Seife 2
Freitag, 8. Jänner 1982
Nr. 7
Bas Loch im Himmel. Novelle von Ernst«reUdie. Sie mußte sich auf den morschen Stuhl setzen, weil ihr die Knie zitterten. Er schloß die Türe nicht. In seiner ganzen Größe stand er vor chr, bleich, gefaßt. Nicht einmal seine Stimme schwang, als er zu reden begann.■ „Veronika-—sagte er,— es sicht etwas zwischen uns, das tot ist und doch lebendig. Höre—: ich habe deinen Bruder Wilhelm er« schlagen——" Nun war es gesprochen und nicht mehr ungesagt zu machen. Die Pause, die entstand, hing schwer und lähmend im engen Raume. Veronika öffnete den Mund, als ob sie sprechen wollte. Er machte nur eine müde, abwehrende Handbewegung. „Wie es gäommen ist—? Das weiß ich heute so wenig wie damals. Wir wanderten zusammen, der Wilhelm und ich. Er sand mich an der Straße. Mich und den Schnaps. So heruntergekommen war ich. Ich weiß nicht, ob ich ch« mochte. Ich glaub«, ja. Er gab mir etwas zurück, was ich verloren hatte—. Aber er schwatzte und trug ein Dutzend Silberlinge im Ränzel. Beides batte er nicht sollen. So lebte er heute noch und ich wäre nicht zum Mörder geworden—" Die Stimme versagte ihm nun doch. Er schlug die Hände vor das Gesicht und sank auf das Bett./ „In einer Nacht wars—, im' nge. Die Heid« mag mich Wohl berauscht haben, daß ich- tat—. Ich nahm ihm just das Geld aus den Ranzen, als er erwachte. Da kroch der Teufel in mich und so erschlug rch ihn—, der dein Bruder war" „Sohr—!" schrie sie gellend. Es klang wie gut eMiche Erlösung aus qualvollen Fesseln.
„Fast drei Jahre sind es her" fuhr er fort, als höre er nicht.„Drei Jahre lang habe ich die Schuk» mit mir herumgetragen. Sie wurde immer größer. Sie trieb mich ohne Rast durch das Land und schließlich zu euch, nach Echringen. Hätte ich am ersten Tage gleich zu deinem Vater gesprochen, so wäre alles längst vorbei. Seit ich dich sah, Veronika Er griff nach ihren Händen, die unwillkürlich vor ihm zurückwichen. „Nur unserer Liebe wegen habe ich geschwiegen—. Und heute—, Veronika—, als du mich ansahst—, mit seinen Augen—, er wollte dir einen Silberling schenken, fein Mit Gold umtrieben, und tanzen wollte er, so wie ich heute tanzte im Kruge " „Du hast den Wilhelm erschlagen—*—" sagte sie wie geistesabwesend. Und leis«, tonlos vollendete sie:„Was hast du getan?" „Unser Glück habe ich erschlagen——" antwortete er. „Ja——. Unser Glück hat du erschlagen" wiederholte sie. Ein Frösteln kroch ihr durch die Adern und schüttelte den Körper. Sie kreuzte die Hände wie schützend um den Hals. „ Und jetzt—'—?" „Jetzt habe ich die Ruhe wieder—“ sagte er. ^Jetzt kommt das Ende. Was liegt daran—? Er steht zwischen uns, heute—— immer. Wir könnten nie glücklich sein—. Das würde kein Leben sein—. Nun, da alles aus ist, ist auch er tot, der Wilhelm. Er hat es so gewollt, daß ich statt inS Brautbett auf den Galgen muß— „Nein!" rief sie.„Das kann nicht fein—! Du darfst nicht auf den Galgen! Friedel——" Sie sprang auf und zu chm. Rüttelte ihn an den Schultern, strich ihm das wirre, schweißnasse Haar aus der Stirne. Noch einmal kämpfte sie mit all ihrer Liebe gegen-ie rechtende Stimme, die der Abscheu nach s.inem Geständnisse gebar. Dan» brach die ganze Wucht de- furchtbaren Ge-
vom 3. März 1930 sowie im Kabinett Laval 27. Jänner 1931 inne hatte. Andrö Maginot hatte am Weltkriege genommen. Er kehrte vom Kriegsschauplatz« einer schweren Verletzung zurück. Maginot
rungen seiner Mitte, derEntwicklungim schon einmal, eines Tages eine Flamme S ü d o st e n nicht die nötige Aufmerksamkeit züngeln, die auch uns das Dach über zu schenken vermag, braucht es hoffentlich nie Kopf in Brand stecken wird.
