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11. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Mittwoch, 3. Juni 1931

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Nr. 129.

Die Borlage über die Anrechnung Die Lattik der Sozialdemokratie Deutschlands  . 50 Jahre ,, Volksfreund".

der nichtversicherten Dienstzeit

eingebracht.

Referate Breitscheids und Gollmanns auf dem Leipziger   Parteitag.

Die Haltung der Opposition.- Debatte.

Die Parteipresse grüßt ihren

vermitteln.

Pionier!  Prag, 2. Juni. Im Abgeordnetenhaus Die große und schöne Jubiläumsnum wurde heute die Vorlage des Fürsorgeministe- Leipzig, 2. Juni  .( Eigenbericht.) Im Eroberungen machen könne, so sei es doch schon | riums über die Anrechnung der nichtversicherten Mittelpunkt des zweiten Verhandlungstages der ein großer Erfolg, daß sie im allgemeinen die mer des Volksfreund" vom Sonntag war sozialdemokratischen Partei stand die Frage sozialen Rechte des arbeitenden Ausdruck des Stolzes, der Freude und der Dienstzeit der älteren Privatangestellten aufgelegt der Taktik der Partei. Im Zusammen- Boltes erhalten habe. Man hat gejagt, daß Treue der Brünner Arbeiterschaft anläglich und in einer formalen Sigung gleich den Aus- hang damit soll der Parteitag sein Urteil fällen die Sozialdemokratie den Boden des Klassen- des 50jährigen Gründungstages unseres älte­schüssen zur Behandlung zugewiesen. Die Borlage über das Verhalten der neun Abgeord- tampjes verlassen habe. Unter dem stürmischen sten Parteiblattes. Aber der Anlaß ist es rechnet den Privatangestellten die bereits vor neten bei der Abstimmung über den Wehretat. Beifall des ganzen Parteitages fragte nun Soll- wohl wert, heute, am datumsgemäß eigent­Die Verhandlungen wurden eingeleitet durch zwei mann: ,, Wenn bis in die kleinsten Gemeinden die lichen Geburtstage des Volksfreund", noch­dem Jukrafttreten des Pensionsversicherungs- große Referate der Genossen Breitscheid und Soll- Vertreter der Sozialdemokratie um jede Mark für mals die Bedeutung dieses Jubiläums zu gefezes im Jahre 1909 zurückgelegte nichtvers mann. Breitscheid gab zuerst einen Ueber ihre Klassengenossen kämpfen, ist das nicht bes- würdigen und vor allem auch den Brünner sicherte Dienstzeit ein und zwar zur Hälfte. Blick über die Entwicklung der fascistischen Bewe- serer Klajsenkampf, als die Leute ihn verstehen, Genossen und dem ,, Volksfreund" die Glüd­Die entsprechenden Mittel werden durch einen gung, die in Italien   die Macht an sich gerijsen die lange theoretische Artikel darüber schreiben? wünsche der übrigen, zum Teil um Jahr­durch vierzig Jahre laufenden Zuschlag auf die und in Deutschland   unter dem Deckmantel einer In einem Blatte ist von dem„ Ausbeuterstaat zehnte jüngeren Parteipresse zu Versicherungsprämien aufgebracht, die in der Arbeiterpartei" das gleiche Ziel zu erreichen der Republik  " gesprochen worden." Hat man dori sucht. In Italien   und in Deutschland   hat die eine Vorstellung, wie es in einem fascistischen Der 50. Geburtstag eines Arbeiter­zweiten Stufe mit 2 Kč monatlich beginnen und fascistische Bewegung damit begonnen, daß sie Ausbeuterstaat ausjähe?" Sollmann fordert, daß in der höchsten Stufe 10 Kě betragen, so daß die allen Schichten der Bevölkerung die ihnen zusa- wir nicht nur immer wieder hervorheben, was blattes das ist ein ganz feltenes Jubiläum jüngere Generation der älteren die Ausbesserung genden Versprechungen machte. Ihr Programm uns an der deutschen Republik nicht gefällt, son- nicht nur in unserem Lande, sondern in der ihrer fargen Pension ermöglicht; die Prämie enthält hohle Redensarten, mit denen sie in glei- dern, daß wir auch die große sozialpoli- gesamten Arbeiterbewegung deutscher   Zunge cher Weise Arbeiter und Unternehmer, Klein- tische Leistung Deutschlands   aner- und sogar internationalen Maßstabes. Alle wird wie sonst zur Hälfte vom Unternehmer ge- bauern und Großgrundbesitzer, Mittelständler und kennen und den Anteil, den die Sozialdemo- die großen Blätter, die heute die sozialdemo tragen. Der Vorlage ist ein ausführlicher Moti- Schwerindustrielle zu bannen suchen und die von tratie daran hat. Die Frattion wisse, daß die To- kratische Presse Europas   repräsentieren, sind benbericht und eine Darlegung der versicherungs- jedem Anhänger nach Belieben ausgelegt werden lerierungspolitik unsere Agitation nicht erleichtert bei weitem jünger als der Volksfreund". Die tönnen. Der Sozialismus ist das Aushängeschild hat. Aber um so dankbarer sei sie dafür, daß sie Arbeiter 3eitung" hatte einen Box­mathematischen Grundlagen beigegeben. Weiters wurde in der heutigen Sigung noch für die reaktionären Bestrebungen des National auf so viel Verständnis in der Partei gestoßen gänger, die Wahrheit  ", der zugleich mit das internationale Abkommen über die Fahrt mit fozialismus, zugleich zeigt sich aber darin doch sei. Wenn man auch das Verhalten der unserem Brünner Blatt ins Leben trat, aber das internationale Abkommen über die Fahrt mit auch die Tatsache, daß der Sozialismus die stärkste neun Abgeordneten von ihrem Stand der Wahrheit" waren nur vier Jahre Le­Motorfahrzeugen sowie das Zusakabkommen zum und anziehendste Kraft in unserer Zeit darstellt. punkt aus begreifen könne, so müsse es in der bensdauer beschieden. So schwierig waren da­südslawischen Handelsvertrag aufgelegt. Nach der Wahl vom 14. September glaubten die Wirkung doch als eine bewußte provokas mals die Verhältnisse der Arbeiterbewegung, Nationalsozialisten, daß die Zeit der Machtergrei torische Aktion gegen die Tradition

