Nr. 22L Tmtrt«#, 22. September 1281. Seit« S Dte Aavrik der WoytgerttiHe. KS»nts«H-»a<r»r nm laufenden«an». Sine Elfjährig« auf dem Montblanc. We„Daily Chronicl«" meldet, ist es dieser Tage der elf Jahre alten Engländerin Willi ns gelungen, den 4810 Meter hohen Gipfel des Montblanc zu ersteigen. Dadurch wurde ein Altersrekord überboten, denn der jüngste Tourist, der den Montblanc erstiegen hat, war bisher der Knabe Startton, der um zwei Monate älter ist als die Willms. Veruntreuungen eines JuftizministrrS? Der frühere finnische Justizminister Akessen wurde unter dem Verdacht der Unterschlagung von einer Biertelmillion Finnmark verhaftet. Akcsson, der zuletzt als Richter in der ostfinnischen Stadt Rajakokk amtierte, soll die für Stempelmarlen eingegangenen Zahlungen für sich verwandt haben. Es scheint, daß Akesson das Opfer von Erpressern geworden ist. Lin Generaldirektor wandert ins Gefängnis. Der ehemalige Generaldirektor der Hagener Straßenbahn, Pforte, ist am Samstag in seiner Wohnung in Düsseldorf durch Kriminalbeamte verhaftet worden. Die Festnahme ist auf Anordnung des Untersuchungsrichters in Hagen erfolgt, da Fluchtverdacht und Verdunkelungsgefahr vovliegen. Sin neues Großkampfflngzrng. Dir englischen Flugsachverständigen kommentieren lebhaft die ungewöhnliche Leistung des neuen britischen Kriegrluft- bootcs» das Mittwoch«inen Nonstopflug von 1200 Meilen von Gibraltar nach Plymauth ausführte. Der Apparat ist mit Motoren in einer Stärke von 1500 Pferdekräften ausgerüstet und wurde von der Firma Saunders- Reo konstruiert. Dieses Boot unternahm bereits zwischen dem 15. August und 16. September einen Kreuzslug von 8300 Meilen in! 00 Stunden effektiven Fluges bei einer Durch- schnittsgeschwindigkeit von 92 Meilen in der Stunde. An Bord befanden sich sechs Mann Besatzung. Im Hafen von Algier ging der Hydroavion bei einem Sturm von 60 Meilen in der Stunde glücklich vor Anker. Er hört er sicht. Don Wolfgang Federau . And dann, mitten zwischen seinen Borbereitungen, zwischen dem Kommen und Gchen der Lieferanten, den Einkäufen, dem Schreiben und Packen und all jenen Bemühungen, denen man sich unterziehen mutz, wenn man für die Dauer vieler Jahre seine Heimat verlassen will — ja, in all diesem Trubel und Wirrwarr fiel es Gundolf plötzlich eint„Da ist ja Hertha !" Ja— da war Hertha , und wenn es sonst kaum jemanden gab in diesem alten und morschen Europa , von dem Abschied zu nehmen sich lohnte — Hertha mutzte er noch einmal sehen. Unbedingt mutzte er sie noch einmal sehen. „Wir haben so nette Tage miteinander verlebt," lächelte er vor. sich hi«.„Wir sind ost>'o fröhlich miteinander gewesen und übermütig. Und wir haben uns doch gern,..". Ja— und sv schob er mit einem Ruck alles beiseite, was von rechiswegen baldigster und dringlichster Erledigung harrte, und hing auch schon am Telephon. „Schon nach Hause gegangen," wurde ihm von einer kichernden Kollegin gesagt.„Nach Hause?" dachte Gundolf.