liens, vielleicht sogar unter der Dyna- st i e Savoyen, die dann ihr Zepter von Sizilien bis zu den Karpathen ausstrecken würde! Eine Phantasie in der Gummizelle? Für einen sachlich und nüchtern Urteilenden ganz gewiß! Aber einmal hat diese tolle Erörterung wie alles in Italien Gedruckte nur mit Zustimmung der fascistischen Oberpriesterschaft das Licht der Oeffentlichkeit erblicken können, und ist nicht der ganze fascistische Schwindel ein einziger böser, doch deshalb nicht minder gefährlicher Jrrsinnsanfall der Nation? Während dem fascistischen EroberungS- gelüst die dalmatinischen Trauben vorderhand noch sehr hoch hängen, hat die italienische Ausdehnungspolitik in Albanien , das die östliche Adriaküste südlich von Dalmatien einnimmt, längst eine feste Stellung bezogen. Schon seit dem Vertrag von Tirana , also seit einem guten Jahrfünft, ist Albanien tatsächlich eine italienische Kolonie und wird es täglich mehr. Die Nationalbank, der Straßenbau, die Hafenanlagen, die Luftschiffahrt, daS Heer und die Flotte Albaniens — alles ist in italienischer Hand und wird den Italienischen Interessen gemäß geleitet. Der General P a r i a n i, italienischer Militärattache« und Organisator der albanischen Streitmacht, ist der wahre Gebieter des Landes, in dem„König " Ahmed Zogu kaum mehr etwas zu sagen hat. Albanien dreht sich dabei in einem Kreis ohne Ende. Das„Bündnis" mit Italien zwang das arme Land, für militaristische Zwecke ein volles Drittel seines Staatshaushalts zu vergeuden; die Zerrüttung des Staatshaushalts wiederum fesselt eS durch die goldenen Ketten immer neuer Anleihen an Italien . Eben erst wieder hat das fascistische Parlament in Rom ein unverzinsliches Darlehen von hundert Millionen Goldfranken gutgeheißen, deren Auszahlung an Albanien sich auf zehn Jahre verteilen soll. Ueber die Verwendung der Summen wird ein Ausschuß, bestehend aus zwei albanischen urw zwei weit gewichtigeren italienischen Beamten, befinden, und außerdem übernimmt Albanien als Gegenleistung zehn Italiener an entscheidende Posten der Ministerien für Finanzen, Verkehr, Volkswirtschaft und Unterricht, zu Deutsch : auch d i e i n n e r e Verwaltung Albaniens geht endgültig in italienisch«Hände über. Immer wieder taucht auch das Gerücht auf, Italien wolle bei dieser oder einer anderen -Gelegenheit von der albanischen Regierung die .Zustnmnung zur Ansiedlung von zehn- bis funfzehntausend Sizilianern in den fruchtbarsten Teilen des Landes, in Südalbanien, her- ausschlagen, aber ob der Fascismus auch wirtschaftlich mitnimmt, was er einstecken kann, geht es ihm im Reiche Ahmed ZvguS doch in erster Reihe um strategische Vorteil«; er will nicht Ziegenhirten hinschicken, sondern Soldaten. Albanien ist vorgeschobenes Bollwerk und Aufmarschgebiet gegen Jugoslawien und für die Ver- waMung der Adria in einen italienischen Binnensee so unerläßlich wie der Besitz Dal matiens . Das Europa , abgelenkt durch di« schwe-
ver Kriegsminister gestorben, Briana schwer krank. Painleve und Boncour öle Nachfolger?
