Bette L
Dienstag, 22. Dezember 1981
Nr. 297
An alle Abonnenten und Kolporteure!
Anläßlich der Weihnachtsleiertage erscheint unsere Weihnachts-Ausgabe am 25. Dezember zur gewohnten Stunde. Die Ausgaben vom 26. und 27. Dezember entfallen. Die nächste Nummer erscheint wieder am Dienstag, den 29. Dezember zur gewohnten Stunde. Die Verwaltung.
rungen nahmen auch tatsächlich im letzten Jahr­zehnt für 226 Millionen Pfund Sterling   äußere Anleihen auf. Der Sturz der Agrarpreise brachte den ganzen Staatshaushalt ins Wanken; da kam im Herbst 1929 die Arbeiterpartei an die Regie­rung mit dem Ziel, die Löhne auf der bisheri­gen Höhe zu halten. Aber die Krise verschärfte sich, der Wert der Wollausfuhr sank von 61.6 Millionen Pfund Sterling   im Jahre 1928-29 auf 36,6 Millionen im nächsten Jahr, der Wert der Weizenausfuhr von 20.3 Millionen auf die Hälfte, der Zinsendienst für die aufgenommenen Anleihen wurde unerträglich. Lohnsenkungen lehnte die Regierung ab, aber den anderen Weg, nämlich den der Steigerung der Produktivität durch Besiedlung des Landes und Modernisie­rung der Industrie, vermochte sie nicht mehr zu gehen. So kam sie bis an den Rand des Staatsbankrotts. Im März dieses Jah­res erklärte der Ministerpräsident von Neu-Süd- Wales Lang die fälligen Zinsenzahlungen nach London   einzustellen. Da jedoch für diese Ver­bindlichkeiten die Bundesregierung haftete, kam es zu heftigen Konflikten zwischen dieser und der gleichfalls von der Arbeiterpartei gestellten Re- gierung von Neu-Süd-Wales. Die Folge war eine Spaltung der Arbeiterpartei in die vom Ministerpräsidenten des Bundes S e u l l i n und dem Schatzkanzler Theodore geführte und in eine von Lang geführte Richtung. Schließlich mußte die Regierung doch die Löhne, Gehalter und Pensionen empfindlich kürzen und erregte so auch den Unwillen breiter Arbeitermassen. Die Spaltung verschärfte noch die Niederlage. Die Arbeiterpartei hat bei den letzten Wah­len zweifellos nicht nur für ihre eigenen Sün­den gebüßt, sondern in viel stärkerem Mähe für die der vorhergehenden bürgerlichen Regierun­gen, die Anleihen zu konsumtiven Zwecken auf­nahmen und die Kolonisationsbestrebungen nicht förderten. Aber auch die Arbeiterpartei, deren Sprecher noch vor fünf Jahren aufl dem Londo­ ner   Weltwanderungskongreß die Notwendigkeit der australischen Isolierung betonte und er­klärte, Europa   muffe selbst eventuell durch Geburtenbeschränkung mit sich fertig lverden, sieht sich enttäuscht. Tie Weltkrise hat auch sie betroffen und in besonders starkem Maße. Sie vermeinte sich vom Schicksal des übrigen Prole­tariats lösen zu können, sie wurde von diesem Schicksal mitgerissen. Nach der Niederlage der IsolierungSPolitik der amerikani­ schen   Gewerkschaften erreicht das gleiche Schick­sal die australischen Arbeiter. Werden sie die Lehre daraus ziehen, international zu den­ken und sich tet Internationale der kämpfenden sozialistischen   Arbeiterbewegung als Glied einzu­ordnen? H. H.  
Vie französischen Gewerkschaften auf dem Wese zur Einheit. Die Moskauer auch in Frankreich   Bankrotteure.
