Nr. 217.Donnerstag, 17. September 1931.Lett« K.Doli, etDirtft9aft und«SozialvottlttFür die Verkürzung der Arbeitszeit.Auch in kontinuierlichen Betrieben restlos gute Resultate bei Verkürzungder Arbeitszeit.Maihadadsr».Eindrücke eines Tippelbruders«ms Südafrika.Bon Dew I o fa.Als ich in Mashadadorp den Zugverließ, war ich im Besitze von nur einigenSchillingen. Mir Ivar es ziemlich unklar, woher ich das Geld zur Weiterreise nehmen sollte.Aber da ich wie ein gutzünftiger Tippelbruder ausgerüstet war, mit Tornister, Wasserflasche, Kochtopf und all den übrigen so nötigenUtensilien eines Wanderlebens in den Tropen,— und da auch das Gesicht von den Tagenund Nächten erzählte, die man, den» Wetter ausgesetzt, im Freien verbringen mußte, war ich inoer Eisenbahn wenig am Platze gewesen.Ich gehörte auf die Landstraße.So war ich denn ruhig, gelassen, guterDinge und gar nicht bedrückt durch meine Lage.Denn Schlimmeres als tippeln müssen konntemir nicht geschehen. Und das Wandern warschon immer eine Neigung, di« zur zweitenNatur geworden war.Als ich aus dem Zug stieg, war es Abendund dunkel, wenn auch nicht sehr spät. Einig«trübe Lichter nur zeigten die Hauptstraßen desOrtes an. Diese kleinen Orte der Weihen inSüdafrika schlafen viel. Und wenn sie nichtschlafen, döien sie vor sich hin; in jenem Anrechtauf Faulheit, die neben der Hautfarbe den Weißen vom Schwarzen unterscheidet. Da nocheinige Lichter brannten, war Mashadadorp beimHindösen. Es gab vom zweifelhaften Wachseinmancher weißer Herrschaften Kunde» die mitdem Genüsse eines RajsenvorzugeS ihren Whiskymit Soda schlürften.Eines Rassenvorzuges, weil der Ausschankan Eingeborene in Transvaal verboten ist. Damit ihre Arbeitsfähigkeit, und somit das Profitgebäude der weißen Unternehmer nicht insSchwanken gerät. Sind Eingeborene als Arbeiter untauglich, werden sie ausgerottet: Wosie sich aber bewähren, wird vieles getan, diebillige, wertvolle Arbeitskraft zu erhalten.Nun ja, Mashadadorp war spärlich beleuchtet. Bis auf das schön« Hotel. Leut« standenund sahen noch in der Hotelbar herum. Sieführten sehr kluge Gespräch« und erwiesen sichals smarte Männer mit Erfahrung. Di« weißeBevölkerung als herrschende Raste und Klasse istschon aus Prestigegründen verpflichtet, von sichWeisheiten zu geben. Die so entstandenen Weisheiten und LebenSregeln werden dann gewöhnlich mit Whisky heruntergespült und enden ineinem unverständlichen Lallen. So wird dieWeisheit Südafrikas geboren. Die Bar ist ihreWiege. Ihr Vater—— der Alkohol.Das Hotel kam für mich natürlich nicht inFrage. Und da ich oft schon in einem schönerenHotel mit tausendkerziger Himmelskuppelbeleuchtung übernachtet hatte, tonelte ich stolz vorbei.Ich suchte also nach einer mehr geeignetenUnterkunft, um meine Gedanken und Knochenzu sammeln. Ich trat in«in Wohnzimmer, dassich ganz ungerechtfertigt KafseeyauS nannte.Um den Eindruck eines Kaffeehauses zu erwek-ken, lagen auf einem Tische Süßigkeiten und einpaar Kuchen. Eine Petroleumlampe funzelte.Eine verhuzelte Wirtin fragte nach meinemBegehr. Bei dieser Beleuchtung konnte ich kaumihr Gesicht erkennen.Mashadadorp hat eS weniger gut, wie vieledieser anderen Keinen Orte, di« in der Näh«von Bergwerken gelegen, elektrisches Licht haben,und auch sonst noch wohlhabend«! sind.Die Wirtin hatte auch