Wer. 6
Eine verunglückte Finanztransattion.
Eine Jugenderinnerung von Erich Grisar . Zwei oder drei Tage vor Lohntag, das war so sicher wie das Amen in der Kirche, wurde meiner Mutter das Geld knapp. Sie mochte ihr. Portemonnaie drehen und wenden wie sie es wollte, es fiel faum noch ein Groschen heraus. Von Mart nicht zu reden. Dann war es foweit, daß Frau Hüff, das war eine alte Witte, mit der wir früher mal zusammen gewohnt hatten, uns aushelfen mußte. Goh mol no de Hüffsche, sagte meine Mutter dann zu mir und frag, ob fe uns wohl zwei Mark leihen kann. Samstag brächtest du se Ich zodelte los zu Frau Hüff und sagte mein Sprüchlein auf: Und oppense uns wohl zwei Mart leinen fönnten.
wieder.
nu
Frau Hüff hatte immer zwei Mart liegen, aber sie gab sie nie, ohne mir vorher eine Moralpredigt zu halten. Verdammte Leinerigge, fnurrte sie vor sich hin. Jede Wiäke datfelbe. Dann erst ging fie an ihren Glasschrank und holte aus einer geblümten Tasse das Zweimart stück hervor, das ich ihr am Samstag zurück
gebracht hatte.
Frau Hüff hatte recht. Es war jede Woche dasselbe. Immer wieder mußte ich meinen Spruch auffagen: Und oppense uns zwei Mart leinen könnten. Und jedesmal mußte ich hören, berdammte Leinerigge. Habt ihr denn keinen andern, der euch das Geld tun fann?
Ich war das leid. Aber was sollte ich machen? Aus lauter Uebermut pumpten wir nicht, das sah ich. Daß sich zwei Mart vielleicht an der einen oder andern Sache hätten abknapsen lassen, sah ich ebenfalls; aber meine Mutter war so, wenn sie Geld bekam, dann zahlte fie erst mal alle Schulden und dann kaufte sie ein. Das fonnte man nicht tadeln. Wenn man die halbe Woche Kohldampf geschoben hat, hat man am Samstag mal was besonderes verdient. Das war in Ordnung. Aber andererseits, wie fam es, daß uns gerade immer zwei Mart fehlten? Daß es daran lag, weil zwei Mark die Grenze des Kredits bedeuteten, den Frau Hüff uns gewähren konnte, und daß sich danach auch der Bedarf regelte, begriff ich damals noch nicht, also dachte ich in meinem einfältigen Hirn: Wenn du zwei Mark hättest, brauchtest du nie mehr pumpen gehn, weil es doch immer gerade zwei Mart sind, die uns fehlen.
Donnerstag, 7. Jänner 1982
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Zunahme der Knabengeburten Die meisten Jugendlichen in den Randstaaten Zurückgehende Bevölkerungszahl bewirkt Männerüberschuß.
