Seit« 4.Sonntag, 12. Juli 1931.Nr. 161.Fünf rote und 26 Verletztedurch einen Rennfahrer.Buenos Aires, 11. Juni. Während einesAutomobilrennens fuhr gestern ein Wagen infolge falscher Steuerung in die Zuschauermenge, wobei fünf Personen getötet undzwanzig verletzt wurden.Dünkirchen stellt Prag in den Zchatten.Luftmanöver, di« eine Ahnuug des Zukunftskrieges geben.Paris, 11. Juli. Ueber Dünkirchen fandenvorgestern Lustmanöver statt, die den Schutz derStadt gegen Luftangriffe zeigen sollten. Obwohldie Manöver wegen schlechter Witterung nurtagsüber und nicht, wie vorgesehen, auch nachtsduvchgeführt werden konnten, soll sich aus ihnenschon ergeben haben, daß es möglich sei, eineStadt mit 20.000 Einwohnern, wirDünkirchen, in weniger als einer Haschen Stunde.durch Bombenflugzeugedem Erdboden gleichzumachen. DiesesErgebnis ist der Bevölkerung zurKennt-nis gebracht worden.Millionen Bttder'Diebstahl.Frankfurt a. M., 11. Juli. Aus der Billades Generaldirektors Dr. Caspar in Sindlingen sind gestern ein Original VanDyk im Werte von 200.000 Maik und ein«hter Antonis Palamedes im Werte von40.000 Mari gestohlen worden.Drei Kuder fahren mit einen Lastautoin den uaffen Tod.Eich(Kreis WormS), 11. Juli. Ein entsetzliches Unglück hat sich gestern abends hier ereignet. Der Lastkraftwagen eines Fuhrunternehmers fuhr mit etwa 100 Zentnern Kiespach EimSheim. Der Chauffeur hatte acht Kinder aus Einsheim zu ihrem Vergnügen mitgenommen. Am Rhein, in der Nahe von Eich,kam der Lastkraftwagen plötzlich ins Rutschen undsackte die Uferböschung in den Rhein hinab. DemChauffeur gelang es im letzten Augenblick, einenTeil der Kinder vom Wagen herabzureißen, dochkonnte er nicht verhindern, daß drei Kindermit dem Automobil in den Flutendes Rheines verschwanden und ertranken. Die Rettungsversuche waren erfolglos.Prager Nachtklubs.Di« Jagd nach dem Nervenkitzel.— Dasandere Gesicht dieser Zeit.Wir haben unlängst von den Ausgestoßenen,den Verdammten berichtet, die an der Peripheriedieser Stadt ihr jämmerliches Leben fristen, inStrohschobern, Erdhöhlen, Ställen und Kanälen,schlafen, wie Tiere krepieren und mit der menschlichen Gesellschaft nur durch den polizeilichenGummiknüttel in Verbindung stehen.Nun— wir wollen gerecht fein. Diesemdüstern Bild soll ein lichteres folgen. Wir wollenvon anderen Prager Nächten berichten,die gleichfalls nicht jeder kennt und zu deneneinem nur der Zufall die Tür öffnet. Erhebenwir uns von dem Auswurf der Gesellschaftzu ihren Spitzen! Erfreuen wir uns an demlaunigen Zeitvertreib dieser gesellschaftlichenCreme!»Der„Nachtklub" ist Importware. Werdas Berlin der Inflationszeit kannte, weiß,.was dieses Wort bedeutete. Findige Unternehmerhaben diese Art von Betrieben bis heute zu erhalten gewußt.Was ist ein'„N ach t k l u b?"Vor allem eine Spekulation auf den S n o-b i s m u s seiner Besucher. Im Nachtklub ist zuhaben: Suff(Pardon!: Champagner), Spielund Weiber. Eben jene Artikel, die man injedem Massage-Salon und jeder Bar zu kaufenbekommt.Ja aber— der Nachtklub bietet doch seinenBesuchern einen neuen Reiz u. zw. den R e i zdes Verbotenen. Er spielt nämlich denverruchten Lasterwinkel. Kitschigste amerikanischeFilmaufnahmen. Der Neueingeführte muß sich utein Mitgliedsbuch eintragen, muß Stillschweigen geloben u. dal. Unfug mehr. Das einzigGesetzwidrige, das sich hier begibt, ist höchstens