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10. Jahrgang.

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Sozialdemokrat H

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Der Marsch auf Wien abgeblasen!

Unter dem Eindruck der Enthüllungen, die Otto Bauer gestern im Ständigen Ausschuß borgebracht hatte, mußte nun die Rundgebung abgesagt werden.

Donnerstag, 23. Ottober 1930.

Schach dem Hakenkreuz- Fascismus!

Zu gleicher Zeit wird auch ein Wechsel im Berliner Polizeipräsidium vorgenommen. 3ör giebel übernimmt ein Regierungspräsidium in einer westpreußischen Provinz. An seine Stelle tritt Brzezinfli, der gleichfalls früher schon Berliner Polizeipräsident war.

Der Massentod in den Stollen.

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monatlich vierteljährlich halbjährig ganzjährig..

48.­

96. 192.­

Addftellung von Mauu­( tripten erfolgt nur bei Ein­fendung der Retourmarten.

Erschein mit Ausnahme des Montag täglich rüh.

Nr. 250.

Was ist revolutionär?

Die Kommunisten und die Hakenkreuz­

Wie 11, 22. Ottober.( Eigenbericht.) Für Severing wieder preußischer Innenminister, Grzezinsti Berliner Polizeipräfident ter sind in der Stritit der Berhandlungen und den 2. November hatte die Heimwehr in Wien Berlin , 22. Oktober .( Eigenbericht.) Der Diese Ernennungen, die der Deffentlichkeit des Ergebnisses unseres Teplißer Parteitages cinen großen Aufmarsch angekündigt, zu dem preußische Ministerpräsident hat heute an Stelle völlig überraschend lamen, sind die Antwort der vollständig einig. In dem einhellig gefaßten des von seinem Amt zurüdgetretenen Innen- preußischen Regierung auf die Drohungen der Beschluß auf Fortführung der bisherigen Po­schon alle Vorbereitungen getroffen waren; auch ministers Dr. Waentig den Reichs- und Hakenkreuzler. Severing hat die preußische Schußlitif, das ist das Verbleiben in der Regie­Werbeplakate waren schon gedruckt. Aus dem Staatsminister a. D. Severing wieder zum polizei organisiert und solange er an ihrer Spißerungstoalition, wollen sie eine Abrückung von ganzen Reich follten mit Eisenbahn und Autos Innenminister ernannt. Severing hat dieses steht, werden alle Faſcifierungsversuche in Preu­etwa 40.000 Heimwehrleute zusammenkommen, Rrantheit trat er damals zurüid. Dem Kabinett Eine nicht geringere Bedeutung hat die Tatsache, senkampf und ein Einschwenken in eine Amt bereits bis Oktober 1926 belleidet. Wegen hen, dem größten der deutschen Länder, scheitern. unserer revolutionären Gesinnung, vom Klaj­für die Dolchmeffer und Revolver schon borbe- Müller gehörte er als Reichsminister des Innern daß an die Spiße des Berliner Polizeipräsidiums Burgfriedenspolitik erkennen und in der Wahl reitet waren. Es war auch schon angeordnet an. Brzezinski tritt, dessen Energie gleichfalls ihrer Argumente sind sie von solcher Einmü­worden, daß fie Proviant für zwei Tage mit­bekannt ist. Die Nrechtspresse würdigt auch in tigkeit, daß es sich der Einfachheit wegen richtiger Weise die Bedeutung dieses Personen- empfehlen würde, die Redaktionen der beider­nehmen sollten. wechsels. Sie weiß, daß der Fascismus in Deutschland feine Aussichten hat, solange die seitigen Preſſe zusammenzulegen. Sie sprechen preußische Regierung in ihrer jeßigen Zusammen von Berrat, den wir durch unseren Beitritt fegung im Amt bleibt! zur Regierungsmehrheit begangen haben joi len, von Verrat an unseren Grundsäßen wie an unserer Tradition und ihrer kategorischen Forderung gemäß hätten wir nichts Schleu­nigeres zu tun, als die Koalition zu verlassen, um jenen Kampfboden" zu beziehen, dent mit so schöner Einmütigkeit Kommunistent wie deutsche Nationalſozialiſten als den allein nicht daran erinnern, daß Nazis und Rozis revolutionären" bezeichnen. Da wir uns die deutschen Sozialdemokraten vor ihrem Eintritt in die Regierungsfoalition nicht als Verräter bezeichnet hätten und da wir unser politisches Handeln selber zu bestim men pflegen, nicht aber es von den Wünschen und Bedürfnissen unserer geschworensten und hier noch einmal geprüft, welche Art von ferner ob wir damit wirklich, wie sie ver sichern, der Sache der deutschen Arbeiterschaft besser als mit unserer gegenwärtigen Politit nüßen, oder ob wir nicht damit die Geschäfte der Klassengegner der Arbeiterschaft besorgen. würden.

