Nr. 240. Sontttttag, 15. Oktober 198k Sette». Garantien Nr das Seelenheil. Was cin Pfarrer vomakatholischen" Eheteil verlangte. In dieser Zeit, da man den 150. Jahrestag des ,^Toleranzpatent«S" begeht, kann sich folgendes ereignen: Der Registrator einer Prager G r o ß f i r m a, ein Herr von 64 Jahren, fühlte sich auf seine alten Tage feljt verlassen. Seine Frau ist längst tol, die Kwdcr ans dem Hanse und so war der alte Mann ganz einsam. Er be­schloß, nochmals zu heiraten. Seme künf­tige Lebensgefährtin- gleichfalls über die Sechzig der es ähnlich ging und die ihre Verlassenheit schwer trug, war Katholi­kin, während der Registrator Protestant ist. Die Frau obwohl durchaus keine Betschwester hatte sich eine gewisse Anhänglichkeit art ihre Kirche bewahr' und der Bräutigam, der ein frei- denker Mann ist, war gern bereit, ihren Wunsch zu erfüllen und sich nach katholischem Ri­tus trauen zu lassen...So begaben sich beide zum zuständigen katholischen Pfarramt- Der hochwürdige Herr empfing sie sehr liebenswürdig. Als er aber vernahm, daß der er­wählte Lebensgefährtin seines Schäfchens Prote­st a n t s e i, kühlte sich seine Herzlichkeit sofort ab. Er sprach verschiedenes vomSexlenheil des katholischen Eheteils" und der Bräuti­gam, obwohl einigermaßen verletzt, erklärte, um der Sache ein Ende zu machen, jede gewünschte Erklärung abzugeben. Er sei ein toleranter Mensch, es komme ja schließlich nicht auf das Lippenbekenntnis, sondern auf das Herz des Menschen an und er werde seine Frau gewiß nicht im mindesten davon abhalten, es in Glau- benssachen zu halten, wie sie wolle. Aber da hatte er unbewußt in ein Wespennest gestochen, denn das was er für ein Lippenbekennt- n i s erklärt hatte, ist ja das Wesentliche der allein­seligmachenden Kirche und die sich nicht restlos dazu bekennen, sind Ketzer und Höllenbrände. Hochwürden rückten also mit einer zwei­ten Bedingung heraus: die zwei Sechzig­jährigen sollten einen Revers vorlegen, daßdie zu erwartenden Kindes, die dem Ehebunde entsprießen würden katho­lisch erzogen würden. Da hatten aber beide genug. Sie sagte dem Seelenhirten ihre Meinung in unzweideutigen Worten und beschlossen, auf oen Priestersegen aus solcher Hand zu verzichten und die Trauungs­zeremonie in ziviler Form auf dem Standesamt vollziehen zu lassen. Kinder-Geschichlen. Schönheit. Mutti, die Lehrerin hat heut« gesagt: Schön­heit verschwindet.. Ist das wahr?" Gewiß, mein Kind!"' Mutti, wieso verschwindet denn Anna nicht? Pati sagt ihr doch immer, sie ist«in« Schönheit.« So? Na, laß nur, sie wird morgen ver- schwinden." Geschäftstüchtig. Der kleine Egon braucht mit Borliebe recht kräftige Worte. Der Bater hatte ihm beim letzten Mal eine Krone versprochen, wenn er einen be­stimmten Ausdruck nicht wieder von ihm hören würde. Als«ine Woche klaglos vergangen, gab ihm der Bater das Versprochen«. Au, Bater," sagt« Egon,jetzt weiß ich wie­der«in ganz tolles Wort, das laß ich aber nur für pvei Kronen weg!" Die Zensur. Der letzt« Schultag war gewejen. Kurtchen kommt zum Papa/Batt, kannst du im Dunkeln deinen Namen schreiben?" Das werde ich schon noch können, mein Junge!" Au, Bati," atmet'der Kleine auf,dann mach das heute abend mal bei meiner Zensur!" j Das Brüderchen. Die beiden kleinen Söhne meines Freundes, 8 und S Jahre alt, kommen mir auf der Straße entgegengefprungen:Denk' doch mal, Onkel," spru­delt Fritz, der