derUmstand, daß dieser„K l u b" nicht nach dem.Vereinsgesetz angemeldet ist.'Nach den Aufnahmezeremonien gelangt man ins Innere der„K l u b r ä u m e". Esist eine Art Bar, die auch einige Spieltische enthält, an denen etliche distinguierte Herren geradedamit beschäftigt sind, einige Tausender anzubauen. Einige gefällige Damen(Taxe ab 300 X,wie mir mein einführender Bekannter verrät),leisten ihnen freundliche Gesellschaft. Alles das istüber die Maßen albern und geschmacklos und bewegt sich beiläufig auf dem Niveau des„S t i m-M un gs zauber s" eines Provinzbordells.Dann führt map mich weiter. Der Neben?raum ist eine große Tanzdiele. Der transparente Glasboden, der von unten erleuchtetwird, ist wie ein Schachbrett in schwarzeund weiße Felder geteilt. Hier kann man doppelteFreuden erleben, oder auch dreifache. Man kanntanze», man kann Bargetränke zu sichnehmen(je 25 X), und man kann endlich wetten. Die Felder des Tanzbodens sind numeriertpuh von,ZA M Zeit bricht die Musikah, wormrfdie Paare sofort regungslos stehen bleiben. Mankann zu Beginn des Tanzes auf ein bestimmtesPaar setzen(die Paare tragen Nummern!), ob esauf eine gerade oder ungerade Nummerstehen bleiben wird, ob die betreffende Ziffer desFeldes über 20 oder unter 20 liegt u. dgl. mehr.Ich habe Tausender und viele Tausender hin undher gehen sehen.Ein Herr lädt mich zu einer Wette ein. Ichdanke und verlasse das Lokal.—Ich stehe unter steiem Himmel. Ich denke andie Tausende, die heute die zerschlagenen Gliederim taufeuchten Gras betten, die kein Dach überden Kopf haben, an die Tausende, die keinen Bissen im Niagen haben. Ich denke an die Millionenarmee des Elends.—Mir klingt der erste Vers der„Internationale" im Kopf„Wacht auf,!" Ja, wachtauf! Geo.Genosse Dr. Czech, Minister für soziale Fürsorge, empfängt ab 13. ds. bis auf Widerrufkeine Besuche.Die Moskowiterpresse bringt anläßlich desTodes des Genossen Austerlitz sein Bild und dazueinen Text, in dem sie es nicht unterlassen kann,darauf hinzuweisen, daß unter Austerlitz' Leitungdie„Arbeiter-Zeitung" 1914„f u r d e n K r i e g"emgetreten sei. Ohne auf den Inhalt der Beschuldigung einzugehen, daß die„Arbeiter-Zeitung"für den Krieg eirmetreten sei(sie ist natürlich nicht für den Krieg, sondern im gutenGlauben für di« Landesverteidigung eingetreten),möchten wir die Herrschaften nur daran erinnern,was ihre Parteigenossen 5meral, Cachin undeine Reihe anderer damals getan haben. DerCachin ist sogar als Agent der französischen Regierung nach Italien gefahren, um dieses Landm den Krieg zu hetzen! Die Herrschaften mögendoch in ihrer spitzeldurchsetzten, von zweifelhaften„Führer"-Kreaturen nur /o wimmelnden Parteinicht mit dem eigenen Mist nach einem Totenwerfen, der im Kampf gegen den Kriegund für die Vorbereitung der Revolution mehrgeleistet hat als all das Gelichter, das sich heutemit dem Firmenschild Moskaus zwischen Hamburg und Wien hevumtreibt!