etue ySonntag, 8. Jänner 1932.Nr. 3.als die Arbeiterschaft einer Herabsetzung derLöhne. Man hat diese Beobachtung schon imDeflationsprozeß 1922-23 machen können, dadie Herabsetzung der Löhne weit stärker warals die Herabsetzung der Preise. Seit dreserZeit ist auch d i e T s ch e.ch o s l o w a k e i e i nLand niedriger Lohne und hoherPreise. Zu jener Zeit war die Arbeuer-klasse der Tschechoslowakei infolge der komrnu-nistischen Spalterei machtlos— je stärker dieKommunisten in einem westeuropäischenLande, desto schwächer. die Arbeiterklasse—und die Folgen dieser Zerrissenheit der proletarischen Armee müssen wir in niedrigenLöhnen und Gehältern schon fast ein Jahrzehnt tragen. In England beträgt der Stundenlohn des Metallarbeiters 10.30, in derTschechoslowakei Kc 4.—, dafür kosten 100Kilogramm Weizenmehl in England 146.8klKronen, bei uns aber Ke 245.50. Die Löhnesind also in England mehr alsdoppelt so hoch wie bei unS, aberdas Weizenmehl fast halb so bil-lig als bei uns! Will Herr EngliS dieseniedrigen Löhn« in der Tschechoslowakei nochweiter heraüsetzen? Sollen die Arbeiter in derTschechoslowakei auf die Lebenshaltung chinesischer Kulis und und indischer Parias- hinuntersinken? Soll die Kaufkraft unseres Bitt-nenmarktes noch mehr geschwächt und unsereWirtschaft noch mehr ruiniert werden? Ist esdem Brünner Professor der Nationalökonomie nicht bekannt, daß die Löhne infolge derMechanisierung der Erzeugung einen weitgeringeren Teil der Produktionskosten bilden'als vor zehn Jahren und daß eine zehnpro-zentige Lohnherabsetzung für unsere Fabrikanten eine Herabsetzung der Erzeugungskostenvon höchstens einem Prozent bedeuten wüiHe?Herr EngliS weiß das alles, er weiß sicherlichauch, daß die Bruningsche Notverordnung vorallem eine Herabsetzung der Löhne, aber nichtdie Herabsetzung der Preise zur Folge habenwird. Was ist denn aus dem Wirken des vielgerühmten Preisdiktators in Deutschland geworden, der erst vor tvenigen Tagen seine Befugnisse— auf die Landesregierungen übertragen hat. Und wie ist eS bei uns in derTschechoslowakei? In dem Jahrfünft vomSeptember 1926 bis 1981 sind die Großhandelspreise der Lebensmittel um 26 Prozent,die Kleinhandelspreise aber nur um 12 Prozent, also nicht einmal um die Hälfte gesunken. Wenn die Regierung das Rezept des EngliS befolgte, würden die Löhne um den vollenProzentsatz, an den der Brünner Professordenkt,(20 bis 25 Prozent!) sinken, die Preisein vielen Artikeln gleichbleiben, in einigenwenigen um ein unbedeutendes sinken. Verschlechterung des niedrigen Lebensniveaus derArbeiter und Angestellten auf ein unerträgliches Maß, Schwächung der Massenkaufkraft,neue hunderttausende Arbeitsloser, weitereVerminderung der Steuereingänge undStaatseinnahmen, Steigerung der Krise zurKatastrophe waren die Folgen.Herr EngliS hat seit einigen Jahren derArbeiterschaft nichts als Schlechtes und Schädliches gebracht. Die Zeit, da er das sozialpolitische Programm der Nationaldemokraten verfaßt hat, es war bald nach dem Umsturz, istlängst vorüber, das Programm nicht nur bcder Partei sondern auch bei seinem Verfassevollkommen vergessen. Als Finanzminister ha'Engliß die Staatseinnahmen durch lauter indirekte Steuern erhöht. Er war eS, der denStaatshaushalt auf die Umsatzsteuer gestellthat, er hat die Zucker- und