Einzelpreis 70 Heller.

Zentralorgan d. Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

11 Jahrgang.

Bankengelet grund äßlich vereinbart.

Prag  , 18. Dezember.  ( Amtlich.) Heute fanden den ganzen Tag Beratungen des Minister­tomitees über die Regierungsvorlage des soge nannten Bankgeseßes statt. Es wurde die ganze Vorlage durchbesprochen und die Standpunkte der Parteien näherten sich soweit, daß das Ein­bernehmen über die grundsätzlichen Bestimmun gen der Vorlage gesichert ist.

Sturmizenen im Nationalrat.

Wien  , 18. Dezember.  ( AN.) Jm National rat brachten heute die Sozialdemokraten die vor­geftrigen blutigen Ereignisse in Voitsberg  ( Steiermark  ) zur Sprache. Die Sozialdemo fraten richteten gegen die Regierung den Vorwurf, daß sie ihren Weisungen an die Ere futiv- Organe nicht den nötigen Nachdruck ver­leihe. Sie verlangten eine ft reng objet­tive Untersuchung, insbesondere darüber, wie es zum Waffengebrauch der Gendar merie gekommen sei.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Redaktion und Berwaltung: Brag II., Relájania 18. Telepbon: 26795, 31469.( Nachtredaktion): 26797 Bonfoedamt: 57544

Samstag, 19. Dezember 1931

sid

Der Putfchiftenhäuptling freigesprochen.

Ebenso alle seine Mitangeklagten.

Graz, 18. Dezember. Heute nachmittags wurde das Verfahren im Hochverrratsprozeß gegen Pfrimer abgeschlossen und der Gerichtshof zog sich hierauf zur Urteilsberatung zurüd. Um halb 7 Uhr erschienen die Geschworenen wiederum im Saale und der Obmann verkündete die Antwort auf die erste Hauptfrage, die auf Hochverrat gegen Pfrimer lautete.

Diese Frage wurde von den Geschworenen mit zwölf Stimmen verneint, ebenso bei allen übrigen Angeklagten. Das Publikum wollte in Beifallskund­gebungen ausbrechen, wurde aber vom Vorsitzenden zur Ruhe verwiesen.

Die Angeklagten wurden hierauf in den Saal geführt und der Vorsißende verkündete den Freispruch aller Aageflagten, die sofort freigelassen und vor dem Gerichtsgebäude von Heimwehrleuten stürmisch begrüßt wurden. Eine große Menschenmenge begleitete Pfrimer in sein Hotel.

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Nr. 295.

Arbeitsdienstpflicht".

Das Los der Arbeiter im Dritten Reich Von Abg. Franz Kaufmann  .

,, Man wird, wenn der Volksentscheid gelingt, au Hungerlöhnen arbeiten müssen. Der Zwölfftundentag wird Tatsache werden. Die Arbeitsdienstpflicht wird bis zur letzten Konsequenz durchgeführt. Man wird lernen müssen, Schwarzbrot zu essen. In den Arbeitslagern wird man sich mit zwanzig Pfennig Stundenlohn begnügen müssen. Man wird die Männer zur Zwangsarbeit in die Fabriken führen."

Die Republik   verraten und verkauft... ang ber Bottlenijõed in preußen in

enden, das muß unsere Antwort auf das Urteil von Graz und die Schüsse von Voits­ berg   sein. Wir wollen keinen Bürgerkrieg, aber wir sind keine feigen Hunde, die sich von einer kleinen Minderheit bewaffneter

Aufruf des sozialdemokratischen Parteivorstandes. Wien  , 18. Dezember.( Eigenbericht.) Der sozialdemokratische Parteivorstand erläßt einen Aufruf, in dem zunächst festgestellt wird, daß es ein wohl gefiebtes lassengericht Innenminister Winkler gab eine Darstellung war, das die Hochverräter freigesprochen hat; nicht der Ereignisse, worauf der sozialdemokratische ein einziger Arbeiter saß auf der Geschworenen­Abg. Dr. Deutsch das Wort ergriff. Schon bant. Die Regie hat vorzüglich geklappt. Alle die während der Rede des Sozialdemokraten Mu Bezirkshauptleute und Gendarmeriełommandan chitsch war es zu Zwischenrufen seitens des Heiten mit dem Herrn Landeshauptmann an der matblodes und zu Gegenrufen der Sozialdemo­fraten gekommen, die sich während der Rede des Dr. Deutsch zu unbeschreiblichen Lärm Szenen verstärkten.

