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Nr. 258.

Freitag, 6. November 1931. Die Heimwehren man erinnere fich| Titel So leben sie!" abdrucken, oder ob| Emil Ludwigs ,, dieses Cohnsohn" zu Gaste seinem Löwen zerrissen wird, wenn sich die Entente­nur an ihre Herkunft!-die von Seipelfie in einer Heznotiz von einem sozialdento- gewesen! chauvinisten in Höllenengel" in unverant­geschaffenen und gelenkten, von Sieghart fratischen Lehrer, den sie natürlich anonym an Sie nehmen den Mist, wo sie ihn finden. wortlicher Weise gegen das Deutschtum wenden; und Rothschild finanzierten Heimwehren, greifen als dem von der Israelitischen Alli- Wählerisch sind sie nicht. Und so drucken sie allen Wochenschauen gestrichen werden, während die deutsche Hymne mußte vergangenes Jahr aus als Vorkämpfer des National- ,, Sozialismus", anz bestens empfohlenen Eigentümer eine Pöbelei des Venkov", der dem Ge- man sich ungezähltemale an der fascistischen Hymne als Kämpfer gegen Habsburg ! Zwar hat einer Hatennase" sprechen. Da sie nur nossen Czech Mangel an tschechischem Patrio- ergögen durfte. Diese reaktionäre Diese reaktionäre Praris der Starhemberg nach dem Putsch eine Subven- auf Leser ohne Hirn reflektieren, fällt es ihnen tismus vorgeworfen hat, mit beifälligem Ge- Benfur hat es erzwungen, daß jede Szene des tion von 500.000 kronen direkt aus dem nicht im Traum ein, im ersten Fall eine medker ab. Die Sudelei des Blattes der Reit- jetzt in Arbeit befindlichen Schweitton films Rheinland bekommen, also von denselben In- Ideen- Assoziation mit Hitler und seinen 2000- gutbarone beweise, daß die Stellung der Deut- im Vorhinein der Benjur vorgelegt dustriellen, in deren Schatten und von deren Mark- Honoraren, im andern mit dem südöst- schen in der Regierung durch die jüdische Her- wird, die wieder alle Angriffe auf den Militaris­Kassa die Harzburger Opposition lebte. Aber lichen Bonem des Herrn Jung zu befürchten. funft des Genossen Czech Schaden leide! Diese mus verbietet, so daß der Film eine ungeheuerliche das wird nichts daran ändern, daß die Heim­wehren ein Instrument Seipels, der erbärmlichen Bubenwiz an einem Tosca es sich nicht verlohnt, auf sie näher einzugehen. Baienelement praktisch ausgeschaltet wurde und ent­Edelmenschen die sie sind, üben sie ihren Art der Polemik ist so dumm und niedrig, daß Fälschung der wahren Gestalt Hašeks werden muß. Der Haupteinwand ist darin zu sehen, daß das habsburgischen, deutschfeindlichen Kontrerevo- nini, der als Mensch und Künstler turmhoch Alls Symptom nur sei sie gewertet. Es gibt in schieden wird, wie es der Zensurclique gefällt, die lution bleiben. Unter Seipels Führung, als über den vernebelten Niederungen ihres Rei- der weiten Welt feine hundsföttische Lumpe- mit einem Federstrich ohne Kontrolle des unabhän seine Puppe, wird nun auch der österreichische ches steht, wißeln über den Signor Tosca- rei, der man nicht im Reich der Nazi Beifall gigen Gerichts über immense Produktionswerte Nationalsozialismus kämpfen und der Kenner nini", der es gewagt hat, seine Beziehungen zollte, feinen Mist, den man nicht begeistert entscheidet. Genosse Diet! verlangte, daß der im wird wissen, was vom Sozialismus" einer zu Bayreuth und dem Hause Wagner abzu- aufnahme, keine Dummheit, die man nicht Jahre 1929 aufgelassene 60gliedrige Zensurbeirat, Partei zu halten ist, die mit den Söldlingen brechen, seit Hitler dort verkehrt. Toscanini, propagierte. Es ist, als hätte sich alle mensch- der nach dem Umsturz in erträglicher Weise amtiert Rothschilds , Siegharts und der Alpine Mon- den die Banden Mussolinis verprügelt haben, liche Dummheit und Schlechtigkeit am Vor- hat, wieder eingerichtet werde; nur diese engſtirnige tan verbrüdert und verbunden ist. Nur die weil er sich weigerte, ihre Hymne zu spielen, abend der großen Entscheidungen im Lager macht' einräumt, hat es auf dem Gewissen, daß Praris, die auch den Polizeibehörden absolute Naziwähler selbst werden es nicht wissen, in Toscanini, der dem Duce wie seinem bayeri- der Nazi wie in einem Staubecken gesammelt, B. in Südböhmen Kultur- und Erziehungsfilme ihrem Nebelheim sind sie sicher von jedem schen Nachäffer den Handschuh hingeworfen als schieden sich die Geister vor dem großen unserer Partei nicht aufgeführt werden dürfen, die Lichtstrahl, durch ihre Hirnschale dringt keine hat, als Zielpunkt nationalsozialistischen Wit Waffengang: Hier Kultur und Menschlichkeit mit Politik gar nichts zu tun haben, und daß seit Erkenntnis! zes, der die Pointe findet, jener sei im Hause I dort das Nebelreich der Schwarzalben!

