Seite 4 Freitag, 24. April 1931. Nr. 97. Wieder ein Offiziers-Selbstmord. In seiner Wohnung in der Svaloplukkaserne in Preßburg hat sich Donnerstag früh der Kapitän KovLr vom Infanterieregiment Nr. 39 er­schossen. Die Ursache des Selbstinordes, die bisher unbekannt ist, wird untersucht. Autobus-Katastrophe. Ein besetzter Autobus stürzte in dcu Im-N^ß(in der Kleinen Wa­lachei). Bei dem Unglück kamen vier Per- sonen ums Leben. Der Chauffeur und ein Gendarm retteten sich durch Schwimmen. Ein Fall von Industriespionage wurde auf einem Aachener Werk entdeckt. Der bei der Neutex-Sicherheitsglas G. m. b. H. in Aachen - Forst beschäftigte Diplomingenieur Theodor Pesch aus Aachen wurde verhaftet. Die Verhaftung, die bisher gcheimgchalten wurde, erfolgte bereits vor einigen Wochen. Pesch soll Fabrikationsgeheimnisse über das H e r st e l- lungsverfahran des sogenannten Pan- zerglasvs an Sowjetrußland ver­raten und Pan^erglaschorthi n geschafft habe». Dieses schutzfichere Panzerglas ist em« Spezialität der Firma Neutex, die hierfür allei­niger Hersteller ist. Gewehre auf Reisen. Aus S i n g a p o r a wild gemeldet: Aus dem der Hamburg -Amerika Täulpfschiffahrtsgesellschaft gehörenden Dampfer Tirpitz", welcher gegenwärtig nach Japan abdampft, wurde eine größere Menge von Schuß- wafstn, insbesondere von automatischen Revol­vern, und außerdem von 8400 Schachteln mit Patronen beschlagnahmt. Ein Obcrheizer wurde verhaftet. Eisenbahnunglück. Bei R o g o w im mittleren Kongreßpolen entgleiste gestern nachts ein Güter­zieg. weil der Ersenbahndamm unterspült ivar. Ein zweiter Güterzug führ dann in den entglet- sten Zug hinein. Insgesamt wurden 48 Warzen zertrümmert. Ein Eisenbahnbedienste- t er wurd: gerötet, zwei wurden schwer und acht leicht verletzt. Deutsch -italienisches Institut für Meeres- kuude. In Gegenwatt des italienischen Groß­admirals Thaon de Revel und des deutschen Bot­schafters von Schubert wurde Dienstag in R o v i g n o das deutsch -italienische Institut für Meereskunde feierlich eröffnet. Thaon de Revel, der Präsident des Institutes, erinnerte in einer Ansprache an die edlen Traditionen der wissen­schaftlichen Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland und rühmte den Geist des Ein­vernehmens, der zur Sck-affung dieses Institutes geführt habe und der die Völker in oen Errungen­schaften der Zivilisation vereinigen könne. Jack Diamond verhaftet. In Catekill(am oberen Hudson in USAs wurde der aus New- Aork verbannte Bandenführer Jack Diamond verhaftet, weil seine Komplizen einen lleberfall auf einen mit Getränken beladenen Lastwagen verübt und den Chauffeur mißhandelt hatten. Die Verhaftung Diamonds erfolgte auf Veran­lassung eines New Iorker Touristenbüros, das eine Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs am oberen Hudson-Gebiet befürchtete, wenn nicht der Bande Jack Tiamonds, die dieses Gebiet be­sonders bevorzugt«, das Handwerk gelegt wer­den würde. Bau einer riesigen Sternwarte in Frank­ reich . Die einige Jahrzehnte andauernden Ver­handlungen um die Verlegung der alten Pariser Sternwarte wurden diese Woche abgeschlossen; es wurde definitiv die Verlegung nach Pro­ vence beschlossen, was einen Kostenaufwand von rund 66 Millionen Kronen erfordern wird. Diese Entscheidung hat eine weitreichende Bedeu­tung insbesondere für die Lösung des Problems des