Aeltere, heraus,wie wir Mutti an­geführt haben! Sie ist doch jetzt zur Kur in Bad N. nicht? Und da haben wir ihr geschrieben, wir hätten inzwischen hier«in Brüderchen bekommen!" Und paß mal auf,".fällt der-jünger« Kurt ein, sie ist so dumm und gkaubt's wahrhaftig!" Rache. Kurtchen hat von Mama Schläge bekommen und läuft heulend zu seiner Großmama. Aber Oma weist ihn ab: Da ist nichts zu machen," sagt st«,«in« Mutter darf ihre Kinder schlagen." So?" trocknet Kurtchen seine Tränen.Und du bist ihr« Mutter?" Gewiß, Kurtchen." Hau si«, Oma!" Onbefannte Nahrungsmittel. Don anit»r(itätoi>roftf|or Dr. eOelBon(OtctvDort). Wir können unser Zeitalter vielleicht mit Recht das goldene Zeitalter der Entdeckungen auf mecha­nischem und elektrotechnischem Gebiet« rühmen; auf dem Gebiet« der Ernährung verdient es diese Be- Zeichnung bestimmt nicht. Wir können auf einen Knopf drücken und dadurch allerlei wunderbare Dinge bewirken. Wir können«in« Lamp « mit ultraviolettem Licht einschalten und dadurch den Bitamingehalt unsrer Nahrungsmittel erhöhen. Aber di« Nahrungsmittel werden keinen anderen Geschmack haben als zuvor. Unsre Chemiker sind in der Lage, di«. Spur einer Spur irgendeines Minerals in einem Nahrungsmittel zu entdecken und manchmal auch nachzuweisen, daß dieses Mine­ral auf unfern Organismus irgendeine bedeutsame Wirkung ausübt. Man hat bewiesen, daß der Kup- fergöhalt verschiedener Tierlebern Blutarmut be­heben kann. Der Preis der Leber ist infolgedessen gestiegen, aber sie schmeckt noch immer genau so wie zuvor.' Wir können den Kalorienwert unsrer Nah­rungsmittel aufs genaueste messen, und dieser Zeit­vertreib war sogar einmal so beliebt, daß diese Zahlen auf den Speisekarten der Restaurants prang­ten. Aber ein geringer Zusatz von Pfeffer oder eines anderen Gewürzes machte die Speisen bek weitem schmackhafter als di« Anführung ihres Ge- halttS an Kaloriem Der Mensch kann ohne Kraftstationen, ohne Aeroplan«, ohne Radio, ja, ohne den Großteil der mechanischen und elektrotechnischen Erfindungen deS letzten Jahrhunderts leben. Aber Nahrung muß er haben. Professor E. Free hat di« Konservenbüchse als«jue der gewaltigsten Erfindungen aller Zeiten bezeichnet, weil sie den Menschen instattdsetze, sonst verderblich« Nahrungsmittel planmäßig aufzuspei- chern und si« planmäßig zu verteilen. Bon diesem Gesichtspunkt aus wird ein« kommend« Generation vielleicht all« unsre Erfindungen als nebensächlich im Vergleich mit dem goldenen Zeitalter der Ent­deckungen von Nahrungsmittel«, dar mit dem Zett­alter der großen geographischen Entdeckungen nach Columbus zusammenfällt, bezeichnen. Und damals wurden nicht nur neu« Nahrungsmittel, sondern auch neu« Geschmackssensattonen entdeckt! Biele unsrer Nahrungspflanzen sind seit Jahr­hunderten bekannt und werden seit Jahrhunderten angebaut. Aepfel sind seit zumindest 4008 Jahren bekannt, Linsen seit etwa 5008 Jahren. Beide bil­deten zweifellos«inen Bestandteil der Nahrung deS vorgeschichtlichen Menschen. Biele andre NahrungS- pflanzen find ebenso oder fast ebenso alt. Bananen etwa wurden schon vor vier Jahrtausenden ange- baut, Bohnen seit 4788 Jahren, Kohl vor ebenso langer Zeit, Sellerie seit 3000 Jahren, wie wir einwandfrei nachweisen können. Andererseits ist eine große Zahl eßbarer Pflanzen verhältnismäßig neuen Ursprungs, und andre wieder, die längst in entlegener«« Teilen der Welt, bekannt