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Sosialdemokrat
Jentralorgan d. Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik
12. Jahrgang.
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Donnerstag, 14. April 1932
Schwere Busammenstöße im Streifgebiet.
Nr. 89.
Moralisch bankcrott.
Zwei Tote in Brür./ Zahlreiche Schwer- und Leichtverletzte in Brür, Kopit und Komotau. ſtiſche Blatt Welt am Abend" nicht zu dem
Kommunistische Gewalttätigkeiten.
In einigen Orten des nordböhmischen Streitgebietes kam es im Laufe des gestrigen Tages zu Zujammenstößen zwischen Polizei, Gendarmerie und Militär auf der einen, Demonstranten, welche der kommunistischen Generalstreifparole gefolgt waren, auf der anderen Seite. Die Gendarmerie machte mehrmals von der Schußwaffe Gebrauch. Nach den bisherigen Nachrichten sind zwei Tote zu verzeichnen sowie eine Reihe von Schwer- und Leichtverlegten.
Wie die verhängnisvollen Berichte aus dem nordwestböhmischen Streikgebiet bejagen, hat der Bergarbeiterstreik heute eine tragische Wendung genommen. In Brür und Komotan gab es fchivere Zusammenstöße; Tote und Verwundete find auf der Strecke geblieben. Diese Nachricht wird die ganze Arbeiteröffentlichkeit dieses Landes mit wildem Schmerz und tiefer Trauer erfüllen. Auch ohne Kenntnis der näheren Einzelheiten fann bereits ausgesprochen werden, daß die Hauptschuld an den furchtbaren Vorgängen das fapitalistische System trifft, welches die Arbeiter schaft in eine Hölle von Krisenleiden stürzt und diese Leiden noch durch brutale Rationali sterungsmaßnahmen verschärft hat. Groll und Erbitterung erfüllt schon seit langem die at beitenden Massen, welche zusehen müssen, wie die Forderungen ihrer Organisationen auf mit derung des Arbeitslosenelends und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von den Unternehmern und ibren Barteien teils jabotiert, teils schroff ridgewiesen werden.
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Freilich bleiben wir auch angesichts diefer letten Vorgänge bei der Ueberzeugung, daß die Bergleute Nordwestböhmens nicht den richtigen Weg gewählt haben, um ihre Leiden abzu schütteln und ihre Lage zu verbessern. Welt größter Besorgnis mußte jeder erfahrene Klassen
In Kopit schritt ein Zug Ravallerie in der Stärke von 35 Mann gegen die Demonstranten. ein, von denen sie mit Steinen beworfen worden waren. Bei dem Einschreiten in Kopitz und in Brüg wurden von den Demonstranten zwei Stavallerieoffiziere verlegt. Einem wurde der Ellbogen zertrümmert, der zweite an der linken Hüfte verletzt. Ferner wurden vier Soldaten schwer und drei leicht verletzt.
Gegen 8 Uhr abends ist in Brüx Ruhe ein Gegen 8 Uhr abends ist in Brür Ruhe ein getreten. Die Zahl der Verletzten wird auf 20 bis 25 geschäßt.
Blutige Zusammenstöße
Gebrauch machten. Fünf Demonstranten und mehrere Gendarmen wurden dabei meist leicht
verletzt.