Die Anschlußtundgebung. Wien , 22. Oktober. Oftober.( Eigenbericht.) Dic große Anschlußlundgebung am Sonntag, die zu Alsdorf , 22. Oktober. Um halb 12 Uhr Zahl der Vermißten kann auch nach der in­gleich eine Manifestation für die Demokratie wurden folgende Ziffern über die Opfer der zwischen herbeigeschafften Liste der aus dem sein wird, wird in der gleichen Weise durchge Geborgen find 165 Tote. In den Kranten nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Die Ratastrophe im Wilhelmsschacht bekanntgegeben: Schacht Anna II" ausgefahrenen 57 Leute noch führt wie die Kundgebungen am 1. Mai und häusern liegen nach einigen Entlassungen 99 Verwaltung hat eine gedruckte Liste der Berleß 12. November. Da der große Platz vor dem Berleßte. Die Zahl der Eingeschloss ten im Orte verteilen laffen, um die Bevölkerung, Rathaus die Massen nicht fassen könnte, werden enen wird mit 84 angenommen. Da die zum Teil die ganze Nacht hindurch vor den die Züge von den Sammelplätzen in den Bebei weiß man von einem Teil der im Barden Toren ausharrte, so gut wie nur möglich zu berger Krankenhaus liegenden noch nicht, ob und unterrichten. irfen von zwei Seiten über die Ringstraße zum wie viele von ihnen doppelt gezählt sind, denn Burgtheater marschieren. Auf dem Rathausplat bort find 35 Leute, die von der Stichflamme so wird Reichstagspräsident Paul Loebe und schwere Brandwunden erlitten haben, daß sie Der ganze Betriebsrat erschlagen. die Reichstagsabgeordneten Breitscheid und noch nicht imstande waren, zu sprechen und auch noch nicht identifiziert werden Alsdorf , 22. Oltober. Der Betriebsrat Radikalismus" den diesen Ein Unsiderheitsfaltor der, Grube, der im Augenblick des Unglüde eise Ein Injinetheitsfaltor at Grube, der im Augenblid des lunginde eine ginnt der Vorbeimarsch. Die Bezirkszüge verfaf- für die Feststellung der Geretteten und der noch Sißung abhielt, wurde in seiner Gesamtheit fen den Rathausplatz nach zwei Seiten und mar- Berschütteten ist das tägliche Schwanken von den einstürzenden Mauern erschlagen. Bis der Zahl der angetretenen Arbeis her ist nur der Obmann tot geborgen schieren in ihre Bezirke. ter. Die Markentontrolle ist zerstört und die worden.

Crispien sprechen. Nach verlas onnten

Explosionsursache rätselhaft.

Sprengstofflager fämtlich intaft.