billige Zimmer zurVerfügung. So macht« ich«S mir bequem undsammelt« meine Schillinge und Gedanken.Wenig Schillinge, viele Gedanken.Was wird mir der Morgen bringen?Mein nächstes Ziel fallt« Barberton sein.Ein altes Goldminenstädtchen an d«r Grenze desenglischen Protektorates Swaziland. Dünn wollteich durch Swaziland hindurch der Ostküste Afrikas zu, nach dem großen Hafen, Louren?o Marques in Portugiesisch-Ästafrika.WaS wird mir der Morgen bringen?Ich war gespannt. Jeder Morgen brachtemir durch Ortswechsel neue Menschen, neueSituationen, neu« Erlebnisse. Meine Vagabundage war«in wundervolles, wechselndes Spiel.Urw wenn mir auch Erniedrigungen nicht erspartblieben, denen ein jeder Besitzloser in„unserer"— dar heißt ihrer— Gesellschaft ausgesetzt ist,so pfiff ich vararrf.Die Petroleumlampe funzelte. Ein paarLeute traten«in. ES waren keine Engländer.Sie sprachen Afrikaans. Jener MischspracheauS Holländisch, Englisch und Kafferndialekten.Es waren Buren,Draußen war es dunkel. Ich hatte Masha-dadorp bei Licht noch nicht gesehen. Aber wiewird es schon auSsehen! Wie all diese kleinenOrte der weißen Bevölkerung, die ich zur Genüge kennen gelernt hatte.ES sind Dörfer mit städtischem Gesicht. Und»uch Mashadadorp wird schöne Steinhäuser derWeißen haben. Und elende Hütten der Schwarzen an ber Peripherie der Stadt. Kirchen wirdes geben. Und Schulen, in denen Dünkel undVorurteil gelehrt wird. Sport wird man treiben. Und die Knaben das Schießen lehren.Noch einer Stunde Literatur und Kunst dreiStunden militärischen Drills. Zur Vorbereitung gegen di« schwarze Gefahr, die jenseitseiner scharfen Farbenschranke lauerte BieleAutos werden sich in den Straßen breit machenund Anwälte. Banken. Aerzte und Krankenhäuser,Also im großen ganzen das Modell einergroßen Stadt, trotz der kleinen Bevölkerung vonDie obersten Instanzen der drei größten Gewerkschaftsorganisationen der Welt, des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundcs, des Britischen Gewerkschaftsbundes und des Amerikanischen Gewerkschaftsbundes, haben sich imAugenblick höchster Wirtschaftsnot und Arbeitslosigkeit erneut und mit allem Nachdruck für dieVerkürzung der Arbeitszeit bezw. für die vomInternationalen Gewerkschaftsbund aufgestellteForderung der 40-Stunden-Woche eingesetzt. ImNamen von zirka 10 Millionen Arbeitern' derbeiden Hemisphären brachten sie zum Ausdruck,was heute niemand widerlegen kann: Wenn alleArbeitswilligen und Arbeitsfähigen arbeiten unddamit konsumieren sollen, so muß bei der jetzigenProduktonskapazität der modernen Wirtschaftund Technik die Arbeitszeit verkürzt werden!Denn wenn sie nicht verkürzt wird, wird bei derjetzigen Wirtschafts- und Konkurrenzfreiheit un-endlich viel mehr produziert, als konsumiert werden kann. Das Mißverhältnis zwischen Produktionskraft und Konsumkraft wiä> immer größerwerden und muß zuletzt aus der Welt dasmachen, was sie zum Teil heute schon ist: einReich unbegrenzter materieller und geistigerMöglichkeiten, in dem die meisten Menschenkörperlich und geistig darben!Die sich aufdringende Schlußfolgerung wirdaber immer wieder hinausgezögert und vomUnternehmertum mit der Bemerkung beiseite geschoben, daß die Umstellung in der Wirklichkeit,d. h. im Betriebe,„eben nicht so einfach sei, wieman sich das in den von den Wirklichkeiten desLebens