Sternwarten-Baus in Großstädten. Es hat sich nämlich gezeigt, daß die in Großstädten herr­schenden atmosphärischen Bedingungen für mo­derne astronomisch« Forschung und Beobachtung durchaus ungünstig find. Die alte Pariser Sternwarte wird als Museum für histori­sche Apparate dienen und das neue Obser­vatorium wird die modernste Stern­warte Europas überhaupt besitzen und mit dem großen amerikanischen Sternwarten leicht im Wettbewerb stehen. Der Tod in der Goldgrube. In den Gold- bergtverken von Oorfaum in der Provinz My­ sore (Indien ) trat unvermutet ein schwerer Wiener Trimerfeier für Mersch. Trauerfitzung der Aatwnalrats. Die Bestattung. Tagesriemskeitea. 14 LoScsopier einer Berlehrs« katastrophe. Paris . 23. April. Heute nachmittags stieß zwischen Wiscres und Fvurnes in der"Nahe von Lille ein K l e i n b a h n z u g mit eiltet» voll besetzten Autobus zusammen. Nach den letzten Meldungen sind bei dein Zusammenstoß vierzehn Person«» getötet und zwanzig verletzt tvorden. 2 Todesopfer einer^lugzeuakotaftrovhe London , 23. April. (Reuter.) Wie das Flug­ministerium mitteilt, sind bei dem Zusammen­stoß zweier leichten Flugzeuge unweit Sussex Vizeadmiral Besehholdt und Flie­gerleutnant Moody ums Leben gekom­men. Ter Pilot und der Beobachter des Flug­zeuges, das mit dem Flugzeug des Leutnants Moodh zusammenstieß,.kamen ohne Unfall davon. Selbstmord eines Duxer Gymnasiasten im Rohrabjugskanal einer Ziegelei. Ein eigentümliches Versteck suchte sich dec das Duxer Gyntnasiuin besuchende Emil Ianotka von Schwaz zur Ausführung eines Selbstmordes. In der Ziegelei der Firma Preis in Hostomitz bei Bilin kroch er in den Rauch- abzugskanal, der vom Ziegelofen;um Kamin führt und vergiftete sich mitZyankali. Er hatte die Wohnung seiner Eltern schon in der Absicht verlassen, diese Tat auszuführen, da «tu Zettel mit den Warten gefunden wurde: Sucht mich nicht!" Nur durch Zufall Wurde dieses Versteck des Selbstmörders aufgefunden, da der Kanal gereinigt wurde, was gewöhnlich erst in größeren Zeitabschnitten geschieht. Wenn die Ziegelei schon im Betrieb oder der Ofen an­geheizt gewesen wäre, hätte man die Leiche me gefunden. Was"den jungen, kann: 20jährigen Menschen zu diesem schrecklichen Entschluß ge­trieben hat, ist unbekannt. Todesurteil in Brüx . Brüx , 23. April. Bor den Geschworenen stand heute der 32jährige landwirtschaftliche Arbeiter Vinzenz Martinovec, welcher des Raubmordes und der Brandlegung angeklagt war. Martinovec hatte am 16. Jänner seinen Arbeitskollegen, den Kutscher Josef Zrubec, mit dem er auf einem bei Brüx ge­legenen Felde arbeitete, mit einer Haue erschlagen und die Ersparnisie des Zrubec im Betrage von 930 K geraubt. In seinem Geständnis' gab Martinovec auch zu, im De­zember v. I. die Scheune seines Dienstgebers in Brand gcsteckt zu habe». Die Geschwo- renen bejahten die Frage auf Raubmord mit 12, die Frage auf Brandstiftung mit 8 Stimmen, so daß der Angeklagte zum Tode durch den Strang verttrteilt wurde. Mit dem Fuukerrmotor von Berlin nach Hamdnrg. Hamburg , 23. April. Ganz unerwartet ist gestern um 17 Uhr 15 die beste Maschine, die mit einem Diesel Schwerölmotor ausgerüstet ist, von Bexlin-Tempelhvf kommend, im Hamburger Flughafen eingetroffen. Trotz des starken Gegen­windes hatte sie die Flugstrecke Berlin Ham­ burg in knapp zwei Stunden zurück­gelegt und dabei nur 