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Sozialdemokrat

Zentralorgan d.Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republi

12 Jahrgang.

Neue japanische Angriffe abgewehrt.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Samstag, 6. Feber 1932

Vorstoß Frankreichs in Genf .

Ein Abrüstungsplan, der dem Völkerbund ausgedehnte Exekutivgewalt geben soll.

Gelächter

Nr. 32.

in Deutschland .

Man lacht wieder einmal in Deutsch

Genf , 5. Feber. Der französische Dele- einer provisorischen Zwangsgewalt, land herzlich, unbändig und zwerchfellerschüt­welche bestimm twäre, einen Angriff zu unterdrücken, ternd. Trotz Krise und Not. Gegenstand dieses oder dem Staate, der angegriffen würde, sofortige stürmischen Gelächters ist die Figur eines Hilfe zu gewhären. Diese Kräfte werden immer zur neuen Hauptmanns von Köpenid. Und der Disposition des Völkerbundes stehen, der für ihr in dieser Rolle auftrat ist niemand anderer, Kommando sorgen wird. als ER, Adolf der Große, Wilhelm III. , wie ihn einer. seiner früheren Anhänger hohnvoll getauft hat, er, der Osaf", der Erneuerer Deutschlands , zu dem die Haken. treuzjünglinge wie zu einem Halbgott auf blicken, die sich niemals wieder die Hände waschen, wenn er ihnen die Hand gedrüdt hat und für den sich alle hysterischen teutschen Jungfrauen, wie wir an anderer Stelle be­richten, Hausaltäre errichten wollen.

Shanghai , 5. Feber. Heute morgens seßte die Beschießung von Tschapai wieder ein. Die Japaner halten die an die Konzessionsszone grenzende Ostseite von Tschapei bejezt. Eine japa­nische Abteilung unternahm von Norden längs gierte Tardieu hat am Schluß der heutigen der Bahn Wujung- Tichapei eine Umgehung Vollversammlung der Abrüstungskonferenz zur gegen Schapei. allgemeinen Ueberraschung dem Präsidenten Nach chinesischen Meldungen soll es Gene- Henderson ein Memorandum übergeben, ral Tichai gelungen sein, mit frischen Truppen worin der Standpunkt der französischen Regie­die bei Wusung landenden Japaner zurüd- rung zu den Aufgaben der Abrüstungskonferenz zuweisen. Dabei sollen die Japaner 60 Tote niedergelegt ist. berloren haben. Die französischen Vorschläge betreffen vor Die Chinesen, die durch die heftigen An- allem Maßnahmen für die Luftstreit griffe der japanischen Abteilungen an einigen träfte, da die Luftwaffe, wie Tardieu erklärte, Stellen zeitweise zurückgedrängt wurden, haben nicht nur eine neue Waffe, sondern auch die ge­gegen Ende des Tages die früheren Stel fährlichste Waffe für die Zivilbevölkerung sei. lungen wieder eingenommen. In den Frankreich schlägt vor: Nachtstunden dauert die Schlacht in bedentend verringertem Maßstab fort. Der japanische Ge neral Shioja wa, der kein Harakiri verübte, wie eine gestern verbreitete Meldung besagte, gibt zu, daß die heutige japanische Offensive in Tschapei nicht von Erfolg gekrönt war.

Luitkämpie über Tschapai.

Ein Japaner abgestürzt.

Zwei chinesische Flugzeuge griffen heute vormittag sechs japanische Bombenflugzeuge an. Die Japaner entfernten sich in der Richtung auf den Fluß; eines ihrer Flugzeuge stürzte bei

Schabei ab.

Bisher standen die Chinesen den japanischen Luftangriffen beinahe wehrlos gegenüber. Die­fer erste Zusammenstoß in der Luft wird sich vielleicht als Einleitung großer Luftgefechte über der Niederlassung herausstellen, denn es verlau­tet, daß heute vormittag aus Nanking 18 chine fische Flugzeuge eingetroffen sind, deren Befat­zung außerst fampfluſtig sei.

Japan sendet Verstärkungen Die japanische Regierung teilte den Ver­ einigten Staaten mit, daß sie eine Division Truppen nach Schanghai zu entsenden beab. fichtigt.

