Nr. 235.

Not Tod. Aus Karbi wird uns be­richtet: Der seit den 29. September aus seiner Wohnung in Hohenstein abgängige pensionierte Bergmann K. Eichler, der in der letzten Zeit wie­derholt Selbstmordabsichten geäußert hatte, wurde. von Passanten in den Wäldern bei Hohenstein

Freitag, 9. Oktober 1931.

Der Brand Chikagos.

an einem Baum hängend tot aufgefunden. im vergangenen Jahrhundert die Menschheit jahrelanges Leiden haben den 54jährigen Mann heimsuchten, ist der Riesenbrand von Chikago, zu seiner Flucht aus dem Leben veranlaßt. jene jest genau 60 Jahre zurückliegende Feu Unverfrorene Diebe. Der Personenzug ersbrust, die in knapp 48 Stunden eine empor­zwischen Leobschütz  - Ratibor   wurde Mittwoch kurz wachsende junge Großstadt in Schutt und Asche vor 21 Uhr durch Ziehen der Notbremse im leb- legte und 500 Menschenleben ein Opfer der ten Wagen zum Stehen gebracht. Die Zugs Flammen werden ließ. begaben, bemerkten dort mehrere Personen, die allen großen Katastrophen, die die Geschichte der beamten, die sich zum letzten Wagen des Zuges Flammen werden ließ. Aber wenn auch bei sich dort herumtrieben. Als die Beamten wieder Menschheit aufzeichnete, Leichtsinn und Jahr­in den Gepäckwagen zurückkehrten, entdeckten sie, lässigkeit eine Rolle spielten, so wirkt es geradezu daß inzwischen der Geldtressor des Gepäckwagens erschütternd, wenn man bedenkt, daß hier Un­beraubt worden war. Die Diebe hatten die turze Haltezeit des Zuges zur Ausübung des achtsamkeit und Gedankenlosigkeit eines Kindes Raubes benüßt und vier lederne Säcke mit etwa die Ursache dieses entsetzlichen Unglücks wurden. 700 Mart gestohlen. Freilich, und bei welcher Ratastrophe wäre dies nicht geschehen, mußten sich noch eine Menge anderer Zufälle und Umstände miteinander ver­fnüpfen, ehe die entfesselte Gewalt des Feuers eine große Stadt dem Erdboden gleichmachen

Selbstmord auf den Schienen. Donnerstag nachmittags bemerkte der Zugsführer des internatio­nalen Schnellzuges Nr. 148 auf der Strede zwischen Brüsau- Brünnlig und Letowik, daß sich ein un­bekannter Mann unter den Zug warf. Der Bugs­führer brachte den Zug zum Stehen, leider bereits bergeblich. Dem Unbekannten wurde der Kopf vom Rumpf getrennt. Nach einem Aufenthalt von drei Minuten setzte der Zug seine Fahrt fort.

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Volkswirtschaft und Sozialpolitik

