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Samstag, 14. Feber 1981.

Nr. 39.

Sozialdemokratie«ad Hakenkreuz. Bon Dr. Herman« Brill. Weimar , Mitglied des La«btage» vo» ThUringe «

Indische Verlustliste. Benares , 13. Feber.(Reuter.) Bei einem Zusammenstoß zwischen Hindus und Mohammc- daner«, zu welchem die Ermordung eines Händlers mit. ausländischen Stoffen den Anlaß gegeben hatte, wurden zwei Personen getötet und mehr als siebzig verletzt. Die Unruhen dauern am In der Stadt patrouillieren bewaff­nete Polizeiwachen. Wie aus der Stadt Jambusar gemeldet wird, griffen etwa« 40 Anhänger der Bewegung der bürgerlichen Gehorsamverweigerung eine Gruppe indischer Aufseher an, von denen ein Mann getötet und zwei verwundet wurden//

hündelri, nicht nur die Staatsstraßen in guten Zustand zu versetzen und zu erhalten, sondern der Straßenfonds muß in erhöhtem Maße sein Augenmerk der Subventionierung der Bezirks­straßen zuwenden, die Beträge sirr die Bezirke müssen bald flüssig gemacht werden, weil so die Bezirke selbst mit einer gewissen Kraft an die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gehen können. Ein weiterer Teil der Anleihe wird dem Wasser st raßenfonds zugewiesen wer­den und da möchtet» wir darauf Hinweisen, daß nran bei der Realisierung dieses-Planes nicht den eigentlichen Zweck der Jnvestitions- arrleihe vergessen darf. Die Bauten müssen itäinlich dort durchgeführt werden, wo das Bedürfiris dafür am nreisten vorhanden ist, wo die Arbeitslosigkeit am größten ist. Es geht nicht an, etwa mit dem Bau der Wasserstra­ßen nur im tschechischen Gebiet zu beginnen, es muß auch das deutsche Gebiet berücksichtigt werden. Schließlich soll auch ein Betrag füb M e l i o r a t i o n e n verwendet werden. Den Sozialdemokraten wird zwar oft vorgeworfen, daß sie kein Herz für die Landwirtschaft hät­ten, aber beide sozialdemokratischen Parteien haben schon einigemal bewiesen, daß sie die technische Hebung und Vervollkommnung und Jntensivitierung der Landwirtschaft aufs in­nigste wünschen, und daß sie auch bereit sind, dafür Opfer zu bringen. So kann die finanzielle Transakfion, zu der sich Regierung und Parlamentsmehrheit entschlossen haben, tatsächlich dazu dienen, daS Heer der Arbeitslosen zu verkleinern. Man wird deshalb bei der Durchführung der Jn- vestitionsarbeiten genau zu überprüfen haben, ob der damit verbundene soziale Zweck auch erfüllt wird. Die Vergebung der Gelder und die Durchführung der Arbeiten soll möglichst dezentralisiert erfolgen, eS soll auch den Ge­meinden und Bezirken die Möglichkeit geboten werden, hier ihren Einfluß auSzuüben und eS soll die Arbeitslosigkeit dort bekämpft werden, wo sre am größ­te n i st. Wird dies geschehen, dann wird zwei­fellos eine Entlastung am Arbeitsmarkt ein­treten, das Heer der Arbeitslosen wird klei­ner, der Tiefpunkt der Krise überschritten wer­den und ivenn sich die Verhältnisse in der Weltwirtschaft nur einigermaßen bessern, dann bietet sich die Aussicht auf eine bessere Zeit.

