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Sonntag, 3. April 1932

Nr. 80

ganze Jammer der kapitalistischen Gesell- gegen den Hunger der Textilarbeiter zu Felde erst heran, wenn sie sich durch die Fabrikation der Staat gezwungen wird, die Investitionstätigkeit schaft, der ganze Fluch, den diese Wirtschaft zu ziehen, nicht alles Elend, aller Hunger und Produktionsmittel hindurchgefressen haben, Erst in Angriff zu nehmen, die früher die kapita­dem Arbeitsvolk bringt, hat sich stets bei den alle Not können aus den Textilarbeiter- müssen Produktionsmittel erzeugt werden, bevor listische Wirtschaft durchgeführt hat, damit die Tertilarbeitern besonders offenbart. familien mit einem Schlage weggeschafft wer diese Produktionsmittel, genügend Rohstoffe und Das bedeutet, daß wir öffentliche Arbeitei man Konsumgüter machen kann. Wenn wir aber Wirtschaft wieder in Gang kommen kann. Die Tertilarbeiter versuchen selbst aus den. Aver die gange Oeffentlichkeit mag an Arbeitsfräfte haben, dann können wir noch immer fordern müssen. In Deutschland sind wir jetzt mit eigenen Sträften alles, um ihr Elend zu lin- diesen trockenen 3iffen gewerkschaftlicher Er- nicht Konsumgüter herstellen und verbrauchen. Wir dieser Forderung in den Mittelpunkt der volkswirt­dern. Die Leistungen der Union der Textil- hebungen erkennen, wie es in den deutschen müssen immer erst noch Produktionsschaftlichen Agitation gestellt. arbeiter" müssen geradezu Bewunderung ab- Gebieten dieses Landes in Tausenden von mittel herstellen. Die Voraussetzungen zur Erfüllung dieser For­ringen. Im Jahre 1930 wurden von dieser Arbeiterfamilien aussieht und es müssen alle derung sind bei uns gegeben. Es tönnen Straßen Gewerkschaft an Arbeitslosenunterstützungen Anstrengungen, die katastrophalen Folgen der für Milliarden gebaut werden; es werden Tal­16 Millionen K ausgezahlt, 1931 37 Mil- Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, verdoppelt und sperren gebraucht, Dämme gegen die Hoch­lionen, seit dem 1. April 1925 über 73 Mil- verdreifacht werden, da mit die Men- Das liegt im Mechanismus des kapitalistischen wassergefahr. Diese öffentlichen Arbeiten könnten die lionen K. So groß diese Zahl ist, so genügt ich en in dieser furchtbaren Zeit Systems begründet. Wirtschaft wieder in Gang segen. Die Staaten wer­sie doch nicht, um das Elend der arbeitslosen nicht zugrunde gehen und über Konsumgüterindustrie billiges Sapital in Ueberfluß lanwirtschaft durchzuführen. Das hängt Nehmen wir den Fall an, es wäre für die den gezwungen werden, irgendwelche Formen der Textilarbeiter zu lindern. So sehr sich das die nächsten Monate gejund an vorhanden. Die Industriellen könnten davon keinen jedoch nicht allein von dem Willen, Ministerium für soziale Fürsorge bemüht, Leib und Seele hinwegtom men. Gebrauch machen, wenn sie feinen Absatz haben. sondern von der Kraft der Arbeiter­Aber die anderen, die Produktionsmittel herstellen, organisationen ab.

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Von der Wirtschaftsanarchie

zur Planwirtschaft.

Eine Rede Fritz Tarnows in Reichenberg.

( Schluß)

Welche Möglichkeiten stehen uns uns zur Ver­fügung? Wir brauchen diese Möglichkeiten heute faunt noch theoretisch zu untersuchen. Sie drängen auf uns zu. Die deutsche Regierung z. B., die rein bürgerlich ist, muß Tag um Tag gegen die kapi talistische Wirtschaftsideologie handeln. Man muß sich die Entwicklung zu einer Plan­wirtschaft in Etappen denken.

