Seite 2 Sonntag, 20. März XL. 88 durch das Preßbüro vonVorstrafen" künden läßt, so ist damit noch nicht das geringste Material dafür gegeben, daß er die Unwahr­heit gesagt hat, ganz abgesehen davon, daß dieseVorstrafen" darin bestehen, daß Hamil­ton für Antikriegspropaganda interniert und wegen Antifascismus von Italien verfolgt wurde. Wenn die agrarische Presse zynisch er­klärt, daß die Hungersnot nicht so arg sein kann, weil noch kein Fall von Hungertod be-' kannt geworden ist, so muß man die Ver­antwortung solcher Roheit und Gewissenlosig­keit wieder dem Urheber selbst überlassen; es dürfte allerdings noch nicht vorgekommen sein, daß es einem der Restgutbesitzer so beneidens­wert gut gegangen ist, daß er gerade noch nicht verhungern mußte. Das Argument, es sei in diesem Land Elend und Armut zur Gewohnheit geworden, befreit eine demokra­tische Landesverwaltung von gar keiner Hilfs­maßnahme, die im Interesse des'Volkes not­wendig ist. Wenn sich die Agrarier darauf berufen, daß es unter Ungarn ebenso arg war was nicht ganz richtig ist so muß dar­auf erwidert werden, daß monarchistische Sozialfürsorge für das weite Herzentöster- reicherter" Republikaner doch nicht leuchten­des Beispiel sein darf. Es ist jedes, verairt- wortungsbewußten Menschen unwürdig, zu behaupten, daß gegen die Notlage, den Klei­dermangel deshalb nichts zu unternehmen sei, weil das Volk seit jeher nackt herumlaufe: damit ist noch keinem frierenden Körper ge­holfen worden. Skandalös ist aber das Ber- waltungssystem des agrarischen Landesamtes, das in unbeschränkter Parieiwillkür alle ein­flußreichen Posten an sich reißt und im klein­sten Dorf durch Gendarmen, Wirte und No- täre so vertreten ist, daß die naive und ver­schüchterte, durch Knüppelroheit der Sicher­heitsorgane zermürbte Bevölkerung überhaupt nichts mehr tut, als melancholisch zu leiden, um wenigstens nicht noch Prügel zu be­kommen. Aber nicht nur die Agrarier als die stärkste Partei des Landes find über die Ver­hältnisse genau orientiert gewesen und muß­ten die Katastrophe dieses Winters voraus­sehen, auch di« Kommunisten tragen ein gutes Teil der Verantwortung, weil sie in genauer Kenntnis der Lage eS bewußt unterlassen haben, schon im Sommer die Oeftentlichkeit zu orientieren und die zur Abhilfe notwen­digen Dlaßnahmen vorzuschlagen. Gewißsirch es nicht sie, die den; Hunger und das über­große Elend dieses Landes verschuldet haben, aber ihr später Appell ist sichtlich nur von dem Bestreben getragen, eine Katastrophen­stimmung zu verursachen und sie dann als billige Propaganda für die parteipropagierten Hungermärsche zu benützen. Sie haben ebenso wie die Agrarier schon länge vor dem März 1932 die Situation genau gekannt und hat­ten die Pflicht, schon vor der Hungerkata­strophe lyn der notleidenden Bevölkerung wil­len die gleiche Energie an den Tag zu legen, die sie bei dem Arrangement von Hungermär­schen zeigen, wodurch noch keinem hungrigen Magen auch nur eine Krumme Brot gegeben wurde. Wenn wir diese beiden Parteien als Repräsentanten der äußersten Rechten und Linken betrachten, so muß wieder einmal fest­gestellt werden, daß beide in gleicher Weise versagt haben, daß beide sich gleich unfähig zeigen, die Not eines