60jähriges Jubiläum" der größten Brand katastrophe der Welt am 8. Oktober 1871- Internationale Föderation des Personals in Der Untergang einer hölzernen Großstadt. öffentlichen Diensten und Betrieben. Der Vor­( SPD  .) Eine der größten Katastrophen, die zum Hafen herangekommen, eine riesige Rauch- stand der Internationalen Föderation des Per­wolke schob sich vor sich her. Man hatte gehofft, fonals in öffentlichen Diensten und Betrieben daß der Fluß den Brand aufhalten würde. Ver- hielt am 8. und 9. September 1931 in Bern  geblich! Mit Windeseile stürzte sich das Feuer seine statutenmäßige Jahresversammlung ab. Er auf eine hölzerne Brücke, sprang auf die Schiffe beschloß, im Jahre 1932 den ordentlichen Kon­über, erreichte in wenigen Minuten die großen greß der Internationale zu veranstalten und Speicheranlagen am andern Ufer und setzte das legte dafür die Tagesordnung fest. Sie enthält u. a. folgende Punkte: Die Organisation und ganze Geschäftsviertel in Flammen. die Arbeitsverhältnisse des Feuerwehrpersonals; Bisher hatte man mit dem Aufgebot aller die Frage der Unfälle und Berufskrankheiten in Kräfte den Kampf mit dem wütenden Element den Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerken; der aufgenommen, aber als Mitternacht vorbei war, Kampf um die öffentliche Wirtschaft. In einer mit Feuersprizen und Eimern arbeiteten, ein- schließung wird festgestellt, daß die öffentlichen mußten Zehntausend Menschen, die verzweifelt vom Vorstand einstimmig angenommenen Ent­sehen, daß ein Löschversuch aussichtslos war. Arbeitgeber einzelner Länder versuchen, die Le­Immer tiefer trug der Nachtwind das knisternde benshaltung der Arbeitnehmer in öffentlichen und knatternde glutige Meer in das Innere Diensten durch Abbau der Löhne und der sozia­der Stadt. Um drei Uhr morgens war das len Einrichtungen zu verschlechtern, was offenbar Zentrum erreicht: alle Hotels, die großen Zei- unter dem Drud der internationalen Finanz tungspaläste, die Oper, das Stadthaus, an die geschehe. Die Internationale begrüßt die überall hundert Häuserblods, standen in Flammen. In eingeleiteten Abwehrkämpfe und versichert den den Bibliotheken und Museen gingen unermeß im Kampfe stehenden Landesorganisationen ihre liche Werte verloren. Taghell glänzte der vollste Sympathie und Unterstühung. Neuer Vorsitzender und Untersekretär des Britischen Gewerkschaftsbundes. Zum Vorsitzen Als in den frühen Morgenstunden der Wind den des Britischen Gewerkschaftsbundes( T. 1. in Sturm überging, erkannten die Hunderttau- C.) für die Zeit bis zum nächsten Kongrez wurde send, die das Feuer aus der Stadt herausge-. Bromley vom Verband der Lokomotiv­trieben hatte, daß Chikago dem Untergang ge- führer und Heizer gewählt. Bromley gehört seit weiht war. Eine ungeheure Panik sette ein. 1921 dem Generalrat des T. U. C. an. Anstelle Zehntausende zogen in endlosen Scharen aus des bisherigen Hilfssekretärs der Landeszentrale, den brennenden Stadtvierteln, auf Wagen und A. S. Firth, der den Bosten eines Generalsekre Karren ihre gerettete Habe mit sich führend. tärs der Arbeiterbildungsvereinigung übernom Unglaubliche Szenen ereigneten sich. Jeder wollte men hat, wurde aus 600 Kandidaten H. V. Beton und retten, was es noch in der Gile zu retten gab. Tewson gewählt, der seit 1925 im Sekretariat Stahl, es war eine Großstadt aus Holz. Die Menschen schlugen sich um Pferd und der Landeszentrale beschäftigt ist. Nicht nur die meisten Häuser, sogar die Straßen Wagen. Frauen und Kinder wurden nieder­bestanden aus Holz, das die große Hize förmlich getreten. Plündernde Horden durchzogen rau­bend die Straßen. ausdörrte.

fonnte.

Man schrieb den 8. Oktober des ereignis­reichen Jahres 1871. Eine große, schreckliche Dürre lag seit Wochen über Chikago. Die heutige Millionenstadt war schon damals eine Stadt mit über 300.000 Einwohnern. Mit ihren vielen Fabriken, Handelshäusern und Speichern bil­dete sie den Mittelpunkt des Getreidehandels der nördlichen Staaten, außerdem das Zentrum der amerikanischen   Konservenindustrie. Kurz, es war eine Großstadt, aber nicht aus

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Simmel.