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meine Mutter los. In schwerer Sorge, ich fönnte die zwei Mark, die sie mir gegeben, unterschlagen haben, lief sie zu Frau Hüff, um ihr die geliehenen zwei Mart zurückzugeben. Aber der Junge war diese Woche ja gar nicht Seit Jahrtausenden konnte man bei allen Völ - 160 Jahre nur 4.5 Prozent beträgt. Die meisten da, sagte Frau Hüff und machte damit den tern beobachten, daß die Frauen in der Mehrzahl Jugendlichen finden wir merkwürdigerweise in Quatsch noch quätscher. waren, und bis zum Weltkriege hat sich auch nichts sämtlichen Staaten, die am Rande Europas liegen, Meine Mutter ging nach Hause und ob sie daran geändert. Da während des Krieges rund 10 nämlich in Spanien , Portugal 16.6 Prozent, in nun wollte oder nicht, es half nichts, fie mußt Wiillionen Männer gefallen sind, gerieten die Frauen Norwegen , Italien , Irland, Schweden und Däne- dem Vater erzählen, daß der Junge zwei Mark natürlich besonders in Europa in noch größere mart. Rein zentralgelegenes Land befindet sich dar- besaß. Sie waren gestohlen, das war klar. Aber Ueberzahl. Das hat sich aber inzwischen geändert. unter. Es ist eine durch nichts zu erklärende Erfahrungswo, das wußte noch keiner. Bei diesen Betrachtungen handelt es sich bisher tatsache, daß in Ländern, die einen Krieg geführt nur um die männliche Jugend, während die Ziffern haben, nach diesem Kriege die Knabengeburten bei der weiblichen etwas anders lauten, obwohl immer stärker werden, bis der Ausfall an Männern man annehmen sollte, daß bis zum 15. Lebensjahre wieder wettgemacht ist. Die Jahre nach dem Welt- Mädchen und Knaben ziemlich gleich stark vertreten trieg haben darin feine Ausnahme gemacht, ja es feien. Daß zwischen dem 15. und 60. Lebensjahr die ist der merkwürdige Umstand eingetreten, daß er Frauen einen gewaltigen Ueberschuß darstellen, ist heblich mehr Knaben als Mädchen geboren werden bekannt. und daß infolge des Rüdgangs der KindersterbTichfeit A
die männlichen Kinder auch länger leben bleiben als die weiblichen. In Irland stehen sich Frauen und Männer zur Beit 50 zu 50 Prozent gegenüber, in Holland beträgt die Zahl der Männer 49.6 Prozent, in talien 49.5 Prozent, in Deutschland 48.4 Brozent, in Portugal 47.6 Brozent. Die ande
ren Länder liegen noch etwas zurüd.
Auch der Altersausbau hat sich gegen die früheren Jahre verschoben. So gibt es heute in Europa 16 Prozent Jugendliche bis zum 15. Lebensjahre, während die Zahl der alten Leute über 60 Jahre 4 Prozent beträgt. Das ist der Durchschnitt. In Deutschland gibt es nur 2,68 Millionen Menschen über 60 Jahre, also 4.5 Prozent und 8,32 Millionen Jugendliche unter 15 Jahren, demnach 12.9 Prozent. Es ist eine alte Geschichte, daß es
um so mehr Jugendliche und alte Leute gibt, je mehr Industrie sich in einem Lande befindet. Die wenigsten Jugendlichen unter 15 Jahren und Menschen unter 60 Jahren finden in Begien, Defter reich, Deutschland und England, die meisten in Spa nien , Italien , Schweden , Norwegen und 3rland. Belgien steht mit 12.7 Prozent Jugendlichen unter 15 Jahren am schlechtesten da, aber Deutschland folgt mit 12.9 Prozent bald dahinter. Die wenig sten alten Leute gibt es in der Schweiz , in Finn land , Holland und Ungarn , nämlich durchschnittlich überall 4 Prozent, während Deutschland immerhin 4.5 Prozent besitzt. Die meisten alten Leute über 60 Jahre leben nicht, wie immer angenommen wird, in Bulgarien , sondern in Frankreich , das mit 7.1 Prozent an der Spitze steht. Das Land der Rentner scheint gesünder zu sein als der IndustrieIch mußte an zwei Mark zu kommen verstaat Deutschland , wo die Zahl der alten Leute über suchen. Das einfachste wäre gewesen, meiner Mutter zwei Mart zu trampfen, aber das nützte nichts, weil ihr dann ja nicht zwei, sondern in den Geschäften eines entfernteren Viertels, in pier Mart gefehlt hätten. Demnach galt es, dem billigeren Geschäft, und wenn man mich zwei Mart auf anderem Wege zu beschaffen. Ich fragte, wo ich so lange gewesen sei, wenn ich sparte. Es war nicht leicht, die fünf oder zehn mehr Zeit als gewöhnlich für das Einholen Pfennige, die ich manchmal für Gänge, die ich brauchte, redete ich mich damit heraus, daß ich meiner Mutter oder für Nachbarn erledigte, be fo lange hätte warten müssen. Kam meine Mut fam, aufzuheben und das Geld, statt es für Eis ter hinter meine Lüge, hatte ich eine andere oder Bonbons auszugeben, festzuhalten, aber jede Ausrede bei der Hand. Ob sie mir glaubte oder Woche nach Frau Hüff müssen, war auch nicht nicht, die Hauptsache war, sie kam nicht hinter angenehm. den wirklichen Sachverhalt.
