Nr. 240.
Der Stlarefprozeß.
In Berlin beginnt jetzt der Prozeß gegen die drei Brüder Leo, Max und Willi Sflaret, die in einer 2200 Seiten umfassenden Anklage des Betruges, der Amtsbestechung und dergleichen Geschäftsbehelfen dieser sympathischen Gesellschaftsordnung beschuldigt werden. Das Interesse der Deffentlichkeit wendet sich diesem Prozeß vor allent deshalb zu, weil er nicht vielleicht etwas Ungewohntes behandeln wird, sondern nur einen Einzelfall aus einer nicht faßbaren unendlichen Reihe von Geschäften, die der moderne Verdiener edler Weise durchzuführen sich bemüßigt fühlt.
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Donnerstag, 15. Oftober 1931.
Von der Palme
bis auf den Tisch der Hausfrau berührt keine menschliche Hand das Naturprodukt CERES- Speisefett. Rein ist der Rohstoff, rein sind die Fabriken, rein ist die Arbeitsweise und daher auch vollkom men rein as herrliche CERESSpeisefett. CERES- Speisefett ist verbürgt reines Kokosnußfett, überaus appetitlich, leicht verdaulich, höchst ausgiebig und unbegrenzt haltbar.
Ceres
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Bilkul
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Blutzeugen des politischen Kampjes.
Berlin , 14. Oktober. Auf die Anfrage der Deutschnationalen über Terrorakte linksraditaler Verbände eingehend, beklagte Minister des Innern Severing in der heutigen Sizung des preußischen Landtages, daß der Blutterror von der der tommunistischen Partei nahestehenden Seite einen derartigen Umfang angenommen habe, daß seit dem ersten Jänner dieses Jahres bei Zusammenstößen, die offenbar von dieser Seite ausgingen,
34 Menschen getötet und 186 schwer verleßt wurden. Aber gan; frei feien die rechts radikalen Verbände in dieser Hinsicht auch nicht. Bei Krawallen von nationalsozialisti. scher Seite wurden drei Personen getötet, acht tödlich und 78 schwer verletzt, und zwar in der gleichen Zeit.
Rathaussturm in Giegen.
Siegen, 14. Oktober. Hier ist es heute nach mittags zu schweren kommunistischen Ausschreitungen gefommen. Etiva 200 Kommunisten gin gen gegen das Rathaus vor. Die Beamten der im Rathaus, stationierten Polizeiwache schritten sofort gegen die Demonstranten ein und griffen, als sie mit Steinwürfen und Schüssen empfangen wurden, selbst zur Schußwaffe. Anscheinend wurde niemand getroffen. Die Demonstronten verschwanden in die Seitenstraßen. Allem Anschein nach war der Rathaussturm von langer Hand vorbereitet. Wie festgestellt wurde, fam die Mehrzahl der Demonstranten von ait- märts nach Siegen. Zwei der Teilnehmer fonntea festgestellt werden.
Die Berliner Preffe über die Rede Brünings.
Berlin , 14. Oktober. Die gestrige Erklärung des Reichskanzlers im Reichstage findet bei den den Regierungsparteien nabestehenden Blättern ein starkes Echo.
Die Stlarets tamen aus dem Osten nach Berlin ; dieses Berlin hat heute über vier Millionen Einwohner und es wurde zur einheitlichen Bekleidung der unzähligen Stadtangestellten, Diener, zur einheitlichen Beteiligung der zahlreichen Wohlfahrtsinstitute eine Bekleidungsgesellschaft gegründet, die nach und nach passiv wurde. Da treten nun die drei Musketiere des modernen Profitkampfes auf den Plan, sie erwerben die passive Gesellschaft gegen das ihnen eingeräumte Monopol auf Lieferung aller Bekleidungsstüde, die von der Stadt Berlin gebraucht werden; das dürfte ungefähr der Menge nach zwei Dritteln des Landesbedarfs von Böhmen entsprechen, ist also gewiß kein kleines Geschäft. Die drei edlen Brüder haben aber das dazu nötige Kleingeld nicht und schließen einen Finanzierungsvertrag mit der Berliner Stadtbank dahingehend, daß ihnen die von den Berliner Bezirksämtern erteilten Aufträge mit einem entsprechenden Prozentsaz im vorhinein belehnt werden, damit das notwendige Geschäftskapital vorhanden sei. Was nun kommt, ist bezeichnend leider bezeichnend für das moderne Geschäftsleben: genau 218 Aufträge der Bezirksämter wurden gefälscht und bei der Bank belehnt, die Brüder wurden immer reicher und reicher, ihr Einfluß ist im direkten Verhältnis mit dem so erzielten Reingewinn gewachsen, fie führen ein großes Haus, der Magistrat und so manche andere Politifer jollen bei ihnen sehr viel verkehrt haben und das Geschäft blühte immer Berlin , 14. Oftober.