„Schade— WirLich schade." Sie hat natürlich kein Telephon in ihrem möblierten Zimmer. Aber nun hatte sich der Wunsch doch einmal festgesetzt in ihm— er wollte nicht zu einer billigen Ausrede greifen. Zumal er wirAich so eine Art Sehnsucht empfand. Er schickte einen Rohrpostbrief und zur Sicherheit auch noch ein Telegramm. Sie trafen sich bei Kübler, am Fleisch- markr, wo eS diese Leinen Kojen gab, in denen' man so ungestört und unbehelligt durch die Blicke anderer mit einander plaudern konnte. „Du tust ja wahrhaftig, als ob du das große Los gewonnen hättest," lächelte Hertha . „Habe ich auch, Liebling," ries Gundolf übermütig, und wie er so vor ihr stand, breitbeinig, die Hände in den Hosentaschen stark, groß und verwegen, da hatte er so ganz dos Aussehen eines heiteren Jungen, der er im Grunde seines Herzens ja auch immer noch war. Eine- sehr robusten, unbeschwerten und unkomplizierten Jungen. „Guck mich, an— Guck mich an," sagt? er mit Pathos.„Weiht du denn überhaupt, wer vor dir steht?" „Eben glaubte ich noch, es zu wissen,* entgegnete Hertha. „Aber in diesem Augenblick und wenn du mich so fragst, erscheint es mir bereits zweifeDaft." „Nichts weißt du, gar nichts weißt du," protzt« Gundolf.„Kleiner Ingenieur bei einer großen Firma und tveiter nichts, denkst du. Aber dorbeigeschossen... hahaha. Das hier..." und er schlug sich schallend mft der flachen Hand auf di« Bnm,„das ist der jüngste Assistent deS Professors Bohre und sein Begleiter auf der großen Afrika -Expedition. Was sagst« nu? Siehst du, da bleibt dir di» Spucke weg— verzeihe den Ausdruck. Es ist der einzige, der dieser Situation angemessen ist." „WirLich?" schrie Hertha , aufspringend, und ihr Gesicht wechselte in SekundensHrell« zwischen glühendem Rot und tiefer Blässe. »„Jawoll," sprudelte Gundolf. ,^Da siehst du eben, was ich für ein Kerl bin. Aber keine Ovationen, bitte— wir wollen sie uns für spater aufheben. Da schielt so ein neugierige. Ober oben um die Ecke— dem wollen wir den Gefallen nicht tun." Sic setzten sich artig an den Tisch--- gerade rechtzeitig, um dem Kellner den Anblick eines äußerst ruhigen und gesetzten Paare- zu bieten. „Aber wie ist das bloß alles so schnell ge- lommen?," wollte das Machen wissen. Was eine richtiggehende Parfümfabrik ist, die kann man aber auf tausend Meter riechen. In Köln ist da- ein wenig anders, denn das Kölnische Wasser ist kein Parfüm im eigentlichen Sinne, es nimmt vielmehr eine Sonderstellung auf der ganzen Welt ein. Die Domstadt hat seit dem Jahre 1709 ihr« Wasserfabriken, die sie in so guten Geruch auf der ganzen Welt gebracht haben. Die Herstellung des Kölnisch-Wasser ist an sich keine Kunst, gibt es doch mehr als hundert Fabriken in Köln , di« Kölnisch-Wasser herstellen. Nur die Mischung ist geheim. Zur Fabrikation braucht man in erster Linie Weinsprit, und so ist denn das erste, was man beim Betreten der Kellerräume einer Kölnisch-Wasser-Fabrik erblickt, eine ungeheure Meng- von Fässern. Jede Fabrik hat ihr eigener Rezept, das nur einigen Famllienmitgliedern bekannt ist, während kein einziger der Angestellten eine Ahnung hat. In jeder anderen Fabrik wäre diese Methode vielleicht unmöglich, hier geht es aber, eben weil die Herstellung selber kein Kunststück ist. Sind die Fässer mit Weinsprit verzollt, werden sie geöffnet, und ein Mitglied der Familie gießt in jeder Faß so viel von der geheim gehaltenen Essenz, bis di« richtig« Mischung entstanden ist und bis der gewünschte Geruch zutage tritt. Dar ist eine weihevolle Handlung, weil sehr viel davon abhängt, daß die Mischung auch gelingt- Die Fässer werden nun verschlossen und bleiben Monate lang liegen. Natürlich dürfen sie weder bewegt noch gar geschüttelt werden, vielmehr soll sich die Essenz ganz langsam dem Weinsprit mittrile«, bis di« Ablagerung