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Dienstag, 23. Feber 1982

Fr. 40.

Dieselbe erzkapitalistische Haltung des von der die Deutschdemokraten ein Jahrzehnt der deutschen Intelligenz betrachten, werden tratie zu sehen, dessen kann nur ein Hakenkreuz­Herrn Dr. Bacher kann man auch beim Ban- gelebt und worauf sie sich bei allen Wahlen daraus ihre Lehren ziehen. Sie werden erken- gehirn fähig sein. Vielleicht ist die Sozialdemo kengesetz beobachten. Die sozialdemokratischen seither immer wieder berufen haben. Herr nen, daß ihre soziale Lage im Widerspruch kratie auch daran schuld, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika 10 Millionen Arbeits­Parteien haben sich bemüht, dahin zu wirken, Dr. Bacher glaubt die kluge Rücksicht, die sein steht zu der rein kapitalistischen Politik der lose haben und manche Städte dort ihren Lehrern daß die Bankbeamten die Folgen der even- Vorgänger geübt hat, außer Acht lassen zu DAWG, zu dem neuen Kurs des Herrn Dr. den Gehalt schuldig bleiben. tuell notwendig werdenden Sanierung einer können. Er fühlt sich so sehr als der Vertre- Bacher und werden die Vertretung ihrer Bank nicht zu spüren bekommen. Das aber ter der Banken, daß er es gar nicht mehr ver- Interessen dort suchen, wo sie allein Schutz gerade ist es, was Herrn Dr. Bacher nicht ge- heimlicht. Die Mittelschichten, die der DAGW finden können vor einem rücksichtslosen Geg­fällt. Er hat am 16. Feber im Parlaments- heute noch nachlaufen und sie als die Partei ner: bei der Sozialdemokratie! ausschuß eine Rede gehalten, in der er, nach dem Bericht der Bohemia" folgendes sagte:

Herr Abg. Gimm! Gie haben das

Wort:

In Braunschweig kürzt Ihr Parteigenosse Boltsbildungsminister Klagges die Lehrer­gehälter.

Was die Durchbrechung beſtehender VerträgDie Armenbücher und Die Armenbücher und die Nationalsozialisten. 2 bullinge

Um

Pädagogische Woche" und Wiener Schulreform.

-

do.. Es steht fest, daß in Wien zu rechter Zeit, an rechtem Plage von großen Persönlichkeiten tat­fräftige Arbeit vollbracht worden ist. Der Besucher empfängt einheitliche Eindrücke. Das ist schon viel wert... Die Schule ist dort start in die Gegen­wart eingewurzelt und fest mit der Zukunft ver­

antert worden."

