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Kapitalismus

und Sozialismus.

Eduard Heimanns neuestes Buch.

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Dienstag, 1. September 1931.

Parteigenoffin!

ist Deine Tochter

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Nr. 203

Parteigenosse!

- Dein Sohn schon in den Reihen der sozialistischen   Arbeiterjugend,

ist fie( er) schon Mitglied des ..Sozialistischen Jugendverbandes?"

Das Lebenswert des Handarbeiters. Ein Kammerjäger erlegt 250.000 Ratten.  - Ein Journalist schreibt 27 Millionen Wörter. Eine Schneiderin macht ungezählte Millionen Nadelstiche. Wer unter uns hat sich schon einmal flar ge-| Baufe eines Jahres? Ein bekannter Journalist E. Heimann, dessen im Jahre 1929 er­fchienene Soziale Theorie des Rapita macht, eine wie ungeheure Summe von Arbeit im hat ausgerechnet, daß er in den letzten sechsund­lismus großes und bleibendes Interesse erweckte aufe eines einzigen Menschenlebens geleistet wird? dreißig Jahren jährlich durchschnittlich 750.000 und die sozialistische wie fortschrittliche Deffentlich- Stürzlich starb ein berühmter Chirurg, der in Wörter geschrieben hat, was insgesamt also etwa teit lange Zeit beschäftigte, hat mit seinem neuesten seinem Leben zehntausend Operationen ausgeführt 27 Millionen Wörter ausmachte. Wenn man be­Buche Kapitalismus und Sozialismus*) eine wei- hat. Eine ans Wunderbare grenzende Zahl. Selbst rechnet, daß ein Roman im Durchschnitt nur 60.000 wenn man ihm vierzig Arbeitsjahre als Chirurg Wörter enthält, so hätte mit diesem Wortaufwand tere Höhe erklommen. Das Buch eigentlich nur eine Sammlung von Reden und Aufsätzen zur zubilligt, kommt dann immer auf den Tag noch ein Lebenswert von etwa 300 Romanen geschaffen werden können. Wenn man die Grundlage von Wirtschafts- und Geisteslage" unserer Zeit, gehört beinahe eine Operation. Ein Kammerjäger, der über seine Tätig- 60.000 Wörtern annimmt, kann man auch ausrech­durch Gruppierung des Materials, durch Jdeen­reichtum und seine Zeitnähe, zu den wesentlichsten feit genau Buch führt, weist nach, daß er im Laufe nen, daß eine sehr bekannte Schriftstellerin, die von diese Bedingungen sind aber im Privateigentum an der letzten Jahre 5435 Ratten gefangen hat. Da einer noch bekannteren illustrierten Wochenschrift den Produktionsmitteln zusammengefaßt und so wird der neueren marxistischen   Literatur. er, ein fünfundsechzigjähriger Mann, seine Tätigkeit für ihren letzten Roman 130.000 Mark bekommen die Arbeiterbewegung notwendig zur sozialistischen feit seiner Schulzeit ausübt, also etwa vierzig Jahre haben soll, ein Honorar von zwei Mark pro Wort Bewegung, weil eine dem Privateigentum entgegen­der Arbeit in diesem Fach hinter sich hat, muß er verbuchen kann. Es fließt also wirklich Silber aus gesetzte Ordnung nun als Bedingung für die Durch­annähernd 250.000 Ratten zur Strecke gebracht ihrer Feder. Wenn dieses Honorar der übliche sehung des Anspruchs auf Arbeitswürde erscheint... haben. Man stelle sich diese Menge auf einem Satz wäre, würde keiner unserer Schriftsteller mehr Das Buch will aber Beiträge nicht bloß zur Geistes, sondern auch zur Wirtschaftslage Haufen vor. Da man ausgerechnet hat, daß eine über schlechte Zeiten klagen. unserer Zeit liefern, wie auch der Verfasser nicht Einen Rekord an Lebensarbeit hat eine Frau bloß ein Ideologe in engerem Sinne( etwa mit der Ratte jährlich etwa zwanzig Mark Schaden anrich­tet, läßt sich der Wert seiner emsigen Kleinarbeit ebenfalls zahlenmäßig errechnen: er hat dem Volks- geleistet, die nicht weniger als acht und sechzig Ausschließlichkeit eines Paul Tillich   auf rein­vermögen mindestens fünf Millionen erspart, wenn in der aufgezogen hat. Dreiundzwanzig von ideologische Probleme), sondern zugleich auch Pro­man ganz davon absicht, daß die 250.000 Ratten diejen Kindern waren ihre eigenen, siebzehn brachte fessor der Volkswirtschaftslehre ja auch schon entsprechende Nachkommen gehabt ihr zweiter Mann mit in die Ehe und achtund der Hamburger Universität   ist. Und wie auch seine haben würden, die mit Zins und Zinseszins eben- zwanzig hatte sie als Pflegekinder angenommen. Ethik und Dialektik, so zeichnet sich auch die Wirt­Es ist nicht ganz einfach, sich auszurechnen, wieviel schaftsauffassung E. Heimanns durch eine große falls Schaden angerichtet hätten. Liter Milch sie im Laufe all der Jahre gekocht, Wirklichkeitsnähe, durch ein tiefes, weltanschaulich wieviel Bäder sie bereitet, wieviel Windeln sie ge- verwurzeltes Verantwortungsgefühl vor den Tat­waschen, wieviel Kleider sie geflickt hat. sachen und Entwicklungstendenzen des Lebens aus. H. betrachte z. B. die verkehrswirt=

