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12 Jahrgang.
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Gonntag, 7. Feber 1932
Gegen die Anbiederung der Kommunisten!
Genoffinnen und Genossen!
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Nr. 33.
Auch das st a atliche Nationaltheater| Andenken, ferner das weitere Einin Prag bereitet eine pietätvolle Auffüh- dringen seiner Werke in das Gei. rung des Egmont" vor. stesleben unserer Völker und die Laß das deutsche Bolk der Tsche einträchtige Huldigung an seinen choslowakei und seine Kulturinstitutionen Genius, beitragen werden zur Festi bas Goethejahr feierlich begehen wollen, ist selbst- gung des friedlichen Zusammens verständlich. lebens des tschechoslowakischen und Es ist zu hoffen, daß Goethes deutschen Boltes.
Die Arbeiter werden die Waffen
nicht gegeneinander gebrauchen!"
brechen sollte, würde unerbittlich überall jener Zustand eintreten, der nach dem Kriege in halb Europa geherrscht hat.
In einer Zeit, in der wir einen der verhindern, was die sozialdemokratischen schwersten Kämpfe um die Sicherung der Eri- Arbeiterparteien zur Linderung der Folgen der stenz der arbeitenden Schichten und gegen die Wirtschaftskrise auf dem Gebiete der Fürsorge verheerende Wirkung der Arbeitslosigkeit führen, für die Arbeitslosen und im Kampfe gegen die fündigt die Leitung der kommunistischen Partei Reaktion unternehmen. Die Führung der komin Erfüllung der Aufträge, die ihr von der munistischen Partei fämpft nicht gegen die 99 tommunistischen Internationale geworden sind, Reattion, auch nicht gegen den Temonstrationen und sogenannte Hungermärsche Fascismus und gegen den raub= an. Diese Aktionen sind ausschließlich poli- gierigen Kapitalismus, dagegen greift tische Unternehmungen im Interie in einer unerhörten Art und Weise die Soesse der kommunistischen Partei. zialdemokratie an, die allein in dieser schweren Scharie Erklärung Vanderveldes für die Sozialistische Das beweisen ihre täglich sich wiederholenden Zeit alles unternimmt, um den arbeitenden Arbeiter- Internationale. Versuche, die Arbeiter in den Fabriken zu ver- Schichten zu helfen. hehen, die Arbeiter, die einer anderen politischen Genf , 6. Feber. Der Vorsitzende HenderDie sozialdemokratische Arbeiterschaft wird on eröffnete die heutige Sigung der AbrüUeberzeugung find, in der gröbsten Weise zu beleidigen. Troßdem fordert aber die Führung der deshalb an keiner Aktion der kommunistischen stungskonferenz mit dem Hinweis, daß er außerleidigen. Troßdem fordert aber die Führung der kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei Partei teilnehmen. Sie wird nicht einer Partei stande sei, die Tausende von Kundgebungen zu die sozialdemokratische und die sozialistische Ar- Gefolgschaft leisten, welche die moralische und verlesen, die aus der ganzen Welt eingetroffen beiterschaft auf, sich an ihrer Attion zu betei- organisatorische Zerrüttung in der Arbeiterbewe- sind und in denen der Konferenz voller Erfolg gung herbeigeführt und dadurch die Realtion gewünscht wird. ligen. Wir warnen vor der Teilnahme an die den Gegnern der arbeitenden Klasse Schüßen- Bölkerbundversammlung, Titulescu, die hollän gestärkt hat und durch ihre Demagogie ständig Hierauf legte der Vorsitzende der letzten ser neuen kommunistischen Unternehmung! Wir dienste leistet. warnen deshalb, weil es sich der Führung der dische Petition vor, die über Aufforderung der tommunistischen Partei nicht um die Interessen Genoffinnen und Genossen, lehnt daher alle holländischen Presse 2.5 Millionen Holländer der Arbeitslosen, nicht um die arbeitende Klasse Anbiederungen der kommunistischen Partei ab, unterschrieben haben. Vertreterinnen von Frau und um die Verbesserung der wirtschaftlichen fämpft gegen ihre Demagogie, gebet Euch in enorganisationen der ganzen Welt übergaben Verhältnisse handelt, sondern um parteipolitische keinem Falle zu Werkzeugen ihrer politischen den Beamten des Konferenzsekretariats Bände Ziele. Die Führung der kommunistischen Partei Aspirationen her, stellet Euch einmütig und mit von Listen, welche die Petitionsunterschriften Als letter Redner sprach dann im Namen hält es für ihre wichtigste Aufgabe, bei allen der größten Entschiedenheit hinter die sozial- tragen. Insgesamt wurden 8 Millionen Unter- der internationalen Gewerkschaftsföderation der ihren Kundgebungen, in ihrer Presse und in demokratischen Parteien, welche täglich durch ihre schriften gesammelt, darunter in Großbritannien französische Vertreter Johaug, der u. a. auf ihren Versammlungen, die Arbeit der Sozial- unermüdliche, raftlose Tätigkeit und durch ihre über 2 Millionen, in den Vereinigten Staaten die 20 Millionen Arbeitslosen verwies und for demokratie herabzusehen und deren Funktionäre erfolgreiche Arbeit beweisen, daß es sich ihnen und Deutschland je über 1 Million, in der derte, daß man mit Hilfe der Abrüstung und zu verunglimpfen und in einer in der Geschichte nur um Euer Interesse und um die Bedürfnisse Tschechoslowakei 485.000. einer vorbildlichen Arbitrage zur Sicherheit der Arbeiterbewegung unerhörten Art alles zu der arbeitenden Klasse handelt! Es folgten nun Kundgebungen von Vergelange. tretern zahlreicher internationaler OrganisaDie Borstände der deutschen und der tschechoslowakischen tionen, darunter eine Rundgebung des Verfozialdemokrati chen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit treters der Liga für Menschenrechte, Prof. Dupuis. Mit stürmischem und langandauerndem Beifall wurde der Vertreter der interGoetheletern an allen Schulen: nationalen Union der Völkerbund ligen, Viscount Cecil , begrüßt.