Während sich in Deutschland   und in den Staaten mit kleinen kommunistischen   Parteien revolutionäre Gewerkschaftsovpositionen austoben und durch ihre Fraktionstätigkeit die Arbeit der Freien Gewerkschaften unterminieren, gibt es in Europa   außer in der Tschechoslowakei   nur noch in Frankreich   eine selbständige kommunistische Gewerkschaft. Wenn die Komintern nach zehn Jahren organisatorischer Arbeit die Bilanz ihrer Geschäftstätigkeit ziehen möchte, so würde sie zu einem für sie sehr unerfreulichen Ergebnis kom­men. In Deutschland   scheiterte unter Ruth Fischer   und Maslow der Versuch einer Gründung kommunistischer Gewerkschaften, in der Tschechoslowakei   erfolgte die Spaltung deS Internationalen Allgewerkschaftlichen Verban­des" und in Frankreich   scheinen sich den jüngsten Geschehniffen zufolge die roten Gewerkschaften immer mehr zu einer überflüssigen Einrichtung zu entwickeln. Die freien Gewerkschaften Frankreichs   hatten im September ihren Kongreß in Japy abgehal­ten, die Kommunisten waren Mitte November in Magie-City zusammenaetreten. Auf beiden Kon­gressen empfand man die Existenz zweier gewerk­schaftlicher Spitzenorganisationen in einem Lande als drückend und schädigend für die Arbeiter- klaffe, auf beiden Kongressen erkannte man, daß der Wege zur Einheit beschritten werden muß, aber über die Methode, mit der man die Ein­heit der Gewerkschaftsbewegung herbeiführen wollte waren in den beiden Lagern verschiedene Ansichten zu hören. Die einen wollenEin­heitskomitees" gründen und unter den sozial­demokratischen Arbeitern Proselyten machen, was im Kominternjargondie Einheitsfront von unten" heißt, die andern erblicken die Ver­wirklichung der Einheit in einer Verschmelzung der beiden GewerkschastSverbände, sie wollen die ftanzösische Gewerkschaftsbewegung auf den Stand von 1919 zurückbringen. Damals stand die Arbeiterschaft einig hinter der erst 1895 ge­gründeten Conföderation generale du travail. Die gelben Gewerkschaften, die ana­log den deutschen   Werkvereinen von den Unter­nehmern gegründet worden waren, blieben be­deutungslos. Als die Wellen der kommunistischen  Propaganda nach den westeuropäischen Staaten vordrangen, bildete sich auch der C. G. T. eine Opposition, die den Anschluß an die Kommuni­sten und an Moskau   verlangte. Moskau   oder Amsterdam7 das war die TageSordnuna für den Gewerkschaftskongreß, der 1920 in OrlöanS abgehalten wurde. Die Auffassung des mcht- kommunistiscken Teils der Delegierten siegte, mit 1479 gegen 602 Stimmen wurde der Bericht Jouhaux  ', der noch heute an der Spitze der C. G. T. steht, cntgegengenommen. Die Minder­heit organisierte sofort einen Sonderkongreß und gründete einKomitee der revolutionären Ge­werkschaften." DaS war der erste Schritt zur Spaltung. Aber immer noch war die Mehrheit langmütig genug abzuwarten. Erst ein Jahr später erfolgte auf oem Kongreß in Lille   daS endgültige AuSeinandergehn der beiden Richtun­gen. Vorher hatten die Kommunisten eine ganze Reihe ihrer üblichen Beschuldigungen erhoben, unbegründete Vorwürfe über eine Zusammen­arbeit zwischen Gewerkschaftsführern und Unter­nehmern. Als der Beschluß gefaßt wurde, daß der Kongreß sich weigere,in das Schlepptau einer Partei zu geraten, die die Gewerkschaft
