XL 88 Mittwoch, 8. HWif 1981. Seite 8 sehr Si der Jahren chree Bestandes zu anz I immer stärker werdenden Kret m AIUA FRANZBRANNTWEIN l/IMliM soll In ledern Hause selnl „statt den geraden Ausweg genossenschaftlicher und gemeinwirtschaftlicher Organisation der ' Wirtschaft zu ergreifen, rennt man lieber nen w.._.... Hauptsache die Debitoren der Bank, nur ganz Masarhrbahirhof), Angabe 30 X. Krau und Lohn umgedrocht. Görnitz im Vogtland erschoß der Für de« Londerausflugszug Prag—Leipzig(18. bis IS. April) find bereits alle Fahrkarten vergriffen. Ter Zug wir- deshalb am 28. April nsusr- dinüL nach Leipzig abgesertigt. Kartenpreis 178 L inklusive Fahrt, Verpflegung, Gesellschaftspaß Und Führung. Anmeldungen: Schalter Nr. 18(Prag - JN die Tat ^weitert Genossenschaften, Gemeinden, soaiale Jnstitutio- — und gemeinnützige Gesellschaften sind in d Auf dies«? Umstand mehr als bisher zu achten und— was durchaus nicht zu verachten sein dürfte— Rücksicht zu nehmen, bedeutet keineswegs Lerweich- auch durch Verringerung der Heizungskosten, da bei lichung oder Ueberängstlichkeri, sondern mach, sich altgemessener Luftfeuchtigkeit nur geriitgere Luftsehr bald bezahlt durch erhöhtes Wohlbehagen und wärme vom Körper gefordert und ertragen wird. In dem Torft .... öS Jechre alte Gutsbesitzer Pöhlandt seine 50jährige Ehefrau und wars di« Leiche in den in die Scheune eingebauten Schweinestall, den er darauf verbarrikadierte. Ton- «ersbag nachmittags brachte Pöhlandt seinen SSjAH» rigen.Sohn auf die gleiche Weise um und schleppte den Toten in die Scheune. Dann erhängte sich Pöhlandt zwischen beiden Leichen. Der ermordete Sohn stammt auS der ersten Ehe Pöhlandt». hinterlassenen Briesen schilderte Pöhlarüt und erklärte, er habe die Ehe mit der Frau nicht mehr ertragen können. der Zi der Ide« unsere Genossenschaften und letzten Endes auch die Arbeiterbank aufgebaut sind, deutet er den Weg an, den die Wirtschaft gehen müßte, um aus dem Chaos herauszukommen, um der Krise zu entrinnen. Organisierte Selbsthilfe und planmäßige Staatshilfe wären die einzigen Mittel hiefür. Mer Slubenluft. Bon H. Klepp(Berlin ). Es gibt ein durchaus untrügliches Mittel, um festzustellen, ob die Luft in einem geschlossenen Auf» enthaltSranm für Menschen hygienisch einwandfrei ist oder nicht. Wenn sich nämlich ein gesunder Mensch in einem geschlossenen Räume wohl und behaglich fühlt, dann ist auch in bezug auf Lufchygiene alles in Ordnung. Jwe Abweichung vom bekömmlichen Regelzustand zeigt der menschliche Körper so- fort durch Unbehagen an. Natürlich macht man dann allerlei Versuche, jenen Zustand im Raum henzustellen, bei dem das Unbchagen verschwindet. Nur find diese Versuche vielfach planlos und darum auch meistens erfolglos. Solch Plan- und erfolgloses Herumverfuchen kann man sich aber meistens ersparen, wenn man sich darüber klar ist, was eigent-! lich am Wohlbehagen fehlt. Drei Umstände sind es im wesentlichen, die die gesundheitliche Zuträglichkeit oder Unzuträglichteit der Luft bedingen, nämlich der Wärmegrad, der Feuchtigöeits- und Staubgehalt. Nun find aber diese drei Hauptumstände durchaus nicht völlig unabhängig voneinander. Zeigt z. B. das Thermo- Meter eine