Der Schulminister über Goethe.
Ein
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Interview mit Gen. Dr. Dérer: Eröffnung des deutschen Schulrundfunks anläßlich der Goethefeier. Einträchtige Huldigung der Völker dem Genius Goethes. Wir ersuchten den Schulminister Gen. Dr. Dérer um Informationen über die Vorbereitungen der Schulverwaltung zur Goethefeier. Der Schulminister erklärte folgendes:
Am 22. März jährt sich zum 100. Male der die Art und Weise des Gedenkens zu entscheiden. Todestag Goethes. Ueberall in der gebildeten Da der 22. März in die Osterferien fällt, haben Welt gibt dies Anlaß zu Feierlichkeiten. Natür die Veranstaltungen noch vor den Ferien stattzufinden. In den deutschen Schulen wird lich in erster Linie in Deutschland . Doch auch hiezu entweder die schulfreie Zeit des 19. März die übrigen Länder, wie Frankreich , Italien ,( Samstag) oder der 20. März( Sonntag) bedie Schweiz , Ungarn usw. bleiben nicht zurüd. stimmt.
Denn Goethe gehört nicht nur den Deutschen , Aus Anlaß der Goethefeier fein Lebenswert ist Kulturgut der gewerbe ich am 19. März den deutschen samten Menschheit. Schulrundfunk eröffnen und die Es ist selbstverständlich, daß ich, als Unter- fes moderne Mittel in den Dienst richts- und Kulturminister, im Bereiche meiner der Ausbildung der deutschen JuKompetenz Vorsorge traf, daß auch in der Tsche choslowakei Goethes in würdiger Weise gedacht gend unserer Republik überführen. Der dem Schulministerium unterstellte werde. Soeben unterschrieb ich einen Erlaß, der
in einigen Tagen im Bestnit" publiziert wird Staatsverlag wird schon in allernächster Zeit für deutsche und die Veranstaltung von Goethegedenkitunden tschechoslowakische und ohne Bürger- und Mittelschulen bestimmie, an unseren sämtlichen Schulen Unterschieb der Unterrichtssprach von den Professoren Fischer, Görner, Kleinberg und anderen Fachleuten geschriebene instruktive -befürwortet. Goethe- Hefte zur Verteilung bringen.
Auch die tschechoslowakische Literaten- und Gelehrtenwelt befundet ein weitreichendes Interesse für Goethe. Dieser Tage wird der aus
Gegen alle vorhergehenden Kundgebungen, die einen mehr oder weniger akademischen Charafter trugen, hob sich scharf die Rede des ehemaligen Ministers
Die sozialistischen Arbeiter sind gewillt, dies mit allen Mitteln zu verhindern und auch dazu fest entschlossen, die Waffen, wenn nicht wegzuwerfen, so doch nicht sie gegeneinander zu ge brauchen. Es liegt an Ihnen," schloß Bandervelde seine Rede, es liegt an Ihrer staatsmännischen Voraussicht, daraus die Folgerungen zu ziehen!"
Die Rede zensuriert! Auf der Abrüstungskonferenz dari nicht gegen den Krieg gesprochen werden!