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fung gekommen sei. Das haben die Sozialdemo- der Disziplin in der Partei bezeichnet so zerrissen und schwach war sie, daß in der Batitan und Quirinal  . traten durch ihre Taktik zu verhindern gewußt. werden. Vom Parteitag mug erwartet werden, Millionenstadt Wiens kein sozialistisches Blan Wir dürfen uns nicht darüber täuschen, daß die daß er diesen Schritt verurteile und gedeihen konnte. Brünn   hielt sich und Brünn  Beruhigung des Konfliktes? Phrasen der deutschen   Fascisten auf die Jugend zugleich die Vorausseßung dafür schaffe, daß die hat seinen Volksfreund" durch die Jahre der Paris  , 2. Juni. Der römische Korrespondent anziehend wirken, um jo mehr ist es unsere Fraktion als geschlossene Fraktion dem Geg- Taaffeschen Verfolgungen und der innerpar­des Petit Parifien" teilt aus   Rom mit, daß der Pflicht, die Jugend für uns zu gewinner gegenübertrete. In der Republik   leisten wir teilichen Zwistigkeiten, über alle Krisen und zwischen dem Vatikan   und dem Quirinal   aus- nen, für ihr Wollen größtes Verständnis zu zei wertvolle Gegenwartsarbeit, aber unser Willen Stürme auch der späteren Jahre gesteuert. gebrochene Konflikt in die diplomatische Bhaje gen und ihr die Wege zur Führerschaft zu bahnen. muß auf Verwirklichung des Sozialismus ge- Auch die Gleichheit, die der Wahrheit Das erreichen wir nur damit, daß wir eine richtet sein, den wir nur unter den Fahnen einer folgte, blieb nicht bestehen, aus ihr erff ist die eingetreten ist. Der Papst hielt, wie bereits gettare, fest auf den Sozialismus ge einigen großen Sozialdemokratie erobern Arbeiter- Zeitung  " hervorgegangen, ein be­meldet, gestern mit 24 Kardinälen eine Berichtete Politit treiben, einig und ge- fönnen. trächtlich jüngeres Geschwister unseres„ Bolfs­ratung ab. Auch Ministerpräsident Musso- schlossen bleiben und unsere ganzen Kräfte an Fanden diese beiden Referate die begeisterte freund". Als er zuerst erschien und die Bot­Tini hat für Mittwoch die Mitglieder des fasci  - die Erreichung unserer Ziele seßen. Klang in dem Referat von Breitscheid die Zustimmung der gewaltigen Mehrheit des Partei- fchaft des Sozialismus in die induſtriereichen stischen Direktoriums zu einer Beratung ein­berufen. Es geschieht zum zweiten Male, daß der Frage der politischen Haltung der sozialdemokratages, so wurde man von dem Auftreten der so- Gaue Mährens hinaustrug, vor allem in Papst das hl. Kollegium einberuft. Zum ersten tischen Partei seit dem 14. September nur gele- nanten Opposition ein wenig enttäuscht. Brünn   selbst ein Bollwert des Einheitsgedan­gentlich an, so mußte sie Sollmann um so Seydewiß, der mit verlängerter Redezeit fens und des klassentämpferischen Sozialis­Male erfolgte die Einberufung vor Abschluß der ausführlicher erörtern, als er den Bericht der prach, stellte fest, daß der Monopolkapitalismus