Nr. 292.

Streit der Muschelfischer. Die französischen Fischer, die an der Insel Ré mit großen Negen den Fang von Speisemuscheln betreiben, sind aus Bro­test gegen die niedrigen Preise, die ihnen von den Großhändlern der Stadt La Rochelle gezahlt werden, in den Streit getreten. Falls sie die Erhöhung der Preise für die Muscheln, einen Zuschlag von 50 Centimes pro Kilo, nicht durchsetzen, wollen sie eine eigene Verkaufs- Kooperative gründen.

Grippefeuche in Polen . In Krakau und in Ostoberschlesien wütet zurzeit eine Grippe- Epidemie. Täglich werden mehr als 1000 neue Fälle gemeldet. Die Krankenhäuser sind be. reits überfüllt; außerdem macht sich Aerztemangel bemerkbar. Eine Reihe von Schulen wurde wegen Ansteckungsgefahr geschlossen.

In der Lava verbrannt. Während der bekannte holländische Forscher Professor Bosselwardt mit fel nem Diener den Vulkan Merapi auf Sumatra be­stieg, wurden beide von einem Kraterausbruch über­rascht. Bosselwardt und der Diener verbrannten in der glühenden Lava.

Bis auf den Zugspitgipfel. Am 20. Dezember wird die Seilbahn auf den Gipfel der Zugspige, die fich an die bayerische Zugspitbahn anschließt, eröff­net werden. Die Einweihung des Sport- und Tou riftenhotels auf der Zugspitze ist für den 15. Jan­ner 1931 vorgesehen.

Räuberkampf in der Wüste. Im Hinterland von Sert( Tripolitanien ) fam es zwischen Wüstenstäm men und Räubern, die seit längerer Zeit die Gegend unsicher machten zu einem Feuergefecht, dent etwa 50 Menschen zum Opfer fielen.

Der Fint.

Samstag, 13. Dezember 1930.

Für Weihnachtsstriezel nimm

Vitella

délicatesse

VITELLO

Bolkswirtschaft und Gozialpolitik.

Verbandstag der Tabatarbeiter.

Seite 5.

