Rr. 84. Diesstag,#. Fede, 193?. «rat p SO Prozent aller Selbstmorde au- Nahrungs­sorgen. Nach den soeben beendeten amtlichen Er­mittlungen des Preußische» Statistischen Amtes sind rm Jahre 1930 10.355 Personen frei­willig in den Tod gegangen, 6.1 Prozent mehr als'm Vorjahre. Durch Nahrungssorge, be­stehende oder drohende Arbeitslosigkeit, geschäft­liche oder Vermögensverluste wurden i ü s g e- samt 2025 Personen zum Selbstmord ver­anlaßt. Dazu kommt noch eine ganze Reihe von Selbstmorden, bei denen Beweggründe anderer Art, wie z. B. Schwermut, zerrüttete Familien­verhältnisse usw. genannt sind, die tiefer liegende Ursache aber in ungünstigen wirtschaftlichen Um­ständen zu erblicken ist. Unter den Provinzen steht das überwiegend großstädtische Berlin mit 12.1 Fällen auf 100.000 Lebende weitaus voran. Für das ganze Jahr 1931 liegen Zählungen noch nicht vor, jedoch läßt die Entwicklung der Selbst- mordsterblichkeit im ersten Halbjahr 1931 gegen­über dem glichen Zeitraum des Jahres 1930 eine Zunahme nicht erkennen. Volkswirtschaft und Sozialpolitik Erfahrungen mit der 48'Ztundevwoche. Bekanntlich hat di« Städtemeinde Boden­bach a. E. in ihren Betrieben, Anstalten und Ar­beitsstellen mit 1. Juli v. I. die 40-Stunden- woche bei vollem LichnauSgleich eingeführt. Ein« sechsmonatliche Erfahrung mit dieser verkürzten Arbeitszeit ergibt ganz beachtliche Ergebnisse. Darüber schreibt das Leitrad" u. a.: Die Gemeinde Bodenbach mit ihren rund IM Beschäftigten ist sicherlich k«in Großbetrieb. Di« Verschiedenartigkeit des Betrieber jedoch ge­stattet so manche Feststellung, die anderswo unter« bleiben muß. Nun hat Bodenbach nicht nur die 4V-Stundenwoche bei dollem Lohnausgleich einge­führt, sondern über Verlangen der gewerkschaft­lichen Vertrauensleute und d«r soz.-dem. Ge- mcindefraktion auch durch Einstellung von Arbeitern den L«istungSauSsalI wettgemacht. So Warrn z. B. am Bauhof vor dem 1. Juli 1931 M Arbeiter beschäftigt Diese standen insgesamt in einer Woche 8880 Stunden in Arbeit. Nach dem 1. Juli war die Gesanrtstundenzahl der 60 Arbeiter in einer Woche 2400. Für di« fehlenden 480 Stunden wurden 10 Arbeiter ausgenommen, wollte man doch und sollte doch di« Kapazität beZw. Arbeitsleistung pro Woche gleichbleiben. Um den vollen AuSAeich in der Stundenanzahl zu haben, mußten noch Uvei Ar­beiter mit j« 40stündiger Beschäftigungszeit einge­stellt werden. Es genügt also nicht, wenn jeder der M Arbeiter wöchentlich um ein Sechstel we­niger arbeitet, nur. um«in Sechstel den Stand zu erhöhen. Es war selbswerständlich auch bei den Beratungen über die Einführung der 40-Stunden- wochc Leitmotiv die Schaffung von freien Arbeits­plätzen und«S kann immerhin behauptet werben, daß di'.'fes Prinzip im großen und ganzen einge- hallon wurde. Es gibt ein« Reihe von Betrieben und Unter- nehmungen, wo die Belegfchaft in der Woche nur 40 Stünden arbeitet. Das Einkommen ist gleich, zeitig um«in Sechstel geringer, also Kurzarbeiter. Und doch ist die Lüftung nicht nur gleich, sonder» m.'