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Sonntag, 22. November 1931.
Nr. 272.
nommen. Eine ganze Reihe von Unterneh- Praxis eingeführt, in letzter Zeit in einer gro-[ gungen mit der Frage beschäftigen, ersehen auch nur ein größerer Bruchteil in der praktimungen hat die Verkürzung der Arbeitszeit Ben Fabrik für Eisenkonstruktionen in London . wir, daß die Verkürzung der Arbeitszeit eine schen Technik oder in der Industrie unterkommt. vor ihrer allgemeinen geseßlichen Festlegung In Belgien wird seit längerer Zeit in eini wirtschaftliche und soziale Frage von Abgesehen davon, daß wir schon heute absolvierte freiwillig eingeführt. gen Betrieben in der Provinz Brabant regel internationaler Bedeutung ge- bie das technische Studium unnüz ist, bieten sich Hochschultechniker in allen Berufen finden, für
nichts. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, daß es in allen andern Berufen genau so aussieht und daß auch die Absolventen der UniDekane, die einzelnen Fächer werden von Profei- versität in dieser Hinsicht tein Privilegium ge
125 Jahre Deutsche technische oren unterrichtet, die wieder ordentliche und nießen. Ueberproduktion wie überall. Es find ja
Hochschule in Brag.
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Die vierzigstündige Arbeitswoche bei un- mäßig 40 Stunden in der Woche gearbeitet worden ist und daß auch Arbeitgeber heute fertige Ingenieure für alle Berufe und in verminderten Löhnen hat eine ganze Reihe und 44 oder 45 Stunden in 21 Textilbetrie- reise diese Lösung zur Milderung und Be- jeder Preislage an. Aber nicht einmal dann, von Unternehmungen im Auslande schon frü- ben in der Provinz Verviers , in der Beklei- kämpfung der Dauerarbeitslosigkeit als un- wenn sie jede Stelle, die sich bietet, annehmen, her eingeführt. Die größte Zahl solcher Unter- dungsindustrie in der Provinz Lüttich und in vermeidlich anerkennen. Daher muß nicht einmal dann kommen sie unter. Hunderte nehmungen gibt es in den Vereinigten einigen Betrieben in der Provinz Brabant. Staaten von Nordamerika , wo abauch unser Staat, in dem die Dauerarbeits- und tausende gehen poſtenlos herum, ohne die Schon aus den angeführten Beispielen losigkeit steigende Tendenz aufweist, zu einer geringste Aussicht auf irgendeine, auch die begesehen von den Ford- Betrieben und anderen und daraus, daß sich der Völkerbund , das In- ähnlichen Lösung schreiten, wie die angrenzen- scheidenste Anstellung und es hilft ihnen die Abgroßen Automobilfabriken die fünftägige Ar- ternationale Arbeitsamt und andere inter - den Industriestaaten, die von der Dauer- solvierung der technischen Hochschule dabei gar beitswoche für 350.000 Bauarbeiter, in den nationale Institutionen, Konferenzen und Ta- arbeitslosigkeit stark betroffen sind. Sommermonaten für eine halbe Million Beschäftigter in Kanzleien und Geschäften eingeführt ist. Die vierzigstündige Arbeitswoche ist fast allgemein in der Konfektionsindustrie eingeführt. Schon im Jahre 1923 wurde sie außerordentliche sein fönnen, und einzelne Fächer auch Schneider und Schuster und Maurer zu durch den Kollektivvertrag zwischen der ,, Dreß von Dozenten und Honorardozenten. Den Profes- viel. Allerdings foftet das Studium des Schnei and Waist Makers Union" und den Arbeitforen als Hilfe find Assistenten zugeteilt. Die ders weder so viel Geld, noch so viel Zeit und Von Jng. Otto Ditmar. geberverbänden ,, Wholesale Dreß Association" Lehrzeit ist wie an der Universität in Semester Mühe wie das eines Bauingenieurs oder Maund Association of Dreß Manufacturers" in ein so ehrwürdiges Alter zurück, wie die hohen stribiert und legen Staatsprüfungen ab. Die Lehre Die technischen Hochschulen blicken nicht auf eingeteilt, die Schüler heißen Hörer, werden in- schinenbauers. 