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Dienstag, 17. November 1981. Rückschritt als Mittel seiner Sa- Menschen Beschäftigung zu geben. In kürzerer nierung ansieht. Gewiß sind durch die Arbeitszeit alle Waren mit vollkommenen Demokratie uno Minderheiten. Forderung, wenn ein Kommunist hart des Evzialdemokraten, das Bürgermeisteramt abernebRationalisierung im allgemeinen und durch Maschinen herzustellen, würde deren Verbilli- Gerade in jenen Presse- Organen, in denen men muß. 200.000 kronen für die Arbeitslojen deren Ueber stürztheit im besonderen gung, daher Ausweitung des Konsums, Se- man sonst nicht höhnisch genug gegen die Demo- als Forderung, weil man glaubt, ein SosialTausende von Maschinen bei uns, Millionen bung des Lebensniveaus bedeuten. Nicht fratie losziehen fann, um die Diftatur dafür in demokrat müsse Borsteher sein; nur ein Biertel in aller Welt arbeitslos geworden. Daran rüd wärts zum Feudalismus, nicht allen Tönen zu besingen, wird jetzt die Entrech- dieser Forderung, da ein Kommunist das Voraber sind nicht die Maschinen schuld, sondern zurück in kulturell tieferstehende Zeiten, nicht wien beklagt. Während die Deutschen in der beitslosen gegen die Gemeinde, wenn ein Sozialtung der deutschen Minderheit in Südslasteberamt versehen muß. Aufhebung der Ar die Tatsache, daß diese Maschinen einzelnen zu einer primitiven Lebensweise zurückkehren, früheren, demokratisch gewählten Stupichtina demokrat Bürgermeister ist, dafür Abstreifung Besizern gehören. Eine organisierte Gesell- sondern vorwärts zu einer organisierten Ge- a cht Vertreter hatten, ist ihnen fett gnädigst der Gemeindeverpflichtung, wenn ein Kommunist schaft würde die Ersparung an Arbeitskraft sellschaft mit kurzer Arbeitszeit, Anwendung einer zugestanden worden und der mußte auf den Vorsteherposten bezieht. zur Erleichterung und Bereicherung des aller arbeitsparenden Methoden, zu höherer der Regierungsliste kandidieren, um überhaupt deutlicher die Zwiespältigkeit, die Unehrlichkeit, menschlichen Lebens ausnützen und fortschrei- materieller und geistiger Kultur-vor- aewählt zu werden, das heißt, er mußte auf jede die Frivolität der kommunistischen Aktionen tend die Arbeitszeit herabsetzen, um allen wärts zum Sozialismus! Meinungsfreiheit von allem Anfang verzichten. dartun? Nach Italien und Polen beweist also auch das südslawische Beispiel, daß die nationa der Demokratie das größte
Im Kampje um die Vierzigstundenwoche. Bierzigstundenwoche. Intereffe und von einer diftatur alles zur fürch
Internationale Bestrebungen.
über die Verkürzung der Arbeitszeit auf Grundlage der 40- Stunden- Woche.
Kann man noch
0.09- der nationalsozialistische Wahrheitstoeffizient.
In den nationalsozialistischen Zeitungen erschien folgende Polemit:
Die Todesstrafe und der sozialdemokratische Justisminister.
Er läßt fleißig aufhängen! Der sozialdemokratische Herr Justisminister nämlich. Welchen Spektakel vollführten früher Ste Sozialdemokraten, wenn ab und zu einmal ein Mörder der verdienten Todesstrafe zugeführt wurde. Im Jahre 1930 aber standen, wie der Volksbote" vom 7. d. M. berichtet, 319 Mörder oder Totschläger vor den Geschworenen( durch schnittlich um 61 mehr als in den letzten 7 Jahren.) Verurteilt wurden 175 Angeklagte( um 47 mehr als in den früheren Jahren.) Todesurteile wur den 38 gefällt( um ein Drittel mehr als durchschnittlich in den letzten sieben Jahren). Von den zum Tode Verurteilten wurden 16 zu lebenslänglichen oder langjährigen Kerkerstrafen begnadigt, so daß also 22 Sinrichtungen er folgten.