vollendet ist. Sin süßlicher Geruch herrscht in den kühlen Krllerräumen, so süßlich und so stark, daß jeder Laie nach wenigen Minuten di« heftigsten Kopfschmerzen bekommt. Aber auch die Fachleute, die den Wirkungen länger widerstehen können sich nur eine Stunde in diesen Räumen aufhalten, ohne vollkommen betrunken zu werden. Die Zeit' der Ablagerung ist vorüber, die Masse kann aus de« Fäst fern genommen werden und wird durch Fernrohrleitung in den Betrieb hinübergedrückt. Jetzt schon ist das Kölnisch-Wasser fertig, eS wird nicht mehr veredelt oder verändert. Es wird niemals genau festzustelle« sein, wieviel« Flaschen Kölnisch-Wasser täglich in der Domstadt hrrgestellt werden, aber einige Hunderttausend« sind es bestimmt. Bei solchen Mengen kann nicht jede Flasche mit der Hand gefüllt werden, vielmehr geschieht daS Einfüllen der großen und kleinsten Flaschen maschinell. Diese werden, sobald „Wie? Na, du weißt ja» daß ich ums Leben gern mit bei der Sache gewesen wäre. Also schrieb ich dem Professor einen langen Brief, WirLich einen handfesten Brief, legte ein paar Empfehlungen von Leuten bei, auf deren Urteil er, wie ich wußte, Wert, legt«, auf die er etwas goch und... und wartete ab. Drei Tage lang. DaS schien mir eine ausreichende Frist, nm einen Entschluß zu fassen. Aber alS ich keine Antwort bekam, nahm ich allen Mut in die eine und alle Wurschtigkeit in die andere Hand und rückte dem alten Löwen höchst eigenfüßig ans di« Bude. Ra, er brüllte WirLich wie ein Löwe. Schnaubte, was ich mir Wohl dächte, er hätte eben erst— —„vor drei Togen" warf ich ein— also eben erst, wiederhole er zornig, nrein Schreiben bekommen und«r müsse so etwas reichlich überlegen— na, und allerhand solchen Unsinn. S!un, ich dachte, hier gehts um di« Wurst, und mit einem Löiven kann man nur auskommen, wenn man das Lamm in sich erwürgt und sich gleichfalls löwemnäßig gebärdet. Warf ich mich also in die Brust und meinte: Ich will Ihnen, Herr Professor, die Sache erleichtern. Hier stehe ich— sehen Sie mich an, fragen Sie mich, prüfen Sie mich auf Herz und Nieren. Bin ich der rechte Manu für Sie» wird» sich auf diese Art am besten beweisen— und bin ichs nicht, dann sparen Sie sich die Mühe eines Auiwort- schrerbenS." „Und der Professor?," sagte daS Mädchen atemlos.„Was fragt« er...?" „Garn'.chtS. Er trai ganz dicht an mich heran» besah mich durch seine Brillengläser, reicht« mir die Hand und sogt«: Also— wir fahren heut« in vierzehn Tagen— holen Sie sich morgen nm zehn Uhr bei mir weiter« Informationen. Jetzt habe ich zu tun. Auf Wiedersehen..." „Das llmgt wie ein Märchen," hauchte Hertha hingerissen.„Das ist ein Glück wie..." „Spaß— warum soll ich nicht auch einmal Glück haben," unterbrach Gundolf. „Und wie geht nun die Reise— wie lange wird sie dauern, bi« Expedition?" „Wie lange sie dauert? Drei Jahre sind vorgesehen— da können's vier werden. Und sonst— na, ich will dich mit Einzelheiten verschonen. Erstens verstehst du noch nicht- davon, Uvertens wurde e- dich langweilen, und drittens wll man nicht fachsimpeln, wenn man mit einens Mädchen zusammensitzt." „Nein— du hast wohl recht— ich verstehe doch nicht- davon," sagt« da» Mädchen, und ein müde- Lächeln, ein schmerzliches Lächeln ging über ihr« Z^e. Aber davon sah der Mann nichts, natürlich. „Was ich hier besaß, habe ich inzwischen schon alles verkloppt— von meinen Büchern abgesehen," fuhr er fort.