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Nr. 259.
Grscheint täglich außer Montags. Abonnements Preis für Berlin : Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Saus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags- Nummer mit bem ,, Sonntags: Blatt" 10 Pfg. Boft- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post- Beitungs- Preisliste für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwärts
8. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Erpedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonnund Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
fern spredj- Anschluß: Amt VI, Nr. 4106.
Redaktion: Beuth- Straße 2.
Donnerstag, den 5. November 1891.
Expedition: Benth- Straße 3.
Quittung. nun ein Institut für Ausbreitung von Wohlfahrts" einrich- regel, die dem Königthum zum Verderben gereicht. Ich tungen bescheert hat. Herr Post ist der richtige Mann am weigere mich. Ich wiederhole meinem theuren Herrn und Für den Monat Oktober gingen bei der Expedition des richtigen Play, ein bewährter Sozialistentödter, ein unter vielgeliebten Fürsten: es ist eine unglückliche Idee, Borwärts" an freiwilligen Parteibeiträgen ein und wurden dem nehmerfreundlicher Praktikus, der den Pelz wäscht und Quartiere ausschließlich zu bauen für Handwerker und ArUnterzeichneten nachträglich übergeben: nicht naß macht, ein Sozialpolitiker, der die taube beiter. In einer Hauptstadt, wo der Herrscher thront, dürfen Fachvereins der Tischler 5,-. Köpenick Cardinal 3,-. Gürtler mittel sozialer Uebel ausgiebt und den Ueberschuß von der Bilderverloosung beim Vergnügen des Nuß einer ohumächtigen Spittelmoral für das Heil- nicht die kleinen auf der einen Seite sein und die Großen Arbeitern und Fettwänste auf der anderen. Es ist viel besser und der Löwenstein 'schen Fabrik 7,55. Am Stammtisch bei einer statt einer und eines niet- ficherer, wenn alles durcheinander gemischt ist. Ihre Arbeiter4,20. und nagelfesten Koalitionsrechtes Suppenküchen und Klein- quartiere würden zu Festungen, welche Ihre reichen Quardurch Brill 1,30. Bautischlerei Biegans in Rixdorf 6,-. Vier Genoſſen finder- Bewahranstalten, Nähschulen für Fabrikarbeiterinnen, tiere blockiren würden. Da nun der Louvre( der königliche Außerdem gingen noch ein: Kantinen und ähnlichen Firlefanz aufdrängen will. Zu Balast) der schönste Stadttheil ist, so könnte es kommen, Bom Stiftungsfest des V. B. deutscher Zimmerleute Berlins Herrn Post und zu dem ganzen System kleinlich- freiheits- daß die Kugeln auf Ihre Krone aufschlügen Worms 120,-. Geburtstagsfeier beim rothen Albert und Frau geschichte ausgezeichnet. - Die rothen Buchbinder aus der Grünstraße 5,-. Luther feindlicher Maßregeln und Projektchen paßt die Wohnungs- Sire, ich will nicht der Mitschuldige dieser Maßregel sein." Heinrich IV. schrieb darauf:
auf
A. Bebel.
Der neueffe Röder.
II.
"
Die Tendenz, den Arbeitern erträgliche Behausungs
Gevatter, Der Gedanke, die Arbeiter in eigene Viertel einzu Ihr seid lebhaft wie ein Maitäfer, aber am Ende ein quartiren, sie dort in gewaltigen Massen aufzuhäufen, ist wackerer und loyaler Unterthan. Seid zufrieden, man wird bereits durch die wirthschaftliche Entwickelung in hohem Euch den Willen thun, und der König von Frankreich wird Maße verwirklicht. Die Zustände in den Großstädten, in noch lange in Eure Weisheits - und Biederkeitsschule gehen. den Brennpunkten der Industrie sind bekannt. Auf der Ich erwarte Euch zum Abendessen und umarme Euch." Peripherie, in den Vororten, in den Vorstädten, um die Solch ein„ Maikäfer" scheint heute nicht zu leben, Bezirke, in welchen die Fabriken Schlot an Schlot sich und wir sind deshalb loyal genug, die kleine Geschichte Die soziale drängen, erheben sich die Binskasernen, in welchen die zu erzählen, deren Moral leicht zu fassen. Die neueste Blüthe am Baume des Staatssozialismus Proletarier hausen. Je theurer die Miethen im Zentrum, Noth und die ganze Entwickelung der Wirthschaftszustände t das Berliner Arbeiterwohnungs- Projekt, desto mehr werden die Arbeiter herausgedrängt, desto häuft die Broletarier bereits zusammen, der Plan der Neüber das wir bereits nach dem„ Charlottenburger Bolts- dichter abmassiren sie sich in eigenen Quartieren. Aber gierung befördert die Akkumulation des Proletariats, das