St. 134 xttwtag,»; ynnt imn * Metallarbeiter. baren Kleidung hinausgewiesen, und erst die Direktion verschaffte ihr widerwillig noch ein letztes Mal Zugang zu der großen Stätte ihres Wirkens und ihres Ruhms. Die Goulu ist ver­gessen. Sie hatte 15.000 Liebhaber, solange sie öffentlich auftrat. Einige letzte gehen noch zur Gemäldeausstellung. Zu ihrem Grabe beauemt sich keiner mehr. Nicht mal ein kleines Gänse­blümchen mehr legt jemand von denen auf ihr Grab, die einst Mllionen dafür gegeben hätten, mit ihr auch nur einen Blick austauschen zu dürfen. l an Bertrand und .Was hatte wohl Pierre Bertrand dazu * Die Besiegte«. an Säverine denken noch die Men- die große Schriftstellerin und Red- ist da nicht von der Hand zu weisen, daß dadurch dem deutschen Bergbau die Möglichkeit gegeben werden soll, auf dem Weltmarkt Dumping zu treibe«. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion wird bei ihrem Zusammentritt am Freitag eine außerordentlich schwere Entscheidung z»t treffen haben. Es gibt im übrigen keine einzige Partei, die sich für die Notverordnung einsetzt, und selbst die Unternehmer wenden sich heftig gegen sie, trotzdem sie die größten Vorteile von ihr haben. * RMehr der Rechten in den Reichstag? Nicht nur durch die Notverordnung, sondern auch von einer anderen Seite her droht der Reichsregierung erneut eine schwere Krise. Auf einer deutschnationalen Parteitagung in West­ falen hat Herr Hugenberg verkündet, daß seine Partei und mit ihr die Hakenkreuzler die sofortig« Einberufung des Reichstages verlangen und daß sie wieder in das Parlament zurückkeh­ren werden, um die Notverordnung zu Fall zu bringen. Außerdem hört man, daß die Rechts­parteien auch wegen des angeblichen Mißerfol­ges in Chequers und wegen der Zollunion die Einberufung des Reichstages, zumindest aber des auswärtigen Ausschusses verlangen wollen. Nur schen, an nerin, deren Rede für Säccö und Vanzetti ein unvergleichliches Meisterwerk war. Einmal im Jahr besuchen alle großen französischen Schrift­steller, die links stehen, gemeinsam das Grab von Severine.Man mutz immer die Wahrheit sagen, empfahl Severine auf ihrem Totenbette. Das tat ich im Gedanken an sie", lautet der An­fang des Buches:Menschen gingen vorüber ...." von Mareelle Capy, die eben dafür den Severine-Preis erhielt. Caph schildert in ihrem Buche ein kleines französisches Dorf, das vom Krieg überrascht Witt). Im Feber 1918 kom­men deutsche Gefangene. Man hat sich geschwo­ren, sie zu boykottieren, aber sie waren auch Menschen, und bald waren Fritz. Franz und Karl im Dorf beliebt. Ein französischer Soldat kam als Kriegsblinder heim, und er gab Franz die Hand:Ich bin nicht böse auf Sie!" Als die Deutschen nach Kriegsende das Dorf verlie­ßen, trauerten all« ihnen nach. Da verstand man im Dorf, daß die Menschen nicht dazu geschaf­fen sind, sich zu hasten und zu verachten, son­dern sich kennenzulernen und gemeinsam zu arbeiten.Hätten diese Menschen sich schon frü­her kennenaelernt, so hätten sie nicht im Feuer der Schlachten, den Tod gesät, so wären sie nicht getäuscht und erniedrigt worden".. Kurt Lenz. 285 Millionen für Straßenbauten. Wie das Leske Slovo" meldet, werden in den nächsten Tagen große Auftrage für Straßenbauten ver­geben werden. Dafür steht insgesamt der Betrag von 245 Millionen zur