waren, sind erst in neuerer Zeit der zivilisierten Welt bekannt geworden. Die Gewürznelke wurde vor etwa 800 Jahren von den Portugiesen aus Ostindien nach Europa gebracht. Mit dem Anbau von Zimt wurde erst vor«twa 150 Jahren auf Ceylon begonnen. Kakao, seit zumindest tausend Jahren in Süd­ amerika bekannt, wurde erst vor wenigen Jahr­hunderten nach Europa «ingeführt. Man stell« sich die Sensation vor, die di« Entdeckung einer so neuen Geschmackempfindung wie di« der Schokolade hervorrief und auch heut« Hervorrufen würde! Paprika kam im 16. Jahrhundert nach Europa , Pfefferminz erst 1750! Amerikanisch « Erdbeeren wurden 1828 zum ersten Male nach England ge­bracht. Ananaserdbeeren, aus Chile stammend, kamen sogar erst im Jahr« 1715 nach Europa . Di« Kartoffel war vor dem Jahr« 1585 in England noch unbekannt. UNd so folgt« im fünfzehnte«, sechzehn­ten und siebzehnten Jahrhundert«ine Entdeckung auf di« ander«! Man wird entgegnen, daß sich die Verhältnisse inzwischen geändert haben, daß wir den ganzen Erd­ball nun so gut kenne», daß kein« Pflanz« von Wert unsrer Aufmerksamkeit entgangen ist. Und doch werden viel« Pflanzen«rst seit verhältnismäßig ganz kurzer Zeit angebaut. Preiselbeeren wurden erst um 1800 in Amerika bekannt und in Massachus- srts erstmalig angebaut. Unsre Großväter erinnern sich noch wohl der Zeit,, da Tomaten als^Liebes­äpfel" bezeichnet und als Nahrungsmittel unbe­kannt waren. Di« Grapefruit, feit mehr als zwei­tausend Jahren in Indien und auf dem malaischen Archipel angebaut, wurde in Amerika «rst vor kaum dreißig Jahren nnd in Europa noch diel später bekannt. Gibt eS also wirklich keine Möglichkeiten mehr? Di« Antwort lautet: Ja;«S gibt deren zahlreich«! Di« Tatsache wird überrasche», daß das Landwirt- schaftsmimsterium der Bereinigten Staaten«ine List« vorbereitet, die tausend für di« menschliche Ernährung in Betracht kornmend« Pflanze» enthal­te« wird, di« in Amerika wohl gedeihen, aber nicht angebaut werden und fast unbrtannt sind! Biele von ihnen wurden von den Indianern als Nah­rungsmittel verwendet. Unter ihnen befindet sich die Präriekartoffel, di« gegenüber der ge­wöhnlichen Kartoffel de» Vorteil hat, daß sie gegen Jnsektenschädlinge weit widerstandsfähiger ist. Ein« andre- Pflanze ist di« wild« Lakritz«, di« die wirksam« Substanz der Lakritze, wie sie für Süßig­keiten und Heilmittel verwendet wird, in hohem Maße enthält. Camas nennt sich«ine Pflanze, ans der die Indianer den süßen Syrup herstellten, und die gemahlen manchen Stimme» Mehl liefert«. Eine andre Pflanze, der Familie der Kakteen zuge- hörig, hi« den wissenschaftlichen Namen Lopho- phora Williamsii trägt, ist wegen ihrer al­koholähnlichen Wirkung unter den Indianern als trockener Whisky" bekannt. Die bereits er­wähnte Camas-Pflanze hat«inen hohen Inu­lin-(nicht Insulin-!) Gehalt. Datz.Jnufiy^hnel: dem Insulin nicht nur im Namen, sondern auch in der Wirkung und wird als sehr wirksames Medika­ment für Zuckertranke angesehen. Wenn wir also in der Lage sind, so viel« neu« Pflanzen fast vor unsrer Türe zu finden, um wieviel mehr muß"es deren auf der ganzen weiten Welt geben,, di« uns noch unbekannt sind! Bon allergrößtem Nutzen werden uns hierbei unsre vervollkommneten Kühl­methoden sein. Nahrungsmittel können heute von einem Ende der Welt zum anderen befördert wer­den, ohne daß sich^ihre Frisch« vermindert. Ein Schiff, das«ine