Nur durch die Belebung der Produktionsmittel­industrien ist eine Behebung der Wirtschafts­trije möglich.

die Bauunternehmer, die Leute, welche Straßen- Wie die sozialistische Planwirtschaft im einzel­bahnen bauen wollen, alle jene, die Investitionen nen aussehen wird, wissen wir nicht. Wir wissen machen wollen, könnten das billige Rapital in An- nur, daß sie von dem Bedarf der Menschen aus­spruch nehmen.

gehen wird. Es wird nicht mehr für den Kapitals­gewinn gearbeitet werden, sondern für den Bedarf der menschlichen Gesellschaft. Heute sehen wir schon zwei große Komplere der nichtkapitalistischen Wirt­schaft:

Gelingt es nicht, solche Investitionen in Bewe­gung zu sehen, dann nüßt selbst das Vorhanden­sein von Kapital in der Wirtschaft nichts. Nun ist es jedoch von größter Wichtigkeit, daß durch die Ueberinveftierungen in den vergangenen Jahren Der eine sind die Genossenschaften, der andere Wie sind nun die Dinge zu ändern? dem Gesez, daß die Freiheit des Handels allein not- heute gar kein Bedarf an neuen Produktionsmitteln der Staatskapitalismus. Wenn es möglich wäre, daß wir die politische wendig sei. Neulich sagte mir ein Großindustrieller besteht. Es fehlt in der kapitalistischen Welt an Die weitere Entwicklung wird sich wahrscheinlich Macht in die Hand bekommen, dann stünden uns in Deutschland , der sehr viel exportiert: Wie die ausreichenden Investitionsmöglichkeiten, um im vorerst in der Richtung zum Staatskapitalismus auch die Möglichkeiten für eine schnelle Umordnung Dinge so in der Welt draußen stehen, werden wir Rahmen des tapitalistischen Systems volle Beschäfvollziehen. Der Staat wird gezwungen werden, Be­des gesamten Wirtschaftssystems zur Verfügung. bald nur noch zwei Sorten von Ländern haben, die tigung herbeizuführen. triebe zu verstaatlichen oder seiner Kontrolle zu Aber wir müssen mit den realen Kräften rechnen, in der Weltwirtschaft leben: Die einen, die sich mit Was wurde z. B. in Deutschland in den unterstellen. Die Verstaatlichung der Ban­die uns zur Verfügung stehen. Sie lebren uns, Hochschutzöllen, Einfuhrsperren und Kontingentie vergangenen Jahrzehnten an zusätzlichen Investi ten, der Monopole, der startelle and daß wir diese Macht in absehbarer rungen einfach absperren. Das sind die anstän- tionen geleistet? Der vorhandene Produktions- Trusts ist der nächste Schritt. Gerade Zeit nicht bekommen werden. Daß es digen Länder. Wir haben aber auch unanstän apparat mußte ausgebaut und erneuert werden weil sich die Form der Planwirtschaft aus den Not­selbst dann nicht möglich wäre, in kurzer Zeit eine dige, das sind jene, die die Waren noch herein- Es wurden 44.000 Stilometer neues Eisenbahn- wendigkeiten und Bedürfnissen des Tages heraus vollkommen sozialistisch organisierte Wirtschaft, eine laffen, aber sie nicht bezahlen." ne gebaut, tausende Stationsgebäude, entwickelt, brauchen wir uns über Einzelheifen nicht sozialistische Planwirtschaft aufrichten zu können, das Es ist natürlich ein Wahnsinn, daß die Länder Lokomotiven, Wagen. In der gleichen Zeit den Kopf zu zerbrechen. beweist das Beispiel Rußlands . Dort wurde an die sich abschließen. Der Austausch der Rohstoffe und ist die Elektrifizierung durchgeführt worden. Aber in unser aller Bewußtsein sollte es igen: Stelle des Kriegskommunismus der Staats- der Fertigwaren begründet den Reichtum der Welt. Die chemische Industrie wurde aufgebaut. Wir glauben an die Verwirklichung des Sozialismus! tapitalismus gesetzt. Man hat ihn mit den Wenn sich nun alle von der Krise durch die Selbst Heute sind wir ausgerüstet, wir haben z. B. sogar Wir haben daran geglaubt, so lange wir in der Methoden der kapitalistischen Länder und, nach genügsamfeit, wissenschaftlich gesprochen durch zuviel Elektrizitätswerke. Aber wir hatten früher Arbeiterbewegung stehen. Der Glaube allein ist aber anfänglichem Sträuben, auch mit deren Geld auf die Autarkie von der Krise loslösen wollen, so auch das Heer und die Kriegsmarine. Auch für die Richtigkeit der Behauptung, daß der Sozia­gebaut. muß das zu einer allgemeinen Verarmung