Seite 2. Sonntag, 16. November 1980. Nr. 269. Jas nennt fich sudetendeutsche Politik! Burschen heraus!"- zum Fuchsenbummel... Nutzlose Abrüstuugsdedatten. Gens, 15. November.(Wolff.) Im Vorbevei- tenden Abrüstungsausschuß wurde hxul« di« Wage derAbrüstung des Heeresmate« r i a l s und Begrenzung dos HeeveKaufwandes besprochen. ES entspann sich eine lebhafte, zum Teil erregte Diskussion, in der Lord Cecil sich wiederum bemühte, sein« grmtdsätz- liche Wandlung m der Frage des Hoeresmate- rials zu decken. Es kam zu einem Zusammen­stoß zwischen G i b s o n und Lord Cecil , als dieser im Anschluß an eine unklare Abstimmung die Feststellung verlangte, daß die Mehrheit der Kommission sich für die B e g re n zu n g des Materials auf dem Budgetwege ausgesprochen habe. G i b s o n widersprach ziemlich heftig, wor­aus Lord Cecil zurückwich. Gras B e r n st o r f f erklärte kurz, der Ausschuß solle mit der zweck­losen Diskussion Schluß machen und seine Arbeiten möglichst bald beenden, damit die Ab­rüstungskonferenz, aus der die Entscheidung falle, einberufen werden könne. konfisziert, unterdrückt, von polnischen Fasci- sten gestürmt, demoliert, die Abgeordneten werden eingesperrt und von den willigen Lumpen, die als Richter fungieren, zu lang­jährigen Kerkerstrafen verurteilt, wobei chre Verbrechen" künstlich konstruiert werden. Kein Tag vergeht seit Wochen, ohne daß nicht aus Polen neue Meldungen über Gewalt­taten, Hausdurchsuchungen, Einkerkerungen, schamlose Willkürakte, BersammlungSspren- gungen und Mordanfälle gemeldet würden. Dabei beschimpft der pathologische Lügner alle, die seine Gemeinheit, seine Korruptions­und. Protektionswirtschaft nicht mitmachen wollen und er nützt die Macht, die er sich über Gendarmerie und Militär angeeignet hat, um den FasciSmus zum beherrschenden Faktor zu machen. So ist Polen ein abschreckendes Beispiel, aber auch ein Beweis, welch ein nichtiger Tropf von den Gewaltanbetern und Aben­teurern als Mann mit der starken Hand An­erkennung finden kann. Mn armer Para- lhfiker, ein größenwahnsinniger Hanswurst, ein pathologischer Lügner mit einer verwüste­ten Phantasie vermag mit einem unfläfigen Mundweick die Begriffe Heimatliebe und Baterlandstreue so.pl verwirren, daß er sich in seinem krankhaften Dünkel noch für den Retter Polens halten kann. Die Wahlen in Polen werden kaum Ueberraschungen bringen. Ihr Verlauf und ihr Ergebnis stehen fest, seitdem alle Gegner Pilsudskis für ihn unschädlich genracht, alle ihm entgegenstehenden Kräfte durch brutale Gewalt gelähmt wurden. Polen geht einer traurigen Zukunft entgegen. Pilsudski mag heutesiegen", dem Lande und dem Balke tvird dieser erschwindelte, erpreßte und er­gaunerteSieg" nur schwersten Schaden brin­gen. Es«löge bald der Tag kommen, da daS polnische Volk die Kraft findet, seine Peiniger und Blutsauger, die sich eben anfchicken, ihm die drückendsten Fesseln anzulegen, abzu­schütteln! An zwei aufeinanderfolgenden Tagen des Nebelmonds erteilt derT a g" seinen wenigen Lesern(wir werden zu ihnen gehören, wenn ihm.schon alle anderen davongelaufen sind, weil seine Lektüre zu den reinsten Freuden unseres Daseins zählt!) politischen Anschau­ungsunterricht. Zuerst zeigt er