Seite 2 SamStag, 24. Oktober 1931 Nr. 248 -Cs wäre et« verhängnisvoller Fehler zu denken, daß das revolutionäre Prolcarjar fähig ist, um sich ian den Sozialrevolutionäre« und Mcuschewikm zu rächen, sie im Stich zu lassen im Kampf gegen die Konterrevolution. Die Frage so stellen,würde heißen:'spießerische Moral­begriffe auf dal Proletariat zu übertragen." Nun Thälmann   und Stalin   denken nicht wie Lenin  . Sic pfeifen ans das proletarische Interesse, sie gehen mit ihrem Leutnant Scheringer, ihrem Hängegrafen S t e n- b o ck, in einer Front m i t Hitler und Hugenberg immer feste gegen die Sozial­demokraten. Kommunisten wir Nocdonald, Die Wahl Hindenburgs zum Präsidenten der deutschen Republik im Jahre 1925, der Wahlerfolg Poincarss in Frankreich   im Jahre 1988 waren den Kommunisten zu danken. Sie empfinden es als eine beschämende Lücke in ihrer Revolutionierung der Welt, daß sie tn England noch kerne ähnlichen Erfolge haben. Nmr ist die Gelegenheit gegeben. Die englische Arbeiterpartei steht in furchtbar schwerem Wahlkampf gegen den Block der Reaktion. Seit 1918 hat sie so nicht kämpfen und um ihre Aiachtstellung bangen müssen In 340 Wahlkreisen, wo es 1929 Dreierwah­len- gab, stehen jetzt den Arbeiterkandidatcn Einheitskandidaterr dernationalen Regie­rung" gegenüber. Was tun da die Kommu­nisten? Sie, die Wacdonald, solange er Sozialist war, für deir größten Feind Rußland  , für einen Fascisten und Verräter erklärt, ihn mit allen Mitteln bekämpft haben, sie sind mit ihm versöhnt, seit er zu den Bürgerlichen über­gegangen ist. Sie unterstützen seine Kandida­turen, indem sie fast in allen Wahlkreisen Sonderkandidaturen aufstellen. Natürlich haben sie nirgends Aussicht, mit ihrem Kandidaten durchzudringen. Sie sind hoffnungslose Min­derheiten. Was ihnen aber gelingen wird» da­ist die Veränderungen vieler Wahlresultate zu­gunsten der Reaktion. Sie tverden vielleicht die Wahl Macdonalds und die Nie­derlage seine- sozialistischen Gegenkandidaten, sie werden vieluricht die Niederlage Hendersons und den Sieg eines Bürger­lichen über ihn erreichen. Sie werden sich die englische Reaktion verpflichten, wie sie sich durchs chre Lakaiendienste die französische   und die deutsche   verpflichtet haben. * jähste taten Masminen- gewehrc? Papier statt$ilfe" haben wir den Leitartikel überschriebet, in dem wir uns mit den kommunistischen   Gaukeleien befaßt haben, die sie den Arbeitslosen statt wirklicher Hilfe bieten. Herr Reimann repliziert mit einem faulen MtzFäuste statt Pa- p i e r". Was immer die Sozialdemokraten tun, das ist natürlich fascistisch, arbeiterfeindlich. Den von Genossen Dr. Czech eingebrachten Gesetzentwurf der 40-Stund«rwoche nennen sie arbeiterfeindlich" und sie finden sich in der Opposition gegen ihn mit den Agrariern. All das diene nur dazu, die Arbeiter am wirk- 22 Der Traumlenker Roman von Hormynla Sur MUhlen. Ihm war zumute wie einem, der im Dunkel mit einer gutmütig schnurrenden Hauskatze ge­spielt hat und sie mm, da plötzlich da» Licht auf­flammt, als Tiger vor sich sieth. Sind sie alle so, die farblosen, belanglosen Menschen, denen man auf der Straße begegnet? Die Schreiber in den Kanzleien, die Straßen- bahnschaffner, die Verkäufer hinter den Laden­tischen? Wat verbergen die ausdruckslosen Ge­sichter, die leeren Augen? Welche geheime Kräfte liegen verborgen in den Händen, die die Tasten der Schreibmaschinen niederdrücken, die Billette knipsen, vor den Kunden die Ware auSbreiten? Peter batte als kleines Kind die Dunkelheit gefürchtet: in ihrem Schatten lauerten unheim­liche sprungbereite