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10. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Der Schußbund bei Seitz.

Protest gegen den Heimwehrauf­marsch in Wien  .

Wien  , 3. November.  ( Eigenbericht.) Gestern hat die Heimwehr   wieder troß dem bestehenden Aufmarschverbote einen Aufmarsch in Wien  durchgeführt. Heute ist eine Deputation des Republikanischen Schutzbundes unter Führung des Abgeordnetent Dr. Deutsch beim Bürger­meister Seit erschienen und hat unter Vor­weisung von Photographien den Bürgermeister darauf aufmerksam gemacht,

daß die Heimwehr unter den Augen von Ministern das Aufmarschverbot durchbrochen. hat, ohne von der Polizei gehindert zu werden.

Die Deputation stellte daher an den Bürger­meister das Ersuchen, das Aufmarschverbot auf­zuheben, da es sonst möglich sei, daß dem Schutzbund allein verboten bleibt, was der Heim­wehr erlaubt ist.

Der Bürgermeister antwortete, daß auch nach seinem Bericht das Aufmarschverbot am Sonntag durchbrochen worden sei; trotzdem fönne er das Aufmarschverbot nicht aufheben, da dieses wiederholt die Ruhe und Ordnung auf rechterhalten habe. Im Interesse der Ruhe und Ordnung und im Hinblick auf die wirtschaft­lichen Interessen sei die Aufrechterhaltung des Aufmarschverbotes notwendig. Er appelliere daher an den Republikanischen Schutzbund, dieses

verhalten werden.

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Dienstag, 4. November 1930.

Bezugs Bedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:

monatlich.... Kö 16.­vierteljährlich

halbjährig

ganzjähelg.

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98.­

192.­

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Nr. 258.

Handstreich Baugoins gegen die Sozialdemokraten? Der Fascismus in Nöten.

Für heute umfangreiche Haussuchungen in Parteilokalen geplant.  Wien, 3. November  .( Eigenbericht.) Der sozialdemokratische Parteivor: stand hat einen Aufruf erlassen, in dem er erklärt, es sei ihm bekannt geworden, daß die Regierung morgen in verschiedenen Parteilokalen in   Wien und in anderen Bundesländern ausdurchsuchungen durchführen lassen will. Als Vorwand soll dienen, daß nach Waffen gesucht werde. Demgegenüber erklärt der Parteivorstand:

1. Die Genoffen werden dringend aufgefordert, sich ja nicht und durch nichts zu Unbesonnenheiten provozieren zu lassen;

2. Was die Frage der Waffensuchungen anbelangt, hat die Partei nichts zu verbergen. Sie ist unbedingt und jederzeit schon seit Jahren für die beider: seitige innere Abrüstung unter gegenseitiger Kontrolle. Die Arbeiterklasse wird dagegen nie einseitig darauf verzichten können, sich zur Verteidigung der republikanischen Verfassung bereit zu halten, solange nicht die beider­seitige Abrüstung durchgeführt wird.

Dazu wird aus verschiedenen Provinzorten gemeldet, daß bereits Gendar­meriezusammenziehungen vorgenommen wurden.

Die sozialistische Jugend tagt.

Wirtschaftlicher oder moralischer Bankrott?

Von unserem italienischen Berichterstatter.

In den letzten Monaten, ja, in den leg­ten Jahren war die. Berichterstattung aus Italien   ziemlich eintönig. Gewalttaten und Gesetzesverletzungen der regierenden Klique, Trußposen und Kriegsgeschrei, wachsende Not und Rechtlosigkeit der Massen und für die auswärtige Berichterstattung Potemkinsche Dörfer mit bescheidenem Wohlstand des klei­nen Mannes" ,,, Rückkehr zur Scholle" ,,, Frie­den zwischen Arbeit und Kapital" und ,, Mus­ solini   als Vater seines Voltes". Heute sind nun nicht nur die Potemkinschen Dörfer mit einem Schlage weggefegt, sondern die Be­richte über Gewalttaten, Kriegsdrohungen und Not haben viel grellere Farben. Die Lage in Italien   ist ernst geworden. Seit deit Monaten, die auf die Ermordung Matteottis folgten, hat der Fascismus sich noch nie in so fritischer Situation befunden, wie in diesen Herbsttagen, hinter denen das drohende Ge­spenst eines Hungerwinters steht.

