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10. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Zwei Lote in Barcelona . Zivilgarde schießt auf Streifende. Barcelona , 18. November. Im Hafen tam es zu einem Zusammensteß zwischen Zivil­

den getötet, drei weitere verlegt.

Mittwoch, 19. November 1930

Die„ Wenn möglich"- Kommission.

-

T

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Nr. 271.

Der ,, Sieger".

Abrüstung aus Bersehen. Ein Fressen Was in keinem Zweifel stand, das ist am Ein Fressen für Litwinow . Voffen in Genf. Sonntag geschehen: Polen hat ein Parlament Genf, 18. November. In der heutigen ganzen Ausschuß die Bezeichnung ,, Commission erhalten, das kaum mehr die Bezeichnung garde und Streifenden. Die Garde machte von Sigung des Vorbereitenden Abrüstungsausschus- préparatoire du desarmement si possible" eines Feigenblattes für den unverhüllten Ab­der beantragte Litwinow , in den Konvention die Bestimmung aufzunehmen, daß stungs- Kommission) zu geben." Mas- solutismus verdient. Es hielt schon in den die Stärken der Flotten nicht nur, wie es im figli bekämpfte die Feststellung der Konvention letzten Jahren schwer, von einer Demokratie Entwurf vorgesehen ist, begrenzt", sondern her- im Sinne einer direkten Herabjeßung der Flot- und einem Parlamentarismus in Polen zu Madrid , 18. November. Die Situation in abgesetzt werden sollten. Zur allgemeinen Ueber- tenrüftungen u. a. mit dem Argument, daß die sprechen, denn wer dort in Wahrheit herrschte, Barcelona hat sich verschlechtert. Gestern nach raschung fand der russische Antrag bei der Ab- Abrüstungskonferenz die Möglichkeit haben das waren Pilsudski und seine Offiziersban­mittags kam es an einigen Orten zu Unruhen, ftimmung eine Mehrheit, was bei den Vertretern müsse, für bestimmte Staaten sogar eine Erhö- den, aber noch regten sich gewisse Kräfte des bei denen vier Personen, darunter ein Polizist, der Seemächte eine ziemliche Verwirrung her- hung ihrer Flottenstärke zu beschließen. Die Aus- Widerstandes gegen den Pilsudski - Absolutis­schwer verwundet wurden. Außerdem gab es eine borrief. Maffigli Frankreich versuchte, die An- sprache endete mit der Annahme eines von Po- mus. Von ihnen ist nach den sonntägigen nahme des russischen Antrages dadurch unwirl- litis eingebrachten Antrages, der die Annahme Wahlen nur ein Minimum geblieben, eben­Reihe Leichtverletter. Der Gouverneur hat ver- sam zu machen, daß er den Zusakantrag stellte, des Entwurfes unter Berücksichtigung des rus- soviel nur, als das Pilsudskische Pagodenpar­fügt, daß der Sitz der Gewerkschaftsvereinigung, hinter das Wort Herabsehung" die einschrän- fischen und eines spanischen Zusaßantrages vor­wo die Polizei ungefähr 50 Verhaftungen vor- Formel wenn möglich zu sehen, was Litwinow schlägt. Ein russischer Antrag, die Spezialschiffe lament als Aufputz braucht, um den Schein nahm, gesperrt werde. Berittene Patrouillen zu der mit großer Heiterkeit aufgenommenen in die Gesamttonnage einzurechnen, wurde gegen einer demokratischen Körperschaft vortäusche: durchstreifen die Straßen der Stadt. Die Stadt Bemerkung veranlaßte, es sei am besten, dem die Antragsteller abgelehnt. bietet ein trauriges Bild. die Straßen sind leer, die Kaffeehäuser und Theater geschlossen. Madrid

, 18. November. Die Metallarbei­ter in Mieres haben den Streit proklamiert, weil die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung abgelehnt haben.

zu fönnen. Es gibt zwei Formen, in denen der neuzeitliche Absolutismus. Fascismus genannt seine Herrschaft verankert, die italienischen und spanischen Fascismus, die geradeheraus das Parlament beseitigt. Die verlogenere und heuchlerische Form ist die an­

Großes Defizit im italienischen Staatshaushalt, offenere und ehrlichere iſt jedenfalls die des