„Rur weilchenweise zurückhaltend". DasTschechische Preßbüro, das für unserGeld keine anderen Sorgen hat, berichtet aufdrei Manuskriptseiten über den Aufmarsch tschechischer Sokoln in Paris. In diesem Bericht heißt es unter anderem:„Aus den Fenstern der Häuser sahen demZuge eine Menge von Angestellten zu.DiHe aber, da sie nicht genau darüberorientiert waren, welcher Nationalität diesonmgebräuntv und originelle nationale Expedition angehört, gab nur weilchenwcisezurückhaltend ihre Sympathie» fürdie Marschierenden kund"Aber wenn die Angestellten gewußt hätten,daß der Sprecher d^r Sokoln, ein HerrMüller war— Mitglied des Vorstands—hätten sie ihrer Begeisterung sicher die Zügelschießen lassen...Das sieht dem Wolf-Verlag ähnlich! Unswird geschrieben: Gegen den ZeitungsverlagWolf in Saaz, der i>m Auftrage der PragerRegierung in der deutschen Provinz der Tschechoslowakei eine Anzahl von Zeitungen herausgibt,laufen, wie uns berichtet wird, gegenwärtigmehrere von ehemaligen Ang« st eilten, bezw. Redakteure« dieser Blätter eingebrachte Klagen aus Zahlung r ü ck st ä n d i g e r Gehälter, die ineinzelnen Fällen bis über 10.000 Kronen betragen. So hat der bisherige Leiter des„Reichenberger Tagblattes", einer Kopfausgabe derSaazer Regierungsblätter, gegen den Verlag eineKlage auf Zahlung eines Betrages von 12.000Kronen eingebracht, der Schriftleiter der vomgleichen Verlage herausgegebenen„Elbezeitung"in Bodenbach-Tetschen eine rückständige Gehaltssumme von 9000 Kronen eingeklagt und einzweiter Redakteur des gleichen Blattes einenBetrag von 8500 X, urw di« derzeit in Wenlebende Witwe eines Redakteurs der für die westböhmischen Kurorte ins Leben gerufenen„BÄ>er-zeitung" des Wolf-Berlages hat gleichfalls dieHilfe der Gerichte gegen den Saazer RMerungs-verlag in Anspruch nehmen müssen. Nicht uninteressant in diesem Zusammenhang« ist es zuerfahren, daß das in der Affäre der„R o l a n d"-Kreditgenossenschäft in Wir so starkbelastete und in Haft genommene EhepaarLanger noch zur Zeit seiner Wirksamkeit fürdie Genoffenschaft im Dien st e des SaazerWolf-Verlages stand und es durchzusetzenverstand, daß nicht nur die vom„Roland" herausgegebene Monatsschrift in der Saazer Staatsdruckerei hergestellt wurde, sondevn daß Drucksortenaufträge um mehrere 100.000 Kronenebenfalls der Saazer Regierungsdruckerei überschrieb«» wurden.Eckeners Rordpolflug. Der Polarflug desLuftschiffs„Graf Zeppelin" wird kurz nachdem 20. Juli beginnen. Die Reiseroute führtüber Berlin-Staaken, Leningrad nach derInsel Nowaj Semlja, von dort über dieWiese-Insel zur Nordspitze des noch voll-konrmen unbekannten„N o r d l a n d s". Ueberden neusibirifchen Inseln wird das Luffchiffwenden, um nach Leningrad zurückzukehren. DasZusammentreffen mit dem russischen Eisbrecher„Malygin", mit dem Post und möglicherweiseauch ein Passagier ausgetauscht werden soll, istin der Nähe der Wiese-Insel beabsichtigt. Vielleicht kommt es auch, günstige Wetterbedingungen vorausgesetzt, zu einer Landung auf demaffessrffffss, wie sie das Luftschiff auf dem—zMWasser, wie sie das Luftschiff auf dem Bodenseebereits mit Erfolg durchgeführt hat, Der Eis brecher„Malygin" wird das Luftschiff„GrafZeppelin" durch funkentelegraphische Uebermitt-lung meteorologischer Angaben unterstützen undvom Zeppelin Mitteilungen über die beobachtetenEisverhältnisse erhalten. Die wissenschaftlichenAufgaben der Fahrtteilnehmer des Luftschiffeserstrecken sich auf magnetische, geographische undmeteorologische Untersuchungen. In der Gegendder Neusibirischen Inseln soll festgestellt werden,ob sich auf der Fahrtstrecke weiteres Land befindet. Dr. Eckener hat die Gesamtleitung desUnternehmens, die wissenschaftliche Leitung derrussische Professor Sa m o i l o w i t s ch. Für alleFalle führt das Luftschiff eine vollständige