785 Betrieben eingeführt. Die fünftägige Ar- Schulen, nach deren Muster sie gebildet wurden, genießt auf dem Papier wenigstens Lehr- Techniker trägt auch die Lehrmethode der techEinige Schuld an dem schlechten Stand der beitswoche mit 42, 44 oder 45 Stunden ist bei nämlich die Universitäten. Während Prag schon und Lernfreiheit, und der Boden der Schule wird nischen Hochschule. Die Lehrmethode abstrahiert der Erzeugung von Hüten im Staate New im Jahre 1348 eine Universität hatte, also vor als akademischer Boden betrachtet. Die Absolven- nämlich vollkommen vom wirklichen Leben. Die York und in einem beträchtlichen Teil der bald siebenhundert Jahren, ist die Brager Deutsche ten, die zwei Staatsprüfungen abgelegt haben, Gegenstände werden rein theoretisch gelehrt, Schuhproduktion verbreitet. Die Erfahrungen technische Hochschule biel jüngeren Datums: sie führen den Titel Ingenieur. Dies ist der einzige selbst in den praktischen Fächern wie etwa in mit der vierzigstündigen Arbeitswoche in den dieser Zeitraumt, mit menschlichen Maßen ge- die den Titel Doktor führen. Dabei wurde die oder organisatorische, die im praktischen Leben wird eben 125 Jahre alt. Immerhin ist auch unterschied gegen die Absolventen der Universität, der Technologie. Saufmännische Erwägungen Vereinigten Staaten , die durch amtliche Stom- messen, lang und erscheint um jo länger, wenn ungleichwertigkeit dieser beiden Titel dadurch aber die Hauptsache sind, finden bei der Lehrmissionen festgestellt wurden, sind ungewöhn- wir ihn an der Entwicklung messen, die die Tech- irgendwie auch nach außen dokumentiert, daß auch methode keine Berücksichtigung. Das ist auch der lich günstig. Es haben vor allem die Arbeit- nit seit jener Zeit genommen hat: Keine Dampf- die Techniker den Doktortitel erlangen fönnen, Grund, weshalb in allen Betrieben die wirkliche geber gewonnen, denn sie ersparten Betriebs- bahn, tein Telephon, teine einzige elektrische Wia- aber nach Ablegung von Sonderprüfungen und Führung stets die kaufmännische Leitung hat und aufwand für den Samstag( Ersparung an schine, kein Auto, fein Flugschiff, fein lenkbares Sonderstudien, die viel Zeit und Mühe in An- nie die technische. Selbst dort, wo zufällig ein Heizmaterial, elektrischem Strom), an dem die Luftschiff, keine elektrische Glühlampe, fein spruch nehmen und nicht in der normalen Stu- Techniker die Führung des Betriebes hat, ver in der Regel halbtägige Leistung zu den Ge- Grammophon, keine Röntgenstrahlen, fein Ra- dienzeit zu erledigen sind. Das ist auch der Grund, dankt er die Position nur seiner kaufmännischen stehungskosten nicht im richtigen Verhältnis Reihe fast bis ins Unendliche fortsetzen. Nichts Hochschulen den Titel Doktor techn. führen. Im gung, die sich durchgesetzt haben. Auf der Schule dium und keine Schreibmaschine. Man fönnte die weshalb so wenige Absolventen der technischen und organisatorischen Befähigung und Betäti ſteht; weiters wurde freie Zeit zur gründ- ist so beispiellos in der Geschichte des Menschen, übrigen ist auch die Frage des Ingenieurtitels wird kein kaufmännisches und kein organisato