Landes zu lindern und dem Volk ein menschenmögliches Dasein zu ermöglichen. Dabei tragen aber die Agrarier selbstverständlich die unendlich größere Ver­antwortung, die nur dadurch gutgemacht lver- den kann, wenn mit dem agrarischen Gewalt­system im Osten-dieses Staates energisch Schluß gemacht wird, wenn der Repräsentant dieser Art, der Landespräsident die Konse­quenzen seiner erwiesenen Unfähigkeit zieht und abtritt; und das wird umso nötiger sein, als er noch vor wenigen Wochen die Situation Bon derBereinigung sozialdemokrati­scher Techniker in der LSR."*) erhalten wir einen Ausruf, der im Wesentlichen besagt: Ihr habt auf der Schulbank die Grundlagen der Nationalökonomie kennen gelernt, die Euch dort vielfach in verwäsierter Form und a!S nebensächliche Wiffenschaft vorgesetzt wurde. Die .Vorbereitung zum engeren Berufszweig nahm in der Studienzeit Eure ganze Tätigkeit in Anspruch Als Ihr nach Abschluß Eurer Schulzeit ins prak­tische Wirtschaftsleben eintratet, fanden die wenig­sten unter Euch Muße und Gelegenheit, ihr Können durch eingehendes Studium, der Volks­wirtschaftslehre zu erweitern. Dieses Beiseitelassen einer so außerordent­lich wichtigen Wiffenschaft war verständlich in einer Zeit, in welcher der Techniker ein gesuchter Mitarbeiter im Wirtschaftsleben war, in welcher mancher von Euch ein Einkommen emielte, das ihm eine gesicherte kleinbürgerliche, oft wirklich bürgerliche Existenz ermöglichte. Diese Zeil ist ei« für allemal vorbei. Die rauhe Gegenwart, eine U n wirtfchaftSepoche sondergleichen, zerreißt alle Eure Träume von ! gesichertem Dasein. Ungezählte Tausende tüch­tiger, schöpferischer und verantwortungsbewußter Techniker sind stellenlos, arbeiten, wenn sie das Glück haben eine solche Beschäftigung zu finden, als Hilfsarbeiter an Notstandsarbeiten. Unge­zählte Tausende Techniker in allen Staaten hat das zusammenbrechende Wirtschaftssystem mit ungezählten Millionen Handarbeitern aus ihrer Berufstätigkeit hinausgeworfen und in tiefes Elend gestoßen. Die Techniker, welche noch berufstätig sind, leiden unter dem Druck des ungeheuren Angebots von stellensuchenden Technikern^ ihr Einkommen wird herabgedrückt genau so wie da- der Hand­arbeiter. Biele. Techniker sind sehend geworden. Aber viele andere treibt dieses' unerwartete Er­leben zur Verzweiflung, zu Radikalismen nach links und rechts, zu erniedrigendem, erdrückendem Winseln um Gnade vor dem sterbenden Götzen Kapitalismus ". Gerade Ihr Techniker aber seid berufe«, bei der Umgestaltung der Weltwirtschaft Führer der Arbeitsmenschheit zu sein. Eure Kennt- niffe, Eure Erfahrungen, Euren Wirklich- *) In allen Angelegenheiten der Bereinigung wendet Euch zunächst schriftlich an den Schriftführer Jng. Frant. Stefka, Prag Xl., BratislavovL 83. alsnormal" bezeichnete und im Herbst 1931 erklärte, daß es in seinein Verwaltungsgebiete keine Arbeitslosigkeit gibt. Die letzten Ereig­nisse und die öffentliche Debatte über, den Osten unseres Staates haben in einem Maß die Verantwortungslosigkeit und Unaufrichtig­keit der agrarischen Landesverwaltung bloß­gelegt, daß eine gründliche Neuregelung un­aufschiebbar ist. Die Verfassung der Tschecho- slotvakischen Republik verspricht dem Land feierlich