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1. Die Internationalisierung der Zivilluftfahrt. Von Angehörigen der Staaten, welche die betreffende Konvention unterzeichnen, werden nur Flugzeuge, die nicht zu militärischen Zweden verwendet werden können und deren Tonnage unter einer bestimmten Grenze liegen wird, worüber die Konferenz entscheidet, gebaut und frei verwendet werden dürfen. Ueber die Konstruktion und Verwendung von Flugzeugen mit einer Tonnage oberhalb dieser Grenze werden die kontinentalen, interkontinentalen und interkolonialen Organisa­tionen entscheiden, die insgesamt dem Schuh des Völkerbundes, dem allein das dauernde Requisis tionsrecht über dieses Material zuerkannt werden wird, untergeordnet werden.

Schließlich wird in dem französischen Vorschlag daran erinnert, daß die französischen Propofitionen ohne verschiedene Maßnahmen politi. ichen Charakters undenkbar sind, worüber im Schoße des Völkerbundes schon durch Jahre verhan­delt wurde, d. i. z. B. die Verpflichtung der Arbitrage, die Definition des Begriffes des An­greifers, die Bestimmung einer Garantie, soweit es sich um eine rasche Entscheidung über die An­wendung der vorbereiteten internationalen Macht handelt, ferner Vorschriften, welche durch die ver­Hauptmann von Köpenick ? Nein, das schiedenen internationalen Gefeße gegeben sind, die noch genauer abgegrenzt werden müssen und schließ war noch eine wahre Heldenfigur gegen Hit­lich die Vorausseßung einer internationalen ler als Gendarmeriekommissär, zu welcher kontrolle des Rüstungsstandes. Dies Würde Hitler sich von seinem Nazispezi Friet sind Forderungen des Völkerbundes, die er schon emporschwindeln ließ, um sich auf diese Weise früher aufgestellt hat. Zu diesen bereits bekannten die deutsche Staatsbürgerschaft zu erschleichen. Forderungen würden neue Vorschriften über den Der sogenannte Hauptmann von Köpenid, Schutz der Zivilbevölkerung hinzukommen.

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Die 14 Bizepräsidenten gewählt.

2. Lediglich der Völlerbund wird ermächtigt fein, mit den Militärflugzeugen schwererer Art und den Flugzeugen mit einem großen Aktionsradius, b. i. mit Flugzeugen, die eine größere Tonnage In einer Rede zu den Pressevertretern, mit haben, als durch die bestimmte Grenze festgesetzt wird, au disponieren. Bezeichnen wir die Grenze z. B. mit der Tardieu, den französischen Vorschlag zur y. Den bereits bestehenden militärischen Luftstreit- Rüftungsbeschränkung einbegleitete, führte er an, Träften wird die freie Disposition über Flugzeuge daß der französische Vorschlag weiter gehe. unter einer bestimmten Tonnagegrenze, die z. B. als der der Abrüstungskonvention vom Jahre mit 3 bezeichnet wird, überlassen werden. Aber diese 1930, welcher die Unterlage für die jetzigen Kon­militärischen Luftstreitkräfte dürften feine Flugzeuge ferenzarbeiten sein soll. mit größerer Tonnage als y bauen lassen. In die militärischen Luftstreitkräfte werden nur mittlere eingereiht werden dürfen, deren Tonnage sich zwischen Shanghai , 5. Feber.( Reuter.) Das britische bieſen beiden Limiten, d. i. zwischen 3 und y be­Flaggschiff, en t" mit Admiral Kelly an Bord Ueber diese Flugzeuge werden nur die Staaten und sieben amerikanischen Torpedobootzerstörer disponieren können, welche sich verpflichten, daß sie sind im hiesigen Hafen eingelaufen. Ferner ist sie dem Völkerbund für den Fall einer der amerikanische Transportdampfer Chau­gemeinsamen Aktion zur Verfügung mont" mit 1200 Marinesoldaten an Bord hier stellen, wenn es sich darum handelt, einem Krieg eingetroffen. borzubeugen oder einen Krieg zu unterdrüden. Dem Japanische Vorhut in Charbin . gegenüber kann jeder Staat, der dieses Abkommen unterzeichnet und das Opfer eines Fliegerbombar demment würde, sofort alle seine Flugstreitkräfte, auch jene verwenden, von denen bestimmt ist, daß sie dem Völkerbunde zur Disposition gestellt werden müssen, aber unter der Bedingung, daß er dies bor her dem Völkerbunde notifizieren wird.

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Paris , 5. Feber. Eine Meldung der japanischen Telegraphenagentur Rengo" be­stätigt, daß die Vorhut des japanischen Erpedi­tionsheeres heute früh, ohne Widerstand zu finden, in Charbin eingerüdt ist.