ausschließlich zu politischen Zwecken verwenden würde, war das Urteil über dteRevolutionäre  " gesprochen. Die Kommunisten unterwarfen sich dieser demokratischen Entscheidung nicht, auch ein Mahruf der Gewerkschaftsinternationale sand bei ihnen taube Ohren, so wurde vom Bollzugs- ausschuß der freien Gewerkschaften ihr Ausschluß verfügt. Die Gründung einer neuen Gewerk­schaft machte ihnen keine Schwierigkeiten, sie hatten ja schon innerhalb der C. G. T. eine voll­ständig ausgebaute Organisation besessen. Dieser gewiß unhaltbare Zustand hat den Ausschluß der Minderheit zu einer notwendigen Maßnahme ge­macht. Schon im Dezember 1921 wurde die der roten GewerkschaftSinternatwnale angeschloffene Consöderatton generale du tra­vail unitaire" gegründet. Sie hat den Kommunisten nicht viel Freude gemacht. Schon bei der Gründung der C. G. T. U. lag in ihr der Keim zu einer neuen Spaltung. Da gemäß Kongreßbeschluß den Mitgliedern der C. G. T. U. die Errichtung von Fraktionen erlaubt war, standen einander wiederum zwei organisierte Grup­pen gegenüber die Kommunisten und die nicht kommunistische Minderheit, die von der bolsche­wistischen TerminologiedaS Komitee der 22" genannt wird. Der nichtkommunistische Teil der Delegierten wuchs von einem Gewerkschafts­kongreß zum andern, im gleichen Maße wie die Abneigung gegen die von Moskau   diftierten Methoden bet den Mitgliedermassen. Was auf dem letzten Kongreß von Maaic- Cith vor allem festgestellt werden mußte, oaS waren die zusammengebrochenen Streiks und der rapide Rückgang der Mit­gliederzahl. Im Jahre 1929 hatte die C. G. T. U. noch 418.000 Mitglieder gegen 294.000 im heurigen Jahr. Eine einzige Gewerkschaft, die Föderation der, Eisenbahner, hat in zwei Jahren 16.000 Mitglieder verloren. Daß diese Miß­erfolge bei etnim Teil der Delegierten den größ­ten Unwillen erregten, ist begreiflich, sie spra­chen der C. G. T. U. überhaupt die Fähigkeit ab, ihrer gewerkschastlichen Aufgabe gerecht zu werden. Offen erklärte das Bovine, der Vertreter der Pariser   Nahrungsmittelinoustriearbeiter: Ihr seid nicht imstande, ihr die C. G. T. U., den Kapitalismus daran zu hindern, daß er die Krise in seinem Interesse löst, Ihr habt die Arbeitermaffen nicht hinter euch, ich werde sie daher dort suchen, wo sie wirklich sind...Zu euch haben die Arbeiter kein Ber  - trauen." Tagelang führte man ergebnislose Diskussionen, umsonst appellierte die Minderheit an den Kongreß, dem Willen nach Einheit einen konkreten Ausdruck zu geben und sich mit den Vertretern der C. G. T. zu praktischen Eini- gungSverhandlungen zuiammenzu setzen. Die Ver­treter der Kongreßnnnoerhett hatten richtig er­kannt, daß die Resolution deS Kongresses von Japy die beste Grundlage für die Einigung dar­stellen konnte. Hatte man doch in Jafch erklärt, daß die Türen der C. G. T. offen stehen und daß keinem Gewerkschafter auS kurzsichtigen politischen Gründen die Aufnahme verweigert wird. Wah­rend man sich in Magie-City in HaßstZängen er­ging und nicht nur denreformistischen Gewerk­schaften", sondern auch den Führern der Min­derheit den schärfsten Kampf ankündtgte, faßte man in Japy folgenden Beschluß:Der Kongreß empfiehlt allen angeschloffenen Organisationen dringend, eine Atmosphäre der Befriedung und