( Eigenbericht.) Die früher sei die Klassenfampfidee so scharf darmehr: so oft ein Teil der Bankschuld auf die gefälschten Aufträge fällig geworden ist, wurde Debatte über die Erklärung des Reichskanzlers gestellt worden wie jetzt in Harzburg . Diese ein noch größerer Auftrag präsentiert, das Geld im Reichstag wurde heute mit einer glänzenden Vorgänge habe die Sozialdemokratie in ihrem behoben und die Schuld damit teilweise abgedeckt; Rede des Genossen Breitscheid eröffnet. Entschluß, gegen die Mißtrauens daß mit diesem System noch einiges audere ver- Nach einem Rückblick auf die Vorgänge der let anträge zu stimmen, nur bestärkt. bunden war, wird niemand wundern. Die drei ten Zeit wies er nach, daß die Wirtschaftskrise Den Kommunisten warf Breitscheid vor, daß Brüder Stellen fich natürlich vollkommen eine Folge des privattapitalistisie dadurch, daß sie zusammen mit Deutschnatiounschuldig", haben im besten Glauben gehandelt chen Systems ist. Die Regierung Brüning nalen und Nationalsozialisten jetzt das Kabinett und wissen nichts davon, daß die Aufträge von habe nicht den Mut gehabt, die Folgerungen aus Brüning stürzen wollten, nur den Weg zur threm Buchhalter Lehmann gefälscht wurden; dieser Tatsache zu ziehen und entschlossen die Diktatur des Schwertapitals und der Schaden beträgt nur zehn Millionen Mart. notwendigen Maßnahmen zur Erweiterung der der Großagrarter gegen die Arbeiter frei der Kanzler von internationalen Ereignissen in der also gewiß eine Summe, die großen Finanziers öffentlichen Kontrolle über die Privatwirtschaft machen. Die Sozialdemokratie fämpft für die nicht auffallen mußte. Die Sache ging ruhig ihren zu treffen. Brüning habe sich mit albhe i- Verwirklichung der sozialistischen Ziele auf demo- nächsten Zeit eine Erleichterung der Lage des deutFlaren Weg, bis der geschickte Herr Lehmann ten und Schwachheiten begnügt und die kratischem Weg. Solange es möglich sei, die schen Volkes erhoffe. schließlich einen Auftrag fälschte, der von einem von ihm propagierte Selbstkostensenkung der Gefahren für die Arbeiterklasse auf parlamen- Der Vorwärts" erklärt, daß die SozialBeamten unterzeichnet war, der im auftrag Produktion habe vornehmlich in einer Lohnsen- tarischem Weg abzuwenden, werde die Sozialdemokratie nicht das Spiel Hitlers und Hugenbergs erteilenden Amt nichts zu suchen hatte: dann erit fung und damit in der Verminderung der Stauf demokratie dies tun. Aber auch wenn andere spielen werde sie werde gegen Harzburg stim men. Weiter denn je klaffe der Riß zwischen dent wurde der Skandal aufgedeckt und das Anklage- fraft bestanden. Bahnen eingeschlagen werden sollten, werde man Trotzdem sich die Sozialdemokratie über die die Sozialdemokratie auf ihrem Plaze finden. Zentrum und der Rechten. material in ganzen zwei Jahren zusammenEs folgte eine von Herrn Frick vorgelesene getragen. Mar, der Führer der Familie, ist tot- Natur des Kabinetts Brüning flar ist, hat sie die Von den Blättern der gent äßigten Rech- frant und jest natürlich an allem schuld, weil er Regierung geduldet. Nicht weil Brüning im Erklärung der Nationalsozialisten, die äußerst ten ist die Deutsche Allgemeine Zeitung" ebenden Brozek doch nicht überleben dürfte; die sozialistischen Sinn gegen die Not kämpfen will, matt war und in der bestritten wurde, daß falls der Ansicht, daß der Kanzler noch einmal zuClaret Straffammer, eine Abteilung des Ber- sondern weil die Sozialdemokratie die Hakenkreuzler die Inflation verlangten. Als mindest einen persönlichen Erfolg errungen linter Landgerichts, die seit zwei Jahren nur in die republikanische Staatsform der Redner erklärte, daß Frankreich zwar der habe. Sein Programm sei das Programm eines dieser Sache