Natürlich bekam ich so feine zwei Mark zusammen. Ich suchte nach anderen Möglichkeiten. Wenn ich zum Beispiel, statt von dem Viertel Wurst, das ich jeden Abend zu holen hatte, ein paar Scheiben aufzuessen, gleich ein paar Gramm weniger einkaufte und zu Hause, wenn man auf den Gedanken kommen sollte, daß die Wurst fnapp gewogen sei, einbekennen würde, ich hätte davon gegessen, dann ließen sich an jedem Viertel Pfund 20 Gramm ersparen. Das machte, das Pfund zu 90 Pfg. gerechnet, 3 Pfg. Oder ich holte Ware, die in der Nähe teurer war, als
Attive Massen.
Vater fragte, wo ich herkäme, sagte ich, von der Ahnungslos tam ich nach Hause und als der Straße, denn die angebliche Wahrheit durfte er Straße, denn die angebliche Wahrheit durfte er ja nicht wissen. Ich will wissen, wo du herja nicht wissen. Ich will wissen, wo du herfommst, sagte er und an dem Ton seiner Stimme kommst, sagte er und an dem Ton seiner Stimme merkte ich, daß etwas nicht in Ordnung war. nun sags schon, sagte die Mutter. Ich durfte also sagen, wo ich herkam und bekannte prompt, daß ich von Frau Hüff käme, der ich die zwei Mark zurüdgebracht hätte.
Du verdammter Lügner, brüllte mein Vater nun los und legte mich über den Tisch, um mir mit einem diden Knüppel das Fell zu gerben. Meine Mutter legte sich dazwischen. Aber das half nichts. Sie selbst betam noch ein paar
Die wenigsten weiblichen Jugendlichen unter 15 Jahren befißen Deutschland und Oesterreich, nämlich nur 12.4 Prozent. Die meisten jungen Mädchen leben dagegen in Norwegen . Schweden , 3rland und Portugal , fast überall 16 Prozent. Die meisten alten Frauen finden wir merkwürdiger weise in den gleichen, soeben genannten Ländern, nämlich in Norwegen , Schweden und Irland, und zwar überall 6.5 Prozent, während in Deutschland Schläge mit ab. Den ganzen Sonntag faß jeder in seiner nur 5.6 Prozent Frauen über 60 Jahre leben. Ecke und keiner sprach ein Wort. Es waren Nun ist der Ueberschuß an Frauen ziemlich leicht zwei Mark mehr da als gewöhnlich, aber keiner zu berechnen und zwar beträgt er bei den heirats- wußte, woher sie waren. fähigen Frauen zwischen 15 und 45 Jahren in Jr. wußte, woher sie waren. land minus 0.1 Prozent, in Belgien 0.6 Prozent, in Deutschland und Frankreich je 2.5 Prozent, in England 3,6 Prozent und in Portugal 4.5 Prozent. Die anderen Bänder liegen alle dazwischen, und
Irland bleibt das einzige Land, wo die heirats. fähigen Frauen in der Minderzahl find.
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Ich
hatte meine Schläge weg, damit war der Fall erledigt.
Er hat nie herausbekommen, wie ich an das Geld gekommen bin. Die Sache war auch zu fompliziert, als daß ich sie ihm hätte flarmachen tönnen.