Verfügung, Lieferungsfrist ist bis Ende Juni 1982. Außerdem wurden vierzig Millionen Subventionen den Selbstverwaltungs- körpern zum Zwecke von Straßenbauten bewilligt. Das Ministerium für öffentliche Arbeiten bereitet einen Gesetzentwurf vor, der die Verbesserung der Straßen der Sclbstverwaltungskörper mit staat­lichen Geldern(Jnkamerieruugsgefetz) bezweckt. Das Gesetz wird sich auf Landes- und Bezirks­straßen erstrecken. Forderuugen der tschechischen Samstag fand in Prag eine Konferenz des Prager Metallarbeiterverbandes statt, in der eine Ent­schließung zur Annahme gelangte, worin die Ver­kürzung der Arbeitszeit, die Novellierung der Sozialversicherung Erhöhung der Renten und Herabsetzung der Altersgrenze sowie der Ab­schluß von Handelsverträgen gefordert wird. len. Damit war Bertrand, einst der einfluß­reichste Mann in Frankreich , endgültig verges­sen. Nur als jetzt Briand in Versailles von der Reaktion geschlagen wurde, erinnerte süch ein« Linkszeitung noch einmal schrieb:Was hätte wohl gesagt?" Sin Musterbau der Karlsbader Bezirks' krmttenkaffe Karlsbad , 8. Juni. (Eigenbericht.) Die Br- zirkskrankenversicherungsanstalt in Karlsbad hat mit Unterstützung der Zentralsozialversicherungs­anstalt ein neues Amtsgebäude errichtet, das neben ausreichenden Kanzleiräumen auch ärztliche Ambulatorien und ein Kurbeim enthält und 86 Zimmer mit 116 Betten zählt. Das mit ......> den modernsten technischen und ärztlichen Ein- lopitaliftischen Alltag mißhandelten Körper denn richtungen ausgestattete Gebäude, das nach den Nesschen gingen vorüder.. Paris , Anfang Juni 1S31. Die Zur Zeit hat Paris eine viel besuchte Aus­stellung von Gemälden des großen Abenteurers Toulouse-Lautrec organisiert. Der Name dieses Malers ist eng mit der Tänzerin Goulu ver- müpft, die er volkstümlich und zum großen Kafsenstück des heute ganz auf den Hund ge- «Mmenen Balls Moulin rouge gemacht hat. Di« Goulu! Noch heute laufen alte Herren nur >N die Gemäldeausstellung, um die Goulu wenig­stens noch einmal auf der Leinwand zu sehen. Die Goulu, das war einst vor 80 Jahren die «imliche Kaiserin von Paris . Was ist eine Mistinchrett gegenüber einer Goulu! Merkwür- «ig: Beide sind Jüdinnen, die berühmteste fran- itzstsche Tänzerin von damals und die berühm­tste von heute. Aber di« Mistinguett kam aus einem armen Milieu, will nicht gern an die Vergangenheit erinnert sein und hat sich zu einer geldgierigen Perle der bürgerlichen Gesell- Aaft entwickelt, der sie, die 60jährige, weibliche «erbrechertypen mit der jugendlichen Gewandt­heit einer 20jährigen vortanzt,, während die Goulu, mit 16 Jahren Wäscherin und mit 17 Fahren Tänzerin, es nur bis zum 40. Lebens- thr auf den Brettern aushalten konnte. Dann ^gann der Abstieg. Sie wurde Tierbändigerin, Gonbonverkänferin und vertrödelte alt« Waren. Müde und abgeplagt schleppte sie sich in eine ^»rstadtbaracke, einst hatte sie einen Palast. Sie starb vor zwei Jahren. Als sie einmal kürz vor Mein Tode, in Fetzen gehüllt, ihren Ball, die Moulin rouge, die sie durch ihren Quadrille- Tanz berühmt gemacht hatte, in Begleitung tätiget Freunde wieder aufsuchen wollte, wurde »e von den Kontrollbeamten infolge ihrer furcht- Pierre Bertrand . Wer erinnert sich heute noch an Pierre Bertrand ? Noch vor sieben Jahren war er einer der mächtigsten Menschen seiner