unbelasteten Kreisen der sozialistischen undsonstigen Theoretiker vorstelle."Es ist jedoch in der Praxis schon in zahlreichen Fällen bewiesen worden, daß die Arbeitszeit ohne Schaden und mit allseitigen Nutzenverkürzt werden kann. Diese Tatsache bleibt bestehen, auch wenn die Unternehmer— wie diesin Deutschland geschah— ihre Kollegen, die sichfür solche Experimente hergeben am liebstenhinter Schloß und Riegel bringen möchten!.Immer wieder muß deshalb auf praktischeBeispiel« hingewiesen werden; denn allein imgroßen durchgeführte Beispiele können die Einwände jener entkräften, die nicht so sehr um den„normalen Gang der Wirtschaf?' besorgt, sbnderneinfach trägen und schlechten Willens sind!Daß die Arbeitszeit auch in kontinuierlichenBetrieben ohne Schaden, ja sogar mit ausgesprochenem Nutzen für die Arbeiterschaft sowie dasUnternehmen durchgeführt werden kann, zeigtneuerdings ein Beispiel in einem amerikanischenGroßbetrieb. Eine Großfirma in Michingan fürdie Herstellung von Nahrungsmitteln aus Getreide hat am 1. Dezember 1930 zum speziellenZweck der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit inihren Anlagen bei durchgehendem Betrieb diedrei Schichten von je acht Stunden durchvier Schichte« von f« sechs Stunden ersetzt«nd dadurch di« Zahl der Beschäftigten nm20 Prozent erhöht.Der Präsident dieser Gesellschaft hat ineinem eingehenden Bericht alle Faktoren dieserMaßnahme bis ins kleinste geprüft und dargestellt. Er faßt die Vorteile der Maßnahme, dienur 1000 bis 3500 Weißen, die großenteils wohlhabend lind._ Der weiße Verdiener in Südafrika istStädter. Er fühlt sich als Träger einer Zivilisation", di« ihm nur allein zugute kommt. Erkauft di« Zivilisation in Europa oder Amerikaund bezahlt sie mit dem Schweiß der schwarzenBevölkerung. Autos. Geld, hohes Lebensniveaugeben ihm die Möglichkeit, den Herrenraflenknltzu pflegen. Er ist der Nutznießer unverdienterMöglichkeiten, die ihm bloß dank seiner weißenHautfarbe entstanden. Und nicht dank seinerFähigkeiten. Er ist unintelligent, ungebildet.Ein Neureicher, von einer Borniertheit, in derer bloß mit dem Iankee konkurrieren kann. Ansdem Kleinbürgertum entsprungen, möchte derOchs gern vergessen, daß er ein Kalb gewesenwar. Und Siwzon aus Litauen nennt sich fortan Gordon aus Südafrika. Er nennt sich Selfmademan und vergißt, daß ihn die Hautfarbereich gemocht hat.Damals, als er noch in Litauen ein armerkleinbürgerlicher, jüdischer Schlächter war, ahnteer nicht, welch ein Kapital in der Weißen Hautfarbe lag. Damals vor.dreißig Jahren, als dasburische Feudalwesen vom englischen Kapitalismus, welches viel«„Pioniere" ihrer Sach«brauchten, verdrängt wurde.Was Siwzon und Schulze und Smith selbständig auS sich selbst heraus schufen, sind dieBastards. Ihre unehelichen halbschwarzen Kinder, die sie ihren schwarzen Dienstmädeln aufbürdeten. In diesem Falle übersehen sic gerndie Farbenschranke. Mit dummen WitzeN versuchen sie diese Tatsache beiseite zu schieben. Sieläßt sich aber nicht beiseite schieben. Und auSdiesen Mischlingen wird ihnen der FelS erwachsen, an dem di« weiße Well« in Südafrika bersten wird.Nimmt man ein« Karte Südafrika« zurHand, so fallen einem die vielen Ortsnamenauf. Größtenteils sind es die Siedlungen derWeißen» die genannt werden. ES sind die gelungenen Kinder der englischen Kultur undzum Teil erst nach der Einführung der sechs-Stunden-Schicht deutlich in Erscheinung traten,wie folgt zusammen: Mehr Freizeit, die zu Gartenarbeiten und persönlichen wie kollektiven Bildungszwecken verwendet werden kann. Anspornzur Ausbildung für leitende Posten, da durchden Uebergang vom Drei-Schichten- zum Bier-Schichten-System mehr Ueberwachungspersonalnötig wird.