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Geschichte einer Lüge.

SPD . Das Häuschen, das die Winde mit ihrer Tochter bewohnte, war seit langem repara turbedürftig. Die Mutter sann hin und her, wie

Donnerstag, 17. März 1932

Landeroberung ohne Krieg.

200,000 Menfchen finden in Holland eine neue Heimat.

Dem Meer ein Raub entriffen.

Saulairde

Bie Unzufriedene

Die Unz

Na Vazuf

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sie den kleinen, ärmlichen Besit ihren Kindern plan einer Trodenlegung der Zuider- See zu er die Tiefe. Durch einen 30 Kilometer langen Ab­Bor etwa 90 Jahren haben die Holländer den sund die Dampfhämmer rammen die Pfahlroste in erhalten fönnte. Sie wandte fich an einen Dachwägen begonnen. Er erschien unglaublich und war schlußdamm wird die Zuider- See zwischen Wieringen deckermeister, der ein Freund ihres verstorbenen lange der Utopie verschrien. Die soliden holländischen und Friesland abgeriegelt. Zwischen den beiden Mannes gewesen war. Der Dachdecker besah sich Rechner ließen sich ruhig auslachen und im übrigen Dammenden, die, ständig wachsend, aufeinander zu das Anwesen und schüttelte den Stopf, dachte aber: nicht irre machen. Im Kriege, ausgerecht im laufen, ist ein langer, mit Baracken bebauter Band­,, Vielleicht ist mit der Alten ein Geschäft zu Seriege, wurde das Werk endgültig begonnen Heute rücken, ein künstliches Eiland aus dem Meer auf­machen. Es wird ihr ja nicht viel helfen, denn ist es der Vollendung nahe. In aller Stille, ohne getaucht. Eine Meine Arbeiterarmee mit ihren An­die Sütte ist eigentlich abbruchreif; die Frau wirft pathos, aber mit einer gewissermaßen salbungsgehörigen hat hier provisorische Wohnstätten gefun­ihr Geld zum Fenster hinaus. Aber bei dem bollen, nicht zu brechenden Beharrlichkeit baben sie den. Bost und notwendige Unterhaltsartikel werden schlechten Geschäftsgang muß man sehen, daß ein Weltwunder zustande gebracht. man etwas zu tun bekommt." Er sagte also zur diesen Neulandbewohnern täglich durch einen Flug­Und es gelingt bestimmt. Die holländischen Ju- zeugdienst zugeführt. alten Frau: Went Sie tausend Mart risfieren genieure haben durch das bisher Geglückte den Nach­fönnen, Frau Bauer, dann würde ich Ihren weis erbracht, daß ihre so lange angezweifelten ner. Denn das Gebiet, das Holland mit so großen Streng genommen sind es keine Neulandbewoh­baufälligen Raften wieder schmuck und sauber Tabellen bis aufs 3- Tüpfelchen stimmen, es gibt und ruhmbringenden Anstrengungen jest dem Meere herrichten, daß Ihnen die Augen übergehen wür nichts Unvorhergesehenes und keine Zwischenfälle: abjagt, ist vor sieben Jahrhunderten etwa dem Fest­den ob der Bracht." Holland darf heute getrost damit rechnen, daß sein land vom Meere geraubt worden. 1287 brachen Gebiet nach der beendigten Trockenlegung um 224,000 Sturmfluten in das schwach bevölkerte niederländische Settar vergrößert sein wird, daß im Raume des Rüstengebiet ein und verschlangen Dörfer, Deiche heutigen Dissel - Meeres 50.000 Familien mit insge- und Wälder. Was damals verloren ging, wird heute samt 200.000 Menschen Unterkunft finden werden. dem Bande zurückgeführt. Wenn heute die Kräne Das will Wesentliches besagen tu eintent Lande, ihre Arme recken, die Bagger rasseln und die Boren­dessen Kolonien seit Jahrzehnten den Bevölkerungs- sige unermüdlich auf und niederfahren, weiß man, Strom aus dem Mutterlande nicht mehr aufzunehmen daß der Mensch nach einem breiviertel Jahrtausend vermögen. Um rund ein Siebentel wird Holland sein seine. Revanche nimmt. Holland wird stolz auf diese ist nichts mehr zu retten. Die Direktoren find Der Meister tam noch mehrere Male. Gebiet vergrößern. Immer weiter und gieriger Revanche sein dürfen und ganz Europa , die ganze verhaftet. Der Bankerott ist furchtbar; bois­Schließlich gab ihm die Winde den Auftrag, das fressen die Staudämme sich in die See hinaus, zivilisierte Welt wird sich in diesem berechtigten nungslos für die vielen betrogenen Sparer. Wie­Häuschen nach seinen Vorschlägen zu renovieren. inimer höher lagern sich die Aufschüttungen, immer Stolze mit dem kleinen Lande bereinen, dessen viel Unglück durch gewiffenlose Menschen! Was Niederschnitt brachte zögernd und mit einiger zahlreicher, fremdartiger und imponierender werden wagemut, Bähigkeit und Arbeitskraft keine Grenzen für eine schreckliche Zeit!" Verlegenheit seinen Einwand hervor: Verbind- bie Schleusenbauten getürmt. Die Sirenen kreischen kennt. lichen Dank, Frau Bauer! Aber gestatten Sie noch Sie dürfen mich nicht mißverstehen..." Dann murmelte er etwas von Sicherheit und Anzahlung.