gehässigsten Gegner beſtimmen zu lassen, jei

gemmer ofis mig" es ist, bet, fie uns anteaten,

Das Regierungsgebilde, das der heutigen Regierung voranging, war die unverhüllte

Der Metallarbeiterstreit. Berlin , 22. Oktober .( Eigenbericht.) Morgen tormittags beginnen im Reichsarbeitenministe­Alsdorf, 22. Oktober. Der Unfallausschuß genommen hat und dort in die Querschläge Klassenherrschaft der Bourgeoisie. Es war rium die Verhandlungen zur Beilegung des Streifs in der Berliner Metallindustric. Aller hat heute in Anwesenheit von Vertretern des gelangte. Auch die Richtung der Explosions- noch Schlimmeres: falter Fascismus, dings haben sie nur unverbindlichen Charakter, Grubensicherheitsamts Berlin , des Oberbergamtstöße, die die Mannschaft empfanden, und dem der mit den Mitteln und unter dem Dedman: sie zum Teil zum Opfer fielen, weist auf diese tel einer mißbrauchten Demokratie der Arbei­zumal der Minister noch nicht zu dem Antrag Bonn und der zuständigen Bergrevierbeamten Annahme hin. Die Explosion hat die Wetter terklasse Stüd um Stüd ihrer Rechte und der Unternehmer auf Verbindlichkeitserklärung unter Hinzuziehung von Sachverständigen die türen zerschlagen und die Nachschwaden haben ihrer sozialpolitischen Errungenschaften zu Grube Anna II befahren. Im Anschluß an die sich infolgedessen unbehindert auf das ganze Re- rauben suchte und auf ihre Schultern die Befahrung fand eine Zeugenvernehmung und vier der Grube Anna II" ausdehnen lönnen. In diesen Schwaden haben dann die Leute den eingehende Beratung statt. Tod gefunden, bei denen Erstickung festgestellt wurde.

des Schiedsspruches Stellung genommen hat. Die Streiffront der Arbeiter steht unerschüt. tert da. Auch die Drohung der Unternehmer, daß der Berliner Kampf mit der Aussperrung der Die Ursache des Unglücs ist noch nicht Metallarbeiter in Sachsen und anderen Bezirken, geflärt. eft steht, daß die Sprengstofflager mo leine Tarife abgeschlossen sind, beantwortet auf sämtlichen Stollen der Grube in Ordnung werden solle, macht auf die Streifenden feinen find. Die zunächst angenommene Explosion eines Eindrud. Versuche der Kommunisten, die ge- Sprengstofflagers scheidet somit als Ursache des schloffene Front der Arbeiter durch ihre foge. Inglids aus. Soweit weiter festgestellt werden nannte revolutionäre" Gewerkschaftspolitit ju fonnte, ist auch an dem Unglüdstage fein Spreng fpalten, haben bisher nicht den geringsten Erfolg stofftransport in die Grube hincin erfolgt. Bei gehabt. Sie erleben jetzt im Gegenteil eine Revo der Befahrung der Grube find bisher Anzeichen lution im eigenen Lager. Sie haben nämlich den einer Kohlenstauberplosion unter Tage nicht er Unorganisierten Barunterstützungen vermittelt worden. Die Bejahrungen und Unter sprochen, die sie jetzt nicht auszahlen wollen. Die suchungen werden morgen fortgesetzt. Suppen, die ihnen als Ersaß geliefert werden sollen, lehnen die Unorganisierten ab. Es ist des wegen schon zu lebhaften Auseinander­segungen in den Reihen der fommunistischen Quertreiber gekommen.

Tragödien.

