Nr. 40. Sonntag, 15. Feber 1981. Seite 5 später noch viele Werke den Arbeitern schenkte; Pfeil schriebEin Sohn des Volkes" u. a. Das Sozialistengesetz(18781890) unterband in Deutschland   auch jede Tätigkeit aus gesanglichem Gebiete und in Oesterreich   wurde der Arbeitergesang von den Behörden schikaniert. So durften z. B. die Wanderratten" von Scheu(Gedicht von Heine) nicht gesungen werden, weshalb bei einein Konzerte in Wien   die Sänger zwar die Notenblätter dieses Chores in der Hand hielten und lautlos die Sing- bewsgung machten, während das Orchester die Melo­die dazu fipielte. Nachdem sich Dichter, wie Ro­bert Seidel und andere, sowie Komponisten, wie Scheu, Riva, um die Sache der Arbeltersänger an­genommen hatten, in Deutschland   das Sozialisten­gesetz gefallen war und auch in Oesterreich   ein etwa» freierer Wind wehte, fing auch die Jänaerbeivequug an, sich wieder zu beleben, ftn ganz kurzer Zeit entwickelten sich die Vereine, schlossen sich zu Ver­bänden in Deutschland   und Oesterreich zusammen und entfalteten eine zientliche Tätigkeit. Dazu trug ein neuer und yelleuchtender Stern am Himmel der Arbeitergesanges vieles bei: G. Uthmann mit ^inen für die Arbeiter mit dem Herzen geschriebe­nen Liedern Ter Krieg legte zwar auch den Ar- beiiergefäng lahm und verschlang Tausende unserer 'Sangesgenossen, aber bald nach Beendigung bei grasten Mordens erstand auch die Arbeiterfänger- bewegnng wieder aus den Ruinen. Ter österreichi­sche Verband, der im'Jahre 1901 mit 4000 Mit­gliedern gegründet wurde, zerfiel zwar durch den Zusammenbruch W Staate» in zwei Verbände, den Wiener   und den D A S in der Tschechoslowakei  , ft aber jetzt allein auf 10.000 Mitglieder gestiegen. Der reichsdeutsche Bund zählte im Jahr« 1898 15.000 Mitglieder und weist jetzt über 100.000 Sän­ger. Auch unser Bund, der im Jahre 1919 mit 3000 Mitgliedern gegründet wurde, zählt jetzt deren 10.000. Aber auch sankt gibt es noch Berbände in der Schtveiz, Ungarn  , Holland, Maß, Amerika   u. a., so daß zur Gründung einer Arbeiter-Sänger-Jnter- natioirale geschritten werden konntet die mehr als eine halbe Million Mitglieder umfaßt. Aus diesen einfachen singenden Wirtshaus­agitatoren von früher, haben sich gewaltige Gebilde entwickelt, die«n bedeutender Kulturfaktor im Leben der Arbeiterschaft geworden sind, An Stell« der Wiedergabe von textlich veränderten BokkS- liedern sind eigene Arbeiter- und Tendenzjlieder ent­standen, die vorgetragen werden von leistungsfähi­gen Körperschaften. Aber nicht dabei bleiben wir Arbeitersänger stehen, wir streben nach höherem, dem höchsten, was uns die Gesangsmusik zu biete« imstande ist, nach den Meisterwerke» der Tonkunst. Neben dem wahren BollSliede und dem Ar­beiterlied wollen wir bie Kunst, insoweit sie im Gesänge zum Ausdrucke kommt, uns erobern und haben sie zum großen Teil schon erobert.' In Deutschland   und Oesterreich   werden die größte« Meisterwerke von Arbeiteisängern bereits onfge- fichrt und auch wir deutschen Arbeitersänger in der Tschechoslowakei   gehen daran, am Bundesfeste in Bodenbach   am 27., 2 8. und 29. I unt 1931 zu zeigen, daß unsere Leistungen auf der Höhe sich bewogen. In Emzelanfführungen wie rm Massengesange soll wahre Kunst in der Form vo« Volksliedern, Tendeuzgchängen und MeisterweÄen des Gesanges geboten werden. Ein einfach schönes IZesrfpiel. das die Bedeutung der Liedes szenisch und gesanglich Widerspiegeln wird, soll bat Fest ver­schönern helfe«. Doru« auf nach Bodenbach   im Hini 1931! Uhlik. ki Mm ApntMknn, Drogerien und «MM« Aktuelle StreitMüche. Bon Gotthold Ephraim Lessing  . (Zu seinem ISO. Todestag am 15. Feber.) DaS