So weit wird es leider nie kommen, Herr Niederschnitt", entgegnete die Frau wehmütig. Ob mein Haus schön oder häßlich aussieht, werde ich nie beurteilen können, denn ich bin fast blind. Aber darum handelt es sich auch nicht. Für meine Kinder will ich es tun, nicht für mich."

Ich kann Ihnen in den nächsten Tagen vierhundert Mart in bar geben und den Rest auf meiner Bank für Sie sicherstellen lassen," fagte die Auftraggeberin.

Was kommt dort von der Höh -Die Unufriedene

Lisbeth wachte allmählich wie aus einer schweren Narkose auf und rettete fich an den Worten der Mutter ins Leben zurüd, Was was jagst du?" stammelte fie, die Bank iftist" Und es war ihr zumute wie einer Ertrinkenden, die in letter Minute vor dem Versinken gerettet wird. Erich Hunter.

ergeben. Von der Natur stiefmütterlich behan- Wahrheit erführe. Aber wie ihr die Wahrheit delt, kam sie auch sonst im Leben überall zu kurz. verheimlichen? Verzweifelt fuchte Lisbeth nach Aber sie ertrug alle Unbill willig, als tönnte es einem Ausweg, doch so viel sie auch grübelte, nicht anders sein. Die Liebe der Mutter war fie tam auf feinen rettenden Gedanken. zum größten Teil an den Bruder Adolf ver­schwendet worden; so war für die Tochter nicht gimmer trat, wußte sie noch nicht, was sie sagen Als sie spät am Abend zu der Mutter ins mehr viel übrig geblieben. Lisbeth gab sich auch sollte. Die alte Frau wandte ihr erwartungs Am nächsten Tage erzählte Frau Bauer damit demütig zufrieden, obwohl sie den Mangel voll das Gesicht zu und humpelte am Krüdstod ihrer Tochter beim Morgenkaffee von den geplan- an Wutterfiebe of herb empfunden hatte. Hebrider Tochter entgegen. Wetter" drie isbeth Volkswirtschaft und Sozialpolitik schrie ten Erneuerungsarbeiten und sagte ihr auch, daß gens liebte sie selber den Bruder fast ebenso ab- in wilder Herzensangst," ,, unser Geld ist verloren fie bereits mit dem Dachdecker Niederschnitt einig göttisch wie die Mutter. Sie hatte somit eine Zusammenbruch der Bank!" geworden sei. Lisbeth war erschrocken über den Lebensaufgabe, in der sie glücklich war: ihre bei- Nie in ihrem Leben konnte sich Lisbeth er vorschnellen Entschluß der Mutter und machte den Angehörigen zu lieben und für sie zu leben. flären, wie sie zu dieser Züge gekommen war. ihr schüchterne Vorwürfe: Aber, Mutter, so Die Mutter pflegte und versorgte ste; und für Die furchtbare seelische Bedrängnis hatte wohl etwas will doch lange und gründlich überlegt den Bruder, dessen Dasein durch liederlichen diesen Schrei, diese Züge der Not im Moment Hein; wir hätten miteinander die Sache durch Zebenswandel ganz in Unordnung geraten war, geboren. sprechen müssen. Und wo wollen wir denn das hatte sie manches getan. Geld hernehmen?"

