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Mittwoch, 24. Dezember 1930. Eine Frau liegt auf dem Stroh und windet

Die heiligen Drei. ich noch im Mutterſchmerz. Ein seind träht far. babt Ihr denn gar keine Windeln und

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Nr. 301.

Der Festbefoldete.

Von Rhedo.

Ja, das kennen wir schon!", meint Baltha­Eine Weihnachtslegende von Pieter Pott burchbringend in einem Futtertrog. Ein Mann Decken für den armen Wurm?" steht neben dem Fenster und bereitet sich am Ueber dem Argonnerwald liegt Weih- Serd sein fümmerliches Abendbrot. Ein Hand- Kind" mitten auf der Reise überrascht!" Nein!" flucht Joseph ,,, uns hat das kleine Sechs Kinder und die Frau im Wochenbett, nachtsluft. Der erste Schnee ist wieder zerron- werker mit groben Händen und einem buschigen nen und hat sich in Nebelballen aufgelöst. Die Stopf. Sie und da brummelt er zornig vor sich ihre Waffenröcke herunter und legen sie über Vor Jahren, ja da war sie noch ganz nett, Da nehmen die Soldaten ihre Mäntel und Verwelkt und in den müden Augen Fieber. Aecker sind lockerer geworden, die Schollen hin: das kleine Menschenkind, das in seiner Krippe weicher. Plötzlich stößt irgendeine Hand aus der lehmigen Kruste irgendeines Massengrabes am Verdammt noch mal, so ein Pech, gerade vor Frost blau angelaufen ist und vor Hunger Jetzt ist sie abgehezt und wird schon fett jent!" schreit. Sie teilen die letzten Brocken mit den und ihre Augen werden immer trüber. Toten Mann", eine zweite folgt, eine dritte, Die Soldaten jeben sich wortlos ins beiden armen Leuten und setzen sich wie gute Im Amte Ueberstunden und Verdruß vierte, fünfte und sechste und schließlich Stroh, leeren den Brotbeutel aus und fangen Kameraden zwischen Mann und Frau. stehen drei flapperige Soldaten in löcherigen zu tauen an. Mänteln und zerfressenen Helmen um das Draußen plärren die Chöre und schreien und abgebaut wird fast in jedem Jahre. ,, Was macht Ihr hier?" fragt Balthasar, die Bässe: Friede auf Erden Grabkreuz herum. Irgendein Weihnachtslied, der Englishman. gloria Kommt er spät heim, empfängt ihn kaum ein in excelsis usw. usw." ein ,, Noel- Noel", irgendein Stille Nacht , heilige Gruß. meine Frau ist eben niedergekom- Das fennen wir schon!" brummi Kaspar, Alles, was er tut, ist Pflicht und Muß Nacht", irgendein Christmas, Christmas" hat men!" sagt der Handwerker und stößt einen ge- Melchior und Balthasar. sie aus ihrem Schlaf geweckt. Sie drücken sich waltigen Fluch von sich: Kein Arzt in der die knochigen Hände, nehmen die Gewehre auf Nähe, fein Krankenhaus und kein Geld: Alle riffenen Mantel, ein anderer eine Otarina und Er vegetiert, weil er nicht anders kann Einer zieht eine Flöte aus seinem zer- und was sich mehrt, sind nur die grauen Haare, den Buckel, die man aus Versehen mit ins Grab Hotels besetzt und Weihnachtsrummel in Beth- dann schwingt durch die elende Baracke mit geworfen hat und marschieren los. Den Argon- lehem!" Pfeifen und Quietschen ihr Weihnachtslied. Und ist verlebt, weil er nie leben konnte. nerivald entlang. Ein farbiger Engländer, er Ja, das kennen wir," sagt Kaspar, der mag wohl einmal ein Inder gewesen sein, ein Boilu, wir sind seit vier Wochen unterwegs und der Frau zum Abschied die Hand. Um Mitternacht aber geben sie dem Mann Er ist ein Angestellter und kein Mann Und nur zu Hause ist er der Tyrann, deutscher Moschkote und ein Poilu. Kaspar, und überall ist Rummel und Krach und zum Melchior und Bathasar aus dem Massengrab. Schluß schiebt man uns immer in eine Küchen- loch hinein!" Wir müssen los! Wieder in unser Erd- Weil es sich anders nicht zu leben lohnte. Wo rennen wir eigentlich hin" fragt ede oder in einen Stall hinein! Sie stapfen keichend über den Hirtenader Und was er zeugt, das wächst und wird wie er. Melchior, der Deutsche ,,, warum saust ihr im­" So ein Hundeloch!", flucht der Zimmer- und während sie sich unter irgendeinem Stüd Verschrumpft in dumpfen Winkeln und im mer der Maas entlang, nach Norden zu?" mann aus Galiläa, so eine Barade! Die bietet Land zur Ruhe legen, zerflattert über ihren Ich denke, wir gehen nach Charleville ", man sonst nur in Kriegszeiten Euch armen Knochen ein letzter Fezzen der Weihnachts­sagt Kaspar, der Franzose. Erstens hat dort der Soldaten an!" deutsche Kronprinz jahrelang im Quartier ge­legen, da gibts allerhand Erinerungen an uns, an die große Zeit! Zweitens ist heute dort Dent malenthüllung. Der Ministerpräsident ist selber da und hält eine große Rede auf uns, das Kanonenfutter im Massengrab!"