Im Braunen Haus. Ueber die Stimmung der im Braunen Saus tajernierten A- Leute unter­Haus fajernierten A- Leute unter­richtet eine Zeitschrift an die Münchener Post", die von einem Hitler  - Mann stammt, der bor   wenigen Tagen aus der SA.   und aus der Nazi- Partei ausgetreten ist. Die Gründe des Kleine Chronik Austritts ergeben sich aus der Zuschrift, in der es heißt: Jm Braunen Haus, dem Palais der Hitler  - Partei, herrscht dicke Luft. Einer traut Der 8. Oktober war ein Sonntag; abends Erst am zweiten Tage ließ die Gewalt des Von der Kanzel in Gefängnis. dem anderen nicht über den Weg, jeder sieht im ging ein Knabe in einem Hause der Taylorstraße Feuers nach, am Rande der Stadt erloschen Die neueste Sensation, über die man in Paris  anderen einen Verräter. Wer sich die geringste im Südwesten der Stadt in den Stall um, wie endlich die Flammen. Man konnte nun erst spricht, ist ein an sich gewöhnlicher Millionenbetrug, Kritik an der Bolitik der Parteileitung erlaubt, alle andern Abende, Kühe zu melken. Ohne an die furchtbare Größe des Unglüde erkennen.( pricht, ist ein an sich gewöhnlicher Millionenbetrug, wird als verdächtig in all seinem Tun und Han die Gefahr zu denken, hatte er die Petroleum- Bon Chikago war eine rauchende, fchwelende an dem das Sonderbare die Persönlichkeit des Be­deln beobachtet, überwacht und verfolgt. Wird lampe auf einen Bund Streu gestellt. Während Ruine übriggeblieben: 40.000 Säuser, alle Bahn- trügers ist: es ist dies, merkwürdig genug, ein ehe­einer gar als Spiel verdächtigt, so wird seinen des Welkens aber warf eine Kuh die Lampe höfe  , alle Kirchen, die Banten und Aemter, maliger Pfarrer. Er wird sich demnächst vor dem Beteuerungen und Gegenbeweisangeboten fein um. Ein einziger Augenblick- und das Stroh, die Theater, Fabriken und Speicher existierten Pariser   Schwurgericht zu verantworten haben. Ein Jahr vor dem Kriege erhielt die Kleine Gehör geschenkt. Ohne weitere Untersuchung und ja der ganze Stall standen in Flammen. Eine nicht mehr. Gierige Flammen hatten das Stadt Fontenay in der Bretagne   als neuen Geist­ohne Feststellungen wird er oft in vie hifcher mächtige Stichflamme durchschlug das Dach und Glück und den Wohlstand einer ganzen Stadt Weise mißhandelt. In allerletzter Zeit erreichte auch schon das Nachbarhaus. Wäre zerstört. Auf einer Fläche von 20.000 Morgen lichen einen noch sehr jungen Mann; er hatte ein wurde ein verdächtiger Mann der SA. so furcht- iegt eine einzige Feuersprige zur Stelle gewesen lagerte eine schwarze Rauchwolte, 500 Menschen angenehmes freundliches Wesen und war in der bar geschlagen, daß er dabei ein Auge verlor. oder hätten auch nur ein paar beherzte Männer waren in den brennenden Häusern oder auf der fatholischen Gemeinde des Ortes rasch beliebt. Bei Kriegsausbruch meldete sich Pfarrer Elie Michaud, Vor kurzem äußerte sich ein SA.