vom

Dem Tag" empfehlen wir, Schulfragen betrifft, so ist gewiß nichts dagegen einzuwenden, weniger von Wien und mehr von Thüringen daß bei einem in Schwierigkeiten geratenen Insti und Braunschweig zu reden. Wir haben in tut die bestehenden Verträge einer Abänderung diesen Blättern schon öfter die hakenkreuzlerische unterzogen werden. Doch muß vom Stand­In einer der letzten Folgen des Tag" fin­Schulfchande aufgezeigt und können es uns da­punkt der Regie dann das gleiche bet es ein sicherer Rüdiger der mit seinem her ersparent, neuerdings darauf einzugehen. Maß an alle Beamten gelegt werden. schlichten teutonischen Namen vielleicht Čer Nicht verschwiegen darf aber folgende Tatsache Herr Bacher will also nicht nur die lei- mat oder so ähnlich heißt für notwendig, werden. In Braunschweig kam nach dem Re­tenden Beamten, er will alle Beamten für die Dummheiten und Niederträchtigkeiten der gime Franzen der hakenkreuzlerische Bolts­eine schlechte Bankpolitik büßen lassen, obzwar Freien deutschen Schule" über die Pädago­bildungsminister Klagges, er ist eine beson­dere Zierde der Nazis. Ihr politisches Dasein die subalternen Beamten naturgemäß feinen gische Woche" in Brünn zu verteidigen. Einem Die Deutsche Bürgerschulzeitung"( Brüg) bestreiten die reichsdeutschen Hakenkreuzler zum Einfluß auf die Kreditgewährung einer Bank Hakenkreuzhirn ist einfach der Inhalt der Be= großen Teil aus den Brüningschen Notverord­haben. Sie sind zwar nicht schuld angriffe Demagogie und Mißbrauch nicht beizu- 15. Jänner 1929 schreibt: bringen. Demagogie und Mißbrauch ist es, wenn Volt und Lehrerschaft arbeiten in innigem nungen. Durch diese werden den Lehrern ihre einem eingetretenen Bantenzu man etwas verbirgt und verschleiert, der Tag" Zusammenhang an diesem großen Werke... Die Gehälter nicht unwesentlich herabgesetzt. Daneben sammenbruch, aber sie sollen es und die Freie deutsche Schule" sollen einen Reform der österreichischen Bürgerschule ist sozial wird aber in Nazi- Braunschweig den Lehrern büßen: das ist der Standpunkt des Herrn Teilnehmer bringen, der bei der Anmeldung und fördert Landwirtschaft und Gewerbe. Sie ist durch eine Sonderkürzung der Leibriemen Dr. Bacher. zur Pädagogischen Woche" nicht wußte, daß er billig, entlastet die unteren Klassen der Mittel- noch enger geschnürt, da ,,... zur möglichsten Er­das unerhörte Vorgehen dieses an einer sozialdemokratischen Veranstaltung teil- schule und füllt die Oberklassen derselben mit gu- zielung eines Ausgleichs zwischen Einnahmen tem Schülermaterial. Sie entspricht dem Ge- und Ausgaben im Staatshaushalt neben der deutschburgerlichen Abgeordneten zu verstehen, nimmt. Solange sie das nicht können, sind alle danken Freie Bahn dem Tüchtigen" und wirkt stärksten Droffelung aller Ausgaben auf Sonder muß man wissen, daß Herr Dr. Bacher und ihre Hakenkreuzlschreibereien plumpe Lügen, be­fürsorglich, weil die Kinder drei, bzw. vier Jahre fürzungen der Beamtengehälter nicht verzichtet mit ihm seine Partei dann, wenn sie die Stim- rechnet für die, die nicht alle werden. Der Miß­brauch neutraler Lehrerorganisationen existiert länger unter der elterlichen Hut bleiben tönnen. werden fann." Die anderen Länder haben Son men der Bankbeamten brauchen, sich als die ebenfalls nur in den Köpfen einiger Ritter vom Sie hebt endlich das Niveau der Volksbildung". derkürzungen bei den Beamten in Abzug gebracht, besten Freunde dieser Angestelltenschicht aus- Hakenkreuz, die nicht verschmerzen können, daß So könnten wir noch eine ganze Reihe von Nazi- Braunschweig hat den besonderen Ruhm, spielen. Vor uns liegt ein Flugblatt der die sozialistischen Lehrer wieder auf dem Kampf- Urteilen über die Wiener Schulreform angeführt eine Ausnahmsstellung einzunehmen. Als Oppo­DAWG aus den letzten Gemeindewahlen in plan stehen und, wie die Brünner Veranstaltung werden, wir wollen aber bei diesem stehen blei sition ziehen sie in der Reichspolitik Nußen aus Prag im September 1931, in dem es heißt: neuerdings bewiesen hat, mit ihrer Arbeit bei ben, weil die Schriftleitung der