Versöhnung zu schaffen." AIS   die Opposition eS wagte, diesen Geist der Versöhnung auch auf den heißen Boden von Magie-City zu verpflanzen, da erhob sich gegen sie ein Sturm der Entrüstung, der Vertreter der roten GewerffchastSinternatio- nale marschierte gegen sie auf und man erklärte entsetzt, daß die Politik der C. G. T. innerhalb der eimigen revolutionären Gewerffchaft Frauk- reichS" Anhänger und Verteidiger gefunden hat. So kann eS nicht mehr weitergehn" das war der Unterton aller oppositionellen Kongreßreden, eine solche Organisation' wie die C. G. T. U. hatte nach Auffaffung der Minderheit ihr Le- brnsrecht verwirkt. R a m b a u d, ein Führer der Eisenbahnergewerkschaft, charakterisierte die Situation folgendermaßen:Seit mehreren Jah­ren herrscht in der C. G. T. U. der latente Zustand der Spaltung, weil ihr die Un­abhängigkeit der Gewerkschaftsbewegung aufge- gcben habt." Weiter sprach Rambaud seine Hoff­nung dahin aus, daß bis zum 1. Jänner 1932 die Gründung einer einheitlichen französischen  Gewerffchaft erfolgen möge:Wenn ihr nach diesem Kongreß die Einheit nicht vetwirflichen wollt, dann sind wir bereit, uns an alle Gewerk­schaftler ohne Unterschied der Partei zu wenden und die Einheit trotz euch und gegen euch herzu­stellen. Zweihundert Stimmen vereinigte die Opposition auf ihr: Resolutionen, 1133 Dele­gierte traten für die GewerffchaftSleitung ein. Gewiß eine große Uebermacht, aber doch auch eine beachtenswerte Opposition, deren Unter­schätzung ein Fehler wäre. DieL'Humanitö" war der Ansicht, daß der Kongreß von Magic-City ein neuer Kongreß von Lyon   sei. Wohl erfolgte auf dem Kongreß selbst die Spaltung noch nicht, aber die Ereignisse der letzten Tage haben derL'Humanitö" allerdings nur in dieser Prophezeiung recht gegeben. Magie- City hat der Opposition den letzten Rest von Vertrauen geraubt, den sie zur C. G. T. U. noch besaß. Am 29. November traten in Paris   zu­nächst die Eisenbahner beider Gewerkschaften zu­sammen, daneben auch die Buchdrucker und die Erdarbeiter. Die Opposition hat ihre Trennung von der C. G. T. ll. voll­zogen, ihr Abgang von den Kommunisten be­deutet aber keine neue Zersplitterung der prole­tarischen Kräfte, wie die Spaltung von Lyon  , sondern es ist der Anfang einer Eini­gung, die beispielgebend auf die der C. G. T. N. noch verbliebenen Mitglieder wirken wird. Men voran gehen die Eisenbahner, sie werden schon am 1. Jänner 1932 in die C. G. T. eintreten. In einer gemeinsamen Proklamation machen beide Gewerkschaftsrichtungen ihren Mit­gliedern den bevorstehenden Zusammenschluß kund und schließen mit dem Wunsche. Ohne Zweifel wird eS durch de» Druck her Arbeiterschaft geschehe», daß eS in Frankreich  nur noch eine einzige Gewerffchaft gebe» wird. Fort mit allem Hatz unter den Arbeiter«! Rieder mit der Spaltung!" wk.
Wie im zaristischen Rußland  . Zwangsverschickung indischer Agitatoren. London  , 21. Dezember. Wie die Blätter berichten, erwarte die antibritischen Agitatoren in Indien   eine neu« Art von Strafen, die an das bekannte sibirische BerschickungSsystem im zaristffchen Rußland   erinnert. Die Gefangenen iverden künftighin alS landwirtschaftliche Ar­beiter verwendet werden, wobei ihnen jeder Verkehr mit ihren politffchen Freunden unmög­lich gemacht werden wird.