die Autonomie: man gebe sie dem Land, das d»rrch das gegenteilige System nur dem Verderben zugeführt wurde und eine Domäne ist für Restgutspekulanten. keitsfin«, Sure OrganisationSfähigkeit, Euren Erfindungsgeist, Euer Zielbewußtsein, Eure Tatkraft braucht die Menschheit beim Auf­bau einer befleren Zukunft. Techniker! Lernet begreifen, daß das kapita­listische Wirtschaftssystem nicht aufgebaut ist auf der natürlichen Grundlage der Versorgung aller Menschen mit allen Gütern, sondern auf Profit, Spekulation, Lug und Trug, Mord und Krieg. Kommet zur Einsicht, daß dieses Wirtschafts­system immer unhaltbarer wird und gerade Ihr Techniker, die Ihr den Kapitalismus zu unge­ahnter Entfaltung bringen konntet, werbet dann auch mit imstande sein, dieses Wirtschaftssystem zu beseitigen. Ihr werdet Euch bewußt werden, daß Ihr nicht tatenlos abseits stehe« dürft. Ihr Techniker seid gewohnt, zu jedem Werke, das Ihr schaffen wollt, einen Plan zu ersinnen; helfet jetzt mit, einen Plan zu einer vernünftigen Wirtschaft zu ersinnen. Mit diesem Plan tretet vor die Menschheit und es muß Euch gelingen, sie von der Richtigkeit wissenschaftlichen Wirt­schaftens zu überzeugen. Planmäßig muß auch der Weg zur Zukunftswirtschaft sein und Ihr werdet es als selbstverständlich finden, daß die Umgestaltung der Wirtschaft ohne schwerste Er­schütterungen nur möglich ist, wenn auf dem Be­stehenden aufgebaut wird. Ihr werdet phanta­stische nebelhafte Trugschlöffer ebenso wie grauen­hafte Zerrbilder, die sich unreife, unsachliche und unbewußte Menschen, von der Zukunft malen, verscheuchen. Ihr werdet die Ueberzeügung ver­breiten, daß die Gehirne viel besser und dauern­der mit Wiffenschaft erhellt werden, als damit, daß man die Köpfe mit Knüttel, Dolch, Schlag­ring oder Gewehrkolben öffnet. Schaffet den Plan, errichtet das Haus, führt die Menschheit in seine Räum« und dann tragt das alte Stück für Stück ab! Doch nicht nur mit dem Zukunftsplan dürft Ihr Euch beschäftigen, die Gegenwart erfor- dert ebenso dringend Eure Mitarbeit. Tretet mit Euren Jnitiativ-Anträgen vor die Oefsentlichkeit. Zeiget auf, wie notwendig es ist, zur Bekämp­fung der Arbeitslosigkeit Investitionen in denkbar größtem Umfange einzusetzen. Zeigt wie drin­gend gute Kommunikationswege und Verkehrsmittel in vielen Gebieten sind. Zeigt die Notwendigkeit der Errichtung von Heilanstalten, Schulen, Bahnhöfen. Zeigt wie dringend notwendig es ist, die W a ssEr­wirtschaft in richtige Bahnen zu bringen, wie die alljährlichen Hochwasserschäden BerheMmgea A Schmshai Heben günstig. Schanghai , 19. März.(Reuter.) Die chinesisch-japanischen Verhandlungen schreiten günstig fort. Man nimmt an, daß ein Ueberein- kommen über den Abmarsch der japanischen Truppen auS dem besetzten Gebiet in die inter­nationale Konzession und über die Uebernahnie deS auf diese Weise geräumten Gebietes durch die chinesischen Behörden abgeschloffen werden wird. Di« chinesischen Truppen sollen jedoch in ihren derzeitigen Positionen verbleiben. Die chinesischen Behörden erklären, daß es unerwünscht wäre, wenn die neutralen Beobachter China bei der Übernahme seines eigenen Gebietes kontrollieren würden, und er­suchen deshalb, nur den Abmarsch der japanischen