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Dienstag, IS. Oktoiber 1M1

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Von 1763 mit seinen fünf oder sechs Mil­lionen Einwrchnern mit dem kapitalistisch wirtschaftenden Sechzigmillionenstaat von 1931. Es ist tatsächlich der größte Blöd­sinn, der jemals beanspruchte,, ernst genom­men zu werden. Im übrigen aber empfiehlt der Wortführer des Dritten Reichs den Deut­ schen Gottvertrauen. Die SozialdemlEratie Wird natürlich

Kapttallsflsdic Arznei Nichts charakterisiert di« Verschärfung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise mehr als die Tat­sache, daß nun auch das reichst« Land der Welt, das Herz der kapitalistischen Wirtschaft, die Ver­einigten Staaten von Nordamerika , mit ihrer Landwirtschaft, ihrer Industrie und mit ihren Banken in eine kritische Lag« hineingeraten sind. In den ersten acht Monaten dieses Jahres sind in U. S. A. nicht weniger als 932 Banken zusammengebrochen, Farmer, Indu­strielle und Kaufleute sind zu Hunderttausenden bankerott geworden, Millionen von Arbeitern sind arbeitslos und hungern. Herbert Hoover , der Präsident der Vereinigten Staaten , der im Sommer in die Reparationsfrage eingegrifsen und einen einjährigen Aufschub der deutschen Reparationen durchgesetzt hat. um so die Welt­wirtschaft zu sanieren, sieht sich nunmehr veran­laßt, durch Eivgriff« in das amerikanische Bank­wesen di« Produktion in den Vereinigten Staaten selbst zu beleben. Die schwere Erschütterung des amerikanischen Bankwesens hat seine unmittelbare Ursache im Sinken der Aktienkurse. Je weniger die Fabriken beschäftigt sind, desto geringer die Dividendenaussichten, desto weniger Aktien wer­den gekauft. Insbesondere der Rückgang der Grundstückpreis« und Eisenbahnpapiere haben den Banken Millionenschäden zugefügt. Die for­cierte Emissionstätigkeit der Konjunkturjahre jeder Tag brachte neue Aktien auf den Markt rächt sich jetzt, alles sucht Aktien zu verkaufen, der Faschingsstimmung der Hauffetage ist der Katzenjammer der Börsenbaisse gefolgt. Die Ban­ken sind außerstande, die ihnen von ihren Schuld- rcrn, denen sie den Kauf der Wertpapiere mit allen möglichen Versprechungen angeraten haben, angehängten Wertpapiere zu verkaufen, sie haben kein Bargeld, sie werden illiquid. Um nun di« Schließung ihrer Schalter und so den offenen Zu­sammenbruch zu verhindern, verlangen sie von ihren Debitoren(Schuldnern) di« gellehenen Ka­pitalien zurück und und diese sind nun gezwun­gen, ihre Warenlager, Rohstoff« und Fertig­fabrikate um jeden Preis loszuschlagen, müssen also entweder Bankerott machen oder verlieren zumindest einen großen Teil des in Waren ange­legten Geldes. Bielen Banken gelingt aber die Eintreibung ihrer Schulden nicht, sie geraten in Schwierigkeiten, die Einleger stürmen die Schalter der Banken, kurz der Pleitegeier breitet seine Schwingen über das ganze Land, dem vor zwei Jahren noch die ewige Prosperität verkündet Wör­de n wa r. Was tut nun Herbert Hoover , der gefeierte Mann der amerikanischen Großindustrie und Fi­nanz, um sein Land und dessen Wirtschaft vor dem Abrollen in den Abgrund zu retten? Er hat darüber mit den Bankiers lange Beratungen ge­pflogen und legt nun das Ergebnis den- Mit­gliedern des Repräsentantenhauses vor. Mit einem Kapitol von 500 Millionen Dol­lar(16.5 Milliarden XL) wird eine Akzeptbank,

