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Smntetftag, 17. September 1981.
«r. 217.
haßte, unter starkem sozialistischem Einfluß stehende preußische Regierung zu beseitigen, batte der Stahlhelm einen Volksentscheid zum Zwecke der Auflösung des preußischen Landtages beantragt und alles was im Lande fascistisch und monarchistisch ist, schloß sich dem Begehren an. Es wäre ein ohnmächtiger Versuch, die preußische Regierung zu stufen und dantit der Reaktion die Wege zu ebnen geblieben, wenn nicht Plötzlich in der Reihe der diversen„vaterländischen" Verbände, der Adelsgenossenschaften, der Offiziersbünde und Hakenkreuzlerbanden die kommuni stische Partei als Milverbündete erschienen wäre. Nun stand die Entscheidung wie es nach dem Kräfteverhältnis der Parteien schien, auf des Messers Schneide und die deutschnational- fascistische Front jubelte über die ihr unerwartete zuteil gewordene kommunistische Schützenhilfe. Die Komödie des Volksentscheids wurde dadurch zu einer ernsten Gefahr, der stärkste Hort der Demokratie in Deutschland kam in schlimmste Bedrängnis, denn hätten die kommunistischen Arbeiter der von ihrer Partei ausgegebenen Parole Folge geleistet, so wäre wahrscheinlich eine Mehrheit für den Volksentscheid zustande- gekommen. Die Mehrheit der kommunistischen Wähler aber machte bei diesem beispiellosen Verrat an der Demokratie und an der Ardei- terklasfe nicht mit und so endete der Volksentscheid mit einer solennen Niederlage seiner Anreger sowohl wie seiner Förderer und im besonderen erlitt die kommunistische Partei ein« katastrophale politisch« und moralische Niederlage, womit freilich ihr Schuld und ihr Verrat nicht ausgetilgt erscheint. Das also ist die Partei, die uns täglich vor den Richterstuhl der Arbeiterklasse stellen Zöchte! Sie erklärt sich als die einzig benifene Führerin der Arbeiterschaft und macht offen und schamlos gemeinsame Sache mit der Konterrevolution! Natürlich wurden die kommu nistischen Parteianhänger nicht vorher befragt, denn die haben stumm zu gehorchen. Eine Handvoll von Moskau eingesetzter Kreatnreii bestimmt Taktik und Politik, zieht an den Drähten und alle anderen haben zu tanzen, wie es gewünscht wird. Was erwartet'denk» die komniumstische Führung von der Teilnahnic und Unterstützung des Volksentscheids? Unfähig, die sozialdemokratische Arbeiterbewegung zu zertrünimern, hofften die Kommunisten, durch den Volksentscheid und durch einen fascistischen Staatsstreich dieses Ziel zu erreichen, in dem wahnwitzigen Glauben, daß es ihnen dann vielleicht gelingen könnte, Deutsch land zu bolschewisieren. Darum die Schwenkung zum FascismuS hin, darum offenes Eintreten für den gegen die preußische Demokratie und den Machteinfluß der Arbeiterschaft gerich- tteen fascistischen Vorstoß! Jahrelang haben diese Betrüger von proletarischer Einheitsfront geschwefelt und geschwindelt, nun schritten sie an ihre Verwirklichung: es war die Einheitsfront mit den karriere- und kriegslüsternen Offizieren des Stahlhelm, mit den deutschnationalen Schwerindustriellen und mit 'den nationalsozialistischen Arbeitermördern' Nfe vordem hat es in der Geschichte der Arbeiterbewegung ein ähnliches Beispiel moralischer Verkommenheit gegeben. Nie einen
schimpflicheren Verrat an der Sache der Arbeiterschaft. Alle Programme, Thesen und Leitsätze, welche die Kommunisten fabriksmäßig erzeugen, erweisen sich, gegen dieses eine Beispiel kommunistischer geistiger und moralischer Verwahrlosung gehalten, als Papierfetzen, als Mittel schändlichsten Betrugs. Eine angeblich revolutionäre Partei, die zum Bundesgenossen des Fascismus wird— wohin ist die Scham geflohen, daß sich nicht die gesamte Arbeiterschaft wie ein Mann erhebt und ein für allema! jegliche Gemeinschaft mit oie- sen Verrätern ablehnt! Nun kann jeder Arbeiter die absolute Richtigkeit der Behauptung erkennen, daß die bloße Existenz der kommunistischen Partei allem schon die Begünstigung und Förderung des Fasersmus bedeutet und daß sie ein einziges großes Bündnis mit den ärgsten Fein
den der Arbeiterklasse ist. Sie hat die Arbeiterbewegung nicht nur gespalten und damit die Abwehrkrast der Arbeiterschaft auf das Unverantwortlichste geschwächt, sie ist nunmehr, wie Preußen beweist, jeden Augenblick bereit und fähig, Bündniffe mit den bösartigsten Feinden der Arbeiterklasse einzugehen. Die kommunistische Partei ist seit langem die Hoffnung und ein wichtiger Posten in der Rechnung des Klassenfeindes. Bedarf es dafür noch eines schlagenderen Beweises, als es das hakenkreuz- lerisch-kommunistische Bündnis in Preußen war? Die Empörung aller proletarischen Menschen über diese wahren and wirklichen Arbeiterverräter, sie muß auch bei den kommenden Gemeindewahlen ihren Ausdruck finden!
