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Sonntag, 8. April 1981.
Ar. 82.
wakifche Wirtschaft wichtige Frage zu sprechen, i und schreibt: Wenn wir di« politischen und wirtschafrlichen! Ursachen unseres unerfreulichen Zustandes lre- werren, erkennen wir, daß es sich geradezu um den Bankrott der Politik des tschechoslowakischen Kapi­talismus handelt. Unsere Industriellen- und Bankkapilsn« haben es zwar verstanden, von den notwendigen Opfern der Arbeiterschaft und von der Unterordnung unter di« höheren Interessen des Ganzen zu reden, st« hatten den Mund voll vyn wirtschaftlichem Tenken, aber da, wo man tatsächlich in Fragen der Wirtschaftliche» Zukunft des Landes handel» sollte, zeigten sie sich völlig »»fähig. Di« Diskussion über di« österreichisch­deutsche Zollunion zeigt sehr anschaulich di« Rat- und Planlosigkeit, den Mang«! an U«b«rblick, an
Initiativ« und an Entschlossenheit unserer Pro- duzentenkreise. Heute beginnt man von einem Mrtschaftsplan zu reden, von Ä«g«nmaßnahrn«n, aber niemand weiß, was nun, weil klar« Diag­nose und Mut fehlen, Bon Interesse ist, haß bi es« mit iw gang­baren Auffassungen im tschechischen Lager noch übereinstimmende Meinung nicht vereinzelt a»f- trrtt. An ähnlicher Weise nimmt die Brünner sozialdemokratischeRovnost" und die von tsche­chischen Legionären herausgegeben« Zeitschrift Üin" Stellung'. Es ist schon zu begrüß«!«, daß die österrei- chische-deutsche   Zollunion in den Kreisen einzel­ner tschechischer Publizisten Gelegenheit gibt hie Richtigkeit der bisherigen tschechoslowakischen Außenpolitik zu überprüfen.
Leerlaus im deutscheu Fasclsmus?) Bon E. R. Schwa,).*
Sieben Wochen sind ine Land gegangen, seit hi«national« Opposition" dem übrigen Reichs­tage den unbezahlbaren Gefallen erwies, die Stätte ihrer glorreich«,, Tätigkeit außerhalb des Wallurbaues aufzuschlagen. Nach hemBüls kischen Beobachter" zu schließen, müßte Deutsche  land bereits Drittes Reich geworden fein. Per Auszug sollte der Umbruch sein, der Markstein der Geschichte des national«» Deutschland  , er ist bis heut« zu nichts anderem geworden, als was er von Anfang an für sehen Vernünftigen war; ein Tummenjungenstreich, dessen Efsektlosigkeit nur schwer durch gesteigert« Hysterie der Nazi» presse und der Hugenbergschreihknechte verdeckt wird. Alle Fanfaronaden, alle Hitlertage und Auf« und Abmärsche her Braunhemden können über «ine gewisse Beklommenheit nicht Hinwegtäuschen, D«r iflnkundigung mußt« die Tat folgen und di« blieb aus, mußt« ausüleiben, da sechs Millionen und etliche wildgeworden« Spieß«, noch lange nicht die Macht sind, mit der man sich an di« Kraft her Arbeiterklasse heranwaaen kann, Hitlers Legalitätsschwüre, die ihm ja außer dem Reichs­gericht kaum jemand glaubt, sind der beste Aus­druck der Unsicherheit, die Deutschlands   Musso­ lini   letzten Entscheidungen gegenüber an den Tag legt. Di« Tage der Münchner   Operettenrevolu­tion von 1988 dürften in Adolf- des Großen Herzen noch einige bänglich« Spuren hinterlass«« haben. Kann man sich denn eine richtungSlostr« Politik vorstellen als Aufstellung von offensiv gedachten Kampftruppen, dann Wied«, Versiche­rung, di« Macht durch dir demokratische Mehr­heit zu erobern, dann Wiede, Auszug aus dem Parlament«, Vorlegung des Kampfplatzes außer­halb des Reichstage-, Drohung mit dem Rumpf­parlament, dann nicht-, und deutlich merkbar, haß man nv^rtnmr guten Grund suchst^ in d«n VoungreichtStag" zurückzukehren, wofür man sich in der Erklärung, di« den Auszug begründet«, ei« Hintertürchen offenhtelt, Serenissimus Adolf soll ja auch gar nicht r«cht dafür gstmsen sein, au» dem Reichstag  « auszuziehen, der kleine Göb­ bels   hat ihn vor di« vouenmte Tatsache-gestellt, al» jene, gerade damit beschäftigt war, di« Hakrnkreuzmuster auszusuchen, mit hemm man nun imBraunen Haufe" in München   Tisch! und Wände beschmiert, Hitler   hat nachträglich hie Ide«, den Reichstag zu verlass««, al» die sein« erklärt, natürlich, den« in der NSDAP  , muß jede Weisheit dem Kopse de» Führer» entspre­chen. Es ist ganz so, wie es Weigand von Mil» wnberg, der zu, Straßergruppe gebärende oppo­sitionelle Nazi in seinem BucheAdolf Hitler Wilhsim in." schildert; Serenissimus Adolf tut stet- da», tvas ander« wollen,«in geführterFüh­rer", aber darum Führer, denn der Mann ist wahrhaftig aus de» deutschen Spieß«,». Wunder­horn entsproffen, Dft Hirlerbewegung zeigt gegenwärtig unbe­streitbar einen Leerlauf, di« wortbrrauschte Hysterie deklassierter Mittelschichten hat sich lot­gelaufen, eine Bewegung, di« nur motorisch denkbar, ist auf einem toten Punkte angelanat. Dir Maffen, die ihr am 14. September zu 197 Mandate»! verhalfen haben, kennen nicht hi« Ge­duld, die Beharrlichkeit, die Tugenden des Prole- *) T«r Artikel ist durch di« neuesten Ereignisse im Hitftrlager ein wenig überholt, er Hai aber in -er Hauptsache sein« Richtigkeit behalten. Die Redaktion.
lariates, das sind Leute, die sofort Erfüllung sehen wollen, daher der Zickzoctkurs, daher das Erfinde» stets neuer Attraktionen und Sensa­tionen, um immer wieder di« Fieberhitze zu erzeugen, ohne die d«r deutsche FasciSmuS nicht l«Mn kann. Dabei an der Spitz« ein Mann, der durch den Mandalszuwachs, durch di« Aussicht, höchst l«gal in einem Ministersessel zu landen, gesättigt ist, Ein Mann, der weder»Mussolini   ist noch sein kann, der nach Intellekt und Charakter noch wenig«« ist als dieser, der auch nicht j«m historische Situation vorfind«r wi« dieser, nicht ein anarchosyndikalistisch verseuchtes Proletariat, sondern einen eisernen Schutzwall der Demo­kratie, a» der gemessen sein« Kraft zu gering ist. Er mag«s wohl bei aller großen Geste fühlen, daß die wahnsinnig« Not unserer Tage allein ihm zu w viel Mandat?» v«rh«lf«n könnt«, daß es gilt, jetzt aus«in«m Gipfelpunkte der Bewe­gung sich in der Regierung fkstzusehon, nicht ander» al» di« Vorläufer seiner Partei, die Doutfchnational«» 1984, im Jahre der Stahjli- sftrungskvis«. Ahn nicht zur Macht gelasf«» zu haben, ist da» historische Verdienst der Sozialdemokratie. Nicht wenige gab«s, di« nach den» 14, Septem­bor glaubt«», all« Hitler  « heilen zu können, wen» inan die NSDAP  , einfach einmal probe- wris« an di« Macht läßt. Da hält« sie zeigen müflen, daß sie ebenso nicht anfrüsftn kann wie di« aniwren, ebenso Munglgstm zahlen, daß sie aber wirtschaftlich das Chaos nur vergrößern könnt«, Ein« Pferdekur, jawohl, meinten viel«, aber eine gründliche. Nun zeigt es sich, wie richtig «S war, aller Eintassvopmarftät zu Trotz« die nationale Opposition" von den Mittkiparteftn zu isolier««, mit Zähnen und'Nägeln   am Macht­apparat« der Deutsch  «» Republik ftstzuhalt««. Mwih hätte sich Hitier Potttisch abgenützt,' ob (I aber noch einmal demokratische Wahlen gege­ben hätte, in d«n«n man ihn erledigen konnte, »ar mehr als fraglich. Einmal in der Reichs­regierung oder gar in der Preußenregierung. dann hätte er und die s«in«n die Hand an der Reichswehr   und an der Staatspolizei gehabt. Fricks und Franzens Beispiel in Thüringen   und Braunschweig   zeigt«, wi« dann gewirtschaftet worden wär». Dan« hätte er seine SA, mit «Inem Mal« durch Anschluß an die legal«« Machtmittel auf em vielfaches steigern können und dann war Im entscheidend«» Augenblick« auch der Erfolg eines Generalstreikes