mus, da existierten die großen Blätter der Lateran- Abkommen, um die Mitglieder des hl. Reichstagsfraktion erstattete. Sollmann nicht mehr daran glaube, mit Hilfe der Demokratie reichsdeutschen Sozialdemokratie noch nicht, Stollegiums über die Verhandlungen mit der begann damit, daß er auf die außerpolitische Ge- an sein Ziel zu kommen und daß er sich daher die zum gut Teil erst nach der Aufhebung des mit dem Nationalsozialismus verbinde. Er zog italienischen Regierung zu informieren. Diesmal fahr hinwies, die das provozierende Auf- aus dieser Erkenntnis aber nicht die vom Partei- Sozialistengesetzes gegründet wurden und jetzt hat der Papst das Kollegium einberufen, um sich treten der Stahlhelme heraufbeschwören tag erwartete Schlußfolgerung, daß die Arbeiter in ihrem 40. oder 41. Jahrgang stehen. Als mit den Kardinälen behufs Beseitigung der Miß- müßte. Er hob noch einmal das Verdienst der So lasse um so mehr verpflichtet sei, die Demokratic er geschaffen wurde, gab es weder in Paris  , zialdemokratie und des Kabinetts Hermann verständnisse mit der italienischen Regierung, Müller um die Befreiung der Rhein- 3 verteidigen. Auch auf die von ihm selbst ge- noch in Brüssel  , weder in England noch in stellte Frage, welchen Weg die Sozialdemo- Skandinavien eines der großen Blätter, auf hauptsächlich über die Auslegung des Art. 43 des fan de hervor und würdigte durchaus die Stim fratie jest gehen solle, fand er keine Antwort. Er die wir heute mit Stolz blicken. Die bescheide­Konkordates, zu beraten. Der Papst fordert die mung der jüngeren Generationen, die noch zwei begnügte sich mit der Forderung, daß die Sozial- nen Blätter, die seine Zeitgenossen waren, hat Menschenalter hindurch für die Sünden des lai- demokratie die Tolerierungspolitit ge er alle um Jahrzehnte überlebt. Er ragt in bolle Respektierung des Konkordates. der for geben und daß ihr die Bewegungsfrei- heroischen Zeitalters der Arbeiter­Der Korrespondent des„ Betit Parifien" erlichen Deutschland bluten sollen. Mit egenüber dementiert die Gerüchte, daß der Bapit das Kon- denheit wandte er sich gegen jeden Bersuch genüber dem Kabinett Brüning an unsere Zeit als ein stolzer Zeuge des fordat mit Italien   aufzuheben plane. Im Gegen einer Interventionspolitif gegenheit wieder gegeben werden solle. teil jei zu erwarten, daß eine Beruhigung Die weiteren Diskussionen wurden abwech eintreten wird. Das fascistische Organ Lavoro   Jahre sei die schwere Wirtschaftskrise gewesen Fascista" und das Organ des Hl. Stuhles, Offer und in Berbindung damit die schwere politische felud von Anhängern und Gegnern der politischen batore Romano" teilten gestern abend mit, daß Dauerkrise. Und wenn die Sozialdemokratie auch Linie der Partei bestritten. Die Aussprache wird sie alle Preßpolemiten einstellen in dieser Zeit keine besonderen sozialpolitischen am Mittwoch fortgesetzt.