Der starte Geburtenrüdgang in Deutschland , jähr- Die 1.90 Mark, die ich noch hatte, mußte ich lich ungefähr 800.000 Lebendgeburten weniger als herausgeben und bekam ein neues Zweimarkstück vor 20 Jahren bewirkt daß die Bevölkerungs- dafür. Sier bring das Geld hin, wo du es hersiffer Deutschlands nur noch spärlich wächst und geholt haft, sagte mein Vater. Hast nicht nötig voraussichtlich vom Jahre 1955 ab sinken wird. Heute zu stehlen. Ich habe das Geld auf der Kirmes verjurt. beträgt der Ueberschuß jährlich zwischen Verstorbenen und Lebendgeborenen, Aus- und Eingewander. Das hat viel Spaß gemacht. Wenn nur der ten noch 300.000, in 10 Jahren wird er nur noch hintern nicht so gebrannt hätte. Aber Finanz100,000 betragen, und Statistiler haben bereits ausgeschäfte hab ich mit meiner Mutter nicht wieder gerechnet, daß das deutsche Volt, das heute 64 Mil gemacht. lionen Seelen aufweist und bis zum Jahre 1955 auf rund 68 Millionen anwachsen wird, bereits im Jahre 1980 nur noch über eine Bevölkerung von 44 Millionen verfügen dürfte. Inzwischen aber wird In Marseille , im alten Hafenviertel, schlendre längst der Fall eingetreten sein, daß die Zahl der heiratsfähigen Männer die der heiratsfähigen Frauen überwiegt, wie das in allen anderen Zän- ich durch die Rue de Bouterie. Ein kleines Mäddern, deren Einwohnerzahl zurückgeht, der Fall ist. chen, das dort einen triſten Laden hat, spricht mich an. Wir unterhalten uns eine Weile.. w Ein anstrengender Beruf", sage ich. ja."
genau eine halbe Stunde herumtrieb, um dann zu Hause die fauer ersparten zwei Mark zum Borschein zu bringen.
Was sagte se, fragte meine Mutter wie gewöhnlich. Dech, log ich, sie hat geknurrt und es wäre das letzte Mal, aber das sagt sie immer. Arglos nahm meine Mutter das Geld und gab es aus wie immer.
Der Sonnabend fam. Vater brachte Geld. Mutter gab mir zwei Mark. Bring es schnell nach Frau Hüff. Sonst knurrt se.
Rund um die Frau. Unromantische Erotit.
Wieviel Männer kommen zu Ihnen an einem
Tage?"
Zehn bis fünfzehn, am Sonntag bis zu
dreißig."
" Furchtbar." Sie zudt die Achseln. ,, Oui, Monsieur, ça ennuie le ventre."( ,, Tas langweilt den Bauch.")
( Ernst Toller in der Weltbühne.) Sparsamteit.
,, Man hat festgestellt, daß unter 100 Personen, die in der Straßenbahn ohne Fahrkarte angetroffen werden, sich 85 Frauen befinden!"
,, Das beweist wieder einmal, wieviel sparsamer
Unter Wahrnehmung aller Chancen, die ich hatte natürlich vergaß ich auch mal, das Nun machte ich einen Kunstfehler. In der Wechselgeld, das ich bei einem Einfauf zurüd Soffnung, bis zum Mittwoch oder wann meine bekommen- abzugeben, hatte ich nach drei Mutter mich wieder losschicken würde, zwei Mark Wochen zwei Mart zusammen. Ich war am leihen, wieder einen Groschen gespart zu haben, die Frauen veranlagt sind!" Biel. Ich war ein König. Ich war mehr als opferte ich von meinen Zweimarkstüd zehn ein König, ich war ein Bantier. Natürlich hatte Pfennige für Schokolade. Leider kam meine ich das Geld lange eingewechselt und als meine Mutter furz nach mir in den gleichen Laden um Mutter mich das nächste Mal losschickte, meinen einzukaufen. Man erzählte ihr natürlich, daß aus dem mein Pelz gemacht ist, wollte mich zerSpruch: Und oppense uns zwei Mark leihen ich vor einigen Minuten dagewesen sei, und reizen..." fönnten, aufzusagen, ging ich, statt zur Frau Schokolade gekauft hätte. Ja, hatte er denn Lili: Du willst mir doch nicht erzählen, daß du Süff zu meinen Freunden, mit denen ich mich| Geld? Natürlich, zwei Mart sogar. Da stürzte vor einem Karnidel Angst hast!"