Aufhebung der Verfassung, Gesetzgebende Gewalt eines Tollhäuslers, Aufhebung der Geschworenengerichte, Standrecht das ist der „deutsche Staat", wie ihn Krebs und Jung ersehnen. Und daß um WotanSwillen den lieben Putschisten nicht zu hart getan werd«! Der „Tag" warnt die Regierung: Es werden daher aus den Vorgängen vom letzten Sonntag auch di« lernen müssen, die heute die Macht in der Hand habe« und Gefahr laufen, sich im ersten Schrecken über die Auflehn nng nationaler Männer gegen das heutige Regime den Einflüster.ung«n der Novemberrevolutionäre allzuleicht zugänglich zu zeigen. Keine Sorge! Den Herrschaften wird nichts geschehen, denn schon kündigen die Klerikalen an, daß der einzige Mann, der jetzt berufen sei, Ignatz Seipel heiße... der Bock als Gartner, der Vater der Heimwehren als ihr Liquidator. Oesterreich wird ewig stehn! Wo die Nazi einen Narrenrergen aufführen, dürfen di« Kommunazi nicht fehlen. Aus dem „Reimannschen Vorwärts" erfährt man, daß der Putsch niedergeschlagen wurde— na von wem? Nun natürlich von der Kommunistischen Partei, die„fla xe Kampfparolen" herausgegeben hat— nämlich wieder einmal gegen die Sozialdemokratie— und die, obwohl sie in ganz Oesterreich bekanntlich 18.000 Wähler zählt, doch die„Massen mobilisiert" hat: Unter Führung der Kommunisten schlug die Arbeiterschaft di« Fasristen auch i« solchen Orten zurück, wo di« Behörden und di« Gendarmerie ganz osfen mit den Putschisten sympathisierten. Die internationale Arbriter- klafle und auch das Proletariat der Tschechoslowa- kei erkennt a«S den österreichischen Ereignissen di« Notwendigkeit des verschärften Kampfes gegen den fascistischen Terror und der Herausbildung der proletarischen Einheitsfront zur Abwehr der Mörderbanden, die zur Niederschlagung d«S Proletariats bereitstrhen! Einheitsfront wahrscheinlich w i e in Preußen? Mit den Fascisten gegen die Sozialdemokraten? Wenn eS in Oesterreich nicht zum Ausdruck kam, so liegt eS daran, daß die KP0. der letzte Dreck im Kalender und so armselig ist, daß sich selbst der Pfrimer nicht um ihre Hilfe beworben hat. Wie die Kommunisten, von denen man auS dem„Vorwärts" überhaupt zum erstenmal hört— keine Meldung wußte etwas von ihrer Existenz— den Aufstand niedergeschlagen haben, erzählt Reimann haargenau. Sre haben zwei Flugblätter— natürlich gegen die Sozialdemokraten— und eine Sonderausgabe der Roten Fahne ausgegeben. Als di« Heimwehrler dieser Dokumente ansichtig wurden, legten sie die Waffen nieder. Das Gehaben der Kommunisten, das bei allen denkenden Arbeitern nur Heiterkeit auslösen kann, erinnert eben doch wieder, wie am 1. August, da Reimann auf dem Prager Petkin ein rotes Sacktuch hißte, an den dummen August im Zirkus, der die Gäste— hier die Bourgeoisie— damit unterhält, daß er hinterherläuft und immer so tut, als habe er alles geschafft. Ich bin btn Kinderfreundin für jedes Kind dankbar, das sie in ihr« Obhut nehmen. Viktor Adler . Unterstützt di« Werbeaktion der Kinderfreund« im Monat September!