wie zu Kapps Zeiten rocht zweifelhaft. Die Gefahr, die für die deutsch  « Deniokratf« noch immer von S«It«n der äußersten Rechten droht, darf g«wiß nicht unterschöbt werden. Zur Siedehitze«steigert« Bedenkenlosigkeit in den militant«« Massen d«r Hitl-rbewegung kann im Verein mit bewußter Hinarbeft der Kommunisten auf den große» Klamauk noch iminer allerhand anstelle». So lang« aber die deutsche Sozialdemo- krlie di« Hand nicht selbst vom Hebel der Macht nimmt, allen Verleumdungen zu Trotze, so lange bleibt di« deutsche Republik demokratisch und antifaseistisch. Die deutsche Sozialdemokratie ver­schmäht bewußt Augenolickslorbeeren, Wähler­stimmen der Äufaeputschte». Di« weih, daß sie damit eine historisch« Mission erfüllt, dl« Demo­kratie, den Atemraum der Ardeiterllasi« gegen der«» Todfeinde verteidigt zu haben. j«n«n Le­bensraum, in dem die Werktätigen allein an den Bau des Sozialismus schreiten können. Das wird ihr dereinst Dank und Gefolgschaft de- ge­samt«» Proletariates sichern.
Warnung vor UeberMtzung der Srievensvertrage. Sine intereftnute tschechifch-soziakdemokratifche Stimm«, In derNovü Svoboda", einem von dem tschechischen sozialdeuwbratijchen Abgeordnete» Leo Winter herausgegebenen und vom Sekre­tär- derD-llnickL atadenlie" B. P a»s»k redi­gierten Zeitschrift finden wir tineu Artikel über die wirtschaftS- und außenpolitischen Probleme, welche durch die deiujcy-österreiawcye Zolluui- onsplän« aufgeworfen werden. Ter Verfasser verbirgtsich unter dem PseudonymSigma". Er schreibt u. a.: Der Berlrag zwischen Deutschland   und Oester­ reich   bedeutet nicht-cn Anschluß, da die politische Selbständigkeit beider Staatsganzen verbürgt ist. Auch wenn wir uns, nach dem Muster unserer Rechtskreis«, aus dem Standpunkt stellen, daß die­ser Vertrag, wen» er nicht der Anschluß ist, so doch zum Anschluß führt, würden wir vor der Ueberschätzung der Friedensverträg« warnen. Kein. Vertrag auf der Welt kann den natürlichen Gang der Dinge aufhalten. Ter klug« Staatsmann bereitet sich auf dies« vielleicht traurige Möglich­keit vor; der unkluge Staatsmann wird sich auf einen Vertrag stützen, selbst wenn er zu seinem Schrecken seststellt, daß er sich nur aus Papier stützt. Und wenn wir auch zugeben würden, daß «S über Einschreiten der Signatarmächte wegen politischer Schwierigkeit nicht zum Vertrage kam«, bleibt der Vertrag«in ernstes Memento für unser« Handelspolitik und für unser« auswärtig« Politik, welche bisher ausschließlich nach Westen orientiert waren und dabei unser« wirtschaftlichen Inter« essen übersahen, di« hauptsächlich in Mitteleuropa  liegen. Man hat jede» Kilogramm festg  «st«llr, wel­ch«« wir nach dem Westen ausgeführt haben und dabei haben wir auf tausende von Tonnen ver­gessen, di« nach Mitteleuropa   gegangen sind. Richt einmal mit unseren politischen Verbündeten konn­ten wir uns solch« Handelsverträge sichern, welch« unser« Ausfuhr stützen und unserer Industrie EntwicklungSmöglichkeiten sichern würden. Wir «rinnern uns bei dftftr Gelegenheit an die Wort« des' verstorbenen Vlastimir Tusar, der schon damals aufmerksam gemacht hat, daß sich die tschechoslowakisch« Republik   mitteleuropäisch orien­tier«« müsse, weil sie einfach anderswohin nicht übersiedeln könne. Wir. glaub««, daß di« einzig möglich« Antwort der Tschechochsiowakei auf den österreichisch-deutschen Vertrag grundsätzlich«in« positiv« sein müss«, Denn wir schon durch so vi«l« Jahre di« aus­schließlich westeuropäisch« Orientierung verloren haben, wenn schon unsere Industrie infolge der kurzsichtige« Politik unftrer Banken und d«r stelbstmärderischen Politik unserer Agrarier, welch« sich