schwersten materiellen Lasten abzuwälzen ſuchte. Man erinnert sich, daß die deutschen Nationalsozialisten damals mit größter Tole­ranz und offenkundigem Wohlwollen dem Schandtreiben des tschechisch deutschen Bürger­Alsdorf, 22. Oktober. Zur Ablösung der blocks zusahen und daß auch die Kommuni Silfsmannschaften sind von der zentralen Ret ften in jener Zeit, anstatt ihre Kräfte gegen tungsstelle der Ruhr weitere Mannschaften ein- das Bürgerblodregime einzujeßen, genau jo getroffen. Die Freilegung der zu Bruch ge- wie heute in der Sozialdemokratic den Haupt­gangenen Strecken schreitet ruſtig vorwärts. Ein feind sahen, gegen den sie mit der ganzen älterer Bergmann, der am Dienstag früh bereits Bucht ihrer allerdings immer wirfungsioic­eingefahren war, sich aber durch einen Neben­ren Angriffe anrannten. Der Schaden, den schacht in Sicherheit bringen konnte, ist Nachmittag mit den Rettungsmannschaften wie der Bürgerblod stiftete, war beispiellos. Wäre der eingefahren, um nach seinen beiden es gelungen, nach den vorjährigen Parla­Alsdorf, 22. Oktober. Von unten fom­Söhnen, die ebenfalls in der Frühschicht ein- mentswahlen sein Leben neu anzustückeln, so der mende Mannschaften berichten, daß auf d vierten Sohle( 460 Meter) die Zerstörung eine ist im Ungewissen über das Schicksal von zwei schaften der Revolutionszeit, der Verwaltungs­gefahren sind, zu suchen. Eine Mutter wäre dem Raub wichtiger sozialer Errungen­fast vollkommene ist. Dort allein waren bis Söhnen, während der dritte, der ebenfalls in reform mit ihrem politischen Rechtsraub und iſt heute morgens 87 Tote geborgen. Die Aus­der Frühschicht eingefahren war, am Abend der Vernichtung der kommunalen Selbstver­Bolitischer Kampf mit Biergläfern. fichten, von der vierten Sohle noch Lebende zu wohlbehalten zu ihr zurückkehren konnte. wohlbehalten zu ihr zurückkehren konnte. Die waltung sowie der Schädigung der letzten erwarten, sind außerordentlich gering. Von an einer gestern abends im Stadtteil Haslad) ab- borgene heraus. Zur Frühschicht sind aufgestürzten Verwaltungsgebäude und dem För gefolgt, das den arbeitenden Massen schwer Freiburg im Breisgau, 22. Oltober. Bei deren Sohlen kommen aber noch Lebendgeberirdischen Aufräumungsarbeiten an dem ein- deutschen Minderheitsrechte noch vieles aupere gehaltenen nationalsozialistische Anna I" rund 70 Mann eingefahren. An der derturm schreiten rüstig fort. Mit einer groten Schaden gebracht hätte. Die Steuerber­Versammlung, die start von Anhängern Trümmerstätte ist die ganze Nacht hindurch worden, die Reaktion hätte auch nach der und Gegnern besucht war, wurde von den ebenso weiter gearbeitet worden wir untertags, Eisenkonstruktion des Turmes auseinander- teilung wäre gewiß eine noch unjozialere ge­Kommunisten systematisch die Sprengung der weil unter den Trümmern der Tagarbeitenden genommen. Schule gegriffen, denn Konkordatsverhand­Bersammlung betrieben. Schließlich festen Tät auch noch Verschüttete vermutet werden. In­lungen zum Zwede einer völligen Verkleri­lichkeiten ein, bei denen Biergläser und zwischen sind auch die Sprengstofflager Stuhlbeine als Waffen dienten. Vermut - der anderen Sohlen sämtlich in Ordnung Berlin , 22. Oftober. Zur Linderung der falisierung des Schulwesens waren längst im Zuge, auf die politischen Rechte der Arbeiter­lich ſtammten die Angreifer aus dem l'ommu- gefunden worden. Damit entfällt vorläufig die Not, die durch das Aachener Bergwerksunglüdschaft wären weitere Angriffe gefolgt und es nistischen Lager. Die sofort eingefeßte Annahme, daß es sich um eine Sprengstoffent­Polizeibereitschaft wurde von den Stommuni- zündung handelte. Die Verbrennungsspuren entstanden ist, haben die Reichsregierung fann faum einem Zweifel unterliegen, daß ſten tätlich angegriffen, fonnte aber schließlich an den Türen untertags deuten darauf hin, und die preußische Staatsregierung das System schließlich in einer offenen Dit den vollständig demolierten, erst kürzlich neu daß der Schlag seinen Ausgang vom Schacht ie 150.000 RW. zur Verfügung gestellt.

hergerichteten Saal räumen. A chi Personen wurden in die Universitätstlinit eingeliefert, von wo sie nach Anlegung bon Verbänden entlassen wurden. Eine Reihe anderer Personen frug ebenfalls Verletzungen davon, Siftierungen wurden vorgenommen; die Haupträdelsführer sind jedoch auf Fahrrädern

entlommen.

ßen

Staatliche Hilfe.

203 Tote und 96 Verlegte geborgen.

Bisher sind geborgen an Toten 203, in den Krankenhäusern befinden sich 96 Berlehte, vermißt find nach bisherigen Feststellungen 23 Mann. Hente nach: mittags sind noch drei Mann lebend geborgen worden. Die Bergungsarbeiten gehen mit allen zu Gebote stehenden Mitteln weiter.

tatur, in der Beseitigung aller demokratischen Volksrechte seine Krönung gefunden hätte.

Alle diese Gefahren sahen Kommunisten und Hakenkreuzler nicht, wollten sie nicht sehen, da sie lediglich ihrem schäbigen Agi­tationsbedürfnis folgen und sich von keiner Verantwortung für das Schicksal der Arbei­terklasse beschwert fühlen. Der Wille der deut­