durchschnittliche Zimmerluftwärme von 16 bis 18 Grad Celsius an, so sagt trotzdem jeder, der den Raum betritt, sofort:„Hier istr aber kühl!' Der Grund für diese unbehagliche Empfindung liegt in der zu geringen Luftfeuchtigkeit. Zerstäuben von Wasser durch einen der bÄannten Parfümzerstäuber oder noch besser Sieden von Wasser in einem offenen Teekessel schafft hier bald Abhilfe. Umgekehrt, klagt man bei durchaus nicht übermäßig hoher Zimmer- lnstwärme über Dackofenhitze,„Treibhausluft" oder dergleichen, dann ist sicher die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Zuführung kälterer Luft durch Fenster- oder Türöffnen setzt bald den Feuchtigkeitsgehalt der Lust herab. Man sieht, Luftfeuchtigkeit und Lustwärme» grad sind in einem gegenseitigen AbhängigkeitS- Perhältnis, bei dem ein Bestwert nicht verlassen werden darf, ohne daß körperliches Unbehagen austritt. Aber auch der Staubgchalt der Luft wird bis zu einem gewisien Grade von der Luftseuchtigkerr beeinflußt. Der in der Saft herumwirbelnde, feine Staub hat naturgemäß den gleichen Feuchtigkeils- gehalt, wie die ihn umgebende Lust. Bon diesem Feuchtigkeitsgehalt hängt nun auch sehr stark die Schwere der einzelnen Staubteilchen ab. Feuchter Staub setzt sich daher schneller ab als trockener. Größere Luftfeuchtigkeit bedingt also auch geringeren Staubgehalt. Man ficht daraus, daß der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in geschlossenen Räumen durchaus ein Umstand ist, dem in hygienischer Ve- zichung recht erhebliche Wichtigkeit beizumeffen ist. ^ol!St0irtf«aft und Gosialpofttit. Die Arbeiterbank A.-G in Men. Vettachtunge« zu ihrem 8. Geschäftsbericht. die Bereinigten Leder- und Schuhfabriken, die„I n v a", Buch-, Kunst- oruckerei und Litographie Ges. m. b. H., die Russisch-österreichische Han- d e l s- A.- G.„Rata o", die„Russe ;", Russisch-österreichische Ex- und Im st or t gesell sch aft m. b. H.(10 Prozent), die„Kiba", Kinobetriebsan st alt Ges. m. b. H., die Spar- und Kreditkassa Linz(7 Pro^nt), dis Alpe»ländische Bolkskreditbank in Graz(8 Prozent), die Salzburger Volkskreditbank in Salzburgs ? Prozent), die T i r o l e r I p a r- u n d K r e d i t k a s s a i n I n n S b r u ck(7 Prozent und die Kärntner BolkSbank in Klagenfurt (5 Prozent). Seit Jahren ist die Wiener Arbeiterbank am Rußlandgeschäft interessiert und durch ihre Vermittlung ist es gelungen, daß die österreichische Industrie durch die „Ratao" und die„Rufsex" größere Aufträge übertragen erhielt. Neben ibr förderte die Gemeinde Wien selbst durch eine Gemeindegarantie das Rußlandgeschäft, welche Aktion allerdings nunmehr beendet ist und durch eine Bundesgarantie ersetzt wurde, die nur einen schwachen Ersatz bildet. SchliMich soll noch erwähnt werden,- daß auch die Wechselstuben der Wiener Arbeiterbank sowie die Filiale in Wiener-Neustadt einen guten Geschäftsgang im vergangenen Geschäftsjahr aufwiesen. Alles in allem muß gesagt werden, daß die Arbeiterbank A.