Die ungeheuere Anteilnahme, die die Ver­sammlungen der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei der Tschechoslowakischen Republik in Westböhmen während der letzten Januar­wochen in Bevölkerungskreisen gefunden haben, läßt die Nationalsozialisten nicht zur Ruhe kom­me». In einem spaltenlangen Artikel beschäftigt sich derDer Tag" vom 7. Feber 1931 auf Seite 3 und 4 der Ausgabe mit den Ausfüh- rungen, die ich über Theorie und Praxis der thüringischen Nationalsozialisten unter der Füh­rung Dr. FrickS in meiner Karlsbader Rede ge­macht habe. Verantwortlich für den Unsinn und die Lügen, der in diesem Arttkel zusammen, ge­schrieben worden ist, zeichnet Herr G. Bauer/ Ich bedauere, daß Herr Bauer nicht den Mut gefunden hat, mir mit seinen Behauptungen entgegen zu treten. Schon in Falkenau habe ich nach einer bedeutungslosen Rede eines Natio­nalsozialisten aus der 5. und 6. Garnitur an die nationalsozialistische Partei dep Tschechoslowakei die öffentliche Herausforderung gerichtet, mir einen prominenten und autorisierten Vertreter ihrer Organisation bei fteier Diskussion zur Auseinandersetzung zu stellen und im Scherz hinzugefügt, daß ich auch mit einem Säbelduell ohne Binden und Bandagen einverstanden wäre. Die Nationalsozialisten haben es aber vor- gezogen zu kneifen und versuchen nun hinterdrein mit Zeitungs­artikeln die innere Brüchigkeit ihrer Bewegung zu verdecken. Allerdings wird in dem in Frage stehenden Artikel mehr Tinte als Geist verspritzt und die Wirkung der Tinte auf daS gedruckte Zeitungsblatt besteht mehr in einer Verunreini­gung des nationalsozialistischen Papier -, als in einem klaren Schriftsatz. Trotzdem soll auf die Fragen deS Herrn Bauer nachstehend eine Ant­wort gegeben werden. Wir wissen ja ans der Praxis der deutschen Nationalsozialisten, daß sie die Lüge zur Bekämpfung deS politischen Geg­ners zu einem System organisiert haben. Aller­dings ist mir noch nicht vorgekommen, daß jemand so offen lügt, wie eS Herr Bauer in seinem Artikel tut. Er stellt die Behauptung auf, daß die Sozialdemoi traten während der letzten elf Jahre die Macht in Thüringen gehabt hatten und deshalb für alle Schäden der Verwaltung verantwortlich seien, di« ihr Pa. Dr. Frick jetzt nicht auf einmal be­seitigen könne. DaS ist eine Unverschämtheit. Wahr ist, daß die Sozialdenwkratie in Thürin­ gen von 1830 bi» 1984 regiert hat bezw. an der Regierung beteiligt war. Seit 1934 regie­ren in Thüringen die bürgerlichen Parteien. Wenn Herr Bauer und seine Freunde an­gesichts dieser Tatsachen noch einmal in der Presse oder in Versammlungen behaupten soll­ten, daß die Sozialdemokraten'Thüringen elf Jahre lang in Grund und Boden regiert hät­ten, so werden hoffentlich alle Bürger der Tsche­choslowakischen Republik, deren Moralbegriffe noch nicht völlig verwirrt sind, für Bauer und Genossen die richtige Bezeichnung finden. Auf derselben Höhe, wie diese Behauptung de» Herrn Bauer steht die andere, die Sozial- bemokraten hättendie Zustände fo verlottert" undsolche schandbaren Verhältnisse entstehen lasten oder gar geschaffen". Nur einige Tatsachen zum Beweis, daß Herr Bauer auch in dieser Beziehung mit der Wahrheit auf dem Kriegs­fuß lebt. i