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Freundinnen.
Elli: Heute nacht habe ich geträumt, das Tier,
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die einer durch Verantwortung geleiteten Führung, ten Willen, den der gestern noch Willenlos- Gehor-|( 1926) die Anschauung, daß nur die Masse eine die an die Stelle der Gewalt der Obrigkeit" trete jamen vertrat. Die Vorkriegsdemokratie einer echte Maffe" sei, in der die Verneinung statt sozialer Angst" vor der Gewalt Ver- manierhaften parlamentarischen Bourgeoisie ver- einer veralteten GesellschaftsordEben ist eine neue Schrift von Hendrik und de Man erschienen: Massen und Führer", trauen einzuflößen verstehe. Nach de Man gibt es wandelte sich hier in eine Demokratie der nung zur Entlabung tommt: die Werte die einen wertvollen Beitrag zur Soziologie der nur eine Masse: die organisierte" und Massen, die keine Le Bon 'sche Mengen des Zu- zerstört, die ihr keine sind", um neue Werte schaffalls und des Augenblics.mehr, sondern unmerklich fen zu können. Nach Th. Geiger gibt es also nur Massen, zu diesem heute sehr aftuellen Rapitel der aktive". wirkende Volkskräfte waren. eine echte Masse": die revolutionäre"; wir Sozialwissenschaft, liefert.*) H. de Man fümmert sich auch hier nicht viel Die Soziologie der Massen" begann Kurz: nach dent Kriege, durch die Opfertat von müssen den sonst sehr treffenden und aufschlußreichen um Vorhergegangenes: um die Literatur der am Ende des vorigen Jahrhunderts als eine wohl Millionen und Abermillionen hervorgerufen, erschien Ausführungen Geigers hinzufügen: die revolu Massensoziologie. Er geht mit frisch- frohem Taten interessante, aber recht oberflächliche Psychologie eine neue soziale Macht auf der Bühne: die Masse tionäre Masse der bürgerlichen Revoder Namenlosen als politischer Fat- lution. drang auf das Problem ein und will nur eine zusammengerotteter Einzelnen. Es herrschte noch das selbstherrliche Individium tor, mit der von nun an jeder Politiker und jeder bestimmte Massenerscheinung, die der Auch nach H. de Man gibt es nur eine proletarischen Zeitepoche, Masse nen- liberalistischer Wirtschaftsordnung der Mächtige Beobachter der sozialen Verhältnisse rechnen mußte. nen. Alles frühere Massenhafte ist ihm Menge", und Siegreiche in schrankenlos freier Konkurrenz, Auch ihre Theoretiker: die neuen und eigent- echte Masse": die proletarische, die der eine uralte primitive Form der Schicksals- und der über politische und wirtschaftliche Untertanen lichen Massensoziologen haben nicht lange sozialistischen: demotratisch- revolu tionären Umwandlung. Reaktionsgemeinschaft"; Masse" seien ausschließ- verfügte. Neben individueller Willkür und unter- auf sich warten lassen. In der Massensoziologie Leopold von Wieses Sicherlich hob de Man auch diesmal mit oft lich jene sozialen Gebilde, mit denen die modernen tänlichem Gehorsam erschien nur hie und da etwas politischen Massenparteien operieren, die also ein Unheimliches, Angsteinflößendes: eine plötzliche Un- und Wilhelm Vleugels erscheint die Masse bewährtem Fingerspitzengefühl( das nur in manchen dauerhaftes Organisationsgerüst" haben, ja funt gebundenheit der Unteren, ein zum Glüd nur bereits als eine Gefühlsgemeinschaft", der oft ein Formulierungen nicht immer recht glücklich ist) ein tionell gegliedert" sind( S. 29). Nur diese Massen" vorübergehender Ungehorsam, ja Aufruhr der Zu- verletztes Gerechtigkeitsgefühl