Sette 4.
Freitag, 1. Jänner 1932.
th
F
9r. 1.
00
der Vorrat an Devisen vom November 1930 bis November 1931 von 2344 Millionen auf 1146 Millionen gesunken.
Allerdings ist die Tschechoslowakei dadurch einer Inflation ausgewichen, der Notenumlauf ist heuer weit geringer, als vor zwei Jahren. Im November 1929 betrug der Banknotenumlauf in der Tschechoslowakei 7689 Millionen, 1930 7278 Millionnen und 1931 7166 Millionen. Nur der Mün senumlauf ist gestiegen und zwar von 327 auf 358, bzw. 430 Millionen, die Steigerung dürfte auf die Prägung der Zehnkronenstüde zurückzu führen sein.
Am deutlichsten geht wohl die Verschärfun der Wirtschaftskrise aus den Arbeitslosenziffer hervor. Wir lassen eine Uebersicht über die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den letzten drei Jahren
hier folgen, wobei wir bemerken, daß die Ziffer die Zahl jener Arbeitsbewerber bezeichnen, die bei den Arbeitsvermittlungsanstalten gemeldet sind und nicht untergebracht werden konnten. Die Ziffern beziehen sich stets auf das Monatsende. Es betrug also die Anzahl der Arbeitslosen:
1931
1929
1930
Jänner
53.242
73.891
313.511
Feber
55.224
86.165
343.972
März
49.740
88.005
339.505
April
43.094
79.721
296.756
Mai
36.186
77.069
249.686
Juni
34.434
73.464 220.038
Juli
32.701
77.309
210.908
August
34.789
88.005 215.040
RICHARD
FELGENHAVER
September 34.341 104.534 228.351 Oktober 34.702 122.379 254.201 November 38.293 155.203 Dezember 52.809 239.564
336.874
noch nicht
mitgeteilt
1932: Adolfs Ritt nach Wallhall!
Ein Jahr der Katastrophe.
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Jahre 1931. Prag , 31. Dezember 1931.
25 Millionen Arbeitslose,
heuer wird es in wenigen Wochen wohl an 30 bis 35 Millionen Arbeitslose in der Welt geben.
Zeitalter fatastrophalsten Menschen und Güterüberflusses weitgehend aus den Betrieben in die j Parlamente und Beratungskörperschaften verlegt, wo über Handelsverträge, Steuerverteilung, Arbeitszeitgestaltung und Sozialpolitik entschieden an einigen Ziffern nachweisen: wird. An Stelle der berufspolitischen Teilaktion, Am Ende des Jahres 1931 muß man fest- so betrug( stets im Monate November) des Jahdie zu schwach ist, die Lawine der gesamtwirt stellen, daß die Krise der Wirtschaft noch ärger, res 1929 die Steinkohlenförderung schaftlichen Verschlechterungen aufzufangen, tritt das Seer der Arbeitslosen noch größer ist als ein 1,585.000 Tonnen, 1930 1,277.000 und 1931 die gewerkschaftlich politische Ge= samtaktion in den Vordergrund. Pflege der Jahr zuvor. Im Winter des vorigen Jahres gab 1,184.000. Etwas beffer ist das Verhältnis bei täglich wachsenden Vielfalt proletarischer Grup- es in den Industrieländern der Welt etwa 20 bis Braunkohle, wo die Förderungsziffern in dem genannten Monate der Jahre 1929, 1930 und 1931 2,142,000, 1,711.000 und 1,739.000 Tonnen betrugen. Die Erzeugung von Rots fant in demselben Zeitraume von 282,000 auf 196.000 und 163.000 Tonnen, die Erzeugung von Roheisen von 142.000 auf 107.000 und 88.000 Tonnen, von Rohst a hl von 179.000 auf 128.000 und 105.000 Tonnen. Der gesamte Kohlenverbrauch( auf Steinkohle umgerechnet) betrug im November 1929 2,756.000 Tonnen, im November 1930 2,210,000 Tonnen und im November 1931 2,115.000 Tonnen. Der Rückgang der Produktion kommt naturgemäß auch in einem Rückgang des Eisenbahnverkehrs zum Ausdrucke. In den erwähnten drei Monaten der Jahre 1929 bis 1931, die wir stets zum Vergleiche hier anführen, betrug die Zustellung von
peninteressen und doch Konzentration aller Kräfte auf die großen Machtkämpfe in Staat und Wirtschaft und auf das geistige Ringen der Gegenwart fordert neue Durchgliederung des Organisationsapparates, die der zeitgemäßen Tendenz zur Spezialisierung und dem Gebot der Universalität Rechnung zu tragen sucht. Von der überlegenen Handhabung der Idee hängt es ab, ob aus dem Schmelztiegel neuer Klassenbildung auch die neue geistig- politische Einheit der Arbeiterklasse emporwächst.