sich von der polemischen, kritischen, zerstörenden Seite. Am andern Tage aber kommt er positiv, aufbauend. Am 13. Nebelmond erfahren wir, wie es nicht gemacht werden darf, am 14. zeigt er uns, wie m a n's macht. Am 13. wid­met er dem Exposs des Genoffen Dr: C z e ch im Budgetausschuß ein knappes halbes Spält- chen seines Raumes und überschreibt den Torso von Bericht mit dem zweispaltigen Titel: öttnistor Lreell meldet seinen Bankrott an. Trotz sozialdemokratischer Regierung steigende Arbeitslosigkeit Faules Gerede in der Wohnungsfrage In den paar Worten des Berichtes selbst, die natürlich keine Borstellung von dem ver­mitteln, was Dr. Czech tatsächlich über Krise und soziale Fürsorge sirgte, fällt ihnen kein Pole­misches Argument ein und sie beschränken sich auf die Andeutung des Sachverhalts. Im Titel aber verspritzen sie, wie ersichtlich, ihr Gift. Wir brauchen unseren Lesern, denen wir einen ausführlichen Bericht über das instruktive Re­ferat des Genossen Dr. Czech geliefert haben, nicht nachzuweisen, daß oieses Exposs alles andere als eine Bankrotterklärung, daß es eine Bilanz über ein Jahr segensreicher Und frucht­barer Arbeit war. Daßtrotz sozialdemokratischer Regierung" der Tonfallschwindel be­ginnt schon damit, daß sie von sozialdemokra­tischer Regierung sprechen, wo es sich um eine in der Mehrheit bürgerliche Koalition handelt daß also trotz unserer Teilnahme an der Staatsmacht die Arbeitslosigkeit gestiegen ist, darf man wahrscheinlich außer den Hakenkreuz­schädeln nur noch kommunistischen Hirnen als Argument vorsetzen. Was wurden die Haken- kreuzler sagen, wenn wir als Argument gegen sie hie Tatsache heranzögen, daß in Thürin­ gen trotz nationalsozialistischer Regierung" die Arbeitslosigkeit gestiegen ist! Natürlich ver­mag ein sozialdemokratischer Fürsorgemmister die Krise nicht aufzuhalten und auch eine rein sozialdemokratische Regierung könnt« zwar Ab­wehrmaßnahmen treffen, aber di« Krise, die aus den Gesetzen der kapitalistischen . Wirtschaft entspringt, nicht einfach verhindern.^ Die, Hakenkreuzler zeigen sich da wieder nur von i ihrer wahren Seite: als Anwälte des Kapita­ lismus . Wo bleibt ihre antikapitalistische The- orie, die doch mindestens das Finanzkapital für die Krise verantwortlich machen müßte? In ihrem Eifer, den Kapitalismus als eine segens­reiche und an der Massennot schuldlose Wirt­schaftsordnung hinzustellen, möchten sie die So­zialdemokraten dafür verantwortlich machen. Neber die Wohnungsfrage hat Genosse Czech, wie aus unserem Bericht ersichtlich war, in aller Ausführlichkeit und mit zahlenmäßigen Belegen gesprochen, wie seit vielen Jahren kein Fürsorgeminister. Die Hakenkreuzschnauzen nennen das einfaules Gerede". Umso neu­gieriger sind wir, zu erfahren, wie sich denn die Hakenkreuzler die Behebung der Krise und die Hilfe für das arbeitende sudetendeutsche Volk vorstellen. Das erfährt man nun, wie gesagt, auS dem LeitartikeldeSTag" vom 14. Ne­belmond. Er führt den TitelB u k ä e t v e u!" und feiert in überschwenglichen Worten einen Werbemarsch der Prager Hakenkreuzstudenten nach Liboch. In einem heillos verrotteten Deutsch das GebotSchreibe wie Du redest!" wirkt sich wieder verhängnisvoll aus teilen