80 Liter Brenn­stoff verbraucht. Das Flugzeug wird heute nach Dessau starten. Wien , 23. April. (Eigenbericht.) Heute um 11 Uhr vormittags fand eine Trauersitzung des Parlaments statt, bei der Präsident Dr. R a m e t die Verdienste des Verstorbenen würdigte. Die Abgeordneten hörten' die Tranerkundgebung stehend an, auch der Bundespräsident war er­schienen. Um halb 4 Uhr nachmittags bewegte sich vom Bilduttgsheim in der Lcopoldstadt, wo der Leichnam aufgebahrt gewesen war, ein riesiger Zug über die Ringstraße zum Parlament. Bor dem Parlament fand die offizielle Trauerfeier statt, bei der der Bundespräsident Miklas , der Bundeskanzler Dr. Ender mtd Präsident R a m e k sprachen. Die^Abgeord­neten waren in großer Zahl anwesend. Dann bewegte sich der Zug der Arbeiter weiter bis zum Schwarzenbergplatz, wo er sich austöste. Bont Schwarzenbergplatz fuhr dann der Leichen­wagen, begleitet von den. besten Freunden des Berstorbenen, den Parteikorporationen tind den in- und ausländischen Vertretern zum Krema­torium. Im Krematorium hielt Bürger- meister Seitz dem Berstorbenen einen war­men Nachruf, worin er des jahrzehntelangen Wirkens des Verstorbenen gedachte. Dann über­brachte der Präsident des preußischen Lartdtages Abgeordneter Bartels im Namen des Vor­standes der Sozialdemokratie Deutschlands und der deutschen Reichstagsfraktionen sowie auch im Namen der anderen ausländischen Bruder- organisationen sowie der Internationale' letzte Grüße an den Verstorbenen. Dann sprach Minister Dr. Czech. Die Rede des Genossen Dr. Lzech. Die Arbeiterklasse der Tschechoslowakischen Republik hat ihren besten Freund verloren. Ein glühendes Herz ist plötzlich erkaltet und tiefe Trauer ist in unsere Herzen eingezogen. So groß ist der Schmerz, daß er selbst das fürchterliche Leid, von dem die Arbeiterklasse unseres Landes gerade jetzt hcimgesucht ist, in dieser Stunde vollständig zum Verstummen zu bringen vermochte. So tief klafit die Wurwe, daß wir uns in diesem Augenblick nur schwer innerlich sammeln und gar nicht zum Aus­druck bringen können, wie schwer es uns, da wir von unserem Freunde Abschied nehmen, ums Herz ist, wie fürchterlich uns dieser Schicksalsschlag getrof­fen und wie tief er uns aufgewühlt hat. Matthias Eldersch zählte zu den Großen der sudetendeutschen Arbeiterbewegung. Er war der Erwecker des mährischen und schlesischen Proleta­riats, ihr Wegbahner, ihr Vorkämpfer, ihr Wort­führer, ihr Meister, aber.auch ihr Liebling und ihr Stolz. In seinem Entwicklungsgang vom einfachen Arbeiter'Zu einem der leuchtendsten Köpfe der Ar­beiterbewegung, in seinem einzigartigen Aufstieg vom Webergesellen zum Präsidenten des'Nationalrat«^ haben sich die Arbeiter, die er zur heutigen Stellung emporführt«, immer gesonnt und waren glücklich, daß er seine Vergangenheit niemals vergessen hat, daß er immer der alte, immer der treue Freund geblieben ist. Als sie ihn im Jntersse der gesamten Bewegung vor poei Dezennien zu neuen Aufgaben nach Wien riefen, haben ihm die mähri­schen Arbeiter schweren Hebens ziehen lassen. Sie haben ihn aber dabei niemals ganz hingegeben, sondern ihn auch weiter als ihren kostbaren Besitz betrachtet, aber auch er fühlte sich zur sudetendeut- schcn Arbeiterschaft immer hingezogen und kehrte zu den Arbeitern, aus deren Reihen er hervorging, kehrte zu seiner erstell Liebe imnter wieder