mit der ganzen Welt zerkrieg«» möchten, nur wenn fi« ihr« Zölle habe«(aus dreier Veeanrwav» tung wird die Agrarpartei auch Hodta mit seiner staatsmännischen Kundgebung für Rittefturopa nicht befreien), soviel verloren hat,«rflftßt für un« aus dieser fatalen Lag«, an der wir bis zu «tuem gewissen Grad« selbst schuldig sind, dft«in« Erkenntnis und der«in« Ausgangsvunktr sich wchtP'kig alle Borteift sichern, welch« uns im gegenwärtigen Augenblick- überhaupt angeboten «erden. Sonst werden wir uns in völliger Iso­lierung befind««, in«in«r Zang«, au» der wir nicht einmal mit Hilf« Frankreich  « herauSkommen werden. Und noch an eines möchten wir g«rn«rin- mrn: nun kommt die Zeit, da der Sozialismus d«n Mut«stier eigenen wirtschaftlich«» Konzeption zeig«» muß, ohne Rücksicht, ob«S jemandem ge­fällt oder nicht. In«iner Serie von Artikeln haben wir bereits gezeigt, daß' an der wirtschaft- tichen Lag« der- Republik di« Arbeilerschost und mit ihr di« sozialistischen Partei«« interessiert sind. Entweder wird unser« industriell« Entwick-i lung aufwärts g«h«n oder wird der Sozialismus in diesem Land« einen Rückgang erfahren und nichts wird ihn vor dem harten Srmuzal eines Landes bewahren, dos verarmt und kein« Arbei- ftrschaft nicht beschäftig«« kann. H«uft ist uns««« Industrie in viel ärger«« Maß«, als wir e« selbst ahn«n, vor dir Schicksalsfrage drs Seins ob«« Nichtseins gestillt. In di«s«r Zeit müssen dft So­zialist«» d«n Mut firKen, die Frag« richtig und im Jnterrsft der gesamten Arbeiterbewegung dieses Landes zu läsen. In einem zweiten Artikel, den er in einer andern Jftrmmer veröffentlicht, kommt derselbe Verfasser noch einmal auf die für di« tschechvslo»
Kleine««schichten. Bon Hans Honheifer. Der Nmwrg. Alle Tage geh« ich den gleich«» Weg zur Arbeit und alle Tage treffe Ich eine Menge ArbeitSfraucn, die zu ihrer Arbeitsstätte gelan­gen wollen. Aber ich sehe, daß der Weg, den sie aehen, nicht ohne Umweg zu ihrer Fabrik führt. Und da ich einmal neugierig HI», so platz« ich den Frauen gegenüber mit der Frage heraus: »Ahr   verirri euch heute wohl? Euere Fabrik ist doch dort unten." Ta geht ein feines Lächeln über das zerarbei, tote Gesicht einer alten Mutter. »Ja, wisien Sie, wir machen gerne den klei­nen Unnveq. Sehen Tie denn nicht, wie die Sonn« lacht und wie schön der Tag ist'? W r haben dann»och viele Stunden in der muffigen Fabrik zu sitzen!" Und ein« Kameradin fügt hinzu: Ja, wir müfs«n in di« Fabrik, müssen'» den Schatten, um es unserem Herrn Chef jv er» Wglichsn, mit feinem Auto geradewegs m dl« Sonne zu fahren." Rasch sind die Arbeiterinnen vorüber und
Witz ich so über di« Nein« Episode nachsinne, da Nwtß ich, dieser Weg, wenn«r mit diesen Ge­danken verkürzt wird, ist gar kein Umweg. Nur so fort, Er führt geradezu in di« Sonne, Sport, Ein.kftiner Dattlerlebrling steht vor dem Arzt. Dir Augen hat er ein wenig ängstlich und erwartungsvoll auf den bärtigen Mann vor sich gerichtet, Während sich bi« schmächtige Brust hastig hebt und senkt. Man braucht kein« großen medizinischen Kenntnisse, wenn man den avae- zahrten Körper vor sich steht und da» hohl« Husten de» Jung«« hört.. Dir fehlt mehr Bewegung in frischer Luft. Vergkrareln im Sommer und Radfahren; Sport brauchst du." Tabei beißt er sich auf die Lippen, denn fast hätte«r hinzugefügt: Und viel Milch und Putter und Eier. Aber er hat sich bescheiden gelernt in den langen Jahren der Praxis unt«r den armen Leuten, Was eben nicht sein kann Mo setzt kommt die schöne Zeit; die mußt du auknützen." Das ist sein« letzt« Ermahnung. Dabei IM, bet sich der Junge eilig an. Mr den Hnsten schreib' ich dir was auf."