das waren fapitalistische Investitionen. Dabei mnßlismus fommen muß, nicht beweisträftig. Unser führen. man bedenken, mit welch verhältnismäßig primi Glaube ist fein blinder Glaube, wir haben die tiven technischen Einrichtungen all das Entwicklungsformen im fapitalistischen System ge geschaffen wurde. Wir sind noch in fremde Länder sehen und voraussehen lönnen, daß die Zeit fom­gegangen, haben Kolonien erobert und auch men wird, da die Wirtschaft sich in der Form des dorthin Eisenbahnen gebaut. Drei Millionen über Stapitalismus nicht mehr weiter entwidein fanu. schiffiger Arbeitskräfte sind über den großen Teich Dieser Zeitpunft ist jest getommi e n. nach Amerika geschickt worden. Wir fanden Heute ist es sichtbar, daß die Form des kapitalisti­gerade soviel Beschäftigung bei diesen Investitionen, schen Wirtschaftens den Bedingungen unserer Zeit damit wir leben und uns entwickeln konnten. Wie nicht mehr entspricht. Die Gemeingefährlichkeit dieses foll man in 3ukunft diese Dinge machen? Jest Systems ist so offenbar geworden, daß darüber nicht gehen wir an jede Arbeit mit einem vervoll mehr der geringste Zweifel obwalten fann. Eine om mneten technischen Apparat heran, wir sind Produktionseinschränkung um 30 bis 40 Prozent in rationalisiert und haben große Arbeitslosenarmeen den zivilisierten Ländern ist die Tatsache, die allen Wenn wir die Produktion zu schnell vergrößern, in allen Ländern. Es iſt undenkbar, daß man die Völkern sichtbar vor Augen steht. Die Völler leben können wir nicht leben. Die Textilindustrie im 25 Millionen Arbeitslosen durch neue derartige von dem Erträgnis ihrer Wirtschaft. Reichenberger Gebiet kann nicht arbeiten, weil sie Investition Investitionen beschäftigen könnte. Ge­keinen Absay hat. Macht es den Unternehmern Berwiß werden noch Autos und Rundfunkgeräte ge­Wer das Steuer der Kapitalslenkung in der gnügen, ihre Betriebe stillzulegen? Nein, das macht braucht. Das sind jedoch keine Produktions-, Hand hat, hat damit schon einen ganz großen ihnen gar feinen Spaß. Sie riskieren dabei, daß sondern Konsumartikel. Einfluß auf die Lenkung der Wirtschaft. ihr ganzer Befis zum Teufel geht. Es liegt also Erst müssen die Menschen wieder kaufen können, dann kann sich die Konsumindustrie entwickeln. Er braucht das Kapital eben nur dorthin zu lenken, nicht an dem Willen der Unternehmer, daß sie Do es volkswirtschaftlich nach allgemeinen Gesichts nicht arbeiten lassen. Sie legen deshalb die Be- Zu dem Fehlen der Investitionsmöglichkeiten fom punkten nüglich ist. Man wird weiter daran gehen triebe still, weil sie keinen Absatz haben. Warum men noch die Schwierigkeiten der Kapitalsbeschaf­müssen, den Außenhandel unter die Ron haben sie aber feinen Absatz? Bedürfnisse nach den fung. Es ist schon genug darüber geredet worden, daß trolle des Staates zu stellen. Durch die Waren sind doch in riesigem Ausmaß vorhanden. Devisenbewirtschaftung sind wir in diese Kontrolle Aber das Bedürfnis allein genügt nicht. In der man die Arbeitszeit verkürzen müsie schon hineingekommen. Ich glaube, daß die soge sozialistischen Wirtschaft ist es selbstverständlich. Der bekannte englische Nationalökonom Keynes nannte Wirtschaftsfreiheit im Rahmen der Welt- solange die Produktion ausreicht, wird ein bor hat erflärt, er sehe die Zeit kommen, da eine drei wirtschaft aufgehört hat und sich in Zukunft nur handener Bedarf befriedigt. Die kapitalistische Wirt- stündige Arbeitszeit zu lang sein wird. Aber noch geschlossene Volkswirtschaften als Interessenten schaft ist jedoch nicht imstande, die vorhandenen wir sind noch nicht so weit, daß wir unmittelbar für den Außenhandel gegenüberstehen werden. Die| Produktionsmöglichkeiten für die Konsumgüter die Arbeit dort einsetzen können, wo sie noch ge ses Ende des Freihandels bedeutet zu mobilisieren, wenn die Nachfrage, wenn die braucht wird, nämlich für die Konsumgüter jedoch den Todesstoß gegen das tapi Rauftraft fehlt. In der kapitalistischen Wirt­talistische System, denn dieses beruht ja auf fchaft fommen die Menschen an die Konsumgüter[