Das, was von außen gesehen als plöz­licher Umschlag erscheint, war natürlich seit

Tepliß- Schönau, am 1. November 1930. führungen begleitete, der innige Kontakt des Red- Langem in Vorbereitung. Man hatte es nur Schon das äußere Bild, das der festlich ge- ners mit den Zuhörern zeugten davon, daß die gewaltsam vertuscht. War doch sogar den Intereffe zu würdigen und das Aufmarschverbot schmüdte Kurhaussaal heute bietet, ist ein Zeichen, Jugendorganisation ein Teil der Partei ist, Staufleuten verboten worden, ihre erzwunge­streng einzuhalten. Er werde selbstver- baß es sich um eine außergewöhnliche Tagung mit ihr ringt und kämpft. Die sozialistische Jugend nen Schleuderverkäufe als„ Liquidation wegen treng einzuhalten. Er werde selbstver- müdte ständlich die notwendigen Weisungen erlassen, handelt: über 120 Delegierte der Jugendorganisa- hat volles Verständnis für die politische Situation daß auch die anderen Formationen in Zufunts tionen und viele jugendliche Gäste füllen den Saal. und die Haltung der Partei. Lebhaftes Echo fan- Geschäftsaufgabe" anzuzeigen, weil sonst ganze zur strengen Einhaltung des Aufmarschverbotes noch nie aber hat die Jugend so viele Freunde den die Worte des Referenten über die Stellung Straßenzüge diese Anzeigen aufgewiesen hät­bei sich zu Gast gesehen. Nicht nur die Bertreter zum Militarismus. Ich brauche", führte Genosse ten. Wer über schlechte Geschäftslage flagte, Nach längerer Aussprache sagte die Abord der Internationale und des reichsdeutschen und Taub aus, vor diesem Forum wohl nicht zu sollte nach offiziellen Aufforderungen in der nung dem Bürgermeister zu, daß der Schutzbund tschechischen Bruderverbandes der Partei, der Ge- sagen, daß sich an der grundsäßlichen Einstellung Fascistenpresse durch Ohrfeigen furiert wer von einem uniformierten Aufmarsch absehen und werkschaften und der Genossenschaften, sondern der Partet zum Militarismus nichts geändert hat. Den. Verlogene Statistiken verschleierten die fich morgen mit einem Fadelzug begnügen auch die Repräsentanten aller Stulturorganisatio- So wie wir von unseren sozialistischen Grund- wachsende Zahl der Arbeitslosen. Nie endende werde. Die Zentralleitung des Schuhbundes hat nen und mehrere Gewerkschaftsverbände sind er- fäßen durch den Regierungseintritt überhaupt öffentliche Feste, Demonstrationen, Paraden auch sofort an die Schutzbündler Weisungen erschienen. Sie feiern mit den Jugendlichen freudig nicht um einen Zoll breit abgewichen sind, sind wir teilt, bei dem morgigen Fadelzug nicht in bewegt das Jubiläum des zehnjährigen Bestandes nach wie vor der grundsäglichen Auffassung: vo Il- täuschten über den Jammer der Staatsfinan­Uniform zu erscheinen, sondern in 3tvil, und sich des Sozialistischen Jugendverbandes, fie freuen lommene Abrüstung. Wir begrüßen es be- zen. Dann wurde auf einmal offiziell die ebenso wie die übrigen Mitglieder der Arbeiter sich mit ihnen über die stolze Entwicklung der sonders, daß in diesem Bestreben auch unsere tsche- Maske gelüftet und das schmerzverzerrte Ge­sportvereine in den Bezirken und Sammelstellen Organisation. In zahlreichen In zahlreichen Begrüßungschischen Genossen mit uns einer Auffassung sind. ficht darunter gezeigt. Mussolini   selbst er­zu sammeln. ansprachen, die sich an die schwungvolle Er- Das nächste Ziel ist die Herabsetzung der Militär klärte, die wirtschaftliche Lage sei schlecht, die öffnungsrede des Verbandsvorsitzenden, Genossen dienstzeit, die möglichste Einschränkung der Mili- Zahl der Insolvenzen im Wachsen, die Ar­Karl lern, anschließen, kommt dieſe Stimmung tätlasten." Lebhaftestes Echo finden die Ausfüh- beitslosigkeit nähme zu, und die Staatsein­zum Ausdruck, besonders in den Worten des rungen des Referenten über die Demagogie der nahmen sänken.

Sensationeller Einbruch in die Reichstags- Bibliothet.