-G. in Wien in den acht _ i einem mächtigen, Kreditinstitut der öster- geringe Geldmittel werde« an Private verborgt. Die Bilanz weist für das Jahr 1880 einen Reingewinn von 725.437.15 Schilling(das find über 3.5 Millionen lliö) aus, um 75.000 Schilling mehr als im Jahre 1928. Die Arbeiterbank schüttete eine zehnprozentige Dividende aus, vom Tage der oben erwähnten Kapital-Vermehrung an wurde die Dividende von 10 auf 12 Prozent erhöht. Da die Aktionäre der Wiener Arbeiterbank A.-G. Arbeiterorganisationen sind» so fallen diese Gelder wiederum nur der Arbetter- schaft zu.~ Dem Interessentenkreise der Arbeiterbank gehört eine Reihe von Unternehmungen an, die ebenfalls in ihrem Geschäftsberichte erwähnt werden und die zum größten Teil ttwtz der Allgemeinen Wirtschaftskrise einen günstigen Geschäftsverlauf im Iah« 1930 aufwiesen. Zu diesen Unternehmungen gehören: Die Stafa- Warenhaus A.-G.(8prozentige Dividende), das Stafa-Kreditinsti.tut der öffentlichen Ange st eilten'(10 Prozent), die! „G a r a"- K r e d i t v e r e i n i g« n g von öffentlichen Angestellten(8 Prozent), Am 31. März d. I. hielt die Arbeiterbank A.-G. in Wien ihre achte ordentliche Generalversammlung ab. Wie in den Vorjahren kann das Finanzinstitut der österreichischen Arbeiterschaft auch Heuer trotz der durch die Weltwirtschaftskrise bedingten wirtschaftlichen Depression eine günstige Bilanz ausweifen, woraus das stets wachsende Vertrauen der Arbeiterschaft zu ihrer Bank klar erhellt. Die Arbeiterbank sah sich sogar gezwungen, mit Rücksicht auf da- ständige Anwach- ' sen der Einlagen eine KapitalSvermehrSng vorzunehmen und erhöhte ihr Aktienkapital von 2.5 Millionen Schilling auf vier Millionen. Durch die gleichzeitige Erhöhung der Rücklagen von 2,400.000 auf 3,528.000 Schilling erhöht sich das Eigenvermögen der Bank zuzüglich der Zuweisung aus dem Reingewinn für das Jahr 1980 auf 7.8 Millionen Schilling(zirka 39 Millionen K5). Die gesunde Wirtschaftspolitik der Arbeiterbank A.-G. in Wien zeigt sich vor allem in dem ständigen Anstemen der Einlagen, die auch im Krisenjahr 1930 eine Steigerung von 53,276.000 Schilling auf 59,118.000 Schilling aufweisen. Es stiegen sowohl die Kontokorrent- als auch die Spareinlagen. Aber auch alle anderen Bilanzziffern weifen ein Ansteigen auf. Das Ansteigen der Debitoren ist voll gerechtfertigt durch die erhöhten Einlagen. Ein besondere- Augenmerk wurde aus die Liquidität der Geldmittel gerichtet, was bei den jetzigen unsicheren wirtschaftlichen Verhältnissen besonders wichtig ist. reichischen Arbeiterschaft herangewachsen ist und die auf sie gesetzten Hoffnungen voll erfüllt hat. Der stete Aufstieg in den Zeiten grober wirtschaftlicher und politischer Krisen ist ein Beweis für die Richtigkeit des Weges, den die österreichische Arbeiterschaft im Jahre 1923 eingeschlagen hat. Der Präsident der Wiener Arbeiterbank, Genoffe Dr. Karl Renner, hielt in der achten ordentlichen Generalversammlung einen interessanten Vortrag über das Thema: ,^D a S na 1 io nalsoz i a le Schlagwort von Zinsknechtschaft". Ausgehend von !e und dem Wirtschaftsprinzip, auf denen I Haben in Ihrer Gemeinde MM schon alle Funktionäre Ihr g kommunaipolftisches Vlaft g In vielen Gemeinden würde schon be- schiosien, allen Gemeindefunmonären, ohne Unterschied der Partei, ein. kommunalpolitisches Organ nach freier Wahl des betreffende» Funktionärs, auf Gemeindekosten zuzustellen. Ein derartiger