Der SOS- Ruf der Füchse. Auf einer Pelztier­farm in Eisenberg bei Jena werdet foftbare Silberfüchse gezüchtet. Oftmals wird der Erfolg der nahme deutscher Arbeiterschaft". Aufzucht durch das scheue Wesen dieser Tiere be­Er verwies auf die Reichstagung vom 7. Seps einträchtigt, wildernde Hunde oder Katzen können tember 1930 und schilderte die bevorstehenden eine maßlose Panik unter den Silberfüchsen hervor­Aufnahmen im Jahre 1931 bei der vermehrten rufen, die in blinder Raserei sich selber und ihre Bigarrenproduktion. Es sollen gegen 400 bis Gefährten töten. Zum Schutze gegen die erheblichen Am 7. und 8. Dezember 1930 versammelten| einen 14tägigen Lohn im Jahre 1929 als Weih- 500 Personen in allen 19 Fabriken aufgenom­Verluste, die durch Beunruhigung der wertvollen sich die Vertreter des deutschen freigewerkschaft- nachtsgabe erhalten, jeder ohne Unter- men werden. Davon sollen 23 Prozent auf die Tiere entstehen könnten, hat man im Gehege der lichen Verbandes der Tabatarbeiter in Sands schied, und daher ist das Gesetz für die Tabat Deutschen entfallen und diese 23 Prozent nur in Füchse ein Radiomikrophon aufgestellt und fron zu ihrer Generalversammlung. Die tschst. arbeiterschaft so ungünstig. Aus der Debatte er den deutschen Fabriken zur Aufnahme gelangen. mit einem Lautsprecher im Wärterhause verbunden, Tabakregie beschäftigt jezt noch ca. 12.000 Ber- gab sich ein trauriges Bild der Situation, welche Infolge des Sinkens. des Zigarrentonsumes st so daß die Füchse jederzeit funken" fönnen, wenn fonen. Dovon haben die beiden freigewerkschaft unter der Arbeiterschaft in den Fabriken geschaf- aber die Aufnahme dieser Arbeiterschaft bedroht, sie sich in Gefahr befinden. lichen Organisationen, die deutsche und die fen wurde, weil einige Frauen die Zulage ex- Einige Fabriken wollen auch jetzt noch die Auf­tschechische, zwei Drittel der Mandate im halten, andere dagegen, die auch das ganze Jahr nahme deutscher Arbeiterschaft verhindern und Zentralbetriebsausschuß inne. Nachdem die arbeiteten, ausgeschieden sind. am ärgsten sind die Verhältnisse in der Fabrik in Tabatarbeiterschaft auch einen Anspruch auf Zum Schlusse der Debatte wurde eine glau. Der Referent legt eine Resolution Pension hat, hat der Verband auch die Tabat Protestresolution gegen die Bestimmung des vor des Inhaltes, daß die Hilfe unferes Abge­SPD. Wir saßen im behaglich durchwärm- arbeiterpensionisten in einer eigenen Sef- Absatzes 4 des§ 1 angenommen und die Novel- ordnetenklubs verlangt wird, damit bei der vor­ten Zimmer, mein Freund Flja, seine Frau, tion organisiert. Beide Sektionen des Verban- lierung des Gesetzes verlangt. zunehmenden Aufnahme die Interessen der dent­meine Frau und ich. Draußen wirbelten die des waren auf dem Verbandstag in Landskron Genossin Anna Maier referiert über schen Arbeiterschaft in den Tabakfabriken ge­Flocken des ersten Schneefalls in wildem, weißem durch 50 Delegierte vertreten. Es war das Ausgleichsgesetz zwischen Alt und wahrt werden. Geflimmer durch die Luft. Heftige Windstöße dies eine der schönsten Delegierungen bis fegt. Neu pensionisten! Die Tabalarbeiter- Die Debatte ist sehr lebhaft und enthält rissen die kahlen Zweige der Baume hin und her Die Zentralgewerkschaftskommission hatte den pensionisten protestieren gegen die vier Etappen, viele Klagen über Zurück eßungen! Vorgelegt -- es war fo vecht ein Wetter, um gemütlich bei Genossen W. Weigel entfendet und in Ver- obwohl sie die Notwendigkeit des Gesetzes an- werden eine große Anzahl Anträge, welche an­sammen zu fizen. tretung des tschechischen Bruderverbandes war erkennen. Die jungen Pensionisten sind auf genommen und der neuen Verbandsleitung zur Ilga deutete nach draußen: Jezt ist es gut, der Genoffe V. No bat erschienen. Grund des Gesetzes Nr. 80 28 vollständig aus- Durchführung überwiesen werden. ein warmes Zuhause zu haben. Wehe dem armen Am 7. Dezember um 9 Uhr früh wurde geglichen. Die Pensionisten der Tabakregie sind Zum sechsten Punkte der Tagesordnung Teufel, der in öden, unfreundlichen möblierten die Generalversammlung des Verbandes durch besser daran, wie die übrigen staatlichen Allt- spricht der Genosse Schloßnitel über die Zimmern wohnen muß und abends beim Nach den Genoffen Schloßnitel als Obmann er pensionisten. Ihre Bezüge sind bis zu den enderung der Lohngruppen, der haustommen am falten Ofen sigt!"- Er wandte öffnet. Begrüßungsansprachen hielten zunächst Löhnen des 31. Dezember 1925 voll aus- Ortstlassen und über die Verkür sich aus seinem Selbstgespräch heraus mehr an der Genosse Weigner für die Landskroner geglichen. Es handelt sich also nur um die zung der Arbeitszeit. Als Staatsarbei uns: Ihr Glücklichen wißt das ja garnicht zu Genoffen, sodann der Genosse Weigel für die Ausgleichung auf die Löhne nach dem neuen terschaft ist die Tabakarbeiterschaft bezüglich schäßen, Euer warmes Heim, Eure schönen Mo- Zentralgewerkschaftskommission und der Genosse Gehaltsgesetz vom 1. Jänner 1926 angefangen. thres Zohnes auf die Lohntlasseneinteilung an­bel, Eure gesicherte Existenz: aber die andern, ovat für den„ Svaz zaměst. tabát. režie". Dies würde nicht viel Geld erfordern und daher gewiesen, welche auf Grund des neuen Gehalts­die armen Teufel alle- Nach der Wahl des Präsidiums berichtete verlangt die pensionierte Tabatarbeiterschaft in gesebes eingerichtet wurde. Dasselbe gilt von Wir schwiegen. Wir wußten, daß Ilja int Genoffe Sieron. Schloßnifel über die mühe- einer Resolution, daß die Tabakregie im eigenen der Systemisierung der einzelnen Arbeitszweige Grunde doch nur von sich selbst sprach. Als acht volle Tätigkeit des Verbandes seit dem Jahre Wirkungskreise die Durchführung der vier und der Ortstlasseneinteilung. Der Referent zehnjähriger Revolutionär hatte er in den Ge 1927 bis zum heutigen Tage. Die Genoffin Etappen einstelle und die Durchrechnung aller bespricht alle Wünsche der Arbeiterschaft und die fängnissen des Zaren geseffen, war zu Zwangs Anna Maier als Vertrauensperson der Pensionisten auf einmal durchführe. Die eingelaufenen Anträge. Er wendet sich beson arbeit in Sibirien verurteilt, durch die Revolu- Pensionistenfektion berichtete über die dreijáh Resolution wurde einstimmig angenommen. ders gegen die Rationalisierung. JR tion befreit und nachher von den gleichen rige Arbeit der Pensionisten. Der Genosse Joiei Genosse Schloßnitel referierte nun den Fabriken wenig Arbeiterschaft und lauter Revolutionären, mit denen er Schulter an Schul- of chatty erstattete den Kassabericht des zum fünften Punkt der Tagesordnung: Auf- Maschinen. Er stellt den Antrag des deutschen ter gekämpft hatte, aus der Heimat getrieben und internationalen Gewerkschaftsbundes zur worden. Bis er hier nach jahrelangem Herum Diskussion und unterbreitet eine Resolution, irren seine Frau und eine neue Existenz gefunden welche die 40- Stundenwoche fordert. Auch hier sprechen viele Debattenredner, die ihre Beschwer den betreffend die Lohngruppeneinteilung vor bringen und Anträge stellen, dann über die Sy stemisierung flagen, daß sie mit lauter Substi tutionen verbunden ist und endlich die Umrei bung einiger Orte in höhere Ortstlassen fordern. Die Anträge werden angenommen und der neuen Verbandsleitung zur Durchführung über­wiesen.