lichen Inspizierung der Maschinen getoonnen wie die Geschwindigkeit des Siegeslaufes der bis heute nicht gelöst. Betont muß aber werden, risches Fach gelehrt. Die sogenannte Handelsund dadurch die Zahl der Störungen und Un- Technit. Es ist ja kein Zufall, daß eine ganz er- daß sie auch nicht so überragend wichtig ist, denn abteilung ist ja eine Abteilung für sich und hat fälle vermindert; die Stabilität der Leistung hebliche Reihe der technischen Erfindungen der man kann heute mit einem rechtmäßigen Inge- mit der übrigen Technik nichts zu tun. Bei den hat sich erhöht. Borzüge dieser Verkürzung der Erhöhung der Kommunikationsgeschwindigkeit nieurtitel auch ganz gut verhungern. einzelnen Fächern wird das Kaufmännische und Man darf auch nicht vergessen, daß die Absol- Organisatorische dagegen vollkommen vernach Arbeitszeit vom volkswirtschaftlichen Stand- dient, ob es sich nun um Straßen, Eisenbahnen, punkt sind die Vorteile, welche die Arbeitneh- das Auto, Aufzüge oder das Telephon handelt. bierung einer Hochschule kein Problem einer lässigt. mer von ihnen hatten, denn es ist ihre Strant- Im Grunde dienen überhaupt alle technischen besonderen Begabung oder Befähigung ist, sondern in erster Reihe ein wirtschaftliches Problem. Trotzdem ist die Technik jenes Gebiet des heitshäufigkeit gefallen, die Arbeitnehmer er- Fortschritte der Beschleunigung des Tempos. Die Prager technische Hochschule entstano aus Der größte Ignorant kann alle Mittel- und Hoch- menschlichen Wissens und der Erkenntnis, das sparten die Auslagen, die mit der Fahrt zur einer Militäringenieurschule, denn früher verstand schulen absolvieren, wenn nur der Papa tapital uns vom Fluche der Arbeit im Schweiße des Arbeit verbunden sind, für einen Tag und man unter Technik vorwiegend Militärtechnik. fräftig genug ist, die Studien seines Sohnes oder Angesichtes befreien foll. Es ist nur eine Scheinkonnten der Erholung mehr Zeit widmen und Leider sind einige Zweige auch bis heute in dieser seiner Tochter durchzuhalten. Umgekehrt aber. wahrheit, wenn auch eine oft gehörte, daß uns damit größere Kraft für die Arbeit gewinnen Abhängigkeit geblieben, z. B. die Flugtechnit. Für wenn die Mittel nicht da sind, nüzt meist kein die Technik und ihre strenge Schwester die Ratiound sich mehr ihren Familien widmen. militärische Aufgaben war schon immer mehr Talent. Ausnahmen beweisen nur die Regel. nalisierung versflavt haben. Nicht die TechDie Betriebe, welche infolge der durch Geld da, als für die anderen, und so sind auch Die technische Hochschule in Prag war bis nit hat den Menschen versklavt, sondern der die Weltkrise hervorgerufenen Betriebsein- die ersten großen Bauwerke solche für militärische zum Jahre 1869 rein deutsch . In diesem Jahre Mensch hat den Menschen versklavt, da kann schränkungen die Arbeitszeit auf eine gerin- Städten oder taktisch wichtigen Punkten und dgl. Leben gerufen, jo daß wir seit dieser Zeit zwei nicht fleiner und nicht angenehmer, als die MenBwede: strategische Straßen, Befestigungen von wurde die tschechische Technische Hochschule ins die Technik nichts dafür. Die Sklaverei war gere Bahl von Stunden als 48 in Mit der Zeit aber ergab sich doch die Notwendig technische Hochschulen in Prag haben. Das Ver- schen an Tretmühlen und Drehmühlen geschmie der Woche beschränkt haben, machen feit der Heranbildung von Fachleuten für die hältnis zwischen den beiden technischen Hochschulen det