Die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamien im Jahre 1931. Jn einer Zeit, wo die größten und einflußreichsten Deutschlands und mit ihnen das ganze deutsch Bantinstitute Bankwesen aufs schwerste erschüttert sind, war die Bank der deutschen freien Gewerkschaften, d. H. die Bant der Arbeiter, Angestellten und Beamten, in der Lage, einen Gewinn von 583.000 Reichs­mark zu erzielen, ein Betrag, der zur Auszahlung einer Dividende von 4 Prozent ausgereicht hätte. Die Verwaltung zog es jedoch vor, diesen Betrag zur Stärkung des Institutes auf neue Rechnung vorzutragen. Das an sich erfreuliche Resultat ge­winnt noch an Ansehen, wenn man bedenkt, daß vor Errechnung des Gewinnes bedeutende Be träge zur Reserveſtellung und zu Abschreibungen verivandt wurden. Die Einleger der Deposi tenbestand stüßt sich vorwiegend auf wirklich in ländische Depofiten und Spargelder haben sich nicht verlocken lassen, das Vertrauen in das von trop Bemühungen gewerkschaftsfeindlicher Kreise Glänzend bewährt hat sich die besonders vorsich tige Anlagepolitik, burch die das Institut auch in diesem Jahre der wirtschaftlichen Zusammen­brüche von Verlusten verschont geblieben ist. Trob der Senkung der Unkosten von 2,283 auf 2,240 Millionen Reichsmart stieg im Berichtsjahr die Zahl der Angestellten von 215 auf 231.( Die Arbeiterbant hat seit langem die 40- Stunden­Woche eingeführt.) Die Unkosten für den Veripal­tungsrat, dessen Mitglieder ehrenamtlich tätig sind, belaufen sich auf mur 9000 Reichsmart.