■ Geringere Ermüdungserscheinungen und deshalb höhere Arbeitsleistung. Mütter,die für Kinder zu sorgen haben, können ihr Brotverdienen und haben gleichzeitig doch die nötigeZeit, um für ihre Familie zu sorgen. GeringereZeitverschwendung. da die Arbeit in einer ununterbrochenen Schicht viel intensiver ist. Herabsetzung der Lebensunterhalts-Kosten, da alleDfahlzeiten zu Hause eingenommen werdenkönnen. Größere Arbeitssicherheil, da durch dieErhöhung der Zahl der Arbeiter der Arbeitsmarkt entlastet und dadurch der Konsum erhöhtund die Wirtschaftslage allgemein gehoben wird.„Ich zögere", sagt der Präsident,„mit derAufzählung aufzuhören, dennjeden Tag werden mir von der Leitung neu«Vorteil« gemeldet."„Wie aber", fährt der Präsident fort,„stelltsich das Unternehmen und wie stellen sich dieAktionäre bei dieser Maßnahme? Die L i st eder Vorteile für das Unternehmenist nahezu so eindrucksvoll wie jeneder Arbeiter!" Diese Vorteile lassen sichwie folgt zusammenfassen: Erhöht« Tagesleistungder einzelnen Produktionseinheiten. Ausschaltungder Essenspausen mit ihrer Leit- und Energie-Verschwendung sowie ihren Ausgaben für Ka<>»tinen usw. Erhöhter Ertrag des in den Maschinenangelegten Kapitals infolge der rationelleren Verwendung der Maschinen. Bessere Organisationder Arbeit, Herabsetzung der allgemeinen Unkosten(während die Ersparnisse im Betrieb10 Cents per 100 Pfund hergestellte Ware betragen, beziffern sie sich für den leitendenApparat— Büro, Unkosten— auf 25 Cents).Das Lohnproblem wurde wie folgt gelöst:„Unsere Gesellschaft untersuchte genau, wie hochder Lohn eines Arbeiters sein muß, wenn er diegleiche Kaufkraft besitzen soll wie vor zwei Jahren,alS die Preise viel höher waren. Wir stelltenfest, daß, wenn der Grundlohnsatz um zwölfeinhalb Prozent erhyht wird, beim-sechS-Stunden-Tag und der sechs-^age-Woche die Kaufiraftungefähr die gleiche ist wie, im Jahre.1928. Eswurde deshalb beschlössen, den Mindestlohn füreinen männlichen Arbeiter auf vier Dollar perTag festzusetzen, WaS dem Lohn entspricht, denwir bei Handhabung deS Achtstundentages zahlten(Mindestlohn von 50 Cents per Stunde, d.b. vier Dollar per acht Stunden).,Lch werd«, so sagt der Präsident weiter,„oft gefragt, welche Nachteil« wir beim Sechs,stundentag festaestellt haben. Bi» heute habe«wir kein« eigentlichen Nachteile festaestellt. AlleBeteiligte» sind mit dem neuen System einverstanden."Die besagte Firma wird deshalb das neueSystem, trotzdem es nur als Hilfsmaßnahme zurBekämpfung der Arbeitslosigkeit gedacht war,auch in Zukunft aufrechterhalten!Zivilisation. Diese Middleburgs, Mashadadorpssind vorläufig klein« Würmer. Mutter Kapitalpäppelt sie, daß sie schön dick und fett werdenund ihren Leib über die Erde der Schwarzenringeln zum Wohle der Weißen Südafrika» undvorläufig noch Englands.Eine Landkarte Südafrikas erzählt vonKämpfen um Besitz, von verflossenem Menschenblut, das billiger