- Mann abfällig in der Nähe geweilt, man würde einige Flucht eines furchtbaren Todes gestorben. Hun- der in diesem Augenblide wohl selbst nie geahni über die in der Kantine des Braunen Hauses Häuser niedergerissen haben und die Stadt wäre berttausende lagerten obdachlos im Freien, ge- hätte, auf welche Wege ihn das Schicksal noch führen feilgebotenen Hitler  - Zigaretten. Schon wurde er vom Unglück verschont geblieben. Aber unglück peinigt von Hunger und Durst. Tage vergingen, als Provokateur behandelt, verprügelt und zum licherweise fehlten solche entschlossene Männer, ehe man aus den Städten der Umgebung die würde, freiwillig; er war ein einfacher Boilu, jah Haus hinausgeworfen. Als die Nichte Hitlers   und die Feuerwehren der Stadt, die erst am notwendigen Mittel zu ihrer Versorgung herbei und erlebte aber in dieſen Jahren des Grauens doch Selbstmord begangen hatte, erschien ein SA- Be- Vortage alarmirt worden waren und die ganze schaffen konnte. Aber mit Energie und Zähigkeit erlaubt hätte. Nach dem Kriege lehrte Pfarrer weit mehr, als es ihm die kleine Stadt Fontenay je fehl, der jede Unterhaltung über diesen Fall aufs Nacht hindurch ein großes Schadenfeuer in der setzten doch bald die Rettungsarbeiten ein und Michaud nicht in seine Gemeinde zurüd, verzichtete strengste verbot. Ueber die jüngst vom Land- Jacksonstraße bekämpft hatten, erschienen erst in taum 14 Tagen konnte die Stadt wieder ihre auf Amt und Würden, beschloß eine neue Eristens bolt" gemachte Andeutung, die nationalsoziali mit ihren Sprizen in dem Augenblid, als das Bewohner aufnehmen. An Stelle der Straßen zu gründen. Er wurde Kaufmann in Paris  ; gleich stische Partei habe erhebliche Zuwendungen vom Feuer schon mit reißender Gewalt auf die Nach- züge standen bald Baracken, vielfach notdürftig zeitig heiratete er eine schöne und elegante Frau, die Stall- Syndikat erhalten und unternehme deshalb barhäuser übersprungen war. Ein starker Nord- aus den Ueberresten der verbrannten Häuser höhere Ansprüche stellte, als sie eigentlich das knappe nichts gegen die Großzausbeuter der deutschen oftwind schürte die Flammen, die dürren Holz- zusammengebaut. Die Bahnhöfe wurden pro- Einkommen zu befriedigen vermochte. Daneben ver­Landwirtschaft, durfte die SA. überhaupt nicht bauten begannen sich förmlich von selber zu visorisch wieder in Betrieb genommen, die Post vollkommnete sich Michaud im Rechtsstudium; im diskutieren. Im rüden Kasernenhofton erklärte entzünden. Eine Viertelstunde später loderte richtete sich in einer Holzhütte ein, Handel und Jahre 1924 legte er die Prüfung als Notar ab; furz der Führer einfach, wir hätten unsere Najen schon der ganze Straßenzug in hellen Flammen. Verkehr tamen langsam weder in Gang. Als Jahre 1924 legte er die Prüfung als Notar ab; furg einige Wochen später die erste Schule wieder er ein. Der Rechtsanwalt befaßte sich mit Vermögens öffnet werden konnte, schrieb die Chicago   verwaltung der ihm anvertrauten Mündelgelder; Tribune": Unsere Stadt wird wieder erstehen Michaud war ein gelehriger Schüler: Im Jahre In der neunten Stunde war das Feuer größer und schöner, als sie bisher gewesen 1929 machte er ein eigenes Büro auf. Der frühere und so, daß sie von keinem Fener mehr ver- Chef überwies ihm einen Teil seiner Klienten. ." und die Zukunft gab Eines Tages machte man eine schlimme Fest nichtet werden kann dieser Prophezeiung recht, denn an Stelle der stellung: Der Vermögensverwalter Michaud kam alten Großstadt aus Holz, die eine umgestürzte nicht in sein Büro, die Polizei ließ die Bücher nach­Petroleumlampe zerstören konnte, erhebt sich prüfen, die traurige Wahrheit ließ sich nicht ver­heute die moderne Riesenstadt, deren Stahl- heimlichen: fünfzig Millionen Franken, also gegen häuser der Macht des Feuers spotten.