derten zählt, weiß jeder halbwegs informierte, daß die Schlußfolgerung nicht stimmt. Es wurDen im Jahre 1930 nur sei und seither den zwar 38 Todesurteile gefällt, aber es wur
ten haben. Die Demokratie wirkt sich automatisch zugunsten der Minderheiten aus, der Fascismus wird automatisch zur Fessel. Südtiroler und Nationale und internationale Arbeit bedin Slowenen, Deutsche und Utrainer in Polen , gen und ergänzen sich in jedem Kampf um den Deutsche und Slawen in Magyarien und nun sozialpolitischen Fortschritt. Auf welchem Gebiet Da dieser Vorschlag nicht mit Fragen der auch die Deutschen Südslawiens lernen die Dedie Initiative liegt, hängt von den Bedingungen peinlichen Einhaltung der Geschäftsordnung bemokratie schätzen, da sie unter der Diktatur die des Augenblicks ab. So auch in der Kampagne graben werden konnte, hatten sich die Mitglieder nationale Unterdrückung doppelt hart empfinden. um die Verkürzung der Arbeitszeit. Der Kampf des Verwaltungsrates mit Ja oder Nein darüber Es ist natürlich nicht daran zu denken, daß um die Ratifizierung der Washingtoner Konben zu entscheiden, ob sie sich zum Prinzip der Ar- die Herren, die jetzt bei uns über die Schädition über den Achtstundentag war in der ersten beitszeitverkürzung als Notmaßnahme für heute gung der Deutschen durch die Diktatur Zivkovic Zeit nach 1919 ein Kampf für eine internatio- und morgen bekennen. Der Vorschlag der Arbei schreiben, deshalb ihre antidemokratischen Grundnale Norm und gleichzeitig noch viel mehr ein tergruppe wurde mit 8 gegen 6 Stimmen verfäge revidieren werden. Hat doch Herr Max Ringen um den Achtstundentag in Betrieben und worfen. Damit find die Fronten und Verant arg erst kürzlich in einem Atem voll SchaFabriken, d. h. im täglichen gewerkschaftlichen wortlichkeiten flar abgegrenzt. denfreude die antidemokratischen Allüren des Leben. Heute, wo der Achtstundentag zu einent Die 6 günstigen Stimmen und die Stim- Herrn Udržal glossiert und wiederum ganz offen großen Teil praktische Wirklichkeit geworden ist, menenthaltungen machen es der Arbeiterschaft zugegeben, daß die Minderheiten ein Interesse liegt der Nachdruck darauf, ihn als Rückendeckung zur Pflicht, nach dieser internationalen Entschei- an der Demokratie( demnach doch keines an dem durch die allgemeine Ratifizierung der Waſhing- bung auch national die Entscheidung herbeizufüh- fasistischen Nationalsozialismus!) haben. Es wäre toner Konvention zu verankern. Die eigent: ren. Dazu wird sie schon durch die nationale vergebene Liebesmühe, einem Publikum von liche Kampffront liegt jedoch auf Entwicklung veranlaßt: die Tschechoslowakei ist Analphabeten, das ehrfurchtsvoll das Experiment dem Gebiete der weiteren Verkür im Begriff, die 40- Stunden- Woche national ge bestaunt, wie einer mit einem Hintern auf zwei zung der Arbeitszeit. Abgesehen davon, daß es einem Nazi schlecht seglich festzulegen; Verhandlungen zwischen Ar- Hochzeiten fizen will, den Widerspruch flar Wenn diesmal schon für eine internationale beiterorganisationen und Unternehmern bringen machen zu wollen. Für den demokratischen So- zu Gesicht steht, sich zum Gegner der Todesstrafe Norm gekämpft wird, bevor national beträchtliche in allen Ländern die 40- Stunden- Woche in den zialisten aber wird des Exempel von Südslawien aufzuwerfen, da er doch statutengemäß ein BlutStellungen erobert worden sind, so deshalb, weil Bereich der Industrien und Betriebe. Sarte Tat eine neue Bestätigung unserer Auffassung der hund zu sein hat, der die Opfer nur nach Hundie Wirksamkeit zugunsten der Arbeitszeitverfür bestände erzwingen hier prinzipielle Entscheidun Minderheitenfrage sein. zung nicht mehr alkein eine Phase des fozialgen und praktische Maßnahmen. So hat z. B. der politischen Vormarsches der Arbeiterschaft ist, Deutsche Metallarbeiterverband als Gegenforde Worte und Zaten der Kommunisten. sondern weil darüber hinaus das Los mensch rung gegen eine Lohnherabsetzung der Unterneh lichen Wirtschaftens überhaupt davon abhängt. mer die Einführung der 40- Stunden- Woche ver Der Karlsbader Boltswille" erzählt: In überhaupt feines vollzogen. Bei den Nazi Deshalb macht die Gewerkschaftsbewegung langt, und zwar unter Hinweis darauf, daß Dallwih wurde ein Kommunist zum Ge- journalisten kann