ist als Gold und Diamantenund Vi«h und Land.Erst sprangen die Buren, Dieses von England vergewaltigte Völkchen", durch ihre Kaf-fernkriege auf den Nacken der Eingeborenen.Sie ließen sich als Großgrundbesitzer vom arbei-tenden Schwarzen faul und bequem durchs Lebentragen. Bis sie dann England aus ihrem bequemen Nichtstun auffcheuchte, um fortan dieExploitation des Landes auf rationellere Weisezu betreiben, Gold und Diamanten sind kostbarer als Mais und Bieh.Die Buren waren der englischen, modernenWirtschaftsform nicht gewachsen. Biele verarmten und verarmen. Immer mehr bröckelnaus der Masse der Weißen ab. Die ziemlicheinheitlich war. Einheitlich durch ihr gehobenesLebensniveau, ihren Dünkel und ihr« Verachtungdes Eingeborenen. Einheitlich auch durch denWillen, das Land und die Eingeborenen aus-zusaugen.Di« abbröckelnden Weißen sinken ökonomischimmer tiefer. Sie können das kostspielige Lebender Weißen nicht mehr mitmachen. Biele lebensiebter als die Schwarzen. Sie habenauch ihren Namen weg. Der Weiße Verdienernennt sie„weiße Koffer". Ihr vererbter Hatzgegen die Schwarzen wird vom Haß gegen Eng-lang, gegen das Kapital, die Zivilisation schlechtweg überschrien. Sie ahnen, wo der Feindsteckt, wissen aber nicht, wie ihm begegnen. Rochschwanken sie zwischen den Parteien. Der Partei! des nationalistischen Buren-Herzog» und derreligiösen Gefühlssozialisten SteenkampS.Doch.DiinmnniniiiiiiiiiiniiniiiuiiiitinnuiiiniiiiiiiiiHfliiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiuinniHiiHwuiiniiiiiiiHiiArbeiter, kümmert euch um«re Jugend!Unterstützt di« Kinderfreundrbrwrgung unddie Jugendorganisat ion.De« Sozialismus beginnt nicht in derVersammlung, sondern in der Familie!Die siebeneinhalb Millionen der Farbigenvermehren sich verhältnismäßig viel schneller al»die anderthalb Millionen der Weißen.Die Zukunft Afrikas gehört entweder derschwarzen Raffe oder, was noch wahrscheinlicherist, einer Mifchlingsrasse, an deren Grünungalle Nationen beteiligt sein werden. Und di«heute schon ihren Ursprung in der geächtetenKaste der Bastards hat, die ein Drittel der Bevölkerung-er Kap-Koloni« ausmachen.Die Wirtin des Kaffeehauses in Mashada-dorp gehörte zu den weißen Armen. Sie unddie andern Gäste hörten einen Teil meinerobigen Ausführungen. Blöde dösten sie in diePetroleumlampe. Seitdem ihre Ahnen vorJahrhunderten Europa verließen, ist ihr Gehirneingetrocknet. Damals, als sie zum Teil wegenGlaubensverfolgungen Holland und Frankreichverließen, flackerte zum letztenmal ihr Protestgegen di« Vergewaltigung des Geistes— ihresGeistes— auf. Und da dieser ihr Geist in Südafrika Jahrhundert« hindurch unbehelligt blieb,trocknete er ein. Die Buren sind Jahrhundertehindurch religiös geblieben. In einem jedenBurenhaushalt findet man ein« zerlesen« Bibel,aus der ihre Denkfaulheit und Melancholie erwachsen ist.Der rühmlichst bekannte Präsident„Ohm"Paul Krüger ist schon lange tot. Dich wird seinNam« jetzt wieder in Südafrika viel genannt.Anläßlich der Krüger-Million, di« er auf seinerFlucht nach Holland versteckt haben soll...Manche wollen wissen, wo er sie versteckt hat.Nun herrscht ein Suchen. Ohm Paul Krügerwar sehr fromm. Man sagte, er hätte seinePolitik nach der Bibel gemacht. Seine Millionen sind gute, fromme Bibelmillivnen.Di« Wirtin und die Gäste gähnten. TasGespräch wurde bleicher. Die typische, müde,gehemmte, melancholische Atmosphäre der weißen Armen herrschte im Raum.Auch ich war müde und ging schlafen. Jeneschlafen schon seit Jahrhunderten. W/n werden sie erwachen?!