Gestalten, sie war von selt­samen»»irdischen Geräuschen erfüllt. Auch als Erwachsener liebte er die Dunkel­heit nicht. Stets befiel ihn bei Anbruch der Nacht eine leise Traurigkeit und eine unbe­stimmte Schert vor etwa», er wußte nicht recht was. Alle» erschien ihm mit einemmal feind­selig, der Himmel, die Straßen, die Bäume, die Dinge, vor allem aber die eigenen Gedanken. Und als er in der Dämmerung die Zeitung mit der Nachricht über den Mord gelesen, hatte ihn plötzlich dieses Nachtgesühl überkommen. Das Bewußtsein, daß er im Dunkeln tappe, daß aller anders sei, als er geglaubt, gespenstischer, böser, drohender. Er hielt e» in seinem Zimmer nicht au»; er muhte mit jemandem über das Ereignis spre. chen. Zu Judith wagte cr nicht zu gehen; er fürchtet« ihre Borwürfe. Albert Baer aber, mit seiner heiteren Nüchternheit, unverwirrt von Zweifeln und Unsicherheit, war gerade der Rechte lichen Kampf, nämlich daran zu verhindern, daß sie ihre FäusteinBcwegung fetze n". Das also ist das Heilrezept der KPL, die seit fahren zu keiner Demonstra­tion mehr als ein paar hundert Manderln aufgebracht hat: die unbewaffnete Ar­beiterschaft gegen die bewaff«! »leie Staatsmacht zu führen. Mit waf­fenlosen Fäusten gegelt Maschinengewehre und Gasbomben und bis dahin an der Seite der Agrarier und Industriellen gegen die Sozial- deinokraten. Ein Programm, das sich würdig den Taten der Weltrevoluzzer in Deutschland  England und Frankreich   anreiht! Bier Krone« Wochenlohn! XL 3 40 für 43 Stunden Arbeit- so bezahlt ei« Deutscher   du fleißige Schoflen seiner Bottrgenoffe«. Dem KarlsbaderB o l k s w i l l e" entneh­men wir: Am Glltshok in Dallwitz   bei Karls­ bad   werden Erdäpfel gegraben. Die Leute, die diese Arbeit für den Pächter, einen Herrn namenü Toberaucr, verrichten, bekommen nur einen Barlohn auSgezahlt, also nicht irgendwelche De­putate. Sie arbeiten mit der Harke, was ja eine ziemlich ermüdende Arbeit ist. Wir würden ver­stehen, wenn die Leute auch in der größten Not einer solchen Arbeit in weitem Bogen aus dem Wege gehen würden, denn mit einem Wochen­verdienst von 3.50 Kronen das muß man in Buchstaben hersetzen, weil inan es sonst gewiß für eine» Druckfehler halten würde: mit einem Wochenverdtenst von drei Kro.neN fünfzig Heller für 43 Arbeitsstutt- den nach Hause gehen zu müssen, danach kann natürlich niemand eine Sehnsucht tragen. Dreiundvierzig Stunden arbeiten, dreiundvierzig Stunden lang gebückt dazustehen und mit der Harke zu graben, dreiundvierzig Stunden in der Erde herumzuwühlen, und dann als das ganze Ergebnis dieser dreiundvierzigstündigen anstren­genden Arbeit drei Kronen fünfzig Heller in der Hand zu haben, das vermag der allergedul­digste Arbeiter schon nicht mehr auSzuhalten. Man soll nicht Meinen, daß wir irgendwie übertreiben. Wir haben die Lohnkuvert» im Original in unserem Besitz und können sie jedermann vorweisen. Sie sehen, wie wir an zwei Beispielen aufzeigen wollen, folgender­maßen aus: Rnmer........... Auszahlung vom 1» bis 16. X. 1931 K< 7.50 AbMe: Krankenkasse Ki 4. Bleibt zur Auszahlung Kfi 3.50 Bleich nach^ihle»'.' Lange hat die Empfängerin dieses Wochenloh- nes allerdings nicht zählen müssen. Sie hat 43 Stunden gearbeitet und mit der Lohnzahlung war sie im Bruchteil einer Sekunde fertig. Ein anderes Beispiel: Name:........... Auszahlung vom 10 bis 16. X. 1931 K« 8.30 Abzüge: Krankenkasse Kc 4. Bleibt zur Auszahlung Ai 4.30 Gleich nachzählen!" Die Elnpfängerin dieser stattlichen Summe von schon beinahe fünf Kronen Wochenverdidnst hatte einige Stunden mehr gearbeitet. Wenn sie die ganze