nicht in Sachen zu stecken, die wir nicht ver­stünden und die uns einen Dreck angingen. Speziell dieser Vorgang veranlaßte mich zum Austritt aus der SA.   und der Partei. In den Sturmtrupps herrscht die Auffassung vor: schlägt Hitler   diesen Winter nicht los, so gehen wir zur KPD  . Tatsächlich find' in letzter Zeit auch in Bayern   viele SA.  ­Leute zur KPD  . abgeivandert. Das Beispiel Scheringers macht Schule, während die von Hitler   betonte Legalität" fehr vielen ein Dorn im Auge ist."

Weltwirtschaftskrise und Alfoholbefämofung.

Die Feuerwehr schien machtlos. Aber noch ahnte fein Mensch in Chikago die Größe der kommen den Katastrophe.

ausgebrochen. Der Wind nahm an Stärke zu. Gegen 11 Uhr brannten schon 6 Häuserblods, darunter Lagerhäuser mit Korn und Fabriks anlagen. Ein riesiges Flammenmeer, aus dem die Todesschreie der überraschten Menschen er­tönten, beleuchtete gespenstisch den fahlen Nacht­himmel. Um Mitternacht war die Lohe schon

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23.

64 Millionen Kronen, fehlten von den anvertrauten Mündelgeldern. Wo waren sie geblieben? Ausge geben, zerschmolzen wie Schnee in den Händen einer schönen, anspruchsvollen Frau.

Und Elie Michand? Er war verschwunden, die Polizei suchte ihn in Paris   und ganz Frankreich  , aber fand ihn nicht. Er wandte den Trid aller sted­Kam spät abends in ein brieflich Gesuchten an.

Hotel, verließ es vor Morgengrauen wieder. Ver­schiedene Wochen lebte Michaud so, verfolgt, gehetzt

