Einzelpreis 70 Heller.

Sozialdemokrat

Jentralorgan d Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

12. Jahrgang.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

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Gonntag, 10. Jänner 1932

Bergarbeitereretutive für Deutschlands   Ziel in Lausanne  :

Ratifizierung des Arbeitszeit Völlige Streichung der Reparationen

abkommens.

Genf  , 9. Jänner. Das Exekutivkomitee der Erklärung Brünings gegenüber dem englischen Botschafter. Internationale der Bergarbeiter nahm in seiner heutigen Sitzung eine Entschließung an, die mit Entrüstung feststellt, daß die Konferenz der Re­gierungsvertreter der Kohle erzeugenden Länder vom 7. Jänner in Genf  , die sich mit der Mög­lichkeit der Ratifikation der internationalen Kon vention über die Arbeitszeit in den Kohlenberg­

London, 9. Jänner. Der Star" veröffentlicht ein Reutertelegramm aus Berlin   über einen Besuch des englischen Botschafters bei Brüning  . Hierbei verständigte der Reichskanzler den englischen Botschafter davon, daß Deutschland   weder jetzt noch in Zukunft irgendwelche Reparationen zahlen könne, wenn das wirt­schaftliche Leben der Welt wiederbelebt werden solle. Die deutsche Abordnung müsse auf der Lausanner   Konferenz dringend für die vollständige Streichung der Reparationen eintreten.

werken zu beschäftigen hatte, nicht zu befriedigen Fortsetzung politischer Zahlungen unmöglich."

den Schlußfolgerungen gelangt ist. Das Exekutiv­fomitee richtet an die der Bergarbeiterinternatio­nale angeschlossenen Organisationen den dring­lichen Appell, die Regierungen zu einem Verzicht auf ihre Haltung zu veranlassen.

*

Die Rechte läßt sich Zeit. Entscheidung nicht vor Montag.

Berlin  , 9. Jänner. Heute in den ersten Mit tagsstunden fand neuerdings eine einstündige Unterredung zwischen dem Reichstanzler und Hitler   wegen der Amtsverlängerung Hin­denburgs statt. Nachmittags wurde eine längere Besprechung zwischen Hitler  , Hugenberg   und an deren Rechtsoppositionellen abgehalten.

Paris  : Die Konferenz gegenstandsios! Berufung an den Internationalen Gerichtshof in Haag. Paris  , 9. Jänner. Zu der Aeußerung des Reichskanzlers Tr. Brüning teilt die Agence Havas mit: Nach der allgemeinen Meinung macht der von Deutschland   am Vorabend der Kon­ferenz von Lausanne   eingenommene Standpunkt, wie es scheint, die Konferenz der Mächte, welche den Young- Plan unterzeichnet haben, gegenstandslo 3, denn Deutschland   bekun det bereits jetzt, ohne die Ergebnisse der Tagung abzuwarten, den Willen, sich seinen aus dem Young- Plan erfließenden Verpflichtungen zu entziehen.

Nr. 9.

Helfer des Fascismus.

Eine Antwort an die Kommunisten.

Nicht nur die sozialistische Arbeiterschaft, auch das Bürgertum ist sich dessen bewußt, daß die Zerrissenheit der Arbeiterbewegung die Stärke ihrer Gegner ebenso wie die Schwäche der Arbeiterklasse bedeutet und darauf baut die die Reaktion ihre Hoffnungen auf. Es ist nicht einmal, sondern mehrfach geschehen, daß von den Vertretern und Organen der Bourgeoisie offen eingestanden wurde, die ganze. Entwid­lung hätte eine ganz andere, für das Bürger­tum gefährlichere Wendung genommen, wenn ihm eine einige sozialistische Macht gegenüber­gestanden wäre und erst vor kurzem hat ein