82 Dr. Tolpes Rache. Roman von A. Aitschui Was macht der Junge?" Kurt stieß vor Schreck beinahe ein Glas um.Von wem weißt du eS?" Bon Grell. Georg Reiser hat sie von der Schule abgeholt." Durchgefallen. Das hat dieser Tolpe am Gewissen", knirschte Kurt.'Was macht der Franzl jetzt? Er soll sich nur nichts antun." Erna hatte die Serviette neben ihren Teller grl^t.Er ist sofort in eine Redaktion gegan. gen, sagte sie.Er will die ganze Sache ver- öffentlichen." Jenny atmete erleichtert ans.Wenn man Nachegedanken hat, denkt man nicht an Selbst­mord.Aber weißt du ivaS, Erna? Du gehst ihn heute nachmittag besuchen. Du kennst doch feine Adresse?" ,Zch soll ihn besuchen gehen?" fragte Erna erstaunt. ,Lch..." ,^Ja, er soll nicht^glauben, daß er weniger geworden ist, weil er Pech gehabt hat und daß wir uns deshalb zurückziehen." Kurt gab Jenny Recht. Erna weigerte sich zuerst, schließlich aber versprach sie, Franzl auf- gusuchen Franzl saß in seinem Zimmer. Ein Buch lag aufgeschlagetr vor ihm. Er konnte nicht lesen. NervöS drehte er eine Zigarette zwischen den Fingern, warf sie weg, naHm eine andere und bearbeitete dar dünne Papier wieder so lange, biS eS schließlich zerriß. Er war unfähig, zu denken. Durchgefallen. Nicht reif. Man gab ihm aber die Möglichkeit, nach einem Jahr ei« zweites Mal durchzufallen. Nein. Tolpe, diese Freude wirst du nicht erleben. Wer braucht denn ein von dir unterschriebenes Reifezeugnis? Ein
Zeugnis muß von einem Ehrerrmann unter­schrieben sein und du bist kein Ehrenmann. Du wechselst deine Gesinnung» wie man ein Hemd wechselt, du bist Kommunist und Bourgeois, je nach Bedarf. Dn schienst ein begeisterter Sozialist, als du dir einen Vorteil davon versprachst. Heute schließt du dich der kapitalistischen   Mehrheit an. Der ärgste Spitzel steht haushoch über dir, denn er bleibt seiner Sache treu. Unantastbar schwebt ihm seine Ueberzeugung vor, während seine Handlungsweise nur Mittel zum Zweck ist. Du hingegen machst deine Ueberzeugung zum Mittel zur Erreichung deines Zieles, ausschließlich, um deinen Bauch zu füllen und brüllen zu dürfen.! DaS ist der Unterschied zwischen dir und dem von dir so verachteten Spion. Pfui, Tolpe, niedrig bist du, erbärmlich niedrig und feig. Du kannst dich deiner Heldentat rühmen» einen widerspenstigen Schüler zur Strecke gebracht zu babcn. Schlage dir stolz auf die Brust und ver­künde der Welt, daß er über deinen Fuß ge­stolpert ist, gerade in dem Augenblick, als er das Ziel durchschreiten wollte. Ja, dein Fuß war eS, wenn du ihn auch gut versteckt gehalten hast. Aber eS wird dir heimqezahlt werden, doppelt und dreifach. Alle, ohne Unterschied des Range», werden von deinen Gemeinheiten erfahren, wer­den dich in deiner wahren Gestalt sehen, werden ausspucken vor dir. Dir jedoch wird das nichts machen, denn du wirst dich unter sie mischen und nach alter Methode am lautesten schreien:Haltet den Dieb!" DaS ist deine Weltanschauung, du Jugenderzieher und... Es klopfte. Da» Dienstmädchen steckte den Kopf zur Tür herein und meldete, daß eine Dame draußen warte. Franzl sah sie verständnislos an.»Eine Dame? Wer ist es?" stotterte er, doch daS Mäd­chen war bereits verschwunden. Er ging hinan». Erna stand im Vorzimmer. Sie ffappte gerade ihre Puderdose zu. Erna.,.?" stieß Franzl mühsam hervor.