.achmal noch höher als bei der 48stündigen Ar­beitswoche. Die Furcht, gänzlich den Arbeitsplatz zu verlieren, treibt die Leistung ungeahnt in die Höhe und für den Unternehmer ist die Kurzarbeit somit in doppelter Hinsicht ein Dorteil. So weit bis jetzt bei der Gemeinde Bodenbach in Bezug auf LÄstung Untersuchungen angestellt wurden, ergaben diesÄben, daß die 70 Arbeiter bei der Ge- samtstundenanzahl von 28M in der Woche bisher um 5.5 Prozent höhere Leistungen hatten, als früher 60 Arbeiter in 2880 Stunden. Das sind 154 Leistungsstunden, die der Gemeinde zu gute kommen und demnach von der Belastung, die durch die Einstellung der 10 Arbeiter«ingetreten ist, in Abzug kommen muffen. Ist hier das Moment der Leistungssteigerung auch Furcht vor Existenzlosig» leit? Nein! Di« Leistungssteigerung ist zunächst di« Folge von längerer Ruhe und Erholung, dir die 40Stuncdenwochc, aufgeteilt auf sechs Tag«, ermöglicht. Es wird aber auch folgendes nicht außer Acht gelassen werden dürfen, was mit ein« Erklärung der Leistungssteigerung ist. Der Be­schäftigte hat die Gewohnheit, sein Tagespensum an Leistung zu vollbringen, auch wenn«in Achtel weniger Zeit ihm zur Verfügung steht. Lchne an­getrieben zu werden, leistet er fast dasselbe au- eigenem Antriebe, dennman will sehen, daß was fertig wird*. Seine gesicherte Exi­stenz und der ausgeruhte, erholte Körper geben di« Spannkraft zu Lei. stungen, die höher sind, als dir bei längerer Arbeitszeit. Dies« Tatsache!, sprechen für eine kürzer«.Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleiche weil di« Erfahrung lehrt, daß unge- wollt und vielleicht auch unbewußt d!« Leistung dann steigt, wenn für den Arbeitenden di' Vor­dingungen geschaffen werden" Diese immerhin beachtlichen Ergebnisie soll­ten auch die übrigen Gemeinden veranlassen, in ihren Betrieben dir 40-Stundenwoche einzu­führen. Sie Finanzlage Schwede»!. Der Voranschlag des schwedischen Etats für das Finanzjahr 1932 bis 1933, der dem schwedi­schen Parlament unterbreitet worden ist, balan- Uert mit 822 Mill. Kr. gegen 873 Mill. Kr. im Vorjahre: das bedeutet«ine Verminderung um 7 Prozent. Wesentliche Kürzungen der Ausgaben haben nicht stattgefunden: die Gehälter der Staatsbeamten sind unverändert geblieben. Dir Deckung der Ausgaben ist weder durch die In­anspruchnahme des Reservefonds, noch durch eine neue Anleihe, sondern ausschließlich durch eine mäßige Erhöhung gewifler direkter und indirek­ter Steuern erzielt worden. So z. B. ist zu der Einkommensteuer für ein steuerpflichtiges Einkommen von 6000 Kr. angefangen noch eine Krisen st euer eingeführt worden, die insge­samt 12 Mill. Kr. ergeben soll, doch werden In­dustrie- und Handelskonzerne von dieser Steuer nicht betroffen. Die Alkohol-, Malz-, Tabak- urtd Automobilsteuer ist zusammen um 42 Mill. Kr. erhöht worden. Der Einfuhrzoll auf Luxuswaren, die noch nicht näher bezeichnet sind, wird um 17 Mill. Kr. erhöht. Di« Bürgschaft des Staates wird von 73 Mill. Kr. im Vorjahre auf 55 Mill. Kronen vermindert. Die Staatsschuld Schwedens ist ver- hältnißmäßig die niedrigst« in Europa und be­trägt 1.851 Mill. Kr., von denen nur 309 Mill. Kronen Auslandsverpflichtungen sind, während im Jahre 1913 noch 92 ProMt der schwedischen Staatsschuld im AuÄaude placiert waren. Von den Verpflichtungen dem Auslande gegenüber ist nur die amerikanische 5VrProzentige Dollaranleihe aus dem Jahre 1914 übrig geblieben; auch davon ist schon ein großer Teil eingelöst. Alle schwedi­schen Staatsanleihen sind für produktive Zwecke verwandt worden. Der Staatsbesitz Schwedens wird auf 4.423 Mill. Kr. geschäht. Geriditssaal AeSchande" der Mutterschaft. 