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Jentralorgan 6. Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.6.Tschechoslowakischen Republik

11 Jahrgang.

Dienstzeitverkürzung bevorstehend?

Eine halboffizielle Meldung.

Prag  , 2. Dezember. Die Prager Presse" meldet, daß die kompetenten Stellen den prinzipiellen Beschluß gefaßt haben, die Präs senzdienstzet in der Armee von bisher 18 auf 14 Monate herabzusehen.

Das Verteidigungsministerium wird eine diesbezügliche Vorlage nach We hnachten im Ab­geordnetenhaus einbringen. Durch diesen Entwurf wird auch die Wehrgesehnovelle vom Jahre 1927 hinfällig, durch die der Bürgerblock seinerzeit die 18monatige Dienstzeit auf unbestimmte Zeit bei behalten hatte.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

Rebaktion und Berwaltung: Prag   II., Relájanta 18. Zelepden: 26795, 31469.( Nachtredaktion): 36797 Bonfoedamt: 57544

Donnerstag, 3 Dezember 1931

Die Nationalpartei in Auflösung.

Ein politisches Haratiri sondergleichen.

Die deutsche Nationalpartei hat, wie bereits gemeldet, den Schriftleiter Ansorge aus ihren Reihen ausgeschlossen. Auf diesen Ausschluß hat der frühere Vorsißende der Nationalpartei, Dr. Brunar, seinerseits mit dem Austritt aus der Partei geantwortet. Angeblich soll auch Hor­pynta vom Ausschluß bedroht sein. Man hat nach den Informationen, die der Presse erteilt wurden, angenommen, daß es sich um politische Motive handle, obwohl nicht einzusehen war, welche politischen Differenzen es in einer Partei geben könne, die ohnehin seit Jahren fein Pro­gramm und feine irgendwie konsequente Politik hat, so daß in ihr im Grunde jeder nach seiner Fas­Nach unseren Erkundigungen liegt ein der son selig werden konnte. Nun wird der Brief be­artiger Antrag im interministeriellen Verfahren kannt, den Dr. Brunar an die Parteileitung bisher noch nicht vor, doch ist es nicht unwahr gerichtet hat und aus ihm ersieht man tatsächlich, scheinlich, daß die energische Haltung der sozial- daß es sich nicht um wirkliche politische Gegen demokratischen Koalitionsparteien, die erst gestern jäge, sondern anscheinend um ein wüstes wieder in der Vorsprache beim Ministerpräsiden- Kesseltreiben einer fleinen Clique gegen ten die Dringlichkeit der Dienstzeitverkürzung Ansorge und seinen Anhang handelt, wobei per ganz besonders betont hatten, die kompetenten fönliche Motive wohl die Hauptrolle spielen. Faktoren endlich von der seit Jahren offen und berstedt betriebenen Sabotage der Dienstzeitver­fürzung eingebracht hat, zumal auch die tschechi schen Nationalsozialisten auf die Dienstzeitver fürzung drängen und schließlich heute auch bei bestem Willen nicht mehr die Behauptung auf­recht erhalten werden kann, daß es nicht möglich fei, die erforderliche Zahl von längerdienenden Unteroffizieren aufzutreiben, die als Instrut toren Verwendung finden sollen.

Noch in der Budgetdebatte hat allerdings ein Stubtolicae des Verteidigungsministers eine Rede zum Militärbudget gehalten, die alles an Dere als die baldige Dienstzeitverkürzung ver muten ließ. Auch die seinerzeitigen Aeußerungen des Ministers selbst, die wir an leitender Stelle fritifiert haben, laiteten nicht sehr hoffnungsvoll.

Immerhin darf man annehmen. daß die Meldung der Prager Presse ihre Richtigkeit hat. Es heißt aber abwarten, ob die Vorlage Viš Tovstys nicht doch in schwer erfüllbaren Fordel mungen nach materieller Besserstellung der Län gerdienenden oder in ähnlichen Dingen noch irgendeinen Pferdefuß haben wird!

Der Wiener   Bressestandal.

Die Liste der Korrumpierten der Journalistenorganisation übergeben.

Wien  , 2. Dezember.  ( AN.) Im Finanzaus schuß des Nationalrates machte heute der Finanz­minister gemäß dem in der letzten Sigung des Ausschusses gefaßten Beschlusses Mitteilungen über die Zuwendungen, welche die Credit- Anstalt im Mai und August zur Beeinflussung, der Deffentlichkeit gemacht haben soll.