Truppen zu kontrollieren. Die Völkerbundkont- mission hat, wem» sie auch a« den japanisch­chinesischen Verhandlungen nicht teilnimmt, ihre Abreffe nach Nanking vertagt, da sie überzeugt ist, daß ihve Anwesenheit in Schanghai die Der« Handlungen der beiden Parteien beschleunigen werde. IlilUUlHIliniUllHIUlUHMUilUUUlMUIIIIillUMtMItlllllUUUilHmHIIIlUittNIIIIIIIiNRHUHMiinillin beseitigt werden müssen, daß planmäßig die Be­wässerung wasserarmer und die Ent­wässerung wafferreicher Gebiete durchgeführt werden muß. Nehmt auch Anteil an ollen wissenschaftlichen Fragen, wie an der dringenden Umgestaltung des technischen Unterrichtes. Techniker! All das in diesem Aufruf Ge­sagte und vieles mehr fft der Sinn und Zweck einer am 28. Feber in Prag ins Leben getre­tenen Technikervereinrgung. Eine große Anzahl von Technikern aller Be­rufe und Kategorien, erfüllt von Liebe zu wahr­haft technischem Schaffen, beseelt von dem festen Willen, der Wissenschaft und Menschheitskultur zu dienen, hat diese Bereinigung ins Leben ge­rufen, eine wissenschaftliche Organisation aller denkenden Techniker, zunächst dieses Staates, welche die Oefsentlichkeit, den Staat, die Selbst? 'Verwaltungskörper, auf allen Gebieten der Tech­nik wissenschaftlich beraten soll. Schon gelegentlich der Gründung der Ver­einigung war es all den vielen Teilnehmern klar, daß Techniker, die durch Berge dringen, die Ströme überbrücken, die mir elektrischen Wellen die ganze Welt verbinden, in diesem Staate nur dann glücklich und erfolgreich arbeiten können, wenn sie in ihrem Kreise die b e e n g e« 6,c n nationalen Schranken beseitigen, wenn sie in diesem Staate nur eine einzige brüderliche Organisation schaffen, in der die Techniker aller diesen Staat bewohnenden Völker in innigster Freundschaft zusanrmentvirken. Die Bereinigung gab sich den Namen Sdru£eni sozialni demokratickych Technik ft, (Vereinigung sozialdemokratischer Techniker.) Zum Obmann wurde Abgeordneter Genosse Ingenieur N e ö a s, von unserer ffchechffchen Bruderpartei gewählt. Die Ortsgruppe Prag ist be­reits in voller Tätigkeit und in den nächsten Tagen Werden Ortsgruppen in Brünn , Preßburg , Pilsen , Mähr<-Ostrau, Saaz ins Leben gerufen. An alle denkenden Techniker aller Berufs­zweige ergeht der Aufruf: Schließt Euch dem Verband« an, werdet Mitglieder und werbet im Kreise Eurer Kollegen für den Verband, schasset Ortsgruppen und ar­beitet mit. Dem Techniker ziemt die Tai! Aufruf a« die Techniker. An die Ingenieure, Konstrukteure, Betriebsleiter, Techniker in Industrie, Bergbau, Verkehr, Bauwesen, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Wasser­wirtschaft, Techniker in Schule«, Aemtern, Labaratorien und Institute«! Jan Has/Der letzte Tag Ein ne»<hl<htll(her Roman» Oskar Wöhrle (Verlag»Set BLdeUreU-, S m. t. H, Brrli» ED. 61.) Im Bordell Sankt Agathen sind zwei verdächtige Juden mit Abenteuerware an­gehalten worden,(es bewährt sich also doch, daß die Polizei mit den Kuppelvätern und den Puff­müttern unter einer Deck« steckt!); zwei Er­stochene liegen in der Fraischkammer(die haben beide genug fürs Murren, der Gerichtsfürsprech Dohrbagg« sowohl, als auch der Vigilant Num­mer 19, der noch im Tod wie grinsend die Zähne bleckt!); der