Die Sozialdemokraten haben in Thürin­ gen die Verwaltung vereinheitlicht, de« Ge­meinde« eine radikal-demokratische Selbstver­waltung gegeben, die Staatsaufsicht über die Kommunalverbände wesentlich beschrankt, die Befugnisse der Polizei erheblich beschnitte«. Die nachfolgenden bürgerlichen Regierun­gen haben die Verwaltung kompliziert und ver­teuert, die Selbstverwaltung der Gemeinden ein­geengt, die Staatsaufsicht verschärft, die Polizei­gewalt ausgedehnt. Herr Dr. Frick hat für hunderte von Ge» meinden die Selbstverwaltung aufgehoben und Staatskommissar« znr Verwaltung der Ge- meinden eingesetzt, die Staatsaufsicht weiter ausgebaut, die rechtSstaatlicben Garantien ab­gebaut, die Polizei in fünf großen Städte« verstaatlicht und vielen anderen Gemeinden die Polizeigewalt entzogen und auf staatliche Po­lizeioffiziere übertragen. Die Sozialdemokraten haben aus Volks­und Mittelschulen die Einheitsschule organisiert, eine soziale Berufsschule aufgebaut, ArbeitSun- terricht und Staatsbürgerkunde eingerichtet, For- schungsinöglichkeiten der Universität erweitert. Die nachfolgenden bürgerlichen Regierungen haben die Einheitsschule verkrüppelt, den Aus­bau der Berufsschule aufgehalten, den Zugang zu den Mittelschulen durch Erhöhung deS Schul­gelde» erschwert und an der Landesuniversität den alten Kastengeist wi^er heraestellt. Herr Dr. Frick hat die Einheitsschule abge­schafft, die Berufsschule abgebaut, in den Mit- telschulen der nationalsozialistischen Verhetzung eine Stätte geschaffen undder Rassenkunde " an der Universität einen ordentlichen Lehrstuhl er­richtet, gleichzeitig da» Schulgeld ungeheuer ver­teuert, den Schulbau zum Stillstand gebracht. Die Sozialdemokraten haben pro Jahr durchschnittlich 3000 Wohnungen gebaut. Die bürgerlichen Regierungen haben mit Hilfe deS Reiches diese» Wohnungsbauprogramm fortge- führt. Seit Herrn Dr. Frick ruht in Thüringen der Wohnungsbau fast völlig und find die er- werbslosen Bauarbeiter die größte Kategorie unter den Arbeitslosen überhaupt.' Die Sozialdemokraten haben durch Erfas­sung deS Besitzes eine gerechte und- soziale Steuerpolitik getrieben, alle großen StaatSauf- gaben restlos finanziert, keine Staatsschulden ausgenommen, die Staatshaushaltspläne ausge­glichen und den letzten Staatshaushaltsplan an die nachfotzend« bürgerliche Regierung mit einem Etatüberschuß Yon rund drei Millionen Reichs­mark abgegeben. Die nachfolgenden bürgerlichen Regierungen haben eine Steuerpolitik zur Entlastung de» Be­sitzes gemacht, in Thüringen sohin geradezu eine Steueroase für die besitzende Klasse in Deutsch­ land geschaffen, die Staatshaushaltspläne fämt- lich falsch konstruiert und dem Lande eine Schul­denlast von 180 Millionen Reichsmark aufgehalst. Herr Dr. Frick hat an diese« Steuerpolitik nicht da» geringste geändert, sondern im Gegenteil die Entlastung de» Besitzt» fort­gesetzt, die unerhörte Kopffteuer, wegen chrer kolonialen Rückständigkeit in Thüringen Negersteuer" ge­nannt, eingeführt, die gesetzliche Miete erhöht, den Hauptteil davon der Staats­kasse überwiesen und die Konsumvereine der Ar­beiterschaft einer Sondersteuer unterworfen. Bon den Schulden hat Herr Dr. Frick, der fo

2. ArbcHersangerbiuideslesf. VI.- 2». Joni l*SI ll IMÖAM. Borplakate. Diese erhalten die Vereine direkt. Die Plakate sind überall dort, wo Arbeiter ver­kehren, anzubringen.(Tanzsäle, Gastlokale, Fabriken, Laden usw.). Vricsverschlußmarken. Selbe stehen allen Organi­sationen zur Verfügung und sind bei den Bezirksleitungen zu verengen. Festschrift. Diese wird reichhaltig ausgestattei sein und zu einem billigen Preise abgegeben. Sie erscheint im Mai. Den Vereinen gehe» Be­stellzettel zu. Werbesingen. Die Informationen in der Sänger­zeitung beachten. Weisungen der Bezirks­leitungen befotzen. Für möglichst große Be­teiligung alles vorkchren. Festausschüsse beginnen bereit» mit der Vorarbeit. Fragebogen usw. werden in den nächsten Wochen zugehen. Strikte Beantwortung ist Pflicht. Festführer erscheint nun Feste selbst. Festspiel. Genosse Thöner hat ein Festspiel, welches die Entwicklung des Gesanges dar­stellt, geschrieben. Die Musil hiezu wird von Genoffen Weichert und Herrn Prof. Franz- Aussig komponiert. Die Proben beginnen demnächst. Wünsche der Vereine, zur Ausgestaltung deS Feste», wollen der Bundesleitung mitgeteilt werden. D« Presse- und WerbeauSschnß.