Aber die Leidenszeit für das Mädchen war Da sie tagsüber keine Zeit zum Gang auf noch nicht zu Ende. Nach einigen Tagen, als sie Eine Sekunde lang schien in den fast er- die Bank finden würde, beschloß Lisbeth, die An Abends von der Arbeit zurückkehrte, fand sie die lofchenen, unruhig fladernden Augen der Mutter gelegenheit gleich zu erledigen. Um diese Zeit Wohnung verschlossen; die Mutter war nicht da ein kleiner Glanz aufzuleuchten. Führe mich etwa mußte Schalteröffnung sein. In der heim. I'm gleichen Augenblick wußte ste, daß auf mein Zimmer!" bat sie. Ich muß aus der Trambahn nahm sie das grüne Büchlein aus der die alte Frau nach der Bank gegangen war, um Truhe etwas hervorholen." Lisbeth tat, wie ihr Tasche, fast unabsichtlich, zum Zeitvertreib. Sie sich selber von der grausamen Tatsache des Ban­geheißen wurde. Lange tramte bie Mutter in blätterte es auf und jah nach dem Stande des ferotts zu überzeugen. Im Innersten vernich threr Truhe; endlich zog sie ein grünes Heftchen Stontos. Wieder und wieder blickte sie auf die tet, jeste fich Lisbeth auf eine Treppenstufe. Eine hervor. Es war ein Kontobuch auf den Bank Bahlen, die ihr zuleht nur noch undeutlich vor grenzenlose Berzweiflung bemächtigte sich ihrer berein. Mit zitternden Händen drückte die alte dem Gesichte schwamm. Bleich und verstört er Durch ihre Lüge, die nun offenbar werden mußte, Frau das Büchlein ihrer Tochter in die Hand hob sie sich und stieg an der nächsten Haltestelle hatte sie das entschliche Geschehen nur noch ver­und raunte ihr leise, als habe sie ein Geheimnis aus schlimmert, so daß folgenschweres Unheil unab zu ivahren, zu: Es sind Ersparnisse, von denen Den ganzen Tag über wankte sie ziellos wendbar zu sein schien. Ausweglos verfingen du nichts wußtest. Mit Zinsen müssen es fast durch die Straßen der Stadt. Der härteste konnte, nein, mußte sie das letzte Opfer brin­sich Lisbeths Gedanken in dumpfer Qual. Nun fünfzehnhundert Mark sein. Hebe vierhundert Schlag ihres Lebens hatte sie getroffen. Vom Mart ab!" Erschüttert von dem feierlichen Ge- ersten Augenblick der niederschmetternden Ent- gen: die Schuld ihres Bruders als ihre eigene ihnen selber geschaffene Juſtitut aufzugeben. haben der Mutter, die jelig war, dies Letzte für dedung an war es ihr flar gewesen, daß niemand und damit eine neue Züge auf sich zu nehmen! ihre Kinder tun zu dürfen. wagte Lisbeth keinen anders als der Bruder das Geld von der Bant Wenig wurde dadurch gerettet. Aber der Rest Widerspruch. Sie versprach, die Besorgung zu abgehoben hatte. Ihr Bruder ein Dieb, der die ihres Lebensglücks und die Liebe der Mutter machen, steckte das Büchlein in ihren altmodischen eigene Mutter um die Ersparnisse brachte, das waren unwiederbringlich dahin, wenn nicht ein Pompadour und machte sich auf den Weg nach Kontobuch entiendete und das Geld wahrschein Wunder geschah. ihrer Dienststelle. lich in lieberlicher Gesellschaft verjubelte! Ueber- Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie Lisbeth Bauer ging als Näherin in Privat- wältigt von Kummer und Schmerz fant Lisbeth die tastenden Schritte der Mutter auf der Treppe häuser. Sie hatte eine feste Kundschaft; in auf eine Bank in den Anlagen nieder und hörte. Jest bricht es über mich herein", dachte manchen Familien war sie seit Jahrzehnten wie ichluchzte haltlos. Was nun? Ihre Gedanken sie und war einer Ohnmacht nahe. zu Hause. Darüber war sie eine alte Jungfer mündeten immer wieder in die Gewißheit. daß Wie aus weiter Ferne flangen die klagenden geworden, unschön, anspruchslos, in ihr Schicksal der Mutter das Herz brechen würde, wenn sie die Worte der Mutter an ihr Ohr: Ja, Kinb, es

Mujit und Mufifer

im Urteile Goethes.

Bon Edwin Janetschet( Prag ). ( Schluß) Goethe, dem Dichter und Sänger der Sprache, war vor allem die Bokalmusi! wert. Der Instrumentalmusit stand er uninteressiert gegenüber, Ohne die menschliche Stimme schien ihm wahre Musik undenkbar.