Mellon Botschafter in England. Washington, 5. Feber.( Reuter.) Der Außen­ausschuß des Senates stimmte einmütig der Ernennung des ehemaligen Finanzministers Mellon zum Botschafter in Großbritan­ nien

zu.

Die franzöfifche Anleihe. Paris , 5. Feber. In der Nachmittagsjigung der Kammer wurde zur Behandlung in der Fi nanzkommission der Gefeßentwurf, betreffend die Gewährung einer Anleihe von 600 Millionen Franken an die Tschechoslowakei zur Verteilung gebracht.

wegen wird.

3. Der französische Vorschlag empfiehlt dann, daß unter diesen Bedingungen dem Völkerbunde das Material für einen Land- und Seekrieg, das sind die schwere weittragende Artillerie, ferner die Kriegs­schiffe, die mit Geschüßen von mehr als 203 Milli­meter Kaliber ausgerüstet sind, oder Schiffe, die eine größere Tonnage als 10.000 Tonnen haben( capital ships), schließlich alle Unterseeboote, die eine größere Tonnage aufweisen, als eine bestimmte Tonnenzahl, worüber sich die Staaten einigen sollen, zur Ver­fügung gestellt werde.

4. In dem französischen Vorschlag wird ferner an die Errichtung einer internationalen militärischen Polizeimacht gedacht, welche einen Krieg verhindern soll, ferner an die Errichtung

Brüning frühstückt mit dem Extronprinzen.

Der Gipfelpunkt der Legalitätsdufelei. Nazis werden in die Reichswehr aufgenommen. Berlin , 5. Feber. Das Berliner Tageblatt" Berlin , 5. Feber. Wie die Blätter melden, hat Reichswehrminister Groener einen Erlaß schreibt: Es ist bekannt geworden denn nichts herausgegeben, mit dem die frühere Bestimmung bleibt verborgen- daß der Reichskanzler Brü­

Flugzeuge und Artillerie dürften feine Geschosse das war in seinem Privatleben ein armer verwenden, welche Giftgaje, Zündstoffe oder mikro- Teufel von Schuster, der mit seinem lustigen bische Stoffe enthalten. Das Bombardement durch Streich den wilhelminischen Militarismus Flugzeuge oder Artillerie auf eine bestimmte Ents und Untertanengeist zum Gaudium aller fernung von der Front wird verboten. Aehnliche Welt an den Pranger stellte. Mit seiner Richtlinien müßten für die Beschießung der Küsten brolligen Figur blamierte er nicht sich, son­dern den aufgeblasenen preußischen Offiziers­durch Kriegsschiffe gelten. dünkel und er hatte die Lacher auf seiner Seite. Aber Hitler? Mit ihm wird niemand lachen, nur über ihn. Das Bild wird nie­mand mehr aus seiner Vorstellung tilgen tön­nen: Hitler mit seiner Stirnlocke und seinem Bärtchen, zu dem ihm Chaplin Modell gestan den ist, in der Uniform eines Gendarmerie­kommissärs, den scheppernden Säbel an der Seite, stolz durch die Straßen des fleinen thüringischen Städtchens Hildenburghausen Genf, 5. Feber. Die heute nachmittags ab- schreitend! Er, den die Anbeter seiner Anhän gehaltene Vollfigung der Abrüstungskonferenz ger gegen Hindenburg zum Kandidaten für war vor allem der Wahl der restlichen sieben die Präsidentschafts- Wahl in Deutschland Vizepräsidenten gewidmet, nachdem auf Grund machen möchte, Er, in dem sie phantasie­des gestrigen Beschlusses sieben Vizepräsidenten beschwingt schon den künftigen Diktator tellen im voraus an die Großmächte vergeben oorden waren. Die Abstimmung war geheim. Deutschlands sehen! Er, zu dem in das Mün Im fünf Uhr nachmittags gab der Vorsitzende chener Braune Haus auch unsere Nazis wie olgendes Ergebnis der Abstimmung bekannt: zu einem Dalai Lama pilgern, um sich Wei­Abgegeben wurden insgesamt 54 Stimmen, die jungen für ihre Politit erteilen zu lassen! alle gültig waren. Die absolute Mehrheit beträgt Nun ist er zur Hauptfigur einer Komödie, demnach 28. Es erhielten: Frankreich 54 nein, einer Posse und Groteske geworden, wie Stimmen, Italien 54, Großbritan sie lacherregender faum gedacht werden kann. nien 53, die Vereinigten Staaten 52, Schiebung- das ist eines der Schlag Deutschland 50, Japan 47 und So­wjetrußland 36 Stimmen. Für die übrigen worte in den nationalsozialistischen Versamm sieben Vizepräsidentenstellen wurden abgegeben: lungen und es wird gewöhnlich noch durch Für Schweden 48 Stimmen, Spanien das Beiwort jüdische" geschmückt. Jüdische 43, Argentinien 39, Belgien 36, die Schiebung, das Schlagwort ist der dunkle fch e choslowakei 35, Polen 33 und Hintergrund, von dem sich die germanische Oesterreich 32 Stimmen. Sittenreinheit der Nazibrüder umso wirkungs­Als Vizepräsidenten werden fungieren: voller abheben soll. Wo und wann aber wurde Tardieu- Frankreich , Macdonald Groß eine tollere, infamere Schiebung unternom­britannien, Grandi Italien , Matsu­deika Japan , Brüning Deutschland, men, als durch die Tat des früheren national Stimson Amerika, Litwinow Sowjet sozialistischen Innenminister in Thüringen , rußland , Bosch Argentinien , R a me 1- Herrn Dr. Frick! Der große Adolf ist kein Schweden , Hyman 3 Belgien, Dr. Bene s deutscher Staatsbürger. Er ist in Braunau am Tschechoslowakei , PflügI Desterreich, 3uJnn geboren, war also Oesterreicher und ist Iuetta Spanien und 3alesti Bolen. - ein Staatenloser geworden, weil er sich zu Kriegsbeginn seiner Militärdienstpflicht in Desterreich durch Flucht entzogen hat. Das ist der große Schmerz der Nazis, denn als Staa tenloser fann Hitler nicht einmal für den Reichstag kandidieren. Diesem Uebel suchte während seiner Amtszeit Herr Frid als