sie mit, daß ihr reichsdeutscher Pg. Baldur von S ch i r a ch sich in Prag herumgetrieben habe, begleitet von einem Gendarmen namens. Studentkowski, daß man ihnen zwei Ber-! sammlungen verboten habe und sie dann doch i in der Technik zwei Vorträge abgehalten hätten, wobei sie sich noch rühmen, von den Studenten 6 XL für einen Sitzplatz und 4 Le für einen Stehplatz verlangt zu haben! Ma» kann an diesem Entree ermessen, welche proletarischen Kreise die Hakenkreuzler erfaflen und andererseits auch, welches Barietö sie zu bieten haben! Aber das beste kam erst am Sonntag! Denn Sonntag: da gings nach Liboch. Deutsche Lieder singend, fuhren wir durch tsche­chisches Land. Noch nie haben so böse Augen auf die Braunhemden geschaut, als in den zwei Stunden Bahnfahrt das dachten wir erst, aber in Liboch warS eigentlich noch schlimmer. Hier sollten wir VollSgeiwffen aus Leitmeritz , Lobositz usw. treffen, doch der Bahnhof vonLi- bechov" war voll finsterer Gestalten mit Halb-, zhlindern und Russenblusen.(Der Halbzylinder scheint die nationale Kopfbedeckung der Tschechen zu werden.) Na, wir haben uns weiter nicht gefürchtet und sind durch diese schwarze Schar hindurchgewandelt und draußen vor dem Bahn­hof standVS." angetreten! Borne der SpielmannSzug, der uns mir einem Marschlied begrüßt«.SA." stand 1" Rechts um!"Ganzer Trupp m a r r r r s ch!" und dann marschierten wir nach Liboch hinein, hinter uns in dünner Linie Her­ren in Halbzylindern und Russenblusen. Wie wir nachher erfuhren, waren diese Gestalten in W«a- städtl in den Zug eingestiegen, mit dem unsere Kameraden aus Leitmeritz gekommen waren. Durch Kot und Pfützen kamen wir nach Liboch puh! wer hat denn bloß den Bahnhof so weit vom Ort weggebaut!, da trat nnj der Herr Regierung-Vertreter entgegen unh-- ver- bot! Gott sei dank, heimatliche Klänge! Also er verbot den Marsch durch Liboch, da kurz vor­her die Tschechen des Ortes eine Protestvrr- sammlung gemach: hätten, War es nicht so, daß z, B. in Eger die ganze Stadt gegen den Sokol- ausinarsch protestiert« und kein Hund scherte sich drum?! Aber weil im deutschen Liboch 20 Tsche­chen mehr habe ich den ganzen Tag nicht gesehen, ausgenommen dir Fremden, prote­stieren, daß Deutsche durch den Ort marschieren, wird verboten! Der Regierungsvertretr erzählt zwar auch, er hätte deswegen verbieten müssen, - weil wir auf dem Weg vom Bahnhof herein gesungen hätten, aber das ist nicht diskuffionS- fähig. Alsorechts um!" und lautlos in die Turnhalle. Und so etwas ziert unserehohen Schulen"! Solche- TaferNässen-Niveau haben die national, sozialistischen Akademiker! Als Stilaufgabe in der dritten Bürgerschule:Unser erster Schul- auSflug" würde diese Leistung mit einemGe­nügend" qualifiziert. Hierzulande aber kann isie als Leitartikel einer führerwen poli ­tischen Tageszeitung erschetnen. Buben haben Soldaten gespielt und erzählen von ihren Erlebnissen anderswo ein pädagogischer Fo unter Sudetendeutschen :nationale Pol!