wurden, weil es noch keine andere Straft tei uns und im Auslande eine große Zahl großen nichtmilitärischen Aufgaben und so ent- war immer gut. Einige Einrichtungen, wie etwa maschinen gab, als die menschlichen und tiericus. Wir führen daber für die Verkürzung der standen überall technische, oder wie es anderswo die Bibliothet, sind noch bis heute gemeinsam. Es schen Muskeln, und nicht kleiner, als der Bauer Arbeitszeit nur Beispiele an, wo nicht aus heißt: polytechnische Hochschulen. Die Zahl der ist sehr zu bedauern, daß dies nicht bei viel mehr und sein Weib vor den Pflug gespannt wurden, schließlich in der Weltwirtschaftskrise gelegene damals gelehrten Gegenstände war recht be- Einrichtungen der Fall ist, wie etwa bei Lehr- weil es noch feine Dampfpflüge gab. Die SklaGründe zur Verkürzung geführt haben. In schränkt. An der Deutschen technischen Hochschule mittelsammlungen, technischen Anlagen, Labora- verei war nicht fleiner und nicht größer damals Deutschland wurde bereits früher die vierzig stände gelehrt: Arithmetit, Geometrie, Trigono- Sprache an fich teine Rolle spielt. in Prag wurden beispielsweise folgende Gegen- torien usw., furz, bei allen Einrichtungen, wo die als heute, fie war nur irgendwie erschöpfender, stündige Arbeitswoche in den Berliner Ford- metrie, Mechanit, Statik, Hydrostatik, Hydraulik. schmerzhafter und unwürdiger. Die Technik ist Da wir auch in Brünn zwei technische Hoch- nicht schuld an der Sklaverei, schuld ist die Ord werken und eine fürzere als 48stündige Ar- Straßenbau und Wasserbau. Ferner die soge- schulen haben, sind wir mit technischen Lehran- nung der menschlichen Gesellschaft, die die Ausbeitswoche z. B. von nachstehenden Unterneh- nannte Zivil- und Militärbaukunft. Das ist recht stalten gut versehen, insbesondere im Hinblick beutung der Fortschritte der Technik zugunsten mungen eingeführt: Haarburger Delwerke, wenig. Heute ist das Vorlesungsverzeichnis der darauf, daß wir auch eine große Reihe von einiger privilegierten Mitglieder der Menschheit Niederrheinische Margarinefabriken, Verein Deutschen technischen Hochschule ein ganzes Buch, Staatsgewerbeschulen haben, die ebenfalls ganz zuläßt. Gäbe es keine Technik, gäbe es eine deutscher Delfabriken, Delmühle von Bubbe das Hunderte und Hunderte von verschiedenen vorzügliche technische Schulen vorstellen. Beitsche, die Sache wäre nicht besser darum, Farenholz in Magdeburg , Zigarettenindustrie, Fächern umfaßt. Die Frage ist nur, was fängt man mit den Was uns aber Hoffnung gibt, ist der Glaube, Schiffahrt in Kiel , Allgemeine Elektrizitäts- wurde nach dem Muster der Universität durchge- jährlich hoffnungsvoll die Tore der technischen nik sein wird, die den Rahmen unserer heutigen Die Organisation der technischen Hochschule vielen Hunderten von Technikern an, die all- daß es eben die gigantische Entwicklung der Techgesellschaft u. a. Auch in Groß- Britannien führt. An der Spitze der Hochschule steht ein Sochschulen und der übrigen technischen Lehr- Sklaverei sprengen und daß sich die Verflechtung wurde die vierzigstündige Arbeitswoche bereits Rettor, an der Spibe der Abteilungen, die den anstalten verlassen? Es ist vollkommen ausge- der menschlichen Interessen durch die verkehrsfrüher in einer Reihe großer Betriebe in die Fakultäten an der Universität entsprechen, stehen schlossen, daß, auch wenn wir keine Krise haben, fördernde und Entfernungen überwindende und
Dr. Tolpe's Rache.