Der Lchrling nimmt da»Rezept, dankt wortlos und geht. Am Abend trifft der Äottor den Jungen wieder. Der ist in Gesellschaft eines zweiten vor einen Pflug gespannt, während ein älterer Mann in grün«r Schürz« die Hölzer hinten niederdrückt. Bis nahe an dft Straße haben sie di« Furche ge­zogen ,auf welcher der Arzt auf seinem Rad« vor­beihastet. Der Jung« hebt gerade seinen Kopf, bleibt stehen und verschnauft«inen Moment, so lang«, daß der Doktor doch feinen Patienten von früh erkennen kann. Er hat nicht Zeit, ihn anzu­sprechen hat noch drei Besuch« zu machen. Aber im Weiterfahren murmelt er in seinen Bart:Sport." Worum er ihn beneidet. Weißt du, Mutti. WM hat's doch schön. To weite Hosen hat er und Beim so hübsch kurz ab» gerissen. Und dann darf er immer mit bloßen Füßen laufen und mit nacktem Oberkörper. Ja, sa, nicht einmal ein Hemd braucht«r anzuziehen. Wie das schön sein muß in der Hitze!" Mit diesem Ausruf kam einmal mein Jung« heim und schmiegt« sich fast weinend in di« Fal­ben meines Kleides.
Genosse Dediune 30 Jöürc. Am kommenden Dienstag wird Genoss« Bechyntz, der gegenwärtige Ernährungsminister und Stellvertreter des Äkinisterprästdenten, ül) Jahre alt. Der Mhoer der tschechischen Sozial­demokratie, der Sohn eines Äsenbahnbeamten aus Nymbnrg, hat als Schlosser und Fabriks­arbeiter vor 32 Fahren in Wien   von der Picke auf begonnen; im Jahre 1901 übersiedelt« er nach Prag  , wo er in der Böhmisch  -mährischen Maschinenfabrik arbeitete, Zwei Jahre später finden wir ihn bereits in seinem Lebensberuf, dem er von da an treu blieb, als Redakteur eines mährischen Lokalblattes der tschechischen Ratio- nMozialisten. Bei dieser Partei hat nön'lich Pechynä seine politisch« Laufbahn begonnen. Doch schon IM trat er der tschechische» Sozialdemokratie bei, dft ihn lurmw im Jahre, 1811 für den Olmützer Wahlkreis in b«n Reich»«' rat entfandte. Im Weltkrieg war Genosse Bochyn« sechs Wochen wegen Hochverrates in Untersuchungshaft, worauf«r an dft Ostfront einrückend gemacht" wurde. Rach dem Umsturz, brr ihn in Wftn lvaf, wurde Pechynä Miiglied des NationalauSschusfts und der Revolutionären"Nationalversammlung; im Jahn ISIS kam er al» Redakteur desPravo Lidn" von Proßnitz nach Prag  . Als Vorsitzender de» Abgeordnelenklubs der rschechifchen Sozial­demokratie, später al»Petka"»Mitglied und ad ISSö als Unterrichtsminister in d«r erst«» Re­gierung tzpehla stand Bechvnö von da an immer im Brennpunkt de» politischm Leben*. Stach kur­zer durch Krankheit perursachter Unterbrechung ist er Ersenkahnnrinister im zwoiftn Kabinen Zvehla; al» Stellvertreter des Ministerpräsiden­ten überreicht er im März 1990 di« Dermflion der allnationalen Regirrung, die über die agra­rischen Zollsorderungen auoeinanderging. In der Fcklg««it ist Bechynä einer der schärf­sten Widersacher des vüvaerblocks, andererseits einer der»ber«ngi,st«n Anhänger einer engen Zusammenarbeit her tschechischen und der deut­ schen   Sozialdemokratie, bi« an der jahrelangen EntfvenMng beide wahrlich genug gelitten haben. Daß dies« EntframtNlUg iveicht, Zusam- mengehäriges sich wieder findet und eine