Es bestehe der Usus, daß Banken anläßlich der Generalversammlung Journalisten, die ihnen während des Geschäftsjahres bei der Abfassung und Veröffentlichung von Notizen in den Zeitun gen an die Hand gegangen waren, mit Remu nerationen beteilen. Im August wurden anläßlich der Generalversammlung im ganzen 261.852 Schilling aufgewendet, davon 61.712 für Aktionärverein Inferatengebühren, für den 35,000, für den Kleinrentnerverband 33.000 und für den Gläubigerschußverband 74.000 Schilling.

An Zeitungen und Journalisten wurden in der schon früher gekennzeichneten, schon im mer üblich gewesenen Art 58.140 Schilling berteilt.

Von einer Veröffentlichung der Liste bittet der Minister abzusehen. Er schlage vielmehr vor, diese Liste den Standesorganisationen der Wie ner Journalisten über deren eigenes Ansuchen auszufolgen, damit diese durch ihren Ehrenrat selbst Klarheit schaffen könnten.

Der Brief Dr. Brunars lautet:

,, Sehr geehrter Herr Parteivorsitzender!

Ich habe mich von jeder politischen Betätigung zurückgezogen aus Gründen, die ich hier

Nr. 281.

Frevies Spiel.

Auch der weniger aufmerksame Beobach­

gefehdet wird, weil er mir als Bartet. ter der politischen Vorgänge wird in der Poli­vorsitzenden und auch nach meinem Rücktritt til der bürgerlichen Parteien eine Gemeinsame die Treue und Gefolgschaft bewahrt hat. teit leicht erkennen: in ihrer gehässigen antifo­Der Streich, den die Hauptparteileitung mit zialistischen Einstellung und in ihrem Arbeiter­ihrem Beschluß gegen Herrn Ansorge geführt zu haß. Diese Gemeinsamkeit trop aller nationa­haben glaubt, richtet sich somit mittelbar gegen len und politischen Verschiedenheiten stammt mich. Da ich, wie Sie wissen dürften, in der nicht von heute, sie ist so alt, als es eine Ar selben Form verdächtigt wurde wie Herr beiterbewegung gibt und sie hat sich, je mehr Ansorge, muß ich aus diesem Beschluß der Reichs die Arbeiterklasse unter der Führung der So­parteileitung die Folgerung ziehen. zialdemokratie zu einem politischen Faktor ge­worden ist, um so mehr gesteigert. Alles was geschieht oder auch nicht geschieht, wird vont Ich beehre mich, Ihnen mitzuteilen, daß ich den bürgerlichen Parteien unterschiedslos un­mich von heute an nicht mehr als Mitter dem Gesichtswinkel betrachtet, wie es gegen glied der Deutschen Nationalvartei betrachte. die gehaßte und gefürchtete Sozialdemokratie ausgenügt, wie ihr Schaden zugefügt werden fönnte. Die einen wie die andern, sie gehen Dr. Brunar e. wohl nach verteilten Rollen vor, doch das Ziel Getriebe deutscher   Treue und Ehr- Abbruch zu tun, das Vertrauen der Massen zu Diefer Brief läßt einen tiefen Blick in das ist dasselbe, das ist, der Sozialdemokratie lichkeit tun, das aller welschen Tücke abhold, ihren Führern zu erschüttern und wenigstens nach der Sitte der Altvordern den lieben Nächene Schichten, die politisch weniger aufgeklärt sten kaltblütig abfragelt. Es scheint da ein über­

nicht erörtern möchte.

Mit deutschent Gruß

Ihr ergebener

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Wie ich erfahre, hat die Hauptparteileitungsaus nobles Spiel zu Ende gegangen zu sein! sind, zu sich herüberzuziehen, um die Kraft der Man sagt einem Argeschuldigten ein Schiedsge- im Lager des Sozialismus stehenden Arbeiter­richt zu, gewinnt den Gründer der Partei als schaft zu schwächen. Schiedsrichter und wirft dann, ehe das Schieds- Mit verteilten Rollen! Vor zwei Jahren,

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gericht noch getagt hat, den mißliebigen Rebellen als noch der christlichsoziale Dr. Mayr- Harting einfach hinaus. in der Regierung als Minister saß, hätte nie­