„Den.Wasferfloh' auch, mein kleines Motorboot. Wir holden doch schöne Sttrnden auf ihm verbracht, nicht wahr?" „Wann fährst du denn eigentlich?" sie aut der Glasfabrik komme«, in die im Parterre liegenden Spülräum« gebracht und dort gehörig gewaschen. Die großen Füllmaschinen drehen sich langsam. Auf Bändern kommen die Flaschen angesegelt wie Ozeanschiffe. Die Arbeiterinnen nehmen sie ab, setzen sie auf di« Röhren, aus denen in"-bestimmten Abständen bestimmt« Mengen heraussprudeln, und lassen die gefüllten Flaschen auf dem laufenden Band« davoneilen. Das geht sehr rasch, und in mancher Fabrik werden 10.000 und mehr Flaschen, Von der kleinsten Probeflasche bis zu den größten Kristallflakons, Tag für Tag abgefüllt. Im Nebenraum tragen die Frauen und Mädchen starke Brillen als Splitterschutz, denn sie pressen an den Ber- schlußmaschinen die Korken in die Flaschen. Da kommt«S nicht selten vor, daß die beißend« Flüssigkeit den Arbeiterinnen in di« Augen spritzen würde oder daß sie durch Glassplitter der berstenden Flaschen verletzt werden können. Hundert« von Flaschen wandern durch die Hände jener Frauen, die mit stillem Gleichmut ihre Arbeit verrichten Ent« lüstungSanlagen sorgen dafür, daß der Geruch die Arbeiterinnen nicht betäubt und betrunken macht. Daß jeder, der in einer Kölnisch-Wasser-Fabrik arbeitet, nach diesem Parfüm duftet, ist natürlich nicht zu vermeiden. „Die jungen Mädchen haben dies sicherlich recht gern?" „Im Gegenteil, die können eß nicht mehr riechen. Manche würde gern mal in einer Schokoladenfabrik arbeiten oder in einem Betrieb, wo e» ganz geruchlos zugeht." Jede gefüllte Flasche wird auf den Kopf gestellt, um festzustellen, ob sie auch dicht ist. Alles daS geht maschinell, aber für«ins braucht man doch die geschickten Menschenhände: für das Aufdrücken der Kopfsiegelkapseln. Dies« find mehrfach angeschnitten, damit sie auf die runden Flaschenhälse passen. Mehrfach« Versuche, Maschinen zu konstruieren, welch« diese Arbeit besorgen, find gescheitert. Zum Schluß noch ein Wort über die Fälschungen von Kölnisch-Wasser. Bisher sind weit mehr als tausend Versuche gemacht worden, gerade diese Erfindung nachzuahmen, wobei es natürlich heftig« Kämpfe um die Schutzmarken und um die Etiketten gab. Jede Kölnisch-Wasser-Fabrik von Rang besitzt ein„Kriminalmuseum", in welchem von jeder Fälschung eine Flasch« aufbewahrt wird, und je mehr diese Sammlung wächst, desto stolzer ist man auf sie; denn nichts beweist so sehr die Beliebtheit einer Marke, wie dauernde Versuche, sie nachzuahmen. E. Lotz. „Morgen früh neun Uhr ah nach Hanibupg. Don dort mit der Eap Polonio weiter." „Morgen schon?" „Ja, fix was? Deshalb hatte ich ja auch so viel zu tun. Fast hätte ich vergessen, im Eifer des Gefechts, mich von dir zu verabschieden." „So— hättest du das?," fragte das Mädchen sehr leise.„Nun, ich wäre dir deshalb nicht gram geworden. Ich kenne dich ja— ich habe dich kennen gekernt, dich und dein— dein gutes Herz" „Na— keine Schmeicheleien," wehrte Gundolf ab. „Er begreift nicht— er begreift nichts," dachte das Mädchen und mußte die Lippen zusammenbeißen, um nicht lqpt loszuchvuien. „Nicht einmal meinen Hohn begreift er. Ein guter— oh, em vollkommen herzloser Junge." „Soll ich an die Bahn kommen?," fragte sie. Sie achtete gar nicht auf die Antwort» wußte sie ja schon im voraus. „Nein— besser