zurück. Darum ist, tckwoh'l Eldersch bereits vor zwei Jahr­zehnte»' aus unseren Reihen schied, die Erinnrrung an ihn nicht im geringsten verblaßt, da er bis zu seinem letzten Atenizuge an den Kämpfen der sndetendeulfchcn Arbeiterklasse und an ihrem Ge­schick immer regsten Anteil genommen hat, ebenso wie anch sie seine Wirksainkeit und Entwicklung in allen ihren Phasen mit innigster Anteilnahme ver­folgt haben mrd ihm dafür dankbar waren, daß er den Namen der sudetendeutschen Arbeiterbewegung weit über die Grenzen des Londes trug und zu Ehren brachte. Und da er nun von lins geht, vereinigt sich unser Schmerz mit dem Ihrigen zu tiefer Klag« darüber, daß wir ihn, der der neuen Zeit jahrzehnte­lang die Fahne vorantrug, ihn, der der Zeuge der heroischen Kämpfe der Arbeitertlasse gewesen ist, in einem Augenblick verlieren, in dem sich sein wunder­barer Optimismus bei seinem unauslöschlichen, selbst durch eine ganze Welt von Feinden unerschütterlichen Glauben zn verwirklichen beginnt und in dem die Arbeiterklasse die letzten Fesseln zu sprengen sich anschickt, die sich ihrem Siegeszug hentmend in den Weg stellen. Welch eine Tragik für die Arbeiterklasse, in einer solchen Stunde, mitten in den heißesten Kämpfen und Sturmen, diesen herrlichen Führer und diesen- unerschrockenen Steuermann verlicren zu müssen und so verstehen wir es, ivarum ringsum, Ida wir von unserem Freunde Abschied nehme», der s Atem stockt, die Wangen glühen, die Augen sunketn und warum sich hunderttausende Arbeiter ob dieses schweren Verlustes in diesem Schmerz^ verzehren. Doch der Kamps geht weiter, in die Bresche, die sein Tod in unseren Reihen ließ, müssen nun zehn andere springen und die Lücke aüsfiillen ohne viel Besinnen! So haben wir es itnmer gehalten und seinem tapferen Beispiel sind wir immer gefolgt. Ihm aber, unserem unvergeßlichen Freund, wollen wir heute für alles, was er uns aus seinem über­quellenden Herzen, aus feinem reichen Born an Hingabe und Liebe gab, aus voller Seele danken. Nicht viele gibt es, wie er einer war, ein scharfer Denker und ungewöhnlich kluger Kopf, dem der Geist des Sozialismus, des internationalen Gesühls, in Fleisch und Blut übergegangen ist, ein leidenschaft­licher, trotziger Kämpfer, dabei aber die Personifika­tion von Güte und Treue, der zärtlichste Gatte, der vorbildlichste Vater, eilt einzigartiger Freund, der während eines vierzigjährigen Freundschastsbundes kein trübendes Wölkchen auflommen ließ, einer von jenen, die nur geliebt werden konnten und die man Niemals vergißt. - In der Stunde, da wir hier versammelt sind, weilen hundert tausende deutscher Arbeiter unseres Landes in stiller Andacht im Geiste bei uns, da wir dem heißgeliebten Freund den letzten Gruß entbieten und, was vergänglich ist, den Flammen übergeben. Sein Geist aber wird weiter leben und weiter wirken, denn sein Vorbild und seine Lebensarbeit bleiben unsterblich." * Abgeordneter Janetschek nahm im Krematoriunr Abschied von Eldersch. Doktor Renner sprach über die Tätigkeit des Ver­storbenen für die Genossenschaftsbewegung. Da­mit hatte die Feier ihr Ende erreicht. Paris -London in 58 Minuten. London Rom London in einem Tag? London , 23. April. (Reuter.) Der ameri­ kanische Kapitän H a w s k ist auf dem Flugplatz in Heston von seinem Flug London Rom London gelandet. Er hat die Strecke Paris »-London in 59 Min. zurückgelegt. Er er­klärte, noch einmal, den Versuch unternehmen zu wollen, den Fing London Rom London in einem Tag zu absolvieren.