man nie wissen, ob sie aus national und international alles, um das zu er- Ende September d. J. 35.5 Prozent seiner Mit meindevorsteher gewählt. Dort hatten die Kom- Unwissenheit oder abfichtlich die unwahrheit wirken, was früher oder später freiwillig oder glieder arbeitslos waren und 31.2 Prozent ver- munisten vor der Vorsteherwahl ein Flugblatt schreiben. In diesem Falle dürfte ihnen aber unfreiwillig getan werden muß, falls es nicht fürzt arbeiteten, d. h. daß also hier die oben ange- verbreitet, in dem sie verlangten, daß die Ge- doch bekannt sein, daß Sinrichtungen sich da ange- meinde so weit kommen soll, daß es nur noch unbeschäf deutete Sinnlosigkeit der unbeschäftigten Maschi- meinde 200.000 Stronen für die Arbeitslosen wir noch nicht im Dritten Reich leben nicht tigte Menschen und unbeschäftigte Maschinen gibt: nen und Menschen nahezu erreicht ist. flüssig mache. Diese Forderung hätte ein sozial- hinter dem Rücken der Oeffentlichkeit vollziehen. Unbeschäftigte Menschen, weil die Produkte Auch der Vorstand des Internationalen Ge- demokratischer Vorsteher abschlagen müffen, weil Sie dürften sogar wissen, daß der Justizminister, der Maschinen nicht verkauft werden können werkschaftsbundes wird sich in seiner in dieser man das Geld hätte einfach nicht aufbringen der angeblich fleißig aufhängen" läßt, vor und unbeschäftigte. Maschinen, weil die Mas Woche stattfindenden Sizung nach den Entschei- fönnen, und darauf war der Plan der Kom- Jahresfrist den Senter entlassen und keinen schinen jene überflüssig machen, für die sie dungen in Genf und im Hinblick auf die natio- munisten eingestellt. Bei der Vorsteherwahl neuen ernannt hat. Aus dem Vergleich der zwei Ziffern, der geschaffen sind. nale Gestaltung der Dinge erneut mit dem Pro- wurde den Kommunisten aber insoferne ein International wurde die Frage der Vertür blem der Arbeitszeitverkürzung beschäftigen und Strich durch die Rechnung gemacht, als sie ge- erfundenen 22 und der tatsächlichen 2 Hinrichzung der Arbeitszeit neuerdings im Verwaltungs- untersuchen müssen, wo und wie der Sebel anzu- pungen wurden, selbst den Vorsteher zu tungen, erhält man aber wenigstens so etwas ftellen- und nun forderten die Kommuni- wie einen nationalsozialistische n rat des Internationalen Arbeitsamtes aufgeworfeben ist. Er wird sich mit den Vorschlägen vertellen- und nun forderten die Kommuni wie Biertel dieser Summe. Als sie darob zur dessen, was sie schreiben, dürfte wahr sein, die ften nicht 200.000 Kronen, sondern nur ein Wahrheitsfoeffizienten. Ein Elftel Rede gestellt wurden, erklärte der Sprecher der restlichen zehn Elftel kann man als unwahr Kommunisten, daß es nicht Sache der Gemeinde ftreichen.! sei, für die Arbeitslosen zu sorgen, sondern Sache des Staates". Er sagte damit allerdings nur, was wir Sozialdemokraten hundertmal unter dem wütenden Gegengeheule der Kommunisten Zu dem in unserer Zeitschrift vom 4. und ähnlich gesagt haben, aber er brandmarkte doch 6., resp. 8. September 1931 unter den Ueberfelbft damit das Vorgehen der Kommunisten in schriften: Ein frecher Hetzpfaff" und„ Wahlfo vielen Gemeinden als elende Demagogie, als lampf und nationale Frage" veröffentlichten ein verantwortungsloses Spiel mit den Arbeits- Artikeln, erklären wir, daß wir die daselbst auf losen, als einen Betrug an diesen ärmsten die Ehre des Herrn Senators Professors Dr. Menschen. Karl Hilgenreiner bezüglichen beleidigenden Ausdrüde als grundlos mit dem Ausdrucke des Bedauerns widerrufen. Die Redaktion.
fen, wo sich die Arbeitergruppe energisch dafür einsetzte, daß die Frage der 40- Stunden- Woche auf die Tagesordnung der nächsten Internationalen Arbeitskonferenz gesetzt wird. Da diesem Vorgehen zahlreiche formale Schwierigkeiten entgegenstehen, ging die Arbeitergruppe im Hinblick auf die Dringlichkeit der Verkürzung der Arbeitszeit, die die wichtigste Forderung des Augenblicks und der Zukunft ist, einen Schritt weiter und hat gleichzeitig den Verwaltungsrat aufgefordert, er soll dem Direktor des Internationalen Arbeitsamtes die Ermächtigung geben zur
Einberufung einer offiziösen Konferenz der. drei Parteien( Unternehmer, Arbeiter und Regierungen) der interessierten Staaten zweds Erzielung eines nebereinkommens
Dr. Tolpe's Rache.