Reis« um die Welt unternimmt, kann, sich in feinem Ausgang-Hasen mit genügend großen Mengen an Eiskreme für di« ganz« Fahr! «indecken. Im allgemeinen sind zwar unsre besten Nah­rungsmittel und Speisen nicht das Ergebnis plan­mäßiger wissenschaftlicher Forschung, sondern«her glücklicher Zufalle. Man erinnere sich etwa der oft erzählten Geschich:« von der Entdeckung des Roe- quefort-Käses. Ein französischer Schafhirt soll Brot und Käse zusammen länger« Zeit hindurch in einem Keller aufbewahrt haben und dann den Käs« zwar schimmelig, aber ungemein wohlschmek- kend vorgefunden haben. Oh sich die Sache nun wirklich so abgespielt hat oder'nicht, so ist sie doch kennzeichnend! Wenn wir unsre Speisen prüfe», dann wird es wahrscheinlich, daß viel« davon durch einen Zufallerfunden" wurden. Und wir machen noch immer solche gelegentlichen Entdeckungen. Wäre«s aber nicht an der Zeit, daß unsre RahrungSmittelchemiker für eine Weil« mit dem Analysiere» aufhörten und ihre Aufmerksamkeit der Entdeckung neuer Nahrungsmittel und der Erfin­dung neuer Geschmacksempfindungen zuwendeten. Sicherlich. Können fie nicht schon heut« auf synthe­tischem Wege fast-jede nur erdenkliche Geschmack­wirkung erzielen? Bisher jedoch waren sie stets nur darauf bedacht, irgendeinen natürliche« Ge­schmack wie den der Zitrone, der Orange oder der Vanille nachzuahmen. Warum ersinnen sie keine neuen Geschmacksynrtungen, die nicht bereits vor­handene nachahmen? Denn von unserm. Zeitalter, das immer neue Kunstwerk« für da- Auge erstehen läßt, immer neu« Musik für das Ohr ersinnt und immer neue Maschinen, die den menschlichen Mus-' kein Arbeit abnehmen, kann wohl mit Recht gesagt werden, daß es d«n Geschmackssinn bisher allzu stiefmütterlich behandelt hat.. (Einzig berechtigte Ueberfetzung aus'dem Amerikanischen von Leo Körten.') Volkswirtschaft uad Sozialpolitik Ser Außenhandel im September. Prag , 14. Oktober. Nach den Erhebungen de» Städtischen Staatsamtes weist der Spezialhandel im Monate September 1881 folgende Daten aus: Wert der Spezialeinfuhr und-Ausfuhr im Monate September 1831 und 1930 nach Grüppcu der Brüsseler Nomenklatur: September 1831 September 1330 Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Warengruppe in Tausend Kronen. L. Lebende Tiere. 28.712 2.048 66.882 7.245 Lebensmittel u. Getränke 199.215 84.347 229.781 119.745 Rohswffe.. 353870 168.721 546.399 232.780 Fertige Waren 351.370 Edelmetalle u 894.291 417.226 1,151.246 Münzen. '3.153 2.300 3.333 3.565 Rückware.'.. !" 2.086 5.691 Zusammen. 936.320 1451.701 1,265.707 1,520472 Eine Funkausstellung der Zweigstelle Aussig des Freien Radiobundes in der Tschfl. Republik . Die am 3. und 4, Oktober l. I. in den Par- lerresälen des BolkshauseS stattgesundcne Funkaus­stellung war an den genannten Tagen der Anzie­hungspunkt vieler Hunderter Radiohörer und Inter­essenten von Aussig und Umgebung. In entgegen­kommender Weise hatten an dieser Ausstellung viel« Firmen. teilgenommen, welche im kleinen Parterre­saale erstklassige Erzeugnisse zur Ausstellung brachten. Im großen Parterrejaal war wegen Raummangels nur ein Bruchteil der Leistungen der Bastlergruppe der Zweigstelle, u»t> zwar mitunter komplizierte, von Arbeiterhand verfertigte Apparattypen, Lautsprecher und sonstiges Bastel­material ausgestellt, das auch die Anerkennung vieler Fernstehender einbrachte. An einem Vortragsabend sprach