SpcrituSsteuer erhöht, er hat die besondere Einkommensteuerder Banken und Aktiengesellschaften herabgesetzt, er hat die Finanzen der Selbstverwaltungskörper ruiniert— unter den Folgen dieser unglückseligen Finanzpolitik, welche dieBürde der Reichen erleichtert und die Schul-Das Fiasko der national-sozialistsschenAußenpolitikDie Arbeiterklasse Europas blickt stolz aufihre internationale Organisation, in der sich dieSozialisten aller Länder zum Kampf für eineneue, bessere Weltordnung vereinigt haben. DieserZusammenschluß des arbeitenden Volle- allerNationen, der ein Gegengewicht gegen die Inter-'nationale der Industrie und de- DankenkapitalSdarstellt, erweckt den Widerwillert jener angeblichen.„Antikapitalisten", die vorgeben die weltumspannenden wirtschaftlichen und sozialen Pro-bleme im nationalen Rahmen lösen zu können.Sie, denen ihr grenzenloser Chauvinismus verwehrt, den Weg der Verständigung und der Zusammenarbeit mit den andern Völkern einzu«schlagen, brandmarken die internationale Solidarität der Arbeiterschaft als nationalen Verratund empfehlen das Zusammengehen mit dem„Volksgenossen Fabrikant". Es wird unschwerfestzustellen sein, daß e- sich hier um di«„einzige dem Leihkapital nicht dienstbare Arbeiterorganisation", um die Nationalsozialisten, handelt.^ Sie vertreten diesen volkerverhetzendenRationall-muS, den sie von den schwerindustriellenScharfmachern des alldeutschen Verbandes undder Vaterlandspartei übernahmen. Sie vertratendiesen Nationalismus kompromißlos, als sie nocheine kleine Splitterpartei waren und im Reichstagnoch nicht einmal über Fraktionsstärke verfügten.Damals verzichtete Feder in seinem NSDAP-Programm auf keinen Deutschen in Südtirol.Nach den Septemberwahlen aber hat sich dieSituation geändert, di« Naziführer spielen nichtmehr in dem Maße den wilden Mann wie früher.Im Inland beschworen die Putschstrategen d«SJahres 1923 ihre Legalität und im Auslandsuchten sie nach Bundesgenossen.Was man von nun ab„national-sozialistische Außenpolitik" nennt,das ist auf der einen Seite bis auf die- Spitzeactriebcnc Liebedienerei verbunden mit derPreisgabe deutscher Volksteil«, die unter fremder£rrschaft leben, auf der andern Seite krankhafteberschatzung politischer Faktoren und Persönlichkeiten des Auslands.Ist ei ein Wunder, daß sich di« Nationalsozialisten mit den Henkern der italienischenArbeiterschaft verbunden haben, mit denFa feisten, die die gewaltsame Entnationalisierung der Südtiroler verschuldetes. Kein Wortmehr ist über die Leiden der Südtiroler vonnationalistischer Seite zu hören, es ist ja„nur"eine Viertelmillion Deutscher, die dürfen dochnicht da- gute Einvernehmen zwischen Münchenund Rom zerstören. Wenn sich aber einmalirgendein Unterführer vergißt und das Schicksalder Südtiroler zu bedauern wagt, dann beeilt sichHitler ollerhöchstpersönlich der italienischenOeffentlichkcit eine Erklärung zu unterbreiten.