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Gut so", sagen die beiden andern ,,, los! Sehen wir uns den Rummel an!"

Charleville . Am Marktplatz eine große Fête nationale". Truppenabsperrung. Parade. Denkmalweihe. Rede. Hoch auf das be­freite". Gebiet. Die drei Muschkoten platten gerade mitten in die Rede des Ministerpräsiden ten hinein. Alles ist erstarrt und macht ihnen Plazz. Der absperrende Offizier senkt den Degen. Im Nu stehen sie im Mittelpunkt des großen Plazzes. Drei arme Teufel in zerfetzten Röcken und geflickten Mänteln und verbreiten den Best­hauch ihrer Lagerstätte um sich. sich. Die Fest gemeinde schert das wenig. Der Minister hält seine Rede zu Ende und beglückwünscht die drei unerwarteten Gäste. Dann seht man sich zum Diner.

,, Geben Sie den drei Leuten eine Suppe in der Küche ab!" sagt der Ministerpräsident zum Küchenchef, sie sehen wirklich ganz ausgezeichnet aus! Ganz echt! Die Sache ist einen Teller Suppe wert!"

Die Drei marschierten los, die warme Suppe im Bauch, durch Belgien hindurch nach Holland hinein.

Doorn.

Ich muß unbedingt meinem gewesenen Saifer eine kleine Visite machen", sagt Melchior, der deutsche Soldat. Der Diener mit den gol­denen Tressen betrachtet sie erst vorsichtig von ob bis unten; läßt sie aber schließlich durch, als Melchior zornig die Faust erhebt.

Der Kaiser ist leutselig zu ihnen. Gratuliert ihnen zu der ausgezeichneten Idee, einen Dezem bermarsch ins gelobte Land zu unternehmen, ruft seine Familie zu einem furzen Gottesdienst zusammen, erteilt ihnen seinen Segen und weist den Küchenchef an:

,, Geben Sie den drei Leuten eine Suppe! Sie sehen wirklich ganz ausgeezichnet aus! Die Sache ist immerhin eine Suppe wert!"

Die Drei marschieren los, die warme Suppe im Bauch, nach Deutschland hinein.

Berlin . Ein findiger Reporter hat die Drei am Brandenburger Tor entdeckt und schleppt fie furzerhand ins Reichspräsidentenpalais hinein. Sie wischen sich sorgfältig auf der Treppe die schmutzigen Stiefel ab, schlürfen vorsichtig über die dicken Teppiche in Hindenburgs Zimmer hinein, schlagen die Haken zusammen, daß die eisenbeschlagenen Absätze klirren und melden militärisch:

,, Drei Mann am Marsch nach Bethlehem !" Der Präsident schüttelt ihnen kräftig die Hand, gratuliert ihnen zu der vorzüglichen Idee und gibt seinem Adjutanten die Anweisung:

Bitte sofort ein warmes Essen für die drei fremden Soldaten. Sie sehen ja mächtig verfroren aus."