22 Der Traumlenker Komm von Hernynla Zar Mühlen. Plötzlich überfiel Peter eine unendliche Traurigkeit. Nun wußte er schon, daß alles, was er dem Generaldirektor des Stahltrusts gesagt hatte, nur Prahlerei gewesen war. Er, Peter Brenn, glaubte an keinen Traum, glaubte an keine Gerechtigkeit. Er sah die Puppen tanzen, Puppen, die keine Seele hatten, er sah die Schnüre, an denen sie hingen. Wozu da- Ganze? Der Nachmittag sank in den Abend hinüber. Im Zwielicht leuchteten fahl die Bogenlampen. Der feuchte Asphalt glänzte. Peter ging in eine Bar und setzte sich an einen Tisch. Er bestellte ein Glas Cognac nach dem andern, doch es gelang ihm nicht, betrun­ken zu werden. Nach dem zwölften Glas war er nüchterner denn je. Weshalb hatte er den dummen Streit mit dem Generaldirektor des Stahltrusts gehabt? War eS denn nicht einerlei, was aus Gabriel Klinker wurde? War denn nicht alles einerlei? Er dachte an Herrn Friedrich Müller, der zu der Welt sprach, und dem di« Welt lauschte, und lachte. Er dachte an Liane in Felix HalpertS Armen, und lachte so laut, daß die Gäste ringsum erschrocken zu ihm herüberblickten. Der Kellner brachte ihm den dreizehnten Cognac. Er hatte ein altes, müdes Gesicht und tiefschwarzes Haar. Warum färben Sie Ihr Haar?" fragte Peter. Der Kellner sah ihn erschrocken an. Nicht so laut, mein Herr, bitte. Ich muß es färben. Alte Kellner werden nicht eingestellt. Und kch habe fünf Kinder." Gr blickte Peter flehend an. Dem verging daS Lachen.

gegen das Mißtrauensvotum der Harzburger Landesverräter stimmen müssen. Ob Brünmg dadurch zu retten ist, kaNn mit Sicherheit nicht gesagt werden. Dtn Weg zur radikalen Ausrottung der reaktionärtn Pest hat sich Brüning durch seine unglückselige Halb- und Halb-Politik selbst verlegt. Er muß nun sehen, wie er sich aus der selbstgelegten Schlinge befreit.

