Nr. 104

Sonntag, 3. Mai 1031.

Seit« 5

M.-R. N e d o m a(Sozialministerium) hob den erzielten Fortschritt hervor, wobei er be­tonte, daß weder der Minister noch das. Mini­sterium allmächtig sind und Verbesserungen nur Schritt für Schritt im Rahmen der finanziellen Möglichkeit erreicht werden können. Minister Dr. Czech habe nicht nur guten Willen, son­dern auch soziales Verständnis und Sachkennt­nisse. Es sprachen darauf u. a. der Vertreter der tschechischen Drusina, Bürgermeister Lein­weber, Abg. Gen. Schweichhart, Senator Eichhorn, Abg. Jung, Abg. Gen. Schä­fer, der christlichsoziale Sekretär Hille, der kommunistische Landesvertreter Hünkngen und der Landesvertreter Czirnich(Arbeits­und Wirtschaftsgemeinschaft), der Minister Dr. Czech als Vorbild praktisch-sozialer Tätigkeit bezeichnete. Unsere Redner wiesen auf die ideale Verbundenheit der Partei und Gewerk­schaften mit den Bestrebungen der Kriegsver­letzten hin im Gegensatz zu gewissen kapitalisti­ schen Parteien und sicherten tatkräftigste Hilfe zu, wobei sie die Schwierigkeiten der politischen Arbeit ausdrücklich unterstrichen. Auf Antrag L e p P i n s wurde die Absendung von D a n k- telegrammenan Minister Dr. Czech und den zweiten deutschen Arbeitsminister Dr. Spina einstimmig beschlossen. Den Anträgen des Bundesvorstandes betr, die Versorgungsfrage wurde zugestimmt. Nachmittags fand ein Ausflug in das Po­litzer Erholungsheim statt.

Es gibt immer wieder nur eine Antwort auf diese groben Entstellungen: Kein Wort wahr. Was soll z. B. die Wendung bedeuten: S ch o« bei der Eröffnung... kam es zu großen Krawallfzeuen"? Nur bei der Eröffnung, nach­her wurde die Bevsammlnng nicht im geringsten mehr gestört urrd es gab lediglich auf den Trep­pen, wo die Hakenkreuzler erneut randalierten und Knallerbsen warfen, Krawall. Natürlich ent­stand der Krawall nicht dadurch, daß ein Ordner über zwei friedlich und gemütlich plauschende Bubis herfiel. Jeder der 2000 Besucher der Ber- sommlung weiß, daß Plötzlich, aus heiterem Himmel sozusagen, und«he ein Wort gesprochen ward, Geknall und Gestank Ohren und Nasen verletzten. Wen« der Berichterstatter des Tag" als einziger unter 2000 nichts gehört und nichts gvwchen hat, so mag das damit zu erkläre« sein, daß er di« Tön« und de« Gestank des Drit­ten Reichs eben gewöhnt ist, aber wahrer wird sei«« Schilderung dadurch nicht. Wozu haben die Herren_ denn Knallerbsen, Frösche, Pistole n und Stinkbomben nntgebracht? Ist solche Fracht nicht allein Grund genug, sie ccks die Schuldigen zu agnoszieren?! Die Polizei hat schließlich nicht ,chie in der Abwehr begriffe­nen deutschen Studenten", sondern ausschließlich jene Platt en brüder feftgcnommen, in deren Tasche« sich Stänkererwerkzeug sand. Bon dem folgenden ist nur richtig, daß es sich umskandalöse Vo^änge" handelte allerdings nicht in dem Sinne, wie derTag" meint, und vielleicht daß die Methoden aber di« der.Hakenkreuzlermehr als faseistisch" waren. Diese gelungene Metha- pher findet nämlich der Berichterstatter des Tag", der sich bewußt zu sein scheint, daß fafcistisch" etwas ganz Ordinäres bedeutet! Was die Folgerungen desTag" betrifft, so lehnen wir jede Diskussion mit Leuten ab, die sich. derartige Entstellungen der Wahrheit Listen und die ihre Hand schützend über ein« Bande von Lausbuben halten. Was über di«'nationale Würde" zu sagen war, die dabei zutage und nun auch an denTag" trat, haben wir mit aller Ausführlichkeit gesagt. Bliebe nur hinzuzufügen, daß also tatsächlich der Fall eintritt, daß eine poli­tische Partei, die doch zu ihren vornehmsten Ver­tretern nicht nur die Krebs, Jung und Kasper, sondern auch die Knirsch und Je sse r zählt, sich mit der schandbarsten Laus­büberei identifiziert, di« jemals den deutschen Minen in Prag geschändet hat. Die Herren wer­den sich nicht darÄer beklagen dürfen, daß man nun auch sie anders anpackt und für das verant-, wörtlich macht, was man eigentlich nur der anderen Garnitur zugetraut hätte! Und noch eines: was sagen eigent­lich, da nun auch die andere Seite ausdrücklich zwgibt. daß es sich um Studenten gehandelt hat, die Rektoren der deutsche«Hoch sm u- len dazu, daß ,/lkademische Bürger" den Prä­sidenten des deutschen Reichstags, den Repräsen­tanten des deutschen Volkes, in Prag mit Stink­bomben und Schüssen begrüßen?!