Brüning: Für Kompromißlösungen keine reale Möglichkeit mehr. Berlin  , 9. Jänner, Ueber die Haltung der nichts anderes tun, als die gegebene Sachlage reichsdeutsches schwerindustrielles Blatt, die Reichsregierung und der deutschen   Delegation in darzustellen und an die anderen beteiligten Re- Deutsche Allgemeine Zeitung" bekannt, es Lausanne   erklärte Reichskanzler Dr. Brüning gierungen die Aufforderung zu richten, daß sie sei für die Aufrichtung eines gesunden bür­dem Chefredakteur des Wolffbüros gegenüber auch ihrerseits dieser Sachlage Rechnung trügen gerlichen Staates von höchster Bedeutung, daß Genf  , 9. Jänner. Der Vollzugsausschuß der u. a. Gewerkschaftsinternationale trat gestern in Genf  Es liege klar zutage, daß Deutschlands   Lage suchten, für die eine reale Möglichkeit nicht mindestens bis zur Machtübernahme durch die Rechte die Zersplitterung im sozialistischen  zu einer Prüfung der Lage zusammen, die durch ihm die Fortseßung politischer 3ah mehr gegeben sei. durchlungen unmöglich mache. Ebenso klar sei, Abschließend erklärte der Reichskanzler, er Lager andauert" und es scheine ,,, daß man mit die Stellungnahme der Vertreter der fohleerzeu genden Länder entstanden ist. Der Ausschuß wird daß jeder Versuch, das System solcher politischen glaube bestimmt, daß es heute in keinem Lager dieser Uneinigkeit rechnen darf". Ihrer durch ferner das Programm des Grubenarbeiterkongres- Zahlungen aufrecht zu erhalten, nicht nur für mehr an der inneren Einsicht in die Notwendig die von ihnen herbeigeführte Spaltung ver­ ses  , der im August in London   stattfindet, be- Deutschland  , sondern für die ganze Welt zu feit der jetzt zu ziehenden Schlußfolgerungen fehle. ursachten schweren Schuld an der Lähmung Unheil führen müsse. Bei diesem Stande der Es komme nur darauf an, auch den Mut zur Ber  - der Offensiv-, ja schon der Widerstandskraft sprechen. Dinge sei der Reichsregierung ein Spielraum für wirklichung dieser Einsicht zu finden und, wie der der Arbeiterklasse sind sich natürlich, ohne sie Ueberlegungen, welchen Standpunkt sie einzuneh- Sachverständigenbericht sage, die Behandlung eingestehen zu wollen, auch die Kommunisten men habe, überhaupt nicht gegeben. wirtschaftlicher Probleme nicht wieder durch poli- bewußt, sie wissen, daß eine einige Arbeiter­Sie fönne auf der bevorstehenden Konferenz tische Gedankengänge beeinflussen zu lassen. klasse dem Sput des Fascismus sehr rasch eint Ende bereiten und daß auch der Verelendungs­politik des Kapitalismus ein unüberwind licher Damm entgegengesetzt werden würde. Darum reden sie immer wieder von der Ein­heitsfront, als deren Befürworter sie gerne in den Augen der Arbeiter erscheinen möchten. In der Praxis sind sie allerdings die bösartigsten Saboteure der Einheitsfront, Zerstörer am Ge­danken eines Zusammenschlusses der arbeiten­den Massen zu gemeinsamer Abwehr des gegen diese gerichteten Ansturmes des Bürgertums und seiner fascistischen Landsknechte. Die Ein= heitsfront von der sie faseln, soll eine ,, rote Einheitsfront" sein, das heißt eine, in der die jozialdemokratischen Arbeiter aufhören Sozial­demokraten zu sein und sich blindlings ,,, über die Köpfe der sozialdemokratischen Führer hinweg" dem Kommando Moskaus   unterord­nen. Rote Einheitsfront- ein albernes und Regierungsschulden in ein System zu bringen, verbrecherisches Schlagwort, um die Schuld an und eben daran arbeitet im gegenwärtigen Augen der Zerrissenheit der Arbeiterklasse vergessen blick die französische   Regierung, indem sie mit zu machen, Rote Einheitsfront- das ist großer Versöhnlichkeit die Formeln studiert, ihnen nicht Kampf gegen die Gegner der Ar­velche geeignet wären, die Gläubiger und Schuld- beiterschaft, sondern Stampf gegen die Sozial­ner unter einen Hut zu bringen und eine Er- demokratie. Wenn die Worte, die dem Reichstanzler leichterung der Krise herbeizuführen. Oft schon In konsequenter Befolgung dieses schänd­Brüning zugeschrieben werden, richtig reprodu- wurde aber gesagt, daß die gegenwärtige Krise ziert wurden, so würde das bedeuten, daß die wenigstens in finanzieller Hinsicht eine lichen Doppelspieles hat naturgemäß auch der deutsche Regierung der Gültigkeit der Bestim- Kerise des Kredites, das ist eine Strife des Ver- bon uns vor einigen Tagen veröffentlichte mungen des Young- Planes und des Friedensver- trauens, darstellt. Die Krise wäre unüberwind- Artikel ,, Weg mit der Spaltung!" aus trages von Versailles   ein Ende seben will. Man bar, wenn sie noch durch die Verletzung des der Feder des ehemaligen kommunistischen  muß die offizielle Bestätigung des Wortlautes ab- Respektes vor den Verträgen kompliziert würde, Abgeordneten und seither zu den tschechischen warten. Klar ist jedoch, was die angelegten Kapitalien nur noch zu einem Sozialdemokraten zurückgekehrten Genossen E. Burian bei den Kommunisten weder größeren Mißtrauen veranlassen könnte. Wenn der Konferenz von Lausanne   eine Gnade noch Verständnis gefunden. Die darin solche Erklärung vorausgehen sollte, daß enthaltene ernste Mahnung vor der drohenden Deutschland   nicht gesonnen ist, seinen Zah­

