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Sozialdemokrat

Zentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

11. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Redaktion und Berwaltung: Prag II., Artisania 18 Telephon: 26795, 31469( Radtredaktion): 26797 Bokihedamt: 57544

Sonntag, 4. Oktober 1931

Römisch- tschechischer Terror gegen deutsche Katholiken:

Die Olmützer Bischofskonferenz verurteilt die deutschen Christlichsozialen.

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alle Briefter, die ähnliche tikel veröffentlicht haben.

katholischen Bevölkerung. Sämtlichen

Nr. 231.

Brieftern wird die Mitarbeit an diesen Der schwache Völkerbund.

Zeitungen, auch die gelegentlich, unter Strafe der Suspendierung vom Priester­

stande verboten.

Die XI. Jahresversammlung des Völker­bundes, die nach dreiwöchiger Dauer geschlos­sen worden ist, hat schon deshalb das Inter­effe der Weltöffentlichkeit weniger auf sich ge­

Das bedeutet, daß der Parteivor- lenkt als die früheren, weil sie von vornher­fitende der Christlichsozialen, der ein unter der dreifachen Konkurrenz anderer Bater Silgenreiner, in seiner eigenen Ereignisse lag: dem Regierungswechsel in Briesteramtes und seiner Profeffur verlustig zu in Berlin und der bevorstehenden Weltabri­Beitung feine Zeile schreiben tann, ohne seines England, der deutsch - französischen Aussprache Das bedeutet, daß der deutsche

Welterungen der Affäre Kordač. Der Nuntius siegt auf der ganzen Linie. Der katholistic Preßverein und die Deutsche Presse" für antikatholisch erklärt.- Zwei Priester diszipliniert.riester Feierfeil", will er nicht suspen- tungskonferenz Anfang 1932. Von den Re­Gleiche Strafen gelten für Wort ergreifen darf, sondern fuschen muß. Das ziger erschienen. England, durch seine inneren diert werden, in keiner deutschen Zeitung das gierungschefs der Großmächte war kein ein­Ar- bedeutet, daß die deutsche christlichsoziale Bresse Sorgen voll in Anspruch genommen, hatte zum großen Teil als antikatholisch, firchenfeind nicht einmal seinen Außenminister entsandt. lich und gefährlich bezeichnet wird, daß der Stab Anstelle von Henderson, der in den letzten Der Berein der deutschen römisch ihrer geistlichen Mitarbeiter an weiterer mit zwei Jahren der große Animator des Völker katholischen Geistlichkeit in der Erzdiö- arbeit gehindert, wohl auch die finanziellen Zu- bundes gewesen war und der nunmehr das wendungen aus den kirchlichen Aemtern gestrichen britische Auswärtige Amt verlassen hat, war jefe Brag" wird aufgelöft! werden. Das alles, weil diese Presse es gevagt Lord Robert Cecil erschienen, der zwar seit hatte, eine gewisse Kritit, nicht an der Kirche, follwohl aber an dem Nuntius zu üben.( Es wäre übrigens intereffant zu erfahren, woher die Her­

Die Affäre Kordač- Ciriaci ist! noch in guter Erinnerung. Der 80jährige Prager Erzbischof Kordač wurde durch die Intrigen des päpstlichen Nuntius Ciriaci zum Rücktritt gezwungen, in der brutalften und schäbigsten Weise bloßgestellt und seiner Rechte beraubt. Die Ursache dieses Vorgehens; die antikapi­talistische Haltung des Erzbischofs und sein Widerstand gegen die fürstlichen Allüren des Nuntius, dem Wohnung und Kost im erzbischöf lichen Balais nicht genügten, der aus Geldern, die in der Krisenzeit aus Kirchenmitteln und öffentlichen Sammlungen eingebracht werden mußten, ein Palais in Brag und eine Billan Karlsbad erhielt.

Kordač jetzt sich, soweit ihm das Wort nicht verwehrt werden konnte, mit feinen Gegnern auseinander. Ihm springen einige Priester und ein Teil der fatholischen Presse bei. Die Deutsche Presse", das Zentralorgan der deutschen Chriftlichsozialen, das Blatt des Pater Hilgenreiner und Mayr- artings gibt einen Artikel Raum, in dem der Nuntins ale Lügner, jein Norgehen als Roheit und schwere Sünde bezeichnet werden.

Nun der dritte Aft: Die Konferenz der tschechoslowakischen Bischöfe in Olmus hat sich in schärfster Weise für den Nuntius und gegen die deutsche christlich soziale Preise wie auch gegen die deutsche katholische Geistlichkeit ausgesprochen.