Nach dem Putsch. Deulschnationale Klageweiber im Trauerzug .- Herr Krebs verwindet er schwer!- Die Nazi und„StttfT Starhemberg.- Und natürlich der Mostaner dnmme August...!
Die Grundhaltung deutschnationaler Gesinnung ist F e i g h e i t, das meistbegangene Laster der Nationalisten ist der Verrat. Sie gehen mit dem Erfolgreichen; hat einer Mißerfolg, so verlasien sie daS sinkende Schiff. Wilhelm, Ludendorff, Hitler und mannigfache andere Beispiele bis zuPfrimer ließen sich anführen. So also haben Nazi Deutschnationale wie einst nach dein Hitlerputsch, da Herr Karg seinen Abgott eine„eitle Primadonna" genannt hat, so haben sie auch nach der Niederlage des Pfrimer sofort ihre Sache verraten. Aber zu feige, einen Standpunkt länger als 24 Stunden zu halten, haben sie— Firma Halb & Halb!— sich wieder ein bisierl umgestellt. Am Mittwoch verdammen sie zwar den Putsch auch noch, aber sie beginnen bereits, ihn in der verlogensten und albernsten Weise zu glorifizieren und aus dem Lumpen Pftimer,- der seinen! Vaterland in schwerer Stunde einen Dolchstoch versetzen wollte, einen nationalen Helden zu machen. Als„Patrioten" feiert die„Sudetendeutsche Tageszeitung", deren Brotherren allerdings zu den Geldgebern der Heimwehr nicht weit haben, den Pfrimer: Der völlige Zusammenbruch der Zollunion, die demütige Unterwerfung Oesterreichs unter Frank reichs Willen, di« aber nach-den neuesten Meldungen nicht einmal die ersehnte Anleihe brachte, all das muß in dem Heimatführer Pfrimer d«n Plan haben entstehen lasten, die schwächliche Wiener Regierung durch einen k ü h n e n H a n d st r e i ch(!) zu beseitigen. Er hoffte anscheinend, daß die schmerzlichen Ereigniste der letzten Zeit die abseitsstehenden Selbstschutzverbände uiw die Bevölkerung auf seine Seite bringen werden. Mr sehen heute, wie falsch diese Rechnung gewesen ist. AuS der Verzweiflungstat eines Patrio- t e n wird noch kein« Volksbewegung. Das Gegenteil wurde vielmehr erreicht. Der Auflösungsprozeß der Hrimwehren wird weitergehen, falls nicht sogar von seiten der Regierung ein allgemeiner Verbot erfolgt. Auch der österreichisch « Marxismus wird Morgenluft wittern. Aber auch bei K re b s i m„T a g" hat man sich- wieder überlegt. Man svielt zwar den bester geschulten Putschisten, dem so etwas nicht pastieren könnte(siehe 9. November 1923!), aber
man zerfließt in Bewunderung für den„Für sten " Starbemberg. Die Verhaftung dieses Lausbuben, der seinem Lande mehr Schande gemacht hat als die meisten Zuchthäusler Oester reichs , wird als Unrecht hingestellt, da der „Fürst" doch eine Legalitätserklärung abgegeben habe. Der alberne Putsch wird als „Aufstaudsversuch gegen di« Unterwerfung des Lande- unter das franzöfisch« Finanzdiktat" bezeichnet. Nun verlangt daS französische Finanzdiktat genau das, waS ja die Heimwehren und ihre «ndustriellen Geldgeber seit Jahren anstreben: die Aushebung der„sozialen Lasten" und die Entrechtung der Arbeiter in den Betrieben. Es ist natürlich weit eher anzunehmen, daß Pfrimer seine Zeit gekommen glaubte, weil er auf den Schutz Frankreichs hoffte, zu dessen Werkzeug er doch wie kein zweiter geeignet wäre. Urch jedermann weiß, daß die HeimwehrenJnstru- mente SeipelS waren, von ihm aufgepäppelt wurden, also von dem Mann, den ganz Europa als den Vertreter des„französischen Kurses" in der österreichischen Politik, als den geschworenen Anschlußfeind kennt. Herr Krebs aber, der es nicht verwinden kann, daß ein Fürst verhaftet und ein Putsch niedergeschlagen wurden, will seinen an alles gewohnten Lämmern Weismachen, daß Pfrimer Oesterreich von Frankreich befteien wollte! Und seine Sympathie mit den Zielen der Heimwehr offenbart er wie folgt: Trotzdem wäre eS falsch, wollt« man die Ereigniste einfach nur mit einer Handbewegung abtun und di« Aktion nunmehr als einen bloßen Spuck bagatellisiereic. Der Putsch ist symptomatisch für die Stimmung, dir in weiten Kreisen deS nationalen Oesterreichs heute herrscht. Wenn Tausende von Heimwehrleuten dem Befehl ihr«S Führers gefolgt sind, so haben sie dies getan in dem heißen Wunsche und in der starken Hoffnung, die Rot der Gegenwart zn überwinden, geleitet von dem Bestreben, den neuen deut, s ch e n Staat zu verwirklichen, wenn eS sein muß, auch im offenen Kampf gegen die undeut- fchen Mächte d«r verschiedenen Internationalen. Also eine neue Probe deS„deutschen Staates", der den Beifall der Nazi findet.