Der Wirtschaftsbetrieb muß aufrecht bleiben, während die Umwandlung vor sich geht. Das nächstliegende ist, daß man bei dem Lebens­nerv der kapitalistischen Wirtschaft beginnt, nämlich auf dem Gebiete der Rapitalswirtschaft, indem man die Banken verstaatlicht und den zur Verfügung stehenden Kredit nach einem zentralen Plan leitet.

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Man wird nicht bei der Autarkie landen, son­dern einen Weg finden müssen, den Weltwirt­schaftsverkehr zu beleben. Der fünftige Aufbau des weltwirtschaftlichen Ver fehrs wird sich nicht in der Form des Freihandels vollziehen, sondern durch eine Art von Zusam­menwirten der einzelnen Volkswirt schaften, durch staatliche Stontrolle und staatliche Außenhandelsmonopole. Die Planmäßigkeit des Außenhandels erzwingt auch eine gewisse planmäßige Beherrschung des Innenmarktes, der inneren Wirt schaft und Produktion.

Diese Möglichkeiten fönnen nur gefunden wer­den, indem die öffentliche Hand, indem der

Wenn die Wirtschaft aber in ihrem Erträgnis unt 30 bis 40 Prozent einschrumpft, so heißt das, daß die Völker in ihrer Gesamtheit 30 bis 40 Prozent weniger fonsumieren, daß sie um soviel ihre Lebenshaltung einschränken müssen. Das ist der Wahnsinn, der jo offenbar ist, daß gar fein Zweifel darüber beitehen kann, daß die Völker zur Erkenntnis fommen. Sie haben es bisher nicht gesehen, daß sie durch das System betrogen worden sind. Es ist das auch noch niemals so deutlich gewesen wie in der Gegen­wart. Seute fangen die Völker an, das zu begreifen. Ich habe gestern darauf hingewiesen, daß das bei uns in Deutschland in den Wassen des Bürger­tums sichtbar ist, das doch bisher so ganz selbit verständlich auf dem Boden der fapitalistischen Ideo­logic stand. Heute ist dieses Bürgertunt verzweifelt, hat den Glauben verloren und will sich aus diesem System loslösen. Es sieht, daß das, was da ist,

den Kampfe aufhören, sintemal der dent eigent- Er läßt es jedoch nicht bei dem bloßen An- Zeid dahinschleppt wie einst der Sohn Gottes das lichen Todeszug vorausflutende Strom schreien blid bewenden, sondern schneidet sich innerlich laftende Kreuz.