hatte.

Ilja sprach weiter: ,, Bei denen, die sich das Herumreifen in aller Welt leisten können, neunt mans Globetrotten das ist ein Wort, in dem man förmlich das dicke Bankkonto stehen sieht... Aber die anderen armen Hunde..

Verbandes und die Genossin Maier über die Lage der Sterbeunterstüßungstaffe, welche sich die Tabatarbeiterschaft geschaffen hatte.

dent Berichte der Kontrolle wurde dem abtreien­den Ausschusse das Vertrauen ausgesprochen.

Genosse Schloßnitel referierte nun über den dritten Punkt der Tagesordnung: Gesez über die Weihnachtszulage". Die Tabatarbeiterschaft leidet am meisten unter Seine Frau unterbrach thn, nach draußen der Bestimmung des§ 1, Absatz 4, des Gesetzes deutend: Sieh doch, Flja, der Fint!" Tat über die Eheleute". Es find ca. 2000 Tabat­sächlich saß in dem von uns auf dem Balkon auf- arbeiterinnen, welche durch diese Bestimmung gehängten Futterring ein Fink und pickte eifrig thren Anspruch verlieren. Nirgends sind, so wie Die Futtertörner heraus. Selein und bunt saß er bei der Tabatarbeiterschaft, so viele Eheleute in hier vorm Fenster und ließ sichs gut schmecken. einem staatlichen Betriebe vereinigt. Durch die Ilja niďte. So em fleines Tier- ich fanit Kraft der Organisation haben die Tabatarbeiter kann Euch eine fleine wahre Geschichte erzählen, wie

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Nidit blind durch die Ju­gend gehen! Denkt an Ge fahr und Verantwortung! Wer gegen fich und andere gewissenhaft ist, bannt böse Geister mit Morfi!

MORFI

GUM..!

Beim siebenten Punkte erörtert der Genosse Schloß nitel die im Jahre 1931 stattfinden­den Wahlen in den Betriebsausschuß der Tabakfabriken und stellt verschiedene Anträge, welche angenommen werden.

eingehend mit der Frage der Wahl des

Eine eingesetzte Kommission beschäftigte sich Verbandsausschusses.