Tagung der Kriegsverlelzten. Am 1. Mai abends begann im Schützenhaus in T e t s ch e n der zahlreich besuchte Bundestag des Bundes der Kricgsverletzten, Witwen und Waisen der Tschcchosiowakischen Republik. .Ter Obmann Kastner begrüßte n»ter den Gästen neben den Vertretern der Bruder­organisationen Deutschlands und Oesterreichs die Delegierten des Sozial- und Gesundheitsminifte- riums. Von den geladenen Parlamentariern waren erschienen die Abg. Gen. Schweich­hart und Dr. K e i b l sowie Senator Eich­horn(G. P.) In das Präsidium wurden gewählt als Vorsitzende Kastner, Hoppe und Ponerfny, als Schriftführer L e p p i n. Unter den viele» Begrüßungsschreiben befanden sich solche der Kriegsverletztenorganisationen in Frankreich , Polen und Finnland . Das Be­grüßungsschreiben des Ministers Gen. Dr. Czech fand lebhaften Beifall. Er versicherte darin, daß er auch in Zukunft den Kriegsverletzten die gleiche Fürsorge zuwende wie bisher und sich glücklich schätzen werde, die gerechte Sache der Invaliden wieder weiter zu bringen. In der Begrüßungsansprache des reichs­deutschen Delegierten Noah- Berlin wurde betont, daß das deutsche Volk keinen Krieg mehr haben will^ Als Abg. Keibl erklärt hatte, daß die Deutsche Nationalpartei sich dafür einsetze, daß dergottverfluchte Tank" an die Verteidiger des Vaterlandes erfolge, was nur etappenweise möglich sei, bemerkte der Vor­sitzende, es wäre zu wünschen, daß die ganze Partei dafür wäre. Namens des Bundes der Landwirte verficherte der Parteivorsitzende P e t e r l e die Kriegsverletzten der vollen Unter­stützung seitens seiner Partei. Ten vielen hunderten Mitgliedern, die in der Berichtsperiode 19271930 zum Teil als Opfer der schlechten Versorgungsgesetze gestor­ben sind, widmete der Vorsitzende unter Erheben der Anwesenden innige Worte des Gedenkens. Nach erfolgter Wahl der Kommissionen, wdbei die ablehnende Haltung der meisten Bor­geschlagenen auffällig war, ergänzten die Haupt­funktionäre der Bundcsleitung in Ergänzung den gedruckt vorliegenden Bericht. Der Bericht be­handelt zunächst eingehend die sozialpolitische» Fragen, dann die organisawrischen Angelegen­heiten. Die einzelnen Einrichtungen, Sterbekasse etc. gebaren aktiv, lediglich das Erholungsheim in Politz weist Verluste auS. Es darf nicht über­sehen werden, daß die großen Leistungen des Bundes nur möglich sind mit Hilfe von Samm­lungen, Lotterien und Spenden. Bundesobmann K a st n e r hob hervor, daß starke Mehrheitskräste sich dem. Streben der Invaliden entgegenstellen und gedachte dankbar des Wirkens des Ministers Dr, Czech, der immer bereit sei zu helfen. Er dankte auch zum erstenmale der Beamtenschaft des Sozialministeriums und des Landesamtes. Zahlmeister L u n i a k berichtete u. o. r daß zur Entschuldung des Erholungsheimes das Ministe­rium für soziale Fürsorge 200.000 X beigetragen habe, wofür er herzlichst dankte. An Sterberenten wurden bisher mehr als eine Million Kronen ansgcgcben. Ter Blindenfonds beträgt 71.302 K, das Erholungsheim steht mit 817.303 X zu Buch. Bundesschriftführer. Leppin bemerkte, es sei als Schriftleiter einer politisch neutralen Organi­sation schwer, in politischen Meinungsstreiten die richtige Linie einzuhalten. Für die Kontrolle be­antragte Sperling die Entlastung. In d«r Tebatte kritisierte Prokop namens des Gab­lonzer und TanMvalder Bezirkes eine Reihe vo« hohen Ausgaben und mahnte zum Sparen. Leppin trat ihm aufklärend entgegen. Schließ­lich wurde der Entlastungsantrag der Kontrolle widerspruchslos genehmigt unv quf Vorschlag des WahlkoMit«es(Berichterstatter Schlegel) die bisherige Bnndesleitung wieder­gewählt. Die aus den einzelnen Gebieten in die­selbe entsandten Vertreter wurden zur Kenntnis genommen. Damit schloß in der Hauptsache spät abends die Verhandlung des ersten Tages ab. Am 2. Mai vormittags wurden als neue G ä st e begrüßt, Abg. Gen. Schüfe m(Gewerk- schaftskomnrission), Abg. Jung, Landesvertre- ter C z i r n r ch(ArbcitS- und Wirtschaftsge­meinschaft) und Bürgermeister Leinweber- Tetscheu. Bundesschriftführer Leppin, hielt ein um- fassendcs Referat über die nächsten Aufga­ben. Rückblickend stellte er fest, daß seit 1922 erst wieder im Vorjahre eine Teilnovellierung erfolgte. Nach Ueberprüfung der Frage wietveit die grundsätzlichen Forderungen erfüllt wurden, konstatierte Redner, daß eine gewisse Anglei­chung nur in einigen Punkten vor sich ging, so­weit eben die mehr als 85prozentitzen Invaliden in Betracht kommen. Bein- und Armamputierte fallen leider nicht unter die Teilnovell«, ebenso­wenig die Tuberkulösen; die Einkommensgrenze wurde auch nicht berührt und noch immer ist die Rente cinkommenstcuerpflichtig. Die Novelle von 1930 kann daher nur als erste Etappe riuer Besserung' angesehen werden; die zweite soll rasch folgen. Der§ 4 muß verschwinden, die Trafikanten müssen mit den wirtschaftlich Un­selbständigen gleichgestellt werden. Schon 1920 wurde das Einstellungsgesetz zugunsten der In­validen gefolgert, verwirklicht fit es bis heute noch nicht, was zur Folge hat, daß bei der furcht­baren W i r 1 s ch a f t k r i s e die Kriegsverletzten als erste aus den Betrieben fliegen. Der Refe­rent bemängelt, daß Prothesen vom Staat jenen nicht gegeben wird, die ein Bruttoeinkommen von über 25.000 Kronen besitzen und der Bund in der Prothesenkommissivn noch nicht vertreten ist. Mtunter herrsche eine schlimme Paschawirt- schoft. Tie Bodenreform habe trotz klarer Be- stimmnngcn den deutschen Kriegtzvcrletzten nichts