sehr für die Brechung der Zinsknechtschaft schwärmt, keinen Pfennig bezahlt, so daß Thü­ ringen heute mit 70 Reichsmark pro Kopf das am höchsten verschuldete deutsche Land ist. Die Durchschnittsverschuldung der deutschen Länder beträgt pro Kopf 31,72 Reichsmark, dasmar­xistische" Preußen ist pro Kopf seiner Bevölke­rung gar nur mit 20.63 Reichsmark verschuldet. Die Sozialdemokraten haben eine weitge­hende soziale Fürsorge getrieben. Die bürger­lichen Parteien habe« diese Fürsorge abgebaut. Herr Dr. Frick hat die Wohlfahrtserwerbslosen auf Hungerrationen gesetzt und schwingt für sie den Bettelsack. Da» sind Tatsachen! Wir sttmmen den Herren Bauer und Genoffen durchaus zu, wenn sie von ,schandbaren Verhältnissen" in Thürin­ gen sprechen. Die Schuld dafür tragen die Hel­den des Dritten Reiche» und ihre verschieden­sten halbfascistischen Gesinnungsgenossen im bürgerlichen Lager. Aber gemach! Die thüringische Arbeiterklasse hat erkannt, wer die Nationalsozialisten sind. Gewiß haben die Nationalsozialisten in Thürin­ gen auch am 14. September 1930 an Stimmen gewonnen. Sie erhielten ihren Stimmenzuwachs aber ausschließlich au» dem Lager der bürger­lichen Parteien. Acht Monate Regierungstätig­keit der Nationalsozialisien unter der Führung Dr. Fricks, de« Adolf Hiller selbst als den besten Kopf der Partei" bezeichnet hat, haben genügt, um die ganze Hohlheit der nationalfozia- listischen Agitation der Arbeiterklasse zum Be­wußtsein zu bringen. Während in fast allen Wahlkreisen deS Reiche» die Sozialdemokratie Stimmenverluste zu verzeichnen hatte, gewann sie in Thüringen am 14. September 1980 im Kampfe gegen die Nationalsozialisten, die dem Marxismus den Tod gefchworen hatten. Und wir sind überzeugt, überall, wo der Abwehr­wille der Arbeiterklasse unter der Führung der Sozialdemokratie erwacht ist, wie da» auch die Versammlungen in Westböhmen fo glänzend be­wiesen haben, wird der Nationalsozialismus niedergeworfen werden.