National Credit Corporation, ge­gründet, deren Aufgabe es ist, die im Besitze der Banken befintllichcn Wertpapiere zu belehnen, weil die Notenbanken dies nach ihrem Statut nicht tun können. Dadurch würden die Banken Geld bekommen, sie könnten ihre Einleger be­friedigen, ohne saß sie ihre Debitoren zur Rück­zahlung von deren Schulden zwingen müßten. Dadurch würden wieder die überstürzten Waren­verkäufe und die Insolvenzen aufhören, es würde das Vertrauen des amerikanischen Publikums zur Börse und zur gesamten Wirtschaft wieder her­gestellt werden und man könnte so den Tiefpunkt der Kris« überwinden. Noch eine zweite Maßnahme. empfiehlt Hoover zur Leberwindung der Krise und das ist die elastische Gestaltung der Redis­kontierungsvorschriften der ame­ rikanischen N'o t e n b a n k e n, der soge­nannten Federal Reserve Banken, Die Banken verschaffen sich nämlich das notwendige Bargeld so wie in Europa , indem sie den Nationalbanken Wechsel präsentteren und di« Nationälbank ihnen nach Abzug des Diskonts Noten auszahlt. Für diesen Vorgang besteben überall bestimmte streng gehandhabte Vorschriften. Di« Notenbanken kön­nen selbstverständlich nur erstklassige sicher« Wech­sel diskontieren und in ihr Portefeuille Mer- nehmen. Diese Vorschriften sollen nun in den Bereinigten Staaten, wo es nicht nur eine, son­dern mehrere Notenbanken gibt, gemildert urw so den Banken größere Barmittel zur Verfügung gestellt werden. Auch dies« Maßnahme hat also, wie die Gründung der Akzept-Bank, den Zweck, den Banken liquide Mittel zuzuführen und so Zusammenbrüche der Banken und den Ansturm des Publikums auf die Schalter der Banken zu verhindern. Schließlich wird Hoover anläßlich des Be­suches des französischen Ministerpräsidenten La­ val in Washington den Versuch machen, das Problem der Kriegsschulden der Allierten an Amerika und der Reparationsschuld Deutschlands an seine ehemaligen Kriegsgegner einer endgül- tigen Lösung zuzuführen oder wenigstens das Moratorium, das Deutschland für die Dauer eines Jahres gewährt wurde, zu verlängern.' Ob es Hoover gelingen wird, durch seine Bankenpolitik die Kris« in Amerika zu mildern und seine Verhandlungen mit Laval di« inter­nationale wirtschaftliche Situation zu verbeflern, steht dahin. Mag sein, daß es den kapitalisti­ schen Machthabern gelingt, über die augeichlick- liche Not der kapitalisttschen Wirtschaft hinweg­zukommen. Entscheidendes kann zur Beflerung der wirtschaftlichen Verhältnisse auf der ganzen Welt und zur Verhinderung einer neuerlichen noch schwereren Krise nur getan werden durch Planvolle Ordnung, welche anstelle des gegenwär­tigen Chaos treten müßte. Dazu ist die Bour- goisie, die nur ihr« augenblicklichen Drofitinter- efsen sieht, nicht fähig, es bleibt die Aufgabe des Proletariats. Bon der Kraft, Einheit und Geschlossenheitdes internatio­nalen Proletariates hängt di« end­gültig« Lösung der Wirtschafts­krise ad.

neues deutsches Prager Monlaysblatt. Rechtsradikal unter lügnerischer Parole. Schon in der Vorwoche sollten Prag und das deutsche Gebiet der Republik mit einem neuen Blatt® e r Montag" berückt werden. Das armsÄige Ding wurde aber kon­fisziert und so lernt« man es erst gestern kamen. Seine Redaktion scheint Grund zu haben, über Gegenstand und Ursache dieser Beschlagnahme nichts verlauten zu lasten jedenfalls erfährt man darüber in der zweiten Nummer kein Wort. Was sich aber da für eineneue Journa­listik" aufgetan hat, zeigt die nun vorliegende Nummer mit aller Deutlichkeit: im Geleitwort spricht dieserMontag" von seiner^hochwich­tigen Sendung" er soll nämlichuns Sudetendeutschen die langersehnte Einigkeit" bringen!(Das soll durch eine Auflage vonetwa hunderttausend Stücken" besorgt werden.) DieDeutschen jeder Parteirichtung" werden aufgefordert, die hochgesteckten, unendlich notwen­digen Ziele" dieses Mattes durch Bezug und Inserate zu fördern dennDer Montag" sei für uns allevon unüber­sehbarer Bedeutung. Nachdem man so das Programm des Blat­tes und seine vorbildliche Bescheidenheit, wie sie dem Anfänger ziehmt, kennengelernt hat, schreitet man zur Prüfung deS Inhalts und ist schon auf der ersten Seite überzeugt, hier ein rechtsradikales Blatt, ein verschämtes und doch wiederum unverschämtes Hiüerblatt vor sich zu haben. Das gcht schon aus der Wonne hervor, mit der dieses angeblich über­parteiliche, noch Einigkeit ringende Organ über die Harzburger Tagung berichtet. Und gleich die zweite Nottz beschäftigt sich dann mit einer Tagung des DHB. des deutsch­nationalen Handlungsgehilfenvereins; so daß man also im Bilde rst, ehe man noch Herrn Oswald Floeck als Verfasser der einzigen Buchrezension begegnet, in der das hohe Lied der politischen Diktatur, wie sie sich vorstellen, gesungen wird; Was aber die unpo­litischeGeisttgkeit" dieser Zeitung anbelangt, so erhält man darüber Aufschluß durch den TitelBestrafte Tanthippe" über jener Mel­dung, in der berichtet wird, daß ein südslawische c Bauer seiner Gattin die Zunge mit einem Küchenmesier abgeschnitten hat! Chefredakteur dieses Montagsblattes ist ein Herr Dr, Jurna, gedruckt wird es bei der deutfch-chrisflichsozialenBita". Unseres Erachtens ist dieserMontag" eine Totgeburt, die aber immerhin den Zweck erfüllt, aufmerksam zu machen, welche Anstrengungen die deutschen Reaktionäre machen und wie viel Geld sie sich es kosten lassen, durch Falsch­meldungen einen Einfluß zu gewinnen, der ihnen bei ehrlicher Firmierung Zweifellos erst recht versagt bliebe. Aber es gehört schon die richtige radual-arische Frechheit dazu, unter der Vorspiegelung eines überparteilichen, allen Sudetendeutschen und ihrer Einigung dienenden Montagsblattes ein solches Gebräu aus der Küche des Dritten Reichs zu verzapfen. Wohl allen jenen, die es stehen lasten!