>rn der Armen stärker belastet hat, tverdenwir noch viele Jahre leiden. Daß er wedersm Finanzministerium noch in seiner Gclehr-tenstube die leidenden Menschen sieht, die unter den Folgen seiner Finanzpolitik stöhnen,entschuldigt ihn nicht. Die arbeitende Klasse,die heute unter den Trümmern einer zusammenbrechenden Wirtschaft schwer leidet, zähltEngliS zu ihren talentiertesten aber auchdarum gefährlichsten Feinden und wünscht,daß dieser Agent der Bourgeoisie in die politische Aktivität, vor allem aber ms Finanzministerium niemals wiederkehrt.in der- er demütig versichert, daß ihm dieitalienische Freundschaft auch über di« Freiheitder Südtiroler geht.Man wird sich daran erinnern, daß deroberste Fascistenyäuptling den Fascismus alsExportartikel bezeichnet hat. Die offtziellen italienischen Stellen verfolgen daher die reaktionärenBewegungen des Auslands mit dem größtenInteresse. Ist es doch ein« uut«r EidauSjoge festgestellte Tatsache, daß bei der Finanzierung derHitlerbewegung auch italienische Lire eine gewisse Rolle gespielt haben. Auch war es keinbloßer Zufall, wenn am Nürnberger„VölkischenTag" als einiger ausländischer Vertreter derdem Hochadel angehörende Berliner italienischeGesandt« zu finden war. Ausgerechnet in demAugenblick, da die Boxheimer Dokumente ansTageslicht kamen und die Hitlerbeweguna vorden Augen der ganzen Welt kompromittierten,erging an zwei Naziabgeyrdnete die Aufforderung,in einer Reihe italienischer Städte Propagandavorträge zu veranstalten. In enger Verbindungmit den fafeistischen Parteisekretariaten gründetensie in Rom, Mailand, Florenz und Neapel innerhalb der deutschen Kolonien nationalsozialistischeOrganisationen.Für di« Hitlerleut« ist Italien nicht dereinzige außenpolitische Trumpf. Di« Reaktionärealler Länder haben von jeher für einander Gefühle der Sympathie gehegt. Wenn in Deutschland bei Wahlen di« Sozialdemokraten auf Kostender Deutschnationalen einen Erfolg davon tragen,werden von den übelsten Pariser HetzblätternTranen des Schmerzes vergossen. Umgekehrtwaren die Reptilien des Hugenbergkonzernsfassungslos vor Freude, als sie aus England denWahlsieg der Konservativen melden konnten. Insofern besteht eine Internationale desFascismus, als di« Fortschrittbremser derganzen Welt durch das Band der gleichen Gesinnung verbunden sind, aber nicht durch di« Gleichheit ihrer außenpolitischen Bestrebungen. Geradedi«j«n Umstand hat Hitler nicht berücksichtigt,ganz abgesehen von den untauglichen Mitteln,mit denen er und seine Privatdiplomatie zuWerk« geht. Er ist noch nicht lange her, daßHitler mildem französischen NationalsozialistenH e r v S über FrieoenSvertrag und Reparationentelegraphisch diskutierte. DaS war schon einBeweis dafür, daß Hitler vom Ausland ernstgenommen würde. Daß Hervs und keine Zeitung„Bictoire" einen ebenso geringen Einfluß aufBriands Außenpolitik ausübt, wie etwa HerrKrebs auf die BeneSlinir in der Tschechoslowakei, daS hat der„Völkische Beobachter"verschwiegen.Auch in England haben die Nationalsozialisten«inen wohlwollenden Freund. Außerden italienischen Zeitungen hatten nur noch„D a i l y M a i l" und„D a i l y M i r r o r",beide Blätter Eigentum des Rothermere-konzerns, ungetrübte Freude an Hitlers SeP-tembersicg. Daß Großkapitalisten zu den GönnernDas Loch 1m HimmelNovelle von Ernst Kreische.Dann musterte er den fremden Knecht, alsob er an der Wahrhaftigkeit seiner Person nichtglaubt«. Doch di« Falben sprachen für ihn undauch die Kalesche. Solch«in Fuhrwerk hatte weitund breit in der Umgebung niemand mehr alssein Bruder Tobias allein. Zur Vorsicht abersah er dem Handpferden noch einncal hinter daslink« Ohr, wo ihm ein« etwa fingerbreite Narb-entgegerülafftc. illun erst war er überzeugt undseiner Sache sicher.