-er Kuhmilch-WeUretoro.Milchkühe mit phänomenaler Leistungsfähigkeit.Hier soll nicht von den berühmten heiligenKühen der Hindus die Rede sein, sondern vonMilchkühen, die wegen ihrer hohen Leistungsfähigkeit im Milchgeben ebenso berühmt geworden sindwie irgend ein berühmter Boxer oder sonstigerSportsmann. Auch hier wechseln die Berühmtheiten> ab, auch bei den Kühen werden immer wieder neueWeltrekorde aufgestellt und wiederum verdrängt.Während des letzten Jahrzehnts war bald einedeutsche, dänische oder österreichische, bald eine nordamerikanische, kanadische oder australische Kuh dieWeltrekordkuh, das heißt die Kuh, die in einemJahre die meiste Milch hergab. Eine Zeitlang hatteder frühere österreichische Bundespräsident Hainisch, selbst ein praktischer Landwirt, eine berühmte Milchkuh. Sie trug den schönen NamenBella und ergab in einem Jahr eine Milchmengevon 10268 Kilogramm. Bei diesen Kühen wirdnämlich die Milch nicht nach Litern gemessen, sondern nach Kilogramm gewogen. Zn höheren Erträgnissen brachte es sodann eine ostpreußische Kuhmit dem Namen Peluschka. Ihre größte Jahresleistung an Milch stellte sich auf 11.876 Kilogramm.Sogleich nahmen sich zwei ostfriesische Kühe mitNamen Frohsinn und Adele vor, der Peluschka denRekord abzujagen. Der Frohsinn gelang dies nicht;denn sie brachte es nur auf 10.900 KilogrammJahresleistung, dagegen gelang es der Adele, diePeluschka zu schlagen. Adele gab nämlich in einemJahr 11.882 Kilogramm Milch her.Auch dieser Rekord wurde verdrängt, sofortmachte sich in der Prignitz eine Kuh mit demNamen Brünette daran, den Rekord der Adele zubrechen. Sie gab in einem Jahre 12.012 KilogrammMilch her. Dann ging der Weltrekord auf einedänische Kuh über, die 12.326 Kilogramm Milchlieferte. Inzwischen hatte man den Kampf aber auchin Nordamerika und Australien ausgenommen. Eineaustralische Kuh war eS zunächst, die alle anderenKühe an Milchlieferung übertraf. Dies war ein«Kuh mit Namen Melba, di« in einem Jahre 14.310Kilo Milch hergab. Wiederum wurde dieser Weltrekord geschlagen durch eine Kuh in den VereinigtenStaaten von Amerika. Sie lieferte in vinem Jahre18.211 Kilogramm Milch. Nun kann die deutscheLandwirtschaft den Ruhm für sich in Anspruchnehmen, alle bisherigen Rekord« gebrochen zuhaben, di« jkuh mit der zur Zeit höchsten Leistungzu besitzen. Es ist dies eine Kuh aus dem rheinischen Provinzialgute Bedburg-Hau im Kreis Cleveam Niederrhein. Diese Kuh hat den Namen Thereseund ist ein braunschwarzes niederrheinisches Tieflandrind. Therese hat im vergangenen Jahre insgesamt 16.461 Kilogramm Milch hergegeben, alsonoch 1280 Kilogramm mehr al» die bisherige Weltrekordkuh aus Kanada.Es ist natürlich ausgeschlossen, jede Kuh aufderartige Höchstleistungen züchten zu können; daist schon deshalb unmöglich, weil namentlich beivielen kleinen Landwirten die Kühe auch Arbeital» Zugtiere leisten müssen und dann naturgemäß weniger Milch geben. Aber immerhin zeigendie angeführten Beifpiele von berühmten Kühen/daß sich auch in der Biehwirtschaft noch viele Fortschritte erzielen lassen. Albert Mundt.