37. aic goldene Galeere Gt « Jtommi Otto der 9i*Mlntaftrie. vm»ri»»iiaifit. L»lcham» lan b» W. I*MIM. Um einen langen Tisch saßen die Revolu­tionäre. Henkergesichter, Verbrechergesichter. Der Italiener trat ein, winkte den Kameraden, fetzte sich in die Mitte, schob mit einer verächtlichen Bewegung da».Kruzifix beiseite, das auf dem Tisch stand, rief zwei Bauern herbei, die in großen Soldatenmänteln sich ungeschickt benah­men, und ließ einen Offizier vorführen. Ohne ihn zu fragen, nahm der Italiener Papiere, stempelte sie ab und sagte:Tod!" worauf der Offizier weggeschleppt wurde. Das wiederholte sich mehrmals, ohne daß die kaiserlichen Offi­ziere auch nur mit der Wimper zuckten. Sie hat­ten nur ein verächtliches Lächeln für das Ver­brechergeschmeiß, da» da Revolution machte und sie aburteilte: aber sie fühlten keine Angst vor dem Tod. Heldenhaft standen sie vor dem blut», gierige» Pobel. DasVolk" bespie sie, die Sol­daten der Revolution stießen sie mit Gewehrkol­ben, aber keiner ließ sich von diesen Roheit»- «zessen beeinflussen. Eldrid trat auf, mit einer Zigarette im Mund, lächelnd, ein fesche» Böl« schewikengirl, stellte sich hinter den Italiener, der zu ihr aufsah, sie in die Wange kniff. Al» ein ganz junger Offizier vorgeführt wurde,«in Kind fast noch, fragt« der Italiener:Gefällt er dir?" Eldrid nickte. Ta gebot der Italiener dem Soldaten, der den Offizier abführen sollte, halt, trat vor, nahm seine Pistole und schoß den Offizier in die Stirn, wa» die Begeisterung des versammeltenrevolutionären Bolle»" au», löste. Man winkte ihm und brüllte ,Hoch". Die Internattonale Lang auf, verzerrt, von betrun­kenen Kehlen gegröPt. Dieser Schuß aber war Stznal: Ulfar

stürzte vor, die Blicke brennend, die Hände ge­killt, am ganzen Körper zitternd; lief in» Bild, kümmerte sich nicht um Dandermcmns Gezeter, um das Winken oer Operateure, schrie, brüllte, o laut seine Lungen konnten: Ich protestiere! Das ist nicht mein Buch! Das ist eine Gemeinheit!" Und zu den Reportern:Mein Manuskript wurde verdreht! Ich habe keinen gegenrevolutio­nären Film geschritten!" Wandermann rannte zu ihm, am liebsten hätte er eine Latte losgerissen und ihn erschla­gen, jnst vor der Presse muß der Kerl Radau schlagen, man soll sich mit dem verstiegenen Literatenpack nicht einlassen, die Leute taugen alle nichts. Die Reporter sprangen auf, zogen Notizbücher heraus, der Pöbel vergaß die Offi­ziere anzuspucken, diese vergaßen ihre Haltung und wurden neugierig, di« Stampiglie, die so viele Todesurteile unterstempelt hatte, durfte nun ausruhen. Mandelberg erschien, schlug mit den Händen um sich wie eine Ente mit den Flügeln, wenn sie aus dem Wasser steigt, suchte allseits zu beschwichtigen, nahm Wanoermann am Arm, packte Ulfar, aber die Reporter der Sensationsblätter witterten ein Fressen und be­gannen Ulfar auSzusraaen. Mandelberg fuhr dazwischen, behauptete, alles sei unwahr, der ganze Vorfall beruhe auf einem Irrtum, alle» werde sich llären, nur Ruhe, Wandermann er­klärte brüllend, UlfarS Protest sei nur ein Racheakt, die ganze Geschichte käme daher, daß man ihn in» Atelier gelassen habe, nun sei di« Bescherung fertig. Die Bcua stand abseits und lachtt, sie freut« sich des Skandals, der Film paßte ihr ohnehin nicht, denn wen» man eS genau betrachtete, hatte sie ja nicht die Haupt­rolle. Eldrid«sichte sich mcht. in den Streit, stand neben Ulfar, verfolgte jede seiner Gesten mit den Augen, suchte seine Hand zu haschen, er entriß sie ihr, stieß sie beinah« fort. Di« Repor-