Die Verfassungsurkunde von 1848 gestohlen. Berlin  , 1. November. Der Direktor der Reichstags- Bibliothek Dr. Fischer empfing einen Journalisten, dem er Angaben über einen sensa­tionellen Einbruch in die Reichstags- Bibliothek machte.

zusammenstellen wollte, entdeckte man, daß aus

1848 entwendet worden war. Wer den

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Der Reichsjugendtag in

Sekretärs der sozialistischen   Jugendinternationale, gegnerischen Parteien. Auch die Frage der Ver­Dies Geständnis entsprang natürlich des Genossen Ollenhauer- Berlin und der jüngung der Partei ist Gegenstand der Erörterung. Vertreter der Partei, der Genossen of bäuer Die grauen Haare find fein Hindernis, mit jugend nicht einem plößlichen Anfall von Ehrlichkeit, und Dr. Heller. Die tschechische Arbeiter. lichem Elan für den Sozialismus zu fämpfen. sondern der Unmöglichkeit, die Dinge weiter jugend bekundete durch ihren Vorsitzenden, Genos- Die Jugend findet Raum in der Partei. Als zu verschleiern. Italien   hat in der Finanzge­en en Dvorak den Willen zur gemeinsamen Zu- Genosse Taub seine Ausführungen mit den Wor- barung des Monats September ein Defi­ten schließt: In gemeinsamer Kampffront mitit von über einer halben Mil­sammenarbeit auf allen Gebieten. den anderen sozialdemokratischen Parteien dieses liarde gehabt. Gleichzeitig folgt ein Staates, begleitet von dem Elan und der Begei- Skandal dem andern, so daß dem Volk recht Dem Verbandstag präsidieren die Genossen sterung der sozialdemokratischen Arbeiter und vor Bereits am 24. Oktober, als man das Bil Brumli, Weitert, Schimmel, Steallem unserer Jugend, wollen wir in den kom- handgreiflich gezeigt wird, wie ihm unge­bermaterial für ein Werk über den Reichstag   Bort gilt den fämpfenden Brüdern im Ausland, Arbeiterklasse in der Tschechoslowakischen Republit der Unzufriedenheit, die jede Not erzeugt, bermaterial für ein Werk über den Reichstag   pan, abel und Genoffin Kauer. Das erste menden Kampf gehen, wollen wir den Sieg der zählte Schmaroßer das Blut wegsaugen. Zu einem eisernen Schrank, der durch ein einfaches den Genoffen in Desterreich und in Polen  , in vorbereiten. Arbeiterjugend mir rufen tommt so der Groll des sich betrogen und be­Schloß gesichert war, das wertvollste Stüd der   Italien, Jugoslawien   und Litauen  . Dann berich dich! Auf zum Kampf, zum Sieg!", stohlen Fühlens. In dieser Lage braucht man ten die getreuen Eckharde des Verbandes, die Ge- jubeln ihm die Vertreter der sozialdemokratischen Geld, nicht nur aus rein wirtschaftlichen, son­Reichstags- Bibliothek überhaupt, nämlich die noffen Materna und Geißler über die Arbeiterjugend stürmisch zu. Spontan erheben sie dern auch aus politischen Gründen. Angesichts Berfassungsurkunde vom 28. März rüdliegende Tätigkeit. Materna ffizziert die Diebstahl ausgeführt hat, wird sich, wie Dr. Dreijährige Tätigkeit, die in bewegten Zeiten reichlich von den Sißen und aus Hundert jungen Keh- des ungeheuren und schamlos zur Schau ge­tragenen Reichtums der fascistischen Hierar­Fischer erklärt, äußerst schwer feststellen lassen, Aussig  , das Internationale Jugendtreffen in da seit November 1929 dieses Dokument nie   wien und der Reichsarbeitertag versammelten Sonntag spricht der Führer des Verbandes, chen kann man die Masse nicht der absoluten mand mehr in den Händen hatte und im Schrant tausende junger Arbeiter und Arbeitermnen für Genosse Karl Stern   über unseren Kampf. In schwarzen Not überantworten, man wolle denn intergebracht worden war. Das Dokument stellt die Ziele der Jugend, ihrer Internationale und einem wohlfundierten, flugen Referat, das ver- Maschinengewehre in den Straßen aufpflan­ein äußerst wichtiges Stück der deutschen Ge- Der Bartei. Der Berband war wegen seines haltene Leidenschaft durchzittert, schildert