Beschluß ist zweifellos sehr wichtig, weil es eine Aufgabe der kommunalen Verwaltung ist, für die Schulung der tätigen Gemeiüdefunk- tionäre zu sorgen und ihnen wenigst»ns einen kleinen Teil der zu ihrer ständigen Information nötige» Behelfe zur Ber- sügung zu stellen. Genassenl Wenn m eurer Gemeinde ei» derartiger Beschluß noch' nicht besteht, so stellt etntn diesbezüglichen Antrag! Qßnillll syzialdemokrat. GemeindelunkttonSr UlUlUl sein Blatt,„Ar zrrir Sememe". Scharlatanen und Quacksalbern nach, welche die Wirtschaftsnot durch Wundertäterei zu beseitigen verheißen." Genosse Dr. Reüncr bespricht sodann ausführlich jenen Teil des nationalsozialistischen Parteiprogrammes, der auf dos Bank- und Kreditwesen bezug hat. Er weist nach, wie.sinnlos, demagogisch tmd phrasenhaft die„Brechung der Zinsknechtschaft", daji berühmte Rezept Hit lers und Feders, ist. N i ch t d i e Zi n-kn echt« schäft, sondern die Lohnkncchtschaft müsse gebrochen werden, Es ist nicht möglich, die Auseinandersetzung des Gen. Är. Renner mit den nativnallozialistischen Quacksalbern wiederzugeben. Genosse Renner kommt zu dem Schluffe, daß eine wirksame nationale K r e d i t o r g a st i-s a t j o n die heutige ernste Lage des deutschen Volkes bessern konnte, eine Kremtorgauisation allerdings, die in den Dienst der Wirtschaft gestellt werden müßte,; B. S,' Prager Produktenbörse.(Ossi zielte r Bericht vom 7. April.) Nach der einwöchigen Bcr- kehrsunierbrechung zeichnete sich die heutige Produktenbörse durch einen ziemlich guten Besuch aus. Zn Beginn überwog eine feste Stimmung, im Verlaufe trat jedoch Ruhe ein, so daß der Schluß»ich: mehr o fest veranlagt war. Auf die. Preisentwicklung wirkten ungünstig die umlaufenden Gerüchte ein, wonach eS wahrscheinlich zu einer Aeilderung des Gesetzes über die Mehlmischung.'und zwar izu Gunsten van ausländischem Weizen, kommest soll. Für Roggen wurden zwar bis um 5 Kg höhere Preise gefordert und anfangs wurde dieser'Zuschlag auch bewillig:, im Schlußverkehr gaben die Preise jedoch nach. In Gerste herrschte bei kleinen» Geschäft' und unveränderten Notierungen Ruhe. Hafer war durch da« Angebot in fremder Ware, die sich billiger stellt, gedrückt. In fremden Hafer kam es bis jetzt zu keinem Abschlusie, doch mußten sich heimische Provenienzen Abschläge von 1 bis 2 Kc gefallen lassen. In Mais war prompt« Ware gesucht. Eine Befestigung er- uhr nur Futtermais la Ptata. Am Mehlmark'« blieben die Preise im allgemeinen-unverändert, nur Roggenmehl verzeichnet eine etwas schwächere Preisbasis. Ansonsten kam es zu keinen"Veränderungen. Das»eaesiz. Der Mime von heute, den Gastspielverpflich- tunqen nach den verschiedenen Teilen des Reiches führen, läßt durch seinen Agenten einen Schlafwagenplatz bestellen, besteigt am Abend de« Zug und ist anr nächsten Morgen an Ort und Stelle. Er begibt sich ins Theater, wohnt einer Durch- sprechprobe bei, macht am Nachmittag einen Rundgang durch die fremde Stadt und steht abends auf der Bühne, al- wäre er immer dort gewesen. Ganz anders war es noch vor einigen Generationen. Es ist die Dämonie der Technik, die den Menschen von heute ohne Beziehung zur Strecke des Wege-, die er zurucklegt, an-en Ort