Eine zweite Bojar-Affare? Der Gemeindesekretär von Wiesenberg wegen Defraudation verhaftet. Nach einer Meldung desNarodni Beöernik" wurde in der Nacht auf Sonntag in einem Ol- mützer Hotel der Gemeindesekretär von Wiesen­berg in Mähren , Karl Mahler , verhaftet. Mahler, der auch Direktor der Wiesenberger

Sparkasse ist, gestand, seit dem Jahre 1915 durch betrügerische Machinationen 460.000 K defraudiert zu haben. Seine Amtstätigkeit wurde, da er allgemeines Vertrauen genoß, nie kontrolliert. Mahler, welcher nach dem Verhör in die Hast beim Kreisgericht in Olmütz eingeliefert wurde, ist 53 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern.

Steigen der Arbeitslofigkett. Statistik d«S Arbeitsmarktes im September 1931. Die Anzahl der Arbeitslosen in der Tschecho­slowakischen Republik, bzw. die Anzahl der von den Arbeitsvermittlungsanstalten nicht unterge- brachten Arbeitswerber betrug nach den vor­läufigen Feststellungen des Ministeriums für soziale Fürsorge 228.383(im Monat August nach den endgültigen Ergebnissen 215.040). Es ist also im Monat September die Arbeitslosigkeit g e st i e g e n.