*' Und wieder kommt es noch bester: Abends wurde zum Protestmarsch-mW- rufen und kn langer Reihe 12t Mann, erner hinter dem andern zogen die deutschen Studenten Prags singend und rufend durch Liboch. Und niemand wagte aufzumucken!. Das LiedWir sind dar Heer vom Hakenkreuz!" und die RuseTro Verbot nicht tot!"Wer hat uns verraten- die Sozialdemokraten!",Wer macht uns frei die Hitlerpartei!" schallten durch die Gassen. Ur beim Rückmarsch, 100 Schritte vor der Turnhalle rauchte der Herr Rsgierungsvertreter mit einer Haufen Gendarmen aus dem Dunkel auf un verbot das Singen! Na, jetzt nützle da Singen ja auch nichts mehr! Aufgepaßt!' Die deutschen Studenten Prägt sind im deutschen Liboch trotz Verbot! aus di« Straße gegangen und haben für das Deutschtum demonstriert! Hört er, ihr deutschen Arbeiter, der deutsche Student ist auf eurer Seite! Schul­ter an Schulter wollen wir unser Recht erkämpfen! Schulter an Schulter für Freiheit und Brot! Alles in allem: eine B i e r- R«t j e mit anschließendem Fuchsenbummel und sonstigem Ulk der Exkneipenstimmung! Wenn da die deutschen Arbeiter, denen dieser Kohl vorgesetzt wird, nicht das Kotzen an­kommt und sie den Balimrsöhuchen, diesen klec- nen Moritzen mit Arifchgcstchtcrn, nicht auf das Angebot desSchulter an Schulter" mit der Gegeneinladung antworten, ihnen den Buk- k e l herunterzurutschen, dann ist frei­lich dieses Sudetendeutschtum durch kein Geschrei und keinen'Sprech-Chor, ob er nun von den Kommunisten gestohlen oder aus dem eigenen Mist gewachsen ist, aus dem Schlafe zu wecken. Und den denkenden Menschen möchten wir kennen, der nicht eine Arbcits- Minute der sozialdemokratischen Fürsorgeminc- sterS unbesehen für wertvolleren Dienst am Volke hält als diese Alfanzerei akademischer Braunhemdenmätze! Hallo au'gevaßt- falsche Linier Täglich lesen wir in der kommunistischeit Presse, daß all die Tagesarbeit, die wir leisten, nur eine Verschleierung des Klaffenkampfes, eine Stützung des Kapitalismus und selbstverständlich, eine Vorbereitung zum imperialistischen Krieg gegen Sowjetrußland ist. Nun bemerken wir aber in der letzten Zeit dennoch eine gewisse kom«. munisiifche Wandlung: dasPionier-Aktiv" kommunistischen Partei tritt für Fordernngau ein, die die Kommunisten sonst alssozialfascisti- schen Verrat" hjnstellten und die di« sozialdemo- kratischen Gemeindevertreter schon lange gefor­dert und»um Teil auch verwirklicht haben, wenn sie durch die blödsinnige kommunistische Kommu- nalpolittk nicht daran gehindert wurden. Ter Vorwärts" kommt nämlich jetzt mit folgenden Forderungen derPioni«r"-Ofsiziere: Arbeiter, helft den Pionieren überall groß« Kundgebungen organisieren und aufllären. Alle Arbeitereltern müssen ihr« Kinder vor allem in di« Abende und Nachmittage des Verbandes Roter Pioniere schicken. Die Pioniere fordern: 1. Eine ordentliche Schulspeisung, Jause, Mrt- tageffen, Vesper für alle Arbeiterkinder, vor allem aber für die Kinder der Arbeitslosen. 2. Bekleidung der- Arbeiterkinder in der Schul«. MM, Sohn von Wotan Von 1. O. Cnrwood. Plötzlich Wechsels« er den Griff und grub seine Zähne itt den Unterleib der Eule. S>e dran­gen sieben Zentimeter tief in die Federn ein, aber so schnell Billo gewesen war, so schnell war auch die Eule, um aus der günstigen Gelegen­heit Vorteil zu ziehen und rm nächsten Angen­blick war sie davon gehuscht. Das war nur ein Ruck und ein Umherfliegen von Federn, und Billo blieb allein auf dem Schlachtfeld