doch nicht. Da sind, all die großen Tiere, die dem Professor bis Geleit geben. Ich möchte nicht mit einer Abschiedsszene belastet losfahren." „Tw hast wohl recht..." „Nicht wahr? Du bist ein ausnehmend verständiges Mädchen. Na— und nun; Rest weg und shak« Hands, wie der Engländer sagt. Wir werden uns wieder sehen oder wir werden uns nicht Wiedersehen, wie das Schicksal es will. Vielleicht bist du, wenn ich zuruckkomme, schon Mutter eines niedlichen Kindes, gelt? Wie dem auch sei— wir werden uns gern aneinander erinnern, nicht wahr? Wir haben uns nie ein böses Wort gesagt— wir haben uns gerne ge- habt, wir dürfen ohne Bitterkeit aneinander denken." „Ja," wiederholte das Mädchen.„Du hast mir nie ein böses Wort gesagt... du hast mich gern gehabt."—„Wie du, eS verstehst," dachte sie und etwas legte sich kühl und beklemmend auf ihr« Brust. „Wir dürfen gern aneinander denken." Draußen auf der Straße, ehe Gundolf ein Auto rief, blieb er noch einmal stehen.» „Und nun? Kein Kuß, mein Mädel, zum Abschied? Keinen Kuß?..." „Warum denn nicht auch noch das?" dachte das MiLchen„zu all dem andern." S« lech« die Anne um des Mannes Hals, hob ihre Lippen seinem Mund entgegen. „Du haft daS Küssen verlernt— in den paar Wochen, wo wir uns nicht gesehen haben," lachte Gundolf.. „Ja,— mir ist, als wärest du schon jetzt, schon heute ganz, ganz sern. Als hätte ich keinen Teil mehr an dir— ja, als wärest du mit niemals n<ch« gewesen." „Du übst dich wohl schon im Vergessen," drohte Gundolf lächelnd.„Aber es ist besser so. ES war so schön— und vielleicht wird die vergangen« Zeit uns in der Erinnerung doppelt schön erscheinen, weil sie nie wiederkommt." Er winkt« ihr noch, als das Auto sie entführte, und das Mädchen winkt« zurück, denn es wußte, waS sich schickt. DaS Taschentuch— ja, das drückte sie erst gegen di« heißen, brennenden Augen, als di« Dunkelheit der Nacht ihr Bild bereits in sich aufgetrunken hatte, als Gundolf sie nicht mehr sehen konnte. Der ging lustig pfeifend zu Fuß nach Hause. „So— nun wäre auch das erledigt," dachte cr und fand wieder, daß Hertha wirklich ein famoses Mädchen sei. Die Fröhlichkeit verließ ihn auch am andern Morgen nicht, als er auf der Bahn saß, und auf dem großen Dampfer blieb sie ihm Aeich- falls treu. Aber dann, in einer Nacht— sie hatten Madeira schon lange hinter sich gelassen, ja, in einer solchen Nacht, in der Nähe des Aeqnators geschah«s, daß Gundolf schlaflos in seiner Kabine lag. Unruhig wälzte er sich von einer zur anderen Seite— aber sein« Bemühungen blieben vergeblich. Da beschloß er, alle Versuche zu schlafen aufzugeben. Starrte mit zwei geöffneten Augen in di« chn umgebend« Dunkelheit. Dachte an sein Leben, an das vergangen« und jenes andere, das ihm nun bevorstand. Einzelne Ereignisse hoben sich aus dem Nebel des Vergessen-, einzelne Menschen auch. Tauchten wieder unter und versanken. Ein Bild blieb haften, ein Antlitz schwebte vor ihm und ließ sich nicht fortwischen.»Hertha!" Er stammelte ihren Namen.„Was habe ich bloß getan?," dachte«r plötzlich.„Daß ich so von ihr fortgehen konnte... so gleichgÄtig.. Sa... so herzlos. Ich... ja, ich liebe sie ja doch!!.. Der Funker in seinem Dienstraum hatte gerade«inen Keinen Nicker gemacht. Ta hämmerte Gundolf mit beiden Fäusten gegen di« Tür.„Hallo!," schrie er und nochmals ,Shallo!" „Ist etwas wichtiges?," fragte der Funker verstimmt und ärgerlich. „Furchtbar wichtig— unendlich wichtig," schrie Gundolf.