Woche Tag und Nacht hindurch ununter­brochen gearbeitet hätte, hatte sie es vielleicht auf mehr als zehn Kronen Wochenverdienst brin­gen können. In manchen Fällen ist der K r a n- kenkassenabzug gleich dem Lohn, In manchen Fällen sogar hoher als der Lohnrest, der dem Arbeiter, bezw. der Arbeiterin noch ver­bleibt. Sine Arbeiterin, die auch auf diese Weise die Hälfte ihres Wochenlohnes, an Krankenkassen- beitrag abgezogen erhielt, mußte sich wirklich krank melden und dabei zu ihrem Erstaunen die Wahrnehmung machen, daß sie nicht ein­mal angemeldet war.; Jede» Wort der Kritik würde nur abschwä­chend wirken. Und überdie» wissen wir tn der deutschen Sprache kein Wort, das eine derartige Entlohnung geleisteter Arbeit. gebührend kenn­zeichnen konnte. Ein Tagetverdienst von rund fünfzig Hellern zwei Semmeln für sechs Stunde« Arbeit, oder drei Stunden Arbeit für eine Semmel da muß man schon die Tatsache allein für sich sprechen lassen. ll>be»kli»deter vstlmiM«. Genösse Dietl zvm G^posee de» Flnanzminlsters. Prag  , 23. Okwber. Im Rahmen der Ge- mraloebatte zum Budget befaßte sich gestern im Ausschuß Genosse Dietl mit dem Optimis­mus, der au» de» Schlußworten des Exposes de» Finanzminister» spricht, der aber angesichts der verheerenden Krise wohl nicht in allen Krei­sen unbedingt Zustimmung finden wird. Was nützt die Arbeitsamkeit der Bevölkerung, wenn die Hände durch Arbeitsmangel zu feiern ge­zwungen sind, was nützt die größte Sparsamkeit, wenn die Einnahmequellen versiegen und Kummer und Not sich in der Behausung dieses arbeitsamen Bolkes breit macht I Wohin wir sehen, nirgends da» geringste Zeichen, da» einen solche» Optimismus recht- fertige» würde. Geistige und manuelle Arbeiter stehen unter dem Lohiwruck und die Arbeitgeber, ost geführt von den Staatsverwaltungen, drucken, das Lebensniveau durch Lohnkürzungen und verschärfen so durch die Unterbindung der Kaustrast die Absatz, swckung. Was nützt un» der Preissturz auf de« Rohstoff­markt, wen» die Kartellverabredungen und sonstige» Bindungen bestehen bleibe«! Wie oft wurde uns ein Kartellgesetz verspro­chen, um wenigsten» die ärgste». Auswüchse zu be­seitigen? CD   scheint, daß die Einflüsse dieser Kärtell- herren größer sind al» die Interessen der tribut- pflichtigen Bevölkerung. Wir müssen einen unge­heueren Tribut an dir Kartelle leisten. Weitere Unsummen gehen jährlich durch teilweise gewissen­lose, teil» auch spekulative Ausgleich»- und Konkurs­manöver verloren. Wenn wir alle Budgetvosten zusammenfassen, die Arbeitsgelegenheiten schassen, so ist die Ausbeute recht mager. Alle Investitionen zusammen ergeben eine Summe von 1638 Millionen, wovon etwa 40 Prozent auf Arbeitslöhne entfallen dürften. Damit kann uran der Arbeitslosigkeit nicht besonders an de« Leib rücken! In der Festsetzung der Staatseinnahmen scheint man Heuer schon auf das Höchstausmaß gegangen zu sein, so daß uns die bisher üblichen stillen Re­serven diesmal nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Wir können auch nicht mehr auf die Kassen­bestände zurückgreifen, denn diese sind schon zusam- mengeschmolzen. Wir tverden daher tatsächlich die größten Anstrengungen machen müssen, um unser Budget im Gleichgewicht zu erhalten. Die Eintreibung der Steuerrückstände hat keine Fortschritte gemacht. Bei den direkte» Steuern wur­den wohl größere Rückstände hereingebracht, bei den andern Steuern sind die Außenstände aber noch ge­stiegen. Es ist unerfindlich, wieso auch die Rück­stände an der Umsatzsteuer von Jahr zu Jahr steigen, obwohl diese doch sofort entrichtet werde» soll. Daß