Roman von A. Altschul.
Franzl stand gabei. Es wurden noch viele Leute hineingehoben. Wie man erzählte, sollen auch Tote darunter gewesen sein. Es war das erste Mal, daß Franzl den eisigen Tod so ans der Nähe gefühlt hatte.
Endlich waren alle untergebracht. Die Lokomotive pfiff.
Franzl stand noch lange auf dem Bahndamm und schaute den drei roten Lichtern nach, die langsam in der Ferne verschwanden.
II.
Der Doktor war gerade weggegangen und hatte Erna versprochen, daß sie in wenigen Tagen schon werde aufstehen dürfen. Sie hatte gwar noch immer einen grauenhaften Verband um das Köpfchen gewickelt, aber auch der sollte bald herunterkommen. Die Wunde heilte schnell und dann..
719..
Die Mutter streichelte leise die fleinen Sändchen, dann fahren wir weit weg, dort über die großen Berge, noch viel weiter, bis zu einem schönen, blauen Meer, wo die kleine Erna baden wird, wo große Schiffe fahren und wo..."
Euna hörte nicht mehr zu. Mit ihren Kindergedanken war sie schon weit weg, in einem fernen Märchenland, wo immer nur Sonnen schein ist und wo man nicht im Bett liegen muß, weil ein alter Onkel Doktor sagt, daß man krant wäre.
,, Wie heißt dieses Land?" fragte sie die Mutter und dachte schon wieder an etwas Schö nes, das sie sich gar nicht recht bildhaft vorstellen fonnte.
Italien , Liebling." Italien ?"
Das flang enttäuscht. Erna hatte geglaubt, daß sie ins Schlaraffenland fahren werde.
schiedener Organisationen und insbesondere mit einem Antrag des Belgischen Gewerkschaftsbundes zu befassen haben, der die
Abhaltung einer Sigung der beiden Internationalen vorschlägt, von der die Möglichkeit der gleichzeitigen Unterbreitung eines Ge segentwurfes über die 40- Stunden- Woche in den Parlamenten aller angeschlossenen Län
der geprüft werden soll. Bald wird der Punkt erreicht sein, wo alles getan ist, was die Vernunft gebieten und erivarten kann. Bald wird aber auch der Punkt erreicht sein, wo das Fehlen jeglicher Vernunft auf der Seite der Gegner der Arbeiterklasse jede andere Maßnahme vor der Welt und der Geschichte rechtfertigt!
" Italien ?" wiederholte sie leise, nicht ins Schlaraffenland?"
Da erklärte ihr die Mutter, daß es ein Schlaraffenland gar nicht gebe und erzählte von bielen, vielen Menschen, ja von ganzen Bölkern, deren einziger Wunsch es gewesen war, nach Italien zu tommen. So schön wäre es dort.
Erna hörte andächtig zu und freute sich, daß fie nach Italien fahren werde. Dann schaute fie lange schweigend hinaus in die lachende Früh lingssonne, bis sie geblendet wieder ihren Blick abwandte.
"
lange her."
Bist du schon in Italien gewesen, Mutti?" Ja, Liebling, aber das ist schon sehr, sehr Warst du damals auch so klein, wie ich?" " Nein, ach war damals schon ganz groß. Es war die erste Reise, die ich mit dem Vater machte."
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Und die junge Witwe dachte an die Zeit ihres kurzen Glücks.
Wit dem Vater? Kann ich nicht auch einmal mit dem Vater nach Italien fahren?"
Jenny Sensen schwieg. Furchtbare Bilder stiegen vor ihren Augen auf. Der Mann lag schwer krant darnieder. Grippe. Das Fieber stieg. Bis eines nachts... Der Arzt stand topfschüttelnd. am Lager des Kranken, fühlte deffen Puls, versuchte alles, was in seiner Macht stand... dann war es vorüber.
Schwarze Tage folgten. Tage voll stummer Verzweiflung und stillen Leibs. Aber das Leben ging feinen Gang weiter. Erna brauchte ihre Mutter.