Nach einer parteiamtlichen Mitteilung der Nationalsozialisten ist es noch zu keinem defini­tiven Abschluß gekommen; die Beratungen wer­den heute und morgen fortgehen, so daß frühe­stens am Montag nachmittags eine Entscheidung getroffen werden dürfte.

Für Sonntag mittags ist eine Besprechung zwischen dem Reichskanzler und Hugenberg  vorgesehen.

Zu der Präsidentenfrage schreibt die ,, Bos­fische Zeitung": Der Reichspräsident hat in die Verlängerung feiner Amtszeit nur unter der Voraussetzung eingewilligt, daß alle Parteien zu­Stimmen und daß sie durch ein verfassungsändern des Gesetz erfolgt, das vom Reichstag beschloffen wurde. Der Reichspräsident hat mehrfach seinen Willen erklärt, ich in seiner wie im zur Wahl mer gearteten Form stellen zu lassen, weder als Kandidat einer Partei noch einer Gruppe von mehreren Par­feien noch auch als alleiniger Kandidat aller Bar­beien von der äußersten Rechten bis zur Sozial demokratie.

Kreditverlängerung für die Reichsbant.

Berlin  , 9. Jänner. Reichsbankpräsident Dr. Luther ist zu den am Sonntag beginnenden Beratungen der BJZ nach Basel   abgereist. Dr. Luther wird bei dieser Gelegenheit die Verlän gerung des der Reichsbank gewährten Hundert Millionen Dollarkredits beantragen. Eine Pro­longation auf drei Monate zu den bisherigen Be­dingungen dürfte, wie man annimmt, keine Schwierigkeiten bereiten.

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Auch Defterreich verlangt Devisen­fredite.

Wien  , 9. Jänner. Wie die Reichspost" er­fährt, wird der Präsident der Desterreichischen

In diesem Zusammenhang muß übrigens daran erinnert werden, daß der Young­ Plan   das Vorgehen festseßt, das im Falle einer Unterbrechung der deutschen   Zah­lungen eingeschlagen werden soll. Der Young- Plan sett insbesondere fest: Sollte Deutschland  ( wie dies jeßt der Fall ist) dem Young- Plan zuwiderhandeln, so soll eine Berufung an den Infernationalen Gerichtshofim Haag eingebracht werden. Es wird an den interessierten Regierungen und insbesondere an Frankreich   liegen, sich über die gegen­über den von Deutschland   beabsichtigten Nichteinhaltung seiner Berpflichtungen einzuneh­mende Stellung zu verständigen."