zubor".

Versuchte das Soziale Theorie des Kapitalis mus eine Theorie der Sozialpolitik" zu geben, ist es damit ein eminent praktisches Buch( freilich auch als solches ein tiefverwurzeltes und fest begründetes), so ist dies Kapitalismus und Sozia­lismus hauptsächlich eine theoretische Auseinander­sehung mit den Problemen von heute: unserem sozialen Dasein, das mehr Arbeitswelt ist als je Um Heimanns geistesgeschichtliche Stellung und volle Bedeutung verstehen zu können, hätten wir uns die Zeitprobleme des wissenschaftlichen Sozia lismus, des lefendigen Marxismus, zu vergegen­wärtigen. Im Rahmen einer Buchbesprechung müssen wir aber davon absehen und uns mit einer Charakterisierung von Heimanns lebensnaher und gedankenreicher Persönlichkeit auf Grund seiner neuesten Veröffentlichung begnügen.

Eduard Heimann   ist einer der bedeutendsten, da zeitnotwendigsten Margisten, weil er eben in

Bejahung der Willensfreiheit, der Marg freien ethischen Persönlichkeit, für optiert.

Ein Maurer legt in vierzig Jahren mehr als vier Millionen Ziegelsteine, er könnte, wenn er die ganze Arbeit an ein Gebäude verwendete, ein ganz repräsentatives Bauwerk fertigstellen.

wird zugleich der Lestand des Ganzen bewahrt und erneuert."( S. 186.)

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Kinder

A. S. wwwwwww

gen, die der historischen Gestalt aus ihrem Ursprung notipendig und wesenhaft eingeboren sind." So müsse auch das Interesse" des Proletariats auf eine ihm wesensgemäße Art und Ordnung des Lebens gerichtet sein, nicht fraft irgendwelcher bem Proletariat mit geteilten Ideale, aber auch nicht durch die Schuld eines verwerflichen Egoismus, sondern aus der un­mittelbaren Gegebenheit der proletarischen Existenz heraus."( S. 215 und 176.)