Deutschen den Notverordnungen, und nicht zuletzt sind ge­Die deutschdemokratische Freiheitspartei, die der fortschrittlichen Lehrerschaft Zustimmung Bürgerschulzeitung" in völkischen Händen ist und rade die Notverordnungen starke Wurzeln ihrer weil wir es hier mit einer einheimischen Lehrer- politischen Kraft. Als Verantwortliche allerdings feit ihrer Gründung sich stets der Interessen der finden. zeitung zu tun haben. Die albernen Märchen begnügen icht mit den Früchten Brüs Bankbeamten warm angenommen hat, die ihre Der Tag" schreibt... Pflicht in jeder Beziehung an ihren zahlreichen Warum wir zu dieser Notiz des Tag" von der schlechten Rechtschreibung der Wiener ningscher Notverordnungspolitik, sondern über­Angehörigen aus Bankbeamtenkreisen gewissenhaft neuerdings Stellung nehmen, sei auch gesagt. Es Schüler, erfunden wahrscheinlich von einem ver- trumpfen sie durch eigene Notverordnungen. tnöcherten Hofrat, sind im Munde eines in der Auf den Vorwurf der Verteilung von Geld­erfüllt, fordert von Euch im Zeitpunkt der Wah- handelt sich uns diesmal nicht um die Päda- Schulpraxis stehenden Lehrers nichts als ge- prämien an nur sozialdemokratisch oraanisierte gogische Woche", daß sie von den Hakenkreuzlern hässige unwahrheiten, denn die Rechtschreibung Lehrer haben wir hier auch schon aeantwortet und Die Bankbeamten, die etwa auf dieses und anderen völkischen Lehrern zum Gegenstand ist das wundeste Kapitel des deutschen Sprach- dabei nachgewiesen, daß die völkischen Lehrer ver­Flugblatt hineingefallen sind und bei den Ge- der Erörterung gemacht wird, beweist für sich unterrichtes, alle ernsthaften Lehrerverbände wei- hältnismäßig mehr Prämien erhalten wie die meindewahlen keinen anderen Kandidaten allein, daß diese Veranstaltung Beachtung gesen ununterbrochen auf die Notwendigkeit der sozialdemokratisch organisierten. Dasselbe ist mit ihres Vertrauens für würdig erachteten als funden hat. Wir antworten nur deswegen, weil Alenderung unserer Rechtschreibung hin. Erst in dem Schwindel der Versesungen und Quälereien die Parteifreunde des Herrn Dr. Bacher, sehen spricht wie der Blinde von der Farbe. Er schreibt: verein mit ganz bestimmten Vorschlägen an die wiederholen noch einmal: Namen nennen! der Tag" von der Wiener Schulreform der letzten Zeit ist der große Leipziger Lehrer der völkischen Lehrer durch die Vorgesetzten. Wir jetzt, wie sie betrogen worden sind. Sie waren Aus lauter Theorien läßt sich keine Reform maßgebenden Schulbehörden und an die Deffent- Wir fönnen diese Frage feelentrubia stellen. weil gut genug die Herren von der DAWG wählen machen, man muß fie in die Tat umsehen, aller- lichkeit in dieser Sache herangetreten. Vielleicht die Hakenkreuzler teine Namen nennen können. zu dürfen, dafür läßt sie ihr guter Freund dings nicht so wie im roten Wien , wo die Reform ist davon auch etwas bis Graupen vorgedrungen. Umgekehrt aber sind wir in der Lage, aus Braun­Dr. Bacher jetzt, wo er und seine Partei die ins Spielerische ausartete und die Ausgetretenen Mit der Rechtschreibung haben alle deutschen schweig eben wieder einen Fall zu melden, daß Bankbeamtenfreundlichkeit, deren sie sich rüh- deshalb mit Rechtschreiben, Rechnen und anderen Lehrer ihre Plage, sie ist nicht ein Kapitel der aus dem braunschweigischen Regierungsaaparat men, zeigen sollten, wo es darauf anfäme zu Gegenständen auf dem Kriegsfußze stehen. In Schulreform, sondern der Reform unserer der letzte Sozialdemokrat, berregierungsrat zeigen, daß die DAWG ihre Pflicht in jeder Wien bricht eben die gemachte" Schulreform Rechtschreibung. Im Lichte der Wahrheit ued, verjagt wurde. zusammen." besehen, stellt sich dieser Vorwurf nur als bös- Das Ideal hakenkreuzlerischer Schüler­Beziehung an ihren zahlreichen Angehörigen aus Bankbeamtenkreisen gewissenhaft erfüllt", willige Herabsetzung dar. Auf das andere Ge­wäsch von der zusammengebrochenen Wiener jetzt in der Zeit der Not lassen sie die Bank­Schulreform wollen wir nur mit den Worten beamten faltblütig im Stich. der Deutschen Bürgerschulzeitung" antworten:

len Euer Vertrauen!

Der Herr Dr. Bacher ist noch nicht lange Abgeordneter, aber er entwickelt sich prächtig. Wohl war sein Vorgänger, Herr Prof. Kafta, auch ein bewußter Bürger, ein Vertreter bür gerlicher Klasseninteressen, aber er verstand es sehr wohl durch eine gewisse Geschmeidigkeit, Klugheit und durch kulturellen Anstrich sich den Anschein zu geben, daß er die Interessen der mittelständischen Intelligenz, der Beamten und Angestellten wahre. Er hat sich auch nicht wenig darauf zugute getan, daß er während des Bankbeamtenstreits 1921- eine er folglose Intervention unternommen hat,

Jan Hus / Der letzte

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( Verlag Der Bücherfreis", G. m. b.$., Berlin SW. 61.)

Die Lehrer urteilen.

Wie diese zusammenbrechende Schulreform in Wahrheit ausschaut, wird aus den folgenden Urteilen sehr deutlich ersichtlich; sie haben den Vorzug, aus nicht sozialistischen, ja zum Teile völtischen Kreisen zu stammen. So schreibt der Vereinsbote", die Wochenschrift des Stathol. Lehrervereines in Württemberg vom 25. Mai

1928:

Das Schulwesen Wiens... Die Auswir fung der Reform ist für den Besucher deutlich spürbar. Ueberall sieht man gesteigerte Aktivität und eine innere Anteilnahme der Schüler, eine Frische, Herzlichkeit und Freudigkeit der Lehrer, um die man ein Schulwesen beneiden könnte." Die Schlesische Schulzeitung"( Breslau ) vom 4. Oftober 1928 schreibt:

Sie hebt endlich das Niveau der Volksbil­

bung." Die völkischen Lehrer mögen die Sache am besten untereinander ausmachen. Sicher ist jedenfalls: Einer von beiden muß die unwahrheit sagen.

fürsorge:

Armenbücher und Armenhefte.

Zum Schluß ein Wort über den Vorwurf,

daß die Gemeinde Wien den Grundsatz der Un­entgeltlichkeit der Lernmittel für alle Schüler streng durchgeführt hat. Diese Bemerkung ber leuchtet bligartig die schulpolitische Verlogenheit Die Frage der Anstellung junger Lehrer, die des Nationalsozialismus. Alle fortschrittlichen vom Tag" angeschnitten wird, zeigt doch am Lehrerverbände begrüßen die Einführung der deutlichsten, wie unernst es ihm mit den wirk- unentgeltlichkeit der Lernmittel für alle Kinder, lichen Problemen zu tun ist. Desterreich und alle ja es gibt nationalsozialistische Gemeindefunt­anderen Länder werden von einer furchtbaren tionäre, die sich darauf etwas einbilden, daß auch Arbeitslosigkeit gegeißelt. Unter diesem schreck- sie bei der Durchführung solcher Beschlüsse mit­lichen Druck ist auch Wien gezwungen, die An- wirken konnten, und der Tag" schämt sich nun stellung der Lehrer auf das Mindestmaß einzu- nicht, die so verwendeten Gelder als Verschwen­schränken. Darin eine Schuld der Sozialdemo- dung zu bezeichnen. Die Sozialisten sind nicht