Nationalsozialist Churchill .

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Filmzenfur und Bürokratie.

Gen. Dietl im Budgetausschuß.

awei Jahren eine Abhilfe nicht erzielt werden konnte. Genosse Diet! richtete an die beteiligten Zentralbehörden den Appell, diesen Uebergriffen der Bürokratie entgegenzutreten und die Praxis in dieser wichtigen Kulturaufgabe den Bedürfnissen der Bevölkerung anzupassen. Zu diesen Aus­führungen ist nur zu bemerken, daß sie nur einen Bruchteil dessen enthalten, was die engstirnige und bon feinen fulturellen oder fünstlerischen Erkennt­nissen getrübte Praris der Rensurbürokratie bis jetzt gesündigt hat.

Forderungen der Junglehrer. Die im Deutschen Landeslehrervereine i. B. ver­einigte Junglehrerschaft hielt am 25. Oftober 1931 in Prag ihre diesjährige Vertretertagung ab und faßte hiebei folgende Entschließung:

die jüngere Lehrerschaft als schwächster und wehr. Durch die Kriegs- und Nachkriegszeit ist gerade losester Teil des Standes immer am schwersten ge­schädigt worden. Diese großen Schädigungen, durch jedes neue Gehaltsgesetz verursacht, machen sich ganz besonders jetzt in der Zeit der Wirtschaftstrife be merkbar.