Epoche. Als der Ouotidien" noch die große Linkszeitung war, an der die Führer der sozialistischen und Radika­len Partei gemeinsam arbeiteten, da war Pierre Bertrand Chefredakteur desOuotidien".Fort mit Euch, Präsidenten!", schrieb er am 12. Mai 1924 in großer Aufmachung imOuotidien", nachdem am Tage vorher, am Sonntag, den 11. Mai, die Wahlen gegen Poineare entschie­den hatten, und wahrscheinlich wäre Millerand viel länger Republikpräsident geblieben, wenn nicht Pierre Bertrand damals sofort das Lo­sungswort ausgegeben hätte, daß auch er abdan­ken muß. Die heroische Zeit desOuotidien" war bald vorüber. Er bekam Geld der Regierung und wurde von 20 seiner Redakteure verlassen, Pierre Bertrand blieb. Kein Mensch beachtet mehr denOuotidien", der dem Likörfabrikan­ten Hennessh gehört, welcher es in Versailles bei der Präsidentenwahl auf ganze 15 Stimmen brachte. Bor zwei Jahren starb Bertrand. Einige Zeitungen brachten darüber eine Notiz und der Ouotidien" einen Nachruf von etwa zehn Zei- Konzentration in der Autoindustrie. Neben der Rationalisierung und dem Sirukturwandel der Wirtschaft istdieKonzen- tration des Kapitals und die Zu­sammenballung der Betriebe das charakteristischeste Kennzeichen der gegenwärtigen Entwicklung der Weltwirtschaft. Diese Erschei­nung muß die höchste Aufmerksamkeit der Arbei­terklasse Hervorrufen, weil dadurch die Macht des Kapitals gestärkt wird und weil der Kamps gegen das konzentrierte Kapital nur siegreich ge­führt werden kann von einer gut organisierten und aufs höchste disziplinierten Arbeiterklasse, weil der Zusammenfassung der Kräfte auf seilen des Kapitals nur ein Damm entgegengesetzt werden kann durch eine Zusammenfas­sung der Kräfte auf feiten der Arbeiterklasse. Auch in der Tschechoslowakei kann man, wie in allen anderen Industrieländern, diese Kon­zentration des Kapitals und die Zentralisation der Betriebe beobachten. Insbesondere in der Schwerindustrie vollzieht sich dieser Pro­zeß in der letzten Zeit sehr rasch; in allgemeiner Erinnerung ist noch die Vereinigung der Rothau - Neudeker Eisenlverke mit der Berg- und Hütten­gesellschaft. In diesem Konzentrattonsprozeß der Metallindustrie der Tschechoslowakei sind zivei Sammelpunkte entstanden, die Skodawerke und die Böhmisch-Mährifche-Kolben»Tanek-A.-G' um die sich eine Reihe von Betrieben gruppiert. Cs war nun vorauszusehen,»daß sehr bald auch Ver­suche werden gemacht lverden, um diese beiden Großgesellschaften einander näher zu bringen und dies ist nun auf einem Teilgebiet ihrer Pro­duktion, nämlich der A u t o e r z e u g u n g, tat­sächlich geschehen., Mit dem 1. Jänner 1932 wird«in« neue Gesellschaft, dieTschechoslowakische Autoindu- strie-A.-G.", ins Leben treten, deren Gründungs- kapital über 100 Millionen Kronen beträgt und an der sich außer zwei Banken die Banken müssen ja überall dabei sein drei Gesellschaften beteiligen werden, und Mar die Automobilfabri­ken Skoda , Praga(das ist die Böhmisch-Mäh­rische) und Tatra(das ist Ringhosfer). Von den drei Gesellschaften haben im Jahre 1930 Skoda 5500, die Praga 5350 und Tatra. 