einemfort von ihnen predigst und redest. Sagt[ schen Feinde werden seine eigenen Magister Johannes: Mein lieber, guter Mann, ausgenossen sein! Auf das Wort ge­ich habe weder Papst noch Kardinal gesehen und nau ist es Jan Hus ergangen. Seine Brüder, begehr sie auch nicht zu sehen. Der Bauer sagt: seine eigenen Hausgenossen, haben ihn dem Tod Ein geschichtlicher Roman v. Oskar Wöhrle Barum dann predigst du von ihnen und lästerst in den Rachen gehauen!" den, den du nicht gesehen oder probiert hast? ,, Vergiß aber ja nicht", schreit der Dolmet ,, Es mußte so kommen. Es konnte kein an- Ich bin, traun, einmal mit meinem Vater zu scher Blarer, daß diese seine Brüder, die ihn deres' Ende nehmen. Wo Gott eine Kapelle hat, Rom wallfahrten gewesen und hab den Papst ans Messer lieferten, durchwegs Pfaffen waren, baut der Teufel sein Münster daneben. Und gesehen und auch etliche Kardinale. Ich meine, tein einziger Laie darunter!" Jawohl!" schießt der Schneizenhöfer einen das Münster dieses gelahrten Magisters war sie seien andächtige Leute, ich habe ihresgleichen groß. Ich hab seinen Zulauf vor drei oder vier nicht gesehen. Sagt Magister Johannnes: Mein Bolzen, in der Welt mag geschehen, was will, Jahren in Prag gesehen. Gewaltiglich war's. lieber Alter, dieweil sie dir also wohl gefallen, irgendwie stecken immer ein paar Pfaffen da­Gewaltiglich auch, wie er gegen den Papst als fo zeuch wieder hin und bleib bei ihnen! Der hinter!" Antichrist geschrien." Bauer sagt: Lieber Meister, ich bin nun alt und" Zuviel der Ehre", lächelte Bater Pirmin tann nicht so feindlich weit ziehen. Du aber haft schmerzlich, wir sind wohl auch Schuld, daß jüngere Beine, gehe du hinein, und was du all- Tag und Nacht wird?" hier von ihnen tosest, schmier's ihnen dort ins Maul, sie werden dir halt ein Antwort daruf Bater Pirmin ein Böhm!" lacht der geben! Nun, der Magister brauchte gar nicht Schulzheiri. Jetzt begreif ich erst, warum's im bis nach Rom . Er hat die heilige Stadt schon Sprichwort heißt: Deutsche Fasten, welsche An- auf halbem Wege, nämlich hier in Konstanz , ge­dacht, eine schwäbische Nonne, eine polnische troffen. Aber die Antwort, von der der einfäl Brücke und ein böhmischer Mönch gelten eine tige Bauer sprach, ist genau so ausgefallen, als Bohne! Haha, Pater Pirmin ein Böhm!" ob sie am Tiberstrande gegeben worden wäre." ,, Was ist da zu lachen, Kezergäuche. Jr- ,, Du heulst wohl?" gendwo muß ein jeder daheim sein, wenn er aus" Das zwar nicht, ihr Liebden, ich habe bloß Mutterleib tommt. Was kann ich dafür, daß Heuschnupfen. Aber es ist mir so eng und zwäng meine Wagel in Böhmerland gestanden; deine, in meiner Stutte!" Obo!" du ropnäsig Einbein, stand wahrscheints in Nar­renland!"

Hast du ihn denn verstanden?" fragt Bla­rer, ein Dolmetsch des Olmützer Legaten. Was soll ich ihn nicht verstehen, ich bin doch selber ein Böhm!"

zählen!"

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Du wolltest doch von deinem Hus er­no Ja, von seinem Papstgeschrei!" " Bon Prag!" Schreit nicht gleich zu dreien auf einmal! Ich bin nicht taub. Denn wenn ich taub wär', hätt' ich damals nicht gehört, wie nach einer jei­ner Predigten ein eisgrauer Bauer zu ihm fam und sprach: Mein lieber ehrlicher Herr Magister, sag uns doch auf Böhmisch, was heißt denn ein Papst oder ein Kardinal? Du hast doch sicher schon manchen von ihnen gesehen, daß du in

,, Nein, daran seid ihr unschuldig. Das ist aber auch das einzige. Weiß Gott , wenn es in eurem Belieben stünde, die Sonne scheinen zu machen, das gäbe teuere Sommer!" frähte Stösji.