* Ziehung der Klaßenlotterrr 200.000 K: 27.779. ' 40,000 K: 16.764, 25,576, 20.000 K: 98.558. 10.000 K: 10.543, 46.124, 57.590, 88.390, 90.193. 5000 K: 9588, 26.876, 31.014, 33.103, 42.110, 68.493, 61.563 75.176, 79.669, 87.662, 88.095. 90.749, 90.908, 91.671, 93.182, 95 940. 2000 K: 2348, 2379. 3454. 3651, 4333, 6215. 6513, 7559, 9946, 10:169, 10.603, 10.681, 11.41$ 1:1.7277-48.638, 19.911, 21.200, 21.500, 25.194, 26.024, 26.050, 26.061, 26.092, 26.284, 26.707, 30.254, 32.470, 83.989, 65.276, 41.441, 42.432, 43.339, 44.467, 51.879, Co.ÖCS, 54.049, 54.202, 55.677, 57.200, 58.761,«0.024, 61.642, 65.781, 67.378, 68.900, 73.461, 78.541, 76.595, 77.155, 78.173, 78.636, 82.435, 84.502, 85.338, 87.977. 88.878; 89.939, 91.180, 93.069, 93.129, 63.548, 94.320, 94.487, 94.497, 94.540, 91.596, 95.281, 95.549, 97.411 98.119. 9&058. 99.565- Erfreuliche Meldung. Im Bezirk M ä h r.- W e i ß k> r ch e n ist die Zahl der Arbeit s- losep zurückgegangen. Während am 1. März inklusive der Saisonarbeiter 1200 Ar­beitslose waren, betrug die Zahl zum 13. April 380, davon 318 Saisonarbeiter. Tie Gemeinden und Städte des Bezirkes haben seit Neujahr bei­nahe für zwei Millionen Kronen öffentliche Ar­beiten ergeben, lind die Vergebung weiterer im heurigen Jahre wird vorbereitet. Gesteinssturz ein, durch den eine größcre Anzahl von Berghentew verschüttet wurde. 17 wur­den verletzt und zwei getötet, 13 werden vermißt. Zwei Jagdflugzeuge des Flughafens von Mira Fiori in Piemont stießen bei einem Patrons l- lenflug zusammen. Wegen der Schäden war es»ich: möglich, di« 2lpparate fliegend zu erhalten, und die beiden Piloten retteten sich mit Hilfe der Fallschirme. Ein Gauner. Die Wiener Polizeidirektion er­hielt aus Köln di« telegraphische Verständigung/ daß dort ein Betrüger versucht hat, einer Bank einen größeren Tollarbetrag herauSzulocken, indem er sich diesen Geldbetrag in sein Hotel schicken ließ. Di« Vorsicht der Bankleitung be­wahrt« sie vor Schaden. Der Hochstapler ist aus Köln geflüchtet. An der Hand der von Köln übermittelten Personsbcschreibung wurde als Täler der 35jährige aus Mailand gebürtig« Luigi C r e« m a festgestellt, der im Jänner dieses Jahres io Budapest wegen des Verdachtes einer Paßfölschung und wegen unbefugten Waffentrogens inhaftiert war. Er hat sowohl in Rotterdam als auch in Zü­ rich , Wien und Prag den gleichen Betrug durch Bestellung eines Geldbetrages iu sein Hotel, in wel­chem er regelmäßig zwei Zimmer mit abge­sonderten Ausgängen zu bestellen pfleale. mit Erfolg verübt. LiebeSdrama. Aus Trautenau wird uns gemel­det: In der Ortschaft Mohren bei Wekelsdorf hat sich in der Nacht auf Montag ein erschütterndes Drama zugetragen. Die 17jährige Frieda Weiser unterhielt schon seit längerer Zeit Beziehungen zu dem um einige Jahr« älteren Angestellten Branse, doch hatten di« beiden jungen Leute keine Aussicht, einander heiraten zu können, weshalb sie beschloss:», gemeinsam in den Tod zu gehen. In der Nacht zum Montag begaben sich die beiden jungen Menschen, nachdem sie von einer Tanzunterhaltung heimgekehrt Waren, auf den Dachboden eines Hauses, woselbst Brause das Mädchen durch einen Schuß in die Brüll und sich selbst durch einen Kopfschuß