zugrunde liegt. Hier zeitgemäßes Problem heraus und gab wieder eine haben Führer, die keine Temagogen des Augen- sammengerotteten: der Masse genannten geht bereits der konkreten( oder wirksamen") Masse, in manchem zeitnotwendige und Bewußtsein gestalblids mehr find; nur in diesen Massen" erhebe Menge. Kein Wunder, daß die bedeutendste dem optischen- räumlichen"( Wiese) Zusammensein tende Antwort. Es ist nur schade, daß er auch hier, wie in sich das Massen- Führer- Verhältnis zu einem Ver- massensoziologische Schrift dieser Epoche, die der eine abstrakte"( oder„ latente") Masse voraus gefühlsbetontes Verbundensein" seiner Mary- Kritit mit einer gewissen Uebertrauens- und Verantwortungsverhält Franzose Gustav Le Bon schrieb, die Massen- cin nis, in dem H. de Man mit„ radikal- humant erscheinung als ein unberechenbares Zurück in derer, die sich im Gefühle, ein ihnen zustehendes betonung des Neu- Erkannten stischem Optimismus" das sicherste Zeichen dafür frühere soziale Entwidlungsformen, als ein Rüd- Recht verteidigen oder erstreiten zu müssen, gegen und noch aktive Erkenntnisse außeracht läßt. erblidt, daß die Geschichte ein sinnvolles, einem ichlag ins Barbarische behandelte: die zur Zeit Le alle diejenigen, die dies Recht nicht anerkennen, statt sie weiter zu entfalten. Statt mit höheren Biel entgegenstrebendes Vorwärts- und Auf- Bon's vorhandene Masse" die zusammen solidarisch verbunden fühlen..."( Bleugels). Diese ihrer Hilfe zu erkennen, daß auch das Massenwärtsschreiten ist". gerottete Menge war in der Tat meistens Masse ist wohl noch immer eine organisationslose phänomen, wie alles Soziale, einer geschichtlichen Er betont, und mit vollem Recht: auch in der eine bloß zerstörende Macht, die mehr oder weniger Anhäufung, aber nicht mehr bloß durch einen Wandlung unterliegt; daß es also keine echten Augenblickszufall zusammengerottet, sondern durch Massen" gibt weder die„ explosiv- zerstörende" Demokratie der Massen gibt es nach wie vor Unheil stiftete. ,, regierte Schichten und regierende Schichten"; auch In der Nachkriegszeit erhob sich aber immer gleich erlebtes Schicksal, durch irgendeine gleich er-( Theodor Geiger ) der bürgerlichen Revolution, noch im demokratischen Masse- Führer- Verhältnis ftedt mehr eine neue Form des Massenhaften: der vor- lebte und zur explosiven Realtion treibende Un- die attiv- aufbauende der proletarisch- revolutionären 2. v. Wiese illustriert Umwandlung, sondern Masse" eine geschicht ein ,, Machtverhältnis, ein Subordinationsverhältnis". übergehend( und ohne Organisation) Vereinigten in gerechtigkeit verbunden. Diese Subordination sei aber die des immer mehr den Vordergrund: Die Untertanen der Schüßen- feine Massentheorie durch ein wieder aktuelles liche Sategorie( Marg) bedeutet, deren bewußt werdenden Vertrauens; und diese Macht sei gräben erschienen auf den Straßen und in den Beispiel: durch die Wiener Demonstratio- Inhalt sich je nach den verschiedenen Parteiversammlungen plöglich als eine recht nen am 15. Juli 1927, Epochen verschieben, und mit dem sich *) H. de Man, Massen und Führer. Alfred ungehorsame ungedrillte Masse der Theodor Geiger vertritt jogar in seinemjentfaltenden Sozialen selbst höher Desider Hort. Grotte Verlag, Potsdam . RM. 1.80. Unzufriedenen, die einen bis dahin unbekann-| Buch über„ Die Masse und ihre Attion" steigernd gestaltet.
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