unter großem Beifall der technische Reichsleiter des Arbeiter- Radiobundes Deutschlands , Gen. Jng. Bruno Böig t«Berlin über die Entwicklung des Rundfunks und das Mesen und die Bekämpfung der Störungen. Zu dem Vortragsabend waren geladen und er­schienen der Vertreter des Radio-Journal», Prag , Herr-' Direktor Jng. Swoboda, der Vertreter des Telegraphenbauamtes Aussig , des ElettrizitätSwerkes Aussig und deS Polizeikommissariates. Ferner waren die Genossen Senator Franz Beutel und Abgeord­neter Heinrich Müller erschienen. Nachdem noch Gen. Boigt die Grüße des Vorstandes des Arbeiter- Radiobundes Deutschlands überbracht hatte, wur­den dann die beiden vom Radiojournal Prag zur Beifügung gestellten FilmeDie Rundfunk- technik" undDie Radiostörungen und ihre Beseitigung" vorgeführt. In der darnach stattfindenden Protestkund­gebung gegen die Radiostörungen wies zunächst der Obmann der Zweigstelle Aussig des Freien Radiobundes, Gen. Rudolf Müller, auf diese krassen Uebelständ« hin, d«, anstatt sich zu verrin­gern, immer mehr überhandnehmen, weil man be­hördlicherseits nicht das Interesse oder den Mut aufbringt, hier endlich einmal Wandel zu schaffen. Müller kommt sodann weiter auf das Uebel der «insprachigen Ansage und auf die der deutschen Sen­dung zur Verfügung stehende und lächerlich wir­kende Sendezeit von nur 35 Minuten im Tage zu sprechen, in welcher kurzen Zeitspanne der deutsche Pressebericht, ein Borrrag und sogar noch Mustk- darbietungen abgewickelt werden sollen. Herr Direk­tor Swoboda, der die Ausführungen d«S Genossen Müller und die vorgebrachten Beschwerden zu widerlegen versucht, findet diesmal in Aussig in der von Einmütigkeit und Unwillen getragenen Protestkundgebung keine Zustimmung. Abg. Gen. Heinrich Müller , der sich hierauf zu Worte meldet, führt auS, daß der Charakter dieses Staates auch in dieser Frage zum Ausdruck kommt. Was man anderswo, in Ungarn , Schweiz , Elsaß ete., für an­ständig und zweckmäßig erachtet, findet man bei uns für überflüssig. Redner kommt ferner noch auf das Programm zu sprechen, in welchem ein ziemlicher Teil her Sendezeit an Sonntagen der Machtentfal­tung kirchlicher Interessen gewidmet ist. Demgegen­über müsse für die deutsche Arbeiterschaft dieses Staates mit allem Nachdruck gefordert wer­den, daß für sie zumindest einmal im Monat ein Halb tag für Veranstaltungen in ihrem Sinne zur Verfügung gestellt werd«. Die deutsche Arbei- tersendung berührend, bemertt Redner, daß die Sendezeit derart ungünstig angesetzt sei,' daß es den meisten Hörern aus Arbeiter- und Angestellten­kreisen überhaupt unmöglich ist, daran teilzunehmen. Mit dem Appell zum notwendigen organisatorischen Zusammenschluß aller Arbeiter und Angestellten­hörer und mit der Versicherung, daß e- die Ver­treter der sozialdemokratischen Partei in den gesetz­gebenden Körperschaften an her nötigen Mithilfe nicht werden mangeln lassen, schloß Genosse Müller sein« mit großem Beifall aufgenommenen Aus-, führungen. Ti« hierauf verlesen'' nachfolgend« Re­solution findet einstimmige Annahme. Resolution. Dir am 3. Oktober 1931 im Volkshaus in Aussig stattfindende Versammlung der Rund fuwkhörer stellt mit Bedauern fest, daß nach einem mehr als sechsjährigen Sendedienste in der Tsche- choflowakei bis heute noch keine deutsche Se»d«station errichtet wurde. Trotzdem ein Drittel der Bürger dieses Staates der deutschen Ration