Die Wegbereiter des Fascismus. Auch wenn sich das Berliner kommuniGeständnis herbeigelassen hätte, daß bei der Präsidentenwahl am Sonntag ein Teil der kommunistischen Wähler zu Hitler abgeschwenkt ist, es wäre doch nicht verborgen geblieben, daß mindestens eine halbe Million kommunistischer StimDie Menge wurde dann gegen Udwiz abgedrängt. Ein Teil bemächtigte sich kurz darauf men für Hitler abgegeben wurden. der auf der Straße stehenden leeren Lastautos, Darin liegt ein so ungeheuerlicher Verrat proletarischer Interessen, ein solches Maß von demolierte sie und setzte sie in Brand. Inzwischen hatte die Polizei, da von Komo- Verkommenheit, daß dieser Erscheinung noch tan eine größere Menschen enge gegen Udwiß eine besondere Betrachtung gewidmet werden bordringen wollte, die Straße beim Lagerkeller muß. abgeriegelt. Eine Patrouille, bestehend aus einem Tag um Tag werden wir von den KomBeamten der politischen Behörde und zwei Polizisten, begab sich in einem Mietauto zum Allaun munisten als Sozialfascisten" beschimpft, see, wo sie die Verbindung mit der Gendarmerie Tag um Tag führen sie gegen die Sozialdemo= herstellen wollte. Unterwegs wurde das Anto fratie den erdenkbarst schamlosen Lügenfeldvon einer größeren Menge angehalten. Die zug, wobei sie es nie unterlassen, sich der Polizisten wurden aus dem Auto gezerrt und Arbeiterschaft als die allein wahren Klassenblutig geschlagen. Sie flüchteten in das in fämpfer zu offerieren. Hier aber ist und der Nähe befindliche Häuschen des Gärtners wahrlich nicht zum erstenmale!- weithin Vogel, welches jedoch von den Demonstranten sichtbar geworden, wohin die kommunistische gestürmt und demoliert wurde. Man schlug mit
Steinen und Stöcken auf die Polizisten ein, von Politik und Agitation führt. Die Sache der einem Demonstranten wurde auch ein Revol- Freiheit und des Sozialismus, die Sache des Mehrere Schwer- und zahlreiche Leichtverlette. berichuß abgegeben, der einen der Polizisten Proletariats ist wieder einmal in der schändschwer verleßte. Der andere wurde mit einer lichsten Weise verraten worden. Und gerade Der fommunistischen Generalstreifparole Spighadke niedergeschlagen. Das von jenen Ober- und Ueberrevolutionären, wurde in Komotan mur zu einem geringen Teil Mietauto wurde demoliert. Folge geleistet. Für 3 Uhr nachmittags hatten die sich in der Schmähung anderer profetari Später fant es beim Lagerfeller in der scher und wirklich sozialistischer Parteien und die Kommunisten auf den Marktplatz eine Kund- Weingasse ebenfalls nochmals zu Zusammen- ihrer Anhänger nicht genug tun können. gebung einberufen, welche jedoch von der Bezirksstößen, wobei von der Gendarmerie wieder ge behörde verboten wurde. Gegen 6 Uhr versuchten schossen wurde. Diesmal wurde jedoch niemand Vergleichen wir einmal! Nahe, furchtbar ungefähr 3000 Demonstranten aus dem Görkau verlegt. Nur eine Frau wurde im Gedränge nahe war die Gefahr, daß dem deutschen Volke Seestadtler Gebiet nach Komotau zu gelangen. niedergestoßen und in das Komstauer Kranken die Henterschlinge der fascistischen Diktatur der 3 ug wurde von ca. 60 Gendarmen, die haus gebracht. auf drei Pastautos den Demonstranten entum den Hals gelegt werde. Wäre die deutsche
Nachmittags intervenierte Genosse Abg.
tämpfer den Verlauf der Streifbewegung in den gegengeschickt wurden, bei der Straßenbiegung Kaufmann beim Bezirkshauptmann, um die Sozialdemokratie einem solchen Doktrinaris
zeigen deutlich, welch schreckliche Gefahren den Arbeitern drohen, wenn sie die Führung ibrer Kämpfe in die Hände Unverantwort lich er legen. Mit der gleichen Energie, mit der wir angesichts der Toten und Verwundeten nach wie vor jedes Abenteurertunt in der proleta rischen Bewegung bekämpfen werden, werdent wir bestrebt sein, Klarheit zu schaffen, ob die zuständigen Behörden alles unternommen haben, um das Blutvergießen zu verhindern.
In dieser ernsten Stunde richten wir an die Arbeiterschaft Nordwestböhmens die eindring lichste Warnung, sich zu feiner Butschaftion mig Brauchen zu laffen und ausschließlich dent be währten Rat ihrer erprobten Organisationen 31 folgen!
Zwei Tote in Brür.