zurück. Er hatte seinen Feind nicht getötet, nur be­siegt. Sein erster großer Tag oder seine erste große Nacht war angebrochen. Offen und voll Versprechungen lag jetzt die Welt vor ihm, uner­meßlich wie die Nacht selbst. Kurze Zeit nachher fetzte er sich auf die Hinterbeine und schnnsfelte in der Luft»ach ie nun geschlag.nea 7- nd Dann richtete er, wie un> das g j eocrte Ungeheuer herauszufordern, feine kleine spitze Schnauze nach dem sternenklaren Himmel und heulte zum ersten­mal als junger Wolf in die stille Nacht hinaus 6. Kapitel. Der Ruf Msamen. Sein Kampf mit der alten Eitle war eine gute Schulung für Billo. Er verlieh ihm gro­ßes Vertrauen zu sich selber und dämpfte lern erregtes Blut Billo knurrte und schnappte hetttc nickst mehr aus seinem nächtlichen Hug. Eine herrliche Nacht lag übe» aem Wald. Der Mond stand hoch am Himmel, der ganz mit Sternen übersät war. daß das Licht,, das auf die Lichtungen des Waldes fiel, fast taghell, nur weicher und gedämpfter schien. Stille Herfichte ringsum, kein Windzug spielte in den Wipfeln der Bäume, und fast schien es Billo, als mußte fein Heulen bis ans Ende der Welt gedrungen sein. Hier und da vernahm er einen Laut: dann blieb er stehen und horchte. Weit in der Ferne hörte er das dumpfe Muhen einer Elchkuh. Dann schlug ein lautes Platschen in dem kleinen See, der am Wege lag, an sein Ohr, und ein­mal hörte er ein hartes Krachen, wie es von dem Zusammenprallen zweier Geweihe, her­rührt:' in einer Enffernung von vierhundert Metern waren zwei Böcke eben dabei, eine kleine Meinungsverschiedenheit auszutragen. Wenn er aber die Wölfe heulen hörte, mußte er am längsten horchen, dann schlug sein Herz plötzlich ganz anders als sonst. Es war die Stimme des Blutes, die langsam, aber beständig in Billo mächtig wurde. Er war immer noch der Wanderer,Pu- vamoo-tao" wie der Indianer sagt. Dieser Wandertrieb" erfaßt eine zeitlang beinahe iedes Geschovf der Wildnis sobald es in der Lage ist. selbständig für Nahrung zu sorgen. Absicht der.Natur ist dabei vielleicht, die Mög­lichkeit zu enger verwandtschaftlicher Beziehun­gen oder gefährlicher Kreuzungen auszuschalten. Billo verfolgte so wenig einen Plan bei seinen Streifzügen wie der junge Wolf, der neues Jagdgebiet sucht, oder der junge Fuchs, der eine neue Welt eytdeckt. Er war einfachun­terwegs". Er war auf der Such« nach etwas, 'annte es aber nicht finden. Der Wolf in ihm nährte dieses Verlangen, und die Sterne und der Mond verstärkten diese Sehnsucht. Die fer­nen Laute tat-m dem einsamen Herren B'llos web Irgendein Gefüh' laate ihm daß nur der Suchende finden kann ES waren nicht einmal Wotan und Grauwals die er augenblicklich sy schmerzlich vermißte, nicht so sehr eine Heimat und mütterliche Hut. nein er suchte Kamerad­schaft Und nachdem er im Kampf mit der alten Eule seine wölfische Wut gedämpft hatte, war er auch wieder der Hund und somit ruhiger und zahmer geworden: das junge Tier, das darnach verlangte, sich an etwäs Lebendiges, an ein an­deres, ihm gutgesinntes Tier zu schmiegen, ob es nun Federn oder ein Pelz, Krallen oder Hufe schmücken. Nepeeses Kugel hatte ihn verwundet, auch in dem Kampf mit der Eule hat er sich ver­letzt, so legte er sich mit