Der römisch- fascistische Nuntius hat in Olmüz eine Allianz mit dem tschechisch nationalen Klerus gegen die deutschen Katholilen geschlossen.

Die tschechischkleritale Presse, die ja zugleich außerst nationalistisch ist, triumphiert und bringt mit dreispaltigen Statastrophenlettern die Mel­dung von der schweren Niederlage der deutschen Brüder in Christo.

Für die deutschen Statholiken ist das Ergeb­nis Olmüz tatsächlich tief beschämend und ein Beweis, daß die Kirche nach der gewaltsamen Beseitigung des Erzbischofs Kordač ein Instru ment machtlüsterner Pfaffen und fascistischer Diktatoren geworden ist, mit dem man den deutschen Katholiken und vor allem den deutschen Christlichsozialen wird Mores beibringen fön­nen. Wenn die christlichsoziale Partei sich die Provokation von Olmüz gefallen läßt, wird sie den Rest von Achtung, den sie noch genießt, aud bei den gläubigen Ratholiten verlieren.

Die katholische Bevölkerung der deutschen Gebiete wird sich mit Recht fragen, ob dieses Feldwebelregiment des Nuntius der Dant Safür ist, daß der Bolks bund deut scher Katholiken das Geld der Aermiten gesammelt hat, um dent Gesandten des Papstes eine Billo zu banen!

Die Beschlüsse der Olmüßer Konferenz, über welche die Deutsche Bresse" ibren Befern ein höchst verwirrtes und unflares Referat borsett, in dem sie schüchtern gegen die Ein schränkung der Meinungsfreiheit protestiert, find folgende:

Eine eigene Kommission die weiteren Schnldigen feststellen.

An die sozialdemokratischen Wähler und Wählerinnen!

An alle Vertrauensleute!

in

Der Parteivorstand der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei der Tschechoslowakischen Republit dankt allen, die bei den Gemeindewahlen am 27. September den Kandidaten der Partei ihre Stimmen gaben, für diesen Be­weis des Vertrauens, er dankt aber auch für dieses Votum als Beweis der politischen Reise, der Urteilskraft nnd der Trene des Großteils der Ar­beiterschaft.

Der Parteivorstand dankt den vielen Genofsinnen und Genossen, die bei der mannigfachen Wahlarbeit freiwillige Hilfe leisteten, die ihre freie Zeit, ihr Können, ihre Kraft der Partei opferten, anfs herzlichste für diesen Beweis un­wandelbarer Treue.

Der selbstlosen Arbeit, der Treue, dem Fleiß, dem Eifer, der Opferbereit schaft der vielen Männer und Frauen, die fein anderes Lebensglück kennen als den Fortschritt der sozialistischen Bewegung und die wochenlang vorbildlichste Wahlarbeit leisteten, um der Idee des Sozialismus zu dienen, der Erfah= rung und Beständigkeit unserer Alten und der herrlichen Begeisterung unserer Jugend dankt die Partei den erfreulichen Aus­gang der Wahlen.

Sie hat im wahrsten Sinne des Wortes gegen eine Welt von Feinden ge­fämpft! Weinen anderen Gegner fannten die Bürgerparteien, als die Sozial­demokratie, keinen anderen die Kommunisten. Sie, die Kommunisten, und die Hakenkreuzler wetteifern nicht nur in der Wüstheit ihrer Beschimpfungen der 11nd Sozialdemokratie, sondern auch in der Zügellosigkeit ihrer Demagogic. trotz dem Austurm von links und rechts, trotz der ideellen und praktischen Ein­heitsfrout aller Parteien gegen die Sozialdemokratic nicht nur Behauptung unserer Position in der übergroßen Mehrzahl aller Gemeinden, sondern in nicht wenigen auch sehr erfreuliche Fortschritte!

Für die Zähigkeit, mit der gegen den vereinten Ansturm so vieler Gegner unsere Stellungen nicht nur behauptet, sondern sogar vorgeschoben werden fonnten, Sanft die Partei allen Genoffinnen und Genossen, allen Vertrauens­leuten! Sie dankt für Mitarbeit und Wahlhilfe allen Funktionären, allen frei­willigen Helfern, allen Bruderorganisationen.

Ihrem Dank fügt der Parteivorstand die Aufforderung hinzu, sofort an newe Arbeit zu schreiten, an die Arbeit in den Organisationen. Ausbau der Organisationen das ist Rüstung für die nächsten Kämpfe. Wann immer die Partei zum nächsten Kampf gerufen wird die Organisationen müs­sen gerüstet sein!