Das Leaionärblatt zum Fall Horak. Inter­essant ist, daß auch dasRLrodni Ozvobozeni", das Blatt der Legionär«, gegen den^siebenfachen Mörder Horak Stellung nimmt. Es schreibt: Auch heute könnte man leicht feststellen, daß die ungeheure Anzahl der Legionäre ein Verhalten, wie eS Horak an den Tag legt, streng beurteilen und verurteilen würde, insbesondere dann, wenn er sich etwas von dem Geld der erschossenen Opfer behalten hat. Unser Gerichtssaalreferent bat gleich eingangs seines Berichtes gesagt, daß die Tat unentschuldbar war und ist und d a m i t h a t er auch di« Meinung der Legionäre zum Ausdruck gebracht. Wenn die Tat nicht an Ort und Stelle bestraft wurde und der Vorfall ohne Schuld der tschechoslowakischen Justiz schon das dreizehnte Jahr sich hinzieht, kann man in Ruhe erleichternde Umstände er­wägen, aber die Ehre des tschechoslowakischen Freiheitskrieges und die Ehre unserer heutigen Armee verlangt heute wie früher, es möge nichts geschehen, woraus man schlußfolgern könnte, daß wir unter unseren Soldaten grobe Willkür oder gar Raubsucht zu dulden bereit wären." Bene« über den Kapitalismus. Auf dem Kon­greß der tschechischen nationalsozialistischen Metall­arbeiter hielt Minister Dr. Benes eine Rede, in der er darauf hinwies, daß seit Beendigung des Weltkrieges die internationale Situation nie so schwierig gewesen sei wie fetzt.Es ist Tatsache, daß man niemals so mächtig wie jetzt gefühlt hat, daß die Welt sich von Grund aus in sozialer Hin­sicht ändert... Die Situation ist heute eine solche, daß auch die ernsten Repräsentanten der bürgerlichen Welt sich sagen müssen:W i r ft ehe n einer Anarchie der Erzeu­gunggegenüber, dem Kampfe zwischen den Staaten um den Absatz, dem Kampfe uni ein Stückchen Brot. Und alle müssen sich di« Frag« vor­legen, ob dieses System nicht am Ende seinerKräfteift. Wir treten in eine Periode ein, da all« Probleme revidiert werden. Die Ereignisse treiben die Welt nach links, die Gesell­schaft entwickelt sich rasch nach links... Unser Weg wird erfolgreich sein, wenn wir die Demo­kratie erhalten können. Wir müssen trachten, auf der Höhe zu sein, damit wir die Gesellschaft um­ändern können." Der Prozeß SchwambergerKuplent. Bei der Verhandlung am 12. Onober beim Kreis­gericht in Pilsen wurde kein Urteil gefällt und die Behandlung auf den 30. November ver­tagt. Selbst die von Schwamberger vorgeru­fenen fünf Zeugen mußten bestätigen, daß der kommunistische Senator Schwamberger beim Glasschleiferstreik im Jahre 1908 vom erste« Tage an sich unter den Streikbrechern befunden hat.

ein Posten frei geworden, für den Sie sich vor­züglich eignen würden. Das JahreSgehalt be­trägt hunoertzwanzigtausend Marl Ich hoffe, daß Ihnen mein Angebot ange­nehm erscheinen wird und erwarte von Ihnen eine baldige Antwort. Mtt vorzüglicher Hochachtung, Edmund Brohmer." Peter Brenn grinste, als er das Schreiben vor sich auf den Tisch warf. Also Bestechung, eine regelrechte Bestechung. Hundertzwanzig­tausend Mark im Jahr; eine schöne Summe. Wieviel mochte Gabriel Klinker dem Stabltrust wert sein? Peter empfand keine Entrüstung über den Vorschlag; er gestand sich aufrichtig, daß er vor einigen Monaten, um Lianes willen, vielleicht auf ihn eingegangen wäre. Damals hätte eS sich ge­lohnt, sich zu verkaufen. Und was ging ihn letz­ten Endes Gabriel Klinker an, ein Schwächling, ein Renegat? Ja, aber einer, der unter seiner Schwäche und seinem Verrat litt, den daS Ge­fühl des begangenen Unrechts nicht ruhen ließ. Vielleicht hatte auch er eines Tages einen solchen Brief erhalten, hatte geschwankt, gezögert, und dann war die Frau dazu gekommen, und Gabriel Klinker hatte ihr zuliebe den Verrat be­gangen. Peter zündete sich eine Zigarette an und blickte den blauen Rauchstreifen noch, die durch das winterdunklc Zimmer flatterten. 8r war nicht wie Gabriel Klinker, der eine lleberzeu- qung verleugnen mußte, er glaubte an nichts, er haßte und verachtete die Menschen. Es machte ihm Spaß, mit ihnen zu spielen, seine Macht an ihnen zu erproben. Aber war es denn ein Be­weis der Macht, wenn er die Menschen, die zu ihm kamen, tanzen ließ, wie es ihm beliebte? Er sah sie in ihrer Schwäche, in ihrem hilflosen Ringen um etwas Verlorenes oder nie Ge­wesenes. Sie waren keine ebenbürtigen Gegner. (Fortsetzung folgt.)