18jShrig« Kindesmörderin. Ein Frrifpruch. (Schwurgericht.) Prag , 8. Feber. Das Verbrechen de- Mordet am eigenen Kind wurzelt stets in zwei Vor­aussetzungen und beide wieder im Wesen dieser Ge­sellschaftsordnung, die letzten Endes die Hauptschuld daran trägt, wenn eine junge Mutter zur Mörderin deS Wesens wird, da- sie eben unter Qualen geboren bat. Die Vorbedingung einer solchen furchtbare» Tat ist entweder bittere Not, die es solchen Müttern, die stets und ausnahmslos den besitz­losen Schichten angehören, unmöglich macht, ihr Kind zu erhalten. Oder eS ist die sorwer- bare Geschlechtsmoral dieser(ach so sittlichen!) Gesellschaft, die die ledige Mutterschaft als Sünde und Makel brandmarkt. Als Opfer dieser Lügen- und Heuchrlmoral saß heute ein noch nicht 18jährigeS Kind auf der An­klagebank. Anny Eedläöek, aus einem Dorf des lliöaner Bezirkes stammend, hatte eine Bekannt­schaft und wurde schwanger. DaS 17jährige Mädel verriet keinem Menschen ihren Zustand, weder dem Kindesvater, noch ihren Mern(die übrigens eine Ehe nicht gern gesehen hätten, weil der Liebhaber zu arm war), so groß war die erdrückende Angst, in den Augen der Weltkein anständiges Mädel" mehr zu sein. Sie l«ibt im Haws« ihrer Eltern und tat die gewohnte Hausarbeit bis zur letzten Minute. Buchstäblich denn in der Nacht vom 28. Oktober v. I. verspürte sie die ersten Geburtsschmerzen und dennoch arbeitete sie-in: nächsten Morgen, bis sie sich endlich zu Bett legen mußte. Die Eltern, dir immer noch nicht wußt worum es sich handelte, verließen nach dem Mittag- esien, wie gewöhnlich das Haus und als die Mutter nach einiger Zeit zurückkehrt«, fand sie ihre Tochter ohne jede Hilfe in dem blutdurchtränkten Bett. Der aus Kivan geholte Arzt Dr. Kurpanskjt, Sen die Mutter zuerst von einer Fehlgeburt erzählt hatte, konstatierte eine normale Geburt, Die An­geklagte hatte sich die Nabelschnur selbst mit einer Schere durchschnitten, aber nicht abgebun­den. Nachdem der Arzt die ersten Hilfsmaßnahmen geleistet und die Nachgeburt operativ entfernt hatte, fragte er nach dem Kinde. Darauf brachte die Mutter der Angeklagten auS einem Nebenzimmer, die in Wäsche eingepackte Leiche eines neuge­borenen Mädchens. Der Hals des Neugebo­renen war mit dem Aermel eines Hem­des zusammengeschnürt. Der Arzt erstattete die Anzeige. Die Untersuchung der Kindesleiche er­gab, daß daS Neugeborene lebensfähig zur Welt gekommen war. Diese kindliche Angeklagte bot einen erbarmungs­würdigen Anblick. Sie weinte während der ganzen Verhandlung. Vor der Gendarmerie und dem Unter­suchungsrichter hat sie anfänglich alle Schuld auf sich genommen. Bei der heutigen Verhandlung erklärte sie aber, sich an nichts mehr erinnern zu können. In diesem Zusammenhang ist bemerkens­wert, daß ihre Mutter, die sich in den Wechsel­jahren befindet, von geistigen Störungen heimgesucht wird, die in ihrem derzeitigen Zustande begründet sind. Der Verteidiger machte in seinem Plaidoher