Das geheiligte Recht auf Reparationen". Paris  , 9. Jänner. Finanzminister Ian din richtete heute abends an die Vertreter der Presse eine Rundgebung über den angeblichen Ausspruch des Reichskanzlers Dr. Brüning in der Reparationsfrage. In seiner Kundgebung führte Minister Flandin etwa folgendes aus:

der

daß kein Franzose eine einseitige Auffündigung der freiwillig unterzeichneten Abkommen an­nehmen könnte, eine Auffündigung, die eine Vernichtung unseres geheiligten Rechtes auf Reparationen bedeuten würde.

Niemand wird den Ernst der Weltkrije, jagte Minister weiter, leugnen. Um die Periode der Depression zu überwinden, ist es notwendig, die **

Lausanne  doch erst am 25. Jänner.

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lungsverpflichtungen nachzukommen, dann wäre fascistischen Gefahr, vor der insbesondere das es überflüssig, die Konferenz einzuberufen. deutsche   Proletariat steht, wird in ihren Blät­Und tatsächlich ist es nicht nötig, die Rechte tern mit den nun schon abgedroschensten Frankreichs   aufopfern und gleichzeitig seine Schlagworten und kraftmeiernden Phrasen, Mitarbeit verlangen zu wollen.

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Reparationsvorverhandlungen in Baris.

aus denen weder Vernunft noch Verantwor= tungsgefühl spricht, abgetan. Man könnte mei­nen, daß die kommunistischen   Zeitungsschrei­ber vom Haß gegen die Sozialdemokratie ſo blind geworden sind, daß sie das Naheliegendste

Paris  , 9. Jänner. Ministerpräsident Laval nicht mehr sehen, aber nicht einmal dieser Haß Nationalbant bei der Verwaltungsratssigung der London  , 9. Jänner. Amtlich wird mit verhandelte heute Vormittag mit dem ehemaligen ist echt, wie auch alles andere an ihnen, das BJ3 am 11. Jänner die Dringlichkeit eines geteilt: Nachdem die französische   Regierung nun- belgischen Finanzminister Francqui  , der sie nicht aus innerem Antrieb, sondern weil es Devisenkredites für die Desterreichische mehr hat erklären lassen, daß ihr infolge dringen- Belgien   auf der Konferenz in Lausanne   vertreten ihnen eben anbefohlen ist, ausüben. Unecht, Nationalbank darlegen. In den Devisenschatz der der parlamentarischer Arbeiten frühestens der wird, sowie mit dem rumänischen Finanzminister wie so ziemlich jedes Wort, ist auch der Haz Argetojano. Finanzminister Flandin hatte eine gegen die Sozialdemokratie, den sie marfie­Nationalbank sind Devisenkredite von 190 Millio­nen Dollars eingerechnet, die teils von der B3, 25. Jänner als Beginn der Lausanner   Repa- Unterredung mit dem Gouverneur der Bank von ren, um das Wohlgefallen ihrer Auftraggeber teils von der Bank von England   herrühren. Dr. rationskonferenz zusage, hat die britische Regie- Frankreich   Moret. Der englische   Schatzamts zu erringen und den sie als Antwort auf den Reisch wird versuchen, einen Kredit von 60 Mil rung die anderen Regierungen entsprechend ver- delegierte Sir Frederick Leith- Roß   nahm Artikel des Genossen Burian bereithalten. Die Mil- rung zu erringen und den sie als Antwort auf den lionen Schilling als Manipulationsreserve zu ständigt, und dabei die Hoffnung ausgesprochen. heute seine Verhandlungen mit den Delegierten vorgeschriebene Formel lautet, daß die So. des französischen   Finanzministeriums über Wäh­erhalten, das ist jener Betrag, der an die Bank von England  ( 50 Millionen) und an die B33   daß dieser Zeitpunkt für sie als endgültiger rungs-, Finanz- und Wirtschaftsprobleme und die; ialdemokratie der Sauptfeind ( 10 Millionen) im Herbst 1931 zurückgezahlt Beginn der Verhandlungen annehmbar sein Reparationsfrage wieder auf. Die Verhandlungen im Proletariat" ist und daß gegen sie ,, der Hauptschlag in der gegenwärtigen Periode werden am Montag fortgesetzt.

wurden.

werde.