Kürzung der Beamtengehälter um 12 bis 35 Prozent. Rom, 18. November.( Stefani.) Der Mini-| ordnung, der zufolge die Gehälter der Staats- dere, die die äußeren Formen der Demokratie sterrat prüfte die Situation des Staatsbudgets, angestellten und der Angestellten der öffentlichen bestehen läßt, die aber, sei es durch innere das in den ersten vier Monaten des laufenden Institutionen herabgefeßt werden sollen. Diese Aushöhlung des Wesens des Parlamentaris­Budgetjahres ein Defizit von 729 Mil Regierungsverordnung wurde sofort veröffentlicht mus, sei es durch Verfälschung des Willens Schwere Verstimmung gegen die lionen Lire aufweist. Der Ministerrat be- und tritt am 1. Dezember I. J. in Geltung. Durch die erwähnte Regierungsverordnung schloß, keine neue Steuern einzuführen, sondern der Wähler, von der Demokratie mur die leere Heimwehr. unverzüglich mit den beabsichtigten Sparma- werden die Gehälter der Staatsangestellten um Sülle bestehen läßt. In früheren Jahren hat nahmen und der sukzessiven Herabseßung der 12 Prozent, bei einem Einkommen über 40.000 man auch bei uns ganz ausgiebige Bemühun­fiskalen Belastung zu beginnen. Zu diesem Zwecke Lire jährlich um 25 Prozent und bei einem solchen gen zur Anpassung an diese Form des Abso­genehmigte der Ministerrat die Regierungsver- über 60.000 Lire um 35 Prozent herabgefeßt. lutismus am Werke gesehen. Pilsudsti hat die letztere Methode gewählt, um dem polnischen Bolke den plumpen Soldatenstiefel auf den Naden zu sehen und dank der Mittel, die er zur Anwendung gebracht hat, ist ihm dies ge­lungen. Polen hat seit Sonntag aufgehört, ein demokratisch regierter Staat zu sein.

Verschwörung gegen Stalins Dittatur?

in Sowjetrußland:

Im Zusammenhange mit der bereits gemel­deten Verhaftung des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissäre der RSFSR . Syrzow ver­lautet in Moskauer Sowjettreisen,