Der Parteivorstand der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

jeher starkes Ansehen in Genf genießt und über große Völkerbundserfahrung verfügt, aber als Beauftragter einer neuen Regierung, die durch Budget- und Währungskrisen voll­tommen absorbiert ist, war er in seiner Aftionsfähigkeit start gehemmt. So konnte int diesem Jahre nicht einmal die große politische Aussprache, an der sich Männer wie Briand , Curtius, Cecil und Grandi beteiligten, das Interesse der Welt auf Genf konzentrieren.

Eine gewisse Völkerbundsmüdig­feit unter den Völkern ist unverkennbar. Briand bemühte sich zwar in seiner Rede, den Völkerbund gegen den Vorwurf des Versagens zu verteidigen, aber seine Arguntente vermoch­ten doch nicht die Tatsache aus der Welt zu schaffen, die für das Urteil der breiten Mas­sen allein entscheidend ist, daß nämlich in den Zeiten der größten Weltwirtschaftskrise der Völkerbund nicht imstande ist, die Regieruit­gen zu positiven Ueberwindungsmaßnahmen zu veranlassen. Auch das Europakomitee hat, abgesehen von schwachen Anfängen, vor allem auf dem Gebiet des internationalen Agrar­tredits, noch nichts Positives zu schaffen ver mocht.

H

Eine gewisse Belebung der Genfer Ber­handlungen brachte der italienische Vorschlag eines Rüstungsstillstandes, zu dem sich alle Mächte bis zum Abschluß der Welt­abrüstungskonferenz feierlich verpflichten soll­ten. Gleichviel aus welchen Motiven dieser Antrag eingebracht worden sein mochte, seine Verwirklichung wäre nüßlich gewesen, und das haben nicht nur die Vertreter der neutra­Ten Staatengruppe anerkannt, sondern sogar die Leitung der Sozialistischen Ar= beiter Internationale hat sich- bei aller unnachgiebigen Bekämpfung des italienischen Fascismus für diesen Antrag eingesetzt. Es mußte schon peinlich auffallen, daß Briand in seiner Rede auf diesen Bor­schlag mit keinem Wort eingegangen war. Von Frankreichs Entscheidung hing aber das Schicksal dieser Anregung ab. Erst gegen Ende der Tagung, nach der Abreise Briands, brachte Frankreich durch Massig den italienischen Antrag zum Scheitern. Von dem ursprüng­lichen Gedanken ist schließlich nur noch cin schwacher Ersatz in der Form einer un­verbindlichen Empfehlung an die Regie­rungen gerettet worden.

Auch wirtschaftlich und finan ziell sind die Leistungen der diesjährigen Völkerbundstagung nicht überwälti­

Die Priester Michael Magerl und Adalbert Sanda( die Verfasser der gegen Die politische Bewegung der deutschen| ren die Namen der Artikelschreiber erfuhren, die gend. Frankreich hat durch seinen reaktio­Ciriaci gerichteten Artikel in Der Katholiken, die christlichsoziale Partei und Preffe in den Zeitungen nicht genannt waren; haben die nären Finanzminister Flandin deutlich zu Deutschen Presse" und der Národni werden aber vor allem durch folgenden Beschluß Meffer geliefert und für den Berrat noch Indant seine gegenwärtige Vorherrschaft preiszugeben: Redaktionen da ihre Mitarbeiter selbst ans verstehen gegeben, daß es nicht gewillt ist, Politika") werden suspendiert, dem der Olmüher Konferenz vernichtend getroffen: erhalten?) die ungeheuren Goldreserven, die es Magerl wird die fanonische Mission für Sämtliche Zeitungen, die vom Wenn in den Reihen der deutschen Christ aufgestapelt hat, werden nach wie vor als p v= das Katadyetenamt und der Ehrentitel lichfozialen und des deutschen Katholigismus noch litisches Machtmittel gebraucht. Das Preffeverein Egerland" herausgegeben Männer und nicht nur Kerzelweiber stehen, hat vor allem die österreichische Regie­cines Konsistorialrates, dem Sanda die das ist vor allem die dann müßte die Antwort auf diese Ohrfeigen Mission für seine Professur an der tsche­chischen Universität entzogen. Beide find " Deutsche Preffe" haben nicht als eine Kriegserklärung an Ciriaci und seine ticherung erfahren müssen, der der Bölkerbund nur also so gut wie erledigt und mit den Batholische Zeitungen zu gelten, sie bil- chischnationale Clique, die Lösung der deutschen unter ganz besonders drückenden Bedingungen, Katholiken von der römisch- tschechischen Vorherr- die von Frankreich im sozialreaktionären schwersten Disziplinarstrafen belegt. Sinne weitgehend beeinflußt wurden, seine

werden

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den eine Gefahr für das Denten der schaft sein!