gebracht. Zu bekämpfen sind auch die fortwäh­renden Untersuchungen Jahr für Jahr, ein richtiges Assentierungssystem, das sich besonders arg gegenüber den Frauen auswirkt. Der Redner stellte unter lebhaftem Bei­falle fest, daß die Novelle vom Jahre 1930 zum größten Teil dem jetzigen Fürsorgeminifter Dr. Czech, nicht aber Hruban, Malypetr und Dr. Benes zu verdanken ist, die Wohl Versprechun­gen machten, sie aber nicht einhielten. Tie Aus­rede vom Mangel an Geld könne nicht gelten in dem Moment, wo für Banken, Großagrarier und für den Militarismus Unsummen vorhan­den sind. Ta Macht zugleich Recht bedeute, müffe größerer Einfluß erreicht werden. Die Neutralität könne nicht aufgegeben werden, weil auch die bürgerlichen Parteien für die Sache der Kriegsverletzten gewonnen werden müssen. Zwei große Ziele verfolge der Bund: Die Erreichung einer menschenwürdi- digen Versorgung der Kriegsver­letzten, zugleich aber auch entschie­densten Kampf gegen jede Art von Krieg. Nie wieder Krieg! Die Tschechoslowa­ kei habe sich neutral zu erklären. Der Bund er­strebe die internationale Aktion aller Invaliden­organisationen, wolle auch die diversen Heimat­söhne" etc. für die Friedensidee gewinnen und darüber Einfluß auf die Wahlen nehmen. I«-- nerpolitisch wie außenpolitisch müffe die Parole lauten: für Völkerverständigung, Abrüstung und Neutralität.(Stür­mischer Beifall.)