Banditen niederwerfen läßt. Wenn sie uns entrechten und versklaven wollen, dann werden wir uns wehren. Dann auf den Trümmern des geschlagenen Fascismus wird das wahre Volksgericht über die Fascisten tagen. Dann kommt die Stunde der Sühne für alles frevlerisch vergossene Arbeiterblut! Darum feine Unbesonnenheiten, feine Wutausbrüche, feine nuhlosen Demonstrationen. Wir werden unsere Straft nicht vergeuden, sondern zusam mengeballt halten für die entscheidende Stunde!

Giegesfeier doch nicht gestattet.

So sprach der Stahlhelmführer Dr. Busch einer großen Versammlung in Aachen  , vor dem Volksentscheid August d. J.

In einem Entwurf zu Notverordnungen für die ,, Uebernahme der Gewalt bei einem nationalsozialistischen Putsch in Hessen  , die vom Gerichtsassessor Dr. Best ausgearbeitet und vom hessischen Landtagsabgeordneten Schäffer der preußischen Regierung übergeben worden war, heißt es in den Richtlinien:

,, Richtlinien für eine Notverordnung über die Arbeitspflicht."

Jeder Deutsche  ( Juden usw. nicht) männlichen und weiblichen Geschlechtes ist vom 16. Lebensjahr zur Dienstleistung verpflichtet, ausgenom­men Mitglieder der S. A.( nationalsozialistische Sturmabteilungen) und Landwehr. Anspruch auf Ernährung ist abhängig von der Erfüllung der Dienstpflicht.

Spize waren bemüht, für die Verräter an der Republit Stimmung zu machen. Zwei Tote liegen in Voitsberg   auf der Bahre; auch dies war not wendig, um die Geschworenen für den Freispruch Die Mitglieder des Heimatblodes hinderten zu gewinnen. Weiter heißt es: Die Republik   ist verraten und ver durch fortgesetzte lärmende Zwischenrufe Dr. Deutsch am Reden. Plöglich verliegen die Sotauft von denen, denen ihre Sicherheit ander zialdemokraten ihre Size und machten Miene, traut ist. Wir verstehen Euere Gefühle und Die Dienstpflicht" wird also ein wich­sich auf den Heimatblod zu stürzen. teilen sie. Deshalb mahnen wir Euch pflicht­tiges Inventarstück des sogenannten Dritten Abgeordnete anderer Parteien warfen sich da gemäß, auch angesichts dieser aufreizenden Tat­Reiches, für das auch die im nationalsoziali zwischen und verhinderten so ein Handgemenge. fache Euere kalt blütige Besonnenheit zu bewahren. Das Unglück des 15. Juli Im Tumult wurde die Sigung unterbrochen. Wien  , 18. Dezember. Wiewohl das Verbot stischen Lager mitwirkenden Arbeiter und Um 15 Uhr wurde die Situng wieder auf- darf sich nicht wiederholen. Durch das Urteil aller öffentlichen Versammlungen und Umzüge in Angestellten fämpfen. Aber nicht nur bei genommen. Präsident Dr. Renner rief eine ermutigt, rüsten die Aristokraten, die Generale große Anzahl von Abgeordneten wegen beleidi- und Kapitalisten, die an der Spiße der Seim ganz Desterreich erst morgen in Kraft tritt, wurde diesen beiden Anlässen springt dieses uns für doch der Heimwehr   in Graz die Veranstaltung Aug' und Ohr neue Wort besonders hervor, gender Zurufe zur Ordnung. Sierauf feste Dr. wehr ſtehen, zu einem neuen Butschlich einer Demonstration und des beabsichtigten Fadel ohne daß wir es beachten, wir sehen und Deutsch seine Rede fort. Als er der Aufforderung verkündet Starhemberg   die nahende Revolution. zuges des Heimwehrabgeordneten, sich zu entschuldigen, Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, es nicht geſtattet. Die steirische Landes hören dieses Wort immer häufiger, ohne uns und the regierung erließ nicht nachkam, begannen die sechs Mitglieder des daß die Staatsgewalt die Republik   verteidigen Tages in clich schon während des heutigen über seine Bedeutung Rechenschaft zu geben. eigener Kompetenz ein ähnliches Ver- Viele ausländische bürgerliche Zeitungen bot, das um 18 Uhr in Kraft trat. Ein starkes Heimatblockes mit den Pultdeckeln zu schlagen, wird. was die Sozialdemokraten veranlaßte, fich um Polizei- und Gendarmerieaufgebot wird den treten für die Einführung der Dienstpflicht" die Rednertribüne zu scharen, und ostentativ ganzen Abend für die Einhaltung des Verbotes in offener oder versteckter Form ein, auch in Beifall zu flatschen. Die lärmenden Rundgebun­forgen. tschechoslowakischen deutschen   Tageszeitungen gen von beiden Seiten wurden durch Ordnungs­fönnen wir öfter darüber lesen, ohne daß eine rufe des Präsidenten beendet. einzige dieser Zeitungen das Problem klar Der Preiskommissar an der Arbeit. Der Linissieg in der Barifer Kammer aufzeigt und ihre Leser über das Wesen.der Berlin  , 18. Dezember.  ( Tsch. P.-B.) Der Paris  , 18. Dezember. Ueber die Bedeutung Dienstpflicht informiert. In der letzten Zeit Reichskommissär für Preisüberwachung Dr. der gestrigen Abstimmung in der Kammer, in der können wir auch in illustrierten Zeitungen, Paris  , 18. Dezember. Heute haben zwischen verdeler erließ eine ant 1. Jänner in die Regierung mit ihrem Wahlreformgefeßent- ja sogar im Tonfilm sehen, wie herrlich das Bertretern des französischen   Finanzmintheriums Straft tretende Verordnung, die für das Bäcker.wurf, der die Abschaffung des zweiten Wahl- Leben des Dienstleisters ist. Es wird Zeit, daß aufgezeigt wird, was und des englischen Schahzamtes Vorberatungen über die beibe Länder betreffenden finanziellen lichtbare Anbringung von Preis das linksstehende„ Deuvre", daß die Linksparteien die Dienstpflicht ist, daß vor allem den Arbei­und des englischen Schatamtes Vorberatungen Fleischer- und Friseurgewerbe die deutlich ganges borsieht, eine Niederlage erlitt, schreibt über die beide Länder betreffenden finanziellen childern und Preisverzeichnissen in den nicht auf einen jo raschen Sieg gefaßt waren. tern, auch den nationalsozialistischen, die Probleme, insbesonders über die Reparations Die gestrige Abstimmung stelle das Begräb= frage, begonnen.