Die gemäßigten Elemente rühren sich. Wien, 18. November.( Eigenbericht.) Heute morgens ist Major Pabst in Wien angekom men; am Abend fand bereits eine Sigung der Heimwehr statt. Die Ankunft des Babst ist vor­nehmlich für die Christlichsozialen, die morgen thre entscheidenden Beratungen haben, eine Ver­legenheit, um so mehr als bei den Christlichfo Höchfte Gowfetbeamte und Generale beteiligt Zahlreiche Verhaftungen. zialen überall große Entrüstung über die Hal­Berlin, 18. November. Das Zentralorgan| gerade Syrzow gewesen, den Stalin bis vor tung herrscht, die die Heimwehren gegen die Das ist geschehen unter Pilsudski , dem Christlichsozialen im Wahlkampf beobachtet der russischen Sozialdemokraten Sozialiſtičestij Sturzem für seinen treuen Anhänger hielt. Die haben. Věstnik" erhielt von seinem Moskauer Bericht Verschwörer hielten in der Wohnung Syrzows einst vom ganzen polnischen Volke mit über­So hat gestern in Innsbrud der Lan- erstatter, der als sehr gut informiert angesehen oder des Volkskommissärs für Post und Tele schwenglichster Begeisterung gefeierten natio­desbauernrat, der die Exekutive des Tiroler christ wird, folgenden beachtenswerten Bericht über graphen Antiporo Versammlungen ab. An der nalen Heros, unter Pilsudski , dem Organisa­lichsozialen Bauernbundes darstellt, eine Bera- die fortschreitende Strije im Regierungsregime Berschwörung nahmen auch hohe Offiziere wie tor und Befehlshaber der polnischen Legionen, der fürzlich verhaftete General Rjutin und viele unter Pilsudski , dem Befreier"! Der gößen­fung abgehalten, in der die große Entrüstung Funktionäre der Sowjetpartei und sowjetrus- ähnliche Personenkultus, der mit Pilsudski ge­über die Kampfesweise der Heimwehren zum fische Beamte teil. In die Angelegenheit soll auch trieben wurde, rächt sich bitter am polnischen Ausdrud tam. Das Ergebnis war, daß der intimste Freund Stalins Ordſchenikidze ver- Volke. Die schwerste Enttäuschung hat er, der wickelt sein. Der Berichterstatter erfährt weiter, ehemalige Demokrat und Freiheitskämpfer daß die Verschwörung von Rykow verraten seinen revolutionären Mitkämpfern bereitet. worden sei, der daran beteiligt war, aber im leßten Augenblick in Zweifel geriet, ob Es heißt, daß Pilsudsti ein Paralytiker ist, die Verschwörung von Erfolg begleitet sein umso gefährlicher war es, in dem geistig er­frankten Menschen durch Personenkultus einen Sicher ist, daß Rykow selbst nicht verhaftet, jon- Größenwahn zu erweden und großzuziehen, dern nur zur Erholung" nach Suchum im der schließlich skrupellos alles aus dem Wege Stautasus geschickt wurde. zu räumen trachtete, was sich dem in seiner Die Nachricht von dem militärischen Seele aufgepäppelten Machtwahn hemmend Charakter der Verschwörung wird weiter entgegenstellte. Man kann jene, die nun seine abends ſoll zu von der Brotestversammlung der vaterländischen Ver- tausch hoher Sowjetbeamter an den bedeutend tommunistischen Partei aus seinen bisherigen Schuld, diesem geistestranfen Manne zur Räumlichkeiten am Alten Ring in den Kreml Macht verholfen zu haben, nicht ganz frei­bände und völkischen Organisationen gegen die ften Stellen weiter. In informierten Moskauer Streifen heißt übersiedelte. Alle Gebäude um den Roten Plat sprechen. Wenn der nationale Heros zum Vorgänge bei der Rückkehr des Majors Pabst es, daß es Stalin gelungen sei, eine gegen ihn wurden von den Behörden und der Zivilbevöl nationalen Unterdrüder geworden ist, so ist prechen. Wenn der nationale Heros zum ftattfinden. Heute abends hielt wieder die christlich- und sein Regime gerichtete Verschwörung| ferung geräumt und von starken Abteilungen dies nicht in letzter Linie dem fürsorglich ge= foziale Landesparteileitung für Niederösterreich aufzudecken. Die Seele dieser Verschwörung sei der politischen Polizei besetzt. eine Sigung ab, in der die

der Landesführer der Heimwehren und bis­herige christlichsoziale Bundesrat Steidle, der übrigens bei den Wahlen durchaefallen ift, aus dem Bauernbund ausgeschlossen wurde. Es wurde eine Stundgebung beschlossen, die sich sehr heftig gegen Babst wendet und ihm seine würdelose Anbiederung an Mussolini bei seinem Empfang am Brenner zum Vorwurf

macht. Dann wird erklärt,

daß die Tiroler Bauern jeden Butsch ab­lehnen und an der Demokratie festhalten.

Mißstimmung über die Heimwehren

zum Ausdrud tam, deren Kampf sich in den

Wahlen vornehmlich gegen die christlichsoziale

Partei gerichtet habe.

ㄓ

daß eine Reihe weiterer hervorragender Per­sönlichkeiten, so insbesonders das Mitglied des obersten obersten revolutionären Kriegsrates Andrejew und der Oberkommandant der roten Sonderarmee im Fernen Often, Gene

ral Blücher , festgenommen wurden,

der noch vor Kurzem nach seinem Siege über die Chinesen in den Kämpfen um die mandschu­rische Eisenbahn als Nationalheld gefeiert wurde.

werde.