„Wartet ein wenig—" sagte er und gingin das Haus zurück, das ganz aus dunklen Balken gezimmert war und längs des Giebels schönes Schnitzwerk wieS. Nach einer Weil«, wahrend Fridolin Sohr den Falben di« schwerenKummete von den schweißnassen Hälsen genommen hatte, kam er wieder. In der Hand trug erem Glas Schnaps.„Trink eins!" forderte er auf.„Ist einechter Nordhäuser und selbst gebrannt. Könnt ihnauf meines Bruders Tobias Gesundheit hinun-terschlucken, der Euch gewiß ein guter Herr«st—"»Er hielt ihm den Schnaps entgegen, selbstnoch, als Fridolin Sohr den Kopf schüttelte.„Dank, Bauer!"„So sauft schon!"'»Ich Verzicht' schon drauf, Herr. Zeigt mirden Brunnen und Ihr habt mir einen größerenGefallen erwiesen. Den Branntwein aber trinkeich nicht."Worauf der Bauer ein Gesicht machte, dasgewiß nicht sein gescheitester war und den Knechtseiner Bruder« wie ein Wesen au» einer anderenWelt anstarrte.„He—! War bist du für einer—? Trinkstkeinen Schnaps, nur Wasser! Daß dich derTauS—!"Wer weiß, wie sehr er sich noch verwunderthätte, wenn nicht gerade die Veronika Todt ausdem Hause getreten wär«. Sie kam wie derFrühling selbst im duftigen, hellem Kleide, miteiner Blute>n dem nußbraunen Haar und einemLächeln um den jungen Mund, das wärmer alsdie Sonne zu leuchten schien. In der einen Handhielt sie ein kleines, buntfarbiges Bündel unh inder andern einen derben Knotenstock, wie ihn dieBauern zu tragen pflegten, sobald sie feiertäglichgekleidet über Land gingen.„Behüte Euch Gott, Oheim Johannes—!"sagte sie, indem sie ihm ihre glatt« Wange zumKusse bot.„Und vielen Dank auch für die Be-wirtung." Sie verzog im gleichen Augenblickeschmerzvoll das Gesicht, weil ihr sein kratzenderBart über die weich« Haut holperte. ,Mrr! WieIhr stecht!" Sie wandte abwehrend den Kopf.Da sah sie auch dm Fremden, der nebenden Falben stand, hochaufgeschossen, fast schmächtig, den Wck auf sie gerichtet.„DaS ist der neue Knecht deines Vaters—"sagte Johannes Todt, dem ihr Erstaunen nichtentgangen war.„Steig ein, Veronika! Er wirddich sicher nach Eldringen hinüberbringen." Undals sie bereits auf den welchen Polster« saß,neigte er sich noch einmal zu ihr.„Er trinkt keinen Schnaps! Ich hab' ihm vorher ein Glas geboten. Er hat mirs zurückgewiestn. Was meinstdü dazu—? Hö—! Damit wär er der erste seines Zeichens, der den Schnaps nicht mag. Sag'sdeinem Vater, Deern, daß mir sein Knecht soübel nicht gefallen hat. AdjeS—!Fridolin Sohr war schon auf den Bock geklettert. Nun knallte er mit der Peitsche und dieFalben rissen in den Strängen. Er ließ si« nichtaus dem Trab« bis nach Eldringen. Eine eigeneLust war in ihm, die Tiere scharf über lüeBi Straß« zu jagen, daß di« Elsen klangenr Schotter stob. Der sausend« Wind kühltet heißen Schläfen, in denen dar Blut wierasend klopfte. Tas tat ihm wohl. Er warf denKopf weit in dm Nacken zurück und preßte di«Lippen schmal im Striche zusammen, um nicht zuschreien. Das also war di« Schwester des Wilhelm-, dieselbe, von der er ihm so oft er-zählt.und an deren Dasein er kaum mehr einmalgedacht hatte—. Nun saß sie hinter ihm im Wagen. Zwei, drei Armlängen nur trennten sie voneinander. Er brauchte sich bloß umzusehen.Lange, braune Zöpfe hatte sie und dunkle, neugierige, unwissende Augen—. Woher wußte