Roman von A. Altschul
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Unzählige Röhren und Flaschen aus Glas waren da, in denen es blißte, leuchtete, fnatterte, ein 1nentivirrbares Netz von Drähten bedeckte die Wände und in einer Ede saß ein Mann, der zwei Hörmuscheln an den Ohren hatte eifrig Worte und Buchstaben auf ein Papier schrieb.
den weit. Und wieder überfam ihn das Heimweh, er fonnte nicht weiteressen, ging worflos in fein Zimmer und konnte nur mit Mühe das Schluchzen unterdrücken.
Herr Lang schaute seine Frau fragend Die nidte nur. „ Heimweh".
Der Winter rückte immer näher. Wie trostlos war doch diese Vorwinterstimmung in der Stadt. Morgens Nebel, tagsüber Regen und trübes Wetter, die Abende lang, ungemütlich, trauan. rig. Schon in den frühen Nachmittagsstunden #dunkelte es. Die hohen Laternen wurden ange800zündet. Die Auslagenfenster erhellten sich. Eine dünne, glitschige Kotschicht bedeckte das Pflaster, Autos, Elektrische, Menschen hasteten aneinander vorüber, Zeitungsjungen boten die gerade erschienenen Abendblätter an. Alles eilte nach Hause. Nur Franzl war in der Fremde.
Ja, Heimweh hatte Franzl, fo start, so schmerzend. Und doch schämte er sich fast dessen. ,, Was würde die kleine Erna dazu sagen. wenn sie davon wüßte?" fragte er ih oft. Sie würde dich auslachen, überhaupt nicht sprechen würde sie mit dir".
Er empfängt gerade ein Telegramm aus Baris," erklärte der Führer und aller bemäch tigte fich ein ganz sonderbares Gefühl. Ohne Da schluckte er die Tränen tapfer hinunter Draht, ohne Schienen, ohne jede andere Ver- und ging weg. Auf Entdeckungsreisen mit der bindung empfing dieser Mann Nachrichten aus Straßenbahn.... Baris. Er fing fie förmlich aus der Luft auf. Jetzt fam den Besuchern erst das Unglaubliche recht zu Bewußtsein.
Franzl war ganz benommen von all dem, das er hier jah. Er konnte taum faffen, daß dieser Mann da, burch einen Fingerdruck, jedem beliebigen Ort der Welt Nachricht geben konnte durch die Luft. Das war einfach überwältigend. Auf dem Heimwege stellte Franzl keine Fragen mehr. Er mußte erst das verarbeiten, was sich feinen Augen eben geboten hatte. Daß er bald selbst ein kleines Riftchen haben werde, mit dem er Konzerte, Vorträge, Ansprachen aus aller Herren Ländern hören würde, abnte er damals noch nicht.
Frau Lang hatte das Mittagessen schon vor bereitet, als die beiden zu Hause ankamen. Man setzte sich zu Tisch. Franzl mußte wieder an zu Hause denken.
" Jest essen sie wie ich", dachte er und das große Speisezimmer erstand so deutlich vor feinen Augen, er sah die Mutter, den Vater, Mariechen, er sah alle beisammen. Er sah auch jeinen Platz. Der war leer. Aber der mußte ja leer sein. Franzl war doch weit weg, viele Stun
Das Leben an dem Gymnasium war ganz anders als in der kleinen Schule auf dem Dorfe. Jede Stunde tam ein anderer Professor in die Klasse und jeder dieser Professoren war fremd, io fremd und falt, daß es Franzl oft fröstelte, wenn sich die Tür auftat und einer der Lehrer eintrat.
Eines Tages brachte ihm die Post einen Brief. Die Mutter schrieb ihm, daß sie ihn besuchen käme. Franzl jubelte auf, als er das las. Endlich tam jemand. Die Mutter schrieb nicht nur, fie tam selbst, sie wird hier sein, er wird sie sehen, wird mit ihr sprechen, wird.....
tönne und keine Versicherung der Mutter schien ihm die Erfüllung dieses Wunsches genügend zu bestätigen.
Die Mutter sprach wenig. Sie schaute Franzl nur immer an, als wollte sie sich vergewissern, ob er noch der Alte sei, ob er sich nicht verändert hätte, ob er nicht anders gewor den wäre.