schlimmste Tier. JBie heißt das schlimmste Tier mit Namen?" So fragt' ein König einen weisen Mann. Der Weise sprach:Bon wilden heitzt's Tyrann, Und Schmeichler von den zahmen." Der Arme. Sollt' einen Armen Wohl des Todes Furcht ent­färben? Der Arme lebet nicht: so kann er auch nicht sterben. Hinz und Kunz. Hinz: Was doch die Großen alles essen! Gar Vogelnester, eins zehn Thaler wert. Kunz: Was? Nester? Hab' ich doch gehört, Daß manche Land und Leute fressen. Hinz: Kan« sein! kann sei«, GevatterSmonn! Bei Nestern fingen die denn an. Auf Stipsen.. Stips ist, trotz einem Edelmann, Ein Dummkopf und braver Degen, Borgt wie ein frecher Edelmann, Zahlt wie ein Edelmann mit Schlägen,. Verprasset sein, und anderer Vermögen Wie ein goborner Edelmann: Und doch wer kann dergleichen Torheit fasse»? Will Stips sich noch erst adeln lassen. Auf einen adeligen Dummkopf. DaS nenn' ich einen Nelmann! Sein Ur Ur Ur UrAelterahn War älter einen Tag als unser aller Ahn. An das Bild der Gerechtigkeit in hem Hause eines Wucherers, nebst der Antwort. Gerechtigkeit! wie kömmst du hier zu stehe»? Hat dich dein Hausherr schon gesehen? .Wie meinst du, Fremder, diese Frage? Er sicht und Übersicht'mich alle Tage." Aus das Jungfern st ist zu... Denkt, wie gefumd die Luft, wie rein Sie um dies Jungfernstifr muß', sei»! ' öe Seit Menschen sich besinnen,-»iWr.':;'ww Starb keine Jungfer drinnen.' DaS Lessing-Hans in Wolfenbiittel, tot dem Lessing von 1777 biS 1781 lebte und seine Hauptwerke schrieb. Dre Gntdeauns CapenaS. Eine Rutengängerin findet eine verschollene Stadt Das Mädchen vom Land« als Stütze der Wissenschaft. Rom  , Anfang Feber.(Eig. Ber.) Die etruskische Stadt Capena  , die große antike Gegnerin Roms  , ist entdeckt! Italien   hat eine neue Sensation diesmal keine unsyinpachische. Freilich ist das Ereignis nicht auf die rätselhaften Fähigkei­ten einer Hellseherin zurückzuführen, wie anfangs fatsche Berichte meldeten. In Wirklichkeit ist die Ent­deckung Capenas vielmehr einer tüchtigen Ruten­gängerin, einem einfachen Landmädchen, zu verdan­ken. Ter römische Berichterstatter desSoz. Presse­dienst" hatte Gelegenheit, einem ihrer Experimente beizuwohnen. Ein See kommt und geht... Eines Tages fuhren wir nach dem Dorf Le- prignano hinaus, das etwa 30 Kilometer von Rom  entfernt, in der Nähe des vielbesungenen Berges Soracte, liegt. Dort hatte sich vor kurzem ganz plötz­lich ein merkwürdiger See gebildet. Nur so viel wußte man, daß er nicht auf vulkanische Art entstan­den war. Plötzlich war er da, verschwand dann wieder und tauchte bald aufs neue auf. Die Vermutung er­wies sich als richtig, daß sich der See dadurch ge- ! bildet hatte, daß GaSauSströmungen de« Erdboden zum Einsturz gebracht hatten. Gasausstcömungen ließen aber hinwiederum auf das Vorhandensein von Petroleuuiquellen schließen. Signorina Matta- loni dies ist der Name der Rutengängerin glaubte also bei Anwendung ihrerRntenkunst" hier Petroleum zu finden. Sie hatte anderes entdecken sollen... DaS fiderische Pendel führt. Unterwegs erzählte uns Signorina Mattaloni von ihrer Kunst. Die wesentlichste Anregung verdanke sie dem früheren Fliegerleutnant Cat toi, einem begeisterten Patrioten, der sich mit ihr verbunden habe, um seinem Vaterlande nach seiner Meinung im italienischen Boden vorhandene Schätze an Petro­leum, Erzen und Mineralien nutzbar zu machen. Sognorin Mattaloni berichtete, daß sie eine beson­dere Eurpfindsamkeit für jene Strahlungen besitze, die nach Berechnungen deutscher   Gelehrter in be- sttmmten Brechungen von den unter der Erde ver­borgenen Metallen oder Mineralien ausgehen. Diese Strahlungen würden sich bei in der Erde gegebener Gelegenheit auf das sogenanntesiderische Pendel" übertragen, d. h. auf die Rute oder den Zweig, wie man sie gewöhnlich beim Rutengang in der Hand zu tragen pflege, damit der PerwelauSschlag sogleich sichtbar werde. Statt des gesuchten Petroleums habe sie aber vor einigen Wochen eine ganze antike   Stadt enrdeckt: das alte Capena!