Die Leser des Tag" werden auch, mag ihnen Herr Karg tagtäglich eine andere Ver­sion über den Ausgang der englischen Wahlen vorsetzen, nicht im geringsten daran zweifeln, Was wir im Feber und April d. J. anläßlich erblicken sei. Die Entscheidungen werden immer daß jede dieser Versionen richtig ist. Nachdem des Kampfs um die Freigabe des Arianefilms ohne Begründung publiziert und sämtliche Ver­man ihnen erzählt hat, daß Snowden, der über die Praxis und Organisation der Filmzensur leiher stehen unter dem Eindruck der offenen selbe Snowden, der die Goldwährung wieder veröffentlicht hatten, wurde von Genossen Diet! Drohung der Zensur, die für den Fall der Ver­eingeführt, der sich gegen jede antiliberale am Dienstag im Budgetausschuß in übersichtlicher öffentlichung mit Repressalien droht, so daß die Wirtschaftsmaßnahme gewehrt, der das plan- Darstellung den beteiligten und verantwortlichen Praxis selbst eigentlich niemals recht publiziert wirtschaftliche Programm der Labour Party Stellen vorgehalten. Der Haupteinwand besteht in werden kann. Besonders energisch verwies dann Genosse als tollgewordenen Bolschewismus" bezeich- der für einen demokratischen Staat unmöglichen net hat, daß dieser alte Gladstonist der wahre Organisation: im Jahre 1929 hat das Innen- Dietl darauf, daß die Mitglieder des engeren Sozialist, Henderson aber der Liberale ministerium in eigener Machtvollkommenheit eine Zensurausschusses auch im erweiterten ſizen, um " Neuorganisation" der Zensur vorgenommen, die nach Ansicht des Innenministeriums das Verbot sei, fann man ihnen ruhig auch erzählen, daß praktisch die Ausschaltung des Laienelements be- gehörig" begründen zu können, daß also die erste der Wahlsieg Baldwins und Churchills ein deutet; im engeren Ausschuß" siken drei Vertreter und zweite Instanz fast identisch sind und von Sieg der englischen Arbeiter und die Schlappe der Ministerien also Beamte, die genugsam einer unparteiischen Ueberprüfung nicht gesprochen der Labourparty( die natürlich noch immer in bekannte Frau aus Erziehungstreifen und ein Ver- werden kann, weil sich die Zensur sozusagen selbst dreißigfacher Vergrößerung gesehen wird, wenn treter des Masarykinstituts für Voltserziehung. kontrolliert und beaufsichtigt. Stein einziges Mit­auch Herr Karg wiederum nicht wie von Meck- Im erweiterten Ausschuß, der vom Innen- glied des Zensurkörpers wird auch auf Grund lenburg behauptet, die Labouristen hätten 200 ministerium einberufen wird und gewöhnlich aus seiner Fachkenntnisse oder Kulturarbeit ernannt, Zur Abhilfe fordert daher die Vertretertagung Prozent der Stimmen verloren) eine Nieder- acht bis elf Mitgliedern besteht, sollen vertreten lediglich der Vertreter der Filmindustrie iſt dekla- der Junglehrer und Junglehrerinnen die Verkür­lage der Bourgeoisie sei. In Nebelheim erregt sein: sechs Miniſterien, sieben Stulturkorporationen rierter Fachmann, muß aber natürlich ganz ein- zung der Praktikantenzeit auf 1 Jahr, raschere Vor­- darunter die fascistische Vereinigung bildender feitige Interessen bertreten. es fein Staunen, daß die Tories plöblich Na Künstler und der Manesbund, der sich für die rückung, so daß schon mit etwa 25 Dienstjahren die Genosse Dietl behandelte dann weiter die Höchstbezüge erreicht würden, die Einrechnungen der tionalsozialisten sein sollen, daß der Ver- Tonfilmtrawalle eingesetzt hat, die Filmindustrie Arbeit der Filmzenjur an Sand der Statistit, Beit der unverschuldeten Stellenlosigkeit, die Heraus­trauensmann der City, der an die Goldwäh- und zwei angenannte Korporationen. Die Wirk die wir schon seinerzeit veröffentlicht haben: jeder gabe der Durchführungsverordnung zum§ 23 des rung wie an die Bibel glaubende Winston lichkeit ist