5. Reform und Revolution. Wechselnde Begleiter waren sie dem Aufstieg der Arbeiterklasse von den Tagen der Pariser Kommune bis zu den wechselvollen Kämpfen um den Besitz der Staatsmacht, den sie in den mei
Bewahrheiten wird sich das Wort des französischen Gewerkschaftsführers Johaug, daß nicht weniger als 100 weillionen Menschen in diesem Winter unmittelbar von der Krise betroffen und der ärgsten Not preisgegeben sind.
Die Verschärfung der Weltwirtschaftskrise gegenüber dem Vorjahre hat ihre Hauptursachen darin,
daß zu allen anderen Umständen, welche die Krise hervorgerufen haben, noch eine schwere Krise der Währungen einer Reihe von Ländern und eine allgemeine Krise der Kredits getreten
Das
Waggons 692.000, 642.000 und 554,000. Gewicht der Waren, die, mit der Eisenbahn verfrachtet wurden, betrug im September 1929 7,797.000 Tonnen, im September 1930 6,561,000 Tonnen und im September 1931 5,771.000 Ton
Nachstehend bringen wir noch die Anzahl der gezählten
Arbeitslosen in einigen deutschen Bezirken Böhmens
im November 1930 und 1931:
Asch
Dur
.
.
·
•
•
•
1931
1930
•
. 2.042
1.571
5.971
•
1.301
.
•
8.044
5.495
3.820
600
2.961
1.303
5.838
2.330
•
3.829
1.074
6.168
3.319
9
•
.11.377
2.103
2.001
1.014
3.449
3.286
4.280
2.683
5.120
3.666
•
3.793
333
Marienbad
1.609
1.312
7.826
2.198
4.363
2.146
Deutsch- Gabel
3.965
406
1.627
1.102
2.593
672
2.923
622
3.574
1.683
5.675
816
3.287
2.872
5.528
1.691
•
1.219
395
2.025
922
sten Staaten Nachkriegseuropas führt. Schwerste ist. Die Kerise der Industriebetriebe hat sich überLähmung ihrer Kräfte erfährt sie seit der Abspaltung der bolschewistischen Richtung, die aus tragen auf die Banken, zu denen das Vertrauen viel geringer geworden ist als es jemals war. Der den dialektischen Erscheinungsformen des proletarischen Emanzipationskampfes einen unver- Busammenbruch der Kreditanstalt in Desterreich Bruderkampf haben die Vorstellungen über die im Juli, die Schließung der deutschen Banken nen. Hier ist der Rückgang besonders groß, wo In den meisten deutschen Bezirken ist also die föhnlichen Gegensatz konstruiert hat. Zwölf Jahre im Frühjahr 1931, der Danatbank in Deutschland beiden polaren Begriffe sozialistischer Politik ver- in derselben Zeit, Bankenzusammenbrüche in den durch die Krise der Eisenbahnfina n Arbeitslosigkeit außerordentlich gestiegen, am mei
1.886
1.577
ften in den Bezirken Gablonz , Brür, Dur, Elbo gen , Deutsch- Gabel, Leplitz- Schönau und Auffig. Vorläufig find Aussichten auf eine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht festzu stellen.