Rom . Mussolini hört vom Anmarsch der drei Muschkoten, versammelt seine Miliz vor dem ewigen Rom ", an der Via Appia und führt die Drei mit großem Tamtam in die Roma aeterna" ein. Parademarsch. Präsen­tiergriff. Frontabschreiten. Päpstlicher Segen. Ein Teller Suppe in der kaiserlichen Kantine und die Drei marschieren nach Osten wieder zur Stadt hinaus.

Bethlehemt. An der Grabkapelle findet eine gewaltige Feier unter der Oberleitung des Patriarchen statt. Er rasselt mit seiner Limou fine an. Andächtiges Volk sinkt zur Erde, wird gesegnet, säbelrasselnde Gardisten in Sonntags­uniform recken die ordensbesäten Brüste, die Konsuln der katholischen Staaten erscheinen mit ihren goldbetreßten Dienern und treten durch das niedere Pförtchen in die Basilika ein. Weihrauchschwaden, Chorgefänge und Kinder­

chöre:

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen."

Die drei Muschkoten hören sich wortlos die Feier an, von der Menschenmenge an die Wand gepreßt. Schließlich reißen sie sich los und gehen aufs Hirtenfeld, den steinigen Acker vor den Toren Bethlehems hinaus. Eine Hütte elendester Sorte steht am Straßenrand. Sie treten ein.

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melodie.

Zwiegespräche unterm Christbaum

Im Salon und

Das Ronto in der Bant. Sie: Mann, Du bist wahnsinnig! Das ist ja fabelhaft... Aber ich hab' es mir ja gedacht, Daß Du mir dieses Kollier bringen wirst... Ach, es ist ja noch viel fabelhafter, als es in der Auslage aussah... Aber, Willy, so viel Geld..."

"

Er: Also, bitte, darüber nicht reden..." Sie: Nein, Du bist zu nobel...

Es war doch angepreist... 28.000 kronen!" Ex: Aber, Kleines, das ist doch wirklich nicht so arg! Die Bank hat uns fünf Direttoren diesmal je 100.000 kronen Remuneration gegeben. Und schließlich ist Schmud immer noch die beste Kapitalsanlage..." Sie:

Ach jo..."

Er: Du, Lore, das war jetzt häßlich von Dir! Ich meinte doch die Zinsen, die ich mir bei Dir hole."

Der Wagen.

Fabrikant: Kindchen, mir scheint, Du bist von Deinem Weihnachtstisch etwas ent täuscht...?"

Die Tochter: Aber, Papa, es ist ja unbändig viel, Du hast mich ja wieder so reich be schenkt! Bei diesen schlechten Zeiten... Fabrikant: So. Du bist also zufrieden? Nun, ich habe noch eine Kleinigkeit für Dich, die fonnt' ich aber nicht gut unter den Baum Tegen."

Die Tochter: ,,???"

Fabrikant: Ja, da mußt Du Dich einen Augenblid mit mir hinaus bemühen.". ( Sie gehen aus der Villa und draußen fällt die Tochter dem Vater um den Hals, angesichts eines neuen, funkelnden, prachtvollen Mer­ cedes - Wagens.)

Riviera.

Der Herr Gemahl: Also, Schazi, was freut Dich denn eigentlich am meisten?"

Die Frau Gemahlin: ,, Na, natürlich das Billeit nach Nizza , und was zwischen den Seiten lag! Du Guter!... Aber, Männe, Du mußt mit­fahren! Wann fahren wir? Ich bin für Sil­vester. Das könnte doch ganz entzückend sein, einmal Silvester feiern im Speisewagen und dann... Schlafwagen..."

Der Herr Gemahl: Kein schlechter Einfall. Aber das geht wirklich nicht. Weißt, Liebes, ich habe gleich nach Neujahr eine wichtige ge­schäftliche Zusammenkunft. Du, da schaut was heraus. Dann fahre ich Dir nach und bringe Dir für da unten einen neuen Frühjahrs­pelz mit."

Bei Generaldirektors. Der Herr Direktor: Aber, Burschi, Du hast Dir das Schönste, das Dir das Christkindl brachte, noch gar nicht angeschaut! Sie doch mal, diese herrliche Festung mit den Türmen und Laufgraben und Kanonen! Und diese blauen Infanteriesoldaten und die rote Kavallerie! Gefällt Dir denn das nicht?" Der Bub: Ach, doch, Papa! Wirst Du dann mit mir Krieg spielen?"