In Brüg begannen die Demonstrationen um 2 Uhr nachmittag in der Kopiger-, Johnsdorfer. und Komotauer- Straße. Die Massen wurden wiederholt von der ausgerüdten Polizei, der Gendarmerie und der Kavallerie zurüdgedrängt, wobei etliche Kavalleristen und Polizisten und auch die Regierungsvertreter Eiger , Pflegr und Mündel zum Teil schwer verleßt wurden. In der Komotaner Straße wurde scharf geschossen. Die Menge begann aus dem Pflaster, welches sie aufgeriffen hatte, eine Barrikade zu errichten und neuerlich die Gendarmerie und den hier
gegen dwi unweit vom Alaunjee auf Zurücknahme der Gendarmerie und Polizei zu gehalten. Dabei kam es zu einem Zusammen-| erwirken. Zum Dank dafür wurde er von einigen Zusammen- erwirken. ftoß zwischen der Gendarmerie und den Demon- fanatischen Kommunisten insultiert. ftranten, wobei erstere von der Schußwaffe Am späten Abend herrscht in Komotau Ruhe.
Notverordnung des Reichspräsidenten . Hausdurch uchungen und Beschlagnahmungen im ganzen Reich.
Berlin , 13. April. Die Sturmabteilungen, Schusstaffeln und sonstige militärähnliche Organisationen der NSDAP. sind heute durch eine Verordnung des Reichspräsidenten auf Grund des Art. 48 der Reichsverfassung aufgelöst worden. Die Reichsregierung hat dem Reichspräsidenten diese Maßnahme ein stimmig empfohlen. In dem amtlichen Kommentar dazu heißt es:
losgelöst von allem Verantwortlichkeitsgefühl für das Schicksal des Proletariats huldigen, so müßte die deutsche Arbeiterklasse jezt alle Schmach, alles Unrecht und alles Leid der Knechtschaft über sich ergehen lassen. Wäre Hitler aus der Wahl mit der größten Stimmenzahl unter den Kandidaten hervorgegangen, so wäre das geschehen, worauf die fürzlich aufgedeckten und für die Nacht na ch dem 13. März gedachten Putschpläne der Hakenkreuzfascisten hinweisen: mit Waffengewalt wäre versucht worden, die Diktatur des nationalistischen Abenteurertums aufzurichten, zumindest wäre Deutschland in einen blutigen Bürgerkrieg verstrickt worden, der, wie immer er ausgefallen wäre, Glend und Jammer des deutschen Volkes ins Ungemessene gesteigert hätte. Diese Gefahren abgewendet, die Ausführung der fascistischen Gewaltpläne verhindert und den größenwahnsinnigen Traum des Fascistengenerals serschlagen zu haben ist das Verdienst der sozialdemokratischen Wähler, die zur Disziplin and politischen Reife durch ihre Partei erzogen, sich mit Elan und ohne Zögern und Zaudern geschlagen haben. Dagegen die sozusagen radifalen kommunistischen Bankerottpolitiker!
Die Maßnahme der Auflösung dient der Staatserhaltung selbst. Sie entspricht einer streng überparteilichen, nach allen Seiten gleiches Maß anwendenden Einstellung der Reichsführung. Es geht nicht um Parteien oder Regierungen, es geht um den deutschen Staat selbst. Keine Reichsregierung fann es dulden, daß irgendeine Partei den Versuch macht, einen Staat im Staate zu bilden und sich Machtmittel schafft, durch die sie in der Lage wäre, unter Umständen ihre Ziele auch mit Gewalt durchzusehen. Auch der Rote Frontkämpferbund ist im Jahre 1929 der Auflösung verfallen, weil er eine Gefahr für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung geworden war. Wir müssen in den kommenden Monaten gegen die Wirtschaftsnot mit tatkräftigen Mitteln angeben. Die erste Bedingung für das Gelingen der Rettungsaktion ist das Vertrauen des deutschen Volles in die Festigkeit seiner staatlichen Verhältnisse. Die Reichsregierung weiß sich in der Auffassung der Lage mit der großen Mehrzahl der Länderregierungen einig. Sie ist fest entschlossen, auch in Zukunft gegen jeden Versuch, einen Staat im Staate zu bilden, ohne Ansehen der Person und der Partei mit allen Machtmitteln des Staates