Alexander Schiffrin schreibt in einem

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ant

Man nehme die Schneiderin und zähle die Auch ein Briefträger hat nach vierzig Stiche, die sie am Achtstundentag macht, und in den schaftliche Preisrechnung"( Geldſyſtemt) als Dienstjahren seine Pension wirklich verdient. Viel allermeisten Fällen wird sie mit acht Stunden einen Rechenapparat, der in jedem Augenblick leicht macht jemand sich den Spaß, auszurechnen, Tagesarbeit bei weitem nicht auskommen. Solchen gestattet, die Erzeugung dem Bedarf anzupassen"; wieviel Stufen er in Ausübung seines Dienstes Tag Händen ist die Ruhe zu gönnen, wenn sie endlich welcher daher die rationale Wirtschaftsaufgabe", für Tag hat steigen oder wieviel Schritte er hat in den Schoß sinken, und es ist ihnen ein friedlicher die Gütererzeugung dem sich wandelnden Stande gehen müssen, ganz zu schweigen von den Land- Lebensabend zu wünschen. Aber in den meisten der Bedürfnisse anzupassen", am besten und am bil­ligsten löst. Er verlangt das gemeinwirt­Leben sei Freiheitstraum", Verwirkli- gehen müssen, ganz zu schweigen von den Land- Lebensabend zu wünschen. briefträgern, die eine recht beträchtliche Anzahl von Fällen müssen sie bis an das Ende arbeiten. chung des immanenten Sinnes( fast phantastisch meilen hinter sich legen, die ausreichen würden, sie Wohin wir sehen, sehen wir wirkliche Helden schaftliche Monopol" an Stelle des privat­schön und gehoben wird das Wort des sonst Erakt- mehrmals um die Erde zu führen. der Arbeit. Mag es Kleinarbeit sein, die geleistet wirtschaftlichen( kapitalistischen  ), da er überzeugt ist, Wissenschaftlichen, sobald er darüber spricht)- Wieviel Fische zieht ein Fischer im Laufe wird, als Ganzes, als Summe der Lebensarbeit daß es das Ziel einer wahrhaften Volkswirtschaft: freier Wille sei eben, diesen immanenten Sinn, jeines Lebens aus der See? Wieviel Buchstaben eines Menschen ist sie etwas ungeheures und Be- eine menschenwürdige Bedürfnisbefriedigung( Dig­nität der Bedürfnisse) unvergleichlich besser diesen wesenhaften Entwicklungsdrang im großen schreibt eine Maschinenschreiberin im wunderungswürdiges. sichert, als das kapitalistische. Er vertritt auch in wie im fleinen erblicken zu können und ihm helfen der Wirtschaftslehre und im Verlangen einer ener­zu wollen: das Lebendige zu verstehen und ihm in seiner Bedrohung zu dienen". In diesem Sinn gischen und grundsätzlichen Sozialpolitik seine in hohem Sinne des Wortes ethisch- religiöse Grund­ist im Marxismus   eine realistische Freiheitslehre Das ist eine großzügige Rettung der zu überzeugung, indem er den Kapitalismus als Ueber­enthalten, da er Ziele und Bewegung wohl nicht erdenken und schaffen"( um mit Marg zu sagen: Marzens Zeiten( und seit ihm wie unter seiner ordnung der Wirtschaft über den Menschen" bc= aus dem Kopf herausspintisieren"), sondern im Wirkung noch immer) verdächtigen Idee". Das fämpft. Freiheitstraum des Gegebenen ergreifen und ver- ist eine reue Ethisierung der Bewegung mächtig wirklichen" will. Darum ist echte Dialektik, die das und zukunftssicher, da es über Mary hinausgeht Zufünftig- Höherstehende aus den Konflikten des aber von Marx über Mary hinaus"; dia es Gegenwärtigen emporsteigen läßt insbesondere margistisch bleibt, auch wenn es noch so sehr über aber die Marxistische Realdialektik, welche die Marr hinausstrebt". Denn es bleibt ihm die Blick­Hassenlose Gesellschaft der Zukunft aus den Gegen- richtung( die Schweite, wie sich seimann aus jäten der Tepitalistischen Gegenwart entfalte, ein brückt), welche sicht, daß das Schicksal der Zeit den von Schicksal und Auftrcg an uns ergehen läßt, in der modernen offices Jreinartergreifen Willen, von Verhältnissen und Menschen, von Arbeiterwelt eine freiheitliche Ordnung des Arbeits Stelle der Kapitalherrschaft zu Gegebenheit und gestaltender Lösung"." Marris- Tetens an die mus ist die Lehre vom Schicksal, das das Wesen seyen"; und welche in diesem Kampf um die Ist aber in der Idee ihre( ,, mit dem Ausdruck der Zeit trögt und die von der Zeit geprägten Neuordnurg" die Arbeiterschaft als den geborenen als den Sitz der Hermann Hellers") Materialität, ihre Stoffgebunden Menschen dazu aufruft, das Wesen in Freiheit zu Gegner der Kapitalherrschaft erfüllen. Das Wesen der heutigen Welt aber ist geschichtlichen Tyramik, die bewegende Kraft der heit enthalten; ist sie die wirkende Straft in der lebendigen Ge st a It" und erscheint sie eben des einfegt. es, Arbeitswelt zu sein. Und das Leben aus der geçerwärtigen Geschichte" Wie ganz anders lautet das, als Herdrik de wegen an die lebendige Gestalt gebunden", so ist Jdee der Arbeit zu gestalten, ist der Aufruf an den freien Willen dieser unserer Zeit."( S. 151.) Mans von Anfang an zum Tode verurteilter damit auch Idee und Gestalt: die lebendige Wirklich In diesem Einssein ron Sein und Sollen, in Gesinnungs- Ethizismus, der noch immer an wur- feit der Arbeiterbewegung und des Sozialismus ge­diesem seinsbedingten Solen, das als Freiheit er- zelhafte Jecen" appelliert( so auch in der sonst sehr geben: Ohne noch zu wissen, was er organisatorisch lebt wird, treffen sich höchste politische Klugheit aufschlußreichen Broschüre über den Nationalsozia institutionell nun eigentlich ist, wissen wir doch und Gerechtigkeit: Tenn indem den neuen Strä lismus)? Wir überlegen in dieser Marrschen Lehre schon, was er in seinem Kern und Wesen sein muß: ten Freiheit gegeben wird, das Leben zu gestalten, der Freiheit auch die de Mansche These vom minder die organisatorische Verwirklichung des Prinzips der auf ihre Weise, nach ihrem Drang und seinem wertigen Interessemotiv des Proletariats überwun- Arbeitswürde, also das neue Organisationsprinzip Niederschleg in bewußten Wirkungen und Plänen, den:" Interesse" sei nichts als der freilich über der Gesellschaft, durch welches die Arbeit in der spitzte Name für den Lebenswillen, für den Trieb Hierarchie der sozialen Wertungen herrschend werden *) Eduard Heimann  , Kapitalismus   und So-| zur Selbstdarstellung, für die inwendige Kraft, die soll... Schreitet man von dem Sinn, dem Ideellen, äußern will und soll..." Das Interesse zum Braktischen fort, so ergibt sich zuerst, daß, um zialismus; Reden und Aufsätze zur Wirtschafts- sich... äußern will und soll..." und Geisteslage. Alfred Protte, Verlag, Potsdam  , geht... auf Gestaltung und Umgestaltung des eige- die Würde der Arbeit herzustellen, die Bedingungen nen Lebens und der Welt nach den Wertvorstellun- ihrer Erniedrigung beseitigt werden müssen. Alle