aber die, daß Ministerialtat Theobor zehnte Spielfilm, jeder zweite Tendenzfilm wird Gehaltsgefehes 104/26( Einrechnung aller in Schul­Churchil der Gegner des jüdischen Finanz- Anders diesen Ausschuß einberuft, wie es ihm hierzulande verboten, 11 Prozent aller deutschen, dienste zugebrachten Zeit), die Wiedereinführung der tapitals" sein soll. Im Nebelheim der Nazi beliebt, daß eine Präsenzliste niemals veröffentlicht 6 Prozent der amerikanischen und 20 Prozent der sozialen Bulagen, eine entsprechende Bürgerschul­tann man, ohne ausgelacht oder ausgepfiffen wird, daß eine zahlenmäßig festgesetzte Präsenz nicht russischen Filme sind für unser demokratisches zulage und eine bessere Bezahlung des Nebenunter­zu werden, den Stumpfsinn erzählen, daß sich erforderlich ist, so daß die Bürokratie durch die Staatsvolk gefährlich und ungeeignet, während die richtes. Sie fordert ferner dringlichst, daß die für das englische Volk ,, mit rassischem Instinkt Praxis der Einberufung ganz fontrollos bestimmen Kitschigsten und für die Erziehung schädlichsten die männliche Lehrerschaft geradezu unwürdige, ganz Der besonders die Familienbäter schwer schädigende und aus der Verfilzung des internationalen Ka- Freigabe der Filme zu beteiligen hat. Auf diese blaue Expreß", die Geschichte der chinesischen der Verfassungsurkunde widersprechende Bevorzu­pitals befreit hat" und man kann auch die Weise ist es vorgekommen, daß gewisse als Frei- Verzweiflungskämpfe gegen den weißen Imperia- gung irgendeines Geschlechtes bei der definitiven und Lüge drucken, daß die englischen Sozialisten geister" verschriene Mitglieder" es find angeblismus, Menschen hinter Gittern", ein provisorischen Stellenbesegung auf Grund des 10 für Versailles und die Tribute, für die eng lich auch Mitglieder des Sokol darunter ein- Film mit Heinrich George , der die amerikanischen des Kleinen Schulgesetzes beseitigt werde. Eine lische Aufrüstung und für alles sonstige Uebel bis zweimal im Jahre, und das nur zu ganz Gefängnisrevolten in durchaus zahmer Weise weitere Schädigung erfuhr die jüngere Lehrerschaft auf der Welt verantwortlich seien. In Nebel- bedeutungslosen Filmen, einberufen werden; das behandelt, ein Drittel des Negerfilms" Hallel- auch durch die Einschränkung des Mieterschutes. Die heim singt man heute God save the fing", die ärgste ist aber, daß das Innenministerium auch I ujah", die Originalterte von Wedekind im Film Einführung einer neuen Mieterzulage ist daher englische Königshymne, und wird man mor- noch heute auf Grund einer alten kaiserlichen Ver- Frühlingserwachen", der Friz- Lang- Film unerläßlich; denn es geht nicht an, daß ein Teil der ordnung das Recht hat, gegen die Ausschüsse zu" M", Mörder unter uns, der sich mit den Kürten Lehrerschaft oft fast die Hälfte seiner Be­gen wieder ,, Gott strafe England!" rufen. entscheiden, die nur beratende Stimme haben. fällen und dem Problem des Triebmörders auszüge nur für Wohnungsmiete auslegen Unhaltbar ist auch die Art, wie unsere Zensur einandersetzen will und zeigt, wie die Verbrecher muß." ihre Entscheidungen begründet: man behauptet ein- selbst gegen den vertierten Mörder vorgehen, Die Agitation gerade der jüngeren Lehrer fach, daß das Verbotene den guten Sitten, der Ariane" und fast alle pazifistischen Reden in für den Nationalsozialismus ist aber öffentlichen Sicherheit und Sittlichkeit" widerspreche vielen Filmen mußten fallen, aber als für darnach angetan, die Reaktion zu stärken und die und begründet mit keinem Wort an Hand des Jugendliche geeignet erscheint es der Zensur, wenn Durchsetzung der sozialen Forderungen der Lehrer Films selbst, worin der Stein des Anstoßes zu im Film Afrika spricht ein Neger von zu erschweren!