ftugllscher Flottenbesuch in Mel. London, 2. Mai. Die englische Admiralität gibt bekannt, daß die KreuzerDorietshire" und Norfolk " Kiel in der Zeit vom 4. bis 11.^uli einen inoffiziellen Besuch abstatten werden. Dieser Besuch findet im Anschluß an eine Ostseekreuz­fahrt des zweiten Kreuzcrgeschwaders statt.

Konserenz der Kleinen Entente . Bukarest , 2. Mai. (OR.) Die heurigen Be­ratungen der Außenminister der Kleinen Entente werden morgen Sonntag um 10 Uhr beginnen und Dienstag vormittag abgeschlossen werden. Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benes ist heute nachmittag in Bukarest eingetroffen. Der jugoslawische Minister Marinkoviö trifft morgen dort ein. Für Dienstag sind sämtliche drei Außenminister zum Diner beim Könige geladen. Minister Dr. Bene« und Mniftcr Marinkoviö werden Dienstag abend aus Bukarest,abreisen .

Die Verhandlungen in Budapest . Budapest , 2. Mai. (MTJ.) Ter Führer der tschechoslowakischen Handelsdelegationen Dr. Friedmann ist in Budapest eingetrofftn»nd hat gestern im Ministerium des Aentzern den Führer der ungarischen Handelsdelegation, den bevollmächtigte» Minister Alfred R ick l, aufge- sncht, mit dem er ein« kurz« Besprechung hatte. In den Unterredungen am 1. und 2. Mai unterzogen die beiden Bevollmächtigten das handelspolitifche Verhältnis ihrer Staaten einer sehr sorgfältigen Erwägung, Wobei sie den Be­strebungen, die sich in der internationalen Han­delspolitik geltend machen, soweit es sich Um die Regelung einiger Fragen handelspolitischen. Charakters handelt, Aufmerksamkeit widmeten. Sie nahmen eingehend einige Möglichkeiten durch, die als Grundlage für die weiteren Verhandlun­gen der Regierungsdelegationen in Betracht kommen könnten. Es wurde der Wunsch airsge­sprochen, daß diese Verhandlungen ehestens ausgenommen werden, lieber das Ergebnis der Aussprachen erstattete Gesandter Dr. de Nickl seiner Negierung bereits Bericht. Sektionschef Dr. Friedmann wird nach Prag zurückkehren, um der Tschechosloivakischen Regie­rung Bericht zu erstatten. Der Termin für den Beginn der Berhand- lungcn wird im kurzen Wege vereinbart werden.