arbeitet, hat das Verfahren gegen gegen die Angriffe der Fascisten Herd der europäischen Unruhe sei, daß aber die vorausschauenden berantwortungsbewußten ihn ausgeschieden. Zur Zeit bemühen sich die schützen wollte. Die Sozialdemokratie habe Nationalsozialisten dennoch für die Ver- Mannes. mit dieser Politik der Arbeiterklasse Opfer zuständigung mit Frankreich (!!!) seien, Die Börsenzeitung" bezeichnet die Rede Bie dem auch immer ſei, dieser Prozeß ist gemutet, aber sie habe sie trotzdem befolgen müs- tamen von der Linken erstaunte Zwischenrufe, als das Bekenntnis zu einer Regierungspolitik der leider keine Einzelerscheinung; die engen Bindun- sen, weil es der Sozialdemokratie nicht um denn bisher haben die Hakenkreuzler Frankreich Anlehnung nach Links und eine Kampfgen des Kapitals an die öffentliche Wirtschaft sind augenblickliche Propagandaerfolge, sondern um ja immer als den wahren„ Erbfeind" Deutsch anjage an jeden, der nicht der Meinung sei, daß das heute ganz allgemein bekannt und favorisiert: die Zukunft der Arbeiterklasse geht. lands bezeichnet. Brüningsystem das einzige Heilmittel für die deut Breitscheid wandte sich dann in schärfster In der weiteren Aussprache wandte sich der sche Not sei. man sucht Beziehungen, die Freunderlwirtschaft greift immer mehr um sich und das Geld brüstet Weise gegen die Nationalsozialisten, die jetzt mit| Reichsfinanzminister Dietrich außerordentlich Die Deutsche Tageszeitung" glaubt fich mit seiner Macht. Leo Sklaret hat sofort am dem Großkapital ein Bündnis zur Niederwerfung scharf gegen die Rede des früheren Reichsbank- nicht, daß die freie Rede dem Kanzler in seiner Beginn des Verhörs darauf hingewiesen, daß sich der Arbeiterklasse geschlossen haben. Niemals' präsidenten Schacht. gegenwärtigen Situation allzu viel genützt habe. Die Blätter der äußersten Rechten empfinden die Erklärung des Kanglers als„ matte Verteidigung".
früher die höchsten Beamten um seine Gunst beworben haben: möge dieser Riesenprozeß eiit memento fein an alle Organe der Demokratien, die sich ihrer wahren Sendung nicht bewußt sind. M. L.
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Die„ Vossische Zeitung" spricht von dem Reichstage im Banne Brünings" und nennt die Rede einen persönlichen Erfolg", dent der politische folgen werde.
Die„ Germania " bezeichnet die Rede als
den Ausdruck eines entschlossenen Willens, der sich durch nichts aus der vorher bestimmten Bahn bringen lasse. Der Börsencourier" unterstreicht, daß
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und
Internationales Berufssekretariat der Lehrer.
Internationales Erziehungs- und Unterrichtsprogramm.
In einer in Hamburg abgehaltenen Sizung des Generalrates des Internationalen Berufsiekretariats der Lehrer wurde die Aufnahme der Sektion der Lehrerschaft im Schweizerischen Berband des Personals der öffentlichen Dienste, der Vereinigung deutscher sozialdemokratischer Lehrer der Tsche ch o- slowakei und des Verbandes sozialistischer
Madrid, 14. Oktober .( Havas.) Die ver- besigen, als sie zur Ernährung ihrer Mitglieder fassunggebende Nationalversammlung hat mit und zur Erfüllung der gesteckten Aufgaben un158 gegen 58 Stimmen dem Verfassungsarti- umgänglich benötigen. Ueber den Stand des Berlin, 14. Oftober. Mit dem gestern abends tel über die religiösen Orden zugestimmt, und Vermögens müssen sie sich alljährlich dem Staate veröffentlichten Briefwechsel zwischen dem zwar mit allen von den Sozialisten gegenüber mit einer Berrechnung ausweisen. Reichspräsidenten und dem Reichsgeforderten Abänderungen. Minister- Industrielle Unternehmungen und fanzler wird die Verwirklichung des Planes präsident Zamora und Innenminister Maura Schul unterricht sind den Orden un eingeleitet, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu stimmten gegen diesen neuen Wortlaut. terjagt, ihre Güter können jederzeit einer Verständigung über die großen und schwie- Im neuen Wortlaut jetzt der Artikel fest, nationalisiert werden. rigen