Polarausrüstung mit an Bord. Die Expeditionsdauerwird auf etwa sechs Tage berechnet.Mit dem geswhlenen Motorrad in den Tod.In der Freitag-Nacht stahlen in Leipzig-Lindenau zwei Männer ein vor einem Kaffeehausstehendes Motorrad und fuhren damit in schnellem Tempo davon. Der Fahrer verlor die Gewalt über das Rad und fuhr mit aller Wuchtgegen eine Wand. Beide Männer erlittenbei dem Sturz so schwere Verletzungen, daß dereine auf dem Transport, der andere kurz nach derEinlieferung in das Krankenhaus starb. DiePersonalien der Toten konnten noch nicht festgestellt werden, da sie keinerlei Papiere bei sichhatten.Blutiger Milchkrieg. Durch die Explosioneiner Bombe, die von einem vorüberfahrendenAutomobil in die Lagerräume einer Milchgesellschaft geworfen wurde, ist in Alabama(USA.)eine Negerin getötet und eine große Anzahl Personen verletzt worden. DiePolizei führt das Attentat auf den von den hiesigen Milchlieferanten geführten Preiskriegzurück. Dieses Attentat ist das dritte,das in Birmingham seit Ausbruch des„Milchkrieges" verübt worden ist.Die Wetterkatastrophe im Unterelbegebiet.Die Schäden, die durch-das Hochwasser, die Regenfälle und die Stürme im Unterelbegebiet angerichtet wurden, sind zum Teil noch größer, alsman anfänglich angenommen hat. Auch mehrere Menschenleben fielen dem Hochwasserzum Opfer. Zwische Buxtehude und Altklosterkenterte ein Paddelboot. Von den beiden Insassensst ein elfjähriger Knabe von der reißenden Este, die durch das Hochwasser stark ange-schwollen war, fortgerissen worden. Die Leichekonnte noch nicht geborgen werden. Auf einerWiese in Tsste spielten mehrere Kinder, als plötzlich ein vierjähriges Mädchen von derstarken Strömung ersaßt würde und ertrank. DieLeiche wurde ebenfalls noch nicht gefunden. BeiRendsburg sind an der unteren Eider an mehreren Stellen die Deiche gebrochen und weiteSandflachen überflutet worden. Auf der StreckeOttendorf—Altenbruch ist ein. Stück. des Bahn-dammez unterspült und abgetrieben Wörben.Der Prozeß gegen die Mörderin des Schriftstellers Hofer. Am 13. Juli wird vor dem Geschworenengericht in Graubünden imKanton Chur der Prozeß gegen die Engländerin Frau Boulton wegen Ermordungdes Schriftstellers Kuno Hofer eröffnet werden.Gegenstand des Prozesses bildet folgende Begebenheit: Am 9. Jänner 1931 abends hört, manin einem der großen Hotels des Kurortes St. Moritz fünf Schüsse, als mandiesen nachging, fand man den Schriftsteller KunoHofer von vier Schüssen durchbohrt in seinemZimmer auf. Neben ihm lag eine Dame, ebenfalls mit einer Schußwunde. Man hielt sie fürtot, sie erlangte aber ihr Bewußtsein wieder undwurde in das Krankenhaus in Samaden gebracht.Die Untersuchung ergab, daß es sich bei derSchwerverletzten um eine Engländern namensBoulton handelte, die Hofer noch von früher herkannte.; Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß die Boulton auf Hofer vier Schüsse abgab, wovon, ihn drei in die Brust und einer inHals trafen. Mit dem fünften Schuß wollte sieSelbstmord begehen. Ueber ihr Verhältnis zuHofer liegt eine umfassende Korrespondenz vor,die im Laufe des Prozesses eine große Rolle spielen dürfte.Sbeinwürfe gegen das amerikanische Kon.sulat in Köln. Ein Fenster des hiesigen amerikanischen Konsulats in Köln wurde Freitagnachmittags durch Steinwürfe zertrümmert.Die Tater, vermutlich Kommunisten(aber Wohlmindestens ebenso.vermutlich" Hakenkreuzler,d. Red.), konnten bis jetzt noch nicht ermitteltwerden. Die polizeilichen Erhebungen' find imGange.