Aber daß Hus brennen muß, daran haben du und deinesgleichen tüchtig mitgeholfen!"

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Wenn der Teufel die Mönche reitet, jo reitet er sie eben rechtschaffen!" stichelte der Blarer.

,, verderbende, zerscherbende Welt!" seufzt Pater Pirmin, die Augen zur schön geschnitten Balkendede erhoben. Wie ging's uns armen Nachtrab Chrifti, wenn nicht das Hambacher Blut und wenn nicht die guten Werte wären!"

Hört, hört! Die guten Werke! Aber nicht eure, sondern die der andern. Dafür habt ihr zwei Hände, eine zum Nehmen und eine zum Behalten!" Die Runde lacht über Stössis Wis. der Mönch.

Der Gerechte muß viel leiden!" jammert ,, Besonders, wenn er solch einen schweren Schnappfad trägt. Was hast du eigentlich darin, frommer Vater?"

Was wird groß drin sein", sagt frech der Stöffi. Bier Sachen, die sich gleichen, wie eine Nonnenfrommheit der andern: Raubgut, Juden­

,, Lästere mich und Sankt Franziski Orden nicht, geiferndes Einbein! Wenn du vielleicht gut, Paffengut, Klosterbeute!" Beleidige den Geweihten des Herrn nicht, die Predigermönche meinst, da könnte es stim­men. Aber an uns Büßern und Barfüßern ist auf daß es dir nicht gehe wie Korah , dem Sohne Jishars, des Sohns Kahaths, des Sohns Levis, noch kein Falsch und kein Tadel erfunden!" ,, Geh mir von der Krüde! Ob braune samt Dathan und Abiram , den Söhnen Elizbs Kutte, ob schwarze, ob weiße! Aufs Futteral und On. dem Sohne Peleths, den Söhnen " Ja, oho! Oho, oho, es kommt die Zeit, ist tommt's nicht an. Der Schelm ist jedesmal der Rubens!" ,, Von wegen der Rotte Korahs! Lente nicht ju merten, wo man gut tut, jedes seiner Worte gleiche, der drin stedt!" Herr, vergib diesen Schandmäulern! Ihr listig ab, Schwämmlein, vollgesogenes! Hand auf die Goldwaage zu legen. Wie steht bei Mat­thäus geschrieben, nicht bei Matthäus am leg- Spaßenhirn weiß wirklich nicht, was ihre Röh- auf deine geschorene Platte, was ist drin im Sad?!" ten, sondern im zehnten Kapitel, Vers siebzehn Terlippen tun!" Wirklich, das wissen wir nicht, du bald Meine armselige Wegzehrung ist darin. Ich und denen, die darauf folgen: Nehmet euch aber in acht vor den Menschen! Denn überantwor- plazende Malter! Aber das wissen wir, die habe heut schon einen stattlichen Marich getan." ,, Wo kommit dein ächzendes Gestänge her, ten werden fie euch den Gerichten, und in ihren Stegerprozesse hat nicht der Papst, sondern die wenn man es wissen darf?" Synagogen werden sie euch geißeln. Es wird habt ihr Mönche erfunden!" Jawohl, Stöfft!" bekräftigt der Schneizen­aber ein Bruder den andern zum Tod überant­worten, und der Vater den Sohn, und die Kin- höfer. Diese verfressenen, bersoffenen, verhur­der werden sich empören gegen die eigenen Eltern ten Mönche waren's, und der Teufel hat ihnen und sie dem Tode weihen. Und des Men- dabei die Baterne gehalten!"

,, Gradenwegs aus Meßkirch ."

( Fortseßung folgt.)