teil» mit war Mitglied-er demokratischen Grupp« und der sozialen Aktion, die politisch zwischen der ausgesprochenen Rechten und der rechtsgerichteten Mitte steht. Er genoß als militärischer- Fachmann große! Ansehen
!, 7. Jänner. Kriegsminister t ist heut« früh nm 2 Uhr gr-
* Andrö Maginot wurde am 17. Feber 1877 in Paris geboren und war zunächst Verwaltungsbeamter. Seit 1910 gehört«r al! Vertreter des Departements Mcusc der Deputiertenkammer an. Im Ministerium Barthou wurde er 1913 Unterstaatssekretär des Kriegsministeriums und hat al! solcher damals daS Gesetz über hie dreijährig« Dienstzeit durchgebracht, während er nach dem Kriege für die 18monatig« Dienstzeit eintrat. Im Kabinett Millerand vom Jänner 1920 übernahm er das Ministerium der Pensionen. Als sicher ging er später in die Kabinette Briand und auch Poincarä über. Dazu erhielt er unter Poincarä auch das Kriegsministerium. Ms im Juni 1921 PoincarS Herrrot Platz machte, trat auch Maginot zurück. Erst nach dem Rücktritt des Kabinetts der nationalen Einigung im November 1928 mit dem Ausscheiden der Radikalen trat Maginot wieder in die von PoincarS abermals gebildete Regierung als Kolonialminister ein. Nach BriandS Rücktritt und der Neubildung der Regierung am 3. November 1929 durch Tardieu übernahm Maginot wiederum daS Kriegsministerium, das er auch im zweiten Kabinett Tardieu vom
t e n, natürlich unter der Vormundschaft Jta-1 ren wirtschaftlichen und politischen Erschüne- zu bereuen. Denn in dieser Ecke kann, wre --■•—-------" auf« dem
• Paris, ?. Jänner. Das Ableben des KriegS- ministers Maginot und die ernst« Erkrankung des Außenministers Briand geben Anlaß z« Erwägungen über ein« Umwandlung, wen« nicht sogar den vollständigen Rücktritt des gesamten Kabinetts. Das Parlament wird am 12. Jänner zu seiner ersten Sitzung in diesem Jahre zusammentreten,«nd bis dahin dürste auch Briand fein« Entscheidung getroffen habe«. Selbstverständlich würde bei einer Gesamtdemission des Kabinetts, daS auf parlamentarischem Boden nicht gestürzt worden war, der bisherig« Ministerpräsident Laval vom Präsidenten der Republik abermals mit der Regierungsbildung betraut werden. Da» Linksblatt„L'Oeuvre" meint, Laval würde das nächst« Kabinett etwas mehr nach link» orientieren. An Stell« Maginot» soll der ehemalig« Ministerpräsident«nd Kriegsminister P a i n l e v«in republikanischer Sozialist, treten. Für die Stell« des Außenministers sei dem Blatte «ach Senator Paul Boneonr ausersehen, der bisher sozialistischer Abgeordneter war, jetzt aber keiner dolitischen Grupp« angehört, dessen Person jedoch in den Kreisen der Mitt««nd der Rechten auf bedeutenden Widerstand stoß«, insbesondere wa» di« Frag« der Abrüstung betrissi. Eine Klärung dieser Frage« dürste erst in der nächste« Woche eintreteu.
und setzte sich stet- für eine starke Armee und nach dem Kriege vor allem für die Befestigung der französischen Westgrenzen ein. In der Frage der Abrüstung verteidigte er stet- das extreme Prinzip der Sicherheit durch Rüstungen." Unter der Regierung des Kartells der Linken war er einigema'e nach den allgemeinen Wahlen im Jahr« 1924-er Sprecher der Rechtsopposition und auch ihr Kandidat für das Präsidium der Kammer.. * Umbildung oder Neubildung des Kabinetts. Paris , 7. Jänner. Infolge des Ablebens Maginot» und der Erkranmng Briands beschäftigt man sich in den ParlamentScouloirS, in der Oeffentlichkeit und in den Blättern vielfach mit den verschiedensten Mutmaßungen und Gerüchten über eine breite Umbildung de» Kabinetts, eventuell über ein neues Kabinett Laval. In einigen Linkskreisen wird zwar versichert, daß die Nachrichten über eine Demission Briands verfrüht sind, doch wird demgegenüber in anderen Nachrichten ercklart, daß Briand schon einige Male die feste Absicht ausgesprochen habe, zurückzutreten. Die die Regierungsmehrheit des Kabinetts Laval bildenden parlamentarischen Parteien der Mitte und der Rechten protestieren gegen«ine eventuelle Berufung Paul BoncourS als Außenminister und gegen die Berufung Painlevss als Kriegsmini st er. Sie erklären, daß beide in der letzten Zeit systematisch gegen die jetzige Regierung stimmten und daß ihre Mitgliedschaft im Kabinett der gegenwärtigen Regierungsmehrheit nicht nur keine neuen Stimmen zuführen würde, sondern eher deren Schwächung zur Folge hätte. Sie schlagen vor, daß Laval den Borfitz und die Leitung des Außenministeriums übernehmen soll«. Al» seinen Vertreter im Innenministerium bringen sie den bisherigen Landwirtschaftsminister Tardieu oder den gegenwärtigen Vorsitzenden des Wehrausschusses der Kammer, Deputierten Oberst Fabry in Vorschlag, der der gleichen Gruppe bei demokratischen Aktion angehört, der auch der verstorbene Kriegsminister Maginot angehörte.