MBi.l! S-EMSSSMvSSWSWMSSM! ter verschwanden heimlich, sie wollte« ihren Zeitungen schnell den Bericht bringen, die Sta­tisten verliefen sich, der Italiener fluchte, so was müsse gerade passieren, wenn er eine große Rolle habe» in Italien sei daS unmöglich, dort herrsche Disziplin. Mandelberg und Wandermann nahmen Ul­far in die Mitte und sprachen auf ihn ein. Er solle doch den fertigen Film abwarten, dann sehe doch alles anders aus. Er hätte dann noch im­mer Zeit, seinen Namen zurückzuziehen. Ulfar gab schließlich nach, eS blieb ja nichts anderes übrig. Mit seinem Einverständnis wurde an die Zeitungen eine Notiz verschickt, in der er er- klärte, sein« endgültig« Stellungnahme bis zur Fertigstellung des Films aufzuschieben. Die meisten Blätter brachten dies« Aussendung gleich­zeitig mit dem Bericht über den Skandal, um auf die Mandelberg-A.-G. nicht soviel Schatten fallen zu laflen; einige aber fanden, daß di« Notiz dem Borfall seinen Reiz nehme und schwie­gen ihn tot. Nun steckten Mandelberg und Wandermann sich hinter Eldrid und ließen sie Ulfar das Ber- sprechen abnehmen, da» Atelier nicht zu betre­ten, bevor der Film beendet wäre.. Wander­mann drehte mtt Tornadogeschwindigkeit. Er stand mit der Stoppuhr im Atelier. Bis 6 Uhr mußt« er bei Bild 208 sein, es waren noch drei­zehn Bilder und eine knappe Stunde. Eine Minute vor 6 war«r bei Bild 203,'pfiff ab, macht« durch Bild 204 und 205 einen dicken roten Strich, da» fiel weg, fertig. In zwei Tagen wurde der Film geschnitten, eS wimmelte vor falsch eingesetzten Großaufnahmen, di« Titel waren flüchtig abgefaßt, der musikalische Illu­strator mußt« di« Rächte durcharbeiten kurz, der Film trug echt WandermannscheS Gepräge, In dieser Fassung wurde er Ulfar gezeigt. Wandermann und Mandelberg ließen sich im Vorführungsraum rechts und links, von ihm

nieder, der Dramaturg besetzte die Tür. Der ?film lief an. Bei jedem Detail, daS«ine ent- ernte Sehnlichkeit mit UlfarS Entwurf hatte, machte Mandelbera eine Bemerkung:WaS wollen Sie, das ist doch von Ihnen!" Der Bor- fpann nannte noch Ulfar als Autor, die Dreh­buchfirma(eS waren zwei russisch klingende,, Ulfar bisher unbekannte Namen) zeichnet« als Bearbeiter. Der erste Akt folgte, so schlampig er auch gedreht war, im großen und ganzen oer Idee UlfarS. Eldrid verliebte sich in den Offi­zier, Wandermann hatte sie endlos durch schon« Landschaften gehen, sich in treibenden Booten küssen und nachher Blumen pflücken laffen. Tas hatte ihm einige Tage Riviera und Diäten ein­getragen. Dann kam die Revolution, mit der die Bing erst neckisch spielte, wie mit einem Mäuschen, das man nur ein ganz klein wenig fürchtet. Der Führer der Revolutionäre, von dem italienischen Darsteller wie der Othello r» einer Schmierentheater-NachmittagSvorstellung hingelegt, rollt« die Augen, betrank sich, stahl, was nicht festgenagelt war, und batte eS auf El­drid abgesehen, die immer noch den Offizier liebte, dennoch aber al» schmucke» Revolution-- £irl in Ledergamaschen und Offizierskappe aller- »nd Greuel btting. Die Revolutionäre erschos­sen zu ihrem Privatvergnügen sportsmäßig di« Weißgardisten, ein Mädchen stellte als Bedin­gung seiner Teilnahme an der Revolution, daß es einer Gruppe alter Aristokratinnen die Per­len und Ringe abnehmen dürfe, wa» natürlich gern bewilligt wurde. Auf der Straße raubten die Revolutionäre jeden au», der ihnen begeg­net«. Wehrlose Frauen wurden«prügelt, ihr Weinen vergnügt« den Pöbel. Leere Sektfla­schen, zerbrochen« Gläser, demolierte Häuter, gröhlende Betrunken«, mißhandelt«, hungernde Kinder bezeichneten den Weg, den bi« Revolu­tion gezogen war. (Fochctzu ilg fotzt.)