Ja, aber..." Er konnte vor Ueberraschung! gar nicht sprechen. Dabei starrte er sie so ver­blüfft und ungläubig an, daß sie lachen mußte. Na ja, ich bin eS schon", saate sie, noch immer lachend.Steh nur nicht so verdattert da, al» wenn du gerade vom Mond gefallen wärest. Und übrigens, willst du mich nicht weiterführen? Ich finde, das Vorzimmer ist nicht der geeignetste Ort, einen Besuch zu empfangen." Franzl stammelte irgendwelche Entschuldi­gungen, riß die Tür auf, warf dabei eine Blumenvase auf die Erde und ließ Erna ein­treten. Damenbeiuch scheinst du ja nicht oft zu haben", meinte Erna noch auf der Schwelle,denn sonst könnte dich meine bescheidene Anwesenheit nicht so auS dem Häuschen bringen. Oder ist die Bude vielleicht nicht sturmfrei? Dann müßte ,ch allerdings gehen..." Du willst Weggehen?" Franzl blickte sie erschrocken an. Nein, nein", lachte Erna.Hast bloß wieder einmal die Hälft« gehört." Sie riß ihren Hut vom Kopf und warf ihn auf das Bett.So, und jetzt werden wir mal ein bißchen Ordnung in diese malerische Un­ordnung bringen. Man sieht, du baust hier allein. Wie im Urwald sieht eS aus." Mit ein paar raschen Griffen rückte sie alles zurecht. Im Nu bekam daS Zimmer ein anderes Aussehen. Auf dem Schreibtisch bemerkte sie ihre Photographie, die sie Franzl früher einmal ge­schenkt hatte. Einen Augenblick betrachtete sie das Bild. Dann stellte sie es wieder auf seinen Platz. Franzl sah ihr bei ihrer Arbeit zu. Mach doch keine solche Armensündermiene", munterte sie ihn auf.Was liegt denn daran, wenn..." ,^)u weißt schon, daß ich durchgejallen bin?" I
Erna nickte.Es sieht dem Tolpe ähnlich. Wer mach dir nichts daraus, Jung«..." Franzl wehrte ab. Schon gut", meinte Erna,ich weiß, du machst dir nichts daraus. Mitleid könnt Ihr ja keiner vertragen. Und doch habt Ihr es manchmal ganz gern." Möglich", sagte Franzl nachdenklich.Wer nicht von jedem." Von mir?" Franzl antwortete nicht. Er rückte ganz nahe an Erna heran. Sein Arm legt« sich um ihre Schulter, zog sie immer näher, bis sich ihre Lippen berührten, sich festfaugten, ineinander zu verschmelzen schienen. Nein, Franzl, das darfst du nicht mehr machen", sagte Erna, als er ihren Mund frei­gegeben hatte.Ich würde sonst sofort Weg­gehen?" Weggehen? Warum?" fragt« er erschrocken. Warum? Weil weil du die Situation mißverstehst. Sag, Franzl, du hast mich gern, Nicht wahr? Ich habe dich auch gern aber anders..." Anders? Wie meinst du das?" Nun, eben anders. Nicht so, wie du eS glaubst. Weißt du, waS Freundschaft ist?" fragte sie rasch. Franzl nickte.Ein schönes Wort, daS man gebraucht, wenn man sich die Mühe eine» weni­ger schönen ersparen will." .Nicht zynisch werden", bat Erna, indem sie seine Hand streichelte.Ich habe dich ja gern, sehr gern sogar, aber weißt du verliebt bin ich nicht in dich. Verstehst du, wa» ich meine?" Franzl verstand., Es war auch nicht schwer zu verstehen.Freundschaft", wiederholte er leise.Nein. Freundschaft gibt es nicht zwischen Mann und Frau, kann es nicht geben. Freund­schaft nennt man die Gleichgültigkeit, die Liede entgegengebracht wird. (Fortsetzung folgt.)