Mörder des Dohrbagg«, Binz , ist gleich nach der Tat gefänglich eingebracht worden und trägt schon die Eisen(das wird morgen im Kleinen Rat eine große ueberraschung geben! Schad um den Riesenkerl, man hält' ihm eigent­lich am Abend im Ratskeller gleich das Stech­messer wegnehmen müssen! Der war sonst so. weichmütig, er konnte keine LauS melken!); dem Mörder des andern, einem Einaug, sind die Scharwächter scharf auf der Spur(na, vielleicht schafft eine Haussuchung in der Arche Klarheit, der Bogt hat so seine eigenen Gedanken darüber, doch muß er erst abwarten, bis die noch aus­stehenden Kundschafter Meldung erstattet haben); das Wichtigste aber: bei den Barfüßern ist in letzter Minute der Ausbruch des gefangenen HuS vereitelt worden(der Waibel hat demnach mit dem vermeldeten Gerücht doch recht gehabt. Nun, jetzt sind statt der mit einem Schlafwein er­ledigten Bischofsknechte neue Wachen eingesetzt, Stadtwappner! Da soll der Gans ein zweites Mal das Weglaufen vergehen!); fünf Böhmen , die sich ohne Laternen am Stadtgraben umher­trieben, sind festgesetzt, darunter einer mit einem verdächtigen Kleidersack(da braucht man nicht erst Vogt zu sein» um den Fünfen versucht« , Gefangenenbefreiung auf den Kopf znzusagen!); außerdem hat der Alarm geklappt(vor dem Krach, den die Zünfte beim Aufziehen machten, hat sich sogar der elende Hundslärm verkrochen!). Ein feiner Alarm! Binnen einer Viertelstunde waren dje Geschlechter und die Zünfte voll^ihlig an ihren Sammelstellen! Damit wäre wieder einmal der Beweis geliefert, daß daS Stadt­regiment fest in einer Hand ist. Bei diesem Ge­danken kann der Bogt ein triumphierendes Lächeln nicht unterdrücken. Da schallt ein Haltruf und dasWer da?!" aus dem Dunkel. Gut Konstanz!" antwortet der Vogt. Parole?" Sankt Peter und Paul!" Gut! Passiert!" Der Bogt tritt heran. Der Posten nimmt die Hellebarde zurück und geht, da er den Stadt­vogt erkennt, grätschbeinig in Grußstellung. Torwache bei den Barfüßern!" meldet der Soldat.Belegt mit drei Rotten und' einem Wacht-Meister. Auf Wache und Posten seit der Uebernahme nichts Neues!" Nichts?" Mein!" Dieses Nein kommt aber so zögernd, daß der Bogt noch einmal nachfragt:Gar nichts, Tröndle?".. Doch, ein wenig schon, sozusagen..." Was denn?" Eine prüglige Geschicht, Vogt! Da war einer da, so ein rechter Leisetreter. Ich hab ihn erst gar nicht kommen hören. Einen schwarzen Radmantel hat er augehabt und die Kapp bis tief in die Augen gezogen. Der hat Spaß ge­macht, Bogt!" Was hat er denn gewollt?" Das wollt' ich auch wissen. Vogt. Da, zum Hus hat er neingewollt, gradaus zum Hus. Herrle, hab ich zu dem Radmantel gesagt, das geht fein nicht, so mir nichts, dir nichts zu einem Gefangenen hinein. Zu einem Gefan ­genen, der diese Nacht sowieso schon mal halber durch die Lappen war. Da heißt's doppelt auf­gepaßt! Wenn du reinwillst, Herrle, hab' ich gesagt, dann mußt am hellen Tag kommen, und einen Schein mußt mitbringen, was Pergamen­tenes, was Geschriebenes, was Gesiegeltes, etwas, war der Wacht-Meister lesen kann, sonst hilft dir kein Gottfried, nicht mal der mit dem langen Nagel!" Was hat der Mann daraus hin gesagt?" Ich brauch keinen Schein, hat er gesagt, ich nicht! Mir hat's ziemlich