1931.

Weniger flagen, beller spielen!

Prolog zum Beginn des Theaterwinters.

hält:

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Da ist wahrhaft Schicksal und Lebenswille, im Wesen des Lebenden Gegebenes und gestaltender Drang unvermeidbares, ideensetzendes Interesse und zu erstrebende, interessegestaltende Idee ver­einigt: Margismus! Kein Revoluzzertum, sondern Menschennähe und Verantwortung, aktiv und zeit­gemäß: sozialistisch revolutionäre Gesinnung!

seiner neuesten Aufsätze( Einstellung auf die Erpan­sion", Gesellschaft Juni- Heft): Der sozialistischen  Intelligenz droht die Gefahr des Unpolitischen, weil sie für die, Politik entweder zu sachlich" oder zu geistig" ist. Das erste bedeutet Verbeamtung und Entideologisierung, das zweite ein Schweben in der Höhen eines dürren ethischen und religiösen Sozia­lismus." Heimann   hat schon durch seine Soziale Theorie des Kapitalismus" bewiesen, daß ihn, der sicherlich eher zu geistig" als zu sachlich" ist, die zweite Gefahr eines zu ideologischen religiösen So­zialismus nicht bedroht. Durch sein neues Buch, durch die vielfache Erklärung der ideologischen, rechtssoziologischen und ökonomischen Grundlagen sei­nes Denkens hat auch die Soziale Theorie" neue man erlebt hier mit doppelter Freude, wie eine und erhöhte Bedeutung gewonnen. Man sieht und Probleme und Antworten selb- und sachsicher gestal­tende geistige Persönlichkeit marristische attiv Eduard Heimann   gehört zweifelsohne zu gestaltende Soziologie zu schaffen vermag. jenem Menschenschlag, der die politische Leistungs­fähigkeit mit breitem ideologischen Gesichtskreis ver­einigt", den A. Schiffrin in seinen überaus beden­tenden und überall zu beherzigenden neueren Auf­fäßen 3 ur Aktivierung der sozialisti­ich en Politi" verlangt.