rücksichtslos einzuschreiten. Den Anlaß zu dem Verbote der national Expreß". Hitler erklärte: wenn die Regierung Ihre ausschließlich gegen die Sozialdemokraassistierenden Zug Kavallerie anzugreifen. Als die sozialistischen Organisationen gab hauptsächlich die Sturmabteilungen auflöſe, würde sie die fie gerichtete Heze hat dem fascistischen TodDemonstranten auf die bewaffnete Macht Rägel, die Enthüllung über einen Putsch, den fie für Verantwortung für diese von ihm nehmen; er seinde der Arbeiterklasse erst recht Mut gemit denen Schienen an die Schwellen befestigt den 13. März vorbereitet hatten, falls Hitler zum fönnte dann dieje 400.000 Mann nicht unter macht, sie war der Hauptposten in seiner Rechwerden, zu werfen begannen, gab der Komman Reichspräsidenten gewählt worden wäre. Außer seiner Kontrolle halten, wie dies bisher der Fall dant des Gendarmeriezuges das Kommando ter bayrischen und preußischen Regierung sollen war, und könnte nicht dafür verantwortlichung, die sie zu den höchsten Anstrengungen zum Schießen. Es wurden zwei Salven die badische und hessische Regierung für das Ber - sein, was sie in den einzelnen Fällen tun wür verleitete, ihnen selbst hat sie schon im ersten abgegeben. Zwei Tote und einige Berleßte find bot gewesen sein. Gegen das Verbot soll jich von den. Mit Rube gestatte er, daß seine Organisa- Wahlgange eine Niederlage, im zweiten eine die Opfer dieses Zusammenstoßes. Die Zahl der ten größeren Ländern bloß die sächsische Regie- tionen aufgelöst werden. Berlegten läßt sich noch nicht feststellen. Unter
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Katastrophe und überdies die Schande gerung ausgesprochen haben. Reichsinnenminister bracht, daß hunderttausende ihrer Wähler den Toten befindet sich ein gewiffer Sebeil aus Gröner habe sich in der letzten Zeit gleichanstatt für Thälmann , direkt für den fascistiBruch. 20 Jahre alt, mit Bruftschuß. Der andere falls überzeugen lassen, daß das Verbot am schen Kandidaten gestimmt haben. Was ebenso Tote Křiž aus Tschausch, erhielt einen Kopfschuß. Plate wäre. Das Braune Haus in München ist gestern die Welt am Abend" wie den Kämpfer", Der Zug, der um halb 5 Uhr nachmittag bon Brür nach Komotan abgehen sollte, mußte in die der militärischen Formationen nicht betrof Die Zugangsstraßen zum Braunen Haus sind Partei in Chemnitz zu dem kleinlauten GeDie NSDAP . selbst wird durch die Auflösung nachmittags von der Landespolizei bejekt worden. das offizielle Organ der kommunistischen Station zurückgebracht werden, da die Demons abgesperrt. Bisher ist der Zutritt in das Braune ständnis zwingt, es hätten Kreise des Protestranten die Schienen aufgerissen hatten. Um halb Hitler droht. Haus in München , das von drei Abteilungen fariats, die den Stimmungen der revolutio 7 Uhr abend war die gewöhnliche Ruhe in Brüg Hitler selbst tut, als ob er mit dem Verbot der Polizeibereitschaft besetzt wurde, auch den noch nicht eingetreten. Auf der Komotaner Straße sammelten sich immer weitere Demon- feiner militärischen Organisationen gerechnet Journalisten verboten. Auf telephonische Anjra- nären Ungeduld verfallen sind, diesmal Hitler ihre Stimmen gegeben. stranten, größtenteils Halbwüchige, hielten Autos hätte. Aehnlich wie in anderen Fällen wandte er aen antwortet bloß ein Polizeibeamte, der nähere So weit ist es also gekommen, daß der auf und mußten immer wieder von der Gendar- sich auch diesmal an einen Auslandsforrefpon- Mitteilungen darüber ablehnt, was im Innern Fascismus seine Phalangen mit den Stintdenten an den Berichterstatter des Daily des Braunen Hauses vorgeht.
merie bertrieben werden.
fen.
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