Konferenzen in Warschau . Warschau , 2. Mai. Seit gestern finden im Ministerium für Handel und Industrie zwischen der aus Prag eingetroffenen Wirtschaftsdelega­tion der tschechoslowakischen Regierung mit Ministerialrat Dr. Glos, an der Spitze und den Vertretern des polnischen Ministeriums für Handel und Industrie mit dem Departement­direktor Sokolowski Konferenzen statt, die sich auft die Regelung der aktuellen wirtschaft­lichen Angelegenheiten zwischen Polen und der Tschechoslowakei beziehen.

Wettere Broipreiserhöhuug in Berlin . Berlin , 2. Mai. (Eigenbericht.) Trotzdem die Regierung verkündet hatte, sie werde alles Not­wendige tun, um nicht nur neue Preiserhöhun­gen für dos. Brot zu verhüten, sondern sogar deil alten Brotpreis wieher herzustellen, mußte sie sich jetzt von den Vertretern der Berliner Bäcker­meister Mitteilen lassen, daß von Montag ab eine erneute Erhöhung des Brotpreises um weitere zwei Pfennige für dos Pfund cintreten werde. Es sei unmöglich, diese neue Preiser­höhung aufzuhalten. Der Rcichsernährungsminister erwiderte hierauf den Vertretern der Berliner Bäcker, daß die Regierung ihr Vorgehen nicht ruhig hin­nehmen werde; was die Regierung dagegen tun wolle, hat er allerdings nicht mitgeteilt.

Fölsen des Sektierertums. London , 1. Mai. Sir O s>va l d Mo s l e y, dem die Arbeiterpartei und die Arbeiterregierung zu wenig sozialistisch und nicht radikal genug waren, hat seinen ersten Erfolg er­rungen. Bei der Nachwahl im Kreise Ashton gelang es der Mosley -Gruppe, der Labour Party den bisher innegehabten Sitz zu«ntreißen und ihn den Konservativen zuzuschanzen. Es erhiel­ten: Labour Party 11,005 Stimmen, Konser­vative 12.420, Mosley 4472 Stimmen. Bei den Hauptwahlen von 1929 zähltest: Labour Port « 13.170, Konservative 9763 und Liberale 6698 Stimmen. Die Liberalen hatten diesmal keinen Kandidaten aufgestellt. Darauf ist der konser­vative Stimm«nzuwachs zurückzuführen. Mosley und sein Generalstab waren bei der Wahlverkündung anwesend. 20.000 Menschen hatten sich auf dem Marktplatz eingefunden. Es kam zu stürmischen Demonstrationen und,Ver­wünschungen Mosleys, der nur unter starker polizeilicher Bedeckung und auf Umwegen sein Hotel erreichen. konnte.

Furchtbare Einzelheiten der Explosion in Rio. Rio de Janeiro , 1. Mai.(Reuter.) Bis jetzt ist die Zahl der Opfer, welche die gestrige Explo­sion im Arsenal von Nictheroy fordert«, nicht bekannt. Bisher wurden 45 Leichen festgestellt, doch befinden sich in den Trümmern per Werk­stätten noch zahlreiche nicht identifizierte Leichen. Nach Schätzungen maßgebender Personen werden ich die Opfer auf mindestens 150 bis 200 be­laufen. Die ganze Nacht arbeiteten Bergungs­abteilungen an der Beseitigung der Trümmer. Diese Zuteilungen sind allenthalben auf zer­fetzte menschliche Körper gestoßen. Die Explosion war so heftig, daß die Leichen der un­glücklichen Opfer bis zu einer Entfernung von einer halben Meile umhergeschleudert wurden.