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Desider Hort.

Es ist doch merkwürdig, daß die Theater gerade darum sollten sich auch die Theater wieder auf ihre das Jahrhundert zu erheben, von so wenig Idealis­bas, was sie von anderen Wirtschaftsunterneh- innerste, ureigene Dynamik besinnen, anstatt über mus getragen ist, daß eine Sentung der Spitzen­mungen grundsätzlich scheidet und darüber hinaus schlechten Bilanzen zu resignieren. In einer Zeit, gehälter und Stargagen sogleich eine Minderung der hebt, so wenig herausstellen. Sie machen keinen Ge- wo jedes Unternehmen klagt und Hilfe beansprucht, fünstlerischen Leistung zur Folge haben Im Vorspruch" veröffentlicht Gu sta brauch von ihrem größten Plus den nur materiellen ſtumpft das Ohr ab gegen Klagen. Stellt sich das müßte, dann wäre der Zeitpunkt da, die Theater zu Mächten gegenüber, nämlich von ihrer geistigen, Theater selbst in die lange Reihe bankrotter Geschließen. Wir sind die letzten, die dem Theater­Peuterit folgenden Aufsatz, der zwar ihrer dynamischen Kraft! Ein kulturpolitischer Auf- schäftsleute, wird es als einer von vielen gewertet. mann sein Einkommen verübeln, und wir wissen, von reichsdeutschen Verhältnissen ausgeht, jazz über die Situation der deutschen Schaubühne Tas Theater aber sollte seine beste Kraft darein- daß heute Tausende erwerbsloser Schauspieler und sind die Stars verpflichtet, die dennoch aber auch für das deutsche Theater unterscheidet sich heute kaum von dem Sachbericht sehen, seine souveräne Sonderſtellung, die es ſeit Sänger große Not leiden. Um so mehr- moralisch bei uns viel Wesentliches und Aktuelles ent- über den Zusammenbruch einer Bank. Es werden Jahrtausendem im Leben der Völker einnimmt, zu und künstlerisch Zahlen genannt, es wird ausgerechnet, mit welchem behaupten und dort wieder zu erobern, wo sie ihm Theater finanziell zu entlasten. Wir erinnern uns in dieser Stunde gern des Sümmchen dem einen oder dem anderen geholfen verloren ging. Dies ist aber nur möglich, wenn das Die lebhaften Debatten über die finanzielle Not werden könnte. Es entsteht so in der Bevölkerung, Theater seine künstlerische Arbeit nicht bloß als Wortes, das der Intendant des Hamburger Staats­ber deutschen Theater haben die Frage nach ihrer psychologisch gesehen, der Eindruck, als handle es sich einen Vertrag auf Gegenseitigkeit anjieht, sondern theaters Leopold Sachse   im vorigen Jahre tempe­zurüd beim Theater wie beim Industriekonzern lediglich versucht Sprecher zu sein jener Nöte und Span ramentvoll an den Internationalen Theaterkongres fünstlerischen Leistung bedenklich gedrängt. Wer von berufener oder unberufener um ein reines Wirtschaftsunternehmen, dessen Ban- nungen, unter denen der abendländische Mensch nach richtete. Wir werden", so rief er ,,, unserem Komö­Seite in den letzten Monaten das Wort nahm, um ferott, unsympatischerweise, als Steuer auf die dem Weltkrieg besonders leidet. Das Theater hat diantentum die Treue halten! Und wenn der Staat eine Lanze für das Theater zu brechen, beschränkte Masse umgelegt werden soll. Befestigt sich erst ein- die Aufgabe, Kräfte auszulösen, die ein neues Ver- die Subventionen sperren sollte, dann würden wir sich darauf, zu fordern, daß geholfen werden müsse. mal dieser Eindruck, dann besteht auf Jahrzehnte trauen und eine neue Gläubigkeit in die Welt tra- eben wieder, wie unsere weiland Vorgänger, im Der Staat dürfe die Subventionen nicht verringern, hinaus wenig Aussicht, die Theaterfreudigkeit in den gen. Niemals aber wird es dazu in der Lage sein, grünen Tespiskarren von Stadt zu Stadt das Publikum habe die Pflicht, eifrig