Französisch- englische Reparations­sberatungen.

So schaut die Legalität aus! Berlin  , 18. Dezember. Bei einer Durch fuchung der Kasernen der nationalsozialistischen Sturmabteilungen in Schneidemühl   wurde von der Polizei ein allen Sturmabteilungen zu gegangener Geheimbefehl beschlagnahmt, in wel­chem es n. a. heißt:

Wir werden unsere Freiheit das nächstemal selbst verteidigen müssen. Die Vorberei tungen unserer Abwehr schleunigst zu voll­

Läden vorschreibt.

Gleichzeitig hat der Reichskommissär die nis des Entwurfes dar. Auch„ Ere Nou- Augen geöffnet werden, damit sie nicht blind Senkung der durch Händlerkartelle festgesetzten belle" glaubt, daß es nicht leicht sein werde; das eine Sache mitmachen, die ihnen auf Jahr­Kleinhandelspreise für Steinkohle, Braun- Wahlveformgesetz in irgendeiner Form wieder zehnte ihre Freiheit vernichten, sie zu Sklaven tohle, Preßkohle und Kots durch eine zum Leben zu erwecken. ,, Echo de Paris" fürchtet, machen kann, damit eine kleine Clique in Bekanntmachung vom 16. Dezember 1931 ver- daß dieser Sieg der Linksparteien eine mäch Wohlleben und schrankenloser Befriedigung fügt. Er hat von der Festsetzung von Höchstpreisen tige Strömung auslösen werde, gegen die ihrer Herrschaftsgelüfte ihr Erdendasein ver­Abstand genommen und will die Preissenkung anzufämpfen schwer sein werde. bringen kann. Im günstigsten Falle bedeutet unter Mitwirkung der Verbände durchführen. die Arbeitspflicht Die Bekanntmachung sieht vor, daß die Verbände des Kohleneinzelhandels bis zum 1. Jänner 1932