darauf aufmerksam, daß trotz des anfäng­lichen Geständnisses die Täterschaft der Angeklagten keineswegs voll erwiesen sei. Zwei Personen waren zur Zeit der Geburt anwesend: sie und ihre Mutter. Mutter und Tochter lieben einander außer­ordentlich und teilen auch die Furcht vor-der üblen Nachrede der Sittenrichter. So liegt es also durchaus im Bereiche der Möglichkeit, obwohl natürlich keine Beweise in dieser Richtung vorliegen, daß das ursprüngliche Geständnis der Angeklagten eine Selbstaufopferung bedeutet und sie tatsächlich ihr Kind nicht selb st getötet hat. Tie Geschworenen verneinten die Frage au' Kindesmord mit elf Stimmen, worauf der Vor-, sitzende OGR. MarvSka die Angeklagte frei­sprach. Da nun wohl mit Sicherheit zu erwarten ist, daß eine gewiffe Presse daS übliche Wehgeheul über diesen Freispruch erheben und einen solchen als das übliche" Resultat solcher Prozesse darstellen wird, wollen wir gleich von vornherein feststellen' daß von a ch t Angeklagten im letzten Jahre lediglich zwei freigesprochen wurden, während in den übri­gen Fällen Verurteilung erfolgte. rd. »RAGER ZEITUNG. t om Hinterteil der Heiligkeit, was bei Ciriact alles aut Lotter ist. DieDeutsche Presse" des Herrn Ciriaci trieft im Vorderteil, besonders seit ihrer großen Kampagne gegen den Sexualforscher und Sozialisten Max Hodann , von brünstiger Frömmigkeit. Muß sie doch noch Buße tun für ihre Unbotmäßigkeit gegen den Stellvertreter Äottes in der Tschechoslowakei , Seine Heiligkeit, den Paläste-Ciriaoi, tun. Um so schöner wirft der Kontrast, wenn man umblättert und den Hin­terteil der Heiligkeit besieht. Wo eS Schmonzes gibt, dort fehlen/um eS in gutem Jüdisch zu sagen, auch TachleS nicht. Was ein gläubiges Gemüt da über sich erge­hen lassen muß, ist allerhand und man muß sich wundern, daß keinen das religiöse Gewissen stößt, wenn er etwa auf den bangen Ruf Wo bleibst Du, Gott Sozialdemokratische Blldongsstello, Prag . Im Rahmen unseres BildungsprogrammeS er­öffnen wir Montag, den 15. Feber, einen SdiuiungsKnrs:Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Leiter: Genosse Dr. Strauß. Der Kurs umfaßt sechs Abend«(immer Mon­tag!), ist für Anfänger gedacht und steht folgendes Programm v>«: 1. Die Entstehung des modernen Kapitalismus . 2. Di« Wirkungen der kapitalistischen Wirtschaft für die Arbeiter. 3. Die Marxffche Oekonmni«. 4. Geld, Banken, Börse. 5. Aktiengesellschaften, Kartell«, Trusts. & Kapitalismus und Krise Der Sozialismus. Ort: Heim der S. I. II. im Odborovh du«, 1. Souterrain. Begin«: 8 Uhr abends. olgende Antwort firmet: Garantiert Natur« Messe« Weine liefert der hochwürdigen Geistlichkeit d<e Finna Kunst und Wissen Don 3uan. Zur NeueinstudierungDon Giovanni " im Renen deutsche« Theater. WarumDon Giovanni "? Mozarts Opc., die 1787 in Prag wenn man schon vielleicht aus Pietät ,historisch" sein will alsI I Don Giovanni" und mit einem zweiten Titel und noch einer Artbezeichnung italienisch uraufgeführt wurde, von denen der Theaterzettel 1932 ja doch auch Abstand nimmt! diese Mozart-Oper also lebt als der große Stern, der dem wahrhaften Musikdrama voranleuchtete, auf dem deutschen Theater und in den Herzen aller, di« Mozart bewundern und die Oper lieben, alsDon Juan". Und dies schon ein geraumes Weilchen. Etwa feit Goethe. Warum sollte man den jetzt Stetsgenannten nicht einmal auch in einer Beziehung zu Mozart zitieren? 