^Verzeihen Sie." Der Kellner betrachtete den seltsamen Gast. 'Bitte, mein Herr. Ich weiß, es war nicht böse gemeint. Ja, mein Herr, ich bin ein alter Mann. Darf ich Ihnen etwas sagen? Trinken Sie nicht mehr, davon vergeht der Kummer nicht." Peter blickte verblüfft den fremden Mann an, der für einen Fremden gute Worte fand. Ich danke Ihnen. Darf ich Sie etwas fragen?" Gleich, mein Herr, ich werde drüben ge­rufen," Er eilte zum Nebentisch; seine müde Stimme tönte hinüber: Zwei Cognacs, ein Paar Würstel macht drei zwanzig. Danke." Er kam zurück. Sie wollten etwas wissen, mein Herr?" Wovon träumen Sie?,, DaS alte Gesicht erhellte sich. Don der Zukunft meiner Kinder. Der Aelteste studiert, er ist so fleißig, der brave Junge." Und Sie, für sich selbst verlangen Sie nichts?" Mein Gott, selbstverständlich kommen die Kinder zuerst." Ein verwirrter Peter drückte einem völlig verblüfften Kellner zehn Mark Trinkgeld in die Hand und trat auf oie Straße hinaus. Immer, wenn er fest glaubte, die Menschen hassen und verachten zu könne«, lief ihm einer in den Weg, der ihm Achtung und Teilnahme ab­rang. Heute der alte Kellner, neulich Babett. Ja, Babett, vielleicht würde er sie finde«. Vielleicht konnte ihre kindliche schlicht« Güte ihm abermals Vergessen schenken., Er bog in die breite, hellerleuchtet« Straße ein, wo die Mädchen sich feilboten. Bor einem Kino stand Babett im Gespräch mit einem ält­lichen dicken Mann, der ein sorgenvolles Gesicht hatte.- Peter winkte ihr.

Kommst du mit mir?" Babett runzelte die Brauen. Ich kann nicht, Peter, mein Möbelhändler." Ich geb dir hnudert Mark. Wieviel gibt et?" ,Lehn." Babett machte ein betrübtes Gesicht. Ich hab es ihm versprochen. Der arme Kerl hat so viel Sorgen. Eine Firma ist ver­kracht, die ihm viel Geld schuldet. Sei nicht bös auf mich. Ein anderes Mal." Vielleicht war Peter dennoch betrunken, denn er hatte plötzlich die Augen voller Tränen. Er wußte, was der sparsamen kleinen Seele vor ihm hundert Mark bedeuteten; aber sie opferte sie, ohne zu zögern, weil derarme Kerl Sorgen hatte." Daheim angelangt warf sich Peter auf sein Bett. Ein einziges Gefühl vertrieb alle andern. Er vergrub den Kopf in den Kissen: ,Mane, Liane!" Ein warmer, kleiner Körper schmiegte sich an ihn, eine warme feuchte Zunge fuhr zärtlich über sein Gesicht. Peter Brenn schlang beide Arme um Mauk, her beglückt die feuchte Schnauze in seinen Hals, vergrub, und begann zu weinen wie ein fleines Kind. ZehnteSKapitel. Kampfansage. Die Post brachte Peter Brenn einen einge­schriebenen Brief, der ihn in Erstaunen versetzte. Sehr geehrter Herr Brenn, unser gestriges Gespräch hat in mir den Eindruck hinterlassen,, daß Sie ein ungewöhnlich begabter und kluger junger Mann sind, und daß es schade ist, wenn Sie Ihre außergewöhnlichen Talente vergeuden. Ich würde mich freuen, Sie. in meinen Werken an leitender Stelle beschäftigen zu können. Durch einen glücklichen Zufall ist eben jetzt