-
en noch verschärft werden wird. Um den Rückgang auch des Konjums aufzuzeigen, verzeichnen wir, daß trop steigender Bevölkerung der Zuckerverbrauch im Inland im November 1929 350.000 Tonnen, im November 1930 323.000.nd im November 1931 313.000 Tonnen betrug. Sehr und machen die Senkung des Zinsfußes, wie es charakteristisch ist auch für die Beurteilung der Bei allem Optimismus, der in dieser Beziehung normalerweise in einer Krise eintritt, und wo wirtschaftlichen Verhältnisse der Tschechoslowakei . zur Schaut getragen wird so glaubt der Minidurch die Produktion wieder belebt wird, unmög- die ja ein Exportland ist und in der hunderttau- ster des Auswärtigen Beneš, daß der Tiefpunkt lich . Dazu kommt noch die schwere Krise der Wäh- sende von Arbeiterexistenzen mit dem Außenhander Krise bereits überschritten ist und der eherungen, die ihren deutlichsten Ausdruck gefunden del zusammenhängen, der Rückgang in der malige Finanzminister Dr. Engliš hofft in einer hat in der Suspendierung der Goldwährung in Ein- und Ausfuhr. Vergleicht man die er- Weihnachtsbetrachtung in den Lidove Noviny", England am 21. September 1931 und in der Auf- ften elf Monate des Jahres 1930 mit denen des er werde Weihnachten 1932 bereits über eine ge-. hebung der Goldwährung in den nordischen Staa- Jahres 1931, so sank in dieser Zeit die Einfuhr besserte wirtschaftliche Situation berichten können ten und in Japan , sowie darin, daß von 14.440,171.000 auf 10.559,541.000 Stronen, ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Nirdie Ausfuhr v. 16.048,963.000 auf 11.983,951.000 gends sehen wir das tatkräftige Bemühen die kapiStronen. Es betrug also der Rückgang der Einfuhr talistischen Staatsmänner, die Widersprüche der 3.880,630.000, der Rückgang Ausfuhr kapitalistischen Wirtschaft lösen zu wollen. Die nächsten Etappen, die über die Linderung 4.065.012.000, insgesamt der Rückgang des geder Weltwirtschaftskrise entscheiden werden, samten Außenhandels 7.945,642.000 Rronen, also sind die Reparations- und die Abrüstungsnahezu 8 Milliarden. Da anzunehmen ist, daß diefonferenz. selbe rückläufige Tendenz auch im Dezember vorgetpaltet hat, kann man den
wirrt. Sie bedürfen unter dem Gesichtswinkel Bereinigten Staaten, in Frankreich , in Italien , der geschichtlichen Veränderungen des verflossenen in der Schweiz , in Jugoslawien , Rumänien , in Jahrzehnts neuer Klärung. Reform und Revolu- den nordischen Ländern und in Japan haben tion sind in engste Nachbarschaft gerückt, da die das ganze kapitalistische Kreditgebäude ins Wanken gebracht Sozialdemokraten Oesterreichs und Deutschlands jeden Tag vor die Notwendigkeit gestellt sein können, ihre großen reformatorischen Schöpfungen mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Wäh rend diese Länder Beispiele darbieten, wie leicht die Reform in revolutionären Kampf umschlagen fann, liefert Sowjetrußland den Gegenbeweis. Im Eifer des wirtschaftlichen Aufbaues sind dort den kapitalistischen Grundfäßen manech Stonzes fionen gemacht worden, die als arger Reformismus angetreidet werden könnten, Reform und Revolution trennen, hieße Rör= per und Seele der Arbeiterbewe= gung auseinanderreißen. Der geschun dene Störper des Proleten erfordert auch in fri- ist. Die Folge davon ist, daß fast alle Nationaltischesten Zeiten sozialreformerische Fürsorge für banken strenge Devisenvorschriften erlassen haben, Brot, Obdach und Gesundheit, indes seine Seele wodurch der internationale Handelsverkehr genach