Der Herr Dirktor: Na, selbstverständlich, mein Junge."

in der Mansarde.

*

Der Bub: Oh, wie fein! Aber ich bin der Festungsfommandant...

Der Herr Direktor: Abgemacht, und ich bin der Franzose, der die Festung angreift." Der Bub: Papa, warst Du im wirklichen Krieg?"

Der Herr Direktor: Nein, ich war in der Fabrik unentbehrlich."

Friede auf Erden...

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Das Konto beim Fleischhaner. Sie: Du, ich freue mich riesig mit den Schu­hen und den Handschuhen. Aber weißt Du, Du bist eigentlich leichtsinnig. Es wäre mit den alten noch ganz gut gegangen." Er: Ja... hast Du Dir etwas anderes ge­wünscht?"

Sie: Nein, Baul, ganz gewiß nicht. Aber sei Du nicht böse, daß ich Dir nicht mehr als die armselige Wollweste schenken fonnte." Er: Aber, Frau, ich weiß doch, Du hast sicher Deinen lebten Heller dafür ausgegeben. Und ich brauche fie ja so notwendig, draußen, am Bau..."

Schatten.

Und schleppt sich durch das Leben bleiern schiver, Ein Teil von jenem müden, stummen Heer In der Welt der Reichen und der Satten.

Schnee! Schnee!

,, Na, endlich!" sagen die Wintersportler. Es hat geschneit, was nur so das Zeug hielt. Als man den Bettzipfel von der Nase zog, war draußen alles weich und weiß eingebettet. Die bielgeschwungenen Aeste der Bäume haben sich gedehnt und sind mit ihren Schneelasten weit über ihre Dimensionen gewachsen. Man wußte ja schon fast nicht mehr, wie ein richtiger Schnee aussieht. Nun liegt er da. Frau Holle hat aus giebig die Betten geschüttelt und wir verfolgen mit gemischten Gefühlen neue tänzelnde Floden, die der Wind an die Fensterscheibe klebt.

Sie: Ja. Aber jetzt wird noch mehr gespart. Schnee! Da ist die Jugend Hahn im Weißt, wenn Du jetzt die Arbeit behältst, und bitte, auf Dein Glas Bier verzichtest, dann Korbe. Schreiend stürzen einige Rangen durch fönnen wir vielleicht im Frühjahr die Näh - das Hoftor. Die vordersten balgen sich auf der maschine aus dem Versazamt holen. Dann weißen Decke, während die andern mit hochroten werde ich wieder tüchtig mithelfen können Baden prüfen, ob er auch klebt". Knallend und wir können bis zum Herbst den Flei saust der erste Schneeballen gegen den hölzernen scher und den Schuster abbezahlt haben..." Fensterladen einer Spezereihandlung.!!" Das macht Spaß, wenn die Funken" sprühen. Hu! Hu!" Die Frieda wird, ingerieben" da ihr Mart noch einen falten Brocken ertra in den Hals schiebt, rennt sie durch, um neben dem Briefkasten ein Munitionsdepot" für den Revanchekampf zu errichten! Ha! Ha!" Wie sich da die Alten freuen, die von der hohen Warte ihrer Fenster aus das lustige Treiben der Jungens beschmunzeln. Das ist wieder so etwas für die Buben!" medert ein dickleibiger Herr, dem vor Lachen die Tränen von der Backe laufen. Jetzt haben sie ein Leben, die Kleinen

Gin anderer Wagen. Arbeiterin: Na, wie geht's heute, Bater?" Der Bater:" Gut, Marie. Ihr habt ja wieder so schön an mich gedacht... Wenn ich nur wieder laufen könnte! Ich will Euch ja den Heiligen Abend nicht mit meiner Raunzerei verderben... aber immer hinterm Ofen sitzen... damals, als die Geschichte im Schacht war, sagte der Doktor, in einem Jahr werde ich wieder hinaus fönnen..." Arbeiterin: Hab' nur noch Geduld, auch das wird wieder kommen. Aber hinaus sollst Du schon bald... Starl!" Start( geht nebenan und schiebt gleich darauf ein Rollwägelchen durch die Tür, zum Christ­baumtischchen hin, neben dem der Vater sitzt. Der findet keine Worte und drückt der Tochter und ihrem Mann die Hand).