anwendeten, überstieg alle bisher bekannten Maße. Der mutige Daszinsti, der bisherige

pflegten Nationalismus im polnischen Voffe zuzuschreiben. Brüning sucht eine Mehrheit mit dem Reichskanzler Brüning verhandelt hat­ten, gaben Stenntnis davon, daß Brüning bereit nicht erst durch die Wahlen geworden, diese Pilsudski ist allmächtiger Herr in Polen für sein Finanz- und Sanierungsprogramm. sei, auf Abänderungsvorschläge zu Berlin , 18. November.( Eigenbericht.) Der seinem Finanz- und Sanierungsprojekt einzu- paren nur ein formaler Vorgang, sie haben Reichsrat wird in der nächsten Tagen die Bera- gehen, wenn durch sie der Sinn und das Ziel der ihm bloß das Werkzeug, ein blind gehorchen­Linz, 18. November. In einer Polemik tungen der Sanierungsvorlagen beendet haben. Sanierung nicht gestört wird. Die Sozialdemo- des Parlament, geliefert, an dem er Monate gegen die Wahl- Berichterstattung der Reichs- Dann will der Reichskanzler die endgültigen Ver- fratie wird bei den Beratungen der Notverord- und Jahre vorher geschmiedet hat. Der bru poſt" erklärte der oberösterreichische Landes- handlungen mit den Reichstagsparteien führen. nungen im Haushaltausschuß beantragen, die tale Terror, den Pilsudsti und seine Kreaturen hauptmann Dr. Schlegel in einer Berfamm- Ein Mittagsblatt hatte behauptet, daß Brüning Stopf ſteuer zu beseitigen. Sollte ihr das lung der christlichsozialen landwirtschaftlichen sich mit der Absicht trage, den Reichstag völlig nicht gelingen, dann wird sie eine Staffelung die Arbeiter und Kleinhäusler:„ Wir halten es mit auszuschalten, wenn er nicht in.ürzester Zeit den ser Steuer durchzusetzen versuchen. bem„ Linzer Volksblatt", das ehrlich feststellte, Vorlagen zustimme. Diese Meldung ist falsch. dağ wir eine Niederlage bei den Wahlen Vielmehr hat er bei den bisherigen Besprechun­erlitten haben. Wenn es so weiter geht, verliegen stets betont, daß er den parlamentarischen Föderalverfassung für Indien ? ten wir bei den nächsten, im nächsten Jahr statt Beden nicht verlassen wolle. Stritisch wird die London , 18. November .( AR.) Die Konferen; findenden Landtagswahlen die Mehrheit in die Situation erst dann, wenn sich im Reichstag für ſem, katholisch denkenden Lande. Der nächste die entscheidenden Vorlagen keine Mehrheit fin-„ am runden Tisch" nahm heute die allgemeine Redner Dr. Aigner erklärte: Nicht nur in Ober- den follte. Erleichtert wird die Situation dadurch, Debatte über die Frage auf, ob die künftige indi­österreich, sondern in ganz Desterreich haben daß gewisse Zugeständnisse gemacht mir eine Riederlage erlitten. Unser Mandats werden sollen und daß der Reichshaushalt für das sche Verfassung auf dem föderalistischen oder zen­verlust ist ein Beweis, daß in der Partei nächste Jahr erst nach Weihnachten verabschiedet tralistischen Prinzip beruhen solle. In den ge­leitung nicht alles in Ordnung ist, werden soll. Inzwischen hat auch der Reichsrat strigen diesbezüglichen Kundgebungen zeigte sich Weiters forderte Redner Klarstellung des Ber einige Beränderungen vorgenommen, die eine die einstimmige Anschauung, daß lediglich eine hältnisses zur Heimwehr und einen offenen Verbesserung der Regierungsvorlage bedeuten. Heute tagte der Vorstand der sozialdemokra Föderal- Verfassung die Lösung der indischen Frage politischen Kurs. tischen Reichstagsfraktion. Jene Mitglieder, die ermöglichen könne.

Sejmmarschall, aus dem alten Oesterreich als tapferer Kämpfer gegen den Wahlterror und den Machtmißbrauch der galizisch - polnischen Schlachzizen rühmlichst bekannt, Daszinski, der einstige Kämpfer gegen Badeni , hat jüngst beim Vergleich des Einst und Jetzt das Wort geprägt:„ Badeni war ein kleiner Mann!" In der Tat, gegen Pilsudsti, der den Wahl­betrug und Wahlterror sozusagen industriali sierte, war Badeni , gegen den Daszynski ein­ſtens seine flammenden Reden richtete, ein armseliger Stümper, ein Waisenknabe, ein Muster an Gesittung und Gewissenhaftigkeit. Bolen mußte erst seinen Befreier" finden,