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Auf den Sauherdenton

ist in diesem Reiche alles abgestimmt, ob sie nun die Meldung, daß der eben von einer schweren Krankheit genesene preußische Mini­sterpräsident eine Nachkur gebraucht, unter dem

Der Traumlenker

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Roman von Hermynla Zur Mühlen. ,, Gute Nacht, Gabriel." Gute Nacht."

Leise, um sie nicht zu wecken, stieg er aus Mensch!" dem Bett und schlich in sein Zimmer.

Peter, der spät eingeschlafen war, wurde durch die Sonnenstrahlen geweckt, die auf sein Bett fielen. Durch das halboffene Fenster tönte ein lang gezogener Ruf: ,, Extrablatt! Extrablatt! Der Selbstmord

Ein vorüberratterndes Auto übertönte die Worte des Zeitungsverkäufers.

Beter glaubte einen Augenblick, daß sein Herz stillstehe. Dann fleidete er sich an, lang­sam, gelassen. Er brauchte nicht auf die Straße zu eilen und das Extrablatt zu kaufen, um zu erfahren, welche Nachricht es brachte. Er wußte es. Die Schnur war gerissen. Die Marionette war tot.

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im Bett lag, hüpfte sie auf dem weißen Laken ehängt", erklärt pathetisch ein Reisender in dem starrte zu den beiden hinüber. Der Cocktail, den vor ihm hoch. Laden, wo Peter Rafierseife taufte. Der Name er bestellt hatte, schmeckte bitter. Auch die Ziga­Auch in seinen Schlaf fchlich sie sich ein. tönte aus dem Tuten der Autos, dem Klingeln rette, die er sich anzündete, hatte einen üblen Sie tanzte vor seinen Augen, bis ihn schwindelte. der Straßenbahn, dem Bellen der Hunde. Er Geschmad. Aber er fühlte dennoch eine Erleich­Er griff nach ihr, um sie zum Stehen zu brin- lag in der Luft. Alle Geräusche der Stadt ber- terung. Für den Augenblid war vor seinen gen. Aber als er fie padte, schrie fie laut auf. schmolzen zu zwei Worten, die in Peters Ohr Augen das Gespenst verschwunden; Edmund Und Peter rief entsetzt: Die schreit ja wie ein dröhnten, Tag und Nacht: Gabriel Klinker! Brohmers Gesicht verwandelte sich nicht in das Gabriel Klinker! Gabriel Klinkers, und auch die Stimme des Er erwachte in Schweiß gebadet. Im Zim- Und nun sah Beter ihn auch überall. Nicht Generaldirektors hatte nicht den Klang jener mer war es unerträglich dumpf. Peter schlüpfte mehr als fleine schwarze tanzende Marionette, Stimme, von der Peter feit Toren verfolat in die Kleider und rannte auf die Straße hin- sondern so, wie er ihn gekannt hatte, aber ins wurde. aus. Er lief planlos durch Straßen und Gaffen, Riesengroße gewachsen. Ein ungeheuerer Gabriel Die hübsche Frau öffnete tor Täschchen. gehezt von dem Schrei, der ihn aus dem Schlaf Klinker schritt, scharf gegen den blauen Himmel holte Puderdose und Lippenstift hervor und be­geschredt hatte. umrissen, von Dach zu Dach. Jeder Baum, gann ihr Gesicht aufzufrischen. Brohmer wandte jedes Haus verwandelte sich vor Peters Augen in die gespenstische Gestalt. Jeder Mensch, mit dem er sprach, nahm plötzlich Gabriel Klinkers Züge an, redete mit seiner Stimme.

Als der Morgen tam, befand er sich in der Vorstadt. Die kleinen Geschäfte wurden bereits geöffnet. Auch eine Kneipe war schon offen. Peter trat ein, setzte sich an einen mit Wachsleinvand bezogenen Tisch und bestellte Schnaps.

Das erste Glas des widerlich schmeckenden Fusels brachte er kaum hinunter, aber beim dritten merkte er den Geschmack nicht mehr. Er trant und trant. Auf der schmutzigen Wachs­leinwand tanzten unzählige Puppen, die ihn mit Gabriel Klinkers Augen ansahen, und die schrien, wenn er nach ihnen haschte.