4050 Automo­bile erzeugt. Die drei Gesellschaften wollen nun die Konkurrenz ausschalten, den Einkauf des Rohmaterials gemeinsam besorgen, die Finanzie­rung der gesamten Unternehmungen gemeinsam durchführen und sich auch über den Verkauf ihrer Waren verständigen, indem jeder Fabrik eine gewisse Erzengungsquote zugebilligt wird. Die Vereinbarungen exstrecken sich aber nicht nur aus den Ein- und Verkauf, sondern auch auf di« Technik der Erzeugung selbst. Die Erzeu­gung soll sich nämlich nur auf bestimnüe Auto- typen beschränken, diese wenigen Typen sollen in Masten erzeugt und dadurch die Produftions- kosteu gesenkt werden. Die drei Fabriken bezif­fern die dadurch erzielte Regieersparnis mit 60 bis 80 Millionen Kronen im Jahr. Gewiß bedeutet die Konzentration der Auto- mobilerzeuMng einen technischen Fortschritt und sie könnte auch einen wirtschaftlichen und sozia­len Fortschritt bedeuten, wenn nicht diejenigen, welche diese Konzentration vollziehen, eben Kapi­talisten wären, die nichts anderes im Sinne haben als die Vergrößerung ihrer Profite. Daß diese Behauptung keine Phrase ist, kehrt am besten die Nachricht eines bürgerlichen Blattes, daß an eine Preisermäßigung der Automobile vorläufig nicht ge­dacht wird. Die Senkung der Produktionskosten, ivelche die natürliche Folge der Konzentration der drei Automobilfabriken ist, wird also nicht zur Senkungder Preise, sondern nur zur Er­höhung der Profite ausgenützt. Würde eine Sen­kung der Preise der Automobile eintreten die Tschechoslowakei wird nachgerade zum Land der teuersten Automobile dann könnte die Nach­frage nach Automobilen steigen, neue Käufer­schichten könnten für das Auto gewonnen wer­den und die Produktion von Automobilen könnte beachtlich gesteigert werden. Eine Selbstver­ständlichkeit wäre auch di« Herabsetzung der Auto­mobilzölle, weil ja durch die Vereinigung dreier großer Autofabriken unsere Automobilerzeugung gegenüber derjenigen der großen Fabriken des Auslandes konkurrenzfähig würde. So aber, wie die Konzentration der Automobilerzeugung in der Tschechoslowakei durchgeführt wird, ist es«ine ausgesprochen kapital! st isch« Fehl­rationalisierung, welche nicht zu einer Erweiterung der Produktion und damit zur Be- lebung der Wirtschaft und zur Einstellung n«u«r Arbeitskräfte, sondern im Gegenteilzum Still­stand in'der Automobilproduktion, zu der durch Rationalisierung bewirkten Entlassung von Arbeitskräften und damit zu einer Verschärfung der Krise führen kann. So wird, jeder technische Fortschritt im Kapitalismus nicht z u m Segen, sondern zum Fluch für Volkswirtschaft und Arbriter- klasse. Plänen des Architekten Wels erbaut wurde, bildet eine Sehenswürdigkeit der Stadt. An der Eröffnungsfeier am Sonntag nahnien zahlreiche Vertreter von Sozialversicherungsein­richtungen und der Behörden teil. Die Glück­wünsche des Fürsorgeministeriums überbrachte Ministerialrat Dr. Menzel, die der Zentral­sozialversicherungsanstalt Dr. Klumpar. Für den Reichsverband deutscher Krankenkassen sprach Abgeordneter Genoffe Taub, der einen Vergleich zog zwischen heute und jener" Zeit, in der sich die Krankenversicherung in den Anfängen befand. Dieses Haus zeigt die Entwicklung des Gedankens der sozialen Fürsorge und wir haben nur den Wunsch, daß der Ban mit seinen zweckmäßigen Einrichtungen immer im Einklang stehe mit dem Geist, den dieses Gebäude ausstrahlt. Es sprachen weiterS Vertreter der Stadt, der Aerzte und der Arbeitgeber, worauf die Gäste einen Rundgang durch daS Gebäude unternahmen, das mit seinen Einrichtungen