„Es geht um Leben und Glück zweier Menschen." Und die unsichtbaren elektrischen Wellen trugen mit ihrer unvorstellbaren Geschwindigkeit ein paar Worte durch den Weltraum— nur vier, fünf Worte: Wart« auf mich und... verzeihe mir, Liebste!... Kunst und Wissen Abonnementsernenerung. Bis heut«, Dienstag, einschließlich bleiben den.vorjährigen Abonnenten die bisher innegehabten Plätze für die neue Spielzeit reserviert.' ES find bedeutende neue Vergünstigungen für di« Abonnenten vorgesehen, deren Einzelheiten auS dem Abonnementsprospekt, der an der TageSkafla ausgegeben wird, ersichtlich sind. Anmeldungen neuer Abonnenten werden bereits entgegengenommen. Morgen, Mittwoch, einmaliges Gastspiel Harry Liedtke und Ensemble. Der berühmte Filmstar Horry Liedtke wird mit einem Ensemble bekannter Ber liner Schauspieler morgen, Mittwoch, einmalig im Neuen Deutschen Theater als Discount Goring in OScar Wildes Komödie■„Ein idealer Gatte" gastieren. Di« Aufführung ist von Prof. Eugen Robert , Berlin , inszeniert. Katajew kommt nach Prag . Valentin Katajew , der. Verfasser der Komödie„Der letzt« Equipagew", die am kommenden SamStag in der Kleinen Bühne zur Uraufführung gelangt, hat Herrn Direktor Volkner mitgeteilt; daß er zur Premiere in Prag anwesend sein wird. Ebenso werden dar Berliner Lessingtheater , daS den„Letzten Equipagew" als erste Bühne nach Prag herauSbringen wird, und der Bühnenvertrieb S. Fischer, der deutsch « Verleger Katajew -, bei der Uraufführung vertreten sein. Reurinfiudiert und neuinszeniert:„Aida". Bei der unter musikalischer Leitung von Georg Szsll stehenden Neueinstudierung der großen Oper„Aida " von Verdi, wird das Ballett im großen Festakt zum ersten Mal in der in Prag noch nicht gehörten ungekürzten Fassung gespielt. Das Ballett steht unter Leitung von Marrha Aubrechtova, deren Tanzgruppe zur Verstärkung des Balletts herangezogen ist. Inszenierung: Oscar Fritz Schuh. Die völlig« dekott- tive Neuausstattung erfolgt nach Entwürfen von Emil Pirchan in den eigenen Werkstätten unter der Leitung von Leopold Kotulan und Hans Piperger. Kostüme: Trude Volkner. 60-Minnten-Tchall platte. In New-Bork wurde eine doppelseitig bespielte Schallplatte vorgeführt, dl« auf jeder Seite 30 Minuten läuft. Auf dies« Weise war die vollständige Wiedergabe von Beethoven» 5. Symphonie mit nur einmaliger kurzer Unterbrechung möglich. DaS Verfahren beruht darauf, daß die neu« Platte fast die doppelte Spurenzahl einer normalen Platte austveist; außerdem ist di« Umdrehungsgeschwindigkeit des Tellers um etwa die Hülste reduziert. Spielplan des Renen deutschen Theaters. Dienstag: 7L0 Uhr(238.1)„Im weißen Röhl"; Mitt- woch: 8 Uhr Ensemblegastspiel Harry Liedtke „Ein idealer Gatte,"; Donnerstag: 8 Uhr (SNi-Hl)„Arzt wider Willen"; Freitag: 8 Uhr iW-IV)„Der Graue"; SamStag: 7.30 Uhr(237-1)„Cocktail"; Sonntag: 7.30 Uhr (23841)„Der letzte Walzer"; Montag: 7 Uhr (S89-IH)„Aida". Spielplan der„Kleinen Bühne". Dienstag: 8 Uhr^Intimitäten"; Mittwoch 8 Uhr „Intimitäten"; Donnerstag: 8 Uhr „Der HetratSantrag"; Freitag: 8 Uhr „Nina"; SamStag: 8 Uhr Premiere„D« r letzte Equipagew"; Sonntag: 7L0 ULr„Nina"; Montag: 8 Uhr„Der letzte Equipagew".■
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11 (22.9.1931) 221
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