Anbruch der Dämme­rung am Ufer eines anderen Sees unter einer Erle nieder und ruhte bis gegen Mittag. Dann ging er daran, im Schilf nach Nahümg zu suchen und fand einen toten, von.einem Nerz angefressenen Fisch, den er vollends vertilgte. Die Schmerzen an seiner Wunde hatten an diesem Nachmittag bedeutend nachgelassen, und gegen Abend spürte er überhaupt nichts mehr. Seit der Begegnung mit Nepeese, die beinahe hätte ein unheilvolles Ende nehmen können, war Billo in nordöstlicher Richtung weiterqegcmgen und ganz instinktiv dem Flußlauf gefolgt. Er wär aber nur langsam vorwärts gekommen, und als die Dunkelheit hereinbrach, hatte er nur 12 bis 16 Kilometer von der Höhle in Pier­rots Jagdgebiet aus zurückgelegt. Diese Nacht streifte er nicht mehr umher. Das scheinbare Unglück, daß er beim Morgengrauen angeschos- sen wurde und daß er mit der Eule in Kampf geriet, hatte ihn vofiichtig gemacht, und die Er­fahrung hatte ihn gelehrt, daß in den dunklen Schatten und den schwarzen Höhlen tm Walde Gefahr lauern kann. Er war jetzt nicht mehr io furchtiam wie früher, trotzdem hatte er aber für- eine Zejtlang genug gekämvfi. So wähnte er Vorsicht als den befferen Teil und hielt sich fern von den Gefahren der Nacht. Em seltsamer Einfall bracht« chn darauf seine Lagerstatt auf dem Gipfel eines riesigen schwer ersteigbaren Felsblocks anfzuschlagen. Vielleicht war es eine unbewußte Erinnerung an die längst vergangene Zeit, als Grauwolf als junge Mutter sich auf den Gipfel des Son­nenselsens flüchtete, der sich hoch über den Wald erhob, und wo sie im Kampf mit dem Luchs das Augenlicht verloren hatte. Mehrere Stunden war Billo wachgeleae« und hatte alle seine Sinne angefpcmnt. Vor allem spitzte er die Ohren, damit ihm ja nicht der geringste Laut in der Dunkelheit entgehe, und es lag viel, viel mehr als bloße Neugier in dieser nächllichen Wachsamkeit. Seine Sinne hatten sich besonders gut in einer Richtung aus­gebildet: Billo" hatte gelernt, daß er nur einen ganz kleinen Teil dieser herrlichen Welt, auf die Mond und Sterne herniedefichauen, aus­macht; und er war begierig, sie ohne Kampf und ohne Wunde noch besser zu durchforschen. Jetzt wußte er, was das für graue Schatten sind, die lautlos aus dem dunllen Wald ins Mondlicht huschen. Das sind die Eulen. Mit Ungeheuern dieser Gattung hat er ja schon ge­kämpft. Er hörte auch das Knacken des unter den Hufen der Tiere brechenden Holzes, das auf dem Waldboden umherliegt, und im Unter­holz das dumpfe Stoßen schwerer Körper. Und wiederum vernahm er das Muhen der Elchkuh. Aber auch völlig fremde Laute drangen an sein Ohr, das helle Bellen eines FuchseL, das un­wirkliche, lachende Schreien eines große« Tauch­vogels am See, der etwa sechshundert Meter entfernt war, daö Schreien des Luchses, das diele Kilometer wett bis zu Billo herübeichraug und endlich das leise, sanfte Krächzen des Nacht­falken. Er vernahm ein seltsames Flüster« in den Gipfel». eS war daS Säuseln des WiudeS. Und einmal stieß unmittelbar hinter seinem Felsen ein Bock in der Totenstille der Nacht einen gellenden Schrei auS und schoß, nachdem er den Wolf gewittert hatte, einem grauen Nebelstreifen gleich von Angst gejagt davon. (Fortsetzung folgt.)