De^GijfeLdaH^ertikit:

Stinkbomben-Nazi

wollen Märtyrer spielen. Als sich derTag" in der Mittwoch nach ­mittags erscheinenden Nummer über die Prager Loebe-Versammlung und den Radau seiner

Jünger grüudlcch ausschnueg, glaubten wir schon, es sei eine Regung erwacht, die dem Schamge- fühl des Kulturmenschen über eine bübische Untat ähneln könnte. Sie wollen und werden so glaubten wir schon von den Stinkbombcn- Bravos, von den akademischen Plattenbrüdern abrücken und sich auf den Standpunkt stellen: mein Name ist Hase, ich weiß von nichts. Da der Tag" einen Berichterstatter zu der Ber- sanmrluttg entsendet hatte, mutzte das Schweigen besonders außfallen. War der Vertre­ter des völkischen Blattes, der doch schließlich nur gekommen sein konnte, um entweder über eine normal verlaufene Versammlung, oder über die gelungene Sprengung M berichten, den unver­hofften Ausgang melden? Es schien, daß Schwei­gen hier der Ausweg der Blamierten und Be­schämten war. Weit gefehlt! Es war nur der normale Gang der Berichterstattung des völkischenTagblattes, in dem alles drei Tage später erschein». I« sei­ner Rai-Rummer bekennt fick das Blatt zu der Platte. Es bringt einen Bericht, der buchstäblich außer dem ersten Satz, der die Tatsache der Ber- samnTung und den Titel des Referats nennt, keinwahresWort enthält. So etwas vom Gegenteil der Wahrheit ist noch nicht erhört wor- de>r. Kommumstffche Bericht«, in denen bekannt­lich das Verhältnis von Dichtung rmd Wahrheit an den Zahlen der Wirklichkeit und denen des Berichtes, also etwa 1:100 meßbar ist, erscheinen diesem Bericht gegenüber als das reine<Ä>ange- lium des Mahrheitsfanaiikers. Tie erste Unwahrheit ist di«, daß vor halb acht Uhr^,pur Juden und die zahlreich hin- konunandierten Tschechen Einlaß erhielten". Es erhielten die Versammlung begann um 8 Uhr vor halb acht Uhr unsere und tschechische Par­teigenossen Einlaß, ein« halbe Stunde vor Be­ginn wurde der allgemeine Zugang eröffnet. Das sollte wohl genügen. Die früher kommenden Hakenkreuzjler wollten ja, wie sich dann zeigte, ohnehin nur gute Plätze zur Deponierung der Stinkbomben ergattern. In dem Bericht des Tag" heißt es dann: ,Schon bei der Eröffnung der Versamm­lung kam es zu großen Krawallsze- n e n, die durch das herausfordernde Benehmen . eines Ordners hervorgerufen wurden. Ein deutscher Student wechselte nämlich mit seinem Nebenmann einige Wort«, Warans die in der Nähe stehenden Ordner mit Fäusten auf ihn loSschkugen und ihn schließlich mit seinen Kollegen in den Borsaal drängten. Hier warte­ten schon die Tschechen, die sie iu rohester Weste verprügelten. Die deutschen Stockenten wurden sofort von der inzwischen hevbeige- eilten Polizei in Haft genommen. So«rging es dielen anderen deutschen Studenten, die als Angegriffene in der Abwehr von der tschechischen Polizei verhaftet wurden. Be­sonders brutal gingen di« Tschechen gegen deutsche Mädchen vor, die sie ans dem Saal« prügelten."

Wie der Oberbürgermeister und der Stadt­kämmerer vor Vertretern der Preffe heute er­klärten, müsse die Stadt diesem Angebot zu­stimmen, damit die Finanzen der Stadt wieder in Ordnung gebracht werden können.

Berlin verkauft seine Slettrizitatr- werke. Berlin , 2. Mai .(Eigenbericht.) Der Berli­ner Magistrat hat dem Kaufangebot eines inter­nationalen Konsortiums für die Berliner Elek­trizitätswerke seine Zustimmung erteilt, nach­dem die Finanzgruppe wefentnche Verbesserun­gen zugestanden hatte. Die lährliche Konzessions­abgabe wird von 16 auf 22.4 Millionen Mark erhöht; dabei hat die Stadt entscheidenden Ein­fluß auf die Gestaltung der Preistarife. Rach 25 Jahren erhält die Stadt das Recht zum Rück­kauf der Werke zu einem angemeffenen Preis.