— Später wurde festgestellt, daß einKonsulatsbeamter leicht verletztwurde; der Polizeipräsident hat dem amerikanischen Konsul sein Bedauern ausgesprochen.Die Zahl der Ehescheidungen wächst. Nachder vorläufigen Erhebung des Statistischen Staats-amtes wurden im Jahre 1930 in der Tschechoslowakei 2704 einverständliche(im Jahre1929— 2546), 2558(2316) nicht einverständlicheEhescheidungen, und 5558(5379) Ehetrennungengerichtlich ausgesprochen sowie 24(37) Ehen fürungültig erklärt. Die Gesamtzahl der Fälle einerAuflösung des Ehebandes(10.844) erhöhte sich imVergleich zum Jahre 1929 um 5.5 Prozent.Mord- und Selbstmordversuch. In Wistritz,Bezirk Teplitz, wurde am Freitag früh an einemFelsrande in der Nähe des Hauses„Anhöhe" diesiebzehnjährige Arbeiterin Leopoldine C h o r w a tmit zwei Kopffchüssen tot aufgefunden. Neben ihrlag mit einer schweren Kopfverletzung der zwanzigjährige Glasarbeiter M. Weingart. Weingartwurde in daö Krankenhaus transportiert, währendman die Tote in die Totenkammer brachte. Es wirdangenommen, daß es sich um eine Liebestragödiehandelt und die beiden einvernehmlich aus demLeben scheiden wyllten,Vom RundfunkEmpfehlenswertes aus den Programmen.Montag.Prag. 11.3V: Schallplatten, 13.05: Schallplatte«,18.25: Deutsche Sendung: Pfleghörl: DasKonzertleben im deutschen Gebiete des Staates,20: Popul. Arien, 21.30: Violinkonzert.— Briimr.18.25: Deutsche Sendung: Dr. Tirala:Hygienische Bedeutung der Siedlung, 21.30: Arienund Lieder.— Pretzburg. 14.30: Orchesterkonzert,18: Kammermusik.— Berlin. 14: Furtwänglerdirigiert(Schallplatten), 16: Solistenkonzert.—München. 16.20: Solistenkonzert, 20: Die Tanzgräfin, Operette von Stolz.— Moskau. 19.20:Konzert.Ei« Opfer Mussolinis. Auf österreichischem 1Boden in der Nähe des 3050 Meter hohen Hoch- 1joch(Oetztaler Alpen) wurde die Leich« deS>Meraner Rechtsanwaltes Dr. L u ck n e r gefun-1den. Luckner war ein Führer des Deutschtums in ISüdtirol, nachdem er früher als Abgeordneter dem IWiener Nationalrat und dem Tiroler Landtag an- Igehört hatte. Durch die angeordnetc Einführung 1der italienischen Sprache als ausschließliche'1Gerichtssprache in dem rein deutschenSüdtirol wurde ihm wie den meisten seiner ein- 4gesessenen Kollegen die Ausübung des Anwalts- Dberufes praktisch unmöglich gemacht, aTrotzdem verweigerte ihm die faschistisch.!Regieung die Ausreiseerlaubnis. Um dem Vvölligen Ruin zu entgehen, flüchtete er heimlich 1über das Hochjoch, doch war sein Herz den An- Istrengungen dieser Flucht nicht gewachsen und er lstarb kurz, nach Ueberschreitung der Grenze auf! ßösterreichischem Boden an Herzschlag. Luckner-1wurde das Opfer des Regimes Mussolinis, für ba§ t 1sich die Nationalsozialisten begeistern und mit dem Isie sich verbünden wollen.