Sie sah sein blaffes Gesichtchen und war besorgt um ihn. War Franzl vielleicht gar frant, fühlte er sich nicht wohl, war die Kost schlecht, war es der Schmerz der Trennung? Frau Lang hatte es auf das Heimweh geschoben, aber die Mutter wollte es von Franzl hören. Er sollte ihr sagen, was ihn schmerze, warum er sich nicht wohl fühle, weshalb er unglücklich sei.
Franzl schwieg darüber. Er fragie nur immer, ob er zu Weihnachten nach Hause täme. Franzl war schon eine Stunde vor der AnAm nächsten Tag begleitete ihn die Mutkunst des Zuges auf dem Bahnhof. Die Zeiger ter zur Schule, Franzl erklärte ihr alles, was der großen Uhr schienen ſtillzustehen. Jede fie aus der Straßenbahn fahen. Er zeigte ihr Minute dünfte ihm eine Ewigkeit. Noch dreißig das Museum, den großen, langgezogenen Platz, Minuten, noch fünfundzwanzig, noch zehn, noch über den sie fuhren, die Staatsoper; schließlich fitnf endlich fuhr der Zug ein. fuhren sie über eine große Brücke und waren Dort schaute ja die Mutter aus dem Fenster, am Ziel. fcht hatte sie Franzl auch schon gesehen, winkte Mittag holte ihn die Mutter wieder ab. ihm zu- dann war er bei ihr. Er hatte die Verlegen schaute sich Franzl um, weil er abge. Hände um ihren Hals geschlungen, als wollte er holt wurde, als er aber fah, daß es niemand sie nie wieder loslassen. beachtete, ging er wieder sicheren Schrittes neben ihr her.
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Wie anders war es doch zu Hause gewesen, als der Herr Lehrer erzählte und man sich seine Erzählungen merkte, so ganz von selbst, ohne daß man es lernen mußte. Diese Lehrer dagegen: Sie famen, wenn die Glocke läutete, leierten etwas berunter und dachten dabei vielleicht an etwas anderes. Es fezte Strafen, man wurde ins Klassenbuch eingetragen, eine Einrichtung, die Franzl ganz neu war, man durfte das nicht, man durfte fenes nicht, man durfte fast überhaupt Sie gingen in ein Kaffeehaus. Dort benichts.
Auch mit seinen Mitschülern fonnte Franz! sich nicht anfreunden. Sie sprachen zwar mit ihm, sie waren sogar zuvorkommend, aber eine Freund schaft entwvidelte sich nicht daraus. Franzl war aus einer anderen Welt.
Die Schule widerte ihn an, in der Stadt fühlte er sich nicht wohl er wollte nach Hause.
Zu Hause angelangt, führte er sie gleich in sein Zimmer, zeigte ihr alle seine Habseligkeiten. die sie noch nicht kannte, dann ging er mit ihr weg. Allein mit ihr.
stürmte er sie mit Fragen, was es zu Hause Neues gäbe, was der Vater, was Mariechen, was alle machten und wie es ihnen gehe. Dann erzählte er von sich. Er verschwieg sein Heimweh, er sprach nichts von den Abenden, an denen er heimlich weinte und an zu Hause dachte, er fnüpfte nur an jeden Satz die Frage, ob er zu Weihnachten nur bestimt nach Hause kommen
Die Mutter hatte bemerkt, daß er ganz allein aus dem Tore gekommen war. Alle an deren hatten zu zweit, zu dritt, zu biert das Schulgebäude verlassen. Warum blieb Franzl nur allein? War er anders geartet als feine Mitschüler? Oder waren es vielleicht äußere Dinge, die sie von ihm fernhielten?
Sie beobachtete die Schar, die da aus dent grauen Haus strömte. War ein Unterschied zwischen ihnen und Franzl? Die Mutter zermarferte sich das Birn, was das nur sein könnte. ( Fortfegung folgt.)