angehört, ist für deutsche Sendungen noch immer ei» Zettraum von nur 35 Minuten im Tag bestimmt. Diese lächerlich kurze Sende­zeit für die angeblich gleichberechtigte« deutschen Bürger diese- Staates wird um so mehr als eine Ungerechtigkeit empfunden, als trotz wiederholter Borsprachen alle Sendungen, auch die Musikstücke, in der ausgiebigen tschechischen Sendezeit nur tschechisch und niemals auch in deutscher Sprache angesagt werden. Die Versammelten protestieren gegen diese Behandlung der überaus zahlreichen deutschen Rundfunkhörer und appellieren an die gesetzgebenden und verwaltenden staatlichen Kör­perschaften, diesem Unrecht ein Ende,zu machen. Ferner bedauern die Versammelten' daß von feiten dieser Körperschaften bis heut« keine wirk­samen Maßnahmen gegen die täglich überhand nehmenden Störungen de- Empfanges durch nicht gesicherte motorische Einrichtungen getroffen wurden/ Sollte auch in Zukunft dieser Zustand bestehen bleiben, der die ihre Empfangsgebühren zahlenden Hörer schwer schädigt, dann müßten die Bersammelten allen organisierten Funkhörern empfehlen, ihre Empfangsstationen abzumelden und die Zahlung der Rundfunkgebühren einzu­stellen. Die Versammelten erwarten daher die baldige Abstellung der hier genannten Nebelstände. Aller in allem, hat diese Ausstellung und Ta­gung den Beweis großer Leistungsfähigkeit der Funktionäre und Mitglieder des Freien Radiobun­des erbracht» die nicht bloß in der Anerkennung Fernstehender, sondern auch finanziell und in zahl­reichen Neubettritten zum Ausdruck kam. Gesamtwert der Spezialeinfuhr und-Ausfuhr in der Periode Jänner^September 1931 und,1980 nach Gruppen der Brüsseler Nomenklatur: Jänner-Sept. Jänner-Sept. 1931 1930 Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Warengruppe in Lausend Kronen Lebend« Tiere 139.582 18.988 541.199»6.902 Lebensmittel U. Getränke 1,583.711 759.837 1,797.365 1.163.128 Rohstoffe. 3,678.740 1,492.115 5,554.395 2,042.302 Fertige Wa ­ren... 2,993.496 7,426,488 3,838.720 9,444.777 Edelmetalle m. Münzen 24.180 10.308 24.687 9!071 Rückware; 86.993 43.689 Zusammen. 8414479 9,707.73111,793.35912,740.'7«9 Die Handelsbilanz war somit im Sep» tember 1931 mit dem Betrage von Ä5 Mill. K3, im September 1980 mit 254 Mill. Li aktiv, in der Periiwe JännerSeptember 1931 mit dem Betrage von 1.293 Mill., dagegen JännerSep­tember 1930 mit 947 Mill. Li aktiv. Mitgliederzahlen des Französische « Gewerk- chaftsbnndes. Der Französische Gewerkschaft-- mnd rechnet damit, m diesem Aahre 800.000 Karten abzusetzen. Im. Vorjahre wurden 700.000 Mitgliälskarten abgegeben. Int Jahre nach der Spaltung, d. h. 1922, meldete der kom­munistische Gewerkschaftsbund 828.000 Mitglre- wr, die C. G. T. 427.000. Deut« gibt die küm- munisttsche Zentrale zu, daß sich ihre Mitglieder- Shl nur noch auf 256.000 beläuft. Die Zahl der rrtreter auf dem diesjährigen Kongreß der C. G. T. betrug 1341 für 2389 Gewerkschaften, Diese große Vertreterzahl ist darauf zurückzü- ühren, daß in Frankreich immer noch di« lokalen Gewerkschaften auf dem Landeskongreß vertreten nd, wobei den großen Gewerkschaften mehr Delegierte zustehen als den kleinen. Würde sich jede Gewerkschaft nach. ihrer Stärke vertreten lassen, so wurden an einem Gewerkschaftskon­greß zirka 8500 Personen teilnehmen. Es kommt jedoch vielfach vor, daß sich verschiedene lokale Gewerkschaften auf einen Delegierten einigen.