-Trampversammlung. Man kann über dieAuswüchse des sogenannten Tramping verschie-ßdener Meinung sein; es sei auch manchem alten- lHerrn unbenommen, prinzipiell in Personen der» tschiedenen Geschlechtes etwas Unzulässiges zu er- 1blicken, wenn sie„an Orten, die der Oeffentlich- lkeit zugänglich sind" oder„in Zelten, Hütten, zu. dgl. lagern"; eines aber ssei offen heraus- egesagt: die Polizei muß aufhören, der Jugend/jdie in einer demokratischen Republik das ver-|fassungsmäßig geheiligte Recht haben muß, gegen-]einen Erlaß zu kämpfen, dessen Gesetzwidrig-!keit aufliegend ist, nichts anderes, als den IPendreck zu zeigen. In der Versammlung, die|am Freitag im Narodni Dum in Prag-!Weinberge stattfand, wurde sehr faßlichjüber die L<me der proletarischen Jugenobewe-Mgung polemisiert, viele Beschwerden wurden.»gegen die Sicherheitsbehörden ohne sonderliche'sGehässigkeit erhoben und besonders sympathischhat die Energie berührt, mit der sich alle Red--- 1ner gegen die- offene und fit der Skautbewe-.S|gung venappte vormilitärisch« Jugend«erziehung ausgesprochen haben. Vor dem■'Versammlungsort war die Straße von bis an. jdie ZähNe bewaffneten Polizisten flankiert, esßwaren sogar anfallend viele Motorräder auf-1)geboten und alle Zugänge in die innere Stadt zewurden hermetisch abgesperrt, damit die„vor- snehme City" nicht am Ende gar daran erinnert!werden könnte, daß es noch viele Tausende Pro-Dletarischer Jugend gibt. Gleiches Recht für alle:»wenn zu den singenden und militärisch aufziehen- H.den Skauts sogar Minister in offizieller Sen-1düng gehen, wenn man ihnen gestattet, früh- Imorgens die öffentliche Ruhe mit ihren Kapel-ilen zu würdigen, dann dark mau Wohl verlan-1gen, daß der Staat für Proletarier nicht gründ-1--los ein kostspieliges Polizeigaudium aufbietet, Idas ja ohnehin nicht lebenswichtig sein kann.Die Prager Freiwillige Rettungsgesellschaftauf dem Mtstädter Ring teilt mit. daß außer der!bisherigen Telophoimumnxr 6072 7 noch die neu« ITelephomiummer 6 4282 gerufen werden kann.Hitzewelle in Jugoslawien. Die Balkanländer tleiden zur Zeit unter einer'schweren Hitzewelle. In!Südflawien stieg das Thermometer auf 40 Grad|im Schatten. In verschiedenen Orten wurden Per-Zfönen durch Blitzschlag getötet oder schwer verletzt.Mehrere Bauerngehöfte wurden eingeäschert.Auf dem Gipse! der WettEine neu« Großtat in der Bezwingung der höchsten Gipfel der Erde ist dem englischen BergsteigeriFranz Smythe und einer kleinen Schar von,Gefährten gelungen, indem sie den 7762 Meterhohen Berg Kämet im Himalaja bezwangen.Es ist dies der höchste Fleck der Erde, auf der«bisher ein Mensch seinen Fuß gesetzt hat. Bon die-,fer Spitze aus hatten die Bergsteiger ,^>as groß',artigste Panorama, das bisher von einem sterblich eistAuge erschaut worden ist". Dem erreichten Ziel entsprechend waren di« Anstrengungen außerordentlich..Di« Steilheit der Felsen, auf denen sie emporkletter-sten, der weiche Pulverschnee, in den sie bis zu de»Knien emsanken, das Aushauen der Stufen, in denvereisten Schnee, wobei jedes AuSgstiten den Todsbedeutet hätte, die Furcht vor Lawinen, die furchtbare Kälte des Windes, die zu dem eisigen Hauchsder'Luft hinzutrat, die vollständig« Stille und dasschaurige Gefühl der Einsamkeit— all dies vereinigte sich mit den ungeheuren körperlichen Anstren-!gungen, die nnr die Hoffnung auf den endlichen Er->folg sie überwinden ließ. Als di« Engländer Smythe,'!Shipton, Holdsworth und die eingeborenen Trägers■!■Lewa und Nima Dosti diesen Gipfel der Welt fasterreicht hatten, überließen die Engländer dem Trost lger Lewa, der sich besonders ausgezeichnet hatte, dstj!’Ehre, als erster Mensch seinen Fuß auf den Gipst!;!zu setzen.„Es war", so bemerkt Smythe,„die geringste Entschädigung, die wir diesen glänzendenMitarbeitern gewähren konnten, denen wir so viel«verdankst»."