Der

ein Fint eine Ehe, die beinahe zerbrochen war, war er hereingekommen, da ging auch schon der und angstvoll saß.- Bis die Frau sich als erste wieder zufammengebracht hat. Es war gerade Krach los. löfte. Langsam ging sie auf den Vogel zu, der sich It eit ent Hast du wieder die letzten paar Groschen wohl bet dem Umherflattern den Flügel verletzt so ein Tag wie heute, falt; der erste Schnee fiel; es ging mit aller Gewalt zum Winter. Ich versoffen, du Lump?" fing fie an. Grobe Ant hatte und nicht fortfliegen konnte. Sie nahm das neue Ausschuß besteht aus einem Obmann und war damals gerade in einer kleinen norddeutschen worten von seiner Seite folgten. Ihr könnt Euch ängstlich piepende Tierchen in die Hand, jab es zwölf Ausschußmitgliedern. Stadt und wohnte bei einem Ehepaar, das sich keinen Begriff davon machen, wieviel Gemein- an und wandte sich dann langsam zu dem Manne, Ueber Vorschlag der Kommission wurden gegenseitig das Leben zur Hölle machte. Er war beiten und Schamlosigkeiten sich die beiden Men- dem jest erst das Grauenhafte flar zu werden gewählt: Als Obmann des Verbandes: Hieron. ein arger Säufer, arbeitete schon seit langem nur fchen fagten. Angewidert wollte ich fortgehen. Da fchien, dem sie beide entgangen waren.„ Wollen Schloßnitel( Sternberg ); als Obmannstell noch so viel, wie eben nötig war, um sein täg blieb ich plöglich erschroden stehen. Draußen wir ihn behalten?"- Er schluckte und nickte. vertreterin Anna Maier für die Pensionisten; liches Quantum Schnaps laufen zu fönnen. Na, chienen die Dinge einer Katastrophe zuzutreiben. Ich hole ein Bauer," sagte er leise und ging Anna König, Rosa Zieger, Anna Egg, engeren und sie war nicht viel besser, hielt es mit anderen Das laute Schimpfen war stiller geworden langsam und schwer aus der Tür. Männern, trieb sich nächtelang herum. Jeden verbissen und teuchend vor Wut schleuderten sich Es waren die ersten Worte seit Jahren, die Otto Rudisch, Richard Stromer, Hermine Tag war Strach. Einer fränkte den Andern und die beiden Menschen ihren Haß entgegen. die zwe: Menschen miteinander sprachen, in denen Täubel und Star Picka( sämtliche aus tat ihm zuleide, was er nur fonnte- ein Wun­der wars nur, daß sie noch nicht auseinander er heulte förmlich auf vor But... das Fen aus einem dumpfen Traume- wie ein Befinnen men: Star! We ores( Swittau), Franz Ber Jentein unflätiges Schimpfwort von ihr fein Haß flang. Eher war es wie ein Erwachen Sternberg ). In den erweiterten Vorstand kom­gelaufen waren wir war das ja eigentlich gleichfter flirrte ein halbersticktes„ Hilfe!" der auf Menschlichkeit. Der Mann brachte das Bauer. ger( Neutischein), Kathy Beidich( Lands. gültig. Ich ging morgens früh fort, tam abends rau... ich riß die Tür auf da rangen Der Fink gewöhnte sich bald an sein Beim. Es iron), Rudolf Maier( Bautich). Im Erias mut zum Schlafen nach Hause – und viel Geld, die beiden am Fenster, jeder bemüht, den andern schien, als wollten die beiden Menschen ihm dan sind: Adele chi e benity, Marie Wanjef. um mir eine andere Wohnung zu suchen, hatte die dret Treppen hinunter auf den Hof zuten; jo besorgt und liebevoll waren sie zu den In der Kontrollkommission befinden sich nach ich auch nicht. Es war damals die Zeit, in der stoßen... Ein Tierchen. Und langsam wuchs gegenseitiges der neuen Wahl: Emil Knirsch und Johann am schlechtesten ging. Alles, was ich fleiner, dunkler Ball schoß vom Hofe durchs Fen Wiederverstehen aus der Liebe zur Streatur Schenk( beide aus Sternberg ). Als jene Orts. anfing, miglang mir- ich war nahe daran, zuster in die Küche, wirbelte flügelschlagend ein paarmal hin und her und blieb dann zitternd auf Kneipe. Als ich ein halbes Jahr später fortzog, len hat, wird Neutitschein gewählt. Die Seitdem ging der Mann nie mehr in die gruppe, welche das Schiedsgericht zu stel verzweifeln. von dem ich erzählen dem Stüchentische sitzen. Ein Fink, der sich auf der drückten mir zwei Menschen, die sich wiedergefun- Wahl erfolgte einstimmig. An dem Tage also, will, war ich muflos zu Hause geblieben. Ich saß Flucht vor irgendeiner Gefahr hierhin verirrt den hatten, zum Abschiede die Band. In seinent Beim letzten Punkte wurden interne Ver­Bauer aber schilpte der kleine Fink, den damals bands- und Arbeitsangelegenheiten besprochen in meiner falten Stube; nebenan wirtschaftete die hatte. Die beiden Menschen waren auseinander ge- in der schlimmsten Stunde eine gütige Vorsehung und sodann der gutbesuchte Verbandstag nach Frau in der Küche herum, als ich den Mann die Treppe herauffommen hörte. Man merkte gleich, fahren standen schiver atmend und sahen auf seinen Flug in das offene Fenster hatte nehmen einem fachlich hochstehenden Verlauf am 8. De­daß er wieder betrunken war, und richtig, kaum das hilflose, unscheinbare Geschöpf, das dort flein laſſen.

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als das Wunder geschah.

Walter Schirmeier. zember um 2 Uhr nachmittags geschlossen.