Stern die zen. Also braucht man eine Anleihe. Nach Geder Not der Jugend unserer Zeit und ihr proletari- dem sobiel von den durch den Faſcismus ge­schichte dar. Unter dem auf Pergament gedrud Stampfes gegen den Militarismus der Verfolgung ten Text der 48ſeitigen Verfassung befinden sich durch die Behörden ausgesetzt, er leistete intensive sches Stlaffenschicksal. Wenn auch die endgültige retteten Staatsfinanzen geschwindelt wurde, die Unterschriften sämtlicher Abgeordneter der Arbeit zum Schuße der Jugend. Die Zahl der Befreiung der arbeitenden Jugend erst der So muß man auf die Notwendigkeit, neue Schul­Nationalversammlung der Pauls- Kirche. Die in Mitglieder ist erfreulich gestiegen, vonialismus bringen kann, so ist es noch notwendig, den zu machen, wenigstens etwas vorbereiten. einem Format von 35 mal 23 Zentimeter aus 5600 auf 8000, desgleichen die Zahl der Orts- heute schon Maßnahmen zum Schuße der Jugend Daher die Offenherzigkeit im Eingestehen der einem Roten Reichsadler versehenen Einband gruppen von 167 auf 273. Das Durchschnitts- zu treffen. Darum Erweiterung der Schulpflicht bisher beständig geleugneten Krife. Woher jetzt Geld nehmen? Da kommt auf. Die fünftigen Aufgaben fennzeichnet forge für die erwerbslose Jugend, Berufsberatung, Geißler. Er bespricht die Bedeutung der Er- Berufsschulung, Verbot der Nachtarbeit, Einbe- nur der Erbfeind" in Betracht, das für diese Gie üben. ziehungsarbeit, ihre Ziele und ihre Methoden, sichung in die Sozialversicherung und Reform der Gelegenheit wieder zur„ romanischen Schwe Halle, 2. November. In der hiesigen Saal Melteren in der Bewegung, den Kampf mit den die Arbeit des Genossen Dr. Czech im Interesse jetzt eine Milliardenanleihe zu lancieren. Die Halle, 2. November. In der hiesigen Saal- das Problem des Führers und die Erhaltung der Fortbildungsschule! Redner verweist mit Dant auf ſter" umfrisierte Frankreich  . Da versucht man schloßbrauerei wurden heute 60 Angehörige Gegnern, die Gestaltung der politischen Arbeit der proletarischen Jugend. Die sozialistische Ju- französische Hochfinanz kennt natürlich keine der deutschen nationalsozialisti und den Ausbau der Organisation. gend sieht aber auch die Probleme der Zeit. Sie politischen Sympathien und Antipathien, aber betennt sich zur Demokratie und sie ist sie tennt vorsorgliche Bedenken in Bezug auf schen Arbeiterpartei von der Polizei verhaftet. Die Nationalsozialisten, die in bereit, für die Errungenschaften der sie kennt vorsorgliche Bedenken in Bezug auf Uniform erschienen waren, hatten im Garten Jugend und Partei! Wenn jemals Arbeiterklasse zu kämpfen. Redner be- die Solvibilität ihrer Schuldner. Es ist be eine Massenübung veranstaltet, was von Zweifel bestanden, hätten über die Enge der Bestätigt die Ausführungen des Gennoffen Taub in fannt, daß eine verfassungsmäßige parlamen­der Polizei verboten wurde. Nach zweimaliger ziehungen zwischen der Partei und Jugendorgani. der Frage des Militarismus. In uns glüht der tarische Regierung die vom Fascismus in vergeblicher Aufforderung, den Garten zu verlas fation, dieser Verbandstag hätte sie widerlegt. Der alte Saß gegen den Strieg; die Abrüstung der parlamentlosen Regime gemachten Schulden fen, griff die Polizei ein und nahnt sämtliche herzliche Empfang, der dem Reichssekretär der Köpfe und der Herzen ist die besondere Aufgabe nicht anerkennen wird; zum Ueber­Teilnehmer, die sich zum Teil ihrer Verhaftung Partei, dem Genoffen Taub wurde und die sich der proletarischen Jugend. Mit Freuden erilärt fluß hat dies die antifascistische Konzentration zu entziehen suchten, fest. immer wiederholende Zustimmung, die seine Aus­( Fortseßung auf Seite 2.) in Paris   ausdrücklich erklärt. Selbst bei einer

gebunden.

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