erdiz_? Bvn Wilhelm Todt—? Er schaltete miteisernem Willen dieses plötzliche Gedenken an denToten aus. Nein—. Dar hatte er selbst gesehen,vorhin, schon als sie aus dem Hause gekommenwar und später, wahrend sie mit dem Bauersprach. Er fühlte, daß irgendetwas Mit ihm geschehen war. Aber er sah sich auch nicht um nachihr- Selbst in Eldringen nicht, als sie auf deinHofe hielten. Es war ihm wie eine Errettung, daßder Bauer wartend in oer Türe stand. So konnteer gleich die Gäule abschirren, während die beiden ein Wiedersehen feierten.Er sah sie heute nicht mehr.Am Abende desselben Tages brachte derFrühling das erste Gewitter. Wie ein Stöhnenging es durch die Natur. Und dann maultenstundenlang die Donner und in der Gesindestubebrannte eine große, geweiht« Kerze.Er war nicht bei den andern. Er lehntedroben in seiner Kammer im Fenster und sahnach den Blitzen, die flammend rot und gelb mitgewaltige» Sätzen über das Dorf sprangen. Undwährend sie unten beteten, dacht« er:„Lange,braune Zopfe hat sie und dunkle Augen—. Wiesie mich ansah damit. Ist meine Schuld so groß,daß selbst der reine Buck solcher Augen unsicherund zitter» macht—? Sie weiß nichts von»viund doch wieder Wie ich ihr das Geständnis meiner Tat in das Gesicht schre-en mögen. Was willich noch hier—? Jedes Dort, das ich spreche,muß eine Lüge sein. An jedem neuen Tage, denvier Tote bei Ttreikunruhen in SpanielMadrid, 2. Jänner.. Zu dem blutigen Zusammenstoß'zwischen Streikenden und Zivilgardeam Donnerstag in Castilblanco, wobei drei Zwil-gardisten und ein'Unteroffizier getötet wurden,werden folgende Einzelheiten gemeldet: Etwa 500Streikende zogen durch die Straßen und bedrohtendie Bevölkerung. Die Aufforderung der Zivilgarde beantworteten di« Demonstranten mitSteinwürfen undSchüssen. Die Zivilgardisten machten in Notwehr von der WaffeGebrauch. 40 Zivilwachleute wurden schwerverletzt. Auch einige Demonstranten erlitten Verletzungen. Die erschrockene Bevölkerung verließ dieStadt. Die Demonstranten stoben auseinander,doch wurden bisher bereits 85 Personen verhaftet, darunter der Bürgermeister und der Richter der Stadt,' die beide verdächtig sind, Mitschuldige der Exzedenten zu sein.der Nazis gehören— diese Selbstverständlichkeitkönnen wir übergehn. Wenn aber em jüdischerKapitalist sich oazu auserkoren fühlt, eineApologie des Nationalsozialismus in den Spaltenseiner Zeitungen zu veröffentlichen, so. ist daSweniger alltäglich. Nun oeaing man den Trick,daß man di« Stimme der„Daily Mail" als di«Stimme Englands deklarierte und der gutgläubigeLeser der Nazipresse sah schon die ganze Welt vorEntzücken über di« baldige Machtergreifung derNationalsozialisten Freudentänze vollführen. Esist allerdings richtig, daß die Zeitungen diefe-„P r e s s ej u d e n",. wie die HiterlerfteRo-thermerr nennen möchten, wenn sr seinenSitz nicht in London, sondern in Berlin aufgeschlagen hätte, Ri«senauflagen haben, aberebenso ist es richtig, daß sie als rein« Sensationsblätter nicht den geringsten politischen Einflußyusübe'n, also weder die Sympathie für HorchtUngarn, noch di« Vorliebe für Hitler-Deutschlandauf die Massen ihrer Leser übertragen. Roth er»m e r«, der nichts andere- als«in„S t r l b r n-oder Coty in englischer Uebersetzung ist, harzusammen mit Beaverbrook dem zweiten, Zeitungslord» eine