Problemte zusammenzubringen, die die daß alle kirchlichen Orden ohne Unterschied der deutsche Wirtschaft augenblicklich bewegen. Den Konfession einem besonderen Geseß unterstellt Kern des Wirtschaftsbeirates wird der Neu- werden. Der Staat, die Provinz- und Gemeindenerausschuß bilden, den der Kanzler wäh- verwaltungen dürfen den Orden keinerlei Madrid, 14. Oktober. Die Stimmung in Mittelschullehrer Lettlands gutgeheißen. Die rend der Beratungen der letzten Woche bereits unterstüßungen gewähren. Alle jene Madrid war gestern abends eine sehr erregte. Internationale der Lehrer rechnet in nächster verschiedentlich zugezogen hat. Obgleich der Orden sind verboten, die neben den drei kanoni- Viele Gruppen von Manifestanten, in der Mehr- Bukunft mit dem Beitritt weiterer LehrerorganiReichspräsident den Wunsch hat, den Kreis im schen Gelübden auch noch andere Gelübde er- zahl Anhänger der Linksparteien, durchsationen, so vor allent in Spanien, Dänemark Interesse der fachlichen Arbeit so klein wie mög fordern, insbesondere das Gehorsamsgelübde zogen die Straßen, wobei eine Anzahl bis zum und Niederländisch- Indien. Mit einer Reihe lich zu halten, wird es sich nicht vermeiden lassen, einer anderen Autorität gegenüber als der des Parlamentsgebäude zu kommen versuchte. Polizei von Organisationen in anderen Ländern sind daz der„ Neuner"-Ausschuß auf etwa 18 bis Staates. Orden, deren Tätigkeit staatsgefährlich und Zivilgarde, die in verstärkter Bereitschaft Beziehungen angeknüpft worden. Zum Zwecke der Berücksichtigung besonderer 20 Personen erweitert wird. Mit dem erscheint, werden aufgelaffen. Die übrigen Orden waren, machten jedoch diese Versuche zunichte. Beginn der Verhandlungen wird bereits für die werden in einer Liste beim Justizministerium ge- Auch in anderen spanischen Städ- Kategorien befaßt sich die Lehrer- Internationale zweite Hälfte der nächsten Woche gerechnet nerführt werden und dürfen keine anderen Mittel ten herrschte große Erregung. den können, bis der Kanzler von einer furzen dreitägigen Erholung zurückgekehrt sein wird. Auch in Kreisen der Reichsregierung ist man sich durchaus der Schwierigkeiten bewußt, die einer Verständigung von Arbeitgebern und Arbeitneh mern im Wege stehen.
Jouhaur und Chevalier
zur Zeit mit der Frage der Schaffung einer Zentralstelle für die freigewerkschaftlichen Lehrer der höheren Schulen.
Der im Auftrag des Internationalen GeIn Leningrad deutsche Schiffe von werkschaftsbundes aufgestellte Entwurf eines ihren Mannschaften verlassen. internationalen Erziehungs- und UnterrichtsBerlin, 14. Ottober. Die Mannschaften der Belgrad, 14. Ottober.( Avala.) Einige un- programms wurde neu bearbeitet und soll einer zur Zeit im Hafen von Leningrad liegenden deut garische Blätter veröffentlichen die Nachricht, daß am 2. November in Berlin tagenden Sitzung des schen Schiffe haben vor einigen Tagen ohne in Budapest drei Personen wegen Spionagever- Jugend- und Bildungskomitees des Internatio vorherige Kündigung und ohne Ab- dachtes, unter ihnen ein jugoslawischer Staats- nalen Gewerkschaftsbundes unterbreitet werden. in der deutsch- französischen Wirtschaftskommission. m u sterung ihre Schiffe verlassen, angehöriger, ein Beamter des jugoslawischen Paris, 14. Oftober. Der allgemeine Arbei weil sie einen vom Reichsarbeitenministerium für Konsulates in Budapest, namens Luka Kněževič, terverband CGT, der vom Ministerpräsidenten verbindlich erklärten Schiedsspruch nicht verhaftet wurden. Von maßgebender Seite wird aufgefordert worden war, Vertreter in die anerkennen wollten. Die Reichsregierung erklärt, daß Kněževič, ein ehemaliger Diener des deutsch- französische Kommission zu entfenden, hat hat mit der Sowjetregierung in Moskau Ver- jugoslawischen Konsulates, schon am 31. Oftober seine Vorstandsmitglieder Jouhaug und Cheva- handlungen eingeleitet, um den Reedern zu er- 1928 aus den Diensten des Konsulates entlassen lier delegiert. möglichen, über die Schiffe wieder zu verfügen. wurde.