* Eine Marmorstraße. Die Rutengängerin hatte nämlich bei einem Gang über das hügelige Gelände festgestellt, daß sich hier und dort Ausstrahlungen von bestimmten Me­tallen ergaben, einmal von Gold, dann von Kupfer, Bronze usw. An den genau von ihr bezeichneten Stellen wurde in der angegebenen Tiefe nachgegra­ben. So entdeckte man eine Marmorstraße, eine Reihe von Etruskergräbern mit Goldgefäßen^ Bronzegeräten- und kostbaren Basen und vieles andere. Der Direktor der römischen Altertümerver­waltung war gleich nach den ersten Proben gescheit genug, sich die junge Dame auch amtlich zu sichern und in Staatsdienst zu nehmen. So wurde zunächst der ganze Plan der antiken Stadt Capena   umzirkt. Und nun beginnen in diesen Tagen die eigentlichen Ausgrabungen. Der tauzende Leib. Mittlerweile waren wir an Ort und Stelle an­gelangt. Wir sahen, wie Signorina Mattaloni vor unseren Augen ihren Rutengang begann. Plötzlich wurde sie von Zuckungen befalle«. Der gegabelte Oelbaumzwerg, den sie gerade von den silbern schim­mernden Olivenbäumen abgerissen hatte, begann einen Tanz in bestimmten Kurven. Der Leib der jungen Frau tanzte gleichsam mit. An der Stelle der stärksten Strahlungen, respektive Zuckungen, wurde ein Fähnchen eingesteckt. Sofort begann das Aus­schlagen. Indes ging die Suche weiter. Das Spiel mit dem Pendel wiederholte sich. So wurde eine ganze Reihe von Stellen abgesteckt, wo sich nach de» Angabe« der junge» Frau Etrüskergräber mit ver­grabenen Kostbarkeiten befinden mußten. Als die erste Ausgrabung beendet tvar, fand man die An­gaben der Rutengängerin bestätigt: In einem un­zweifelhafte» Etruskergrab wurden Bronzegeräte und Basen gefunden. Dann wurde auch an den anderen Stellen nachgegraben--- alles stimmte. I«» Tal der Könige! So wirb eine junge Frau, die noch außen weder außergewöhnlich Ang noch besonder- empfindsam er- scheint, sondern vielmehr den Typ einer einfache« und robusten Landjungfer darstellt, zur wichtigsten Mitarbeiterin der gelehrtesten archäologischen Wissen­schaftler. Bald soll Mgnorina Mattaloni zu den Ausgrabungen in Pompeji   herangezogen werden. Und wenn diese beendet sind, soll sie bet den AuS- arabungen im Tal der Könige in Aegypten   mit-, helfen. Schon ist der, Ruf der ägyptischen   Regierung an die junge-Italienerin ergangen. Sicher kann die Welt noch allerlei Uederraschungen durch ihre Be­gabung erwarten. KM M Wissen. Prager   Konzerts aal. Zwei neue Namen sanden in die Prager  Konzertsale   Eingang: Fidelmann und Ti­na yre. Dieser ein französischer Tenor und Kammersänger von beachtlicher GcsangÄultur un­empfehlenswertem musikalischen Geschmack, jener ei» zunger P i a n i st von bedeutender technischer Fer­tigkeit und geistiger Reife. Tinayre sang ein Mu­stergültig zusammengestelltes Programm älterer Ge­sänge, tschechischer Lieder, Lieder der romantischen Schule und moderner Autoren; Fidvlmamr hatte sei» ungewöhnlich großes Programm der Tondunst Jo­ hann Sebastian Bachs  , Scarlatfis, Mozarts, Beet Hovens, Schumanns, Ravels   und Debussys gewidmet. -- Eines der letzten Konzerte des Prager   Radio journales zur Uebertragung im internationalen Rundfunk bestritt der berühmte tschechische Män ­nerchor der Mährischen Lehrer unter Lei. tung Professor Ferdirtand Bachs   und das Tsche­chische Streichquartett.der Künstler