baselstädtisch ge­raucht, als ich das gehört hab, Vogt! Aber noch ließ ich mir nichts anmerken! Nur ein wenig spitz hab ich gesagt: Warum, Herrle, solltest aus­gerechnet du keinen Schein brauchen? Bist du etwa der König lelber?.Hast's verraten, hast's verraten! hat da der Gespaßige gesagt, ich bin tatsächlich der König! Hahaha, da hab ich gelacht, Vogt, daß nur Bauch und Schlauch wackelte. Soll ich denn nicht lachen, Bogt, so ein krumm und rothaarige Laster kommt mitten in der Nacht und gibt sich dem TröMe gegenüber als der König aus! Hoho, hab ich gesagt, als ich halb­wegs fertig war mit dem Lachen» du bist mit deinem Rachtspaß bei mir grao beim Rechten! Da müßt' es in Konstanz gar viele Könige geben, wenn jeder Hagseicher kommen kann und sagen: Hast's gradaus verraten, ich bin der König! Mich kannst nicht verkohlen, Herrle, mich nicht! Ich heiß der Tröndle und ich bin auS Allschwil , und wenn du einen Allschwiler auf den Arm nehmen willst und schaukeln,-Herrle, da mutzt du noch viel früher aufstehen als heute, und vor allem mußt du dir dein« Hosen mit der Beißzange an­ziehen!" Dann?" Dann ist das Herrle saugrob geworden, Vogt! Geschimpft hat'S wie«in Rohrspatz,, das Gesicht ist mir jetzt noch naß von der vielen Speuzeten. mit dem Fuß hat's aufgestampft, daS RußkuaAermäul«, gradaus geschellt, und, was das Schönste war, Vogt, in einemfort hafs mir mit-er Faust unter der Nasi rumgefuchtelt! Ra, wer den Tröndle näher kennt, der weiß, grad das unter der Nasrumfuchteln mag er gern leiden! Da kann der alte Krönenscchn fuchsteufelswild werden, bei so was! Ein Bauer,-em der Burg- waibel die letzte Sau aus dem Stall holt, ist die sänft« Johanna dagegen! Wag da, Herrle, hab ich gesagt, weg da mit deiner Weißen Faust auS dasiger Gegend! Hier unter meinem Schnauzer ist Konstanzer Gebiet, hab ich gesagt, verstehst du, Herrle, wenn ich auch zehnmal aus Allschwil bin und nicht aus Konstanz ! Aber meinst du, Vogt, der gespaßige freche Kerl« wär' daraufhin ge­gangen? Richt eine» Filzlausschritt! Platz dem König! hat er geschrien, hat mich am Aermel gepackt, hat mich auf di« Seite gerissen und hat mit Gewalt durch das Tor rein wollen!" Ist er hineingekommen?" Mach mich nicht lachen, Vogt! Der und hinein! Ich hab'- ihm gegeben, daß er daS Feuer im Schwarzwald gesehen hat. rauf bis zum Blauen und rab Lis zur Lucke! WaS, hab ich gesagt, du willst der heilige römische König sein, du altes, verrostetes Gescheuch?! Da hast du«inS für den König! und nichts wie drauf mit dem Hellebardenend auf den Ranzen! Geh in deines Vaters Sack zurück, du siehst ja auS wie ver­gantet und nicht abgeholt! Da, nochmals eins sür den König! und nichts wie drauf mit dem Stock auf den Ranzen! Hallo, ein König streift nickst nachts wie ein« Zelthur auf der Gaß rum! und nochmals eins mit dem Stock auf den Ranzen! Ein König weiß, daß er sich genau so an die Gesetze zu halten hat, wie ich als Kriegs­mann an meine Artikel! drum, nochmals«ins drauf mit dem Stock auf den Ranzen! Ich kann dir sagen Vogt, König hi», König her, dieser Nachtkönig hat von mir soviel zwischen die Rip­pen bekommen, daß er di« nächsten drei Stunden bestimmt nicht mehr weiß, ist er Männlein, ist er Weiblein!" (Fortsetzung folgt.)