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rungschefs nicht mit Extronprinzen dejeunieren, versteht man die Harmlosigkeit dieser Zusammen­funft. Es war nichts dabei, aber es sieht so aus, als ob."

Hitlers Ginbürgerung rechtsunwirksam. ehrenwerter Innenminister durch Mißbrauch Berlin , 5. Feber. Der Reichsinnenminister seines Amtes abzuhelfen. Da Hitler wegen tionalsozialiſtiſchen Bartes, als einer ſtaatsfeind bei dem General& drei der gefrühſtückt hat lichen Partei, nicht Angehörige der Reichswehr Diese Tatsache gibt Stoff zu vielfachen Erörterun- Groener hat noch gestern abends dem Reichs- Sochverrats, begangen gegen das Deutsche sein dürfen. Es bleibt aber weiterhin jener Teil gen und wird auch sowohl im Publikum als auch fanzler ein Gutachten zugehen lassen, das zu Reich, wegen des Münchener Putsches im des Erlasses in Straft, nach dem Angehörige der in diplomatischen Streisen auf allerlei Art fom- den Dokumenten der thüringischen Regierung Jahre 1923 vorbestraft ist, ist seine Einbür­tommunistischen Partei von der Reichs- mentiert. Da ohnehin das Reichswehrmini- zur Frage der Einbürgerung Adolf Hitlers gerung in Deutschland auf normalem Wege wehr ausgeschloſſen, find. Dieser Erlaß bedeutet ſterium außerordentlich viel Stoff für peinliches Stellung nimmt. Das Reichsinnenminifterium nicht durchführbar. Die deutsche Republit eine grundjasliche Aenderung in dem bisherigen Gerede bietet, so war das Frühstück des Reichs. ſteht der Voffischen Zeitung" zufolge auf dem bezeugt ihm, dem Ausländer gegenüber ohne­Standpunkt der Reichswehr gegenüber der na- fanzlers mit dem Erkronprinzen wieder einmal Standpunkt, daß, wenn eine Ernennung durch bezeugt ihm, dem Ausländer gegenüber ohne­tionalsozialistischen Bewegung. Die Blätter eine wenig glüdliche Angelegen en damaligen Minister Frick in der von den hin mehr als Duldsamkeit. Wenn er zur den Beamten geschilderten Weise erfolgt wäre, Herrschaft gelangt, das hat er versprochen, so meffen diefem Meinungsumfchivung der entscheibe it. Weder im Inlande, wo sich jeder vo Jeifellos der ganze Vorgang rechtsunwirksam will er die Köpfe der Republikaner und So­denden militärischen Faktoren eine große politische feinem Standpunkt ans die Sache zurechtleg noch im Auslande, wo republikanische Regie zialisten ,, rollen" lassen, dessenungeachtet be­Bedeutung bei.

ei.