sigung der Deutschen Nationalpartei am 28. No vember I. J. Herrn Starl Ansorge, Schrift leiter aus Barschnig bei Trautenau  , Vertreter des Riesengebirgsgaues in der Hauptparteileiting, über Antrag des Herrn Bürgermeisters Czir nich, Haiba, wegen Schädigung der Partei ans Bolitisch interessant aber ist die Methode, der Deutschen Nationalpartei ausgeschlossen, nach mit der hier eine Partei ihr natürliches Ende bemand geahnt, welches Maß von Liebe beispiels dem und trotzdem die von Herrn Dr. Bodgman schleunigt: wie es aussieht, ohne jede Ahnung weise die Christlichsozialen für die Unbemit­als Vertrauensmann beider Streitteile vorgenom von der Wirkung ihrer Taten. Die National telten und Notleidenden übrig haben. Ihre mene Prüfung des berühmten oder richtiger partei hat bei den Gemeindewahlen eine furcht Abgeordneten stimmten damals womöglich mit berüchtigten Materials, das mit großem Fleiß bare Niederlage erlitten, die fünfte seit 1925. beiden Händen für alles, was der an der Herr­und geringerer Objektivität gegen Anforge gejam Jedes Schulkind kann sich an den Fingern abschaft befindliche Bürgerblock an voltsfeind­melt worden war, ergeben hatte, baß ein zählen, wie lange diese Partei überhaupt noch lichen Maßnahmen und Gesetzen ausheďte. So Anhaltspunkt für die vom Partei- eristieren tann. Schon heute scheint es sicher, daß nebenbei bemerkt: auch die deutschen   National­borstand gegen Ansorge erhobenen Vorfie aus eigenen Kräften tein Barlamentsmandat sozialisten und Kommunisten bewiesen dieser mehr erringen wird. Sie hat die Angestellten an

würfe gegeben sind.

Ich verurteile dieses Vorgehen der die Nazi, die Fabrikanten zum guten Teil an die nach Vernichtung aller politischen und sozial­Hauptparteileitung auf das schärfte, peil AWG verloren. Nun leistet sie sich den Lurus, politischen Errungenschaften der Arbeiterschaft es fich gegen einen Mann richtet, der seit dem führende Leute auszuschließen und andere hin- lüfternen Bürgerregierung ein ungleich größe­Bestand der Partei deren Grundfäßen tren und auszueteln, um irgendwelchem politischen Chr- res Wohlwollen und eine größere Duldjamkeit, felbstlos gedient und sich mit seiner ganzen geiz ratloser Unterführer zu genügen. Das kann als der gegenwärtigen, in der auch die sozia­Arbeitskraft und dem Mute seiner Ueberzeugung Das Ende nur in einen raschen listischen Parteien vertreten sind. Aber das sei hafür einsetzte, daß ihre Grundsäge rein Selbstmord verwandeln. Die National- mur so nebenbei fonstatiert. Die Chriftlichso­erhalten werden. Ich verurteile dieses Vorgehen der Haupt partei scheint rettungslos verloren und dürfte zialen also, vier Jahre lang in der Regie­parteileitung auf das Schärffte auch aus dem tums über furz oder lang verschwinden. Sie geht rungsmehrheit, können auf keinerlei den Be­parteileitung auf das Schärffte auch aus dem aus dem politischen Leben des Sudetendeutsch Grunde, weil der Parteivorstand Herrn Ansorge feit Zodamans Abschied von der Politik unauf amten, den Angestellten und Arbeitern bewie­ein Schiedsgericht vorgeschlagen hatte, das die gegen ihn erhobenen Borwürfe prüfen sollte baltsam den Weg zum Grabe, obwohl eine ziel jenes Entgegenkommen als ihr Verdienst in die gegen ihn erhobenen Borwürfe prüfen follte flare und entschiedene Politik ihr sicher eine ge- dieser Zeit hinweisen und wie Lakaien dienten und sich der in leichtsinniger Weise

Beschuldigte diesem Schiedsgericht unterwisse Wirkungsmöglichkeit geschaffen hätte. Ob sie ergeben den nackten Geldsackinteressen der worfen und als Schiedsrichter bereits die für die sudetendeutsche Politik als ganzes damit Kapitalisten und dem tschechischen Imperia­Herren Dr. Emerich Radda und Dr. Erich etwas gewonnen ist, bleibt fraglich. Eine frucht- lismus. Seither schlagen sie ihre Purzelbäume Seget namhaft gemacht hatte. Der Umstand, Lose, aber ehrlich radikale Politik wäre ein ge- nach der anderen Seite. Sie vergießen Kroto­baß diese Schiedsrichter bereits ihr Schiedsamt ringeres Hemmnis des nationalen Ausgleichs ge- bilstränen, weil nach ihrer gegenwärtigen angenommen und Herr Dr. Lodgman Auen wefen als es die durch den Selbstmord der Na­die Stelle des Borsigenden des Schieds- tionalpartei gestärkte Nazipolitik mit ihrem ver Meinung so wenig zur Behebung der Strije gerichts zu übernehmen sich bereit erklärt hatte, legenen Radikalismus und ihrem Scheinkampf hat die Gewähr geboten, daß die gegen Herrn um die Autonomie ist. Ansorge erhobenen Vorwürfe genau und objektiv untersucht werden würden. Der Ausschluß Ansor­ges unmittelbar nach der von Herrn Dr. Lodgmen durchgeführten ,, Vorprüfung" erweckt den Anschein daß man das Schiedsgericht durch diesen Ausschluß unmöglich machen toollte, weil man dessen Ergebnis fürchtete. Damit hat sich die Hauptparteileitung selbst ber

*

Dittotor Hurenber.