seiner Bestimmung führt, die das Entfernte verbindet und das zwischen zwei Zielpunkten Liegende ausschaltet und nicht einmal in unser Bewußtsein gelangen läßt. Line Begebenheit wie die hier geschilderte, die der Chronist aus dem Leben de- berühmten Schauspielers Ludwig Devrient erzählt, könnte sich darum im zwanzigsten Jahrhundert kaum noch ereignen, selbst wenn me gleichen äußeren Umstände gegeben wären... * An einem Märzmorgen— e- mochte zwischen neun und zehn Uhr sein—- fuhr vor nahezu hundert Jahren In Land-brrsi an der Warthe eine Postkutsche ein. Die Richer waren vom Schlamm der Landstraße bespritzt, die Pferde «üde und abgetrieben. Al- der Wagen brüt, kletterte der Postillon von seinem hohen Sitze herab, der Wirt trat vor die Schenke, und seine herbeieilenden Knechte spannten das Geschirr au-, um die Pferde zu wechseln. Der Borhang de- Postkutschenfenste r- wurde ausg^ogen; dascharfe Profil eine« Fremden zeigte sich hinter dtm Scheiben: spähende kluge Augen blickten auf de« Kreis der Neugierigen, die sich um den Wagen geschart hatten. Es war Ludwig Devrient , der— auf-em Gipfel feines Ruhmes stehend— sich auf einer Reise nach Königsberg befand, um bott ein Gastspiel zu geben. Während der Kutscher mit den Pferdeknechten verhandelte, stieg Devrient langsam und würdevoll auS dem Postwagen und betrat über dir drei Steintreppen die von der Morgensonne beleuchtete Gaststube. Er setzte sich an einen der langen Holztische und forderte eine Flasche Wein. Als er den Blick durch den Raum wandern ließ, an dessen Wänden vergilbte Kupferstiche hingen, blieben seine Augen plötzlich auf einem geruckten Zettel hasten, der in der Mitte des Tisches lag. Es war ein Komödienzettel, der die, letzte Vorstellung der „Königlich privilegierten Wagnerschen Gesellschaft" für den gleichen Abend ankündigte.— ,Lehe !" ruft Devrient , zu dem Wirt gewendet,„wird hier auch Komödie gespielt?^ Ünals der Wirt bejaht:„Haben die Leute auch gute Geschäfte gemacht?" „Leider nicht," gesteht der Wirt kleinlaut, „es sicht sehr schlecht um sie. Der Direktor steckt tief in den Schulden, da er keine(Sage bezahlen kann, und die Schauspieler, die bereits auf daS Gehalt Anleihen gemacht haben, verlieren ihre letzte Habe. Die Gesellschaft befindet sich in der Auflösung; der arme alte Mann ist in großer Bedrängnis." Bei diesen Worten zeigt der Wirt in ein Nebenzimmer, in dem ein Greis in abgeschabtem Anzuge mit stumpfen Blicken vor fernem Glase sitzt. Devritnt erhebt sich und gehr zu ihm.„Herr Kollege," sagt er,„ich höre, Ihre Geschäfte stehen schlecht. Sie sollten sich eltteü Künstler von Ruf aus Berlin kommen lallen, etwa Wolf, den alten Unzclmann, Bescher:, Lemm oder"— setzt er bescheiden hinzu— „Devrient . Die könnten Ihnen vielleicht helfen!" Der Direktor sieht ihn mit seinen grauen, von Leid getrübten Augen bestürzt an.„Du lieber Gott !" ruft er,„oiefc erlauchten Herren auf meinen schlechten Rudolbrett!" „Ach was, Nudelbrett!" erwiderte Devrient . „Die Bretter geben dem Künstler keinen Wert; er muß ihn mitbringen." „Aber wie soll ich sie honorieren?" „Vielleicht tut es einer umsonst." Der Alte schüttelt leise den Kopf. „Gehen Sie nach Hause!" ruft Devrient und schlägt ihm frenrchlich auf die Schulter. Greffen Sie sofort Anstalten und lassen Sie e- in der ganzen Stadt bekannt machen, daß Ludwig Devrient heute Abend als Romeo in Ihrem Theater auftreten wird!" Der alte Wagner lächelt verlegen.