Briand geht nicht nach Lausanne ? Pari», 7. Jänner. Briands Befinden soll, wie«S heißt, derart sein, daß man es fast als bestimmt onnimmt, er werde sich nicht zu«Konferenz nach Lausanne begeben können. Unter diesen Umständen dürfte die französische Delegation unter Führung des FinanzministerS Flandin, vielleicht mit Unterstützung eines anderen Ministers Üben. Ministerpräsident Äval wird höchstwahWeinlich der Erömmna der Reparationskonserenz beiwohnen und sich erst später, wenn die Arbeiten ihrem Ende ent» gegengehen, wieder nach Lausanne begeben. Als Datum des Zusammentritts der Reparationskonferenz wird haute der 20. Jänner genannt.
schehenS über sie herein. Sie ließ die Hände von chm gleiten, müde, der Kopf sank ihr wie haltlos nach vorn auf die Brust. „DaS Loch im Himmel flüsterten ihre blutleeren Lippen. Und als fürchte sie eine Schwäche, sagte sie:„Gch—!" Er hatte sich schon erhoben.. DaS Ränzel hing verstaubt über dem Bette an der Wand. Nun nahm er es vom Nagel und hing es sich Wer die Schulter. „Leb wohl——" sagte er. „Wohin gehst du—?" fragte sie, als er zur Türe schritt. „Ich weiß nicht" antworte er. ,^Jch muß wohl gehen—. Irgendwohin" Und er ging, ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen, die starr und weiß in der Stube stand, im hellen» festlichen Kleide, mit der blühenden Blume im Mieder und schrecchaft weit geöffneten Augen, in denen aller Glanz erloschen war. Vom Kruge herüber schluchzten die Geigen und piepten die Flöten. Drunten schlug die HauStüre schwer ins Schloß. Das war das EWe—.
Er kam noch einmal. Der Herbst war lärmst in den Winter hinübergedämmert. Zwei Tage und zwei Nächte lang schon'fielen di« weißen, kalten flocken vom verhangenen Himmel. In der dritten Nacht risien die Hunde bellend an den Ketten. Am Morgen fand man ihn. Tot. In der Hand hielt er die Branntweinflasche. Im Ränzel aber, fein säuberlich in ein zerschlissenes Hemd gewickelt, lag die Geldkatze des Wilhelm Todt, prall gefüllt mit Silberlingen—. Es waren ihrer gerade ein volles Dutzend—. (Schluß.)
AbrüstuugsdiffLreuzeu. Paris , 7. Jänner. In Argenteuil in der Umgebung von Paris kam es gestern abends in einer von den Linksparteien einberufenen Versammlung, die der Frage der Abrüstung gewidmet war, zu einem Zusammenstoß zwischen nationalistischen und royalistischen jungen Leuten. Bei der Rauferei erlitten 40 Personen leichte Verletzungen. Eine große Zahl von Exzedenten wurde in Haft genommen.