Jan Hlus/ Der letzte Tag ber, negiergetriebener Menschen bereits so groß eine Kerbe ins Gedächtnis, damit er nachher, Zum erstenmal im Leben stehen seine schnel

Ein geschichtlicher Roman v. Oskar Wöhrle

( Verlag Der Bücherkreis", G. m. b. 3. Berfin ew. 61.)

Doch das genügte dem knurrenden Wuthund in seinem Innern noch lange nicht. Er hätte es dem Schweinlinger gern fübelweise gegeben und nicht nur mundvoll!

Seine breiten brabantischen Knie knicken ein,

als hätten sie eiserne Scharniere.

Schweiz bricht aus ihm heraus wie aus einem Fieberfranken.

geworden ist, daß dem Malersmann nichts wenn dem Böhmen die Schwarte gefengt und sein len, beweglichen, immer schwaßensbereiten Lip­anderes übrig bleibt, als schleunigst von der Lei- pfalzgräflicher Tagesdienst zu Ende ist, entspre- pen still. ter zu steigen und diese in den Hausgang zu chende Nachforschungen nach dem Urbild des Zum erstenmal im Leben wird sein sonst so schleppen. Sonst würde er von dem immer wilder strammen Schweinlingerschen Meerweibes an- fattes, berechnendes Herz von einer heiß und und tosender werdenden Strome einfach umge- ftelle; denn auch er, Herr Ludwig, ist trop seinem ungestüm flutenden Welle des Mitleids über­drückenden Eisenkleid genau wie die Herren rannt, von einem Mitleid, neben dem alles Reden rissen worden sein. Da steht nun der Brabanter, hart an die Prälaten im fürnehmen, minderlastenden Samt flein und schäbig und bedeutungslos gewesen von Zeit zu Zeit von den Anfechtungen des wäre. Der Brabanter wußte das, als Maler fannte Hauswand gedrückt, mit farbbeschmierten Hän­Fleisches geplagt. und hätte gern mal was anderes Die Faust einer unbekannten Macht hält den er Zwidels Gemüt aus dem Fundament. Aber den, und genießt seinen Triumph. Es ergibt sich nämlich das Merkwürdige, daß auf dem Lotterbett im Salmen gehabt, als nur sonst so unbefümmerten Malersmann gepackt und er tat, als merke er nichts, und fuhr munter fort, feine neumodische Farbmolle anzurühren die gesamte durcheinanderschreiende und durch die magere, vor Strohblondheit halb durchsichtige schnürt ihm mörderlich die Gurgel zu. und zurechtzufneten und für gute Bezahlung dicke einanderlärmende Prozession, die den Prager Mettnauer Marie mit ihren beiden winzigen Brocken davon gegen die Häuserfronten seiner Magister auf seinem letzten Gang begleitet, bor Apothekerkügelchen, auf die sie sich, beiß das Zip­dem Hause, an dem Schweinlingers feuchtes, perlein, weiß Gott noch was einbildet! Auftraggeber zu schmeißen. Schweinlinger, der Maler, der die Worte des An dem Julinachmittag nun, da Hus unter noch immer labtriefendes Stunstwert Hlebt, toten­Ihm ist so elend zumut, so beklommen, als dem Zulauf der ganzen Stadt zum Brandtod still wird, und zwar gerade immer die viereinhalb mächtigen Pfalzgrafen mit breiten Nüstern ein­gesogen hat, wie ein Gott den Ruch eines Brand- würde er selber als armer Sünder hinaus zur geführt wurde, war Schweinlinger gerade an der Ulmer Ellen, die Das Handtuch " breit ist. Wie auf Befehlsruf dreht es allen, die an opfers, wird schon einige Augenschläge danach Richtftatt geschleift. Giebeljeite eines Auf der Platten" gelegenen Der ganze Jammer der Erdscheibe packt Hauses beschäftigt, das seiner außerordentlichen dem schmalen Haus vorbeikommen, die Köpfe von der höchsten Triumphschau des Lebens hin Schmalheit wegen nur" Die Zwehl" oder von nach rechts, und die aufgerissenen, verzogenen unter in