das Erträgnis der Tabakregie durch Ersparungen Heuer so stark gesteigert werden könnte, scheint mir zweifelhaft. Eher könnte mau auf die Absicht schließe»!, zur Erreichung der präliminierten Einnahme« die Preise einzelner Tabaksorten zu er­höhen. In diesem Punkte ist Aufklärung notwendig. Der Rückgang der Warenpreise müßte sich in erster Linie bei den Eisenbahnen««»drücken. Redner regt an, im Eisenbahsiminssterium alle Lieferungen in einer Kommission zusammenzufassen, in der wirt­lich unantastbare Charaktere sitzen Müßten. Die» würde ganz erhebliche Ersparungen bringen. Kon­krete Hinweise, wo weitere Ersparungen noch ge­macht werden könnte«, behalten wir un» für die Spezialdebatte vor. Rur ausgeden, was unbedingt nötig ilt! Eine neue Mahnung de» Finanzministers. In der Freitagsitzung des Budgetausschusses wurde die Generaldebatte zu Ende ge­führt. Die Ausführungen de» letzten Redner», des Genossen Kremser, tragen wir im Aus­zug noch nach. Der Finanzminister Dr. Trapl hielt, zur Debatte ein Schlußwort, in der er seinen öfter» angezweifilten Optimismus dahin aublegte, daß er in seiner Budgetrede genug gesagt habe» woraus man auf die Notwendigtelk Mieden !kann, alle Kräfte zur Abwehr gegen Vie Krise zu vereinigen. Wenn alles Nötige getan wird, dann werde» wir jedoch durch eigene Kraft die Krise über­winden. Die Position unserer Krone ist fest und wir werden sie auch so erhalten. Wir müssen aber B e r- trauen haben»nd diese» Bertranen auch durch die Tat beweise«. Eine Thesaurierung von Gold oder Likbeir und ähnliche'atavistische Reihungen würde» die» aber durchkreuze«. Wir brauchen eine gewisse Regelung unserer Wirtschaftstätigkeit tm Interesse der Produktion. Im Staatshaushalt dürfen wir nur««»geben, wa« unbedingt notwendig ist: alle» andere müssen usir aufschieben. In unseren Sparmaßnahmen müssen wir noch weitergehen, wenn die Entwicklung die staatlichen Etnnabmrguel- len weiter ungünstig beeinflussen sollte. Die Kredite für 1933 dürfen auf keinen Fall und tn keinem Ressort überschritten und neu» Ausgaben nicht ge­macht werd««. Di» Herabsetzung der PersonatauSgabei, geht auf Sparmaßnahmen zurück, die sich auf die Neu­aufnahmen, beziehungsweise Pensionierun­gen beziehen. Die beabsichtigte Einschränkung der Penstonie« rnngen betrifft nicht arbeitsunfähige oder solch» An­gestellte, die die gesetzlichen Voraussetzungen für die Pensiönierung aufweisen: sie bedeutet lediglich, daß für diese bösen Stünden, da dir Schatten der Angst ihn bedräuten. Albert Baer lauschte stumm Peter» aufge­regten Worten. Dann zuckte er etwas ungedul­dig die Achseln: ,,E» ist gefährlich, mit Seelen zu spielen, lieber Peter." Du spielst mit Menschenleibern," parierte Peter gereizt. Der Arzt lächelte. Ein Tumor, eine Zyste sind etwa» Greif­bares. Ich weiß, wo wh da» Messer ansetzen muß. Ich kann ein harmlose» Myom von einer bösartigen Krebsgeschwulst unterscheiden. Aber du... du weißt ja nicht, wa» dir in die Hände gerät, weißt nicht, wa» stch au» dem seelifthen Geschwür entwickeln kann. Du schneidest im Dünkeln darauf lo», wie ein betrunkener Chirurg." Hast du noch nie einen Patienten verloren bei dem du dir gesagt hast: Um den ist e» nicht schade." Nein", entgegnete Albert Baer ernst.Nie. Weil ich nicht» von den Möglichkeiten wußte, hie dieser Mensch in sich barg." Und wenn dir Edmund Brvhmer unters Messer käme?" Albert Baer überlegte einen Augenblick. Du weißt, auf welcher Seite ich stehe, Peter. Aber ich kann getrost sagen, daß ich alle» tun würde, um Brohmers Leben zu retten." WoShalh?" Weil es in der Welt auch das böse Prinzip geben muß. Einstweilen wenigsten». Den Sporn, der da» müde Roß anstachelt, den Dorn im Fleisch, von dem ein Weiser gesprochen hat." Du würdest also auch»inen schlechten Men­schen zu retten versuchen?" ES gibt keine schlechten, es gibt bloß feige Menschen. Nur die Angst treibt die Menfihen zum Verbrechen. Brvhmer zum Beispiel ist E_t--rrr~i jr- jy.'