In den besonderen Urteilen Goethes über Musiler seiner Zeit und vergangener Musikepochen tommt übrigens auch manch allgemeines musikalisches Werturteil zur Geltung:

einem Berichte Eckermanns im Zuhören vertieft, I abgespiegelt sicht, zusammengezogen, erweitert. Selten| schön gestochene Partitur samt einem bewundernden voll Bewunderung des großartigen Werkes" bei. ganz rein. Beethoven hat darin Wunder getan und Begleitschreiben einsandte. Goethe gab auch hier Die Tonkunft Chr. Will. Gluds, des großen es war ein glücklicher Einfall, die Musik zu ,, Egmont" feine Antwort, Reformators der deutschen Oper, schätzte Goethe so durch kurze Zwischenreden dergestalt zu exponieren, Und Karl Maria von Weber , dem Kompo sehr, daß er ihn durch einen Bekannten zur Ver- daß sie als Oratorium aufgeführt werden kana." nisten des Freischütz "," erging es womöglich noch tonung einiger Gedichte zu bestimmen suchte. Glud is Marianne aber ein Jahr darauf nochmals ver- schlechter. Als Goethe im Jahre 1829 Webers sucht, Goethe stärker für Beethoven zu interessieren, vies das Ansinnen entschieden zurück. gibt der Dichter feine Antwort.

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Oberon" hörte, hielt er es nur zwei Akte lang aus, verließ dann unzufrieden das Theater und sagte Dem tschechischen Komponisten Tomaschet gegen mürrisch: Biel Lärm um nichts!" Und 1825 schon über, dem fogenannten Brager Mufitpapst, der hatte er gejagt: Karl Maria von Weber mußte die Goethes Bekanntschaft in Eger machte und dem Euryanthe" nicht tomponieren; er mußte gleidh Dichter einige eigene Stompofitionen Goetheicher fehen, daß dies ein schlechter Stoff sei, woraus sto Gedichte vortrug, foll Goethe gefagt haben: Sie nichts maden lasse. Diese Einsicht dürfen wir bei haben das Lied( gemeint ist gas Mignon- Lies jebem Komponisten, als zu seiner Stunft gehörig, Kennst du das Land") und Gedicht verstanden. Iboraussehen..." Und 1826 fällte er über das kann nicht begreifen, wie Beethoven und Spohr das Lied Einsam bin ich, nicht alleine" aus Preziosa" Lieb gänzlich mißverstehen konnten, als sie es burd dieses Urteil: Solche weichliche, sentimentale Melo­komponierten! Die in jeder Strophe auf derselben dien deprimieren mich; ich bedarf fräftiger, frischer Stelle vorkommenden gleichen Unterscheidungszeichen Töne, mich zusammenzuraffen, zu sammeln." waren, sollte ich glauben, für den Tondichter hin reichend, ihnt anzuzeigen, daß ich von ihm bloß ein vied erwartete. Mignon tann wohl ihrem Wesen nach ein Lieb, aber keine Arie singen."