die größte Tiefe menschlichen Elends ihn an. Am liebsten hätte er lautaus geheilt, wie feineren Leuten Das Handiuch" genannt wird. Münder verlieren, mitten aus dem lautesten Ge- gestoßen, indem er Hus sieht, den Todgeweihten, Er müht sich im Schweiße seines Angesichts schrei heraus, bei dem Anblick dieses Meerweibes der zwar ungefesselt, nur von zwei Stadtfnechten ein kleines Kind, das sich am Markttag im Trubel ab, einem vor Fülle und Farbengesundheit und seiner üppigen Formen Atem und Sprache. geleitet, aber rundum eingeschlossen von einer fremder Menschen von der Mutter verlaufen. Aber die Stelle in seinen Augen, wo die strogenden langhaarigen Meerweib, das sich faul Sogar Herr Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein , Herde toller fapriolenmachender Teufel, in der über den Fensterbogen in untern Stock legt und der drei Fähndlein Gewappneter vorausreitet, Mitte des Zuges, feinem Ende entgegenschreitet: Tränen sein sollen, ist ausgetrocknet, tripliger gelüftigen Auges nach Wannsbildern ausschaut, staunt einige Lidschläge lang bei dem Anblick des ein Mensch, inmitten eines Wirbels Frrjinniger. Sommersand, und brennt wie Feuer. Sus ist der einzige in dem vieltausendköpfi- Mit diesen trockenen Augen betrachtet er noch größere Formkraft der sowieso nicht fnapp Bildes und zieht dabei die Zügel zu harsch an, so daß sein breitkruppiger Apfelschimmel steil in gen Zuge, der Schweinlingers luftprunkendes oussens Todeszug wie etwas, das die herfömm bemessenen Brüste zu geben. Er tut das, indem er seinen fleischfarbenen die Höhe steigt und ihn beinahe aufs Pflaster fett. Meerweib nicht fieht. Er hält die Augen ſtarrausliche Ordnung der Dinge sprengt, wie etwas, das Molkenkäse an den Stellen, die nach dem Körper- Nachdem er sich aber gefaßt und den widerspen gerichtet. Seine Lippen bewegen sich im Gebete. er nicht mehr verfteht. Sein abgezehrtes graues Gesicht scheint nicht Die schreiende Teufelshorde mit ihrem beten­ban hierfür in Betracht kommen, gleich tellen- stigen Gaul mit seiner befehlsgewohnten Hand wieder in Schritt und Tritt gezwungen hat, sagt ans Fleisch, sondern aus Stein zu sein, so aus den Opfer biegt um das Haus Zum hohen weise auffeßt. Safen" zum Oberen Markt ab, auf das Geltinger Doch es battet nicht recht. Die Hausmauer er laut zum Marschall Hoppe von Pappenheim gemeißelt ist es, so unbeweglich. Die Erzkezermüße, die mit schrecklichen Teu- Tor zu. wehrt sich und will fein Mehr an Farbmolte hinüber, der eben ein böckisches Grinsen hinter feln bemalte, gibt seinem Kopf etwas phantastisch Der Trubel in der inneren Stadt wird annehmen. Vielleicht ist der Kalk noch zu naẞ. seinem blonden Schnauzer versteckt: weniger. Nach und nach verschwinden die lezten Schweinlinger, sonst gewohnt, jeder Frau ,, Weiß Gott, Herr Better, solch breit und in die Länge Gezogenes. Schweinlinger, der sonst so behende, wird Nachzügler, wie aufgeschluckt, und mun liegt die und jedem Ding gegenüber das durchzusehen, was verivegen gebaute Milchfuppeln hab ich nicht mal er seinen Willen nennt, muß hier, diefer stör im besten spanischen Frauenhause gesehen, und selber zu Stein, als er diesen Schmerzensmann Straße trog der hellen, prallen Nachmittagssonne fieht, dies leibhaftige Ebenbild Chrifti, der sein verlassener da als in der verlassensten Rachi. rischen Hausmauer gegenüber, mitten im währen ich versichere dir, das will was heißen!" ( Fortsetzung folgt.)