1797 antwortete Goethe auf einen Brief Schillers, in dem dieser die Hoffnung ausgesprochen hatte, daß sich aus der Oper daS Trauerspiel in einer edleren Gestalt entwickeln undauf diesem Wege am Ende sich gar das Ideale auf das Thea­ter stehlen" könne, also: .Ihre Hoffnung würden uuuny; tut Don Juan auf einen hohen Grad erfüllt ge­sehen haben; dafür steht aber diese- Stück ganz isoliert und durch Mozarts Tod ist alle Hoffnung auf etwas Aehnlichcs vereitelt." Zum Glück hat Goethe mit dem ietzlen Ten dieses da ausgesprochenen Urteils und Gedankens nicht recht behalten! Und eS will mir scheinen, als ob auch daS Ende derIsolierung" nahe wäre. Es wird kommen, je mehr man das ganze Jahrhun­dert hinter sich läßt, das auS dem Mozartschen Don Juan " in einer riesigen Literatur, durch Hunderte Uebersetzungs- und Umarbeitungsversuche und durch geradezu wissenschaftliche Erörterungen über die Jnszenierungsfrage ein gewaltiges Pro­blem machte das derDon Juan" gar nicht ist. Je einfacher, je natürlicher man an ihn heran­tritt, je weniger man da nach Mysterien und Dä­monien, nach immer tieferer Ergründung der Cha­raktere sucht, desto reiner, herrlicher und überzeu­gender ersteht immer wieder zu einzigartiger Wir­kung das Dama durch die vollendete Mnlik seines Komponisten. Und in diesem Sinne lode ich i.i.n wh neuen ,Do» Juan" Pardon!Don Giovanni " am Prager deutschen Theater: bei vollkommener Festhaltung des Stils durch die musikalische Leitung SzbllS und die Regie Schuhs ist hier schein­bar mühelos, selbstverständlich, ohne Künstelei der ganze große Kreis von Handlung, Erlebnis und Gefühl ausgeschritten, in dem sich daS Schicksal deS hemmungslos genießenden Ritters, der verführten, betrogenen, rachewütigen Frauen vollzieht. Und was vielleicht am meisten zu schätzen ist: in dieser Re­produktion klafft nicht das geringste Spältchen zwischen dem Tragischen und dem Buffonesken; jenes entwickelt sich, vom ersten Mordschauer an, leise, aber unerbittlich, dieses geht unverändert und völlig frei vom Anfang bis zum Ende mit. So un­gezwungen(und besonders im Orchestralen so trans­parent) ist das alles, daß man hier vielleicht mehr denn je den originalen, heiteren Abschluß schmerz­lich vermißte, der sich organisch eingefügt sind in der Stimmung vollends den Gedanken zu der Ouvertüre zurückgeführt hätte(die bekanntlich der Meister erst schrieb, nachdem er die Oper bereits vollendet hatte). Die Anerkennung der Meisterung des Stilisti­schen dieser Aufführung scheint mir umso wichfigrr zu sein, als sie sich vollzog, ohne durch gesamtkünst- lerisch oder auch nur gesanglich großes Mozart- format in der Einzelleistung auf der Bühne geför­dert zu werden. Am einprägsamsten jedenfalls nicht durch die zentrale Frgur des Don Giovanni oder durch die erhabenste der Donna Anna , sondern durch den Leporello des Herrn Band!er; bei ihm ist mehr als die Buffa in guter Hut; in ihm wird der ganze Gehalt dieses Dramas am leben­digsten Wirklichkeit, hier ist die hohe Intelligenz, die Stil- und die musikalische Sicherheit am Werke, in dessen Dienst ganz richtig sich erst Humor und Spaß stellen. Wenn der Leporello solch singenden Schauspieler zum Träger bekommt, dann kann man eben Unzulänglichkeit im Stimmliche'' en noch hinnehmen. Persönlich gewachsen,,imp...e.eus durch die traumwandlerische Sicherheit im Gesanglichen, beeideter Messeweinlieferant. Elwanowitx a. H.