Nach Hitlers   Muster.

und zur Linderung der Not der Krisenopfer geschieht, wofür und hier zeigt sich der Pferdefuß der Ehrenwerten sie natürlich die sozialistischen   Parteien verantwortlich machen. Ueber die unsoziale Gesinnung ihrer bürgerlichen Klassengenossen in der Regierung: Berlin  , 2. Dezember. Der Führer der fein Wort. Ein besonderes Betätigungsfeld Deutschnationalen Hugenberg ließ sich in einer für ihre schofle Demagogie erblicken sie in der für heute rasch einberufenen Vertretersizung der Notstandsmaßnahme der Reduktion des foge­Bartei, wobei Funktionäre der Partei aus ganz nannten dreizehnten Monatsgehaltes der Deutschland   anwesend waren, eine außeröffentlichen Ich verurteile das Vorgehen der Hauptpartei ordentliche Vollmacht erteilen, nach der öffentlichen Angestellten. Um sich diesen in leitung auf das schärffte in dem Bewußtsein, daß er die Parteistatuten, falls er dies für notwendig empfehlende Erinnerung zu bringen, ziehen sie Herr Ansorge nur deshalb von gewissen ansieht, suspendieren und in der Partei diftato- gegen die sozialistischen   Parteien, deren Ein Kreisen in der Partei seit Jahr und Tag an frische Vollmacht ausüben kann.

urteilt.

Not mordet Gesundheit.

Prof. Genoffe Zandler liefert erschredende Zahlen und Daten.

fluß in der Regierung gerade noch hinreichte, um Schlimmeres zu verhüten und die Reduk tion zu verbessern, leider aber nicht soweit, um sie zu verhindern, zu Felde: ,, Bedankt euch bei den Sozialdemokraten!" So geht es in allen Tonarten. Als den öffentlichen Angestellten im

Ein von seiten der Mehrheitsparteien ge­stellter Antrag, wonach die Regierung das Ma­terial dem Ausschusse vorlegen möge, wurde an­Wien, 2. Dezember. Der Wiener   Stadttenrüdgang, auf der anderen Seite schreitet Vorjahre durch den Druck der sozialistischen  genommen, ebenso der Zufazantrag, wonach die sen at feste gestern die Beratung über den Bor- aber die Vergreifung der Menschheit ständig Parteien dieser dreizehnte Monatsgehalt be Erklärungen des Finanzministers zur Kenntnis anschlag für das Jahr 1932 fort. Bei dieser vorwärts. Erschredend ist auch besonders die willigt wurde, da hieß es nicht: Bedankt euch genommen und die leberweisung der Liste an die Gelegenheit erstattete Stadtrat Professor Dr. furchtbare Zunahme der Zahl der bei den Sozialdemokraten!" Auch hüten sich Standesorganisationen der Wiener Presse ge- Tandler einen eingehenden Bericht über die Frrfinnsfälle, die letzten Endes die furcht die Herren Christlichsozialen in Erinnerung zu billigt wird. Bevölkerungsbewegung und die Gesundheitsverbaren Auswirkungen des Alkoholis- bringen, daß es mit ihre Schuld ist, wenn Desgleichen wurden zwei sozialdemokratische hältnisse. Während im Jahre 1900 in Wien   mus sind. Der Prozentfab der min durch das von ihnen mitbeschlossene Rüstungs­Anträge auf Rückerstattung der an Zeitungen 51.000 Geburten zu verzeichnen waren, derwertigen Menschheit wird von Jahr fondsgesetz und durch die Steuerreform andere und Journalisten verteilten Beträge sowie auf werden es im heurigen Jahre nach den Angaben zu Jahr im mer größer. Die minderwertigen Möglichkeiten der Aufbesserung der Staats Rechnungslegung über die erhaltenen Beträge des Professors Dr. Tandler nicht einmal Menschen fallen naturgemäß dem Wohlfahrts­seitens der genannten drei Verbände ange me yr 17.000 fein. Wir haben, sagte der wesen zur Last, und die Ausgaben für die Pflege finanzen im Augenblid so gut wie ausgeschloj­fen find. Referent, auf der einen Seite einen Gebur dieser Menschen steigen enorm.

nommen.