neue Aera des Kampfes Schulter an Schulter gegen di«Herrenkoalition" anbricht, daran hat Bechyu« den Löwenantsil, Auf dem Smichover Kongreß, wo er eine» der Haupt res«rate erstattet, danken ihm froh und bewogt auch die Vertreter der deutschen Arbeiterschaft» deren Herzen er im 3lu gewonnen hat, Dft fast zwanMäufige Entwicklung, die die soziawemÄratrsche Politik in diesem Staat« seit­her genommen hat, di« Uebernahm« dir Miwrr- antwortuna«ach den siegreichen Wahlen des' Jahre- 1KS hat Bechynö wohl am klarsten und frühesten von allen vorausHeseh«», instinktiv vorauSgafühlt, In den langwteriacn verhäng lungen anläßlich der ReaftrunaSbtwuna ist er so reckt in seinem Mmem. Er Hhrt nut Hanrpl die Berhanvdrngen so lange, zäh»nd unerdsti- lich, hi» Udrßal der Parfti»vidrrwillig dft ent- sprech«ntz« Position in der Regierung einrämnt; al» die Mitarbeit der deutschen Sozialdetnokrat'e an der Porftseutllsfrag« M scheitern droht,«nütz Bechvnö den Ausweg; Er tritt da» Fürsorge- mimsteriirn! der deutsch  «» Sozialdemokratie ab, wird Ernährungtzminister und Stellvertreter des Ministerpräsidenten. Hier hat er hi» heute Gelegenheit inehr als genug, sein starkes Unterhändlerlalent zur Gel­tung W bringen. M r heiterer Mieu« und Humor- vollem Witz, der von Btund zu Mund kolportiert, wird, j«bo« mit der ganze« ZähIBeit und Festig­keit otn«s Mensch««, der weiß, n>a««r will, kar aber auch mit sich«,«'n Gefühl««faßt, wie!v«'t sein GegensptA«« beftcufalla gch»n kann, weiß«r die Gr«nz« des unmrnwitzkichen Kompromisses haarscharf stets dovchin vor zuverlogen, wo für dm andern di« gefÄhrlich« Zone de*Unannehm­bar" oben ailhobi. Wer ihn persönlich kennt,;nuß ihm aut sein. Die deutsche Arbefteefchaft, die heute den jugenbltch-frischkn Jubilar«WSwünscht, weiß, daß sie in Bechynö einen warm«! Freund hat, dem sie für vieles Dank schuldet: mit der Gratu­lation verbindet sie den zuversichtlichen Wunsch, daß sie dem Genoflen BechynS auch in der Zukunft noch viel, recht Vie! zn verdanken haben wird!
Und dann denk dir nur: Er braucht auch aar nicht achtzuaeben auf kein Gewand. Wenn«r sich ein Loch in den Aermsl gerissen hat- weißt du, was der dann sagt? Macht nix! Tut nix! Und dft Schmutzflecken sieht mau aar nicht in seiner Host. Ach, wenn ich'* doch auch so schön hält'!" Den Schmerz, den er sich da zuletzt von s«i» «er Seele redet«, glaubt« ick ihm aus- Wort. Ja, so ist bi« Jugend einnwl. Ab«, ich beschloß doch bei mir, d«n besagt«« Willi rinmal näh«r am msehen. Das Herz drehte sich mir im Leibe um: Die Haft war fwÄich schön weit und luftig! denn ft« war«in Erbstück von feinest großen Brnter. da* Willi nun austragen mußte. Sie war einmal lang gewesen. Dft Hosenbein« war« unten abge­rissen und dft Mutter batte noch kein« Zeit ar« funben, st« einzusäutnen. Und mit dem Oberkör­per durste er nackt gehe«, kein Hemd Plagte ihn bei der Hitze. Man sagte mir'* dann später auf»«im neu­gierig« Fra  «; Weil ihm da» alt« in Fetzen vom Leib« ge­fallen und ihm bi« Mutt« einfach kein neues kaufen konnte. Das erzählte ich«nimm Jungen, der darob doch nicht aufhörte, den Glücklichen zu beneiden-