(Mähren > K5 kür 1 Liter Lissaner. Altwein, mild...... 6.50 Lissaner-Rlesllng. fein...... 7.50 Kloster-Riesling, sehr mild... 8.50 Lastei Urbino, kräftig süßlich 9.50 SchloB-Auslese, spezial..... 10.50 Griechische Weine aus den Weingärten der franz. Mis­sionäre von Samos (Vatha). Malvolsie De Sanios(doux).... 10.50 Museal Naturei(demi doux)- 11.50. Ausbruch a la Tokaf(trfis doux)-> 12.50 Da mag ja mancher Schluck auch außerhalb der Messe durch die hochwürdigen Gurgeln rinnen! Wo eS so kräftig süßliche und dann wieder milde Weine gibt, soll es auch an anderer Atzung für gewecht« Gaumen nicht fehlen. Einer, der sich darauf versteht, meldet sich zu Wort: Such« Stoll« als Koch .' in Stift, Kloster o d. Pfarrei. Bin fefl>stän- vigcr Arbeiter in bürger­licher Küche sowie a u ch i n M« h ll p eisen. Zuschrif ­ten«rmten unter.Klo­st« r k o ch" Wir fürchten dennoch, daß er kein Glück haben wird; Mehlspeisen cülein sucht man nicht in der Küche, es muß auch für F l e i s ch e S l u st gesorgt sein. Oder sollte etwa die andere Spiel­art..? Heiliger Hddann, cs wird doch nicht gar SatanaS-in seiner verruchtesten Gestalt Einzug in keusche Pfarrhäuser halten?! Man sollte auf jeden Fall doch den Dr. Hodann zu Rate ziehen! Wie recht der mit seiner von derDeutschen Presse" so entrüstet bestrittenen Behaichtung hat, daß die bürgerliche Ehe ein Geschäftsabschluß ist, bei dem die Jungfräulichkeit den Marktwert der WareBraut" steigert, bestätigt sie selbst: Ajähr. Landwirtssohn Ucbernehmer einer mittleren Landwirtschaft, wünscht die Bekanntschaft zwecks Ehe ein«S lieben Mädchens mit etwas Vermögen. Alter bis zu 24 Jahren. Antr. unter .Sonne im Leben". Sonne im Leben und Pinke-Pinke in der Tasche? Der Hodann hat so unrecht doch nicht! Rührend unter so viel Weltlichkeit, die sich auf dem Hinterteil der Heiligkeit spiegelt, ist aber folgende Kundgebung heiliger Einfalt, die bezeugt, oaß die Zahl der Anwärter aufs Himmelreich, als da die Arme» im Geiste sind, nicht alle wird: Wer Hilst? - Ein Abonnent der.Deut ­schen Presse", infolge wirt­schaftlicher Not gezwungen, den Bezug deS Blattes am- zugeben, bittet edle Wohl­täter um«ine kleine Spende für den Wei ­terbezug d.D. V." Hab« mich an die ,D. P." so gewöhnt, daß ich ihr Erscheinen täglich mit großer Sehnsucht erwart« Gütige Spenden wolle man unter.Dergelts Sott" an die Derw. d. Bl. eiirsenden. DerNeue Schulkampf" erwägt, wie wir hören, eine Kollekte für den Armen, dem in grauser Zeii das Letzte, was ein Mensch zu verlieren hat, die Deutsche Presse" genommen werden soll. Im Notfall soll ihm das Abonnement aus dem Ertrag des Hodann-Vortraaes, für den dieDeutsch « Presse" so uneigennützig Reklame gemacht hat bezahlt werden. 88 dar Heim des klasienbewutzten I^Arbeiters gehört d. Zenkralorgan. 1 ftv Tnttfdien kozialdemokr. Arbeiterpartei B 8 1"