tötete. In einem hinterlassenen Schreiben bittet das Paar, in einem gemeinsamen Grabe beerdigt zu werden. DK Tat hätten sie begangen, weil sieeinander nicht liebhaben sollten"; sie seien im beiderseitige:! Ein­vernehmen von der Welt geschieden. Mittwoch abend wurden im Walde Bor bei B u d w e i S der L5jähnqe Gottlieb Tschondel und fein« Ge­liebte Martha Kont auf einem Fichtenbaum erhängt aufgestinden. An? nachgelassenen Briefen geht hervor, daß der Selbstmord aus unglücklübcr Liebe verübt wurde. Martha Kont war in Prag beschäftigt, fuhr vor drei Tagen heim und traf»<b mit ihrem Geliebten, mit dem sic verschwand. Als ihre Eltern die Abgängigkeitsanzeige bei der Polini erstatteten, leitete dies« Nachforschungen ein und deckte hiebei das Liebesdrama auf Zahlung des Eisenfahrpreises in ftemden Valuten. Mit Erlaß des Eifcnbahnmimsteriüms wurden all« Staatsbahndirektiöneu ermächtigt, im Interesse der Hebung des Fremdenverkehrs statt tschechoslowakischer Währung auch di« gesetzlichen Zahlungsmittel des Nachbarstaates, und zivar nicht nur in den Grenzstationen, sondern anch in ande­ren in der Nähe der Grenze befindlichen Bahn­stationen und Haltestellen anzunehineu. Diese Er­laubnis wird nur unter der Bedingung erteilt,.'» der Reisend« nicht di« Möglichkeit hat, im Ort« selbst den Geldwechsel dorzunehmen, so daß er genötigt wär«, mangels tschcchoflowakischen Geldes dem Zugs­begleiter mit fremdem Geld zu zahlen. Aber auch binnenländische Stationen können ausnahmsweise und im Falle der Dringlichkeit frentde Valuten an Zahlung Statt annehmen, beziehungsweise gegen Kg wechseln. Diese neu« mmung erstreckt sich nur auf den Personen- und Gopäckverreyr und i» Ztarjoncn, in denen fick'-»'e-' befinden, auf die Zeit, während welcher die Wechselstuben ge- fchlossen sind. Bor der Vollstreckung des Kurten- UrteUs. Berlin , 23. April.'Nachdem das neun­fache Todesurteil gegen Kürten durch den eigenen Verzicht des Verurteilten ans Revi­sion rechtskräftig geworden ist, muß das preußische Staatsministerium schon in den näch­sten Tagen zu der Frage Stellung nehmen, ob Kürtens Todesstrafe vollstreckt wird. Die Gerichte haben vor der Vollstreckung einer Todesstrafe in jedem Einzelfalle beim Staatsministerium anzu­fragen, ob das Todesurteil auch vollstreckt wer­den darf; dieser Frage wird ein Bericht des Schwurgerichtsvorsitzenden und des Anklagever­treters beigefügt. Wie dasTempo" von zuvec- lässiaer Seite erfährt, werden sich diese beide« Stellen für die Vollstreckung de« Todesstrafe an Kürten einsetzen. Nach An­sicht des Blattes ist nicht anzuneymen, daß das Staatsministerium bei der besonderen Lage des Falles von einer Vollstreckung der Todesstrafe Abstand nimmt. Grundsätzlich hat dds preußische Staatsministerium zwar stets den Standpunkt vertreten, daß die Todes­strafe so lange nicht vollstreckt werden soll, bis nicht durch das RcichSstrafgefetzbuch d:i Frag« entschieden worden ist, ob die Todes­strafe bleibt oder nicht. In den Kreisen des Staatsministeriums wird der Fall Kür­ ten als ein Sonderfüll betrachtet, bei deyl die sonst in Preußen beachteten Gründe gegen die Todesstrafe in keiner Beziehung Anwendung finden können, weil im Grund« der ungeheuer­liche Fall Kürten überhaupt in kein normales Iustizsystem hineinpaßt. Bei den preußischen Regierungsparteien scheint darüber auch Einig­keit zu bestehe«.