ultraimperialistifche„Empire-Partei" gegründet, die auch bei Wahlen auftrat,aber nirgendswo einen Erfolg verbuchen konnte.Rosenberg ging als Emissär des braunen Hausekürzlich nach London— der demokratisch« SinndeS englischen Volkes spricht dafür, daß derspleenige Lott), der die Politik gelegentlich al-amüsanten Zeitvertreib betrachtet, die einzigeEroberung Hitlers geblieben ist.Noch lächerlicher muß eS wirken, wenn d«r^Tag" freudestrahlend und mit Riesenletternüber die Gründung nationalsozialistischer Par-teien in den skandinavischen Ländern berichtet.Einige wild gewordene Literaten machten sich,sichtlich inspiriert von den nach dem Norden ge-flichenen.deutschen Konterrevolutionären, politischselbständig ohne auch nur bei den konservativstenTeilen ihres Volkes auf das gettngst« Verständnis zu stoßen.Auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik finddi« Nationalsozialisten von den bedeutendstenFachmännern als Scharlatane und Ignorantenbloßgcstellt worden. Wie führen aber die großenKritiker deS StresemannkurseS ihre Außenpolitik?Tas ewige, unsichere Hin- und Hertasten, dasRechnen mit imaginären politilchen Größen, dieBearbeitung. deS ParteivrogrammS für die öffentliche Meinung deS Auslands und schließlich dieKapitulation vor dem italienischen Imperialismus, dies alles kann nur der Beweis für denideologischen und moralischen Bankerott derHitl«rbcwegung auch in der Außenpolitik sein.Eine staatliche Machtergreifung deS Nationalsozialismus' war dazu nicht nötig.Walter Kolarz.ich in diesem Hause verlebe, begehe ich ein neue-Verbrechen, denn ich esse daz Brot bei einencManne, dem ich den Sohn erschlug. Ich schlafeunter einem Dache mit ihm, dem ich oen Erbenund damit die Hoffnung seines Alters raubte.Ich empfange ein Almosen und schlage den Dankdafür dem Spender in das Gesicht. Ich spottealso, der Gerechtigkeit, di« keine schlechte Tat unge-rächt sein läßt. Was gibt mir die Kraft dazu—,?"Die Blitze leuchteten ihm noch lange einböses Licht zu den Gedanken, die den Schlafbannten. Als die.Donner nur noch schwach weithinter den Hügeln rollten und der erste Hahn imHofe krähte, hatte er seinen Entschluß gefaßt.„Morgen,»ei», heute noch will ich mit demBauer sprechen. Ich will ihm sagen, daß ich eSwar, der seinen Sohn erschlug—. Ich ertrag'sso nicht länger mehr. Nun weiß ich auch gewiß,daß mich der Wilhelm Todt nach Eldringen getrieben hat, damit ich meine Schuld hier bekennen soll. Warum habe ich mich bisher gefürchtet—? Das gibt noch eine bittere Stunde, nichtsweiter. Nachher kommt die Ruhe—. Und derGalgen—"Eine wohlige, ausgleichende Mattheit warüber ihn gekommen, als er sich zum Morgentrunk« in der Gesindestube einsand. Alle warensie schon versammelt und schlürften das heißeGetränkt aus den tönernen Töpfen. Mitten untenihnen saß Tobias Todt mit hochgerollten Hemdärmeln, die sehnigen Arme ließen die starkenMuskeln spielen, als er das breite Messer ergriffund sich ein handgroßes Stück vom Brotleib«schnitt.Fridolin Sohr setzte sich nicht. Die Unruhevor dem Geschehen der nächsten Minuten war;nihm. Stehend, mit hastigen, durstigen Zügentrank er seinen Kaffee. Dann, als sich die Stubegemach leerte, machte er einen Schritt gegen denBauer, der sich soeben erhob und den schmal-krempigen Hut über daS Haar stülpte.(Fortsetzung folgt.)«'