dem befreienden Erlebnis der Revolution hemmt wird, der ohnehin durch die ständige Er dürftet. Durch Reform zur Revolution, durch höhung der Schutzölle in fast allen Staaten Revolution zur Reform führt der Weg zum So- in heurigen Jahre ist das alte Freihandelsland zialismus. Es ist nur ein gewaltsames Aufreißen England nach Jahrzenten zum Schutzzollsystem alter Wunden, wenn die bolschewistische Bewe- übergegangen eingeschnürt ist. Schließlich ist gung durch rethorische Ueberspibung der beiden noch die Begriffe ihren sinnlosen Kampf gegen die SoFinanzkrise in allen Staaten zialdemokratie fortjeßt. Die Frage Reform anzuführen, hervorgerufen durch den Rückgang oder Revolution steht nicht mehr der Steuereinnahmen selbst das reiche Amerika allein beim Proletaria: zur Enyat ein Defizit von einer Milliarde Dollars scheidung. Otto Bauer hat in seinem be- wodurch die Investitionstätigkeit des Staates gerühmten Schlußwort an den Wiener Kongres hemmt und die Währungen gefährdet sind. darauf hingewiesen, daß es iminer mehr an der Ein Staat wie Haltung des Bürgertums liegt, ob der große Kampf zwischen Kapitalismus und Sozialismus mit den Waffen des Geistes oder der Gewalt welche mit dem Weltmarkt aufs engste zusamdurchgefochten wird. Handhabung des sozialisti- menhängt und der von den wirtschaftlichen Ver fchen Evangeliums in dieser Uebergangszeit er- hältnissen der anderen Staaten in empfindlicher fordert es, alle Möglichkeiten der Sozialreform Weise betroffen wird, hat unter dem wirtschaft auszuschöpfen und für alle revolutionären Even- lichen Niedergang des heurigen Jahres gleichfalls tualitäten gerüstet zu sein. gelitten und es ist auch bei uns die wirtschaftliche Situation ärger als vor einem Jahre. Wir wollen das
W. Jaksch.
-
-
-
der
Rüdgang unseres Außenhandels im Jahre 1931 gegenüber dem Vorjahre mit 8.5 Milliarden
ansezen. Wie die Spekulation die wirtschaftlichen Aussichten im Lande abschätzt, dafür zeugt, daß der Durchschnittswert der auf der Prager Börse gehandelten Papiere, beziehungsweise der Prager Börsenindex vom Jänner bis Dezember 1929 von 140.3 auf 124.8, im Jahre 1930 von 124.2 auf 108.5, und im Jahre 1931 von 104.5 auf 83.9 gesunken ist.
Die auf der Prager Börse gehandelten Effelten haben also in drei Jahren fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Auch die Tschechoslowakische Nationalbank ist von der wirtschaftlichen Entwicklung naturgemäß nicht unberührt geblieben. Während vom November 1929 bis zum November 1930 der Devisenvorrat der Nationalbank von 1954 Millionen auf 2344 Millionen gestiegen ist, ist
Wenn die Zahlungen der Schuldner an die Gläu bigerländer tatsächlich, wie es im Bericht der Baseler Sachverständigen heißt, der kritischen wirtschaftlichen Situation von heute angepast werden und wenn auch die Abrüstungskonferenz ein greifbares Resultat zeitigt, dann ist in der Tat damit zu rechnen, daß sich der Welthandel heben, daß die Vertrauenskrise schwinden und die Zahl der Arbeitslosen auf der ganzen Weit nicht nur im nächsten Sommer infolge der normalen saisonmäßigen Schwankungen, sondern auch im Winter des nächsten Jahres geringer werden würde, daß also der Krise wieder eine Periode wirtschaftlichen Aufstieges folgen würde. Allerdings
dem Kreislauf von Konjunktur und Krise fann der Kapitalismus nicht entrinnen, erst die planmäßig organisierte Wirtschaft des Sozialismus fann der Menschheit eine stetige Ausweisung der Produktion und damit daneende Existenzsicherheit verbürgen.