im Parkett zu Massen zu wecken. Es scheint uns darum höchste seine hohe Mission zu erfüllen, wenn es nicht auch ziehen! Theater wird gespielt" sigen usw. Alle diese Forderungen, die zweifellos Zeit, daß das Theater seine geschichtliche Stunde be- zu Opfer und Hingabe bereit ist. Das Theater, pri- ein freudiges Bekenntnis eines Theatervollblütlers. ihre materielle Berechtigung haben, helfen aber dem greift und endlich einmal wieder in der Gestalt vors vat oder staatlich, leidet an einer überſpizten Ber  - nicht, daß jener Zustand wünschenswert wäre, der Theater ganz und gar nicht über den schwersten Bolk tritt, in der es in der Antike Triumphe erwaltungsbürokratie, die nur auf Verträge die Theaterleute wieder auf die Landstraße triebe, pocht, um Gagen schachert und Tantieme schindet, im aber von der Theaterbesessenheit, die in diesem Wort Krisenwinter, der uns bevorsteht, hinweg. Eine Be- lebte, zu deutsch  : übrigen aber bei künstlerischen Mißerfolgen es oft zum Ausdruck kommt, wünschen wir den heutigen noch fertigbringt, die Not der Zeit", die allge- Schaubühnen einen mächtigen Schwung. Darauf völkerung, die vor unerbittlichen wirtschaftlichen Konsequenzen steht und, nach der Voraussage des meinen Sparmaßnahmen dafür verantwortlich zu gerade kommt es an! Das ist die eigentliche machen. Noch kürzlich hat der preußische Minister Reichskanzlers  , noch weitere Opfer und Belastungen materieller Art wird auf sich nehmen müssen, soll präsident mit Recht ausgesprochen, daß es ein Staat Existenzfrage des Theaters, ob seine Träger genug nicht Deutschland   dem Chaos überantwortet werden, oder ob der Kassierer den Spielplan macht. eine solche Bevölkerung, darüber sei man sich doch Gerade in apokalyptischen Zeitläuften wie den gegen heute nicht verantworten fönne, an seinen Theatern bon jener Komödiantengerissenheit in sich haben, endlich einmal klar, wird gewiß nicht ins Theater wärtigen ist der Mensch des geistigen Aufschwunges Riesengehälter für bekannte Dirigenten(!) zu zahlen Sier setzt die Kraft ein, die wir als die dyna­mische bezeichneten und die allein das Theater gehen, wenn man ihr immer nur sagt: dem geht's bedürftig. Brechen ihm die materiellen Fundamente bei aller Anerkennung der künstlerischen Qualität. auch schlecht helfe ihm! Der Deutsche   ist heute unter den Füßen weg, wendet er sich um so gläu- Wir sind der Ansicht, daß die kongeniale Wiedergabe über die Wirtschaft erhebt. In dem Maße, in dem gezwungen, seine paar Groschen mehrfach zu opfern biger jenen inneren Kräften zu, die ihn wieder einer Oper nicht abhängig sein darf von den zehn und geizig in der Hand zu halten. Er wird sie be- jung und widerstandsfähig machen und ihn begaben, oder zwanzig Prozent Gage oder Gehalt, zu deren es dem Theater gelingt, diese Kraft auf den Zu­stimmt nicht hergeben, wenn immer bloß von der das Elend zu überwinden. Denn jede geistige Kraft Einsparung ein Theater sich heute gezwungen sieht. schauerraum auszustrahlen, wird es auch seiner Krise Weniger Klagen, besser spielen! Sanierung, nie aber von der Leistung, vom Er ist eine aufbauende Kraft. Es liegt im Wesen Wenn die Zusammenarbeit derer, die die Berufung Herr werden. Selbsthilfe gibt den Ausschlag. des Geistes, daß ihm die Zerstörung fremd ist, und in sich fühlen, das Dichterwort wie eine Fadel über lebnis des Theaters die Rede ist.

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das Theater sei wieder Träger und geistiger Ausdruck der Volksgesamtheit, und es wird von Stunde an nicht mehr um seine Sanierung zu betteln brauchen!

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Das war