Der Traumlenker Raman von Hernyala Zur Mühlen. Er wußte: im Traum sah di« Mutter den Bruder im Stacheldraht hängen, sah die Granate einschlagen, sah den zerfetzten Leib des Kindes, das sie in Liebe und Freude getragen. Weiß Gott , man konnte darüber den Verstand verlieren. Und am nächsten Tag sprach der Vater am Tisch mit schmalziger Stimme vom glorreichen Krieg und vom Heldentod unserer tapferen Jungens. Einmal, in einer Dämmerstunde, fand Peter die Mutter allein in der Küche. Sie saß vor dem Fenster und starrte in das Dunkel hinaus. Ein« Straßenlaterne warf ihr fahles Licht auf das verzerrte Ftaüengesicht, und Peter erschrak, als er es ansah. Seme Jugend hatte nicht geahnt, daß ein Mensch rin solches Leid ertragen und dennoch Weilerleben konnte. „Wenn sie nur eine Stunde vergessen könnte", dachte er bei sich. Und, einer unllaren Regung folgend, kniete er neben die Mutter hin und umschlang sie mit beiden Armen. „Schlaf, Mutti, schlaf" flüsterte er, und sein ganzes Ich, sein Wille, sein Herz, seine Seele wußten nur noch eines: die Mutter muß schlafen. „Nein", sagte die tonlose Stimme, die ebenso grau schien wie alles andere an Frau Maria Brenn.„Nicht schlafen. Dann kommen die Träume." Und Peter erwiderte, halb unbewußt, nur getrieben vom Verlangen, der Mutter zu Helsen : „Gute Träume kommen, Mutter, schöne Träume." Seine Gedanken, fein Wille formten den Traum, drängte» ihn der Frau auf, di« erschlafft
in seinen Armen lag, den Traum, der ihr das verlorene Glück zurückgeben sollte. Und der Versuch gelang. Das graue Gesicht wurde entspannt, leise Röte stieg in die Wangen, und der zusammengepreßte Mund löste sich zu einem Lächeln. AIS die Mutter erwachte, war Peter in Schweiß gebadet und zitterte am ganzen Leib, aber er hatte gesiegt. Von da an verging monatelang kein Tag, an dem er nicht der Mutter Vergessen und Glück geschenkt. Allmählich fiel es ihm leichter, Geist und Körper litten nicht mehr unter der Anstrengung, und das Bewußtsein, in sich verborgen eine geheime Macht zu tragen, verlieh ihm Sicherheit. Er hatte später auch seine Fähigkeit an Schulkameraden versucht, immer mit Erfolg... Hans Bauers helle, trotz seiner achtundzwanzig Jahre noch knabenhafte Stimme scheuchte Peter Brenn auS seinen Gedanken. Er schüttelte sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. Fort mit den alten Erinnerungen, das Jahr 1917 ist tot, die Mutter ist tot, der Vater, dieser seltsame Patriot, der in der Inflationszeit ein Vermög« gemacht hat, liegt auf dem evangelischen Friedhof. Und er, Peter Brenn, hat das väterliche Erbe bis auf sechstausend Mark vergeudet, verschleudert, er nimmt heute den Kampf gegen ein« Welt auf, di« mit Feuerzungen durch die Nacht schreit, gegen eine Welt der erfolgreichen, starken Männer, die irgendwo verborgen ein« Schwäche verheimlichen, eine Schwäche, die ihm, Peter Brenn, zum Erfolg verhelfen wird. Das spöttische Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück, wurde zum Grinsen, da er HanS Bauers Worten lauschte. . der Sieg des Geistes über die rohen Kräfte der Natur. Und der Sie« deS rein Menschenlichen, Werk. Heute Nacht sitzen die Menschen aller Nationen bebend vor Aufregung