Marr hat Recht gehabt! vekeuntnis eines tschechische« Agrariers. Die Krise, in der sich die Weltwirtschaft und damit die ganze Menschheit befindet, ist ein derartig schlüssiger Beweis für die Richtigkeit der Marxschen Theorie, daß dies auch die heftigsten Gegner der Arbeiterklasse zu begreifen beginnen. So schreibt im Zentralorgan der tschechischen Agrarier„Benkov" Jng. Fratisek UdrLal, vermutlich der Sohn des Ministerpräsidenten: Di« Entwicklung der Industrie in den Nachkriegsjahren, da der technisch« Fortschritt die Arbeiter aus den Fabriken hinauswirft«nd sie durch Maschinen ersetzt, da Mammutunternehmen mit einer ungeheuren TageSerzeugung entstanden sind, scheint der Prophezeiung MarxenS von der Konzentration der Produktionsmittel in einer HaNd zu entsprechen. Herr UdrLal stellt allerdings fest, daß Marx nicht Recht behalten bat mit seinen Auffassungen über die Entwicklung der Landwirtschaft, worüber es mit den Agrariern schwer wäre zu streiten, weil sie gewisse. Dinge nichts verstehen wollen. Vorläufig genügt es uns, wenn man im„Ben- kov" die Lehre verkündet, daß Marx für die industrielle Entwicklung Recht gehabt hat. Daß aber die industrielle Entwicklung für die Landwirtschaft nicht gleichgültig ist, spüren die Ge» sinnungsfreuude des Herrn UdrLal in der fetzigen Krise wahrscheinlich Mehr, als ihnen lieb ist.
Internationale Abkommen. Prag , 7. Jänner. Heute wurden im Außenministerium in Prag dre Ratifikationsurkunden des Abkommen» zwilchen der Tschechoflowakischen Republik und der Litauischen Republik über den gegenseitigen Rechtsschutz und die gegenseitige Rechtshilfe in bürgerlichen und HanoelSangele» oenHeiten ausgetauscht, das in Köwno am 24. April 1931 unterzeichnet wurde, sowie des Abkommens zwischen der Tschechoflowakischen und der Litauischen Republik über die Auslieferung von Verbrechern und die Rechtshilfe in Strafsachen, das in Kownö am 24. April 1931 unterzeichnet wurde. Die beiden Abkommen treten einen Monat nach' dem Austausch der Ratifikationsurkunden, d. i. am 7. Feber 1932 in Kraft. Das tschechoflowakisch- brasilianische Handelsabkommen, das durch Regierungskundmachung am 22. Dezember 1931 in provisorische Wirksamkeit gesetzt wurde, wurde dieser Tage der Nationalversamnuung vorgelegt. Das Abkommen hat am 27. Dezember 1931 Geltung erlangt und gilt zwei Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit kann eS beiderseits mit sechsmonatiger Frist jederzeit gekündigt weiden. Durch das Abkommen garantieren beide Staaten einander die Behandlung nach der Meistbegünstigung. Der tschechoflowa- kische Handel, der sich„erfolgversprechend mit Brasilien entwickelt, erhält dadurch eine feste rechtliche Basis für die Zukunft. Stbibrny- Versammlung aufgelöst. Di« gestern abends abgehaltene, außerordentlich stark besuchte Stribrny-Versammlung aus der Sophien- insel wurde nach ungefähr drei Viertelstunden Dauer während der Rede des Abg. Stribrny aufgelöst. Die Menge drängte von der Sophien- insel auf die Straße, wurde jedoch von starken Polizeiabteilungen, di« außerordentliche Vorkehrungen getroffen hatten, von der Nationalstraße zurückgedrängt und zog, nationale Lieder singend und Hochrufen auf Stribrny ausbringend, durch die Nebengassen in daS Stadtinnere. Auf dem Wenzelsplatz kam es zu Kundgebungen, wobei die Polizei die Massen in die Seitengassen abtrieb. Einige Personen wurden verhaftet.
Beratungen des gnterualionaleu Arbeitsamtes. Genf , 7. Jänner. (S. D. A.) Die Tätigkeit des Internationalen Arbeitsamtes.im Jänner 1932 zeichnet sich vor allem durch die 58. Session des Berwaltungsrates aus, der vom 13. bis 18. Jänner in Genf tagen wird. Im Lauft dieser Session wird der Verwaltungsrat den Bericht seiner Kommission für die Arbeitslosigkeit über die Krise und die Dauer der Arbeitszeit entgegennehmen. Ferner soll das genaue Datum für di« nächste Lession der Internationalen Arbeitskonferenz festgesetzt tverden, di« infolge der in Genf stattfindenden Abrüstungskonferenz sehr wahrscheinlich früher stattfinden wird als gewöhnlich. Der Berwaltungsrat hat auch die Tagesordnung für die Internationale Arbeitskonferenz des Jahres 1933 aufzustellen, die folgende Fragen zu behandeln habe» wird: Die ArbeitSlosen-Bersiche- rung, di« bezahlten Ferien und die Beschäftigung von Frauen und KlNdern in Uutertagdctriebcn.