Hoff­mann, Suk, Herold und Zelenka. Die mährischen Lehrer sangen eine Reihe tschechischer Volkslieder in ausgezeichneten Bearbeitungen von Bach und Zich, ältere Chöre von KkiKovsky, Sme­ tana  , Dvorak und Fibich sowie neuere und ganz moderne Chöre von NovÄ  , JanäSek, Suk, Foerster, BomäÄa und Axmann. Das Tschechische S.reich- quartett begeisterte vor allem durch Smetanas wun­dervolles E-Moll-StreichquartettAus meinem Leben'. Ms Propaganda-Konzert tschechischer pro» miktiver und reproduktiver Tonkunst im Rundfunk erfüllte d'eses Konzert seinen Zweck in denkbar bester Weise; denn eS repräsentierte dal tschechische Schaf­fen und Können eindringlich und überzeuget. lieber eine begrüßenswerte Neueinführung tn den Prager   Konzertsälen ist zu berichten: Das Pra­ger Deutsche BolksbildungsinstitutUra­ nia  " hatte ein Schallplatten-Konzert ver- GRAF 5 RINDSUPPE im WÜRFEL Ein würfet. spart Ihnen wirklich Geld, kostet nur tr V li Kinverfreunde Vraa. Am Mitthoch Nachmittag spricht der Kindermärchen-Onkel in der Ger  . Auch wird mit den Vorbereitungen für eine Kindertheaterausführung begönne«. Alle sollen zahlreich erscheinen. anstaltet, das sich ungewöhnlicher Teilnahme zu er­freuen hatte und den Beweis erbrachte, daß diese Art von billigsten und dabei künstlerisch wertvollste« Konzertveranstaltungen alle Aussicht hat, vom Pu­blikum gewürdigt und auSgeaützt zu werden. Dies­mal stand das Schallplattenkonzert im Zeichen der Namen Strauß, berücksichtigte also im Programm die Tonkunst von Johan« Strauß  , dem Walzer­könig, angefangen bis zu Richard Strauß  , dem gro­ßen Mufikdramatiker der Gegenwart. Eines het. teren Abends der ausgezeichneten Diseufe Deka  s. i p i n s? a j a, der beim Publikum lebhaftesten An­klang sand, konnten wir wegen anderweitiger Be­richterstattungspflichten nur teilweise teilhaftig wer­den. Was wir von der charmanten Kunst der Kon­zertgeberin hörten» bestätigte die Berechtigung ihres künstlerischen Rufes und ihre Beliebtheit beim Pu­blikum; denn die Kunst der Pointierung der 8t- pinskaja im Chanson ist ebenso wirksam wie ihr Vortrag lebendig und unmittelbar. EI. Ei«heiterer Künstler-Abend", vorgestern in der Lueerna, verdient aus zwei Gründen Erwäh­nung: zum ersten, weil man dort in Grete De­bits ch, unter der Begleitung Bela Laszkhs, eine vielversprechende junge Vertreterin der Kleinkunst kennenlernte, ein ungewöhnlich starkes Temperament, eine hohe Jntellektualität, eine vehemente dramati­sche Ausdruckskraft, eine nicht alltägliche Sprech­künstlerin; zum Kveiten deshalb, weil, das ganze übrige dreistündige(!) Programm,das sich zugunsten der Deutsche« Hauptstelle für Kinderschutz und Jugendfürsorge in Prag   abspielte, mit Kunst nicht das Geringste zu tun hatte und im allgemei­nen in jener seichten Wiener   Operettenstimmung sich erschöpfte, die nur einen, nicht näher zu umschrei. benden Reiz aurlöst. Man empfindet daS»och stärker, wenn Namen wie Rita Georg   oder Blanko Glossy dafür eintreten. Da lob' ich mir schon einen Komiker, der so einfach wie Ri­ chard Eybner  , ohne mehr als ei» guter Witz­macher sein zu wollen, urkräftige G'stanzt n singt und Anekdoten erzählt. Mer dazu marschiert die Prager Gesellschaft' aus? Aus solchem Anlaß fallen die berühmtenScherflein" ab, die mau für Kinderschutz und Jugendfürsorge übrig hat? DaS also ist der Rahmen für kulturelle Wohltätigkeit? Wir. danken! l. g. Alexander Zemlinsky   dirigiert am 25. b. dir Tschechische Philharmonie  (verstärktes Orchester). Mahler  : V Symphonie, Cis-Moll, und Haydn  : D- Dur. Konzert der Dresdner Philharmonie   am 3. 