„Da würde ich schön ankommen," meint er, ,^as Publikum anführen— es würde mich umbringen; wir müssen hier schnellstens verduften." „Anführen? Was denken Sie? Lassen Sie auf der Stelle alles vorbersiten; inserieren Sie, plakatieren Sie, schicken Sie Ihren Kassierer in die Bürgerhäuser, lassen Sie es öffentlich aus-, trommeln: Devrient wird bei Ihnen gastieren; Ludwig Devrient läßt keinen Kollegen im Stich! Denn— Ludwig Devrient steht vor Ihnen!" Der Direktor fuhr wie vom Donner gerührt vo« seinem Stuhle hoch und starrte den Sprecher entgeistert an. Der Wirt eilte herzu, und, da er sogleich mit sicherem Instinkt ein Geschäft witterte, rief er seine Frau, seine Tochter und sein ganzes Gesinde zusammen und teilte sie in Gruppen, um die Neuigkeit in der Stadt zu verbreiten. Er selbst begab sich zum Bürgermeister, zum Pfarrer, zum Lehrer,^um Arzt und mm Apotheker und berichtete btuhheiß, welche Ehre seinem Etablissement widerfahren sei, und welche noch größere(S^te heute Abend de, Bretterbühne, die im Garten seiües Grundstücks lag, zuteil werden würde. Die Folge davon war, daß die Sensation wie ein Lauffeuer durch den ganzen Ort ging, und noch lange vor Beginn der Vorstellung waren alle Plätze ausverkaufl. Die Tochter des alten Schmicrendirektors, die erst achtzehn Jahre zählte, i spielte hingerissen eine aufrichtig liebende Julia. Es gab einen rauschenden Erfolg. Mer was der Königlich privilegierten Wagnerschen Gesellschaft das Wertvollste war: Es gab bares Geld! Die Summe, die Has eine Gastspiel abgeworfen hatte, überstieg die Einnahmen eines ganzen Monats.. Noch beträchtlicher freilich waren die Schulden der Trirppe, so daß selbst diese außergewöhnliche Einnahme nur zur Hälfte ausreichte, um sie zu decken. Allein das bekümmerte Devrient wenig. Als inan nach der Vorstellung bei einem kleinen Weingelage, dessen Gastgeber-er Berliner Schauspiäer war, im Hinteren Zimmer de- Wirtshauses zusammensaß, meinte, er:„Spielen wir noch einmal; dann wird alles in Ordnung sein!"— Der zweiten Vorstellung, die dem Gaste große Ehren brachte, folgte noch eine dritte. Dann hatte sich in der Kasse so viel Geld auge- sammelt, daß die in Verlegenheit. geratene Theatergesellschaft genügend Kostgeld für ihre Weiterreise hatte. Devrient selbst hatte allerdings nach dieser-ritten Vorstellung beinahe sein ganzes Reisegeld in vielen Frühstücken unnächtlichen Grogs für die Herren Kollegen au-» gegcben. Doch er setzte seine Reise nach Königs berg in dem stolzen Bewußtsein fort, durch seine Kunst auch einmal ein Werk-er Menschlichkeit» hie er sonst nur auf der Bühne därstellte, ge- tün zu haben... * Wer auch eine gute Ta: kann Schmerz hinterlassen!,., Bis an ihr Lebensende bewährte dis zurück- gebliebene Julia ihrem entschwundenen Romeo ein sehnsüchtiges Gedenken..— ohne Hoffnung, den Geliebten dreier Abend? jemals wieder-' zusthen... Wäller Meckauer.
Ausgabe
11 (8.4.1931) 83
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