssen aus mehrere Kilometer ent- Landesausschüsse weit besser in der Lage sein, den Linie zeigt. Im Hamburger Bezirk, der usw. sind eingestürzt. Unter den Bürogebäuden fernten Schächten herausgeleitet werden, was die Landgemeinden umfaßt, verloren die befand sich ein Benzolloger, das ebenfalls in die natürlich geraume Zeit in Anspruch nimmt.

Nationalsozialisten im Vergleich zu den letzten Reichstagswahlen ein Drittel ihrer Stimmen vom 14. September, während alle anderen Parteien dem 10prozentigen Stimmen­rüdgang entsprechend 10 Prozent ihrer Stim men einbüßten. Nur im Landkreis I tonnten die Nazis ihre Stimmen vom 14. September einigermaßen behaupten.

Legte Meldung: 95 Tote? Berlin  

, 21. Oktober. Das Grubenficherheitsamt teilt mit: Bis 6 Uhr abends sind 420 Mann Belegschaft ausgefahren, 76 Mann befinden sich verlegt in den Krantenhäusern, tot geborgen find 35 Mann, untertags befinden sich noch ungefähr 60 Tote. Die Bergungs­arbeiten sind ununterbrochen im Gange. Die Ursache ist immer noch ungeklärt.

den Anforderungen der Gemeinden und Be­zirfe zu entsprechen, als es bisher der Aus­gleichsfonds gewesen ist. Die ungeheuerlichen Verschärfungen des Aufsichtsrechts werden. be­seitigt, den Selbstverwaltungskörpern im We­sen die Freiheit der Budgetierung wiedergege­ben und dem Wüten des Rotstistes Einhalt geboten. Gewiß wird auch jetzt der Landes­ausschuß die Voranschläge der Bezirke und