blatt" berichtet haben. Die Regierung hat durch Ver- überall siedelt in Hinterhäusern, in Hof- und Keller- uns gehört, uns, den Sozialdemokraten. nommen, um Interesse für den Plan zu erwecken. Es sind sich das Proletariat an. Je mächtiger Handel und Wandel die dort bereits gebauten Häuser zu besichtigen u. s. m. u. j. w. beſto rascher dringt dorthin das arbeitende Boll: ein Whit Ganze Berliner Stadtviertel sollen zu Arbeitervierteln um in die Wahlergebnisse zeugt dafür. So sicher der Norden, der Reihen der Arbeiter hervorgehend, erscheinen möge; mit ist auch, daß in ganz Berlin Arbeiterquartiere, Straßenzüge, der Sozialdemokratie in Verbindung zu treten wurde ab- Häusergruppen, Haustheile Dr. Post, den sich die Regierung aus Hannover geholt hat, Bourgeois, das steht felsenfest. Der Beauftragte der Regierung ist der bekannte Prof. bärmliche sind, daß der Arbeiter viel theurer wohnt als der unfrei, auf Gnade und Ungnade überantwortet. Was die ArbeiterWas will nun die Regierung? Wie es scheint, be- quartiere der Großunternehmer in Mülhausen , in Essen und anderswo im Kleinen, das sollen die Staatsquartiere im zu leiten. Für diese Wohlfahrtseinrichtungen, deren Beden- stimmte Bezirke der Weltstadt oder nahe der Weltstadt in Großen sein, eine Fessel, eine Wasse zur Repression der tung die unabhängige Arbeiterschaft vollauf zu würdigen weiß, Arbeiter- Massenquartiere umzuwandeln. Man will die Pro- politisch- sozialen Bewegung. indem sie allerorten gegen dieselben auf das Thatkräftigste letarier isoliren, sie von der übrigen Bevölkerung absondern. dessen sozialpolitische Einsicht im umgekehrten Verhältniß zu revolutionär. der Industriellen so lange Zeit das Tamtam auffälligst er Propaganda macht. Herr Post hat zu Nuz und Frommen Position gedrängt werden. Reklame geschlagen und für Maßregeln sich in's Zeug ge- denkwürdige geschichtliche Anekdote aus dem Frankreich des Das ist ein Widersinn, und allein daran wird der Plan
gelehnt.
die Arbeiter
zu feffeln
mit
Arbeiterbevölkerung
eingesprengt sind. Daß die Arbeiterwohnverhältnisse er
verhältnisse von Staatswegen zu beschaffen, entspringt dem heißen Wunsche,„ zufriedene", d. h. zahme, unterwürfige Arbeiter zu haben. Die Proletarier, so schon gedrückt und geknechtet, sollen Staatsschuldner, sollen Schuldsklaven des Klassensta at 3 werden, welchem sie dann Ordre zu pariren haben. Sozial und politisch zur Abhängigkeit verdammt, die Wohnungskette am Fuß, find sie an die Scholle gebunden, der Regierung
warr der Produktionsweise, dem bunten Wechsel des Ge
Der moderne großindustrielle Arbeiter an die Scholle -wider Willen. Die Kontrolle über die Ar- gebunden, derselbe Arbeiter, welcher, dank dem tollen Wirrschäftsganges, heute hier, morgen dort beschäftigt ist, der gezwungen ist, so oft gezwungen ist, zu wandern, zu ziehen!
der„ innere Feind" in eine einzige Es ist an der Zeit, unseren Staatsweisen eine sehr
beiters nicht verschlimmern, in der Regel aber ein reich hatte den Plan gefaßt, Paris so umzubauen, wie dies gefährlichstes Werkzeug in den Händen listen find, der Kapita- unter Napoleon III. thatsächlich geschehen ist. Darauf erund hielt er vom damaligen Stadthaupt von Paris , Franz Myron, ungestört auszunüßen. Und es ist ein neuer Beweis für folgendes Schreiben:„ Theurer Sire, gestatten Sie, daß ich absolute Unfähigkeit dieser Sozialreform von Oben", meine Entlassung nehme. Durch den Treueid, den ich dem König daß fie statt des so nothwendigen arbeitsstatistischen Reichsamts, geleistet habe, habe ich versprochen, das Königthum aufrecht bas zuerst von inspirirten Blättern angekündigt wurde, uns zu erhalten. Nun befiehlt mir Ihre Majestät eine Maß
bie
Feuilleton.
Madbrud verboten.)
Er kehrt zurück!
Originalroman von Jean Meroz.
VIII.
[ 59
welche die Arbeitslosigkeit mit Naturnothwendigkeit periodisch wiederkehrt, daß die Arbeiter, welche von der Hand in den Mund leben, mit Wohnungshäkeleien sich gar nicht abgeben könnten, auch wenn sie es wollten.
Alles, was gegen die Arbeiterwohnungs- Projekte der
Bourgeoisie mit Recht eingewendet wird, läßt sich auch gegen das Staatsprojekt einwenden. Es genügt, dies hier anzu
Kaum daß das flackerude, trübe Licht der Straßen- Sie werden also nicht gehen, diese beiden Dummköpfe. laternen die Dunkelheit durchdringt.