werden.

über Rußland  . Das Kennzeichen der letzten

bewegung, da eine fleine Schar von Aposteln es mit Tod und Teufel aufnahm. Die Sozial­demokratie ist ja nicht gewachsen und gewor­den wie etwa die Konjunkturbewegung des Nationalsozialismus  ; nicht über Nacht und durch Zulauf gedankenloser Massen, sondern in jahrzehntelanger Pionierarbeit ist sie ge­

Um einer weiteren Berschärfung der zwischen Die Tagung der Kohlentommiſſion. Unternehmern aus wirtschaftlichen Gründen 60 schaffen worden von einer kleinen, aber über­

Rom einju

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dem Batikan und der italienischen Regierung Ueberstunden im Jahre zur Verfügung stellen zeugten, begeisterten, sich aufopfernden Aus­bestehenden Lage vorzubeugen, beschloß der Hl. Arbeitszeit im Braunkohlenbergbau tönnen. leje. Zu ihr haben die Männer gehört, die zur Debatte. Stuhl für eine gewisse Zeit sämtliche Der Ausschuß wandte sich sodann der den Volksfreund" geschaffen und dann be=  Genf, 2. Juni. Die Kohlenkommission der Prozessionen nach Arbeitszeit in den Braunkohlenberg- treut haben, solche Pionierarbeit war es, die stellen. Mussolini   verbot seinerseits die für Internationalen Arbeitskonferenz hat heute ihre werken zu. Zunächst gab der deutsche Regie- der Volksfreund" geleistet hat, als der Sozia­gestern in die unmittelbare Umgebung des Beratungen über die Dauer der Arbeitszeit in Batikans einberufene Protestversamm den Steinkohlenbergwerken und über die Frage Aufmerksamkeit des Ausschusses auf die beson- Weltmacht der bürgerlichen Presse mit der Settierertum galt und als das Beginnen, der Batikans einberufene Protest versamm den Steinkohlenbergwerfen und über die Fragerungsvertreter eine Erklärung ab, in der er die lismus noch als Verbrechen, Wahnsinn oder Lung der Universitätsstudenten. Die der wirtschaftlichen Ueberstunden abgeschlodere Lage des deutschen   Braunkohlenbergbaues Waffe der Arbeiterpresse zu begegnen, gerade­Kundgebung war in voller Heimlichkeit vorfen. Der Kohlenausschuß hat gestern be- lenkte. Die von dem Internationalen Arbeits- zu tollführt war. bereitet worden. Die Regierung erfuhr von ihr schlossen, für die Arbeitszeit im Kohlenbergbau amt vorgeschlagene Regelung sei in der vorlie- Die wenigsten der heute lebenden und untertage die Siebendreiviertel- Stunden- Schicht genden Form für die deutsche Regierung una n- wirkenden Genossen werden sich ein völlig vorzuschlagen. Heute hat der Ausschuß entspre nehmbar. Der deutsche   Regierungsvertreter deutliches Bild der Zustände machen können, chend einem deutsch  - englischen Antrag weiter Bertreter der Länder bei Brüning. begründete sodann einige Abänderungsanträge, die vor 50 Jahren in Desterreich herrschten, Berlin  , 2. Juni. Reichskanzler Dr. Brüning beſchloſſen, daß drei Jahre nach dem Infraft die im wesentlichen darauf abzielen, die Zahl der der Verhältnisse, unter denen die Brünner empfing heute im Beisein der zuständigen Reichs- treten der Konvention über die weitere Ueberstunden im Braunkohlentiefbau von 100 Genossen das Blatt geschaffen haben, das sie minister und des Reichsbankpräsidenten in der Berkürzung der Arbeitszeit noch­Reichskanzlei die Staats- und Ministerpräsidenten mals verhandelt werden soll. Sodann ist der auf 150 und im Braunkohlentagbau von 150 auf nun nach einem halben Jahrhundert als den der deutschen   Länder zu eingehender Mussprache Ausschuß in der Frage der Ueberstunden, 250 zu erhöhen. Wenn diesen Anträgen statt. über die von der Reichsregierung in Aussicht ge im Braunkohlentiefbau einer Arbeitszeit von nommenen Sanierungsmaßnahmen. Die Aus die im vorigen Jahre zum Scheitern der Kon- gegeben wird, so ist die deutsche Regierung bereit,

erst in den späten Nachmittagsstunden.

sprache diente lediglich der Orientierung. Be- vention führte, zu einer Entscheidung gefom 7% Stunden zuzustimmen. schlüsse wurden nicht gefaßt. men, und zwar derart, daß die Behörden den

lebendigen Beweis ihrer treuen und unermüd­Glanze einer einzigartigen Jubiläumsnum= lichen Arbeit voll Stolz der ganzen Partei im mer präsentieren fönnen. Vielleicht jagt uns die faksimilierte Seite des Volksfreund",