«WW» jeder Gemeinheit fähig, au» Angst, sei»« Macht zu verlieren. Dein unglückseliger Friedrich Mül­ler bat aus Angst um seinen Diktatortraum ge­mordet. Und du selbst, Peter.. Was fürchte ich?" fragte Peter zornig. Daß dir die Augen aufgehen, daß du stehst. Irgendein persönliches Erlebnis hat dich verbit­tert, du klammerst dich daran, um nicht die wirk­liche Welt sehen zu müssen. Die Menschen ekeln dich, weil ou zu feig bist, um dich zu fragen, »varum sie so sind? Du spielst mit ihren Trau­men, weil du nicht erkennen willst, daß hinter dem Traum di« arme Scale steckt, niedergeruN- aen vom Elend d«S Alltags, verschüttet vom EgoiSmuS der Angst, aber dennoch unsterblich. Du willst Marionetten sehen, Peter, weil du vor den lebendigen Menschen mit ihren Widersprü­chen, mit ihrer Gemeinheit und ihrer Güte, ihrer Selbstiucht und ihrer Opferfreudigkeit Angst hast." Albert Baer schwieg einen Augenblick; fuhr dann in verändertem Ton fort: Der alte Bossel ist tot. Kreuz dürfte am Leben bleiben." Peter lächle gequält. Das wußte so kommen. Der besser« Teil, der gute alte Mann, ist das Opfer geworden." Weil seine Güte der Schwäche entsprang." Nein, weil die Kreuz', die aufgeblasenen manckürten Rohlinge, die geistlosen Snobs, un- '"-si sind, die jetzigen und künftigen Beherr­scher der Welt." Albert Baer zuckte die Achsel». 'Da» glaubst du ja selbst nicht. Das willst du nur glauben, weil e» leichter und bequemer ist, die Menschen zu verachten al» sie zu ver­stehen." Ernst fügte er hinzu: Ich kenne ja deinePatienten" nicht, Peter. Aber spiele nicht mehr mit ihnen." Ich spiele nicht. Schau mich doch an, Albert, ich richte mich zugrunde, um ein» Seel« au» ihren Fesseln zu vqreien," ,^Fst sie stark genug, um ohne ihre Fesseln leben zu können?" Peter erschrak; daran hatte er nie gedacht. Ich weiß, wen du meinst, Peter; e» ist der einzw«, von dem du mir erzählt hast. Tin, braver Mensch, aber schwach. Heute bleibt er seiner Ueberzeugung treu morgen verrät er sie. Ach lese seine Leitartikel über den großen Kampf im Industriegebiet. Der Mann erschrickt vor seinem eigenen Mut. Weißt du weshalb? Weil er nicht mit der eigenen Kraft kämpft, sondern mit der deinen." Ich versteh dich nicht." Das ist doch ganz klar: nicht Gabriel Klin­ker kämpft gegen Vie Feinde seiner Ueberzeu­gung, kämpft wie ein Mensch, der sich für das einsetzt, wa» ihm heilig ist,.sondern Herr Peter Brenn. Traumlenker, kämpft gegen Herrn Broh- mer, Generaldirektor des Stahltrusts, der ihm auf die Nerven gegangen ist." JJp das letzten Endes nicht einerlei?" Nein. DaS weißt du doch selbst." ,Zch gebe e» dennoch nicht auf." Sei vorsichtig. Genügt dir die eine Kata­strophe nicht?" Peter Brenn schnellte zornig von seinem Sessel auf.- Ich komme um Hilfe zu dir. Und du weißt nichts Bessere», al» mir Borwürfe zu machen." Peter", Mert Baer war sehr ernst ge­worden,e» ist ein Verbrechen, seine Macht zu mißbrauchen. Und du begehst e». Ich weiß nicht, weshalb. Ich will drch auch nicht danach fragen. Möchte dich nur warnen." Danke. Peter stand schon an der Tür. Wenn ich einen guten Rat brauche, werde ich wieder zu dir kommen." Und noch ehe Albert Baer ein Wort sagen konnte, fiel die Tür dröhnend ins Schloß. (Fortsetzung folgte