allgemeinen Beifall fand. Am Nachmittag war das Haus der allge­meinen Besichtigung freigegeben. Hunderte Men­schen hatten sich eingefunden, die die Räume mit großem Interesse besichtigten und sich hievon überzeugen konnten, daß hier, tatsächlich etwas Großes-geschaffen wurde. Rede-Anleitung für lung und Krebs. . Welche Ausschreitungen sich nationalsozialisti­sche Rüpel in ihren Versammlungen trotz der neue» Notverordnung und unter den Augen über­wachender Polizeiorgane in Deutschland leisten können, zeigt der in einem bürgerlichen Blatt er­schienene Bericht über eine Rede, die der nattonal- sozialiftische Reichstagsabgeordnete Obtrpostsekre- tär I e n k e aus Breslau in Feuerbach bei Stutt­ gart gehalten hat. Darin sagte er u. a.: .Ich bin selbst Katholik, aber wir wenden uns gegen die katholischen Schwindler tn der Zentrumspartei, dieser Lumpenbande... Denn Adolf Hitler im Herbst oder etwas später die Macht in den Händen haben wird, dann wer­den wir erleben können, daß die Sozis und das Zentrum, diese S ch w e i n e b r u t, die ersten mrd, die eine Spionagczentrale von Polen und Frankreich gegen unseren deutschen Adolf Hitler , diesen herrlichsten Menschen, einrichten. Aber wir werden ihnen Saures geben... Die Schwarzen und Roten haben uns zugrunde ge­richtet. Die Schwarzen und Roten sind cs ge­wesen, die die Krankenscheingebühr von fünfzig Pfennig gebracht haben. Haut sie in die Fresse, daß sie bald abziehen!" , Zur Außenpolitik sagte er:Wir wer­de» den Franzosen und Amerikanern erklären: wir bezahlen vom nächsten Vierteljahr ab keine Reparationen mehr! Wenn die Franzosen­hunde dann einmarschieren, dann werden wir den Guerillakrieg beginnen; wenn diese allein kommen, werden wir sie mit der Mistgabel hin- ansjagen. Wenn der Kaiser im Lande geblieben wäre, dann hättrn wir heute keine Bonzen im Lande." Zur Innenpolitik aber verkündete er folgendes:Wir werden das Volk aufklären, der kommunistische Bruder wird seinen großen Irr­tum noch einsehen." Die Führer der Sozialdemo­kratie will er dagegenin ihrem eigenen Fett s ch m o r r e n." Der deutschen Jugend ver­sprach er dieses:Wir werden unsere deutsche Ju­gend wieder erziehen; wir werden die zweijährige Arbeitsdienstpflicht einführen und dort wird dann .der Schliff nachgeholt, der unserer heutigen Ju­gend fehlt. Wir werden dafür sorgen, daß die 'Jungens von ihrer Arbeit von morgens bis abends 8 Uhr s o m ü d e w e r d e n, daß es ihnen dann nicht mehr einfällt, noch mit den a u s g e- Mergelten Mädels auszugehen." Dieser Jenke scheint ein Prachtexemplar der bei den Hakenkreuzler» üblichen FührerauSlcse zu sein. if f» HHl. ----- 2er Reichserziehungsbeirat der Lettischen sozialdemokratische» Arbeiterpartei hielt am Montag, den 8. Juni, in Prag eine Sitzung ab, in der er sich mit sehr wichtigen SrziehungSfragen beschäftigte, wobei er unter anderem auch gegen den Tramperlaß der Herrn Kubat in einer Entschließung Stellung nahm. Die Entschließung lautete: Der Herr Landespräsident Kubat- hat«S als notwendig erachtet, der sonnenhungrigen Arbeiter- und Großstadtjugend die Freude an oen Schönheiten der Natur mit einem sitten- und gesetzwidrigen Erlaß zu vergällen. Dieser sogenannte Tramp-Erlaß ist geeignet, die Wanderbewegung auf daS schwerste zu schädi­gen, die daS beste Mittel gegen die gesundheits- und