Aber der dunkelste Theil, dessen Einsamkeit und Dede den trübsten Eindruck hervorruft, ist sicherlich der am linken Seine- Ufer. Er scheint zu schlafen oder viel mehr infolge eines langsamen, verzehrenden Fiebers im Todeskampf zu liegen. Das ist der Eindruck, welchen die Masse von schwarzen Häusern rings um die Kirche von Saint Severin macht.
Ich glaube, sie schwitzen trotz ihrer Leinwandröcke und ihrer Schuhe, welche das Wasser wie Schnee einsaugen. Die Unterhaltung mit Marche- Seul muß sehr erwärmend sein..,. Eine tüchtige Scheit Holz in einem Kamin, oder einige Kilo Steinkohle in einem Ofen, der Zug hat, würden ihre Aufgabe zu wärmen besser verrichten, besonders in Verbindung mit einer guten Mahlzeit. Und doch sehe ich keine Möglichkeit mir einen solchen Genuß zu verschaffen. Die Krisis hat ihren Höhepunkt erreicht, die Arbeit Der Mann wurde sichtlich ungeduldig, aber seinen stockt. Die Werkstätten sind geschlossen, die Wirthschaften Beobachtungsposten zu verlassen wagte er nicht, obgleich ihn Es ist acht Uhr Abends. Es war der Laden MarcheWie ein Grabtuch hat sich der scharfe, alles Leben er leer. Diese ganze arbeitsame Bevölkerung von Maurern, von Zeit zu Zeit ein heftiger Stickhusten überfiel, den er drückende, fast undurchsichtige Nebel über die Stadt ausWie ein Grabtuch hat sich der scharfe, alles Leben er: Steinmetzen, Handlangern, Erdarbeitern, kleinern Künstlern, nur mit Mühe unterdrückte. sie hat sich aus ihrem Glend, ihrem Hunger, ihrer Ver- Seuls, den er mit solcher Vorsicht und Aengstlichkeit im und des Abends ein unbestimmtes Getöse summt und grollt;| zweiflung geflüchtet in ihre eisigen Wiansarden, in ihre Auge behielt. Wohnungen, denen es an Luft, Licht und Wärme Der alte Schuster befand sich wirklich noch bei der Arbeit, aber er hatte den letzten Schuh, dessen Absätze er soeben empörten Wogen die Küsten peitscht oder während oder fehlt. Dieses Schauspiel ist niederdrückend. In dieser düster ausgebessert, niedergelegt und plauderte mit zwei Männern, ihm mit der Mequinoktialzeit wüthend mit gewaltiger Brandung sich drohenden Stille hallen monoton und langsam die Schläge welche vor der Ladenthür stehend, wobei zuzuhören schienen, gehört. Einzelne Fußgänger, die sich verspätet haben, von der Uhr der alten Kirche wieder, welche an sonnigen größten Aufmerksamkeit zuzuhören ihnen bis ins drang, bewegen und auf dem feuchten Pflaster phantastischen Schatten fallenen architektonischen Schmuck in anmuthigen Linien und da sie eben so schlecht bekleidet waren, mit ärmlichen Klei
aufbäumt.
Die Wagen haben
gleich fortgleiten.
fahren zit
auf
Verzierungen zeigt. Ein Mann mit einem großen weichen dern aus blauer Leinwand. Hut und in einen langen weiten Mantel gehüllt, dessen Marche- Seul sprach mit gedämpfter Stimme, aber mit Paris mit seinem fieberhaften, bewegten, durch das Hin- billiger herausgeschlagener Pelzkragen sein Gesicht verdeckt, einer Leidenschaftlichkeit, die ganz ungewöhnlich an ihm und Herwogen seiner thätigen nervösen Bevölkerung nie zur steht an die Ecke der Rue Galande gelehnt auf dem engen war. Der Gegenstand seiner Unterhaltung mußte ernst sein, Ruhe kommenden Leben scheint sich plötzlich in eine unge- Trottoir der Rue Jacques. Von Zeit zu Zeit beugt er sich denn bei dem schwachen Schein der Lampe , die über dem heure Todtenstadt verwandelt zu haben. nieder, streckt den Kopf vor, zieht ihn zurück und nimmt Arbeitstisch hing, konnte man den strengen, bisweilen schrecklichen Ausdruck seines pergamentenen Gesichtes und den Raum, daß dann und wann in den einsam gewordenen wieder seine steife Haltung an. Hauptstraßen aus den Schaufenstern eines Modeladens ein" Brr! Es gefriert... ich zittere vor Frost, scheuß- leuchtenden Glanz seiner in ihren Höhlen funkelnden Augen licher" Nebel... wenn ich noch eine Viertelstunde hier erkennen. aber se gleich vor dem gelblichen Nebel verdunkelt, ver- bleibe, werde ich mir den schönsten Katarrh holen... verfluchtes Wetter!
Schwindet.
Der Mann, welcher an der Ecke der Rue Saint- Jacques stand, hätte gern einige Bruchstücke dieser Unterredung er