Außerordentlich schätzte Goethe den Tondichter Wozart, vor allem dessen Opern. Im Jahre 1829 bekannte er im Gespräche mit Eckermanu: Ich gebe die Hoffnung nicht auf, zum" Faust" eine passende Musik kommen zu sehen. Es ist ganz un möglich, das Abstopende, Widerwärtige, Furchtbare, was sie stellenweise enthalten müßte, ist der Zeit zuwider. Die Musik müßte im Charakter des Don Wenn Goethe Eckermann gegenüber die Ansicht Juan" sein. Mozart hätte den Faust" komponieren Und Schiller , mit dem Goethe über die ausspricht, daß ein gehörtes Streichquartett von müssen." Felix Mendelssohn Bartholby, der übri- Zukunft der Oper diskutiert, gibt er schließlich diese gens zu seinen besonderen Lieblingsmusikern gehörte, Antwort: Ihre Hoffnung, die Sie von der Oper ihn unbefriedigt gelassen habe, denn es sei wunder hatten, würden Sie neulich im Don Juan" auf Itch, wohin die aufs Söchsie gesteigerte Technik und einen hohen Grad erfüllt gesehen haben. Dafür steht Mechanik die neuesten Stomponisten führe, thre aber auch dieses Stück ganz ifoliert und durch Arbeiten wären teine Musik mehr, sondern gingen Mozarts Tod ist alle Aussicht auf etwas Aehnliches Und als Beethoven sich in schwerer finanzieder über das Niveau der menschlichen Empfindungen vereitelt." hinaus, man fönne solchen Sachen aus eigenem Geist Im Urteil der Musik Beethovens gegen Bedrängnis an Goethe wandte mit der Bitte, den und Herzen nichts mehr unterlegen, ihm( Goethe) über lastete auf Goethe die unheilvolle Einflußnahme Verkauf der Partitur der Miffa folemnis" beim bleibe alles nur in den Ohren hängen", so gibt sich Selters. Diese ging so weit, daß Goethe auch später Weimarer Sofe zu vermitteln, wobei der Komorit barin eine bemerkenswerte grundsägliche Anschauung noch, als Zelter seine Ansicht über Beethoven gründ- dent Dichter in demütigfter Weise sein Herz aus inftrumentaler absoluter Mujit gegenüber fund. lich revidiert und geändert hatte, Beethovens Ton fhüttete, antwortete ihm Goethe- überhaupt nicht. Den großen Meistern der protestantischen Stir funst eigentlich nicht näher fam. Marianne von Noch ärger erging es Franz Schubert , dem chenmusit J.. Bach und G. F.& ändel stand Willemer, die es versuchte, den Dichter für Beethoven Goethe ebenso wie den alten italienischen fatholischen zu erwärmen, antwortete Goethe vorerst ziemlich Bokalkomponisten Palestrina und Allegri bewundernd reserviert und gab der Meinung Ausdrud, daß es gegenüber. Ueber Bach äußerte er sich zu seinem bent Komponisten nur selten gelinge, den Dichter musikalischen Freunde Zelter: Es ist, als wenn zu durchbringen, daß immer mehr der Musiker, fein die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, Seunstcharakter und seine Stimmung wahrzunehmen wie sich's etwa in Gottes Busen kurz vor der sei. Erst im weiteren Text des Briefes erwärmt er Weltenschöpfung möchte zugetragen haben." Einem sich mehr für Beethoven und dessen Egmont" Muji Musilabend, bei dem Bruchstücke des Händel'schen Doch habe ich auch da", schreibt er, mandjes Mesjias" aufgeführt wurden, wohnte Goethe nach Schägenswerte gefunden, indem man sich vielmal

großen deutschen Liederfürsten, den fa Goethe über haupt gänzlichs misverstand. Auf die in devotesten Worten erfolgte. Widmung der wundervollen Lieder An Schwager Kronos"," Mignon" und" Ganymed" erhielt er fein einziges Dankeswort; nicht einmal Antwort überhaupt.

Auch der hervorragende französische Komponist Sektor Berlioz darf sich rühmen, wenig Dant bei Goethe gefunden zu haben dafür, daß er Szenen aus dem" Faust" tomponierte und dem Dichter die

Noch viele Urteile Goethes über Musik im

allgemeinen und über Musiker im besonderen ließen sich anführen. Ich laffe es aber bei den mitgeteilten bewenden. Denn gerade jie geben in ihrer gegen­fäglichen Art ein deutliches Bild Goethescher Urteils fähigkeit über Musik. Gerade sie zeigen, wie sehr ber Einfluß eines einzelnen imitande ift. Urteile in Fehlurteile zu verwandeln. Zelters Freundschaft war Goethe sicher dort zuträglich, wo es un bekannte alte oder fonservative neue Musik jenes Goethe Zeitalters, ging. Dem Neuen, Ungewöhnlichen gegen­über aber war Belter unzureichend in feiner musi talischen Auffassung und so wurde es auch Goethe. Nur so erklären sich die treffenben Urteile Goethes über ältere ufit und fein Migverhältnis zur Mufit und zu den Musikern seiner eigenen 8eit. Nur so ist es möglich gewesen, daß ein geistig so gewaltiger Mann wie Goethe, der dem Fortschritt überall zugänglich war, gerade in der Musit den Fortschritt mißverstehen konnte.