Nachmittags traten die Vertreter der SAJ. und des JGB. zu einer Sigung zusammen, um zu der unerhörten Tatsache Stellung zu nehmen, daß die mit der Kontrolle der Rede beauftragte Kommission der Konferenz unverschämt genug ab, der zum Schluß der Sigung im Namen von war, die Rede Vanderveldes zu zen6 Millionen Mitgliedern der Arbeiter- Inter- urieren und aus ihr die Stelle zu stre.chen, nationale und im Namen von 14 Millionen in der er sich gegen den Raubkrieg in Angehöriger des Internationalen Gewerkschafts- Asien aussprach. bundes sprach. Die Vertreter der Arbeiter- Internationale In seiner öfters vom Beifall der Tribüne und des Gewerkschaftsbundes faßten eine Ents unterbrochenen Rede formulierte Vandervelde schließung, in der sie gegen dieses Vorgehen hefdie imperative Forderung, daß ehestens eine tig protestieren und sich in schärfsten Worten ges vollständige Abrüstung unter wirk- gen den Friedensbruch Japans und die Haltung famer Kontrolle erreicht werde. Er erinnerte der Konferenz in dieser Frage wenden. Der an die Verdienste seines Vorgängers im Vor- Ueberfall Japans auf China schaffe die Gefahr fiße der zweiten Internationale, des gegen eines Weltkrieges. Die Mächte haben erst eingewärtigen Konferenzpräsidenten Henderson, griffen, als es in Schanghai um ihre eigenen und unterstrich, daß die allgemeine Rüstungs- Interessen ging. Die beiden Internationalen erbeschränkung im Versailler Vertrag verspro- flären, daß die kapitalistischen Regie. chen wurde. Redner verwies auf das Miß- rungen sich mitschuldig machen, wenn in berhältnis zwischen dem den Besiegten zugebil- Asien ein Weltbrand entsteht. Sie hätten über ligten Rüstungsstand und dem bewaffneten genügende wirtschaftliche und finanzielle Repres Stand der Sieger. falen verfügen fönnen, um Japan zur Einhal
Seine Kundgebung schloß Vandervelde tung der Verträge zu zwingen. Während sie sich mit einem Appell an die Konferenzdelegierten, dieser Mittel wiederholt zur Niederwerfung in deren Händen, wie er betonte, die Entscheis revolutionärer Bewegungen bedient hätten, hätdung über Krieg und Frieden liege. Wenn ten sie nicht einmal versucht, sie gegen Japan an über die Welt eine neue Katastrophe herein- zuwenden.
Deutschland nicht autorisiert, wegen dieses Uebergriffes des litauischen Gouverneurs Merkys Maßnahmen zu ergreifen. Das ist vielmehr Sache der vier Signatarmächte der Memelkon
Hente mehr als je zuvor müssen wir Goethes gedenken. Die Welt ist politisch, wirtschaftlich, moralisch zerrüttet, Kriegsgetümmel, Haß geschrei, Gewaltverkündigungen übertönen die Mahnungen jener, die für Frieden und Ver- Beiträgen bedeutender tschechoslowakischer For- Kowno, 6. Feber. Die offiziöse vention. Diese Konvention, am 30. Juli 1924 ständigung arbeiten. Auch Goethe lebte in einer ähnlichen Zeit. Nichts konnte ihn fortreißen und her in einem mächtigen Bande zusammen- Litauische Telegraphen- Agentur bestätigt abgeschloffen, besagt im Artikel 17, daß der Prägestellte„ Goet hub Sborník"( Goethe: die Absetzung des Präsidenten des Lan- ident vom Gouverneur ernannt wird und soGoethův abwenden von seinen Arbeiten, die viel Höheres Sammlung) in der Ausgabe des Staats- desdirektoriums Memels, Böttcher, und lange im Amt bleibt, als er das Vertrauen des bezweckten, der großen Menschheitsidee dienten, verlags erscheinen. erscheinen. Ein bedeutender teilt mit, daß der Gouverneur des Memel - Landtages besitzt. Die Unterzeichner der Konvention sind den Geist über alle Anmaßungen der Materie Aufjaß des Präsidenten Masaryf gebietes Merkys, den Geschäftsführer des Großbritannien , Frankreich , Italien und Japan . stellten und Verständnis und Liebe auch für jene leitet dieses schöne Wert ein. Direktoriums Toliusis, mit der Erledi- An diesen Mächten ist es deshalb, mit jeder denkbewahrten, die vom Alltag mit Haß überschüttet Angelegenheiten baren Beschleunigung ein Verfahren herbeizuIch führe noch den soeben erschienenen gung der laufenden wurden. Dieses gewaltige, für die ges famte Menschheit geleistete Lebenswert hat großen Band der Slovenitá Matica in Tučanity betraut hat. Auch die gewaltsame Entführen, das den Rechts bruch in Memel forrizur wahren Größe seines eigenen Sv. Martin an, enthaltend Goethes" Faust" fernung Böttchers wird bestätigt. Bolkes meisten beigetragen. und andere seiner Werte in der meisterhaften a m Berlin , 6. Feber.( Contibüro.) In Berliner Möge Goethes Geist die heutige Menschheit aus Ueberseßung des größten slowakischen Dichters ihren Wirren herausführen in eine beifere Zu- Hviezdoslav. Nicht unerwähnt lann ich politischen Kreisen haben die Vorgänge in Mefunft. laffen das mehrbändige imposante Ueberlegungs- mel, die erit in den Nachmittagsstunden allmähMein Graz läßt es den Lehrern werk der Dichtungen Goethes von dem bedeuten- lich beannt wurden, erhebliches Befremden aus Professorenkollegien der einzelnen Schulen über den tschechischen Germanisten Otakar Fischer . gelöst. An sich und nach der Rechtslage ist
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giert und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht. Da das Ereignis auch in Genf größtes Befremden und eine ziemliche Erregung ausgelöst hat, darf erwartet werden, daß ein Eingreifen des Bölferbundrates sofort herbeigeführt wird, wozu erforderlichenfalls eine besondere Ratssitzung notwendig sein dürfte,