sittenverderbenden Erscheinungen der kapi­ talistischen Gegenwart ist. und vor allem der Fugend Gelegenheit gibt, der trüben Sexual- sphare.der Kinos, der Tanzsäle und der Alkohol­stätten zu entfliehen. Die Sittlichkeit wird nicht verletzt von Men­schen, die sich in der Sonne baden, die ihren vom 8ft die Notverordnung tragbar? Die sozialdemokratische Reichssrattion vor einer schweren Nntscheidung. Berlin , 8. Juni. (Eigenbericht.) Die einge ­hende Befassung mit der neuen Notverordnung zeigt immer deutlicher, wie schwer die Lasten sind, die sie den arbeitenden Massen zumutet. Die Notverordnung ein außerordentlich um ­fangreiches Druckstück scheint in den einzelnen Ministerien entstanden zu sein, ohne daß man sich in der Reichskanzlei dann Zeit nahm, das Ganze organisch zu verbinden. So kommt es, daß man erst nach einiger Zeit die Größe der Gefahr für die Sozialversicherung erkennt. In der Arbeitslosenversicherung sollen 400 Millionen gespart werden, was praktisch der Herabsetzung der Leistungen um 25 Prozent gleichkommt. Erheblich sind auch die Kürzungen in der Krisenfürsorge. Bei den Kriegsbeschädig ­ten beträgt die Rentenkürzung etwa fünf Pro ­zent. Schwer betroffen werden die jungen Ar ­beiter, die bis zum 21. Lebensjahr keine Un ­terstützung bekommen sollen. Auch die Krisensteuer trägt mastenfeindlichett Charakter. Die Lohnsteuerpslichttgen, also die Arbeiter, Angestellten und Beamten, werden viel schärfer herangezogen als die veranlagten Steuer ­zahler, also die Gewerbetreibenden, Landwirte und Unternehmer. Befremdend ist auch der Er ­laß der Erwerbrlosenbeiträgefür die Kohlenindustrie, die eine Verbilli ­gung der Preise herbeiführen soll. Der Verdacht iiiiimMmmiiiitiimiHniiiHiimmHHimMffimMHHminttmnmmMiinmHniiiiimiiiiiiiHimiiiiHiHminMiiuKHitHiiiHiiiuiimiiiHiiiniHnHHiiiiininittiiHiimimiiiiiiniHiiHiiiiiuiiiiiiiiiiuiiiiitiuiuiiii erquickenden Wasser anvertrauen, in Hütten, unter Zelten oder im Freien schlafen, sondern von jenen, die daran Anstoß nehmen und der Meinung huldigen, das Beisammensein der Ge ­schlechter in der freien Natur müsse sich in jenen entsittlichenden Formen vollziehen wie an den Vergnügungsstätten der Reichen. Wer hinter der Freude an der Natur, hinter der Freude am Wan ­dern Unsittlichkeit vermutet, der setze sich ihren Gefahren nicht auS, sondern bleibe zu Hause. Er bestelle auch nicht Gendarmen, die, um Unsitt ­liches finden zu können, nacht» in die Hütten brechen und schnüffeln müssen. Für den Erlaß des Herrn Kubat bestand keine Veranlassung. Jeden ­falls haben weder hie wandernde Jugend noch die wandernden Erwachsenen einen solchen Anlaß gegeben. Der Anlaß wurde nur genommen: von naturfremden Sittlichkeitsschnüfflern und welt ­fremden Bürokraten. Der Tramp-Erlaß des Herrn Kubat, der vor allem die kargen Sonntags ­freuden der Arbeiter bedroht, ist schon deshalb überflüssig, weil die bestehenden Gesetze jur Be ­seitigung tatsächlicher Unzukömmlichkeiten voll ­kommen genügen. An der Tatsache, daß der Kubat-Erlaß dar Wandern gefährdet und die Freude an der Natur mit Hilfe der Gendarmen bekämpft, ändert cmch der Beifall nicht», den ihm die deutschen Ratto ­nalsozialisten spenden. Der Reichserziehungs ­beirat der Deutschen sozialdemokratsschen Arbei ­terpartei fordert darum die schleunigste Auf ­hebung des Erlasse-."