148 Uhr, Lueerna. Dem Verein für deutsche Ferien­kolonien ist es zu danken, daß man am L. März Gelegenheit haben wird, das berichnckr Dresdner  Staatsopernorchoster unter Leitung seines Dirigen­ten Fritz Busch   und unter Mitwirkung von Fra« . Nessy-Bacher(Prag  ) Beethoven  , Strauß, Händel und Gäl interpretieren zu hören. 1011 I« Vorbereitung: Montag, den 2. März Kon­zert des Teulschen Mannergesangverein«»:Missa solemnis  " von L. v. Beethoven  . Dirigent: Dr. Gerhardt v. Keußler. Dienstag, den 17. dS.:R>goletto", Oper vo» Verdi. Herzog Thomas 0 al äfft vom Stadt­theater in Augsburg   a. G. a. A. Dirigent: Rudellf. Anfang 7 Uhr(1062). Sie ArbeiterlSnserbkwrgmlg «ch ihre Eutwilkluag. Au.4 dem Rhythmus der Arbeit find Gesang und Musik entstanden. Die Arbeit ist die Mutter aller Künste. I« den großen Industriestädten hört man auch das Lied der Industrie und der Arbeit als Natur­gesang. Es erfüllt die Luft mit Stampfen und Brausen, Dröhnen, Aechzen, Zischen «ch Rasseln. Wie aus einem Hexenkessel steigt vs empor. Seine Noten find Men- scherteiber. Sein Text ist geschrieben mit Bdtt undSchwcjß ungezählter Namenloser." (Heinrich Bartel, Milwaukee.) As die sozialistische Bewegung einsetzte, fand ste weder Dichter»och Komponisten, die ihre Idee in Beuse kleidete und vertonte, und doch bestand, wie bei jeder revolutionären Bewegung, das Ver­lang«««ach Liedern mit sozialistischem oder revolu­tionärem Inhalte. Da griffen die Agitatoren zu Auskrmftsmittelu; sie unterlegten bekannten Melo­dien Worte in unserem Sinne. Künstlerisch waren di« Berts« ja nicht immer einwandfrei, aber unter den Proletarier« haben sie große Wirkung gehabt. 8- B.Der Staat ist in Gefahr"(Melodie:Was kommt dort von der Höh?")^Wer schafft das Gold zutage"(Ar Mantua in Banden);Weißt du.wie­viel Sternlein stehen, manchem Lumpen an der Brust"; ,Zsrei«s Quartier"(Wacht am Rhein:Ein Ruf von Land zu Lände hallt, das hört der deutsche Staattanwalt"; mit dem Kehrreim:Es knarrt ver- Mügt die Keckertür: Entweder schweigen oder freies Quartier!"). Diese und Viele ander« Lieder sang bei uns oft und oft derSchillerseff" mir seiner gewaltigen Stimme, besonders zu Zeiten, wenn Versammlungen und Reden verboten waren, wo das Lied die einzige Möglichkeit war, in Form einer Unterhaltung eine Bevsammlung zu impro­visieren und sozialistische Ideen zu verbreiten. Ein solches Lied wirkte mitunter nachhaltiger, als die beste Rede oder ein flammender Zeitungsartikel. Bor und während dieser Zeit aber waren schon Dichter aufgetauchl, die revolutionäre Verse dem Volke übermittelten, wie Herwegh  , Frerligraih, doch diese sanden keine Vertoner. Dirsingenden" Agitatoren welche sonach auch die ersten Arbeitevsänger waren gründeten aus diesen Unterhaltungsabenden, verbunden mit Borträgen ujw. die Arbeiterbildungsvereine und aus diesen wieder heraus entstanden die Sängerabteilun­gen oder Sektionen, die Borläufer der Arbeiter- Gesangvereine. Die erste nachwei-dare Gründung dieser Art, war jene des Arbeiterbildungsvereines in Leipzig   durch August Bebel   im Ächre 1865, in welcher Gesangsabteilung Bebel   ersten Baß sang und welche sogar vom Rate der Stadt Leipzig   sub­ventioniert wurt*. Welch großer Freund der Sän­gerschaft Bebel   war, ersieht man daraus, daß er schon im Jahre 1863 Hans von Bülow   veranlaßte, das Herwegh  'sche Gedicht:Bet' und arbeit'! ruft die Welt!" zu vertonen. Ties ist wohl das erst^e ausgesprochene Arbeiterlied. In einem kleinen Ab-; jtande sehen wir aber doch schon Komponisten her­vortreten, di« sich an Liedertexte für Arbeiter heran- machen. So Josef   Scheu, der im Jahre 1868 DaS Lied der Arbeit' schrieb, jener Lied, da» KautSky   die vertonte Kulturgeschichte nannte, und