Das war vor fünf Jahren. Erna war damals drei Jahre alt.
Jenny Sensen hatte seither viele Anträge abgeschlagen, Erna zuliebe.
Mutti, fahren alle Leute nach Italien ?" Jenny zuckte zufammen. Sie war aus ihren Gedanken aufgeschreckt worden.
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Große Forderungen an die Genteinde, so lange man annimmt, daß ein Sozialdemokrat Bürgermeister werden müsse; Verschwinden der
fahren? Ja alle. Nein. Natürlich nicht. Nein, alle Leute fahren nicht nach Italien . Das loftet viel Gelb. Das können nicht alle Leute."
,, Das muß traurig sein, wenn man tein Gelb hat, nicht wahr Mutti?"
Ja, Liebling, das ist sehr traurig." Erna schwieg. Plöglich fragte sie ganz undermittelt:
Mutti, glaubst du, daß der kleine Junge auf dem Dorf, von dem du mir so viel erzählt hast, auch nach Italien fährt?"
Ich glaube, nicht, Kind. Warum fragst du?" " Weil er fein Geld hat?"
Vielleicht auch deshalb."
" Das muß sehr traurig für ihn sein. Er tut mir so leid. Warum haben denn nicht alle Leute genug Geld?"
Da fann man nichts machen, Liebling, das ist schon mal so eingeteilt. Der eine hat viel, der andere gar nichts."
Aber wer hat denn das so schlecht ein
geteilt?"
" Die Menschen, Erna, die Menschen haben es so eingeteilt.
„ Der Herr Lehrer hat aber gesagt, daß alles der liebe Gott eingeteilt hätte."
Ja, der liebe Gott hat es auch so ein
geteilt."
Wir haben doch gelernt, daß der liebe Gott gut ist und das ist doch nicht gut."
Nein, das ist nicht gut." " Siehst du Mutti, das ist nicht gut, der liebe Gott ist nicht gut und wir beten zu ihm. Warum beten wir zum lieben Gott?"
Wir beten zu ihm, wenn wir ihn um etwas bitten."
Er gibt es uns aber nicht. Ich habe ihn schon so oft gebeten, er soll mir den Vater geben und er tut es nicht. Du sagst, der Vater ist bei ihm. Warum gibt er ihn mir nicht? Warum sagt er ihm nicht, er soll zu mir tommen? Wäre er gut, so täte ez es."
Erklärung.
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Jenny schwieg. Darauf wußte sie feine Ertviderung. Und die kleine fuhr fort:
Schau, Mutti, varum gibt er dem fleinen Jungen nicht Geld, damit er nach Italien fahren kann, wenn es dort so schön ist? Er bat ihn sicher auch darum gebeten. Wünscht er sich denn nicht, auch dorthin zu fahren?"
Die Leute auf dem Land, Erna, sind viel bescheidener, fie sind zufrieden, wenn die Ernte gut ist. Sie sehnen sich gar nicht darnach, die weite Welt zu sehen."
Das schien Erna einzuleuchten. Sie dachte an einen Kleinen Jungen, der auf dem Dorf lebt, der nicht wie sie im Meer baden wird und der sich gar nicht darauf freuen würde wie sie. Dann sah sie ihn jedoch wieder, wie er betet, immer betet und nichts in Erfüllung geht. Sie selbst betet ja auch und der liebe Gott erfüllt ihr nicht die kleinste Bitte.
,, Mutti, warum lernen wir denn, daß der liebe Gott gut ist, wenn er doch böse ist?" Jenny war mit ihren Gedanken wieder weit
weg.
,, Lernt Ihr das?"
" Ja, Mutti, wir lernen es. Und die Elli lernt es auch.-Warum geht die Elli in eine andere Klasse, wenn uns der Herr Lehrer vom lieben Gott erzählt. Sie lernt dort von einem anderen lieben Gott, der auch gut ist. Sie lernt wie ich, daß es nur einen lieben Gott gibt. Das sind aber doch zwei. Mutti, das verstehe ich nicht. Ist der andere liebe Gott beffer als der meine?"
,, Nein, Liebling, er ist nicht besser und nicht schlechter als der deine, beide sind sie gleich... Jenny redete weiter, aufgebracht und zugleich verzweifelt über ihr eigenes Schicksal,.... es gibt ja gar feinen Gott, was redet man euch da ein, das ist ja alles Büge, eitel Lug und Trug ist das alles, wozu vergiftet man euch mit diesem 3eug....?"
Gortlegung tolgt.)