Arbeitslos.

Die Frau: So laß doch den Kopf nicht so hängen, Mann! Warum hast Du aufgehört, zu essen?"

Der Mann: Laß doch, Anna... nein, ich weiß, Du meinst es gut... Aber was wird nächste Woche sein?"

und Bewegung ist gesund. Ich muß heut noch staunen, was wir alles getrieben haben. Das war halt auch eine Zeit! Und wenn Pätsch! Der Rest wird mit einem riesigen Schneeballen zugedeckt, mit einem von der Sorte, der etwas länger wie gewöhnlich gedreht und gefnetet wurde. Mitten aufs Maul! Der dicke Herr gurgelt, schnauft und spuckt. Die neue Meerschaumpfeife liegt in der Dachrinne. Krebsrot vor Zorn steigt dem gemütlichen Dif­Thr fen der Kamm. Euch soll doch Hundebande Ihr miserablen! Der Teufel soll Euch holen, wenn ich Euch erwisch!" Der dicke Herr sucht seine Meerschaumpfeife und schimpft auf die Republik , deren verrottete" Jugend mit Schneeballen schmeißt.

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Die Frau: Du... Du wirst sehen, nach Neu­jahr wird wieder angefangen. Schnee! Die, Schienen der Straßenbahn Der Mann( lacht gequält auf): Ich war heut' sind verschwunden. Ununterbrochen ertönt das drüben und bei der Gewerkschaft... Keine warnende Klingelzeichen des Triebwagenführers, Spur von Arbeitaufnehmen und der der in langsamer Fahrt sich freie Bahn schafft. Schubert hat mir gesagt, daß bei Blum Eine alte Frau zieht feuchend ihren Handwagen & Rotter nach dem Ersten auch eingestellt über das Geleise. Beinahe hätte der Straßen­wird..." bahnzug das Hinterrad erwischt. Der ver­Die Frau( nach einer Pause, steht auf, räumt dammte Schnee! Man rutscht, hat keinen festen die Speisen vom Tisch, ihre Hand berührt Stand und kommt schon gar nicht vorwärts. leicht die Schulter des Mannes): Ja, das sind Weihnachten..."

Beim Kriegsinvaliden. Der Invalide: Heut' vor fünfzehn Jahren, da sind wir in den Karpathen gelegen... Der Bub: Damals... Vatti... damals hast

Du..."

Der Invalide: Ja, mein Junge, damals habe ich noch beide Beine gehabt..." Der Bub: Warum bist Du denn in den Krieg gegangen?"

Der Jnvalide: ,, Weil man uns gezwungen hat." Der Bub: Aber jetzt wird's nie mehr Krieg geben...?!"

Die Frau muß ihren Karren bergauf ziehen. Es geht nicht. Als wäre der Wagen mit Blei beladen, so zieht er nach rückwärts. Die Frau strampelt, frätscht die Füße, um den Stützpunkt für die Stiefelfohlen zu vergrößern. Eine gro= teste Figur, über die verschiedene müßige zu­schauer lachen. Da braucht man bloß ein wenig Sand hinstreuen, dann kommt gleich Dampf dahinter", bemerkt jemand kritisch. Die Kritiker disputieren. Vielleicht erwarten sie von der Frau, daß sie sich das Genick bricht, weil sich

niemand rührt, weil niemand auf den Gedanken tommt zu helfen.

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Schnee! Da und dort vernimmt man be­Der Invalide: Wenn die Arbeiter start ge- reits ein leises Glucksen. Die Schritte auf der nug sind. Sonst... mein Junge... wirst Du weißen Schneedede werden jetzt tappend und auch einmal hinaus müssen... und dann... Klatschend. Es ist nicht alles Schnee, was glänzt. vielleicht...( schaut auf seine Prothese An verschiedenen Stellen sammelt sich grauer und die Beine seines Kindes).

und den Menschen ein gefallen...

Schmutz, durch den die Kinder Rodelschlitten schleifen. Temperatur und Schneeschauflerkolon­nen arbeiten an seiner Vernichtung zum Leid­Wohlwesen der Schlittenfahrer und zur Freude des mit dürftigem Schuhwerk ausgerüsteten armen Teufels. Karl Stoye( Nürnberg ).

L. G.