am Radio und warten auf Nachrichten vom Zeppelin. Ein Gedanke, eine Hoffnung wird in allen Sprachen der Erde ausgesprochen. Und wenn Menschen sich einmal in einem Gedanken gefunden haben, sich in einem Gedanken nahe gekommen sind, so kann in ihnen kein Haß weiterleben, sie fühlen die Brüderlichkeit, die sie verbindet, sie..." ,-Ia, ja", entgegnete Dr. Albert Baer etwas zerstreut. Ein« auffallend hübsche Frau war eben eingetreten und die anmutige Linie ihrer Gestalt interessierte ihn augenscheinlich mehr als die recht fragliche Brüderlichkeit der Menschen. Auch Peter Brenns Augen folgten der Frau; als sie an ihrem Tisch vorbeikam, grüßte er. Sein hartes Gesicht hatte sich verwandelt, eS sah jung, weich, glücklich auS. ,Liane" sagte er halblaut. Liane Delmor blieb einige Schritte entfernt stehen. Peter eilte zu ihr. „Ist daS vernünftig, Liane?" fragte er. „Bei diesem feuchten Wetter auszugehen?" Lianes Mund lächelte, aber ihre dunkelblauen Augen blieben kalt. „Ich hole meine Cousine ab, fahre dann gleich nach Hause." „Hast du meine Reklame gesehen?" fragte Peter, eifrig wie ein kleiner Junge. „Ja, ganz gut, nur etwa- vulgär." „Wann seh ich dich wieder?" „Ich werde telephonieren." „Wer ist daS?" fragte Dr. Albert Baer, als Peter sich wieder- an den Tisch setzte.„So ettvaS habe ich seit Jahren nicht gesehen: eine Frau, die den Eindruck einer Dame macht." Peter fühlte voller Aerger wie ihm das Blut in die Wangen schoß. „Eine Bekannte", erwiderte er kurz. Dr. Albert Baer begriff und tvandte sich hasticf Hans Bauer zu; er kannte die Empfindlichkeit seines verschlossenen Freundes zu gut und wollte sie nicht verletzen.
Hans Bauer, froh, einen Zuhörer zu finden, schwärmte weiter. Peter lauschte gelangweilt. In das stumme Brüllen der Nacht mischte sich nun das ftcute Schreien von Menschenstimmen: „Extrablatt! Extrablatt!" Müde, etwas heisere Frauenstimmen riefen daS Wort, piepsende sich Überschlagende Jungenstimmen, dazwischen gröhlende, verfettete Bierbässe:. „Extrablatt! Extrablatt!" Päer kaufte«inS und laS eS. Die Falten, di« sich von seinen beiden Mundwinkeln abwärts zogen, vertieften sich, einen Moment lang war sein Lächeln eine verzerrte Grimasse. „HanS",- sagte er leis«, fast mitleidig:„Hör auf mit dem Unsinn. Ja, ja, ich weiß alles, der Sieg der Technik, der Sieg des menschlichen Geistes über die rohen Kräfte der Natur, der Sieg des Mutes... Wozu? Ich will es dir sagen. Es ist Nacht, ein silberweißer Riesenfisch, in dessen Bauch Menschen sitzen, fliegt durch die Finsternis. Unten lauert der dunkle Ozean init ungeheuren Wellen, oben haben sich die scindlichen Stürme verbrüdert; der fleine armselige Mensch aber ist Sieger über Ozean und Sturm. Und die Luft trägt ihm unsichtbar Botschaften z«, Botschaften von andern kleinen armseligen Menschen, die über den Sieg jubeln. Ueber den Sieg des Geistes. Hör zu, ich will dir eine Botschaft Vorlesen, die von der reinen, unberührten Lust über daS«roße Meer getragen wurde:„Herzliche Glückwünsche zu Ihrem erfolgreichen Flug«. Der BaumwollkurS ist aufs günstigst« beeinflußt." Menschen zerbrechen sich ein Lebenlang den Kopf, setzen ihr Leben aufs Spiel, und daS Ergebnis, HanS? Der Baumwollkurs ist aufs günstigste beeinflußt!" (Fortsetzung folgt.)