Peter wagte nicht mehr, auf die Straße zu gehen. Aber auch daheim war es nicht besser. Aus jeder Zimmerede blickte ihn Gabriel Klin­fers Augen an, er hörte seine Schritte im Neben­zimmer, er sah ihn überall.

Das geht so nicht weiter, dachte er. Ich werde verrüdt. Das ist eine dumme Sentimen talität. Und in ihm erwachte der Wunsch, Edmund Brohmer zu sehen. festzustellen, wie Gabriel Klinters Selbstmord auf den General direktors des Stahltrusts gewirkt hatte.

die Augen von ihr ab. Gleich vielen andern Männern empfand er dieses Herrichten vor allen andern Leuten als schamlose Geschmacklosigkeit. Ihn interessierte das fertige Bild, er wollte nicht zusehen, wie es gemalt wurde. Das hübscheste Gesicht verlor für ihn seinen Reiz, wenn er sah, wie es hervorgebracht wurde. Sein durch die Bar schweifender Blick fiel auf Peter Brenn, be­gegnete dessen starrenden Augen und wurde vor ihnen festgehalten.

Er sagte hastig einige entschuldigende Worte. stand auf und trat zu Peter.

,, Wie geht's, Herr Brenn?"

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Peter zuckte der Gedanke durch den Kopf. wenn zwei Männer im Dunkel der Nacht, in

einer engen verödeten Gaffe einen dritten er mordet haben und dann geflohen find, jeder in eine andere Richtung, und sie treffen einander wieder,' im grellen Licht. sagt dann der eine zur andern: Wie geht's?"

Als er dann schließlich das Extrablatt in den Händen hielt, las er ohne besondere Erschütte rung, daß Gabriel Klinker, der bekannte Her­Siebzehntes Rapitel. ausgeber und Chefredakteur des Vaterland", Der Wunsch wurde immer stärker. Schließ fich diese Nacht in seinem Schlafzimmer erhängt Der grüne Wandschirm. lich fühlte Peter, ein Zusammentreffen mit habe. Er fühlte teine Reue, fein Bedauern. Wenn Emige Tage lang wurde überall von nichts Edmund Brohmer sei die einzige Rettung, die er an Gabriel Selinker dachte, so sah er feinen anderem gesprochen als von Gabriel Klinkers es für ihn gebe. leidenden, verzweifelnden, ringenden Menschen sensationellem Selbstmord. Peters von Nervosi- Er überwand feine Scheu vor der Straße vor sich, sondern eine fleine schwarze, an einer tät geschärftem Gehör schien es, als töne unent- und begab sich in die Hotelbar, wo Edmund Peters Blid irrte von Edmund Brohmere wegt der eine Name, den er so gerne vergessen Brohmer am Abend zu erscheinen pflegte. Vier Gesicht ab, nach dem dritten Sessel, der vor sei­Freilich verfolgte ihn dieje Puppe den gan- wollte, in fein Ohr. Gabriel Klinker", sagte in Abende wartete er vergeblich. am fünften sah er nem Tisch stand. Er war nicht mehr leer. Auf zen Lag. Sie tanzte im Restaurant auf seinem der Straßenbahn der eine Mann mit der Aften beim Eintreten den. Generaldirektor mit einer ihm saß, riesengroß, alles andere überragend Teller, sie saß mit schlenkernden Gliedern in der tasche zum andern Mann mit der Attentasche, hübschen Frau in einer Ecke üzen. Vergnügt, Gabriel Klinker. Straßenbahn ihm gegenüber, sie sprang auf sei- Gabriel Klinker", flüsterte erregt eine junge heiter. nem Schreibtisch hin und her. Und als er nachts Frau einer Freundin zu. Erhängt, er hat sich

Schnur zappelnde Puppe.

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Peter setzte sich an den Nachbartisch und

( Fortjegung folgt.)