holische Getränke anzuschaffen, er ist froh, wenn ben werden, die seit Jahren von Partei, Gemert­er die unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse anschafschaft, Kulturorganisationen betrieben wird. Aber fen kann. Vergeuden wir also unsere ohnedies das darf nicht dazu führen, die Gefahr zu unter­durch die Verelendung des Proletariats gelähmte schäßen, den Kampf als siegreich beendet zu be­Kraft nicht auf Fragen zweiten Ranges. trachten! Das ist er nicht und so manche Erschei­Eine Zeitspanne unerhörtester Zerrüttung Aber so stehen die Dinge in Wirklichkeit nicht nung im Wahlkampfe, bei Kundgebungen usw. aller wirtschaftlichen Grundlagen der gesamten und überaus gefährlich und verhängnisvoll wäre zeigt, daß morgen manches verderblich werden Menschheit ist hereingebrochen, unter deren zer- es, solcher Beweisführung folgend, über der kann, was man heute noch als unwesentlich bei und doch nie gefunden. Einmal muß aber jede Jagd malmenden Gewalt besonders die Arbeiterschaft Sorge für die wirtschaftliche Lage der Arbeiter- seite schieben zu dürfen vermeint. Kein erwünschterer, wirksamerer Bundes- ihr Ende haben und das Gesetz der Wahrscheinlichkeit aller Länder die schwersten Opfer zu bringen, die schaft, die für ihre seelische Widerstandsfähigkeit schrecklichste Not zu tragen gezwungen ist. Ver- zu übersehen, sie den Gefahren preiszugeben, die genoffe aber könnte heute dem dahinfiechenden fennt nur wenig Ausnahmen. Michaud wurde geblich bemühen sich die Staatsmänner und Wirt- ihr aus den Verlockungen des Sorgen und Elend Rapitalismus erstehen, als zunehmende Alkoholi  - eines Tages doch verhaftet und ins Gefängnis ein­schaftsführer, den Ausweg aus dem Chaos zu vergessen machenden Alkoholgenusses erstehen, in sierung der Arbeiterschaft. Sie, die heute alle ihre geliefert. Nun wartet er in seiner Zelle auf die finden, das täglich unentwirrbarer wird; ihre verdoppeltem Maße bedrohen, da der durch Unter- durch Elend, Unterdrückung, Spaltung ohnedies Aburteilung, zusammen mit den neunzig Bankiers, Anstrengungen müssen vergeblich bleiben, weil sie ernährung geschwächte Organismus den zerstören- so schrecklich geschwächten Kräfte sammeln muß, die die Zellen des Pariser Untersuchungsgefäng Heilung mit den Mitteln der kapitalistischen   den Wirkungen des Giftes besonders leicht erliegt um den Kampf zu bestehen, wäre zur vernichten- nisses augenblicklich neben ihm bevölkern. Inzwischen türmen sich im Zimmer des Unter Ordnung schaffen wollen, die unfähig geworden und weil in diesen grauen Tagen und Nächten den Ohnmacht verdammit, wenn der Alkohol zur suchungsrichters die Akten über den Fall Michand ist, die Weltwirtschaft zu meistern; nur der des Elends die Verlockung aus der entnervenden verwüstenden Herrschaft gelangte. Und darum ist die Arbeit, die wir abstinen- zu Bergen. Eine alte Witive flagt: Mir hat Sozialismus vermag Ordnung zu schaffen, die und unerträglichen Wahrheit die holde Lüge des Menschheit aus dieser Hölle zu befreien. Rausches zu entfliehen, ganz besonders groß ist. ten Sozialdemokraten leisten, nicht überflüssig, Michaud geraten, alles zu verkaufen und das Geld Kein Wunder, daß in dieser Epoche der Ver- Was liegt näher, als anstatt des Stückchens Brot, teine Kräftevergeudung, keine Verbohrtheit, wie bei ihm anzulegen. Er versprach mir hohe Zinsen zweiflung, des Jammers, der Vernichtung, das von dem man doch nicht satt wird, ein Glas man uns oft vorwirft; wir wirken für die Wehr- und außergewöhnliche Dividende. gesamte Interesse der Arbeiterschaft, ihrer Füh Schnaps zu kaufen, das einem wenigstens auf ein haftigkeit, für leibliche und seelische Schlagkraft trauen. Soll man fein Vertrauen haben zu einem rung, ihrer politischen und gewerkschaftlichen paar Stunden das Gefühl des Sattjeins und der der Parteimitglieder; welche höhere Aufgabe Mann, der mir von bekannten Persönlichkeiten als lorrett, gewissenschaft und zuverlässig empfohlen Organisationen ganz in Anspruch genommen wird Geborgenheit vortäuscht! Der Elend salto ho- fönnte sich eine Parteiorganisation stellen? Nein, es ist weder Ueberhebung noch Eigen- wurde? Und nun habe ich doch meine ganzen Er­bon den brennenden Tagesfragen, von den schwe- lismus ist der gefährlichste von allen, seine ren Kämpfen um Lohn, Arbeitsplay, Arbeitsver- unheimliche Macht über die Leiber und Seelen brödelei, wenn wir heute, in der Zeit der ärgsten sparnisse, hunderttausend Franken, verloren träge, von der Sorge um das schreckliche Los der des durch Hunger, Sorgen, Verzweiflung ge- Not, vor einem Winter des Hungers und der Gegen fünfzig Kinder, deren Erbe in angeblich Arbeitslosen und Kurzarbeiter, dem militäristisch schwächten Arbeiters stößt ihn aus den Reihen Entbehrungen werben für die proletarische Ent- mündelsicheren Papieren bei Michaud angelegt war, reaktionären Bürokratismus auch der geringste der um die Freiheit kämpfenden Scharen des haltsamkeitsbewegung, die Genossen und Genos- besitzen nicht einen Sou mehr, wenn sie erwachsen Erfolg für die Arbeiterschaft abgerungen werden. Proletariats, macht ihn zur hilf- und wehrlosen sinnen bitten, unsere Reihen zu verstärken, mit sein werden. Sogar die Ersparnisse armer Dienst­Begreiflich, daß da wenig Zeit und Sinn für die Beute des im Endkampfe liegenden Kapitalismus  . uns gegen die Trinksitten der arbeiterschaft; jeder, mädchen und bescheidener Angestellter schonte Mi­Gewiß, man merkt bei unserer Arbeiterschaft der dem Rufe folgt, kann überzeugt sein, daß er chaud nicht. Alles. alles nahm er, alles gab er Stulturarbeit bleibt! Verständlich, wenn man zut hören bekommt, wir haben jetzt andere Sorgen glücklicher Weise heute noch nicht viel von dieser dabei Parteiarbeit leistet im besten Sinne des wieder aus. Täglich kommt es im Büro des Unter­als die Trinksitten zu bekämpfen, das ist eine Auf- fehr ernsten Gefahr; der Branntweinverbrauch Wortes, den Sozialismus fördert, mitwirkt an juchungsrichters zu erschütternden Szenen, wenn die zahlreichen Zeugen berichten. Wenn Richter Lynch gabe normaler Zeit. Und jetzt ists ja, so hört man, ist nicht gestiegen, Trinken bat feine wesentliche der Befreiung des Proletariats. in Frankreich   sprechen würde, Elie Michaud wäre auch gar nicht so notwendig wie sonst, denn jetzt Ausbreitung gefunden. Daß dem so ist, kann mit nicht mehr am Leben; so groß ist die Empörung. hat der Arbeiter ohnedies kein Geld, um sich alto-| Sicherheit der aufklärenden Tätigkeit zugeschrie- j

Dr. Holitscher.

Ich hatte Ver

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