die Wiederkehr der Robott,

Aber das Rüsten geht weiter.. Paris  . 18. Dezember. Die Kammer hat heute Der Kampf um die Machtergreifung tritt in ein neues Stadium. Die Ereignisse gehen neue Preiſe festzusetzen haben. Die neu festzu- ohne Debatte die vom Marineminister geforderten die der Bauernbefreier Hans Kudlich   durch einer überstürzten Entscheidung entgegen. Im jezenden Preise müssen der Senfung der Breije Kredite für das Flottenbauprogramm 1932 ange wahrsten Sinne des Wortes wird zum letzten der Sohlensyndikate und der Frachten voll Rech- nommen. Dieses Programm sieht für die Zeit seinen Antrag im Wiener   Reichstag   von 1848 Male zum Sturm geblasen. Die Sturmabtei- nung tragen und dürfen nur Handelsspannen vom 1. April 1932 bis 31. März 1933 die Inan- von den Bauern genommen hat. Robott der lungen wurden geschaffen, um für die Aufenthalten, deren Betrag um 15 Prozent gegen griffnahme des Baues von vier Kreuzern zweiter Arbeiter, Wochen oder Monate jedes Jahr über der bisherigen gesenkt ist. Auch Zuschläge, Selasse, eines Torpedobootzerstörers und eines ohne Lohn unter militärischer Disziplin und gaben, die sie übernehmen sollen, bereit zu sie etwa für bestimmte Arten der Lieferung oder Torpedobootes vor. Der Marineminister wird Arbeitsordnung vorerst für den Staat und jein. Die Sturmabteilungen wollen diesen Winter zur Ausbildung benügen, um für die für zufäßliche Leistungen festgesetzt werden, sind ermächtigt, auch in die Budgets von 1932/33 bis später auch für den Kapitalismus arbeiten, großen kommenden Aufgaben gerüstet zu sein." um 15 Prozent zu senken. Sollten sich die Ber  - 1936/37 einschließlich eine Gesamtsumme von sich selbst für die nicht dienstpflichtige Zeit für den Bau Schiffe die Arbeit wegnehmen, dann als Kurzarbeiter 26 verhaftete Mitglieder der Sturmabtei- entziehen und die von ihnen festgesetzten Klein- und für ihre Ausrüstung einzustellen. Yungen lehnen es ab, über die im Geheimbefehl verkaufspreise nicht dieser Anordnung angeordneten Uebungen auszusagen. Sie berufen sprechend senten, so fallen die Verpflichtungen fich hiebei auf den geheimen Charakter des ihnen aus den Startellverträgen fort und die Preis­erteilten Befehles. senkung wird sich im freien Wettbewerb voll­ziehen. Um Versuchen entgegenzuwirken, die Be timmungen der Bekanntmachungen zu umgehen, find Umgehungshandlungen ausdrücklich ver­Berlin, 18. Dezember. Der preußische Land­Preise dürfen nur erhöht und neue Preis tag lehnte den deutschnationalen Mißtrauens­antrag gegen Finanzminister Tepper bindungen nur eingeführt werden, wenn die mit 217 Stimmen der Regierungsparteien gegen oberste Landesbehörde hierzu ihre Einwilligung 177 Stimmen der Opposition ab. gibt.

Mißtranensantrag in Breußen abgelehnt.

boten.

ent

Gehalt in Naten

und Arbeitsloser, in seiner Wiederstandskraft gebrochen, der privaten Ausbauung schran fenlos ausgeliefert zu sein, das ist die Wir­fung der Dienstpflicht.

bei den österreichischen Bundesbahnen. Wien  , 18. Dezember.  ( AN.) Die General- Schon gibt es in Baußen, Tübingen   und direktion der Desterreichischen Bundesbahnen mehreren anderen Orten Deutschlands   soge wird im ersten Halbjahr 1932 an jedem Monats- nannten ,, freiwilligen Arbeitsdienst", bei dem ersten 60 Prozent und am 15. jeden Monats 40 Prozent der ständigen Bezüge an die Bundes- sich Arbeiter und Studenten freiwillig an­bahnbediensteten zur Auszahlung bringen, min- boten, jene vor allem auf der Flucht vor der destens wird jedoch jeder Bedienstete am 1. jedes Arbeitslosigkeit. Arbeitsdienst ist kein nebu Monats den Betrag von 150 Schilling ausbezahlt loser Begriff mehr, sie ist eine Tatsache, eine Gefahr, vor der die Arbeiter gewarnt werden

erhalten.